Whitbeards jüngste Tochter von Runenmagierin (Ein kleines Kind auf der Moby Dick) ================================================================================ Kapitel 1: Das Kind im Meer --------------------------- Der Mann im Krähennest bemerkte es als erster. Zuerst sah er nur das Treibholz, braune Splitter, mehr war das nicht, nichts worauf man aufmerksam machen musste. Kam nach einem Sturm schon mal vor. Doch dann bemerkte er die Farbkleckse und sah genauer hin. Violett, das fiel als erstes auf, dann das minzgrün und zu letzte auch die wenigen Flecken blasser Haut. Es lag auf einer Planke, den Kopf gerade so über Wasser. Vielleicht waren die Kleider irgendwo verhakt, im gesplitterten Holz, den festhalten konnte sich das Kind nicht. Schlaff hing der kleine Körper da und wurde von den Wellen umher geworfen. Sofort gab der Mann im Krähennest Alarm. Obwohl die Bande des Yonkou Wihtbeard Piraten waren und von der Presse als wild, gefährlich und grausam tituliert wurden, waren sie doch sicher nicht so grausam das sie ein kleines Kind auf der Grande Line ertrinken lassen würden. Und es war noch ein kleines Kind. „Sie ist höchstens sechs.“, stellte Thatch verwundert fest der das kleine Mädchen mit den violetten Haaren und dem zerrissenen Minzgrünen Kleid in Empfang nahm und vorsichtig auf dem Arm hielt, „Schau sie dir mal an Marco!“ Die halbe Mannschaft war auf Deck versammelt, obwohl es kaum zwei Männer gebraucht hatte um das Kind an Land zu ziehen. „Lebt sie überhaupt noch?“, fragte Marco und betrachtete das Kind skeptisch. Ihre Lippen hatten sich bläulich verfärbt, ihre Haut war weißlich und leicht aufgedunsen. Vielleicht war sie längst erfroren. Außerdem war ihre Haut übersät von Schrammen, Kratzern und blauen Flecken, manche offenkundig älter als einen Tag und damit nicht erst beim Schiffbruch entstanden. Das Kleid war weitestgehend kaputt, erinnerte aber an ein Distbotenlivré wie es Dienstmädchen in feinen Haushalten trugen. „Wie kann man so was nur fragen wenn man diesen herzzerreißenden Anblick vor sich hat?“, fragte Thatch pikiert, „Jetzt untersuch´ sie gefälligst, sie atmet noch.“ Marco seufzte. Vorsichtig prüfte er den Puls der Kleinen und stellte besorgt fest das ihre Haut eiskalt war. Aber sie regte sich. Langsam öffnete sie die Augen und zuckte kurz als sie mit ihrem aufgeschürften Oberarm gegen Thatch Brust kam. „Leg sie mal auf den Boden.“, murmelte Marco und Thatch gehorchte besorgt. Ihr Puls war erstaunlich kräftig, sie schien nur leicht verletzt und furchtbar unterkühlt. „Scheint alles nicht so dramatisch zu sein.“, murmelte er. „Nicht so dramatisch?“, Izou beugte sich zweifelnd vor, „Also aussehen tut es dramatisch.“ „Du hast schon schlimmere Verletzungen gesehen.“, wehrte Marco ab. „Aber nicht an so einem kleinen Kind.“, verteidigte Izou und Thatch nickte bekräftigend. „Lasst die Marine bloß nie erfahren was für Softies ihr seid.“, lästerte Haruta, „und jetzt hört mal alle drei auf sie zu erschrecken, sie kann euch hören.“ Thatch und Izou sahen Haruta verärgert an. Marco beachtete sie nicht, er zog seine Hemd aus um es die Kleine vorsichtig darin einzuwickeln. Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen und saß dann völlig erstarrt da und rührte sich keinen Millimeter. „Alles gut.“, versuchte er sie zu beruhigen, sie wandte ihm vorsichtig ihr Gesicht zu. Glanzlose, starre, rote Augen blickten ihm entgegen. Oder, blickten ihm eben nicht entgegen. Sie war Blind. Kurz überlege er ob sie eine Krankheit gehabt hatte das ihre Augen offensichtlich nicht sahen, sie aber ihre Farbe behalten hatten, ein ungewöhnliches Phänomen, er schob den Gedanken allerdings als unwichtig zur Seite. „Du bist hier in Sicherheit.“, versuchte auch Thatch ihr gut zuzureden. Sie wandte sich ihm langsam zu. „Ach du scheiße!“, entfuhr es Thatch wenig beruhigend. Aber das hatte überhaupt keine Wirkung. Das Kind saß einen Moment still da, dann streckte sie ihre Hand nach Thatch aus und berührte ihn vorsichtig an der Wange. Thatch nahm ihre kleine Hand in seine, vergleichsweise riesige Hand und tätschelte sie sachte. „Ich heiße Thatch, wie heißt du meine Kleine?“, fragte Thatch und lächelte freundlich obwohl das Mädchen das nicht sehen konnte. Sie legte den Kopf schief. „Ich weiß nicht.“, antwortete sie dann langsam. „Du weißt es nicht?“, fragte Izou und ging vor ihr in die Knie. Sie zuckte mit dem Kopf zu ihm. „Jetzt erschreck sie doch nicht!“, pflaumte Thatch seinen Kameraden an. „Tu ich doch überhaupt nicht!