Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 18: seltsame Macht -------------------------- Die Spinnweben vibrierten immer noch von dem heftigen Schlag der Türe. Ein Wunder das diese nicht aus der Verankerung riss. Zelda blieb allein in der Hütte zurück und kam sich vor wie ein gescholtenes Kind. Warum Link so sauer auf sie war, wusste sie nicht. Sie wollte doch nur ehrlich sein und ihm zeigen, wie sehr sie ihm vertraute. Aber scheinbar war alles falsch was sie tat und sagte. Mit seinem Verschwinden war auch das Gefühl der Verbundenheit wieder verschwunden und sie fühlte sich alleine wie lange nicht mehr. Wenn es jetzt für immer so sein würde? Schnell verscheuchte sie die Gedanken. Link würde ihnen was zu essen holen und sie könnte schon mal ein Feuer entzünden. Auch sie ging zur Türe öffnete diese und sammelte in der Nähe des Waldes ein paar Äste zusammen, dann kehrte sie zur Hütte zurück. Bevor sie eintrat, betrachtete sie die beiden Stuten, die kräftig und gesund wirkten und das frische Gras genossen. Sie ging in die Hütte schichtete das Holz in der Feuerstelle auf. Danach trat sie nochmals hinaus in den frühen Abend und sah sich ein wenig um. Hinter der Hütte entdeckte sie einen Brunnenschacht. Auch ein Eimer, den sie in der Hütte fand, war noch in gutem Zustand. Schnell band sie den Behälter an der Schnur des Brunnen an und ließ diesen hinab gleiten. Es dauerte eine Weile bis der Eimer auf Wasser traf. Dann füllte er sich und Zelda kurbelte in die andere Richtung. Langsam kam der gefüllte Wassereimer ihr entgegen. Als sie ihn erreichte, hob sie ihn auf den Boden und entfernte die Schnur. Mit beiden Händen hob sie den schwer gefüllten Eimer an und trug diesen zu einer alten Tränke, die ebenfalls noch in Ordnung war. Schon füllte sie das Wasser dort ein und wiederholte das ganze noch einige Male. Zuletzt holte sie einen gefüllten Eimer Wasser in die Schutzhütte stellte ihn ab und entzündete das Holz in der Feuerstelle. Sie setzte sich vor das wärmende Feuer und beobachtete wie sich die Flammen durch das Holz fraßen und immer größer wurden. Ein sanftes Knistern durchzog dabei den Raum. Wie lange sie auf dem Boden saß, wusste sie nicht mehr. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und in dieser Zeit fühlte sie sich einsamer denn je. Auch ihre Gedanken, die sich um ihre Gespräche mit Link drehten, halfen ihr nicht viel. Und egal wie sie es auch in Gedanken immer wieder durchspielte, sie konnte keinen Grund für seine Distanz erkennen. Irgendwann übermannte sie die Müdigkeit. Sie legte sich auf den Boden und schloss die Augen. Schon bald schlief sie tief und fest. Ein erneutes Rascheln und jeder Muskel in Links Körper spannte sich an. Sein Gefühl bestätigte ihm das es kein Feind war und er hoffte auf ein Abendessen. Schon hoppelte ein Hase aus dem Gebüsch. Im nächsten Moment preschte der Heroe vor, erlegte das Tier mit seinem Dolch und blieb vor dem toten Häschen kniend. Seinen Kopf gesenkt und seine Augen geschlossen, während seine linke Hand den Dolch fest umklammerte. „Ich danke den Göttinnen, die Leben und die Natur erschufen. Ich weiß diese Gabe zu schätzen und zu ehren.