Black Jack von haruika ================================================================================ Kapitel 1: Sturm ---------------- STURM Jeder schimpft auf das Wetter, aber keiner tut etwas dagegen. [Mark Twain 1835-1910] Der Himmel war mit schwarzen Wolken durchzogen, die wie Säcke schwer über dem tosenden Meer hingen. Die Wellen türmten sich Meter hoch auf und brachten das Flaggschiff der Whitebeard-Piraten gefährlich zum Schwanken. Der Großteil der Mannschaft befand sich an Deck und arbeitete in einem eingespielten Tempo verbissen daran, das Schiff vor dem Kentern zu bewahren. Sie alle waren seit einigen Stunden dabei, nass bis auf die Knochen. Die Kälte und der nicht schwächer werdende Sturm nagten an ihrer Belastungsgrenze. Blitze erhellten in Abständen den Himmel, das einzige Licht was noch übriggeblieben war. Die Signalfeuer waren nach dem Einsetzen des Regens schon längst erloschen. Der Wind stürmte so heftig, dass man kaum sein eigenes Wort verstand, geschweige denn das der Kameraden. So war auch niemanden aufgefallen, dass trotz des Unwetters und der Blitze, der Donner ausblieb. Der Kommandant der ersten Division Marco, kreiste in seiner Phönix-Form über dem Schiff, immer Ausschau nach verrutschten Tauen, oder Männer, die über Bord zu stürzen drohten. Zeitgleich mit den aufflackernden Flammen des Kommandanten der zweiten Division Puma D. Ace, gab das Schiff von weiten ein schauerliches Specktakel ab. Allerdings gab es niemanden außer der Mannschaft selbst, die über diesen Anblick staunen konnten. Und die waren alle samt damit beschäftig sich vor dem Ertrinken zu retten. Sie befanden sich in Mitten eines gigantischen Orkans Mutterseelen allein im Meer, irgendwo auf der Grandline. Und es war weit und breit kein Land, keine Menschenseele in Sicht. Nun, nicht ganz. Thatch, Kommandant der vierten Division und Träger einer Atem beraubenden Haartolle, die sich selbst bei diesem unmenschlichen Wetter behaupten konnte, leuchtete mit einer großen Gaslampe dem Mann hinten am Steuer den Weg vor raus. Immer ein Auge auf das ungezügelte Treiben der Wellen, um ja kein Schiffbruch an Felsvorsprünge und der Gleichen zu erleiden. Unter seinem wachsamen Auge entging ihn auch nicht das seltsame Objekt am Rande seines Sichtfeldes. Er drehte sich zu seiner Linken und schaute angestrengt in die Ferne. Es war nicht besonders groß und bewegte sich eindeutig zu sehr mit den Wellen mit, als ein Felsbrocken zu sein. Es sah aus wie… Verdammt, das war ein Boot! Eine verdammte, kleine Nussschale in Mitten dieses verrückten Unwetters. Und nicht nur das, da lag ganz sicher jemand drin! Thatch drehte sich alarmiert in Richtung der blauen Flammen, die Marco in seiner Phönix-Gestalt erkennbar machten. „Mann über Bord!“, schrie Thatch ihm zu und deutete in die Richtung, in die er das Boot ausgemacht hatte. Marco hatte ihn anscheinend gehört oder Thatch’s Fingerzeigen gesehen und schoss ohne zu Zögern auf den kleinen Kahn zu. Er ließ sich mit dem Wind hinabgleiten, schnappte die Person mit seinen Klauen an deren Schultern und stieg gleich wieder hinauf, weg von den tobenden Wellen. Keine Sekunde zu früh, denn das Boot wurde im nächsten Moment von dem Meer endgültig verschluckt. Als Marco die Moby Dick erreichte, warteten schon Thatch und Jozu, Kommandant der dritten Division, auf ihn, beladen mit zwei großen Decken. Thatch breitete eine der Decken auf dem Boden aus, damit Marco in seiner Phönix-Gestalt sein Gepäck sanft abladen konnte. Er verwandelte sich wieder zurück und landete elegant neben den beiden Männern. Jozu legte sofort die zweite Decke über die leblose Gestalt am Boden, rollte sie in die Decken ein und wuchtete sie mit einem Schwung auf seine Schulter. „Ich bring den Verrückten mal unter Deck., mal sehen was sich machen lässt.“, meinte er. Marco nickte zur Bestätigung. „Gut, bring ihn in den Speisesaal, da dürfte Platz genug sein. Ich gehe und hole Ace, der wird dafür sorgen, dass der hier uns nicht erfriert.