Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 16: Begegnungen ----------------------- „Wo ist SIE?!“ Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Die lange schwarze Kralle schwebte bedrohlich vor seinem Gesicht, jederzeit bereit seinen Kopf in zwei Teile zu schneiden. Wie scharfkantig diese Klauen waren, wusste er nur von den Berichten der Soldaten, die vor Ort an der Grenze nur noch die Leichen vorfanden. Getötete Soldaten zerfetzt, aufgeschlitzt und ohne den Hauch einer Chance kaltblütig hingerichtet. Er schluckte, versuchte etwas zurück zu treten, spürte aber hinter sich die Schattenkrieger ebenso lauernd und nach Blut lechzend wie das Wesen vor ihm. Eine Eiseskälte durchzog den Raum, so dass sich durch seinen Atem sichtbare Wölkchen bildeten: „Ich habe meine besten Ritter losgeschickt. Sie suchen nach ihr und werden sie sofort hierher bringen.“ Bedrohlich hob und senkte sich die Klaue vor seinem Gesicht. Das Schattenwesen wartete, überlegte, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wie solch eine wabernde Wolke überhaupt einen Funken Intelligenz besitzen konnte. Dennoch hatte er schnell begriffen, diese Wesen nicht zu unterschätzen. Bisher hielten sie sich auch an die Vereinbarung. Weitere Hylianer wurden nicht angegriffen. Nur wie lange dies noch so bleiben würde, wusste er nicht zu sagen. Die Klaue entfernte sich und das wabernde Wesen wich schwebend zurück. Es drehte ihm den Rücken zu, glaubte er zumindest denn die Augen verschwanden aus der Wolke, dennoch hatte er nicht den Eindruck es hätte sich tatsächlich umgedreht. „Das dauert zu lange. Bald wird der Herrscher eintreffen. Ich fühle es! Schon bald hat er die Macht erlangt um den Übertritt zu schaffen.“ Lord Siam wusste nicht, wen dieses Schattenwesen meinen konnte. Dennoch glaubte er würde dieser Schattenherrscher ein gewaltiges Grauen über das Land bringen. Solange er in dessen Dienste gestellt war und sein Leben verschont blieb, konnte es ihm auch egal sein was diese Wesen Hyrule und seinen Bewohnern antun würden. „Sie muss gefunden werden. Tot oder lebendig.“ Ein grauenerweckendes Kreischen erklang so plötzlich und laut, dass der Lord sich seine Ohren zuhielt und ängstlich zusammenfuhr. Erst als dieser schrille Schrei verklungen war, blickte er auf. Zwischen ihm und dem Schattenwesen hatte sich eine Armee an Nebelwolken gebildet. „Holt euch Verstärkung aus der Unterwelt und sucht nach der Prinzessin. Sucht überall und kommt mir nicht ohne sie zurück!“ Die Schatten verschmolzen mit der Finsternis und verschwanden. Zurück blieb der Lord. Auf dessen Haut sich eine Gänsehaut gebildet hatte – durch die klirrende Kälte und den düsteren Worten. ***~~~***~~~*** Er schlug seine Augen auf und starrte in den noch dunklen von Sternen übersäten Nachthimmel. Sein Blick wanderte in Richtung Osten und er entdeckte die ersten Strahlen in den Himmel aufsteigen. Bald würde die Sonne aufgehen. Er sollte sich beeilen. Schnell verstaute er sein kleines Einmann-Zelt und aß einen Apfel, wie auch ein Stück Brot. Dazu trank er einen Schluck Wasser aus seiner Flasche und verstaute wenig später alles am Sattel seiner schönen kräftigen Kaltblüter Stute. Er strich ihr über das schwarze Fell und schwang sich dann behände in den Sattel. Er hatte zwei beschwerliche Tagesritte hinter sich und er wusste, er war nicht mehr weit vom Gerudo-Tal entfernt. Sein Blick glitt