The Pumpkin King von Cairichi (Wouldn´t you like to see something strange?) ================================================================================ Kapitel 5: Hier in Halloween – Schmiedet der zukünftige König einen Plan? ------------------------------------------------------------------------- ✞~❦~✞ Tag Zwei ✞~❦~✞   „Oh, du bist schon so früh wach, Sora? Wohin des Weges?“, verblüfft schaute Jack von seinen Festtagsplänen auf, als sein Sohn in zügigen Schritten Richtung Haustür marschierte. Seine Mimik war verhärtet und angespannt, was Jack von seinem Sohn nur kannte, wenn ihm etwas missfiel. „Eine Kleinigkeit klären.“, antwortete Sora schlicht und riss die Tür auf. „Uhm, okay. Bevor du gehst. Meinst du, du hast im Laufe des Tages kurz Zeit für mich? Es geht um das Fest.“, Sora, der mitten im Türrahmen anhielt, nickte förmlich. „Sicher. Bis dann.“, danach donnerte Sora die Vordertür hinter sich zu. Jack blinzelte perplex. Wer oder was auch immer seinen Sohn verärgert hatte, darf froh sein, wenn er lebend daraus kam. Jack trank anschließend aus seiner Tasse ein bräunliches Gesöff und setzte diesen anschließend mit einem Klirren auf den Marmortisch ab.       ✞~❦~✞       Kairi schreckte aus ihrem Schlaf auf und fasste sich sofort an die Stirn. Momentan träumte sie sich einen Schmarrn zusammen, das konnte man niemanden erzählen. Erst recht nicht Sora. Sie schüttelte den Kopf vehement. Oh nein, Sora erst recht nicht. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett, sodass sie an der Kante saß und schielte zur Digitalen Uhr zu ihrer linken hinüber. Entsetzt sprang sie auf. Sie hatte noch nie so lange in den Tag hinein geschlafen! Das es bereits zwölf Uhr Vormittags war, machte sie fassungslos und warum in drei Teufelsnamen hatte sie niemand geweckt? Warum hatte Sora sie nicht geweckt?! Nur im Nachthemd bekleidet verließ sie das Zimmer von Sora und sprintete ins Wohnzimmer hinunter. „Sora. Sora?“, sie streifte durch das gesamte Wohnzimmer und inspizierte sogar die Küche. „Sora, bist du hier?!“, Unbehagen stieg in ihr auf, als sie keine Antwort zurück bekam. „Sora, wenn du mir einen Streich spielen willst, werde ich dir so stark in die Ohren schreien, dass diese anfangen werden zu bluten!“, drohte sie lautstark und ging wieder die Treppen hinauf, als keine Widerworte eintrafen. „Sora?“, sie klopfte diesmal gegen die Badezimmer und lehnte ihr linkes Ohr an die hölzerne Oberfläche, um eventuelle Geräusche von innen wahrzunehmen. Es herrschte absolute Stille und das im gesamten Haus. Sie öffnete die Badezimmertür und wie erwartet, war niemand vorzufinden. Nicht mal Sally oder Jack waren da. Sie seufzte auf und pure Sorge keimte in ihr auf, als die Vorstellung in ihrem Kopf präsent war, dass Sora etwas zugestoßen sein könnte. Frustriert und tief ein und aus atmend fuhr sich Kairi durch die Haare. Sie überreagierte bestimmt und sollte keine all zu große Sorgen darüber machen. Kairi versuchte sich selber zu beruhigen und lief zurück in Sora´s Zimmer, um ihre Sachen zum umziehen zu holen und verschwand anschließend im Badezimmer. Eine warme Dusche war gerade das, was sie brauchte. In solchen Momenten wie diese fragte Kairi sich manchmal, was wohl ihre Freunde Daheim wohl gerade machten...       ✞~❦~✞       Unbeholfen stand Naminé neben Lea, der wild mit dem Polizisten diskutierte. Sie sah hinter sich. Xion und Roxas saßen auf eine Holzbank. Xion war bereits an Roxas´s Schulter eingeschlafen und Roxas selbst konnte kaum noch die Augen vor Müdigkeit offen halten. „Wie oft sollen wir es Ihnen noch erklären?! Es war so, wie wir es Ihnen geschildert haben, können´se mir folgen?!