Eine sternenklare Winternacht von Rizumu ([Fynn x Niko | 11. Türchen]) ================================================================================ ◊ Eine sternenklare Winternacht ------------------------------- ◊ Eine sternenklare Winternacht Fynn ◊ Niko       Eine Schneeballschlacht um Mitternacht   Oskar war genau das, was man eine Nervensäge nannte. Seit stunden saß er vor Fynns Zimmertüre und wartete. Eingepackt in seine dicke Winterjacke, mit Schal, Mütze, Handschuhen und Schneeschuhen. Er hatte seinen Rucksack gepackt, mit einer Sternenkarte, einer Thermoskanne warmen Kakao und seinem Fernglas, dass er von Niko zu seinem Geburtstag bekommen hatte. Seit dem Tag, hatte er Fynn und seinen Freund schon mehrere Male begleitet, wenn sie zu ihrem Hügel gegangen und die Sterne beobachtet hatten. Oskar verschlang alles was Niko ihm erzählte und der Ältere war glücklich all ein Wissen mit ihm teilen zu können. Den einzigen, den das störte war Fynn. »Dieses Mal nicht«, hatte er seinem kleinen Bruder gesagt und sich mit Niko zusammen in seinem Zimmer eingeschlossen. Er wartete stur darauf, dass der sture Oskar nachließ, oder seine Mutter endlich mal ein Machtwort sprach. Vielleicht schlief die kleine Nervensäge auch einfach ein und sie konnten sich dann einfach hinaus schleichen. »Du solltest mit ihm reden«, sagte Niko und riss Fynn aus seinen Gedanken. »Mit ihm reden«, echote er und ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen. Niko machte keine Anstallten und blieb neben ihm sitzen. »Es ist viel zu spät für ihn. Er ist ein Kind. Die brauchen Schlaf.« Ohne seinen Freund auch nur ansehen zu müssen, wusste Fynn, dass Nikos Augenbrauen sich skeptisch zusammenzogen. »Wirklich! Außerdem will ich mal wieder Zeit mit dir verbringen«, erklärte er, gähnte und streckte sich dabei. »Du musst dir da wirklich keine Sorgen um Oskar machen. Der wird schon damit klar kommen. Morgen früh ist das vergessen und er fragt ob wir ihn beim nächsten mal mitnehmen.« »Werden wir das?« Fynn richtete sich halb auf. »Müssen wir das ernsthaft jetzt klären?« »Was wäre daran so falsch?« »Das wäre so unnötig. Wir sind doch eh gleich weg.« Verständnislos schüttelte Niko den Kopf, schwieg dann aber. Manchmal war es einfach nur unmöglich gegen Fynns Sturkopf anzukommen. »Jetzt komm, wir machen uns auf den Weg.« Stumm nickte Niko und stand dann auf. Er nahm sich seinen Rucksack, mit seiner Ausrüstung und sah zum Fenster hinaus. Es hatte den ganzen Tag geschneit, weswegen er befürchtet hatte, dass er heute Nacht keinen einzigen Stern sehen würde. »Warte kurz«, flüsterte Fynn. Er war zur Zimmertüre geschlichen und hatte Hand auf die Klinke gelegt. »Ich schau nach ob die Nervensäge endlich weg ist.« »Nervensäge«, echote Niko und beobachtete seinen Freund dabei, wie er die Tür öffnete und auf den Flur spähte. Es wirkte eher so als hielt er aus schau nach einem nach einem Nachtwächter, aber nicht nach seinem kleinen Bruder. Fynn zog seinen Kopf wieder hinein in sein Zimmer und grinste Niko an. »Die Luft ist rein, der kleine Schläft.« »Er schläft?«, Niko ging zu seinem Freund, der zufrieden die Tür aufhielt. Fynn deutete auf den Boden und tatsächlich saß da der kleine Oskar, dick eingepackt und sein Teleskop in der Hand haltend auf dem Boden und war eingeschlafen. »Wir sollten ihn ins Bett bringen.« »Nein!«, sagte Fynn entschlossen, aber im Flüsterton. Er deutete kurz auf die Wanduhr in seinem Zimmer. »Du wolltest doch um um Mitternacht die Sterne beobachten. Wenn wir ihn ins Bett tragen, werden wir nicht nur zu spät da ankommen, sondern auch noch die kleine Nervensäge am Hals haben. Wir sagen meiner Mutter Bescheid, dann kann sie sich um ihn kümmern.