über die weite Ebene des Sandes und entdeckte in Richtung Westen eine große Düne. Dahinter befand sich die Festung der Gerudos. Er ließ seine Stute antraben und diese kämpfte sich tapfer durch den Sand. Immer wieder sank sie tief ein, zog ihre Hufe kräftig hervor und führte ihn Schritt für Schritt näher an das besagte Tal. Ein Tal, indem nur Frauen lebten. Ein Tal, dessen Volk für sich blieb und keinen Kontakt zur Außenwelt hielt. Ein Tal, in dem Frauen so heißblütig und schön sein müssen, das es einen Mann den Kopf verdrehen könnte. Ritter Mistleroy fuhr sich über seinen braunen Vollbart. Er selbst war noch nie dort, aber aus Erzählungen von Kaufleuten, hörte er von diesem einzigartigen Volk. Nicht das er Interesse hatte. Er war glücklich mit seiner Frau verheiratet. Vor zwanzig Jahren hatten sie sich das Eheversprechen gegeben und er hätte sich nie glücklicher schätzen können. Er war der älteste der Leibgarde. Er hatte die Erfahrung und die kräftigste Stute. Wohl aus diesen beiden Gründen entschied er sich den Weg in die Wüste auf sich zu nehmen. Auch wenn die anderen Ritter nicht wesentlich jünger waren, so gab es doch noch so einige Jungspunde unter ihnen. Allen voran Winston, der mit Abstand der jüngste unter ihnen und auch nicht viel älter als die Prinzessin selbst ist. Auch befand er sich noch in der Kampfausbildung, als sein Vater überraschend an einer unheilbaren Krankheit verstarb und König Harkenia dem jungen Rittersohn vorzeitig in den Ritterstand und damit auch in seine Leibgarde aufnahm. Die Sonne verdrängte die Nacht. Die Wüste um einiges kälter in der Nacht, wurde nun auch durch die Strahlen um einiges wärmer. Er näherte sich der Düne und schätzte gegen die Mittagszeit die Festung der Gerudos zu erreichen. ***~~~***~~~*** Eldred Winston of Kaine zog sich sein Gewand an und band seinen Waffengurt um. Die Kammer, in der er nächtigen durfte, war ausreichend und liebevoll eingerichtet. Ein Bett, eine Kommode mit einer Waschschüssel, ein Spiegel an der Wand und ein schmaler Schrank standen darin. Die frischen Blumen am Fenster verliehen jedoch den Eindruck, dass dieses Zimmer immer bewohnt würde und sorgten für ein wohliges Ambiente. Er verließ die Kammer, stieg die Stufen hinab in den Hühnerstall und fand einen dickeren Mann mit Halbglatze schlafend vor. „Meister Talon“, begrüßte Eldred Malons Vater freundlich weckend. Der Schlafende schreckte hoch, sprang auf die Beine und blickte sich verwirrt um. Dann entdeckte er den rothaarigen Ritter und begrüßte ihn: „Ritter Winston of Kaine, habt ihr gut geschlafen?“ „Ja, Sir, vielen Dank der Nachfrage und auch der Gastfreundschaft.“ Talon winkte ab. „Ich weiß, dass ich euch gestern bereits fragte, aber vielleicht ist euch ja noch eine Begegnung eingefallen. Sind euch fremde Hylianer begegnet?“ Der dicke Mann versteckte seine Hände in den Hosentaschen seiner blauen Latzhose, die er immer während der Hofarbeit trug. Er überlegte, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, ich kann mich an keine Begegnung mit Fremden erinnern, außer mit euch.“ Er hatte es ja vermutet und nach der erfolglosen Suche am Hylia-See glaubte er bereits, das sich die Prinzessin nicht in der Steppe Hyrules aufhalten würde. Dennoch musste er überall nach ihr suchen um Gewissheit zu erlangen. „Ich danke euch, Meister Talon.“ „Nennt mich einfach nur Talon“, korrigierte der Farmer. „Euer Pferd ist auf der Koppel. Malon hat sich seiner angenommen.