Ich wette, du liebst mich! von Cheytuna ================================================================================ Kapitel 7: Geständnis --------------------- Kapitel 7 Wie am Morgen dieses Tages besprochen, rückten wir in dieser Nacht zusammen. Wir klappten die Sitzmöbel im Bus herunter und erhielten so ein schmales Bett. Es war wirklich nicht sehr groß, doch für uns zwei sollte und musste es reichen. Auch wenn Chris diese Konstruktion selbst gebaut hatte, so hatten wir am Anfang ein paar Probleme alles so herzurichten, wie wir es haben wollten. Man merkte auch, dass die Möbel noch recht neu waren. Die Teile waren nicht abgenutzt und verkanteten sich daher leicht beim richtigen Platzieren. Wir waren wirklich froh, dass wir angefangen hatten während die Sonne noch schien. In der Dämmerung oder in dem schummerigen künstlichen Licht, wenn es dunkel war, wäre es nur umso schwieriger geworden. Erst danach gönnten wir uns ein kleines Abendessen und irgendwie hatte es auch etwas von einer Belohnung. Lange blieben wir dann auch nicht mehr wach und gingen ausnahmsweise mal eher ins Bett. Ich musste aber auch zugeben, dass die Begegnung mit den Wildschweinen wohl aufregender gewesen war, als ich es angenommen hätte. Doch wann kamen sie unter normalen Umständen auch schon in das eigene Lager? Wir suchten also nach einer passenden Möglichkeit uns nebeneinander hinzulegen und zunächst waren wir fast ein wenig schüchtern. Wir wollten scheinbar beide vermeiden, dass wir uns berührten. Doch irgendwann gaben wir uns dann wohl doch beide zufrieden und langsam kehrte Ruhe ein. Es dauerte nicht lange und ich konnte Chris gleichmäßigen Atem vernehmen. Ein wenig war ich schon darüber verwundert, konnte ich selbst nicht so schnell einschlafen. Vermutlich war es einfach die neue Situation, denn ich war es nicht mehr gewohnt, dass jemand Nachts neben mir lag und das, obwohl Isabelle und ich öfters mal in einem Bett oder nebeneinander auf dem Sofa schliefen. Immer wenn einer von uns beiden sich einsam fühlte oder auch einfach nur einen schlechten Tag hatte, krochen wir zu dem jeweils anderen ins Bett. Auch schlichteten wir so unsere Streite. Derjenige der sich als erstes schuldig fühlte, nachdem wir entschieden hatten uns besser gegenseitig zu ignorieren anstelle dessen uns anzumaulen, kam in der Nacht zu dem jeweils anderen ins Bett und entschuldigte sich im Schutz der Dunkelheit. Nach einer kleinen Runde kuscheln war dann meist auch alles wieder in Ordnung. Das war wohl ein Überbleibsel aus unserer Grundschulzeit, doch wir kamen damit gut klar. Der Gedanke daran ließ mich lächeln und ich konnte nicht verhindern meine beste Freundin nun ein wenig zu vermissen. Es kam selten vor, dass wir uns so viele Tage am Stück nicht sahen, doch zum Glück konnte man sich zwischendurch noch schreiben. Nach einer ganzen Weile, in der mir nur immer weiter deutlich wurde, dass die Geräuschkulisse neben Chris nun eine andere war, drehte er sich zu mir und ich spürte seinen Atem an meiner Schulter. Ein Schauer durchfuhr mich. Damit hatte er mir die Entscheidung abgenommen, in welche Richtung ich mich drehen würde. Für mich gab es nichts Schlimmeres als jemanden im Schlaf anzupusten und dadurch den eigenen Atem zu spüren. Ich drehte mich von ihm weg und versuchte meine kreisenden Gedanken zum Stillstand zu bewegen. Auch, wenn sein Atem, der nun meinen Rücken traf, nicht besonders hilfreich dabei war. Doch über zu Hause könnte ich ein andermal nachdenken, das Studium könnte ebenfalls warten und die Situation hier würde mir genauso wenig davon laufen. Endlich machte sich nun auch in mir die Müdigkeit richtig breit und meine Augenlider wurden schwer. Es dauert nicht mehr allzu lange und ich driftete in einen ruhigen Schlaf ab. *~*~*~* Als ich am nächsten Morgen wach wurde, musste es noch sehr früh sein. Ich war müde und mochte nicht wirklich die Augen