Reform in Pink von Writing_League ================================================================================ Es war schrecklich. Die DA war aufgeflogen, Dumbledore war aus dem Schloss vertrieben und… und nun saß eine Kröte auf dem Stuhl des Schuldirektors, sah die Schülerschaft, die sie zum Abendessen für eine Verkündung zusammen befohlen hatte, gönnerhaft lächelnd an. „Chrm chrm! Meine Lieben, wie ihr gewiss mitbekommen habt, haben wir endlich ein paar der Schandflecke, die diese wunderbare Institution beschmutzten, ausmerzen können. Ab morgen weht hier in Hogwarts ein neuer Wind! Geht beruhigt zu Bett in dem Wissen, dass Dolores Umbridge ab sofort für eure Sicherheit sorgen wird.“ Die Geräusche, mit der die Schülerschaft diese Ankündigung bedachte, waren alles andere als beruhigt, doch das schien die Frau nicht weiter zu stören. Sie schien auch die Einzige zu sein, die an diesem Abend mit Appetit essen konnte. *** „Wir müssen etwas unternehmen!“ Rons Flüstern war alles andere als subtil leise, doch hier im Gemeinschaftsraum der Gryffindor war das nicht schlimm, denn die meisten von ihnen hatten ähnliche Gedanken, und niemand würde sie verraten. Es änderte allerdings auch nichts daran, dass die allgemeine Stimmung sehr tief war. Was sollten sie denn auch unternehmen? Ohne Dumbledore war es gefährlicher denn je, sich gegen Umbridge aufzulehnen, und auch die DA bot ihnen nun keinen Trost und keinen Schutz mehr… Harry starrte missmutig in die Flammen, seine eine Hand bandagiert. Er hatte oft genug bereits abbekommen, was geschah, wenn man sich gegen die Kröte querstellte. „Keine Ahnung.“ Sein Murren machte Ron nicht gerade Mut, wusste er vor allem auch nicht, wie es nun weitergehen konnte. Beide ignorierten, wie ihre Freundin neben ihnen eilig durch mehrere Wälzer gleichzeitig blätterte und sich Notizen machte. „Wie kannst du jetzt nur an Hausaufgaben denken?“ Hermine rümpfte die Nase über Rons Frage. „Hausaufgaben sind das A und O einer gelungenen Schulbildung, Ronald Weasley!“, schimpfte sie. „Und außerdem habe ich vielleicht eine Idee. Ich muss noch einmal in die Bibliothek…“ Sie stand auf, klappte die Bücher zu und klemmte sie sich unter den Arm, ignorierte Ron, der sie mit großen Augen ansah. „Aber Hermine! Es ist schon nach acht Uhr, du weißt, die neue Nachtruheregel von Umbridge…“ Doch Hermine war längst fort. *** Hermine blieb verschwunden, und auch am nächsten Morgen zum Frühstück tauchte sie nirgendwo auf. Laut Lavender war sie die ganze Nacht nicht im Schlafsaal gewesen, und das machte ihre Freunde ernsthaft unruhig. Doch was dem Ganzen die Krone aufsetzte, war das zufriedene Grinsen, welches das Gesicht der Kröte beim Frühstück zierte. „Meinst du, sie ist… erwischt worden?“, fragte Harry besorgt, und selbst Ron sah aus, als würde das Essen ihm heute nicht so gut runtergehen wie sonst. Ein kleiner Lichtblick schien von zwei anderen Rotschöpfen zu kommen, Fred und George ließen sich neben Harry auf die Bank gleiten, um ihm von links und rechts gleichzeitig auf die Schulter zu klopfen. „Mach dir keine Sorgen, altes Haus.“ „Ja, genau. Du kennst doch Hermine.“ „Genau. Geniales Mädchen.“ „Gruselig, aber genial.“ „Es geht ihr gut“, schlossen sie im Chor. Harry wollte es glauben. Doch Hermine blieb verschwunden. *** Es fühlte sich fast wie Verrat an, doch eine Woche nach Dumbledores Flucht aus dem Schloss waren keine der Sorgen der Schüler wahr geworden, sondern es schien sogar… besser geworden zu sein? Es mochte daran liegen, dass Schulleiterin Umbridge verkündet hatte, zu beschäftigt zu sein, um den Unterricht weiter zu führen (ihr Ersatz war zwar vom Ministerium geschickt, doch immerhin war der Mann fair und versuchte, ihnen Verteidigung beizubringen). Es mochte daran liegen, dass neue Ausbildungserlasse einige der bisherigen ersetzten, und nichts schlimmeres als eine feste Hausaufgabenzeit in den Klassenräumen festlegten. Es mochte auch daran liegen, dass Schulleiterin Umbridge auf einmal wie hinter Snape her zu sein schien, immer wieder seinem Unterricht beiwohnte und ihn unterbrach, um Erklärungen an die Schüler zu verlangen. Es war, als wäre die Kröte wie ausgewechselt. Doch