Et je ne peux pas m'empêcher de tomber amoureuse de toi von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 4: Secoureurs --------------------- Es war 7:23 Uhr, als Chris wach wurde. Er wusste es, weil er wie immer gleich nach dem Wachwerden nach seinem Smartphone griff. E-Mails und Nachrichten hatte er keine, und so scrollte er nun durch Instagram und likte, wann immer ihm ein Bild gefiel. JJ Leroy, der sich letztes Jahr zum ersten Mal für das Grand Prix Finale qualifiziert hatte und den Chris trotz seines nervigen Verhaltens, ganz nett fand, hatte das Bild von sich und einer jungen Frau gepostet und dazu #ourfirstdate #iwassointoherathighschool #myfirstcrush und #wishmeluck geschrieben. Selbst JJ, der gerade mal siebzehn Jahre alt war, bekam es hin, seinen Highschool-Crush um ein Date zu bitten. Zahllose Fotos von Makacchin. Emil Nekola beim Training. Ein Video der Crispino-Zwillinge, in dem sie mehr schlecht als recht irgendein italienisches Lied vorsangen. Chris schloss die App und rief dafür den Internetbrowser auf. Mit mehr Fehlern als er je zugeben würde, tippte er den Namen des Konzerts ein und schon kurze Zeit später spuckte ihm Google die Website der Musikschule aus. Den Göttern sei Dank, dass die Seite auch in Englisch war. So brauchte Chris nur wenige Sekunden, um die Adresse zu finden. Mit der Métro war die Schule nur zwanzig Minuten entfernt vom Hotel. Und sicher würde dort jemand Englisch sprechen und ihm weiterhelfen. Aber würde man ihn denn auch so einfach zu Nicolas lassen? Das hier war eine Privathochschule und kein Hochsicherheitstrakt. Sicher würde er irgendwie einen Weg finden, Nicolas endlich kennenzulernen. Viktor hatte recht. Er musste Nicolas wenigstens eine Chance geben. Und Chris wusste, dass sein bester Freund ihm nie verzeihen würde, wenn er diese Chance nicht nutzte. Und vielleicht war es ja wirklich Zeit, sich endlich wieder auf eine Beziehung einzulassen. Entschlossen schwang sich Chris aus dem Bett, duschte und zog sich dann an. Vielleicht könnte er Nicolas zum Kaffee einladen. Ganz unbefangen, einfach nur so. Chris warf sich seinen Wintermantel über und stieg in seine Stiefel, ehe er das Hotelzimmer verließ. Die nächste Métrostation war nur wenige Minuten Fußweg entfernt und Chris kam genau dann am Bahnsteig an, als die nächste Métro Richtung La Défense einfuhr. Eine Station später stieg er schon wieder aus und eilte zur nächsten Haltestelle. Ehe er gegangen war, hatte er sich den Weg genauestens eingeprägt. In Monceau musste er aussteigen und den Rest dann laufen. Aber bestimmt würde ihm in diesen Minuten irgendetwas einfallen, was er zu Nicolas sagen könnte. Er erreichte das Schulgebäude um kurz vor neun Uhr. Unsicher blickte Chris auf das alte Gebäude vor ihm. Gegenüber war ein kleines Café und Chris nahm sich vor, dort nachher einen Kaffee trinken zu gehen. Neben der gusseisernen Eingangstür stand in goldenen Lettern der Name der Schule. Vorsichtig trat Chris durch die Tür und sah sich um. Die Eingangshalle war groß und zeigte auf den ersten Blick, dass dies hier eine der renommiertesten Musikschulen Frankreichs war. An den Wänden hingen Bilder verschiedener Musiker und Musikerinnen, wahrscheinlich waren dies Absolventen der Schule. Gleich neben der Tür führten Treppen in höhere Stockwerke. Die Halle war menschenleer, wahrscheinlich war gerade Unterricht. Chris trat einige Schritte nach vorne und überlegte, was er nun tun sollte. Ob er an eine der Türen klopfen sollte? Sicherlich musste sich doch das Sekretariat ganz in der Nähe befinden. Neben den Türen hingen kleine Schilder auf denen wahrscheinlich stand, was sich dahinter befand. Neben der dritten Tür stand auf dem Schild Bureau du Secrétaire. Nun, das Wort klang doch schon so ähnlich. Vielleicht hatte er ja Glück und war hier richtig. Er sammelte sich noch einmal kurz und klopfte dann an. „Entrez!“, erklang eine freundliche Stimme und er drückte die Klinke nach unten. Eine junge Frau mit Kurzhaarschnitt saß hinter dem Tresen. Sie trug ein Namensschild, auf dem M. Martinez stand, und blickte ihn verwundert an, als er eintrat. „En quoi puis-je vous aider?“, fragte sie höflich. „Ich suche nach Nicolas Chevalier“, antwortete Chris. „Können Sie mir helfen?“ „Darf ich fragen, weshalb Sie nach ihm suchen?“ Frau Martinez wechselte problemlos ins Englische und Chris fiel ein Stein vom Herzen. Er hätte nicht gewusst, wie er sich sonst hätte verständigen sollen, wenn sie ihm nicht entgegengekommen wäre. „Sind Sie mit ihm verwandt?