“ Offensichtlich glaubten die Behörden ihnen nicht, dass ein Monster in dem Anwesen von Xehanort sein Unwesen treibt. Sie hatten es aber mit ihren eigenen Augen gesehen gehabt und nicht nur das! Bevor sie den Weg zur Behörde einschlugen, sind sie zurück zum Anwesen gelaufen, in der Hoffnung, dass Kairi sich dort verschanzt hatte. Was sie mit Sicherheit nicht getan haben könnte, wie sie im Endeffekt feststellen musste. Obskure Wesen hausten ebenfalls in diesem verfallenen Gebäude und nicht nur der Stinkstiefel Xehanort. Kairi würde sich nämlich nicht mit Absicht in die Höhle des Löwen begeben. Niemals. „Hört zu. Bestimmt wollte der alte Mann euch einen Streich spielen.-“ - „Das war kein verdammter Streich und selbst wenn es einer wäre, ist dies ein verdammt beschissener! Unsere Freundin ist danach komplett verschwunden, aber das wollen Sie ja nicht in ihren sturen Dickschädel verstehen!“, der dunkelhäutige Polizist räusperte sich. „Achte auf deine Wortwahl, junger Mann. Na gut. Ich begleite euch zum Anwesen und nehme zwei meiner Kollegen mit, um dieses „Monster“ zu begutachten. “ Naminé faltete die Hände ineinander und atmete genervt aus. Der Bulle machte sich über ihrer Aussage lustig. Er nahm sie nicht ernst. Das war irgendwie klar gewesen und es ist auch noch der Abend an Halloween. Aber sie konnten ihn endlich davon überzeugen, ihnen zum Anwesen zu folgen. Naminé sah kurz auf ihrer Armband Uhr. Es war kurz nach 23 Uhr. Es ist also bereits eine Stunde vergangen, seit dem Vorfall am Anwesen. Sie wandte sich zu Roxas, dem fast die Augenlider zufielen. „Ich glaube, es ist das Beste wenn du sie nach Hause bringst und dann selbst nach Hause gehst.“, schlug sie Roxas vor und er nickte einverstanden. „Okay. Wenn was ist, ruft ihr dann an?“ – „Machen wir.“, versicherte sie ihm und mit bedacht weckte er Xion auf, die leicht benommen durch das Präsidium schaute. „Ich bringe dich Heim, Xion. Komm, steh auf.“ - „Aber was ist mit Kairi?“, murmelte sie Schwarzhaarige schlaftrunken, während Roxas sie hinaus geleitete. „Lea und Naminé kümmern sich darum. Mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er sie und hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Naminé wandte sich schließlich zu Lea, der ungehalten seine Arme vor der Brust hielt und ein „Von wegen Freund und Helfer“ vor sich her grummelte. Beschwichtigend legte Naminé eine Hand auf seiner Schulter ab. Der Polizist, der noch vor kurzem hinter dem braun glasierten Pult saß, stand nun neben den beiden. Seine zwei Kollegen hatte er mit im Schlepptau. „Hier lang und keine blöden faxen veranstalten, habt ihr verstanden?“, belehrte der Polizist sie, als sie nach draußen liefen, um in das Auto der Beamten zu steigen. Naminé nickte gehorsam, während Lea genervt die Augen verdrehte und mit der Zunge schnalzte. Naminé schaute aus dem etwas herunter gekurbelten Fenster heraus, sobald sie sich angeschnallt hatten und das Fahrzeug sich in Bewegung setzte. Sie hoffte inständig, dass es Kairi gut ging und unversehrt war. Wo auch immer sie gerade sein mag... ✞~❦~✞   „Ahh, tat das gut!“, Kairi streckte ihre müden Gliedmaßen und ein wohliger Seufzer entrann ihr. Frisch umgezogen tappste sie die Treppen runter zum Wohnzimmer, wo sie sich direkt auf die Couch plumpsen ließ. Schließlich verzog sie ihren Mund. Sora war immer noch nicht zurückgekehrt. „Wo bleibt er bloß?“, ungeduldig und gleichermaßen besorgt, wippte sie mit einem Fuß auf und ab. Sollte sie sich auf die Suche nach ihm begeben und wenn ja, wo sollte sie am besten mit der Suche beginnen? Ruckartig stand Kairi auf ihren Beinen und eilte zielstrebig zur Eingangstür. Zuerst sollte sie sich zum Fallbeil-Platz begeben. Eventuell haben einige Dorfbewohner ihn irgendwo gesehen und falls nicht, kann sie immer noch den Friedhof und den Mondscheinhügel absuchen. Sollte er dort auch nicht sein, dann...   