niemand wagte es, es herauszustellen, auf die Gefahr hin, dass die alte Kröte zurückkehren würde. Ein besonders bedeutender Moment für diese Veränderungen fand etwa einen Monat nach Dumbledores Flucht in der großen Halle beim Frühstück statt. Während die Schüler mehr oder weniger fröhlich vor sich hin schnatterten, je nach dem, was sie in der ersten Stunde des Tages erwarten würde, ertönte auf einmal ein Gurgeln gefolgt von einem panischen Aufschrei, der alle Blicke in Richtung Slytherin-Tisch zog. Dort war Draco Malfoy aufgesprungen und schimpfte wie ein Rohrspatz. „Was meint Miss Pansy mit Dracy sieht aus wie ein Hauself?“, fragte er mit schriller Stimme, und nun fiel auch dem am weitesten wegsitzenden Schüler auf, dass seine Ohren nur so um seinen Kopf schlackerten, viel zu lang, während seine Haare sich in seine Kopfhaut zurückgezogen zu haben schienen, und nur noch strohige Stoppeln übrig ließen. Noch ein schriller Laut ertönte, als Draco Malfoy bewusst wurde, was er gerade gesagt hatte, und er schlug sich die Hände vor den Mund, was den Blick auf ehemals fein manikürte Finger zog, die nun hässlich spitze, lange Nägel hatten. Selbst die Schüler am Slytherin-Tisch lachten. In dem Glauben, bei seiner alten Gönnerin des Disziplinarkomitees Hilfe zu bekommen rannte Draco zum Lehrertisch und bauschte sich vor der Kröte auf. „Schulleiterin, Sie müssen Dracy helfen, er ist einem Streich auferlegen!“, verlangte er, doch seine typisch blasierte Art wurde völlig von seinem Auftreten ruiniert. Selbst die Lehrer konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nur Umbridge schien völlig unbekümmert, während sie ihr Frühstück fortführte. „Ich habe Dracy nicht gerufen, er soll weiter seinen Pflichten nachgehen“, meinte sie nur gelangweilt, ohne ihn überhaupt anzusehen, und wedelte mit der Gabel, um ihm anzuzeigen, dass er entlassen war. Unter schallendem Gelächter rannte Draco aus der Halle. *** Als Snape nicht in Reih und Glied mit der neuen Schulleiterin fallen wollte, begann er, jedes Mal, wenn er „Punktabzug“ sagte, so sehr zu kichern, dass selbst der magische Punktezähler nicht mehr erkennen konnte, welches Haus er gerade strafen wollte. Als Hagrid seinen Posten als Lehrer verlor, und stattdessen eine Begnadigung von zu Unrecht erlittener Haft und eine Chance auf Neuerwerb des Rechtes, einen Zauberstab zu führen bekam, hörte man von ihm kein Wort mehr gegen die neue Schulleiterin, weil er so mit seinen Studien beschäftigt war. Das Disziplinarkomitee löste sich selbst auf, als ihre Abzeichen eines Tages begannen, in zufälligen Abständen laute Furzgeräusche zu machen, und die Schulleiterin keine Aufgaben für solch schmuddelige Schüler haben wollte. Selbst Harry wusste irgendwann nichts mehr gegen die Kröte zu wettern, als eines Tages auf einmal ein paar Auroren ins Schloss geladen wurden, um seine Aussage bezüglich des Trimagischen Turniers aufzunehmen – ach, und wie war das mit den Beweisen zur Unschuld von Sirius Black? Er lernte, dass Blutfedern sogar einen besseren Nutzen hatten als zum Folterinstrument, denn eine schriftliche Aussage, unterschrieben mit einer Blutfeder, war wie ein Schwur der Wahrheit, und hatte vor dem Zaubergamot ein großes Gewicht. Nur… Hermine blieb verschwunden. *** Die einzigen Schüler, die immer noch und wieder und wieder von Umbridge Nachsitzen bekamen, waren Fred und George Weasley. Dass niemandem auffiel, dass sie abendlich zwar sehr spät, aber mit recht guter Laune in den Gemeinschaftsraum zurückkehrten, war wohl der typischen Ignoranz der Zauberer zuzuschreiben. Ebenso wie niemand aufmerkte, als Krummbein mit ihrer Hilfe ein Paar Tage nach Hermines Verschwinden in das Büro der Schulleiterin umgezogen war. Oder keiner herausstellte, dass kein einziger ihrer Streiche mehr die illustre Schulleiterin traf. Und als Hermine am Morgen nach dem Zähneputzen ihre erste Tagesdosis Vielsafttrank herunterwürgte, um dann im hässlichsten pinken Cardigan der Welt ihren Tag zu beginnen, da konnte sie trotz des gar krötenhaften Geschmacks ein Grinsen nicht von ihrem Gesicht wischen. „Unheil angerichtet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)