Et je ne peux pas m'empêcher de tomber amoureuse de toi von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 2: Étrangers -------------------- Wütend warf Chris die Silbermedaille auf sein Sofa und weckte dadurch seine Katze, die es sich oben auf der Rückenlehne gemütlich gemacht hatte. Sie gähnte laut, lief dann maunzend auf ihn zu u d schmiegte sich an sein Bein. „Du kriegst ja schon was zu essen“, meinte er liebevoll und ging dann, nachdem er seinen Wintermantel aufgehangen hatte, in die Küche. Bijou stürzte sich hungrig auf den Futternapf, nachdem er diesen vor ihre Füße stellte. Er sah ihr für einige Minuten beim Essen zu und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Die Silbermedaille lag glänzend auf dem schwarzen Ledersofa und erinnerte ihn an das Finale des diesjährigen Grand Prix. Es hatte wieder einmal nur für Silber gereicht. Seufzend ließ sich Chris aufs Sofa fallen und starrte nachdenklich auf das Silberstück. Während der Spanier Javier Fernández Bronze geholt hatte und er selbst Silber, war die Goldmedaille nun schon zum vierten Mal an Viktor Nikiforov gegangen. Chris hatte bei der Kür gleich den ersten Sprung verhauen, als er bei der Landung das Gleichgewicht verloren und das Eis mit einer Hand berührt hatte, um nicht zu stürzen. Sein Plan den Punkteunterschied zwischen Viktors und seinem Kurzprogramm durch eine fehlerfreie Kür wettzumachen, war augenblicklich gescheitert. Zwar lief er den Rest seiner Kür einwandfrei, doch fehlten ihm 1,04 Punkte zum Sieg. Natürlich freute er sich für Viktor. Die beiden waren zwar Rivalen, doch auch beste Freunde. Und doch war es sein größter – nein, eigentlich der Wunsch aller Eiskunstläufer, derjenige zu sein, der Viktor Nikiforovs Siegesreihe brach. Sein Handy blinkte auf und Chris griff nach dem Gerät. Die Datingapp hatte eine Benachrichtigung geschickt.   Nicolas hat dich geliket. Nutze die Chance und schreib ihn jetzt an!   Richtig, Nicolas. Durch das Finale hatte er die App ganz vergessen. Nachdenklich starrte er auf seinen Sperrbildschirm – ein Foto von Bijou. Sollte er Nicolas anschreiben? Normalerweise fiel es ihm leicht, den ersten Schritt zu machen. Aber da ging es ihm auch nur um eines. Etwas, was Nicolas nicht suchte. Seufzend legte er sein Smartphone wieder aus der Hand und beschloss erst einmal duschen zu gehen. Vielleicht würde ihm ja danach etwas Passendes einfallen, wie er das Gespräch beginnen konnte. Doch nach dem Duschen war ihm noch immer nichts eingefallen und er entschied sich, die App erst einmal zu schließen. Schließlich lief Nicolas ihm ja nicht davon. Und selbst wenn … vielleicht war es besser so. Vielleicht gab es jemanden da draußen, der besser zu ihm passte und im Gegensatz zu Chris keine Bindungsängste hatte. Die Wochen vergingen und keiner der beiden machte den ersten Schritt. Ab und an öffnete Chris die App und starrte minutenlang auf Nicolas‘ Profilbild. Zu Weihnachten änderte er es und postete das Bild von sich und einer jungen Frau in zwei schrecklich kitschigen Weihnachtspullis. Die Frau sah ihm ähnlich und Chris vermutete, dass sie miteinander verwandt waren. Kurz überlegte er ihm ein frohes Weihnachtsfest zu wünschen, doch dann dachte er daran, wie erbärmlich es doch wirken musste, dass er ihm erst Wochen später schrieb. Und außerdem, wenn