Kairi schluckte den nicht vorhandenen Kloß in ihrem Hals herunter. Dann würde sie eben zu diesem Pseudo Wissenschaftler gehen und ihm die Bude auf den Kopf stellen, um Sora zu finden. Die Hand auf der Türklinke ruhend, atmete Kairi einmal tief aus. Auf ein Wunder warten wollte sie nicht, aber so ganz alleine durch Halloween Town streifen auch nicht. Ihr war sehr mulmig zumute. Trotzig schüttelte sie ihr Haupt. Sie hatte keine Zeit oder Lust über Zweifel nachzudenken. Deswegen öffnete sie schwungvoll die Haustür und bevor sie überhaupt einen Fuß nach vorne setzten konnte, blieb sie wie versteinert stehen. „Sora?!“, überrascht über seine plötzlich Anwesenheit, strauchelte sie nach hinten. „Wo-Wo warst du? Warum hast du mich so lange schlafen gelassen, verdammt?! Ich hab mir echt Sorgen gemacht und ….Sora?“, näher an ihn herantretend begutachtete sie sein Gesicht. „Ist alles in Ordnung?“, beunruhigt starrte sie ihn an und als würde er sich zur Besinnung rütteln, lächelte er sie breit an. „Ah, sorry. Ich war bei Doktor Finkelstein, wie ich gestern bereits erwähnt hatte. Tut mir Leid, dass ich dir keine Nachricht hinterlassen habe.“, erleichtert legte Kairi eine Hand über ihre Brust. „Ich bin einfach nur froh, dass du wieder da bist und es dir gut geht.“, hauchte sie und Sora grinste dazu keck. „So, so. Du hast dir also Sorgen um mich gemacht?“, suggestiv wackelte er mit den Augenbrauen, während Kairi ihn schwach nach hinten schubste und im Nachhinein breit grinsen musste. „Bild´ dir ja nichts drauf ein.“ - „Muss ich auch nicht.“, er zwinkerte ihr zu und Kairi schaute mit erröteten Wangen zur Seite. „W-Wie verlief denn das Gespräch mit Doktor Finkelstein? Konntest du neue Informationen aus seinem Hirn heraus quetschen?“, lenkte Kairi holprig das Thema ab und Sora schüttelte verneinend den Kopf. „Tut mir Leid. Leider konnte ich nichts nützliches von ihm erfahren.“ - „Verstehe.“, bedrückt starrte sie ihre Füße an und kaute auf die Innenseite ihrer rechten Wange herum. Sie hatte innerlich irgendwie erhofft gehabt, dass Sora mit einer besseren Lösung zu ihr zurück kam und somit auf Xehanort´s Plan ruhig verzichten könnte. Es war aber närrisch und naiv von ihr zu glauben, dass sie anders nach Hause gelangen konnte. Unbewusst ballte sie ihre Hände zusammen. Wie gern sie Xehanort seine arrogante Visage polieren würde... „Hey.“, aus den Gedanken gerissen schaute sie auf. „Wollen wir einen Spaziergang machen? Vielleicht fällt uns ja Unterwegs etwas ein, was wir eventuell übersehen haben?“, schlug Sora ihr vor und sie tippte nachdenklich an ihrem Kinn. „Keine Hintergedanken?“ , misstrauisch verengte sie ihre Augen und stupste fast vorwurfsvoll mit ihrem rechten Zeigefinger gegen seine Brust. Unschuldig hob er beide Hände an. „Keine Hintergedanken. Pinky Promise.“, versprach er. Nach fünf Sekunden präzises betrachten seiner Mimik, stimmte sie willig ein. „In Ordnung.“, sie zog die Haustür hinter sich zu und grinste. „So zeige er mir den Weg.“, freudig grinste Sora über ihre Zusage und kehrte ihr den Rücken zu, nur um das freudige Lächeln, welches auf seinen Lippen ruhte, mit einem bitteren auszutauschen.         ✞~❦~✞ Gemeinsam schlenderten sie über dem gruseligen Platz und an der Guillotine vorbei. Kairi hatte ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und linste zu Sora hinüber. Er schien seitdem sie losgezogen sind ziemlich tief in Gedanken zu sein, so starr wie er nach vorne schaute. „Kairi, sag mal...“ - „Mhm?“, aufmerksam und fragend musterte sie ihn, während er den Blick weiter nach vorn gerichtet hatte. „Was magst du eigentlich so?“, perplex blinzelte sie auf seiner Frage hin. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Inwiefern?“ „Na... was deine Lieblingsfarbe ist, ob du eher der Hunde oder Katzen Freund bist. So was halt?“, äußerte Sora selbst etwas überfragt und hob leicht die Schultern an. „Ach so...