« Niko war nicht wirklich davon begeistert, jedoch hatte er auch keine andere Wahl als nachzugeben. Vor allem weil Fynn an Oskar vorbei schlich und zur Treppe ging. Weil Niko den Jungen so aber nicht einfach zurück lassen wollte, ging er noch mal zurück und an Fynns unordentlichen Schreibtisch, wo er nach einem Stift und Papier suchte. In dem Chaos nicht ganz einfach. Schnell schrieb er eine Entschuldigung auf den Zettel, mit dem Versprechen Oskar das nächste Mal mitzunehmen und brachte dem schlafenden Jungen diesen. Erst dann folgte er seinem Freund hinunter. Er suchte Fynn und entdeckte ihn im Wohnzimmer bei der Cocuh. Der Fernseher lief und Fynn starte nur auf den Bildschirm. »Was ist?«, fragte Niko leise und sein Freund drehte sich ihm zu. »Sie schläft«, berichtete er und schaltete den Fernseher ab. »Und jetzt? Willst du sie nicht wach machen und ihr Bescheid sagen?« »Bist du verrückt? Weißt du wie sie reagiert, wenn ich sie wecke?« »Aber … Oskar-« Niko kam gar nicht weit genug um seine Bedenken und Einwände auszusprechen, denn Fynn schob ihn aus dem Wohnzimmer und zum Hauseingang hin. Ehe er sich versah, drückte sein Freund ihm seine Jacke mit samt Schal und Mütze in die Hand und zog sich dann selber erst die Winterschuhe und dann den Rest. Während Niko ihn ungläubig ansah. »Jetzt komm schon, oder willst du da Wurzeln schlagen?« Fynn lächelte ihn an, als wäre überhaupt nichts gewesen, während Niko nicht wusste was er tun sollte. Fynn hatte das Haus schon verlassen und während er selbst noch mal ein paar Augenblicke tatenlos da stand, bis er sich dazu entschied seinem Freund doch noch zu folgen. Hektisch stieg er in seine Winterschuhe, zog sich umständlich seine Jacke an, schlang den Schal um seinen Hals und zog sich die Mütze schief auf den Kopf. Dann verließ er das Haus und stapfte durch den Schnee zu seinem Auto. Es war vollkommen mit einer Schneeschicht bedeckt und wurde gerade von dem rauchendem Fynn befreit. »Du rauchst schon wieder?« »Jap«, sagte Fynn zufrieden. »Du hast ja noch Zeit gebraucht.« »Hmm«, erwiderte Niko nur und half dabei den Schnee vom Auto zu bekommen. Kurz darauf saß er schon auf der Fahrerseite und wartete auf Fynn. Seine Tasche war auf der Hinterbank gelandet. Sein Freund stieg ein, nachdem er seine Zigarette weggeworfen hatte. »Wir können«, sagte er und schnallte sich an. »Wie klar der Himmel ist, man könnte nicht auf den Gedanken kommen, dass es Stundenlang geschneit hat.« »Ja, da hast du Recht. Wir haben echt Glück.«, antwortete Niko abwesend, während er den Motor startete und langsam anfuhren. Das war wohl auch der Grund, warum Fynn nicht mehr reagierte, sondern die Fahrt über schwieg. Die fahrt verlief ruhig und sie kamen gut durch, da um diese Uhrzeit keiner mehr auf der Straße unterwegs war. Nur sie allein waren so verrückt. Es dauerte nicht lange und sie hielten in der Nähe ihres Hügels, auf dem sie schon so viele Stunden verbracht hatten. »So viel Schnee«, murrte Fynn, der darauf wartete, dass Niko seinen Rucksack geschultert hatte. Dieser murrte nur etwas unverständliches vor sich hin, ehe er sich aufrichtete und seine Tasche schulterte. Dann ging er wortlos vor, ohne auf Fynn zu achten. Natürlich bemerkte er, dass sein Freund in seinen Gedanken gefangen war und sich wohl immer noch mit der Sache mit seiner Mutter und Oskar beschäftigte. Wahrscheinlich war er auch noch sauer auf Fynn selber. Ihm war klar, dass er sich nicht gerade fair verhalten hatte und vor