Daiyoukai und Menschenkind von MuadDib ================================================================================ Kapitel 1: Kazuko shashin - Familienfoto ---------------------------------------- „Mach nicht so ein ernstes Gesicht.“ Ich richtete meinen gesenkten Blick nach oben und sah in die goldenen Augen meines Vaters, des mächtigsten Dämon der gesamten Westen. Seine tiefe grollende Stimme rollte durch das Tal, was vor uns lag und hallte an den steilen Felswänden wieder. Ehrfürchtig senkte ich meinen Blick wieder zu Boden, neben mir schrak eine Schar Vögel auf, die zeternd in die Lüfte flogen. „Woher du das nur hast, frage ich mich. Wieso bist du so? Was ist aus meinem kleinen lebhaften Jungen geworden, der du einst warst?“ Ich konnte ihn nicht ansehen. Einer seiner Füße löste sich vom Boden und trat einen Schritt nach vorne, eine warme Hand legte sich an mein Kinn und drückte mein Gesicht nach oben. „Wem eiferst du nach, Sesshoumaru?“ „Dir, Vater“, sagte ich mit bebender Stimme. Seine Augenbraue hoben sich zu seinem Haaransatz, als er mich musterte.“Keh, ich bin wohl der letzte, dem man Nacheifern sollte, Junge.“ Ich konnte ihn nicht verstehen, wieso sprach er so etwas? Er war ein mächtiger Dämon, zu dem jeder aufblickte, vor dem jeder Angst hatte. „Du bist der Ino no Taishou. Alle haben angst vor dir. Du-“ Er wand sich mir ab und trat an den Rand der Klippe, seine Haare wehten im Wind, auf das die unter gehende Sonne einen goldenen Glanz legte. „Du willst wie Jemand sein, der nie er selbst sein durfte. Du willst jemand sein vor dem alle auf dem Boden kriechen, dir nie in die Augen sehen, nicht mal dein eigenes Kind.“ Er strich sich die paar Haarsträhnen hinter das Ohr und sah mich wieder an. Sofort senkte ich unterwürfig meinen Kopf, um meine Position klar zu machen. Ich hörte seine Schritte im Gras, die so leise waren, das kein normales Ohr es hören könnte. Er legte mir seine schwere Hand auf die Schulter und drückte sie. „Ich bin dein Erbe, wenn du nicht mehr sein solltest, werde ich an deine Stelle drehten und dieses Land herrschen.“, erklärte ich. „Ich möchte so sein wie du.“  Er schnaufte und ließ mich wieder los. Ich sah an dem langen Schatten, der hinter ihm auf den Boden fiel, das er seinen Blick in den Himmel gerichtete hatte. Irgendwo da oben schwebte der Palast meiner Mutter. „Ich verstehe dich nicht, wieso rennst du dieser Menschenfrau nach. So etwas Kurzweiliges, daran vergeudest du deine Zeit, wo Mutter auf dich wartet“, flüsterte ich, bereit für meine Unverfrorenheit einen Hieb zu kassieren. Stattdessen lachte er nur. „Du möchtest eine Ehe eingehen, die dir in Kindertage aufgezwungen wurde? Ein mal im Jahr willst du gezwungen deine Pflichten als Mann erfüllen und eine Frau besteigen die dich nicht liebt? Sesshoumaru, glaube mir, wenn ich dir sage, dass es nicht das ist was du begehrst. Sei du selbst, Junge. So wie du es früher warst. Ich kann mir nicht erklären, was deine Mutter mit dir gemacht hat. Lebe so, wie du willst, liebe die, die du willst, lache und weine, trinke und esse wonach dir gerade ist. Reise Bäume aus und versetze Berge.“ Er hob den Arm und fuhr mit ihm durch die Luft, als wolle er Bilder in den Wind malen, der um uns wehte und Samen von Pflanzen herbeitrug. Ein Duft aus Blumen und Harz drang an meine Nase und ich schloss die Augen. „Izayoi ist die Frau die ich liebe. Die Frau, der ich meinen Samen eingepflanzt habe, die Frau die das Kind gebären soll, das uns Dämonen mit den Menschen verbinden wird. Nie mehr soll es Kriege geben. Ich bin das Kämpfen leid.“ Seine Stimme klang plötzlich so traurig und zerbrechlich. So hatte ich ihn noch nie sprechen hören. Ich hob meinen Blick und zum ersten mal seit einer Ewigkeit sah ich ihm aus freien Stücken in diese goldenen Augen, die so viel Macht ausstrahlten, dass sie selbst mich in die Knie zwangen. Ich keuchte, als ich begriff, das er seines Lebens überdrüssig geworden war. Aber wieso warf er es weg, nur für eine Menschenfrau?  „Vater...“, flüsterte ich und streckte die Hand nach ihm aus. Er kam vor mich, ergriff sie. Er beugte sich zu mir und legte meine Handfläche an seine Wange, schloss die Augen und atmete Tief ein. „Ich stelle mich meinem letzten Kampf. Dieses Kind muss leben. Du wirst mir versprechen auf es zu achten, Sesshoumaru... Versprich es mir“, hauchte er und öffnete seine Bernsteine um in meine eigenen zu blicken. Ich schluckte. „Ich... Ich kann nicht.“ „Wieso nicht? Er wird dein Bruder sein.