“, murmelte Kairi und sah nach vorne. „Also, ich bin eher der Hunde Typ.-“ - „Dacht´ ich mir!“ - „.-und farblich tendiere ich eher zu rosa oder rot. Ich gehe auch gerne schwimmen, verbringe die Zeit mit meinen Freunden oft und bastle zwischendurch so kleine Sachen.“, Sora nickte zwischendurch und horchte bei der letzten Aktivität auf. „Oh? Was bastelst du denn so?“, neugierig schaute Sora aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber, während sie über den Friedhof latschten. „Glücksanhänger, zum größten Teil.“ - „Glücksanhänger? Sind deine Freunde etwa vom Pech verfolgt?“, kichernd schüttelte Kairi ihr Haupt. „Nein, aber es sind nun mal meine Freunde und ich möchte nicht, dass ihnen was passiert. Deswegen die Anhänger. Ich hätte mir wohl einen selbst anfertigen sollen.“, betrübt fummelte sie an ihrem Handschuh herum. Unsicher, wie er antworten oder reagieren sollte, vergrub Sora seine rechte Hand in die Halsbeuge. „Meinst´....meinst du, du könntest für mich auch einen Glücksanhänger anfertigen?“ - „Huh?“, Kairi blieb vor dem Tor zum Mondscheinhügel stehen. „Du willst wirklich ein Anhänger von mir?“, eifrig nickte Sora. „Natürlich! Ich zähle doch wohl auch zu deinen Freunden, oder?“, die Nase reibend betrachtete Kairi einen in der Nähe liegenden Grabstein. „Ich denke schon? Ich mein, ja?“, unschlüssig über die Beziehung gegenüber ihm, kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Ich für meinen Teil sehe dich als Freundin. Du musst mir natürlich kein Anhänger machen, wenn du nicht willst, ich dacht´ halt.-“ - „Ich brauche dann Materialien.“, schnitt sie ihm das Wort ab und marschierte durch das Tor. „O-Oh! Okay! Das kann ich dir besorgen!“, flink rannte er hinter ihr her, bis er wieder mit ihr gleichauf war. „Was ist eigentlich mit dir?“ - „Wie, mit mir?“, verdutzt starrte Sora nach rechts. „Na, was du so magst oder gar nicht ab kannst.“, entgegnete sie ihm. „Oh, so meinst du das.“, er hob daraufhin kurz die Schultern an. „Ich mag vieles, wie meine Leute in Angst und Schrecken zum schreien zu bringen. Natürlich aus Spaß und nicht um fies zu sein. Ist immerhin unser Job. Persönlich mag ich die Farben rot und blau gern. Mit Riku zieh ich halt hin und wieder um die Häuser und ja. Essen tu´ ich am liebsten die Kürbisschleim Suppe. Aber auch nur, wenn Mam die macht.Was ich nicht leiden kann, sind Lügen.“ Kairi spannte ihr Muskeln bei seinem letzten Satz an. „Kann ich verstehen. Ich mag Lügen auch nicht sonderlich.“, gestand sie und ihr Blick verhärtete sich. „Notlügen sind aber okay.“, führte Sora fort. „Wenn man damit sogar Leben retten kann, warum nicht.“, ahnungslos hob er seine Arme in die Höhe und Kairi fühlte sich mehr als schlecht. Er bereitete ihr noch ein schlechteres Gewissen, als sie es schon bereits hatte. Es nagte und zerriss sie förmlich. Aber was sollte sie groß darauf antworten können? „Da magst du Recht haben.“, sagte sie stattdessen und bekam von Sora ein Nicken. „Wollen wir uns etwas hinsetzen?“, Sora deutete auf den spiralförmigen Hügel und einverstanden hob und senkte Kairi ihren Kopf. Während sie stillschweigend mit einem halben Meter Abstand nebeneinander da saßen und den Mond beobachteten, stahl Kairi ein paar flüchtige Blicke zu Sora. Er hatte sein rechtes Bein angewinkelt und seinen rechten Arm locker auf diesen positioniert. Im Gegensatz zum letzten Mal, wirkte er diesmal angespannter als zuvor und tief in Gedanken versunken. Kairi fragte sich, ob es im Zusammenhang mit Doktor Finkelstein hing. Er war ja letztens von Sora´s Aktion nicht gerade begeistert gewesen und sie würde sich nicht wundern, wenn der Verrückte Wissenschaftler nun Sora an die Gurgel will. Oder lag es an ihr? An ihrer Anwesenheit und das sie momentan eher eine Last für ihn war? Aber viel Zeit weiter darüber nachzudenken blieb ihr nicht, als Sora ihren Namen erwähnte und sie überrascht ihn anstarrte. „Uh, ja?