“ Eldred Winston of Kaine nickte dankend und verabschiedetet sich. Dann verließ er den Hühnerstall und trat hinaus in die aufgehende Sonne. Alles wirkte ruhig und friedlich. Die Kühe muhten, in der Ferne wieherten Pferde und hier schien die Zeit still zu stehen. Eine liebliche Melodie drang an seine Ohren. Töne, die so schön und zart klingen und einen in eine wunderbare Welt eintauchen ließen. Der Ritter folgte dem Weg zur Koppel und in die Richtung der Melodie. Je näher er dem Durchgang zum größten Teil der Farm kam, desto kräftiger erklang die Melodie. Noch ein paar Schritte dann stand er auf dem großen Platz, bestaunte die riesige Pferdekoppel, von einem Holzzaun umgeben und betrachtete die Pferderennbahn die um die Koppel herum führte. Die Lon-Lon-Farm war atemberaubend und niemals hätte er sie als so riesig erachtet. Seine Augen glitten über die vielen Pferde, die friedlich grasten oder sich auf dem Boden wälzten. Andere galoppierten umher und jedes Pferd schien hier trotz der eingezäunten Koppel eine einzigartige Freiheit zu genießen. Wie gebannt blieben seine Augen auf einem schneeweißen Fohlen hängen. Es lief so schnell es konnte über die sattgrüne Wiese hin zu einer jungen rothaarigen Frau. Und erst jetzt erkannte er, das sie diese wunderbare Melodie summte. Er fühlte sich geborgen und wohlbehütet. Das schneeweiße Fohlen stupste Malon an die Handfläche und wurde prompt gestreichelt ohne das die rothaarige Schönheit ihren Gesang unterbrach. Wie gebannt trat er näher zum Zaun und betrachtete die freundliche Frau, die ihn am Vorabend voller Vertrauen in dem Gästezimmer der Farm einquartierte. Das Lied schien nun zu enden, denn die letzten Töne verklangen und es wurde ganz still. Sie schien ihn bemerkt zu haben, denn sie deutete auf sein schwarzes Ross, welches friedlich graste. „Euer Hengst ist erholt und gestärkt. Ihr könnt jederzeit eure Reise wieder aufnehmen.“ Er hob einen Fuß auf das untere Gatter und lehnte seine Arme über das obere Gatter. „Welch wunderschöne Melodie“, stellte er versonnen fest. „Es ist Eponas Lied“, antwortete Malon. Sie drehte sich dem Ritter zu und ihr Gesicht wirkte wehmütig. „Wer ist Epona?“ „Eine ganz besondere Stute“, antwortete die Farmerstochter. „Es ist lange her, als dieses Fohlen bei uns auf der Farm lebte. Ein Junge kam eines Tages und bat mich sie mitnehmen zu dürfen.“ „Und Ihr habt sie ihm einfach geschenkt?“ Malon nickte. „Ich spürte die ganz besondere Verbindung zwischen den beiden.“ Sie schien zu ahnen welche Gedanken er hegte: „Er war kein Fremder für mich. Er hat mir damals geholfen. Mein Vater ist bei einer Milchlieferung im Schloss eingeschlafen. Er war so nett und hat nach meinem Vater gesucht und ihn geweckt.“ Eldred zog seine Augenbrauen nach oben. Das schien dem Farmer wohl öfters zu passieren. „Er hat mich auf der Farm besucht und Epona gesehen und auch das Fohlen fasste schnell vertrauen zu ihm, wenn auch zu sonst niemanden.“ Malon schwelgte in Erinnerungen. Eine zarte Windböe stieg auf und verfing sich in ihren Haaren. „Wie hätte ich ihm diese Bitte nur abschlagen können.“ „Wie heißt dieser Junge?“ Malon blickte auf und direkt in die dunkelgrünen Augen des jungen Ritters. „Link.“ Eldred schwor sich, sollte er auf seiner Reise diesem Link und seiner Stute Epona begegnen so würde er ihn zur Lon-Lon-Farm schicken. Malon schien dieses Pferd sehr zu vermissen, wenn sie dessen Lied summte. „Wann habt ihr ihn zuletzt gesehen?