Nicolas Interesse an ihm hätte, dann hätte er auch schreiben können, redete Chris sich ein und konzentrierte sich intensiver auf die kommenden Wettbewerbe, umso nicht mehr an ihn denken zu müssen. Etwa eine Woche vor seinem Geburtstag lag in seinem Briefkasten ein Einwurfeinschreiben aus Russland. Chris, der gerade vom Training wiedergekommen war, grinste breit, als er den Brief sah. Viktor schickte sein Geburtstagsgeschenk für ihn immer frühzeitig los. Er legte den Brief auf die Kommode im Wohnzimmer und schickte Viktor dann eine kurze Nachricht, dass der Brief angekommen war. Viktors Antwort kam postwendend.   [20:43 Uhr] Hast du den Brief aufgemacht?   [20:44 Uhr] Nein. Wieso?   [20:46 Uhr] Mach einfach, bitte.   Verwundert riss Chris den Umschlag auf und holte zwei Flugtickets und eine Konzertkarte heraus. Der Flug fand am 13. Februar vom Berner Flughafen statt und sollte dann etwa drei Stunden später in Paris landen. Der Rückflug war für eine Woche später. Und die Konzertkarte war für das Concours Supérieur de Concertiste. Einen Konzertwettbewerb der renommierten Musikschule École Normale de Musique de Paris, bei dem die Schüler des Abschlusssemesters ihr Können präsentierten. Fassungslos blickte Chris auf die Konzertkarte. Zwar war er schon zu einigen klassischen Stücken gelaufen, aber als Fan klassischer Musik würde er sich nicht gerade bezeichnen. Zudem waren die Karten auch noch unglaublich teuer.   [20:49 Uhr] Du. Bist. Wahnsinnig. Vik, das kann ich nicht annehmen, so sehr es mich auch freut. [LEFT] [/LEFT] [LEFT][20:53 Uhr][/LEFT] [LEFT]Doch, kannst du.[/LEFT] [LEFT]Ich bestehe drauf.[/LEFT] [LEFT]Du wirst schon noch sehen, warum.😘[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [20:57 Uhr] Aber gleich für eine Woche? Wie soll ich so schnell ein Hotel finden?   [21:02 Uhr] Du checkst im Barrière Le Fouquet’s ein. Hab eine Suite auf deinen Namen gebucht.   [21:06 Uhr] Ist das nicht unglaublich teuer? Viktor, das kann nicht dein Ernst sein.   [LEFT][21:11 Uhr][/LEFT] [LEFT]Ich sagte doch, dass du dir keine Gedanken darüber machen sollst.[/LEFT] [LEFT]Du weißt, dass ich es mir leisten kann.[/LEFT] [LEFT]Außerdem bist du mein bester Freund und ich will dir eine Freude machen.[/LEFT] [LEFT]Du wirst schließlich nur einmal 23.[/LEFT]   Chris seufzte und kraulte dann Bijou, die sich auf seinem Schoss breitmachte. Viktor konnte es sich leisten, als vierfacher Goldmedaillengewinner rannten ihm die Sponsoren regelrecht die Tür ein. Zudem hatte er durch das Erbe seiner Eltern genügend auf dem Konto. Doch das erklärte noch lange nicht, warum Viktor ihm einen Flug nach Paris spendierte und ihm auch noch Karten für das wichtigste Konzert dieser Musikhochschule ausgab. Chris kannte die Schule auch nur deswegen, weil Viktor beim Grand Prix vor zwei Jahren zu einem Stück gelaufen war, das ein Absolvent der Schule komponiert hatte. Ob er wieder vorgehabt hatte, einen Komponisten von dort zu finden? Aber das erklärte nicht, weshalb er Chris einen Kurztrip dorthin spendierte. Was auch immer der Grund für Viktors überteuertes Geschenk war, er kannte seinen besten Freund genug, um zu wissen, dass es sich lohnen würde. Und doch konnte er es nicht erwarten, bis endlich der Dreizehnte war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)