“ „Nein. Ich habe das Konzert gestern gesehen und wollte…“ Chris zögerte. Ob er ihr sagen konnte, dass er Nicolas das erste Mal in einer Datingapp gesehen hatte und nun seine eigene Dummheit, nicht eher den ersten Schritt gemacht zu haben, wettmachen wollte? „Oh, Nicky war sehr verärgert über seinen Auftritt. Er hat sich heute Morgen ständig über den Fehler aufgeregt, der ihm passiert ist. Ich hatte ihm gesagt, dass es nicht so schlimm ist, schließlich hat er alles andere perfekt gespielt, aber er wollte nicht hören“, erzählte Frau Martinez kichernd. Nun war es Chris, der sie verwundert anblickte. „Kennen Sie ihn etwa?“ „Oh, entschuldigen Sie bitte meine Unhöflichkeit.“ Sie stand auf und ging dann um den Tresen herum. „Mein Name ist Madeleine Martinez. Ich bin Nicolas‘ ältere Schwester!“ Sie streckte ihm die linke Hand entgegen, an dessen Ringfinger ein schlichter Goldring steckte. Natürlich. Sie war die Frau von Nicolas‘ Profilbild zu Weihnachten. Ihre Haare waren kürzer als auf dem Bild, da war es kein Wunder, dass Chris sie nicht gleich erkannt hatte. „Christophe Giacometti“, stellte er sich selbst vor und schüttelte kurz ihre Hand. „Chris ist in Ordnung.“ „Christophe Giacometti? Der Christophe Giacometti?“ Sie sah ihn überrascht an. „Oh, ich bin ein riesiger Fan von Ihnen. Bitte, nennen Sie mich Madeleine. Wenn Nicky wüsste, dass Sie gerade hier sind…“ „Ist er auch ein Fan?“, fragte Chris hoffnungsvoll. „Nein, dieser Idiot interessiert sich leider so gar nicht für Eiskunstlauf. Egal wie oft ich ihn zu irgendwelchen Shows mitgeschleppt habe, er war einfach nie dafür zu begeistern.“ Madeleine schob beleidigt ihre Unterlippe vor und grinste dann wieder. Chris war enttäuscht von ihren Worten. Aber nein, das musste nichts heißen. „Sie sagten, dass Sie ihn sehen wollen?“, fragte Madeleine erneut nach. „Ja“, antwortete Chris. „Ich sagte zwar, dass ich Ihren Bruder gestern bei dem Konzert gesehen hatte, aber eigentlich habe ich ihn schon vorher kennengelernt.“ Wieder zögerte er. Wusste Madeleine von der Datingapp, bei der Nicolas angemeldet war? Dann fiel sein Blick erneut auf ihren Ring. Vielleicht war das ja eine Möglichkeit. „Ihr Ring ist hübsch“, sagte er stattdessen und deutete auf ihre Finger. „Sind Sie verheiratet?“ Madeleine errötete leicht. „Ja, bin ich. Christine und ich waren damals mit die Ersten, die sich das Jawort gegeben hatten, als Frankreich die Ehe für alle geöffnet hat.“ „Gratuliere.“ Chris lächelte sie warm an. „Ich habe Nicolas das erste Mal Anfang Dezember gesehen, als mir meine Datingapp sein Profil anzeigte.“ „Oh?“ Sie sah überrascht auf. „Nun, und ich habe ihn geliket und er hat mich auch geliket. Aber dann wusste ich nicht, wie ich ihn ansprechen soll und dann war plötzlich so viel Zeit vergangen, dass es merkwürdig vorgekommen wäre, ihn einfach so anzuschreiben Und dann hat mein bester Freund herausgefunden, dass Nicolas an dem Konzert gestern teilnahm und hat mich in den Flieger gesetzt. Und wenn ich nicht wenigstens versuche, Kontakt aufzubauen, wird er mir das nächste Mal wenn wir uns wiedersehen, mit Sicherheit einen Arschtritt verpassen. Bitte, können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?“ Sie nickte eifrig. „Ach, das ist eine Geschichte, die ja eigentlich verfilmt gehört“, meinte sie verträumt. „Nicky ist seit Ewigkeiten Single und es hat schon einiges an Überzeugung gekostet, bis er sich die App runtergeladen hatte. Trotzdem hat er mir nie erzählt, ob er da schon jemanden kennengelernt hat. Wenn ich gewusst hätte, dass es ausgerechnet Christophe Giacometti ist, den er geliket hat, hätte ich ihn zu Ihrem nächsten Auftritt gezerrt. Nicolas wird gerade im Unterricht sein. Soll ich ihn rufen lassen?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Ich möchte ihn ungern beim Lernen stören. Aber können Sie ihn stattdessen bitten, mich in dem Café gegenüber zu treffen? Ich denke, dass das ein guter Ort ist, um zu reden.“ „Oh, natürlich. Ich werde schon dafür sorgen, dass er dort hingeht“, erklärte Madeleine lachend. „Danke. Sie wissen gar nicht, wie viel mir das bedeutet.“ Chris zwinkerte ihr freundlich zu. „Nichts zu danken. Aber, eins müssen Sie tun, wenn Sie wollen, dass ich Nicky Bescheid gebe.“ Er blickte sie fragend an. „Ich will ein Foto mit Ihnen. Christine wird Augen machen, wenn sie erfährt, dass ich Sie kennengelernt habe. Sie müssen wissen, wir sind im gleichen Fanklub und haben uns dadurch kennengelernt. Darf ich? Sie sind schließlich privat hier und wollen ungerne von Fans belästigt werden.“ Chris lächelte. „Das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Und wenn ich Ihnen eine Freude bereiten kann, macht mir das gar nichts.“ Hosted by Animexx e.V. 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