“ Noch einen Moment blieb er in dieser Position. Als er aufstand, griff er sich seine erlegte Beute und ging zur Schutzhütte zurück. Er strebte nicht die Türe an, sondern den Brunnen. Den Hasen legte er in die Wiese, ging zu dem steinernen Rand und blickte in die schwarze Tiefe. Seine Augen betrachteten unschlüssig das Seil und suchten die Umgebung nach einem Gefäß ab, welches er mit Wasser füllen konnte. Aber er fand nichts. So ging er um die Hütte herum. Ein Eimer stand nahe der Rückwand. Er hob diesen, prüfte ihn auf Löcher und konnte nur ein paar wenige undichte Stellen finden. Zumindest ließ sich der Eimer bis zur Hälfte füllen. Das würde ihm schon genügen. Er kehrte zum Brunnen zurück, befestigte den Bottich und ließ ihn mit Hilfe der Kurbel in den Brunnen hinabsinken. Es dauerte etwas bis er auf den Wasserstand traf, doch schnell bemerkte er wie das Seil spannte. Er drehte in die andere Richtung und der Eimer kam wenig später wieder zum Vorschein. Als der gefüllte Behälter ebenso im Gras abgestellt war, setzte sich Link in die Wiese und begann seiner Beute fein säuberlich das Fell zu entfernen. Anschließend säuberte er das Fleisch gründlich, entfernte alle noch blutigen Stellen mit Hilfe des Wassers. Erst als er mit seiner Arbeit zufrieden war, wusch er noch seinen Dolch im Wasser. Sein Blick glitt in den Himmel, der von einem aufsteigenden Rauch etwas benebelt wirkte. Die Dunkelheit würde bald einkehren. Die Nacht brachte auch wieder die Kälte mit sich. Mit jedem weiteren Tag näherte sich der Winter. Schon bald würde das Land unter einen dicken Schneeschicht versinken. Rauch stieg aus dem Kamin und konnte nur bedeuten das Zelda ein Feuer entzündet hatte. Er ging zu den Pferden, erkannte dass die beiden vor einer mit Wasser gefüllten Tränke standen und prüfte die Zügel, welche Zelda an einem Gatter befestigt hatte. Für die Nacht waren die Pferde versorgt. Sie hatten Bewegungsfreiheit würden aber nicht weglaufen können. Nicht das er sich bei Epona sorgte, aber Frida kannte bisher nur das Gestüt. Zu groß war die Gefahr, dass sie sich auf und davon machte. Link tätschelte den Stuten den Hals und begab sich mit seinem Fang in die Hütte. Kaum eingetreten umfing ihn eine wohlige Wärme. Das Feuer erhellte den Raum und warf ein angenehmes Licht. Die Flammen fraßen sich durch das Holz und ein stetiges Knistern bestätigte es. Er betrachtete die Feuerstelle und eine davor liegende Frau. Mit schweren Schritten trat er näher, betrachtete die schlafende Prinzessin, die vollkommen ruhig und entspannt schien. Die Reise hatte ihr mehr zugesetzt als sie zugeben würde. Sie war die stärkste und schönste Frau, der er je begegnet ist. Sie kämpfte für den Frieden, für das Land und seine Bewohner. Ein zartes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, während seiner Gedankengänge. Es beeindruckte ihn, wie sie in der alternativen Zeit sich unter Ganondorfs Gesindel geschlichen hatte um sein Vertrauen zu gewinnen. Wenn er ehrlich war, konnte er ihr Handeln sogar nachvollziehen. Nur so kam man dem Feind nahe und erfuhr die nächsten Schritte, um diese möglichst verhindern zu können. Er betrachtete das zarte Gesicht, die helle Haut, die sanft geschwungenen Augenbrauen, die hohen Wangenknochen und die rosigen Lippen. Link riss seine Augen von ihrem Antlitz und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er überlegte wie er den Hasen braten könnte. Seine Augen suchten den Raum ab und entdeckten einen Spieß. Er holte sich diesen, fädelte den Hasen auf und hing das Gestänge in die Vorrichtung über der Feuerstelle. Der Spieß ließ sich leicht drehen, so könnte der Hase gleichmäßig von allen Seiten gebraten werden. Er ging zur Türe und legte dort seinen Schild und sein Schwert