“ „Vor sieben Jahren.“ Der Ritter überlegte. Vermutlich war dieser Junge in seinem Alter. „Sollte ich ihn auf meiner Reise treffen, werde ich ihn von euch grüßen.“ Malon lächelte liebevoll. Sie trat näher. Neugierig. „Wo führt euch eure Reise hin?“ Der Ritter überlegte, wie viel und was er erzählen durfte. „Ich bin auf der Suche nach jemanden und werde in den nächsten Wochen die Steppe Hyrules absuchen.“ „Wo werdet ihr ruhen?“ „Überall – wo es sich anbietet.“ Malon runzelte besorgt die Stirn. „Der Herbst zieht ein, die Nächte werden kälter. Die Farm liegt in der Mitte der Steppe. Ihr könntet jeden Tag von hier aufbrechen, euch in eine Richtung begeben und abends wieder kehren für die Nacht. Das Gästezimmer würde für euch bereitstehen und solltet ihr eure Suche beendet haben, so könnt ihr dann eures Weges gehen.“ Der Ritter war überwältigt von dem Angebot der rothaarigen Schönheit. „Ich bedanke mich herzlich für euren Vorschlag, dennoch möchte ich euch nicht zur Last fallen.“ „Dann hätte ich es nicht angeboten“, wies sie ab und lächelte zuversichtlich. „Es bietet sich an und ich müsste mir keine Sorgen um euch machen ob ihr in den kälter werdenden Nächten erfriert.“ „Ich danke euch sehr, Malon.“ „Gute Reise und bis heute Abend“, nickte die Farmerstochter zu und lächelte freundlich. Ein Pfiff über die Koppel und der schwarze Hengst hob den Kopf und eilte zu seinem Reiter. Wenig später saß der Ritter im Sattel, lächelte die Farmerstochter an und verabschiedete sich bis zum Abendessen. ***~~~***~~~*** Wie lange er schon in diesem Raum saß, wusste er nicht. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die Zoras hatten ihn überwältigt und eingesperrt. Ein Haftraum, ähnlich einer Kerkerzelle im Schloss, in der Verbrecher eingesperrt wurden, bis der König über ihr weiteres Schicksal bestimmt hatte. Der König war nun tot und die Prinzessin verschwunden. Die Schatten beherrschten das Schloss und Lord Siam saß auf dem Thron. Ob die Gefangenen noch eingesperrt waren, wusste er nicht. Im Schloss ging es in der Nacht des Angriffs drunter und drüber. Auf die Gefangenen, die sich das Chaos zu nutze machen konnten, hatte überhaupt keiner mehr geachtet. Und nun saß er hier eingesperrt, wie einer dieser Verbrecher, dabei wollte er doch nur eine Audienz bei dem König der Zoras. Er sah sich in dem kleinen Raum um. Eine Pritsche und ein Abort waren hier. Ansonsten eine Gittertüre aus bruchsicherem Eis. Er spürte die Magie im Eis und wusste, hier würden seine Waffen nichts ausrichten können. Auch war noch kein Zora hier vorbei gekommen oder er hörte andere Gefangene. Es war alles still. Sobald jemand kommen würde, würde er seine dringliche Bitte nach einer Audienz bei König Zora vorbringen und er würde solange betteln und flehen bis man ihn erhörte. Doch es kam niemand. ***~~~***~~~*** Lange durchquerten sie den Wald und suchten sich immer wieder Wege, die die Pferde auch passieren konnten. Um sich von der trüben Stille und der düsteren Umgebung abzulenken, erzählte Zelda erneut von ihren Erinnerungen der alternativen Zeit. „Ich dachte immer Ganondorf wäre ein gefühlskalter und egoistischer Mensch, ein männlicher Nachkomme aus dem Gerudovolk, dem sein besonderer Stand in einem Frauenvolk zu Kopf gestiegen ist und sich für einzigartig hält.