“ Damit machte er kehrt und schwang sich ein weiteres Mal in die Lüfte. Thatch bezog wieder seine Ursprüngliche Position. Auf dem Weg in den Speisesaal musste Jozu mehreren umgekippten Fässern ausweichen, die sich aus ihrer provisorischen Verankerung gerissen hatten und jetzt unkontrolliert mit dem schwanken des Schiffes hin und her rollte. Er bellte den Kameraden zu, die ihm am nächsten waren, dass sie gefälligst und schnell die Dinger wieder fest machen sollten. Es gab kaum was Gefährlicheres in einem Sturm, wie verrutschte Ladung. Jozu griff sich eine der Lampen, die am Eingang zu den Räumlichkeiten unter Deck hing, und leuchtete sich den Weg, bis hin zu einer großen Holztür. Die Mensa glich einem großen Tanzsaal, jetzt wo alle Tische und Stühle an den Wänden mit Seilen festgemacht wurden, um nicht bei dem Geschaukel den ganzen Raum zu verwüsten. Der große Hüne, ging leicht in die Knie und lud sein gut verpacktes Paket mit einer Sanftheit ab, die man ihm allein von seinem Aussehen gar nicht hätte zugetraut. Hinter ihm tauchte Merilla auf, eine von den angeheuerten Krankenschwestern, die sich normalerweise um den Kapitän kümmerten. Sie ging um Jozu herum, der sich immer noch über die leblose Person vor ihnen, gebeugt hatte, und begann damit, die Decke beiseite zu schieben. „Mann was für ein Idiot. Bei diesem Wetter aufs Meer zu fahren und dann noch in so einem kleinen Boot! Der hatte echt mehr als nur Glück, dass wir ihn gefunden haben!“ Merilla konnte ihm nur zustimmen. „Nun, wer immer das ist, das ist keiner von uns. Marco wäre das bestimmt aufgefallen, wenn jemand über Bord gegangen wäre.“ Bevor die kleine zierliche Brünette die Decken gänzlich zur Seite schieben konnte, tauchte Thatch in der Tür auf. „Marco und Ace sind unterwegs. Wir haben mit Vista und Blamenco getauscht. Sieht aber so aus als ob wir das schlimmste überstanden haben.“ Erleichterung machte sich im Raum breit. Das war längst überfällig, länger hätten sie dem Sturm wohl auch nicht standhalten können. Thatch schlenderte zu dem Objekt allen Aufruhrs und fasste sich nachdenklich ans Kinn. „So lass uns doch mal einen Blick auf den Irren werfen, den Marco aus dem Meer fischen musste.“ Er beugte sich vor und zog am Kopfende die Decke weg. „Weißt du, du musst ganz schön durchgeknallt sein, bei dem Wetter sich in ein Boot zu setzen, Mann!“ Thatch wollte, so wie immer, munter drauf weiter quasseln, stoppte doch abrupt als er das Gesicht des Irren sah. Nur, dass es kein Irrer, sondern eine Irre war. Marcos blonder Schopf tauchte auf, sah Thatch irritiert an. „Eine Frau?“, fragte er nur. „Scheint so.“ Alle im Raum Umherstehenden schauten verwirrt auf die junge Frau herunter, die tropfnass immer noch nicht das Bewusstsein erlangt hatte. Merilla brach irgendwann das Grübeln und legte ihr eine Hand auf die Stirn. „Sie hat hohes Fieber und ist unterkühlt. Das muss dringend behandelt werden.“ Marco gab einen genervten Laut von sich. Eine Frau an Bord war problematisch. Eine bewusstlose und schwer kranke Frau noch mehr. Und es viel in seine Verantwortung, da er sie aus dem Wasser gezogen hatte. Davon mal abgesehen würde Ace gar nicht begeistert sein, sie mit seinem Flammenkörper wärmen zu müssen. Denn außer ihm gab es nach dem heftigen Sturm nichts ausreichend Warmes und Trockenes mehr, was diese junge Frau vor dem Erfrieren retten konnte. Einen Mann zu wärmen war das eine. Unangenehm, aber mit einem Schulterzucken abzutun. Aber eine Frau? Das grenzte an sexueller Belästigung. Nun, der zweite Kommandant hatte wohl keine Wahl. Während Marco noch mit seinen Gedanken beschäftigt war, machte sich Merilla daran, ihren Körper soweit wie möglich nach Verletzungen zu untersuchen. Sie fuhr mit dem Daumen über ihre Unterarme entlang, stirnrunzelnd. „Das sieht komisch aus. Thatch, bring mal die Lampe näher heran.“ Thatch tat wie geheißen und zog bei genauerem Hinsehen scharf die Luft ein. „Was ist los?“ fragte Marco alarmiert. „Hier“ Thatch deutete auf ihren Unterarm. „Das sieht übel aus.“ Der erste Kommandant beugte sich etwas vor und verengte die Augen um besser sehen zu können. Erst dachte er bei dem schwachen Licht und ohne vorhandener Brille nichts erkennen zu können, aber da irrte er sich. Auf der Innenseite ihrer Arme, da wo eigentlich ihre Adern erkennbar sein müssten, zogen sich blau-violette Bänder hin. Sie leuchteten schwach und pulsierten aufgeregt, im Einklang ihres heftig arbeitenden Herzschlages. „Was zum-?“ „Mann Marco!