“ „Er wird ein Hanyou sein“, erklärte ich. Niedere Wesen, die nicht Dämon aber auch nicht Mensch waren. Wesen, die zwischen zwei Welten standen und in keiner existieren konnten. Der griff um meine Hand wurde fester, bis es mir schmerzte, dann riss er an meinem Arm und mich auf die Beine. Augenblicklich fand ich mich an seiner Brust wieder, wie er seine starken Arme um meinen Körper schlang und mich so fest an sich drückte, wie er konnte. „Mein Junge... versprich mir das du auf deinen kleinen Bruder acht geben wirst. Er wird nicht wissen, wo er hingehört. Tu es einfach. Nicht deiner Willen, nicht seines Willen, sondern meinetwegen. Einfach nur für mich.“ Im Augenwinkel sah ich etwas glitzern. Waren das Tränen? Weinte mein Vater? Ich riss die Augen auf und keuchte erschrocken, als er mich von sich stieß und sich so schnell von mir entfernte, dass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Er hob vom Boden ab und glitt davon.  „Ich liebe dich Sesshoumaru, mein Sohn“, hörte ich seine Worte, ehe er im Nebel des Tales verschwand. Ich war nach vorn geeilt, an den Rand er Felsen, stolperte, streckte die Arme nach ihm, doch er war schon weg. Er war weg, würde mich hier zurücklassen und nie wieder kommen. Wie lange ich hier lag, im durch den Tau feuchten Gras, was meine Kleider klamm werden ließ, konnte ich nicht sagte. Ich hatte die Augen zusammen gepresst und ballte die Fäuste so fest das meine Knöchel weiß hervortraten. Bis mir der Geruch von Feuer an die Nase drang. Ich sah auf. Im Tal brannte es. Dann roch ich Menschenblut, ein Hanyou, Dämonenblut. Ein ohrenbetäubendes und markerschütternder Schrei schallt durch die Felswände, wurde vom Wind zu mir getragen und ich erstarrte augenblicklich. Er war es. So viel Blut, so viel Leid. Vater, was hast du nur getan? Ich heulte. Ich heulte so laut ich konnte. Von überall drang lautes Weinen herbei. Hinter jedem Busch, in jedem Wald, aus dem Himmel, jeder weinte um seinen König. Vater... Ich wollte nie wieder dieses Tal betreten. Strich Jahrelang von Ort zu Ort, nie wissend was mich morgen erwarten würde. Ob ich morgen noch leben würde. Ein Gegner war gefährlicher als der andere. So kam es, das ich an einer Tempelanlage vorbeikam, von dem aus Kinderlachen an meine Ohren drang. Ich knurrte und leckte mir die Lippen. Ich wollte sie aufmischen, ihnen Angst einflössen, vielleicht nahm ich mir einer der Mütter mit, erst zum Vergnügen, dann würde ich ihr Herz rausreisen und es fressen. Es würde aber niemals meinen Schmerz lindern, egal wie viel Schrecken und Leid ich über das Land verteilte. Ich war nun der Herrscher. War der Herrscher, vor mir sollten alle Knien, wie sie es einst vor meinem Vater getan hatten. Ich blieb im Schatten stehen und betrachtet die Gruppe Kinder, die mit einem Ball spielten. Ich überlegte, wer von ihnen die schönste Mutter hatte. Dann sah ich einen Jungen mit weisen Haaren und roter Kleidung. Wer war das? Ich roch diesen abscheulichen Gestank von Hanyou und rümpfte die Nase. Ihn würde ich zuerst töten. Einen Fuß nach vorn setzend blieb ich abgrubt stehen, als ich hörte, wie eins der Menschen Kinder rief „Fang das Bällchen!“ und den Ball absichtlich wegtrat. Der Junge, naiv, sprang dem Ball nach, der nur wenige Meter vor mir zum Liegen kam. Er griff danach, sah mich an. Diese bernsteinfarbenen Augen. War das etwa? Dann lachte er mich an und rannte wieder zurück, nur um festzustellen das die Kindergruppe verschwunden war. Lachend liefen sie davon und zeigten auf.... auf meinen Bruder.  Wut kochte in mir. Wut, weil Menschen so grausam waren. Sie hielten sich für etwas Besseres, für so einfühlsam und sagten, sie würden jeden in ihrer Gesellschaft akzeptieren. Von wegen. Ich schritt um ein paar Bäume herum um besser zu hören was die Frau sagte, als sie sich zu diesem kleinen Halbdämon herab beugte und ihm behutsam die Hand auf den Kopf legte. Sie Weinte. Sie weinte wie eine Mutter, die wusste ihr Kind würde niemals in dieser Gesellschaft einen Platz finden. Er stieß sie von sich, warf den Ball weg und rannte in den Wald, einen Meter an mir vorbei. Ich sah ihm nach, dann zu seiner Mutter, die ihm voller Trauer nach lief „Inu Yasha“ rief sie, nur um wenige Zentimeter stehen zu bleiben und mich zu erblicken. Mein Blick war kalt, ich konnte für diese Frau nichts als Hass und Verachtung empfinden, war sie es doch gewesen, die meinen Vater in den Tod getrieben hatte. „Wer... wer bist du? Inu...“ Ich schnaufte und trat aus dem Schatten der Bäume um ihr nur einen Augenblick zu bieten sich mein Gesicht einzuprägen. Dann drehte ich mich um und ging dem Geruch des Kindes nach. Ich hörte sie noch seufzen. Der Junge stand vor einem Bach, war vorgebeugt und betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Seine Aura, die ich deutlich spüren konnte, war voller Zorn. Als ich hinter ihn gedrehten war, sprang er herum und flechte seine Zähne. Seine Augen waren rot, seine Wangen glühten und seine Hände kampfbereite Klauen, deren Fingernägel zu Krallen geworden waren. Typisch, dachte ich und trat dichter an ihn, was ihn nur zum rückwärts gehen bewegte. Er knurrte und bellte mich an, doch mir war es egal. Er könnte mir nichts tun. Dafür war er viel zu schwach. Ich streckte die Hand nach ihm aus und ergriff den Kragen seiner Kleidung. Er Biss mir dabei in die Hand und schlug mir den Händen nach meinem Gesicht, doch er erreichte es nicht. Ich hob ihn hoch, warf ihn zur Seite, wo er schnaufend auf dem Boden aufkam und sich sofort wieder aufrichtete. Aber statt das er sich auf seine zwei Beine stellte, hockte er auf alle Fieren vor mir und knurrte mich böse an. „Mh...