Tiefe Narben von Cuddlytoy ================================================================================ Kapitel 5: Bedrängt ------------------- In ihrem Bett liegend, ließ Hinata sich das Gehörte und Gesehene noch einmal durch den Kopf gehen. Mit der Wendung der Ereignisse, hatte wohl keiner von ihnen gerechnet. Erschöpft starrte sie an die Decke. Im Nachhinein ärgerte sie sich, nicht weiter nachgefragt zu haben. Wer weiß, ob sich eine solche Gelegenheit noch einmal ergeben würde. Bei dem Gedanken an seine Narben erschauderte sie, zog ihre Bettdecke höher bis zum Kinn. Was wohl solche Spuren hinterlassen konnte? Zuerst hatte sie ja Narben in Folge eines Autounfalls oder ähnlichem erwartet, aber das sah definitiv nach Gewalt aus. Erschöpft drehte sie sich auf die Seite, versuchte zu schlafen. Doch jedes Mal wenn sie die Augen schloss, sah sie diese weißen Linien vor sich. Seinen von Narben entstellten Körper. Erschöpft und mit dunklen Ringen unter den Augen schlüpfte die Dunkelhaarige in den Hörsaal. Lies sich mittlerweile aus purer Gewohnheit neben Sasuke nieder. „Tze.“ Überrascht sah sie den Schwarzhaarigen an. Sein Blick ging ihr direkt unter die Haut und ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab. „Was ist los Sasuke?“, wollte sie vorsichtig wissen. „Dein Gesicht spricht Bände.“, seine Stimme war schneidend. „Beende es, sonst tue ich es.“ Erschrocken starrte sie ihn an. Das meinte er nicht ernst, oder? Gerade als sie antworten wollte, schlüpfte Naruto in den Raum und ließ sich neben ihr auf den Stuhl fallen. „Teme, weck mich gefälligst! Das war verdammt knapp!“, fuhr er seinen Freund an. Er wollte noch mehr sagen, doch da der Dozent den Raum betrat, begnügte er sich damit, nach ihrer Hand zu greifen. Nahezu wortlos verbrachten sie den Tag an der Uni, hasteten von einer Vorlesung zur nächsten. Erst am späten Nachmittag traf sich die Gruppe wieder im Park. Entspannt lag Shikamaru im Gras, während Temari sich mit Sakura und Ino über die Pläne fürs Wochenende unterhielt. Sasuke gesellte sich, ihm eine Bierdose zuwerfend, zu Kiba. Naruto lehnte unter einem Baum und tippte auf seinem Handy. „Was haltet ihr davon mal wieder richtig Feiern zu gehen Leute?“, fragte Ino begeistert in die Runde. Die anderen beiden Frauen waren sofort begeistert, auch Kiba stimmte mit ein. „Hm“, war die einzige Reaktion von Sasuke. „Ach komm schon Sasuke, das wird bestimmt lustig!“, versuchte Sakura ihn zu überzeugen. „Wenn du meinst.“ Lustlos trank er von seinem Bier. Hing lieber seinen eigenen Gedanken nach. „Naruto? Was ist mit dir, bist du dabei?“, probierte die Rosahaarige ihr Glück nun bei dem Blonden. „Was? Wie?“, schreckte er hoch. „Mensch pass doch auf.“ Genervt rollte sie die Augen. „Wir wollen feiern gehen!“ „Achso, ja. Hm. Ich weiß nicht.“, erwiderte er eher abwesend. Alarmiert blickte Sasuke auf. Gerade als er zu einer Frage ansetzten wollte, kam Hinata zu der Gruppe. Erschöpft grüßte sie ihre Freunde und wollte sich gerade einen Platz suchen, als sie von Naruto am Handgelenk gepackt wurde. Mit einem erstickten Ausruf ihrerseits, zog der Blonde sie nach unten um ihr einen Kuss aufzudrücken. „Och wie süüüüß!“, kreischte Ino los. Unter den teils entzückten, teils entgeisterten Blicken ließ sich die Dunkelhaarige, die hochrote Wangen hatte, neben ihm im Gras nieder. Sofort schlang der Blonde einen Arm um sie und flüsterte ihr zu: „Wo warst du so lange? Ich hab mir schon Sorgen gemacht.“ „Tut mir leid. Mein Vater hatte angerufen.“, entschuldigte sie sich schnell. Innerlich freute sie sich gerade. Er machte sich Sorgen. Das erfüllte sie mit einem warmen Glücksgefühl. „Ok. Das kam unerwartet.“ Beschied Sakura schließlich. „Wie sieht es jetzt aus? Machen wir die Discos unsicher?“ Hinata, die sich gerade mit dem Rücken an Naruto kuschelte, versteifte sich. Sie war seit dem Vorfall nicht mehr aus gewesen. Nervös fing sie an auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Na komm Hinata. Du hast deinen großen bösen Beschützer und keiner von uns lässt dich alleine rumlaufen.“, versicherte ihr Temari. „Und du kannst dich doch nicht den Rest deines Lebens verstecken.“ „Ich weiß nicht so recht.“ Beschämt drehte die genannte den Kopf zur Seite. „Du musst nicht, wenn du nicht willst.“, flüsterte ihr Naruto zu, ehe sie in Gedanken abschweifen konnte. „Aber ich verspreche dir, ich passe auf.“ Nach länger Diskussion entschied sich die Gruppe dann doch dazu sich aufzuteilen. Während die anderen loszogen um die Discos der Stadt unsicher zu machen, zogen sich Naruto und Hinata zu einem Filmeabend zurück in ihr Zimmer. „Danke, dass wir nicht mitgegangen sind.“, nuschelte sie leise. „Als ob mir das was ausmachen würde, so hab ich dich nur für mich.