“ - „Wie ist´s eigentlich dort so?“, den Kopf schief zur Seite geneigt, warf Kairi ihm einen verdutzten Blick zu. „Was meinst du?“ - „Die Menschenwelt. Wie ist es dort so?“, er wendete seinen Blick vom Mond ab und musterte sie stattdessen interessiert. „Oh, uhm. Fast so wie hier, schätze ich. Nur das wir Tag und Nacht haben, anstatt ewige Nacht und das Essen bei uns sieht...appetitlicher aus. Wir...sehen auch anders aus und nicht wie ihr so...einzigartig. Die Häuser bei uns sind auch größer und ordentlicher von der Außenfassade her und alles wirkt viel freundlicher.“, zählte Kairi auf und Sora nickte stumm. „Scheint echt ein interessanter Ort zu sein. Meinst du, ich kann dich dort mal besuchen kommen, wenn wir einen Weg gefunden haben, dich zurückzubringen?“ , überrumpelt über diese Frage, weitete Kairi für eine Millisekunde ihre Augen. „Nun...“, setzte sie an und senkte ihren Blick zu ihrem Schoss. „Ich befürchte leider, dass das nicht möglich sein wird. Ich mein...“, kurz sah sie zu Sora, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können. „...wir Menschen sind es halt nicht gewohnt, von Wesen wir ihr besucht zu werden. Euer Aussehen könnte Panik verursachen und.-“ - „Oh...“ - „.-Aber vielleicht.-“, Kairi stockte für einen Moment und überlegte, was sie zur Aufheiterung sagen könnte. Sora sah selbst etwas niedergeschlagen über diese Tatsache drein und verzog missmutig das Gesicht. „Aber vielleicht...zu Halloween? Da, da verkleiden wir uns alle und das würde nicht sonderlich auffallen, denke ich.“, versuchte sie eine Gelegenheit für seinen Besuch in der Menschenwelt vorzuschlagen. Erleichtert nickte Sora langsam auf und ab. „Das wäre eine Lösung. Aber....“, er knautschte sein Gesicht zusammen. „Dann kann ich ja nur einmal im Jahr Vorbeischauen!“- „Besser einmal als keinmal.“, meinte Kairi und zuckte mit den Schultern. „Mhm...stimmt. Trotzdem ist das Mist.“, murrte er und schaute erneut gen Mond. Kairi zog währenddessen die Beine an ihren Körper heran und legte gedankenverloren ihr Kinn auf den Knien ab. „Meinst du wirklich, dass ich jemals nach Hause kommen werde?“, kam es von ihr kleinlaut. „Natürlich. Ich bin mir da absolut sicher.“, sie lächelte schwach. Sie brauchte dringend etwas von seinem Optimismus. „Wenn du es sagst, glaub ich es dir.“, sie wollte seinen Worten Glauben schenken. Nur all zu gerne. Doch blieb ihre gerade mal noch einen Tag, bis sie Sora – und höchstwahrscheinlich sich selbst - zum besagten Ort ausliefern musste. Warum hatte sie eigentlich so einen Heiden Angst vor diesen Xehanort? Aber natürlich. Sofort kamen ihr wieder die Bilder in dem Sinn, die sie unterbewusst verfolgten. Die blutigen abgeschnittenen Köpfe, Naminé´s blutunterlaufenen Augen und dann noch ihr eigener... Sie schüttelte sich, als hätte sie in einer bitteren Zitrone gebissen und verzog dementsprechend ihr Gesicht. „Ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte auch sofort Sora sie, als sie das Gesicht verkniff. Kairi winkte mit der rechten Hand ab. „Alles gut. Mir...war nur etwas kalt.“, log sie, aber eine andere Ausrede fiel ihr nicht auf der Stelle ein. „Wirklich? Nun, es ist November und kühler als sonst aber so kalt ist es doch nicht.“, erneut zuckte Kairi daraufhin die Schultern und Sora kratzte sich überlegend am Kinn. Kairi richtete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mond entgegen. Hauptsache sie konnte das eigentliche Thema umgehen und er hakte nicht weiter da nach. „Hier.“, Wärme breitete sich um ihre Schultern und Rücken aus. Überrascht schaute sie zu Sora, der seine Weste nicht mehr trug. „Ist zwar nicht viel was dich wärmen könnte, aber immerhin etwas.