“ Ich ging wieder zu ihm und trat nach ihm, traf ihn in der Seite und er landete im Wasser. Der Bach war nicht tief, aber tief genug das der Junge darin nicht stehen konnte. Erst fuchtelte er mit den Armen herum, tauchte immer wieder unter, schnappte nach Luft und rief nach seiner Mutter, als sich seine Augen wieder normal verfärbten und er voller Angst zu mir blickte und mir seine kurzen Arme entgegenstreckte. „Hilf mir!“, rief er mir zu. „Onii-san!“, setze er nach, eher sein Kopf wieder unter Wasser tauchte. Meine Augen weiteten sich etwas. In mir rührten die Worte meines Vaters. „Kümmere dich um deinen kleinen Bruder... Versprich es mir“ Luftblasen blubberten an die Wasseroberfläche. Meine Füße waren, wie angewurzelt als diese Worte immer wieder in meinem Kopf umherschwirrten. “Kümmere dich!“ „Onii-san!“ „Versprich es mir.“ „Sei du selbst“ Ich kniff die Augen zusammen, ich wollte ihn doch hassen!! Keine Blasen mehr. Kein Blubbern. Mein Herz krampfte und ich stieß nach vorne, stolperte und landeten auf den Knien im Bach. Meine Arme suchten Unterwasser nach dem Kind, wieso musste dieses Gewässer auch zu schmutzig sein. Meine Hand zuckte zurück als sie gegen etwas weichen Stieß, dann griff ich danach und zog das Kind heraus. Ich ließ mich auf die Fersen sinken und bettete den Jungen auf meinen Knien, um ihm mit einer Hand die weisen Haare aus dem Gesicht zu streichen. War er tot? Wenn er ein Dämon war, würde ihn ein bisschen Wasser in der Lunge nicht töten dachte ich. Ich senkte die Lieder und strich ihm immer wieder über die Wange. Meine Finger fuhren die Konturen seines Gesichts nach, streiften das nasse Haar. Das war also mein Bruder. Klein und zerbrechlich dachte ich, als er auch nach fünfzehn Minuten nicht wieder atmete. Vater, es tut mir leid, ich habe versagt, Ich hob den schlaffen Körper etwas höher und beugte mich hinunter um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, bereit dafür ihn zu seiner Menschenmutter zu bringen. Als ich meine Augen schloss und in einem Gebet mich dafür entschuldigte, meine Aufgabe nicht erfüllt zu haben, regte sich etwas in einem Arm. Der Brustkorb, auf dem meine andere Hand ruhte, hob sie kräftig und senkte sich wieder. Langsam krochen Lebensgeister zurück in den leblosen Körper meines Bruders. Ich öffnete meine Augen wieder und zwei schmale Schlitze sahen mich direkte an, wo sich plötzlich ein Lächeln auf die Lippen des Jungen legten. Dankbar, dass mich ein Gott erhört hatte, legte ich dem Kind die Hand an die Wange. Er lachte, wobei er Wasser gurgelte und es mit einem Schwall aus seinem Mund floss. Mich aufrichtend drückte ich ihn an mich und ging zurück zum Schrein, wo seine Mutter noch immer an der gleichen Stelle hockte und bitter um ihr Kind weinte. Erst als ich vor ihr zum Stehen kam, sah sie auf. Sie hielt ihre Hände vor ihr Herz und dankte mir. Ich stelle Inu Yasha vor mir auf dem Boden ab und drehte mich zum Gehen, als eine Hand nach meinem nassen Ärmel griff und mich aufhielt. „Danke, Onii-chan!“ „Hmpf...“ „Wer bist du? Danke das du mir meinen Sohn wieder gebracht hast!“, sie beugte sich nach vorn. „Ich bin der Inu no Taishou.“  Du bist nun ein junger Mann geworden, leichtsinnig und starrköpfig. Irgendwie erinnerte er mich an mich selbst, als ich genauso jung war. Und ein bisschen an unseren Vater, wenn er mal etwas erzählte, wie er als Kind war. Wie er seinen Eltern streiche gespielt hatte, seine Geschwister Frösche unter die Decke gesteckt, oder den Diener Juckpulver in den Kragen gestreut hatte. Doch dann musst du dich ausgerechnet in eine menschliche Priesterin verlieben, die dich kaltherzig wie es nur Menschen sein können, mit einem magischen Pfeil an einen Baum fesselte. Ich stand vor dir, sah in dein schlafendes Gesicht, das so wohlgesonnen und naiv ist. Meine Fingerspitzen berührten deine Wange, wie damals, als du ertrunken warst. Bitter schnaufte ich, griff nach dem Pfeil nur um von ihm einen heftigen Stoß aus purer Energie zu bekommen. Zischend rieb ich meine Handfläche. Würde ich den Pfeil so fest umklammern wie ich konnte, würde ich ihn nie aus deiner Brust ziehen können, dessen war ich mir vollkommen bewusst. Nur eine