“, grinste er schelmisch und zog die Dunkelhaarige enger an sich. Kuschelnd saßen sie auf der Couch, sahen sich irgendeine Horrorkomödie an. Doch beide waren mehr an den kurzen Liebkosungen des anderen interessiert, als wirklich auf den Film zu achten. Gerade strichen seine Finger sanft über ihren Arm, als sie ihren Mut zusammen nahm. „Naruto?“ „Hm?“ „M-magst du mir erzählen, w-woher du die N-Narben hast?“ Sanft kuschelte sie sich enger, als er sich verspannte. „Nein.“ Entschieden schüttelte er den Kopf. Erschrocken zuckte sie zusammen. Mit so einer scharfen Ablehnung hatte sie nicht gerechnet. „Tut-tut mir Leid.“, flüsterte sie entschuldigend und senkte die Augen. Obwohl er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, blieb ein Teil seiner Anspannung bestehen. Jetzt hatte er wieder die Erinnerungen, die Schreie im Kopf. „W-wurden diejenigen gefasst?“, fragte sie schließlich in die Stille. Sie musste einfach wissen was passiert war. „Kannst du das Thema nicht lassen?“, knurrte er schon fast. Erschrocken sah die junge Hyuuga auf, blickte in das vor Zorn verzehrte Gesicht des Blonden. Hastig wich sie zurück an das andere Ende der Couch. „N-Naruto.“ Erschöpft stand er auf, drehte ihr den Rücken zu. Sie sah nur seine hängenden Schultern und die verkrampften Hände an seiner Seite. Als er nur so da stand, nichts sagte, fragte sie all ihren Mut zusammen nehmend noch einmal nach: „N-Naruto?“ Sie schluckte an dem Klos in ihrem Hals. „Ich w-wollte nicht…“ „Lass gut sein.“, unterbrach er sie harsch. „Was erhoffst du dir von dieser Fragerei?“ Noch immer stand er mit dem Rücken zu ihr. „I-Ich versuche d-dich zu verstehen. Es ist d-deine Vergangenheit.“ Endlich drehte er sich um, sah ihr ins Gesicht. Noch immer waren seine Züge verzerrt. Sein Blick hart und irgendwie leidend. „Mich verstehen?“, verächtlich schnaubte er. „Keine Wörter der Welt könnten beschreiben, was ich erlebt habe. Was willst du wissen? Dass ich Gefoltert wurde kannst du dir doch denken. Dass meine Eltern gestorben sind und ich es mit ansehen musste? Ich noch immer auf die abschließende Gerichtsverhandlung warte? Welches Thema hättest du heute Abend denn gerne?“ Seine Stimme wurde immer lauter, am Ende schrie er. Ängstlich zitternd machte sich die Dunkelhaarige so klein wie möglich. Mit einem solchen Ausbruch hatte sie nicht gerechnet. Tränen rannten ihr über die blassen Wangen. „Ich sollte jetzt gehen. Ach und Hinata? Wie hast du dich gefühlt. In dieser Gasse begrapscht von zwei Männern?“ Mit diesen Worten verschwand er und schloss die Tür hinter sich. Entgeistert starrte ihm Hinata hinterher. Brach kurz darauf in lautes Schluchzen aus. Zitternd grub sie ihre Finger haltsuchend in die Polster. Wie kam er dazu ihr eine solche Frage zu stellen? Wusste er doch wie verstört sie gewesen war. Wusste doch wie sehr sie litt, noch immer Angst hatte alleine zu sein. Wieso fragte er so etwas ohne eine Antwort zu erwarten? Wieso konnte er… Entsetzt hob sie den Blick und starrte die Tür an. Plötzlich verstand sie. Gott war sie dumm gewesen! Es war schon mehrere Minuten vergangen seit er gegangen war. Schnell schnappte sich die Dunkelhaarige ihre Jacke. Sie musste zu ihm! Hastig riss sie die Tür auf und hetzte nach draußen, nur um verwirrt und stolpernd zum Halten zu kommen. Geduldig lehnte der Blonde an der Wand. „N-Naruto?“ Sie konnte ihren Augen kaum trauen. Er war doch gegangen! Stumm kam er ihr entgegen, zog sie sanft in seine Arme. Noch immer zitternd klammerte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. „Es t-tut mir so leid!“, stockend holte sie Luft. „Ich w-war so dumm! Ich… Ich…“ „Schhh, ist schon gut.“ Beruhigend strich er ihr über die Haare. Mehrfach setzte sie an noch etwas zu sagen, doch ihre Stimme wollte nicht. Nach langen Augenblicken, die sie so verharrten, zog er sie wieder zurück ins Zimmer und platzierte sie beide wieder auf der Couch. „Irgendwann Hinata, werde ich dir etwas darüber erzählen. Vorerst möchte ich jedoch einfach nur die Zeit zu zweit genießen ok?“ Ergeben nickte sie, noch immer flossen ihr die Tränen über die Wangen. Natürlich, sie war schon verstört genug, weil ihr fast Gewalt angetan worden war. Doch Naruto war rechtzeitig da gewesen und hatte sie vor schlimmerem beschützt. Wie musste er sich dann erst fühlen? Er hatte gelitten. Er hatte Gewalt erlebt. Und ihn hatte keiner geholfen. In stummer Übereinkunft gingen sie nach und nach wieder in ihre Ausgangsposition über. Bis beide wieder, sie wieder mit dem Kopf an seiner Schulter, er den Arm um sie gelegt, nebeneinander auf der Couch saßen. Als Naruto die Streicheleinheiten wieder aufnahm, entglitt ihr ein wohliger Seufzer. Es war gut, so wie es war. Wie er gesagt hatte, irgendwann. Doch sie musste nicht alles in den ersten Tagen erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)