“ , erstaunt sah sie ihn weiterhin an, während er hinauf zur hellen Scheibe starrte. Warum war er so fürsorglich und stets um sie bemüht? Warum bloß? Es ist nicht so, das sie dies nicht mochte oder wertschätzte. Aber sie kannten sich gerade mal drei Tage und er behandelte sie, als würden sie sich bereits seit Kindheitstagen kennen. War es wirklich seine Art, so offen und herzlich mit anderen umzugehen oder war das ganze eine Täuschung? Sie verstand es nicht. Sie verstand ihn nicht. Also, warum war er so, wie er nun mal war? „Danke, Sora.“, er neigte seinen Kopf zur Seite und schenkte ihr, wie so oft, ein breites charmantes Lächeln. „Keine Ursache, Kairi.“, er stand anschließend auf und reichte ihr helfend seine Hand entgegen. „Wir sollten zurückgehen. Ich muss noch mit meinem Vater wegen dem Fest etwas besprechen und ich glaube, wir beide brauchen dringend etwas zu Essen.“, wie auf Kommando knurrte der Magen von Kairi und beschämt hielt sie sich am Bauch. „Du hast Recht. Lass uns zurückkehren.“, sie nahm seine Hand an und während er sie mühelos nach oben zog, hatte sie das Gefühl, ihn in einem anderen Licht zu sehen. Als würde ihr wortwörtlich die Erleuchtung gegeben. Ein Kribbeln durchfuhr ihrer Magengegend und ihr Puls schlug schneller als zuvor. „Wollen wir?“, sachte nickte sie und ihre Hand umschlang seine etwas fester. „Uhm, Kairi?“ - „Ja?“ - „Kann ich meine Hand wieder haben oder..?“, nun rot um die Nase herum, ließ sie seine Hand wie eine heiße Kartoffel fallen. „Sorry. “, entschuldigte sie sich beschämend und versteckte sofort ihre Hände hinter ihrem Rücken. Sora lachte amüsiert auf und winkte ab, bevor er ihr ein keckes Grinsen zuwarf. „Alles gut. Beim Nächsten Mal können wir ja Händchen haltend gehen.“, er zwinkerte damit zu und sie schüttelte belustigt ihr Haupt über sein Verhalten. Gemeinsam trotteten die beiden den nach Hause Weg an und Kairi zog seine schwarze Weste näher an ihren Körper dran. Sie verstand ihn nicht wirklich, aber sie fand, dass musste sie auch nicht, als sie lächelnd die Augen für einen Moment schloss. ✞~❦~✞         Das Letzte Stück Spinnenbeinbrot zwischen die Kiefern schiebend, nahm Sora auf der Couch Platz und tätschelte wohlig seinen Bauch. „Bah, ich bin papp satt. Sag mal, Mam? Wann kommt Dad wieder?“- „Er wollte eigentlich gegen 19 Uhr hier sein. Eine Stunde hat er ja noch.“, bemerkte Sally nebenbei, als sie einen Teller im Türrahmen zwischen Küche und Wohnzimmer abtrocknete. „Ach so. Kairi ist noch oben, nicht wahr?“, fragte er beiläufig und streckte sich gähnend. „Mhm, sie ist noch oben. Wieso?“ - „Ah.“, Sora rieb sich etwas unbeholfen am Nacken. „Mam, hast du eigentlich Materialien, womit Kairi eventuell basteln könnte?“, den Teller im krummen Hängeschrank weglegend, trat Sally verwundert ins Wohnzimmer hinein. „Ich hab´ etliche Stoffe und Knöpfe da. Meinst du, sie kann etwas damit anfangen?“, ahnungslos hob er die Arme an. „Weiß nicht, aber ich denke, das könnte hinkommen.“ „Na gut. Soll ich dann ein Päckchen für sie zurechtlegen?“, anerkennend nickte Sora. „Das wäre super. Danke Mam.“, Sally lächelte liebevoll. „Dafür doch nicht.“, damit stolzierte Sally die Treppen nach oben, um die vermeintliche Materialien zusammenzulegen. Derweil hatte Sora sich mit den Ellenbogen an den Knien abgestützt und seufzte. Im nächsten Augenblick benutzte er Mittelfinger und Daumen, um Zero herbei zu pfeifen. Dieser kam wie gerufen durch die Wand geflogen und bellte erfreut. „Hey, mein Junge.“, Sora kraulte Zero hinter den Ohren. „Kannst du mir einen Gefallen tun, mein Junge?“, ein aufgeregtes Bellen ertönte und Sora lachte kurz. „Na gut. Also Zero, hör mir gut zu....