allem zu seinen Bruder hätte netter sein sollen, aber sein Stolz ließ es nicht zu, dass er das zu gab. Aber auf jeden Fall wollte er sich mit seinem Freund vertragen. Also ging er in die hocke, griff in den kalten Schnee, formte einen Schneeball und warf ihn. Er traf Niko am Hinterkopf, der daraufhin zusammenzuckte. Langsam drehte er sich um und funkelte Fynn böse an. »Schau nicht so wütend, deine schlechte Laune verdeckt den kompletten Sternenhimmel«, sagte Fynn und deutete mit dem Zeigefinger nach oben. »Jetzt hab dich doch nicht so, das geht schon klar.« Ehe er es realisierte, traf Fynn ein Schneeball im Gesicht. »“Das geht schon klar“«, äffte Niko übertrieben seinen Freund nach und warf noch einen Schneeball nach Fynn. Auch der traf ihn, diesmal auf der Brust. »Du hättest einfach nur mit Oskar in ruhe Reden müssen, stattdessen hast du ihn auf dem Flur warten lassen und nun hockt er da und schläft!« »He-he-hey!«, Fynn duckte sich unter einen dritten Schneeball weg und landete ungeschickt im kalten Schnee. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Freund so wütend auf ihn war. »Ruhig, bitte, hör auf!« Immer wieder bewarf Niko seinen Freund mit Schneebällen, der am Boden liegend kaum eine Chance hatte sich zu wehren. Erst als Fynn es gelangte sich aufzurichten, konnte er einen Gegenangriff starten und ein Schneeball traf Niko mitten im Gesicht. Dieser hielt inne und Fynn konnte versuchen die Lage zu beruhigen: »Okay. Okay! Das war nicht ganz fair von mir! Ich hätte das anders regeln können, du hast Recht. Ich mach es wieder gut, wirklich! Ich schwöre.« Niko schwieg, dann beugte es sich vor, formte einen erneuten Schneeball und warf ihn Fynn direkt ins Gesicht. »Wehe wenn nicht! Direkt morgen früh, vor dem Frühstück!« »Vor dem … Frühstück? Bist du irre? Weißt du wie lang wir noch wach sind?« Noch ein Schneeball traf ihm ins Gesicht. »Schon gut, ich mach es, ich mach es!« Niko ließ es zu, dass sein Freund sich aufrichtete und warf dann seinen letzten Schneeball. »Argh!«, Fynn wischte sich den Schneeball aus seinem Gesicht. »Na warte du ...«, sagte er grinsend, beugte sich vor, formte seine Munition und warf den Schneeball. Niko konterte und ein wilder Schneeballkrieg entstand zwischen den Zweien. Sie lachten und jagten sich über den kompletten Hügel, rauf und wieder runter und wieder rauf. Einmal komplett um den Hügel herum. Die Schneeballschlacht endete als Fynn Niko am Kragen packte und einen Schneeball darin verschwinden ließ. Vor Schreck schrie der Kleinere auf und versuchte den kalten Schnee wieder los zu werden. Er fuchtelte mit seinen Armen um sich und stürzte über etwas am Boden liegenden in den Schnee, wobei er seinen Freund mit sich zog. Beide fingen an zu lachen, auch wenn der Schnee schrecklich kalt war. »Frieden?«, fragte Fynn und zog Niko an sich, der sich so eben von dem kalten Schneeball befreien konnte. »Waffenstillstand, würde ich es eher nennen.« »Nur? Ich habe mich doch entschuldigt.« »Wenn du dich morgen bei Oskar entschuldigt hast.« Fynn brummte etwas vor sich hin und wurde von seinem Freund mit einem vorwurfsvollem Blick bestraft. »Ja gut, ich mach‘s. Morgen früh. Direkt. Versprochen.« »Gut.« »Gut«, wiederholte Fynn. »Lass uns wieder aufstehen, es ist schrecklich kalt und ich befürchte, wir sind komplett nass.« »Das ist nur deine Schuld.« »Meine?!« Niko lachte kurz und setzte sich dann auf. »Du hast angefangen.«, sagte er nur und stand auf. Er half seinem Freund hoch, während über ihnen eine Sternschnuppe über den Himmel sauste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)