Pride von SpacePirate ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Freitag Nach der Schule treffen wir uns vor Newys knallrotem Ford Fiesta. Meine Ouest: Newy nach Hause fahren und damit beweisen, dass ich würdig war den Wagen am Samstag zu haben. So hat es Newy in der Mittagspause verkündet und so sollte es geschehen. Ich meine eigentlich war es das Geringste was ich tun konnte, immerhin gab er mir hier sein Auto, nachdem er mich nicht mal eine Woche kannte. Kilian musste in die andere Richtung, so seine offizielle Ausrede. Wahrscheinlich wollte er bloß nicht bei diesem Spektakel dabei sein. Newy und ich waren also nur zu zweit. Das machte die ganze Situation für mich noch etwas unangenehmer. Ich musste mich durchringen überhaupt den Schlüssel in die Zündung zu stecken. Ihn zu drehen schien eine unmögliche Aufgabe zu werden. “Ich lotse, du fährst. Ganz einfach.”. meinte Newy und schaltete das Radio an. Nichts war einfach, ich war bei meiner Fahrprüfung weniger aufgeregt gewesen, als jetzt. Nicht falsch verstehen: Bei meiner Fahrprüfung war ich ein totales nervliches Wrack, jetzt war es bloß schlimmer. Vielleicht sollte man diesen Ausflug einfach absagen. “Ich weiß nicht ob -.” Newy unterbrach mich. “Du fährst jetzt!” Nochmal durchatmen und los gehts. Bremse durchdrücken, Motor an, in Drive schalten, und Fahren…Das Auto bewegte sich nicht von der Stelle. Newy nahm die Handbremse raus. Jetzt fahren. Während ich am Lenkrad innerlich starb, ging Newy zu Lady Gaga Songs total ab und sagte mir immer kurz vor knapp, wo ich abbiegen musste. “Daran kann ich mich echt gewöhnen. Später wenn ich reich und berühmt bin, lege ich mir eindeutig einen Chauffeur zu.”, ließ er mich wissen. Die Einfahrt vor seinem Haus war zum Glück riesig, so dass Parken nicht wirklich ein Problem war und ich war einfach so froh, dass der Höllentrip endlich vorbei war. Jetzt wartete ich gespannt auf die Verkündung der Prüfungsergebnisse, aber Newy stieg einfach aus. Ich tat es ihm gleich und war bereit die Schlüssel wieder abgeben zu müssen. Während ich Ausstieg spürte ich erst wie durchgeschwitzt ich war. “Mir ist egal was ihr morgen mit dem Auto macht, ob Kilian dich bis nach Atlantic City fahren lässt, solange der Wagen am Sonntag, wenn ich aufwache unbeschädigt und mit vollem Tank wieder hier steht.”, erklärte mir Newy im weggehen. “Und der Schlüssel?”, rief ich ihm hinterher. “Wirf ihn in den Briefkasten. Ich will dieses Wochenende, von keinem mehr was wissen. Newy out!” Nun stand ich vor einem Problem. Da ich den Ausflug eher als eine Witz angesehen habe, hatte ich meine Eltern auch nicht eingeweiht. Ich konnte ihnen zwar sagen, dass ich am Samstag unterwegs sein werde, aber dass es in Philadelphia sein wird, in einem geliehenen Auto, mit mir am Steuer, das wäre zu viel. Klar, ich könnte lügen, dass tat ich seit etwa dem Beginn meiner Pubertät bereits sehr erfolgreich, nur machte das Auto es ein Stück schwieriger als es sein müsste. Mir fiel nichts bessere ein, als das Auto erstmal hier stehen zu lassen, immerhin war Newy egal was ich damit mache. Zum Glück war Pottsville klein genug, dass man in einer Stunde Fußmarsch alles erreichen konnte. Mein Abend mit Kosmo verlief eigentlich wie der letzte. Er saß urplötzlich vor dem Fenster, ich las ihm vor, während er mein Zimmer auseinander nahm, nur das er es heute nicht eilig hatte zu gehen. Nachdem er sich ausgepowert hatte, legte er sich erst neben mich, dann auf mich und begann mich zu kneten. Dabei schnurrte er begeistert. Ich legte mein Buch hin um ihn besser streichen zu können. “Eine Katze müsste man sein”, meinte ich mit einem Seufzen. “Keine Schule, später keine Arbeit, keine Existenzängste. Jeden Tag macht man, was das Katzenherz begehrt und wenn man am Ende noch Zeit hat, schläft 20 Stunden ohne Unterbrechung.” Irgendwas sagte mir, dass ich nicht der einzige Mensch mit diesem Wunsch war. Obwohl wenn ich nochmal darüber nachdachte, schien es mir gar nicht mehr so geil. Man musste sich sauber lecken, was super widerlich ist, man lief Gefahr Flöhe zu bekommen und man hatte keine Daumen. Zudem schmeckt Katzenfutter bestimmt scheußlich - apropos ich sollte morgen vielleicht Katzenfutter kaufen. Und noch etwas fiel mir ein. “Morgen bin ich wahrscheinlich erst spät zuhause, also musst du nicht vorbeikommen.”, benachrichtigte ich den Kater. Er blinzelte mich fragend an. “Wo ich bin? Ich fahr mit einem Freund nach Philadelphia. Er ist nett und weiß ziemlich viel. Allerdings kennen wir uns nicht so lange.” Und im Moment, in dem ich es aussprach bekam ich Angst, dass unser Ausflug zu voreilig war. Selbst das Wort Freund hörte sich in Bezug auf Kilian auf ein Mal eigenartig an. “Hoffentlich wird es kein Reinfall und wir schweigen uns nur an. Er kann schon ziemlich schweigsam sein und ich weiß auch nicht so Recht worüber wir reden könnten... ” Ich hielt kurz inne. “Nein, das wird schon. In der Schule haben wir auch immer was zum reden.” Kosmo hatte seine Augen zu und war vermutlich dabei weg zu dösen. Er lag wie ein Stein auf meiner Brust. Wie ein warmer, schnurrender, vibrierender Stein. Da war es kein Wunder, dass ich auch schnell eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)