“   ✞~❦~✞ Kairi gähnte klangvoll erschöpft. Sally hatte ihr - wie Sora es angedeutet hatte - Materialien zur Verfügung gestellt, damit sie basteln konnte. Damit sie so gesehen für Sora einen Anhänger kreieren konnte. Nur...Sie hatte bisher nicht wirklich was mit Stoffen hergestellt und dementsprechend niedrig war ihre Erfahrung damit. Nichtsdestotrotz wollte sie es versuchen. Mehr als schief gehen kann es ja nicht. Womit fing sie bloß an? Kairi blinzelte den Schlaf aus den Augen fort. Sie würde selbst die Nacht durchmachen, wenn es sein muss. Sie schaute zur Digital Uhr hinüber. Es war erst 20 Uhr. Sie fragte sich, ob Sora schon mit Jack gesprochen hatte. Es schien, so wie er Andeutungen machte, wichtig zu sein. Immerhin war Sora der zukünftige Kürbiskönig und hatte demnach eine wichtige Rolle, die er zum Feste beizutragen hatte. Sie schmunzelte plötzlich. Bevor sie zu Bett ging – das heißt, dass sie Sora´s Zimmer erneut in Beschlag nehmen durfte, was sie sehr aufmerksam von ihm fand -, hielt er sie kurz am Arm auf dem Treppengeländer zurück und fragte sie – in einem fast süßlichen Ton – ob sie Morgen Lust hätte, die Dorfbewohner in Angst und Schrecken zu versetzen. Zuerst war sie nicht wirklich von der Idee angetan, aber als Sora ihr erklärt hatte, dass das ganze harmlos sei und nur zum Spaß diente, stimmte sie schließlich zu. Er hatte sich daraufhin wie ein Kind gefreut und ihr eine gute Nacht gewünscht. Kairi gibbelte kichernd zu sich selbst. Gott, sie kam sich gerade vor wie ein Fangirl, weil sie es süß fand, wie seine Augen freudig aufleuchteten und er ihr sein charmantes Lächeln schenkte. Sie klatschte mit den Händen gegen ihre Wangen. „Konzentration, Kairi. Fokussiere dich auf den Anhänger...“, murmelte sie sich zu und fing an, die ersten Umrisse des Anhängers anzufertigen.   ✞~❦~✞         Es war bereits mitten in der Nacht. Am Nacken kratzend traf Riku am vereinbarten Ort ein und gesellte sich neben Sora, der gleichgültig bereits auf seinem Kumpel gewartet hatte. „Sag mal, was ist denn jetzt so dringend, dass du Zero zu mir schickst? Ich hab bereits gepennt.“, maulte der Wolfsjunge und gähnte dazu. „Ich war bei Xehanort.“, antwortete Sora schlicht und lief in gleichmäßigen Schritten in den Wald vom Hinterland hinein. Dicht gefolgt von Riku, der genervt die Augen verdrehte. „Und?“, belanglos hob Riku die Augenbrauen an. „Und du hattest Recht, mit dem was du über ihn sagtest.“, Riku fiel sofort auf, dass Sora die Hände geballt hatte und er zielstrebiger in den Wald hinein lief. Die Mimik blieb aber nach wie vor unverändert. „Wow. Dass du das mal zugeben würdest, hätte ich nicht mal im Traum dran geglaubt. Hast du ihn auch endlich durchschaut?“, Sora schnalzte spottend über sich selbst. „Hätte ich das mal zu Beginn. Zero hat es mir erzählt.“, überrascht schaute Riku zu seinem Freund hinüber. „Zero hat dir das erzählt? Hat der was gesehen, was wir nicht gesehen haben?“ - „Eher gehört.“, zischte der Vampir und beschleunigte seinen Tempo. „Spann mich nicht so auf die Folter. Was hat er denn gehört?“ - „Dinge, die ich nicht gerne wiederholen möchte. Xehanort erpresst aber Kairi.“, Riku legte seine rechte Hand am Kinn an. „Wusst´ ich´s doch. Also ist sie seine Komplizin?“ - „Gezwungenermaßen, ja. Könnte man behaupten, aber würde mein Leben auf dem Spiel stehen oder das von anderer, dann würde ich genauso handeln.“ - „Aha. Und wie willst du jetzt weiter vorgehen? Sollen wir Xehanort an den Pranger stellen? Jetzt wäre die Optimale Gelegenheit dafür und ich könnte ihm mit meiner Pranke seine beschissene Visage zerfleddern.“, Riku fletschte bei der Aussage mit seinen Zähnen und Sora schüttelte verneinend sein Haupt. „Kairi weiß davon nicht, dass ich es von Zero weiß und das soll gefälligst so bleiben bis ich was anderes sag.“, unbeteiligt schwang Riku seine Arme in die Luft. „Was auch immer. Ich hoffe du weißt, worauf du dich einlässt.“ - „Und wie ich das weiß.