“, verteidigte sich dieser. Das Mädchen wandte sich wieder nach vorne so das Marco ihr Gesichtchen wieder sehen konnte. Sie wirkte verwirrt. Sie befreite ihren Arm aus Marcos Hemd und kratzte sich am Kopf. Als sie ihre Hand zurück zog hatte sie Blut an den Fingerspitzen. Das reichte erst mal. „Hey,“, vorsichtig stupste er sie gegen die Schulter, „Wir haben dich aus dem Wasser gefischt und du bist verletzt. Du solltest erst einmal von einem Arzt untersucht werden.“ Sie wandte sich ihm zu. Obwohl ihr Blick ins Leere ging sah sie erstaunlich aufgeschlossen aus. „Bist du Arzt?“, fragte sie leicht bibbernd und zog das Hemd wieder um die Schultern. „Ja.“, antwortete er knapp. Sie nickte verstehend. „Und das hier ist ein Schiff,“, stellte sie fest, „Dann bist du der Schiffsarzt.“ Sie lächelte ihn entwaffnend an. „Niedlich.“, gab Haruta zu und betrachtete, sichtlich entwaffnet, das Kind. „Na, dann komm mal mit. Kannst du Laufen?“, wandte Marco sich unbeirrt an die Kleine. Diese stemmte sich zu erst wackelig auf die Knie und schaffte es dann schwankend auf die Füße. „Du kannst sie doch nicht laufen lassen, sie ist gerade erst aufgewacht!“, empörte sich Thatch. „Als Arzt solltest du wissen das du deine Patienten nicht überfordern solltest.“, unterstützte Izou ihn. „Klappe.“, murmelte Marco angenervt und hob sie trotzdem hoch. Das Mädchen quietschte kurz erschrocken auf und versuchte sich an ihm festzuhalten, was auf seiner nackten Haut schwer war und Thatch und Izou protestierten zeitgleich gegen die grobe Behandlung. „Jemand von euch sagt jetzt Paps Bescheid das wir für die nächsten Tage einen Gast haben.“, wies er sie nur an und trug seine kleine Patientin unter Deck ins Arztzimmer. Er setzte sie auf die Untersuchungsliege und drehte sich um, eigentlich nur um ein paar Instrumente bereit zu legen, da musste er schon wieder herum fahren und die Kleine auffangen. Sie hatte wohl die Liege tastend erkunden wollen. „Bleib eine Moment ruhig sitzen.“, forderte er sie auf und sie nickte brav. Sie blieb auch tatsächlich sitzen, erkundete aber mit den Händen ihre direkte Umgebung. „Wer ist Paps?“, fragte sie nach dem Marco ihre Temperatur gemessen hatte und nun einen Blick auf ihre Wunden warf. Ein paar Aufschürfungen waren recht tief und das Salzwasser hatte ihnen sicherlich nicht gut getan. Trotzdem klagte sie mit keinem Wort. Marco beschloss allerdings seine Teufelskräfte nicht anzuwenden, er wollte sie nicht wirklich erschrecken. „Er ist unser Käpten.“, erklärte Marco der Kleinen. „Und warum nennst du ihn Paps? Ist er dein Vater?“, fragte sie weiter. „Er ist der Vater von jedem in seiner Crew.“ „Das verstehe ich nicht, warum?“ Marco zögerte und sah sie an. Ihre Haut war nicht mehr so aufgedunsen, die Wundränder ihrer Verletzungen röteten sich drastisch und ihre Haare wurden langsam trocken. Thatch hatte recht, sie sah Herzzerreißend aus doch sie weinte nicht, klagte nicht sondern stellte Fragen. „Er ist für uns alle wie ein Vater.“, versuchte er die Bindung seiner Crew zu ihrem Kapitän zu erklären, „Er sieht uns als seine Kinder und wir sehen in ihm unseren Vater.“ „Das klingt schön.“, stellte sie unerhört fröhlich fest, dafür das gerade die Verletzung an ihrem rechten Oberarm aufging und ein Rinnsal Blut den Arm herablief. Ob sie es nicht spürte? Vielleicht sollte er ein paar Tests zu ihrem Nervensystem machen, nur um sicher zugehen das sie dort keine bleibenden Schäden hatte. Sie strahlte Marco entwaffnend an, das schien sie instinktiv zu beherrschen, und zum ersten mal sah Marco die Zahnlücke. Ihr fehlten die beiden vorderen Schneidezähne oben. Die Lücke sah erstaunlich abstrus aus und Marco musste sich bemühen ernst zu bleiben bei dem Anblick. „Ja, es ist schön.“, stimmte er ihr zu, „So haben wir alle eine Familie, einen Ort an den wir gehören, auch die die vorher alleine waren.“ Sie nickte als wüsste sie genau was er meinte. Marco legte ihr einen Verband an den Oberarm und stellte dabei fest das sie immer noch ungewöhnlich kalt war. „Da muss jetzt noch ein Pflaster drauf,“, er klebte ihr ein Pflaster auf einen langen Kratzer auf der Stirn, „und wenn du willst kann ich dir unseren Paps vorstellen.“ „Au Ja!“, rief sie begeistert und klatschte in die Hände. Marco musste lächeln. „Aber du bist völlig unterkühlt,“, er legte ihr eine Wolldecke um die Schultern sie sah ihn groß an. Ihre Mimik war erstaunlich offen, vielleicht weil sie nicht wusste wie viel man über sein Gesicht verriet. „Also musst du die Decke mitnehmen.“, erklärte er, half ihr sich einzuwickeln und nahm sie dann wieder auf den Arm, da sie immer noch wacklig auf den Beinen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)