Priesterin konnte dies. In den nächsten fünfzig Jahren kam ich jeden Tag hier vorbei, um zu sehen, ob du nach da warst, ob du noch lebtest. Und eines Tages warst du nicht mehr da. Mein Herz hüpfte, nicht nur aus Freude das Jemand da war und dich befreit hatte, auch aus Sorge und Trauer, dass ich nicht da gewesen war. Ich war neidisch auf dieses Mädchen aus einer anderen Zeit, die es geschafft hatte dich zu befreien, was ich nicht schaffte. All meine Sorgen danktest du mir dann, als du Tessaiga aus dem Fels zogst und mit ihm mir nicht nur ein Teil meines Körpers nahmst, sondern auch meinen Stolz verletzt und mich so zurückgelassen hast. Ich werde es dir nie verziehen, bis heute nicht. Jaken war fort, keine Ahnung wann er wieder kommen würde. Immer beschwichtigte er mich wie Stolz er war, das er mir Dienen durfte. Aber wenn ich seine Hilfe einmal wirklich brauchte, verschwand dieser kleine grüne Gnom einfach und war Tage verschwunden. Nun, ich konnte es ihm nicht übelnehmen. Schließlich war ich in diesen Situationen nicht anders zu ihm. Aber seinen Herrscher blutend und näher dem Tode als dem Leben einfach im Wald liegen zu lassen, das nahm dem Fass den Boden. Ich stöhnte leise als mich der pochende Schmerz meiner Wunden durchströmte und jede noch so kleinste Bewegung so entsetzlich schmerzte. So wusste ich aber das ich noch lebte, um eines Tages, um dir meinem kleinen Bruder, das gleiche anzutun. Dösend lag ich da, benebelt von Artenalien das meine Adern durchströmte, als Schritte an meine Ohren drangen. War dieser kleine Wicht also doch aufgetaucht. Als ich ein Auge öffnete, um ihn zu betrachten, erblickte ich ein Menschengesicht. Ich knurrte es an und drohte mit meinen Zähnen. Aber ich war zu erschöpft es zu ergreifen und zu fressen. Nur wenige Momente später war es verschwunden. Es dauerte aber nicht lange bis das Kind wieder auftauchte und mir Wasser und Pflanzen bereitete. Ich schnaufte und drehte mich von ihm. Ich, der große Herrscher des Westens, von einem Menschenkind versorgt, wenn das jemand sehen würde... Sie blieb. Tage lag ich am Boden und regenerierte mich. Jeden dieser Tage war sie da und brachte mir etwas zu essen, nichts davon rührte ich an. Ihr Zahnlücken behaftetes Lachen war Medizin genug. Bis zu diesem einen Tag, als ich mich endlich wieder aufrichten konnte und einfach ging. Sie war nicht da, ich dachte sie würde in ihrem Dorf bei ihren Eltern verweilen, die ihr Verboten so häufig tief im Wald zu sein. Als sie vor mir lag. Bewegungslos, tot. Mein Herz schmerzte als ich die kleinen Seelenfresser sah, die sich um sie scharrten und sie mit ins Jenseits zerren wollten. Mein Schwert pochte. Vater, was willst du mir sagen? Ich sah die Scheide an, dann zum Mädchen. Ungeschickt zog ich die Klinge aus ihrer Hülle und trennte den Dämonen die Köpfe ab. Das fahle Fleisch vor mir bewegte sich nicht, kniete mich neben sie und ergriff sie mit meinem Arm um sie auf mein Schoß zu ziehen. Es erinnerte mich schmerzlich an diesen einen Tag am Bach, als ich meinen Bruder fast getötet hatte. Beide unschuldig und klein lagen sie in meinem Arm. Wie gerne hätte ich ihre Haut berührt, um zu spüren, wie die Wärme zurückkehrte. Jaken schnappte nach Luft als das Kind die Augen wieder öffnete und mich ansah. Abschätzend was passieren würde, musterte ich ihre Augen, die anfingen zu strahlen als sie mich erkannte und wieder lachte. Ich ließ sie los und richtete mich wieder auf um zu gehen. Jakens Gezeter wieso ich das gemacht hätte und das sie verschwinden sollte, quotierte ich, in dem ich ihm meinen Fuß auf den Kopf donnerte und ihm den Mund verbat. Das Kind hüpfte hinter mir her. Das war dieser Augenblick in dem sich mein kaltes dunkles Herz wieder mit etwas Licht gefüllte.  Im Schrein meines Vaters, war nur ich zuhause. Niemand war hier um mir etwas zu essen zu bringen, mir meine Kleidung zu richten. Es war still und dunkel, insgeheim war ich sogar froh darüber. Denn so konnte niemand sehen wie traurig ich war. Kein Vater mehr, eine Mutter die sich nicht kümmerte, keinen Bruder... Alleine in einem dunklen Raum, lag ich am Boden, so wie ich eben gestürzt war. Das eine Bein ausgestreckt hatte ich das andere angezogen, krallte meine Hand in die Bambusmatte und presste mein Gesicht auf den Boden. Mir tat mein Herz weh, mir taten die Beine weh, mir schmerzte der Arm, der gar nicht mehr da war. Ich ballte die Hand zur Faust und schlug mit ihr auf den Boden ein, solange bis die Matte riss und nach unten sackte. Ich verfluchte dich und dein dummes Schwert! Wie konnte mein Bruder mir das nur antun. Was war ich schon für ein Herrscherdämon, wenn ich nur einen Arm hatte? Ich schrie vor Schmerz und rollte auf den Rücken, zog meine Beine an um sie nur wieder auszustrecken, mich zu krümmen