ab, zog sich die Tunika aus und schlüpfte aus dem Kettenhemd. Gekleidet in einem weißen Leinenhemd und seiner weißen Hose, setzte er sich ans Feuer und betrachtete wieder seine schlafende Begleitung. Das wunderschöne Gesicht, die blasse Haut mit den geröteten Wangen. Er starrte wieder. Verlegen löste er seine Augen von seiner Begleitung und konzentrierte sich auf das Feuer. Immer wieder legte er Holz nach von einem kleinen aufgetürmten Stapel, drehte den Spieß und hing seinen Gedanken nach. Nach einer Weile der Stille, die nur durch das knistern des Feuers durchbrochen wurde, schlug Zelda ihre Augen auf. Erst etwas orientierungslos richtete sie sich auf, entdeckte ihren Begleiter und letztendlich das tote Tier. Link entging nicht wie sie das Gesicht verzog. „Wir brauchen Fleisch um Energie zu erhalten. Es liefert wertvolles Eisen und es ist eine Abwechslung zu unseren letzten kargen Mahlzeiten.“ Zelda blickte ihn mit einem undefinierbaren Blick, nickte stumm und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Flammen. Link seufzte. Er spürte die Spannungen zwischen ihnen und die Stille war unangenehm, beinahe erdrückend. Die Pferde wurden unruhig. Wieherten immer wieder. Zeitgleich hoben sie den Blick und tauschten einen verwunderten Blick. „Ich geh mal nachsehen.“ Er stand auf und zog sich seine grüne Tunika über. Zelda wandte sich von ihm ab und starrte wieder in das Feuer. Der vergessene Held der Zeit, blickte nochmals zu seiner Begleitung, betrachtete sie und seufzte schließlich. Dann trat er in die Nacht hinaus um nachzusehen, warum die Pferde so unruhig waren. Erkennen konnte er nichts, dafür war es zu dunkel, aber die Pferde tänzelten unruhig umher und wären sie nicht angebunden, so hätten sie schon längst die Flucht ergriffen. Langsam und dabei beruhigende Worte flüsternd näherte er sich den Stuten und strich ihnen zärtlich über den Hals. „Was habt ihr denn?“ Eine Antwort erhielt er natürlich nicht. Unweit im Gebüsch raschelte es. Die Pferde tappten auf der Stelle. Dann hörte er ein tiefes Knurren. Sofort drehte er sich in die Richtung, wollte sein Schwert ziehen, doch es lag noch in der Schutzhütte. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, er konnte seine Umgebung schemenhaft erkennen. Allerdings lag der Wald in absoluter Finsternis. Seine Sinne bis aufs äußerste geschärft, entging ihm nicht, das sich etwas tat. Ein großer Schatten kam hervor. Ein Augenpaar leuchtete ihm regelrecht entgegen. Das Knurren bedrohlich und bekannt. Die Bedrohung näherte sich und Link erkannte die Wölfe. Mit einer weiteren Begegnung hatte er wahrlich nicht gerechnet. Auch glaubte er nicht, dass es ein zweites Mal funktionierte den Leitwolf zu mimen. Immer mehr traten aus den Schatten der Bäume hervor. Sie alle wirkten grimmig und hungrig. Blitzschnell sah er sich um, nach einem Gegenstand, irgendwas das ihm eine hilfreiche Waffe sein könnte. Die Pferde unruhiger denn je, fast panisch, tänzelten, hoben ängstlich die Köpfe, ihre Augen weit aufgerissen, rissen sie immer wieder an den befestigten Zügeln in der Hoffnung sich befreien zu können. Links von sich entdeckte Link einen größeren Ast nicht unweit von sich entfernt auf dem Boden liegend. Er ließ die Wölfe, die sich stets näherten und es auf die Pferde abgesehen hatten, nicht aus den Augen. Mit zwei schnellen seitwärts Rollen, schnappte er sich den Ast ziemlich zeitgleich als die Wölfe auf die Pferde stürzten. Die Stuten