“ Sie pausierte, wusste das ihre folgenden Worte ihrem Begleiter ebenso wenig gefallen würden, wie die vom Vortag. „Je öfter ich ihn sah und je mehr ich ihn beobachtete, desto mehr begriff ich, wie einsam er eigentlich war.“ Links Blick verdunkelte sich mit jedem weiteren Wort. Zelda schluckte, ahnte wie schmal dieser Weg war, auf dem sie sich befand, und wie schnell sie fallen konnte. Sie wusste, wenn sie ehrlich war und keine Geheimnisse mehr vor ihm verbergen musste, so würde ihr Vertrauen in einander gestärkt werden. Jedoch barg es das große Risiko, diesen dünnen Faden, der sie doch noch miteinander verband, zum reißen zu bringen. Ihr Seelenband, das sie einst miteinander verbunden hatte, existierte nicht mehr. Sie konnte diese besondere Verbindung zu ihm nicht mehr finden, sie konnte ihn nicht mehr spüren und sie konnte seine Empfindungen nicht mehr fühlen. In ihr herrschte nur noch eine tiefe, große Leere. Aber am See keimte ein Fünkchen Hoffnung in ihr auf. Sie konnte ihn spüren, seine unmittelbare Nähe fühlen und ihr wurde ganz warm ums Herz. Was auch immer geschehen war, es gab noch eine letzte Chance für sie. Und sie würde alles dafür tun, dieses Vertrauen zu stärken und die Leere in sich zu vertreiben. Ob er es auch spürte? Oder war dies nur einseitig? „Ich werde ihn nicht verteidigen und ich habe auch kein Mitleid mit ihm, dennoch habe ich erkannt, das dieser Mann, der in einem Frauenvolk wie dem der Gerudos großgezogen wurde, keinen leichten Stand hatte.“ Unsicher suchte sie in seinem Gesicht, welches zu einer wütenden Fratze verzerrt war. „Nach dem wir uns im Schlossgarten getroffen haben und durch das Fenster in den Thronsaal blickten, schöpfte ich Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Naboru, die Weise der Geister, welche ebenso die Erinnerungen an die alternative Zeit in sich trug wie du und ich, sie würde mit klugem Verstand die Friedensverhandlungen leiten und durchführen. Als ich älter wurde durfte ich zu den Gerudos reisen und habe mit ihr viele Gespräche geführt. Ein außenstehender würde das nicht nachvollziehen können, dennoch gewährten mir diese Informationen einen weiteren Einblick in das Leben meines größten Feindes.“ „Du hattest Mitleid mit ihm?!“, knurrte er. Überrascht blickte sie auf. Seine blauen Augen verdunkelten sich und seine Kiefermuskulatur war angespannt. „Ich hatte kein Mitleid mit ihm. Was er Hyrule und seinen Bewohnern angetan hat, was er dir angetan hat war schrecklich“, erwiderte sie schnell. Sie wollte sein Vertrauen in sie stärken nicht ganz vernichten. „Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Wieder einmal nicht. Ich habe es mir also doch nicht eingebildet.“ Wie vor den Kopf gestoßen sog Zelda die Luft ein. Erstarrt blickte sie zu ihm, wollte ihn nicht verlieren. Dennoch sah sie in tief enttäuschte blaue Augen. „Er hat alles zerstört. Er hat deinen Vater verraten und getötet. Er hat dich verfolgt, gejagt, bedroht und entführt. Er hat mich bekämpft und zuletzt hätte er uns beinahe mit sich in den Tod gerissen. Wie kannst du nur Mitleid für solch ein Monster empfinden?“ Link hatte recht und jedes einzelne Wort war wie ein Messerstich in ihr Herz. Ihre Stute wurde unruhig, spürte die Unruhe in ihrer Reiterin. Sie überlegte und gestand sich letztendlich ein, dass er ihr wirklich leid tat. Ihr ärgster und gefährlichster Feind wurde von der Prinzessin des Landes bemitleidet, weil er eine einsame Kindheit hatte, immer nach Anerkennung suchte, von der bösen Macht besessen war und nach mehr und mehr Macht gierte bis er vollkommen bösartig wurde. „Du hast Recht, Link.