und auf die Seite drehte. Ich sah auf den Armstumpf, der auf dem Boden lag, stellte mir vor wie sich die Finger meiner Hand bewegten, wie sie die Kehle Inu Yashas ergriffen und ihm das Herz aus der Brust rissen. Stöhnte frustriert auf, als ein Stromstoß die Nervenenden durchzuckte, schlug meine Nägel in das Fleisch am Ende des halben Oberarms. Ich biss mir auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken, so lange bis der Schmerz endlich nachließ, weil die Wunden die ich mir selbst zugefügt hatten, mehr schmerzten. Blut tropfte von meiner Lippe auf die Matte. Mit der Zunge fuhr ich über meine rauen Lippen und schmeckte Metall. Ich sah zu wie Blut aus den Löchern quoll als ich meine Krallen aus dem Fleisch zog, wie es unter mir die hellen Matten dunkel färbte. Und plötzlich wurde der Raum hell, als ein Kinderlachen an meine Ohren drang. Es war Rin, die mein Herz voller Farbe drängte, wenn sie Lachte und um mich tanzte. Sie war das Lebenselixier das ich brauchte um weiter zu machen und nicht nur hier zu liegen. So lange bis ich sterben würde. Sie schob die Tür auf, ich sah ihren Schatten der sich über meinen Rücken auf den Boden warf, wie sie hüpfend zu mir kam und sich hinter mir laut polternd auf die Knie warf. Sie legte beide Hände auf meine Schulter und drehte mich auf den Rücken. Ich sah ihren Augen an das sie Angst hatte, als sie das Blut sah und das sich ihre Augenbaue traurig zusammen zogen. Ich hielt meine besudelte Hand nur wenige Millimeter von ihrer Wange entfernt, während über meine Lippen ein kurzes Lächeln huschte. „Rin...“ hauchte ich, ließ die Hand sinken und schloss die Augen. „Geh, du musst das nicht sehen.“ „Sesshoumaru-sama!“, rief sie und sprang auf. „Jaken! Jaken!“, ich hörte ihre kleinen Füße zur Tür eilen, als ich mich halb aufrichtete. Ihre Schritte entfernten sich und ich seufzte. Zog die Beine unter mir zusammen, stürzte mich mit meinem Arm am Boden ab und wollte aufstehen. Doch alles was ich konnte war auf den Ellbogen zu sinken und leise zu fluchen. Ein druck an meinem halben Arm, ließ mich meinen Schleier aus Haaren lichten, hob den Kopf und sah wie das Mädchen ein Leinentuch auf die Wunde drückte, die schon längst hatte aufgehört zu bluten. Nicht ganz Selbstlos hatte ich sie bei mir aufgenommen als sie sich damals so um mich gekümmert, als sie mich halb tot im Wald gefunden hatte. Es war ein gewisser Selbstnutzen darin, denn so hatte ich jemanden der mir Dinge nachtragen konnte. Jaken war zwar manchmal ganz nützlich, aber da er nur sechs, statt zehn Finger hatte, konnte er viele Dinge eben nicht machen, die nur zehn Finger konnten. Ich drückte ihre Hände von mir und deutete Stumm auf mein Gewand, das am Boden lag. Sie verstand sofort, nahm es und hielt es mir hin, damit ich es anziehen konnte. Zuvor war ich beim Anlegen meiner Hakama gestürzt und so erst in diese Situation gelangt. Sie lächelte wieder so herzerwärmend und tanzte um mich. „Sesshoumaru-sama, sagt es doch einfach wenn Ihr Hilfe braucht“, flötete sie und lachte mich an. „Ja...“, murmelte ich und stand nun nur durch ihre Anwesenheit beflügelt, auf. Sie wirbelte hin und her, schloss jeden Verschluss meiner Rüstung und hüpfte dann aus der Tür, um hinter ihr zu Verschwinden. Auf dem Gang hörte ich Jakens gepolter als dieser Nichtsnutz nach Ewigkeiten auf Rins rufen reagiert hatte. „Sesshoumaru-sama!!“, rief er und blieb abgrubt vor mir stehen als ich aus der Tür trat. Er starrte mich an, ich starrte kalt zurück. „Mach das sauber“, befahl ich und ging in die andere Richtung weg. Solange ich abgelenkt war, merkte ich nichts von all dem. Doch wurde es ruhig und die Nacht brach ein, plagten mich Albträume, in denen ich von Inu Yasha getötet wurde, in denen mein Vater mich fallen ließ, in denen Rin sich von mir und meiner kalten Seele abwandte. Schmerzen durchströmten dann jede einzelne meiner Fasern. Wie oft wälzte ich mich von links nach rechts, keuchte ich, schrie ich. Nur vor Rin, nur in diesem Zimmer konnte und durfte ich schwach sein. Niemand sollte merken, das meine Seele traurig war, das ich Schmerzen hatte.  