traten mit den Hinterläufen und bäumten sich vor den Angreifern auf. Schnell kämpfte sich Link zu den Pferden. Kräftig hieb er mit dem Ast um sich, schaffte es die Aufmerksamkeit und die Aggression der Tiere auf sich zu lenken. Auch die Pferde, die immer noch um sich traten, konnten den ein oder anderen Angreifer weg treten. Link schlug einen Wolf zur Seite, der jaulend aufschrie. Doch im nächsten Moment verbiss sich einer der Wölfe in dem dicken Ast. Noch reichte seine Kraft um diesen zu halten und versuchte den Wolf abzuschütteln, aber da kam ein zweiter Wolf hinzu. Ein dritter stürzte ebenso auf den Ast und gegen die geballte Kraft der drei Wölfe hatte der Heroe keine Chance mehr. Die Wölfe entrissen ihm den Ast und der vergessene Held der Zeit stand ihnen ungeschützt gegenüber. Ein anderer Wolf flog an Link vorbei und krachte gegen einen Baum. Epona wieherte zufrieden, doch das Rudel sammelte sich schnell und knurrend. Link beobachtete, während er seine Möglichkeit durchging, aber egal wie er es sich auch überlegte, er hatte äußerst schlechte Karten. Die ersten Wölfe griffen wieder an. So schnell wie der Blitz preschten sie auf Link und die Pferde zu. Die Lefzen verzogen, die reißenden Zähne zeigten sich und die Tiere waren bereit die Beute zu erlegen. Link sah nur noch wie einer der Wölfe ihn ansprang, riss reflexartig seinen rechten Arm hoch um sich zu schützen. „LINK!“ Ein gleißend blaues Licht breitete sich aus. Es drängte die Wölfe zurück und ließ sie nicht mehr näher kommen. Es war eine Schutzbarriere, die sich um die Schutzhütte legte. Link erwartete einen schmerzhaften Biss doch nichts geschah. Er hörte die so vertraute Stimme und öffnete zögerlich seine Augen. Der erstarrte Wolf schwebte vor ihm. Die Lefzen wütend verzerrt, die Zähne messerscharf und gefährlich blitzten aus dem geöffneten Maul. Wütende kalte Augen starrten ihn an. Er spürte einen warmen blauen Lichtstrahl, voll Liebe und Fürsorge. Eine mächtige Kraft von Weisheit, Erfahrung und Wissen traf seinen linken Handrücken, und löste dort ein wohliges warmes Licht aus. Unter dessen Berührung kribbelte sein Handrücken, eine warme Energie bildete sich und seine Hand begann zu pulsieren. Eine andere gewaltige Kraft bildete sich von dort aus und strömte über die Blutbahnen in seinen Körper, füllte ihn bis in die kleinste Pore. Sie hüllte ihn ein, gab ihm das Gefühl von einem zuhause. Die Macht von dem Leben der Natur, den Wäldern, von Flora und Fauna erfasste ihn, umschloss ihn wie einen Kokon. Die Macht zentrierte sich vor seiner Brust, auf Höhe seines Herzen. Ein Strahl bildete sich, er war so grün wie der Wald, traf auf den Wolf und schlug diesen von Link weg, aus dem blauen Schutzkreis hinaus direkt gegen einen Baum. Der Wolf landete unsanft und jaulte schmerzerfüllt auf. Kaum hatte er sich auf seine Beine gestellt ergriff er die Flucht und mit ihm das gesamte Rudel. Link war absolut von dieser Macht überwältigt. Solch eine Kraft hatte er noch nie zuvor gespürt. Sie war wohltuend und dennoch machtvoll. Eine nicht zu kontrollierende Energie. Sein Handrücken leuchtete golden auf. Durch den Handschuh hindurch. Seine Augen glitten zu seiner Hand, von der diese Macht kam, in der sich diese Macht gesammelt hat. Er zog seinen Handschuh aus und betrachtete das goldene Triforce, das heller als jemals zuvor strahlte. Doch eine Änderung stellte er fest. Das Triforcefragment des Mutes, strahlten nicht mehr golden, sondern in