öffnen. Draußen hörte ich jedoch die ersten Vögel zwitschern, ansonsten war es aber leise. Es war ein wenig kühl im Wagen, weshalb ich die Decke bis zu meiner Nase hochzog. Eigentlich wollte ich mir noch keine Gedanken über Chris machen, doch ganz automatisch versuchte ich irgendwas von ihm wahrzunehmen. Nicht, dass ich erwartete, dass er mich alleine zurückgelassen hatte! In meiner morgendlichen Trägheit war es gar nicht so einfach ihn zu hören. Doch er war noch da, strahlte eine leichte Wärme aus und irgendwie beruhigte mich dieses Wissen. Ich wollte gerade wieder versuchen einzuschlafen und die nächste halbe Stunde oder Stunde noch zu genießen, da fiel mir ein Gewicht an meiner Hüfte auf. Ein wenig verwirrt, warum die Decke so schwer sein sollte, versuchte ich mit geschlossenen Augen in mich hineinzuhorchen, um herauszufinden, was das war. Da bewegte Chris sich bereits im Schlaf und schob seinen Arm weiter meine Taille hinauf, welchen er offenbar unbewusst im Schlaf auf mich gelegt hatte. Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich deswegen leicht erschrak. Auch öffnete ich nun meine Augen, nur um die Decke anzuheben und an mir Hinunter zu gucken. Und tatsächlich sah ich seinen Unterarm auf mir liegen. Ein wenig verwirrt ließ ich meinen Kopf zurück auf das Kissen fallen und schloss meine Augen wieder. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ohne es kontrollieren zu können fing mein Herz an zu rasen. Ich tadelte mich für diese Überreaktion und versuchte wieder ruhiger zu werden. Für mich selbst suchte ich nach einer plausiblen Erklärung, fand jedoch keine zufriedenstellende. Für Chris war dies mit Sicherheit nichts Besonderes. Er war immerhin dafür bekannt die Nächte nicht immer alleine zu verbringen und somit war es wahrscheinlich für ihn etwas völlig normales seinen Arm um den Körper neben sich zu legen. Stellte sich nur die Frage, sollte ich den Arm dort belassen oder sollte ich vorsichtig versuchen ihn von mir herunter zu schieben? Ich konnte den Gedanken nicht verhindern, dass Chris es womöglich unangenehm war, würde er wach werden und mich bemerken. In dem Fall wäre es ihm aber auch unangenehm, wenn ich seinen Arm wegschieben und ihn dadurch wecken würde. Doch würde er selbst so weit denken? Am einfachsten wäre es wohl, wenn ich wirklich wieder einschlafen würde. Mit ein wenig Glück würde er dann vor mir aufwachen und es wäre für keinen von uns unangenehm, denn keiner wusste von dem Anderen, dass er es wusste. Augenscheinlich. Doch wäre es wirklich unangenehm? Umso mehr ich mir darüber Gedanken machte, desto sicherer war ich mir, dass das unangenehmste eben diese waren. Über ein erneutes Einschlafen war inzwischen nicht mehr nachzudenken. Ich zerbrach mir dermaßen den Kopf, dass ich nun wirklich wach war und ich konnte nicht einmal mehr sagen wie lange ich nun hier schon so lag. Offensichtlich lange genug, denn ich hörte wie Chris langsam anfing zu murren und scheinbar wach wurde. Spontan entschied ich mich dazu mich schlafend zustellen. Innerlich schimpfte ich währenddessen mit mir selbst. Wie konnte man sich nur so trottelig in einer solchen Situation verhalten? Ich kam mir vor wie ein Teenager! Das Gefühl nahm auch nicht ab, denn Chris schien sich im Schlaf näher an mich heranzukuscheln und auch sein Griff wurde stärker. Ein Seufzer seinerseits folgte und dann wurde es still. Ich lauschte, ob noch etwas kommen würde, doch stattdessen rückte sein Kopf plötzlich herum. Auch er schien im Kopf die Situation zu begutachten und ebenso schien er deswegen überrascht zu sein. Doch im Gegensatz zu mir setzte er sich nun ein wenig auf und ich nahm an, dass er zu mir herüberblickte. Dann verschwand auch schon sein Arm und er setzte sich scheinbar endgültig auf. An meinem Rücken wurde es ein wenig kühler und ich konnte nicht leugnen, dass ich die Wärme schon jetzt vermisste. Ein Knarzen der