Nur manchmal wenn Rin und Jaken nicht da waren und ich niemanden in der nähe riechen konnte, dann war ich dieser kleine Junge von früher, den mein Vater so schmerzlich vermisst hatte. Dann zog ich im rennen meine Schuhe aus, warf meine Rüstung und Juban zu Boden und sprang in einen See. Dann pflückte ich eine Pusteblume und lies ihre Samen in die Luft steigen. Beobachtete ich eine Ameise wie sie eine Raube in ihr Nest schleppte oder eine Spinne wie sie eine Fliege in ihren dünnen Faden einwickelte. Und augenblicklich dachte ich an Vater, an seine langen dünnen weißen Haare, die ich als Kind immer so bewundert hatte. Einmal hatte ich sie, während er schlief an eine Kuhglocke gebunden. Ein anderes mal, mehr ein verstehen als Absicht, hatte ich ihm gleich zwanzig Zentimeter seines Zopfes beraubt, den ich mit einem Messer abgehackt hatte, als ich eigentliche eine Schlange Köpfen wollte. Tz, dumme Kinderstreiche. Ich könnte nie wieder so Sorglos werden, nicht mal ein bisschen, aber ich hatte, seit Rin bei mir war, ein kleines bisschen davon wieder gefunden. Manchmal veralberte ich Jaken, was das Mädchen unheimlich Glücklich machte. Dann lachte sie und diese Wärme umfing mich. Würde ich einmal selbst Kinder haben? Würde ich dann so werden wie mein Vater? Ich dachte an meinen Bruder, wie naiv und leichtfüßig er von einem Moment in den Anderen stolperte, gefolgt von Menschen, die ihn liebten. Wenn ich zurückblickte waren da nur Jaken und Rin. Mein Bruder erinnerte mich ein bisschen an Vater, der manchmal genauso gewesen war, als er mit mir durch die Wälder schlich und Wild aufscheuchte. Ich sah den Sternen besetzten Himmel an und den aufgehenden Mond, als ich an ihn dachte und mir die vielen Momente in den Geist rief, in denen ich einfach Glücklich war. Meine Augen schloss sich und ich drehte den Kopf zu den zwei Wesen am Lagerfeuer die sich darum drängten und die Hände wärmten, während Stockfisch über der Flamme garten. Die kühle Nacht umfing uns, nachdem das Feuer erloschen war. Jaken bibberte leise vor sich hin, was mich unheimlich nervte, Rin war zusammengerollt neben mir zum Liegen gekommen, während ich an dem Felsen lehnte und in den Himmel starrte. Sie drehte sich mir zu und murmelte meinen Namen, während sie ihre Knie soweit nach oben Zog, das sie ihre Nase zwischen ihnen vergrub. Ich beugte mich runter zu ihr, umschlang ihren Körper mit meinem Arm und zog sie auf mich, legte ihr meinen Pelz um und strich ihre wüsten Haare glatt. „Ses..sho...mmmmh“, murmelte sie und kuschelte sich an mich. Kinder waren schnell zufrieden zu stellen, das stellte ich immer wieder fest. In diesem Moment war ich mir klar, das ich keine Schar an Freunde brauchte, ich brauchte nur sie, sie war meine Familie.  Und doch stehe ich nun hier, zwischen ihnen. Hinter meinem Bruder, neben Rin, auf der Lichtung vor dem Brunnen und starre in einem dreifüßigen Dämon, den diese Menschenfrau aus dem Brunnen mitgebracht hat. Sie nennt es Fotoapparat. Missmutig rümpfe ich die Nase, will am liebsten von hier Verschwinden, doch Rin's Hand, die Meine drückt und mich hindert zu gehen, hält mich in diesem Moment voller Freude fest. Als sie merkt, dass ich mich entziehen will, reist sie an meinem Arm und funkelt mich an. Schnell richte ich meine Augen weder gerade aus und knurre leise. Auf der anderen Seite von mir steht diese Jägerin Sango mit ihrem lüsternen Mönch. Mein Bruder vor mir, dann eine Lücke, Kaede sitzt auf einem Hocker ganz vorne, und der Fuchsdämon Shippo hüpft ungeduldig auf und ab. Neben ihm sehe ich die Kappe von Jaken, der lautstark mir seinen Unmut klar macht. Kagome, hantiert an diesem dreibeinigen Dämon herum, der zu blinken beginnt und piepst, alle sehen es gebannt an, als sie zu uns kommt und sich in die Lücke stellt. Plötzlich spüre ich eine Aura, eine Aura, die ich so lange nicht mehr war genommen hatte. Ein heller Blitz blendet mich und ich kneife die Augen zusammen. Wenige Sekunden später drehte ich mich um, doch da ist niemand. Nur eine lange weise Haarsträhne, die hinter einer Hecke verschwindet und sich in Licht auflöst. Vater? Ich drehe mich halb in die Richtung, versucht ihm zu folgen, doch im Augenwinkel sehe ich diese Zeitreisende wie sie mich anlächelt. Meine entgleisten Gesichtszüge wieder richtend, tue ich so, als ob nichts war. Nur sie ist in der Lage meine Gedanken zu lesen und senkt kurz den Kopf um mir zu bedeutet, dass genau das passiert war, was ich gespürt hatte. Er war hier gewesen, mit auf diesem Foto. In meinem Kopf hörte ich seine Worte. „Gut gemacht. Ich bin stolz auf dich, mein Sohn“ Ich bekomme nicht mehr mit wie die Situation um mich eskaliert. Der Mönch war seiner Frau an die Wäsche gegangen, die ihm ein Veilchen verpasste, mein Bruder zog dem kleinen Fuchsdämon eins über, der ihn ständig Piesackte, Kagome befahl Inu Yasha sich zu setzen, Kaede machte ein Nickerchen, Jaken geht auf den dreibeinigen Dämon los und Rin jagt einem Schmetterling nach. Und ich? Ich lache. Zum ersten mal Lache ich, seit einer langen Zeit. -klick- Kapitel 2: Kakan – Der Blumenkranz ---------------------------------- Endlos schien der Sommer zu sein. Seine Sonne brannte auf dem Boden, verdorrte Gras und Blumen. Und ab und zu tauchte eine Lichtung, auf die dem heißen Wind zu trotzen schien. Als ich meine Augen zum Himmel richtete, senkte sich der helle Stern bereits dem Horizont entgegen und lies lange Schatten, die manchmal grotesk