“, keifte Sora zurück und würdigte seinem Freund keines Blickes. Riku seufzte. „Ist ja gut. Aber wie weit rein wollen wir noch in den Wald gehen? Wohin gehen wir überhaupt?“ - „Wirst du schon sehen.“ , meinte er schlicht und nach gefühlten zehn Minuten, kamen sie auch am gewünschten Zielort an. Eine kreisrunde flache und kahle Ebene erstreckte sich vor ihnen und in der Mitte des Kreises, standen sieben Bäume im ringsherum aufgereiht. „Was zur Hölle ist das hier?“, skeptisch blickte Riku sich um, als sie näher an die fahlen Bäume herantraten und jeden einzelnen Baumstamm begutachteten. „Und was soll hier nun sein?“, hakte Riku ungehalten nach und Sora blieb vor einem der Bäume stehen. „Das Tor zur Menschenwelt.“, antworte Sora gelassen und Riku drehte sich prompt zu ihm um. „Du willst mich wohl verarschen. Hier? Ausgerechnet hier?!“ - „Ja, hier. Was ist los mit dir? Du bist ja gereizter als sonst.“, bemerkte Sora schroff und berührte eines der Bäume. „Das wollte ich dich fragen. Seitdem dieses Menschen Weib Kairi da ist, bist einfach so...Gooie!!“ - „Gooie?! Du weißt ganz genau, dass ich mit ihr eine Vereinbarung habe und.-“ - „Du Hals über Kopf in dieses Mädchen verschossen bist?! Ist mir klar. Dennoch...“, beide seufzten gleichzeitig auf und bemerkten dabei nicht - als Sora den Baumstamm vorhin berührt hatte - , dass ein Herz förmliches Tor zum Vorschein kam. „Hör zu.“, begann Riku und fuhr sich durch sein struppiges weißes Haar. „Tut mir Leid. Ich bin es einfach nicht gewohnt, nicht jeden Tag mit dir abzuhängen. Bin wohl etwas.-“ - „Eifersüchtig gewesen? Ernsthaft?“, grätschte Sora dazwischen und grinste schelmisch. Unbeeindruckt schaute Riku seinen besten Freund an. „Ich wollte eigentlich sagen, dass ich etwas überreagiert habe aber wenn dich die Antwort glücklicher macht, bitte.“ - „Ach, komm her du!“, Sora schnappte Riku im Schwitzkasten und wuschelte ihm wild durchs Haar. „Hey! Lass das Sora! Hörst du wohl a.-“, Riku hielt in dem Wort inne und starrte neugierig zum Baum hinüber, auf dem eine herzförmige Tür abgebildet war. „Hey, Sora. Schau mal da vorn´.“ - „Hm?“, Sora ließ von seinem besten Freund ab und richtete seinen Blick in die Richtung, in der Riku nun zeigte und erstaunt öffnete er seinen Mund. „Woah. Ok. Das war vorhin noch nicht da.“, Sora sah seine in Handschuh verpackte Hände an und grinste. „Los, Riku. Berühre jeden Baum der hier steht!“, verwirrt über diese Aufforderung, schaute Riku dem Vampir nach, wie er einen Baum nach den anderen anfasste. „Und was soll das bitte schön bringen?“, Sora antwortete erst gar nicht darauf, als ein vierblättriges Kleeblatt als Tür an dem bisher kahlen Baumstamm erschien den er berührt hatte. „Vergiss was ich gerade gesagt habe.“   Die zwei berührten alle sieben Stämme in Handumdrehen und vor einer speziellen Tor blieb dann Sora stehen. Überwältigt besah Riku sich weiterhin diese wundersamen Türen und fand vor allen Dingen das Törchen mit dem grünen Baum und bunten Punkten am interessantesten. „Das ist ja was. Sag mal, woher wusstest du.-“ - „Xehanort hat es mir verraten.“ - „Xehanort? Wirklich?“, ein Nicken seitens Sora´s folgte. „Ich verstehe. Wie verlief denn dein Gespräch mit Mister Two-Face?“, bohrte Riku hinterher und bewegte sich ebenfalls zur dem Kürbiskopf aussehenden Tür hin. „Nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Aber das ist egal. Morgen werde ich das regeln. Ein für alle Mal.“, ein süffisantes Grinsen schlich sich auf Sora´s Gesichtszügen und Riku lächelte höhnisch. „Na, da hast du dir ja was vorgenommen.“ Sora drehte sich zu dem Werwolf um und grinste ihn weiterhin diabolisch an, während Riku´s Mimik auf einmal missmutig drein blickte. Ein Seufzer entrann ihm. . . . .   „Wie lautet dein Plan, Sora?“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)