eigentlichen Tischplatte unter uns verriet mir, dass Chris aufgestanden war. Er gähnte und ich nahm an, er streckte sich zusätzlich, so, wie ich es die letzten Tage öfters bei ihm am Morgen beobachtet hatte. Damit war die Situation aufgelöst und innerlich lachte ich über mich selbst, warum ich mir darüber so sehr den Kopf zerbrochen hatte. Ich habe nicht mehr lange gewartet bis auch ich schließlich aufgestanden war. Wir merkten beide nicht an, was am Morgen vorgefallen war und somit frühstückten wir schweigend. Danach entschieden wir weiterzufahren, auch wenn es noch früh war und wir uns den See nicht weiter angesehen hatten. Doch so würden wir vielleicht schon zum Mittag einen neuen Platz gefunden haben und könnten uns dort besser umsehen und uns mit der Umgebung vertrauter machen. Wir fanden nach wenigen Stunden Fahrt einen neuen ruhigen Platz. Wieder sehr bewaldet, jedoch mit dem Vorteil über eine große Steinfläche zu verfügen, auf der wir ein kleines Lagerfeuer herrichten konnten, ohne eine höhere Brandgefahr zu haben. Nachdem wir einen kleinen Spaziergang gemacht hatten, stellten wir fest, dass uns dieser Ort sehr gut gefiel. Wir entschieden auch am nächsten Tag noch hier bleiben zu wollen, was somit hieß, dass wir an diesem Abend unseren kleinen Alkoholvorrat ein wenig anbrechen könnten. Der gesamte Tag verlief ohne weitere Vorkommnisse, weshalb ich den Vorfall vom Morgen schon völlig vergessen hatte. Am Abend grillten wir ein wenig Fleisch und legten zum Abschluss noch ein paar Folienkartoffeln in der Glut. Als wir zu letzterem überging, hatten wir bereits unsere alkoholischen Getränke angebrochen, was jedoch mehr Wirkung auf Chris zeigte als auf mich. Zugegeben, ich habe nicht darauf geachtet wie viel er getrunken hatte, denn seine Flasche Wodka interessierte mich nicht sonderlich. Ich trank lieber Whiskey und ertrug das Andere nur als Mischgetränk. Doch dafür hatten wir nichts mehr dabei. Zumindest waren wir uns bei dem Bier einig und wir tranken dieselbe Marke. Bei der Flaschenanzahl hatten wir Gleichstand. Reichlich angeheitert verputzten wir unsere Kartoffeln, was wirklich besonders lustig war, auch wenn ich nicht sagen konnte worüber wir lachten. Der Alkohol zeigte einfach seine Wirkung. Wieder einmal erzählen wir uns alte Geschichten und ich konnte nicht drumherum kommen festzustellen, dass wir unterschiedlicher nicht hätten leben können. Somit wunderte es mich nicht, dass wir uns unter normalen Umständen wohl nie begegnet wären. Was mich jedoch eher wundern würde, hätte ich nicht schon genug Alkohol im Blut, war mein großes Interesse an den Geschichten von Chris. Ich hing ihm regelrecht an den Lippen, ich kommentierte vieles und gab ebenfalls mein Bestes dazu. Chris schien dies zu bemerken und erzählte immer mehr Geschichten mit immer größerer Freude daran. Auch wenn ich manchmal glaubte, dass er seine Geschichten teilweise bestimmt ausschmückte. Doch das machte sie nur umso unterhaltsamer und ich nahm es ihm nicht übel! Schließlich entstand wieder diese angenehme Stille, die jeden Abend zwischen uns entstand. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, ohne, dass es unangenehm war. Ab und zu genehmigten wir uns den einen oder anderen Schluck aus den Flaschen in unseren Händen. „Ich bin schwul“, sagte Chris auf einmal und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche und sah konzentriert nicht in meine Richtung. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er das wirklich gesagt hatte und dachte darüber nach. „Okay“, sagte ich schließlich einfach, da die entstandene Pause langsam doch unangenehm wurde. Was sollte ich denn auch schon sagen? Was wünschte ich mir, was mein Gegenüber entgegnete, wenn ich ihm das mitteilte? Ich konnte selbst nicht darauf antworten. Viel zu sehr kreiste die Frage in meinem Kopf, warum er auch mit Frauen von den Partys verschwand. „Weil sie Hacke dicht sind“, sagte Chris und mir fiel auf, dass ich meine Frage wohl laut gestellt haben musste. „Und dann bringst du sie einfach nur nach Hause?