anmuteten, auf die Grünfläche fallen. Bienen, Hummeln und andere Insekten sammelten eilig Nektar der Blühten ein, die sich den letzten wärmenden Strahlen entgegenstreckten. Auch wenn die Tage heiß waren, wurde es in der Nacht doch deutlich kälter. Mir machte es nichts aus, doch sorgte ich mich um das Menschenkind, das so sorglos um mich tanzte wie vom ersten Tag an. Ich bedachte sie mit einem Blick, den vermutlich nur Väter hatten, die sich Gedanken darüber machten, was dieses Kind einmal erleben würden, wären sie erwachsen. Schnaufend über diese doch sehr menschlichen Züge, die ihre Anwesenheit in mir auslösten, schloss ich die Augen und hob die Nase in den Wind, der mich umwehte und unzählige Düfte an mir vorbei trug. In meinem Kopf erlebte ich die letzten Tage, in denen wir nur gewandert waren, auf der Suche nach Naraku, fanden wir doch meist nur die Spuren meines werten Bruders. Ich rümpfte jedes mal die Nase, wenn sein Gestank meine Rezeptoren erreichten und spuckte regelrecht aus. Zweieilei Gefühle hegte ich in meiner Brust für diese halbe Portion. Auf der einen Seite war ich nicht abgeneigt ihn endlich zwischen meinen Fingern zu zerquetschen, für das was er mir angetan hatte, aber dann empfand ich Ehrfurcht und einen hauch von Stolz, denn er eiferte niemandem nach, er war einfach er und machte das, was ihm gerade in den Sinn kam. Stolz auch, weil er sich in den Jahren immer wieder gegen unsere Feinde gestellt hatte und sehr oft, als Sieger aus einem Kampf heraus ging. Mit kleinere oder größere Verluste war während dem Krieg nun mal zu rechnen. Doch ein Verlust beutelte mein Inneres so sehr, das ich manchmal dachte, dass es mir mein schweres Herz zerreißen würde. Als ich ihr Blut roch und davon eilte, Rin und Jaken zurückließ, spürte ich wie etwas brach. In meinem langen Leben hätte ich niemals gedacht, das ich zu solchen Gefühlen überhaupt fähig gewesen wäre. Als ich Kagura dort hocken sah, wie sich das Gras unter ihr verfärbte und sie so selig gelächelt hatte. Es war traurig. Ich war traurig. „Bist du enttäuschst, dass ich nicht Naraku bin?“, hatte sie gefragt und senkte den Kopf. „Ich wusste, das du es bist“ „Verstehe...“, hauchte sie. Ich ergriff Tensaiga und wusste doch das ich sie nicht mehr retten konnte. „Gehst du?“, meine Stimmte klang in meinen eigenen Ohren mir in diesem Augenblick selbst so fremd. „Ja.... es ist genug...“ sie seufzte und sah mich an, lächelte so selig und zufrieden, wie es man es nur konnte, wenn man absolut schmerzlos war. Meine Kehle war trocken, als ich zusah wie sich ihr Geist von ihrem Körper trennte und dieser sich auflöste. Ich sah den Blühten nach, die mit ihr in die Luft stiegen und atmete ein letztes mal ihren Geruch ein. Inu Yashas Worte hielten mich vom gehen auf, als er mich fragte, ob sie Schmerzen hatte. Ich sah noch mal in den Himmel, ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen und antwortet ihm „Sie hat gelächelt.“ Wenn ich daran denke, dass sie hätte die eine sein können... Ich öffnete meine Augen und sah zu Rin, die über die Wiese hopste. Aber hatte ich mein Herz nicht schon längst an jemand anderes verloren? Ich könnte Rin niemals gerecht werden, dessen war ich mir bewusst. Aber ich könnte und kann ihr den 'Menschen' ersetzen den sie verloren hatte. Den Vater. Müde ließ ich mich auf einem kleinen Felsen nieder, sah ihr kurz zu. Sie lief ein paar Schritte, dann blieb sie stehen und pflückte Blumen, nur um mir den Rücken zuzudrehen, jedes mal wenn sie meinen Blick bemerkte. Dann sah ich nur wie sich ihre Arme bewegten und sie irgendwas im Geheimen tat. Jaken der unweit von mir entfernt saß und ihr treiben ebenfalls, argwöhnisch, beobachtete sprang auf und rannte zu ihr, als er merkte, dass sie sich mir jedes mal abwandte, fielen meine Augen auf sie. „He! Rin! Sei nicht so ungehobelt und habe Geheimnisse vor dem Meister!“, zeterte er und griff nach etwas, was sie in der Hand hielt. „Was soll das, Jaken! Du machst es noch kaputt!“, rief sie und drückte dem Gnom ihre flache Hand ins Gesicht. Manchmal fragte ich mich, wer von den beiden eigentlich das Kind war. Ich ließ die beiden machen und legte meine Hand in den Schoß und richtete den Blick wieder zum Himmel. Die Strahlen der Abendsonne kitzelten meine Nase und der Wind zog an meinen Haaren. Meine Gedanken schweiften ab zu dem Moment, als ich den leblosen Körper Rins aus dem Jenseits wieder ins Diesseits zurückgebracht hatte. Sie so zu sehen, schmerzte mir auch jetzt noch, wusste ich doch das ich sie nie wieder retten könnte. Die werte Mutter, die mir nie eine Mutter gewesen war, hatte das Kind aus reinem Selbstnutzen zurückgeholt. Vermutlich nur dafür das ich auf ewig Dankbar sein musste. Irgendwann würde sie mit ihrer Bedingung kommen und etwas von mir