“ Sie zögerte. „Aber was wären wir für Menschen, die nicht zu solchen Gefühlen fähig wären? Würden wir dann nicht denen, die wir hassen, gleichen? Macht uns doch das Empfinden von Mitleid zu Menschen, während uns Hass zu Monstern macht.“ „Ich hasse Ganondorf. Durch ihn hat sich mein Leben komplett geändert, nichts war mehr so wie vorher. Mitleid habe ich mit diesem Monster nicht. Er hat das bekommen, was er verdiente.“ Zelda schluckte erneut. Sie spürte den Schmerz in sich und wie viel sie diesem jungen Mann damals zugemutet hatte. Die Erinnerungen an die Kämpfe, die Erlebnisse, die plötzliche Erkenntnis als Kind in einen Schlaf versetzt worden zu sein und sieben Jahre später als junger Mann zu erwachen. Sie wird das alles nie nachvollziehen können, was sie ihm damals angetan hat. In ihrem Leichtsinn, die Welt retten zu können, hat sie sein Leben dabei vollkommen außer Acht gelassen und zerstört. Hätte sie damals nur erahnt, was sie ihm mit ihrer Bitte antun würde, sie hätte es nicht riskieren wollen. Niemals könnte sie das wieder gut machen und sie sollte froh sein, das er überhaupt noch mit ihr redete. In ihr tobten die wirrsten Gefühle und mit einem Mal fühlte sie sich unendlich erschöpft und überfordert. Eine gute Königin würde sich selbst statt andere opfern. Eine weise Königin würde erst alle Möglichkeiten durchspielen und nicht kopflos fliehen oder voll Tatendrang losziehen. Eine gerechte Königin würde alle gleich behandeln und niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Eine wahre Herrscherin würde niemals ihr Volk im Stich lassen und dessen Vertrauen so missbrauchen. Ein Schluchzen entfloh ihrer Kehle und sie konnte es nicht verhindern. Link blickte überrascht auf, musterte sie stumm und vergaß für einen Moment die Wut. „Wir brauchen eine Pause und sollten eine ordentliche Rast einlegen. Auch müssen wir unbedingt etwas richtiges Essen. Die kargen Mahlzeiten schwächen uns und sollten wir angegriffen werden so wären wir den Feinden machtlos ausgeliefert.“ Er blickte in den Himmel hinauf um den Sonnenstand zu ermitteln. Aber der Wald war zu dicht bewachsen. „Ich habe vor einer Weile eine Schutzhütte gesehen. Lass uns dorthin reiten und uns dort zu Kräften kommen.“ Zelda, immer noch gefangen in ihren vorwurfsvollen Gedanken, nickte abwesend. Sie drehte um und ritten eine Weile zurück. ***~~~***~~~*** Endlich sah er die Gerudo-Festung. Ein großes Areal inmitten der Wüste und er glaubte fast es wäre ein Trugbild. Die Steinmauer umfasste das Gebiet und beschützte die Frauen des Volkes vor feindlichen Angriffen. Inmitten der Festung sah er mehrere Häuser und stellte die Ähnlichkeit zu einer hylianischen Stadt fest. War diese Festung vielleicht eher eine Stadt und die Mauer glich einer Stadtmauer wie in Stadt Hyrule? Er saß auf seiner Stute und stand am obersten Punkt der Düne. Er erkannte einen großen abgetrennten Platz, ein großes, prunkvolles Haus, viele kleine Häuser und im östlichen Stadtteil eine lange Baracke. Der Ritter trieb sein treues Reittier an und dieses kämpfte sich die sandige Düne abwärts. Schon bald würde er die Festung der Wüste erreichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)