“, fragte ich ein wenig verwirrt und Chris meinte, dass die Frauen sonst wohl nur von irgendwelchen unheimlichen Gestalten abgeschleppt werden würden. Darauf wusste ich so nichts zu erwidern. Zu sehr war ich damit beschäftigt mein nun aus unempfindlichen Gründen schnell schlagendes Herz zu ignorieren. Vielleicht war das auch nur die Auswirkung des Alkohols. „Außerdem glauben die anderen dadurch, dass ich auf Frauen stehen würde“, erklärte Chris noch kleinlaut und nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche in seiner Hand. Ich kam nicht drum herum Mitleid dafür zu empfinden. Was für einen Freundeskreis musste er haben, wenn er nicht zu so etwas stehen konnte? Immerhin war trotzdem bekannt, dass er auch Männer mitnahm. War er das einfach gewohnt? Hatte er bereits schlechte Erfahrungen mit den Reaktionen anderer gemacht? Ich dachte wohl einiges länger darüber nach, denn als ich zu Chris schaute, war dieser in sich zusammengesunken und seine Augen waren nur noch ein Spalt breit geöffnet. „Hey, nicht einschlafen!“, sagte ich daher zu ihm. Ich war ehrlich gesagt nicht begeistert von der Idee ihn ins Bett tragen zu müssen und hier sitzen lassen könnte ich ihn auch nicht. Ich rappelte mich auf meine Beine hoch und kam aufgrund des Alkoholpegels ins Straucheln und kniete mich daher neben ihn hin, während ich mich spontan auf seinem Oberschenkel abstützte. Mir fiel auf, dass Chris ein wenig erschrocken hochsah, jedoch mit seinen Augen sofort an meinen Lippen hängen blieb. Kurz dachte ich darüber nach wie gern ich dem unausgesprochenen Gedanken von ihm nachgeben wollen würde, war jedoch froh darüber nicht so viel getrunken zu haben um diese Idee wieder abschütteln zu können. „Komm, ab ins Bett mit dir“, sagte ich daher nur und nahm ihm die Flasche aus der Hand, um diese zuzuschrauben. Chris hingegen gab nur ein verstimmtes Brummen von sich. Also stand ich auf und zog ihn anschließend hoch. Dann drehte ich ihn in die Richtung unseres Wagens, bevor er dann zum Glück auch schon von alleine losging. Am Wagen angekommen versuchte Chris hineinzusteigen, trat jedoch daneben und fiel hin. Also unterstützte ich ihn so gut es ging, um ihn in den Campingbus hineinzukommen. Auf dem Bett ließ er sich fallen und innerhalb kürzester Zeit war er eingeschlafen. Ich stand daneben und ich ärgerte mich. Ich ärgerte mich über mein schnell schlagendes Herz. Ich ärgerte mich über das prickeln meiner Hände, mit denen ich ihm gerade noch aufgeholfen hatte. Ich ärgerte mich darüber, die Situation vorher nicht ausgenutzt zu haben. Ich ärgerte mich darüber, dass ich ihn jetzt anders hinlegen musste, damit auch ich dort liegen könnte. Doch gleichzeitig wurde ich das Grinsen auf meinen Lippen nicht los. Mir gefiel es viel zu sehr zu wissen, dass auch er schwul war. Die leise Stimme in meinem Hinterkopf die mir erzählte, dass er auch seine anderen Geschichten ausgeschmückt hatte, versuchte ich so gut wie möglich auszublenden. Ich wollte viel zu sehr, dass das was er zuletzt sagte, wahr ist. Ich verstand, dass ich inzwischen nur darauf gehofft hatte, dass es zu so etwas kommen würde. In der Zeit, die wir nun zusammen verbracht haben, war er mir immer wichtiger geworden und mein Interesse war größer als ich es angenommen hätte. Ich weiß nicht wie lange ich ihn einfach nur angesehen habe, doch irgendwann zog ich ihn weiter auf das Bett rauf und legte seine Beine ebenfalls hinauf. Seine Kleidung ließ ich ihm, doch deckte ich ihn zu. Danach zog ich mich schnell um und legte mich dazu. Ich habe erwartet, dass meine Gedanken zu dem Thema noch kreisen würden, doch der Alkohol tat sein übriges und ich schlief ebenfalls schnell ein. Ende Kapitel 7 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)