verlangen, das ich sicher nicht bereit war für sie einzugehen. Als Rin ihre Augen wieder aufschlug und mich sah, strahlten ihre Augen mit ihrem Mund um die Wette und die Kälte in meinem Herzen wurde wieder weiter zurückgetrieben. Doch es gab Augenblicke, in denen ich selbst ihre nähe nicht ertragen konnte. Ich sie anknurrte und ihr meine Spitzen Zähne zeigte, um sie auf Abstand zu halten. Aber was macht das dumme Kind? Sie setzte sich in eine Ecke oder hinter einen Baum, blieb in meiner Nähe, wohl wissend das ich nur einmal mit meiner Hand ausholen musste, um ihr die Kehle aufzuschlitzen. Das waren immer diese Momente, in denen mich Albträume plagten, von Erinnerungen der Jahrhunderte. Krampfhaft versuchte ich diese Nächte aus meinem Geist zu verbannen, aber jedes Mal, wenn der Schmerz in meinem Arm und der Schmerz in meiner Brust zu groß wurde, erinnerte ich mich wieder daran. Daran das ich sie einmal so heftig von mir gestoßen hatte, das sie gegen die Tür meines Zufluchtsortes prallte und sie auf der Veranda landete. Hätte ich nicht reagiert und sie am Fuß zufassen bekommen, wäre sie den Abhang hinuntergestürzt. Auf ihren zwei kleinen Füßen stehend und darauf gefasst das sie mir wütend wurde, schlangen sich nur ihre kleinen zerbrechlichen Arme um meinen schweißnassen Hals, an dem Haare klebten. Ihr kleiner Körper drückte sich gegen meine schmerzende Brust und ich spürte wie ihre Wärme jedes Übel von mir entfernte. „Ich hole etwas Wasser für Euch!“, rief sie halb laut und rannte schon los, ihre Füße ließen die losen Holzbretter die Jaken schon vor Wochen austauschen sollte, hüpfen. In diesem flüchtigen Moment fand ich mich jedes mal zurück, war ich kurz davor meine Besinnung zu verlieren und dem Kind etwas antun zu wollen. Tief atmete ich ein und ließ die Luft über meine Lippen wieder aus den Lungen herausgleiten, während sich meine Brust gegen die Enge der Rüstung bewegte. Leid und Freude, Tod und Leben drang in mich ein. Bei allen Gerüchen, einen Faden verlor ich nie, egal wo ich war. Immer bedacht diesen blumigen Ton nicht zu verlieren und damit das einzige was mich hier hielt. Meine Zeit im Jenseits, hängt mir nach. Wie eine Hand die an mir Zerrt versucht sie mich aus dieser Welt zu reisen und in sich Aufzunehmen. Jedes mal wenn ich Tensaiga ziehe, um ein Leben zu retten, habe ich das Gefühl ein Stück von mir selbst zu verlieren. Ob es Absicht war, das ich nach und nach von dieser Welt verschwinden würde? War das der Grund warum ich dieses Schwert bekommen habe, Vater? Eine Wärme umfing mich, öffnete die Augen und sah auf die Wiese, die plötzlich in hellem Licht lag. In der Mitte stand der Inu no Taishou und bedachte mich mit seinen golden leuchtenden Augen. Er lächelte mich an und nickte mir zu. Meine Hand nach ihm streckend, ihn greifen zu wollen, nichts sehnlicheres Wünschte ich mir in diesem Moment. Bei aller Kälte, die ich ihm entgegen brachte, er war nun mal mein Vater und der kleine Junge in mir liebte diesen Mann so abgöttisch, das ich jedes Risiko eingehen würde, um ihn nur noch ein einziges mal Umarmen zu dürfen. Doch eine Hand, die mein linkes Knie tätschelte, brach den Moment der sich in meinem Geiste auflöste. Meinen Kopf senkend und die Augen öffnend, sah ich in Rins Gesicht die etwas hinter ihrem Rücken versteckte. Ich hob eine Augenbraue, während Jaken wieder einmal seine grässliche Stimme erklingen ließ „Sei nicht so unverfroren, den Meister ohne seine Erlaubnis zu berühren, du Weib!“ Er wollte Rin von mir weg zerren, doch meine Augen bedeuteten ihm sie nicht anzufassen. Demütig beugte er sich vor mir, bis er mit seinem Gesicht den Rasen küsste und um Entschuldigung flehte. Er war mir egal, soll er doch so lange Betteln wie er wollte. Rin hob ihre freie Hand und deutete mir mich zu ihr hinunterzubeugen, was ich eher wie ein Befehl auffasste, ihm aber nachkam und mein Kopf zur ihr neigte. Sie kicherte leise. „Ich hab etwas für Euch gebastelt, Sesshomaru-sama!“, flötete ihre Stimme. Das Kind zog ihre andere Hand hinter dem Rücken hervor und legte mir schnell etwas auf den Kopf, Röte stieg ihr auf die Wangen. Jakens Schnappatmung zufolge war es wohl etwas, was ich einem Daiyokai sicher nicht ziemte, aber mir war es egal. Als Rin sich nach vorn beugte und mir einen nassen kindlichen Kuss auf die Wange gab, war es schließlich um mich geschehen. Ich schloss die Augen und zog nur Millimeter meine Mundwinkel nach oben. Aller Schmerz war vergessen, als ich den Duft von Blumen einatmete, der mich Augenblicklich umgab. Rin lachte und hüpfte los. „Hm...“ Meine Beine führten mich dem Kind hinterher, das von Jaken verfolgt wurde, während ich stolz meine Krone von der Wiese trug, wie es nur ein König konnte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)