“ die Tür zum Speisesaal wurde mit einem unsanften Knall zur Seite geschoben. Ace‘ Gestalt tauchte im Türrahmen auf, umgeben von einer tänzelnden Schar kleiner Flammen, die ihn vor dem Regen bewahrt hatten nass zu werden. Bis auf seine zerzausten Haare sah er, im Gegensatz zum Rest der Crew, topf aus. Sein Gesichtsausdruck nach, war er alles andere als erfreut. „Warum soll ich irgendeinen Idioten, der mit ‘nem kleinen Kahn fast abgesoffen ist, den Arsch wärmen? Bin ich ne Gott verdammte Heizung, oder was? Ich kuschle ganz sicher nicht mit einem beharrten alten Sack, der...“ Seine Schimpftriade setzte aus, und wich einem schockierten Luftholen, als er die gerade gerettete Person vor sich erblickte. „Aber, das ist…“ stammelte er, unter Beobachtung von 4 Augenpaaren. „Scheiße, das ist meine Schwester!“ rief er entsetzt aus, schupste von Panik getrieben Marco und Merilla unsanft zur Seite, die ihm den Weg versperrten. Zitternd und mit Sorge verzerrten Gesicht, zog er die junge Frau auf seinen Schoß und strich ihr die mit Salzwasser verklebten, blonden Haare aus dem Gesicht. „Deine Schwester?“ fragte Jozu, der die ganze Zeit so schweigsam wie ein grab gewesen war. Sein Tonfall war mehr als unglaublich. „Seit wann hast du eine Schwester, Ace?“ fragte auch Thatch der ihn erstaunt musterte. „Scheiße, Mann das ist jetzt gerade völlig egal! Seht ihr nicht, dass sie fast abgesoffen wäre?“ Ace machte nun sich selbst daran, sie nach wo möglichen Verletzungen zu untersuchen. Als er ihre seltsam, violett pulsierenden Arme sah, fluchte er so laut stark, dass es selbst den standhaftesten Männern um die Ohren schlackerte. Er setzte seine Untersuchungen fort und begann nun ihre nasse Kleidung herunter zu zerren. Die beteiligten Zuschauer drehten sich peinlich berührt von den beiden weg. Marco räusperte sich, der nervöse Unterton passte so gar nicht zu seiner, sonst so kühlen und nüchternen Art. „Ace, ich denke das solltest du besser wo anders machen. Einen Raum mit mehr Privatsphäre vielleicht.“ Dieser hielt inne, schaute konfus zu den ersten Kommandanten auf, ließ seinen Blick über die verlegenen Gesichter der Übrigen wandern. Er brauchte einen Moment um die Situation zu begreifen. „Hey was-?“ wütend richtete er sich auf. „Was zum Geier schaut ihr, ihr Perversen! Denk ihr, ihr könnt bei ‘nem kosten losen Striptease zu sehen? Bei meiner Schwester?!“ Ace Rücken ging vor Wut in lichterlohen Flammen auf. Er krallte sich eine der Decken und schlang sie schützend um den Körper seiner Schwester und hob sie in seine Arme. Thatch, der Unglückliche, befand sich in Ace nächster Nähe und bekam gleich ein paar erboste Funken von seinem Kameraden zu spüren. „Hey Mann, was können wir dafür, wenn du sie ohne Vorwarnung ausziehst?“ „Scheiß drauf! Sieh sie gefälligst nicht an!“ fauchte Ace zurück. Bevor die Situation noch mehr Eskalieren konnte, hatte sich Marco zwischen die beiden Hitzköpfe gestellt und hielt den wortwörtlich wutentbrannten Feuerbändiger davon ab, sich mit samt seiner Schwester in den Armen, auf seinen Kameraden zu stürzen. Das würde sicher nicht gut ausgehen. „Ich schlage vor, dass du deine Schwester in deine Kajüte bringst und sie da behandeln lässt. Es ist so oder so viel zu viel Zeit vergangen. Sie braucht jetzt dringend ärztliche Behandlung und vor allem Wärme.“ Marcos Griff an Ace‘ Oberarm verstärkte sich, damit dieser ihm endlich zuhörte. „Machst du das Ace?“ Er drehte nur wiederwillig seinem Vorgesetzten den Kopf zu. Mit zusammen gebissenen Zähnen, deutlich um die Kontrolle ringend, nickte er. „Gut, dann geh. Jetzt.“ Marco, ganz der Anführer, riss das Kommando, jetzt wo sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, an sich. Mit schnellen Gesten verteilte er seine Befehle. „Thatch, du gehst los und besorgst für Merilla alles, was sie braucht um Ace Schwester wieder auf Vordermann zu bringen. Jozu, du gehst wieder an Deck und hilfst mit den Aufräumarbeiten. Ich werde mich oben umsehen und dann dem Kapitän Bericht erstatten.“ Er wollte sich gerade zum gehen wenden als er doch noch einmal stoppte. „Ace, diese violetten Streifen bei deiner Schwester…?“ fragend sah er seinen jüngeren Kollegen an. Ace nickte nur und sagte der Krankenschwester „Ich brauche Seesteinhandschellen und zwei oder drei kleine Steine davon. Und das schnell.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)