der Farbe der Göttin des Mutes. Das Fragment war klar hervorgehoben in einem klaren wunderschönem Grün. Die Aura, in der gleichen Farbe des Fragments, hüllte ihn ein wie eine liebevolle Umarmung. Es erfüllte ihn mit Mut und Tapferkeit. Nichts und niemand würde sich ihm je in den Weg stellen. Er war bereit zu kämpfen und würde sich jeder Gefahr, jeder Herausforderung ohne zu zögern stellen. Diese göttliche Kraft in ihm stärkte ihn ungemein und es schien als hätte die Macht schon immer in ihm geschlummert. Aber jetzt war sie befreit worden. Die Lichtung der Schutzhütte glühte in Blau und Grün und eine starke mächtige Aura breitete sich blitzschnell in alle Himmelsrichtungen aus. Als würde sich die gesamte Macht entladen gab es einen lauten Knall, der ein beängstigendes Beben nach sich zog und das Land erschütterte. Schlagartig lag alles wieder in absoluter Dunkelheit und Link hatte Probleme sich auf den Beinen zu halten, so stark erzitterte die Erde unter seinen Füßen. Ein schmerzerfüllter Aufschrei durchzog die Nacht. Link sah, wie Zelda ihren Kopf hielt und in sich zusammenbrach. Schnell schlüpfte er in seinen Handschuh und stürzte zu seiner Gefährtin. „Zelda!“ Er kniete sich zu ihr, berührte sie an ihren Schultern. Besorgt musterte er sie. Sie war wie erstarrt, ihre Augen weit aufgerissen. Die Pupillen waren fast verschwunden. Das Beben ebbte ab und letztendlich war alles wieder so ruhig wie zuvor. Die Prinzessin fiel bewusstlos in sich zusammen. ***~~~***~~~*** Boron löschte die Feuerstelle und prüfte mit einem Blick die Hufschmiede. Alles war an seinem Platz. Er trat in die dunkle Nacht hinaus. Die Nächte wurden immer kühler. Ihn fröstelt es etwas. Link war mit der Prinzessin vor drei Tagen aufgebrochen. Ihm behagte es nicht, dass diese beiden jungen Leute auf eine solch gefährliche Reise gingen. Auch wenn sie bereits das Land einmal vor dem Untergang bewahrt hatten so erhoffte er, dass dies alles nur ein böser Traum war. Er ging zum Wohnhaus, als der nachtschwarze Himmel sich blaugrün verfärbte. Für den Bruchteil einer Sekunde nur, dann spürte er eine gewaltige Macht auf sich zu rasen. Mit großen Augen sah er sich um, wusste nicht was dies bedeuten sollte. Ein Sturm zog auf, die Bäume der angrenzenden Wälder bogen sich. Eine blaugrüne Windböe erschien blitzartig. Boron stand wie versteinert. Starrte auf diese seltsame Erscheinung, die sich blitzschnell näherte, auf ihn regelrecht zuschoss. Seine Augen weit aufgerissen, blieb er erstarrt stehen, konnte nicht ausweichen und wurde von dieser Lichterscheinung erfasst. Eine mächtige Energie erfüllte ihn mit Liebe, Frohsinn und Optimismus. Eine überwältigende Macht von Wissen und Mut spürte er für einen kurzen Wimpernschlag. Dann war es schon wieder vorbei. Das Licht verschwand und die Erde erzitterte. Boron hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten, so stark bewegte sich der Boden. Ein markerschütternder Schrei durchzog die Schlafkammer, drang durch das Haus und hinaus in die Nacht. Angst durchfuhr Boron und so gut es ging taumelte er über die zitternde Erde hin zum Haus und hinein. Er klammerte sich an dem Geländer der Treppe fest, hangelte sich durch das wackelnde Haus hinauf in das Obergeschoss. Die Kinder weinten in ihrem Zimmer und schrien immer wieder auf. Schnell eilte er zu ihnen. „Es ist ein Erdbeben, es wird gleich wieder aufhören“, beruhigte er sie. Und als hätten die Göttinnen seine Worte erhört, so wurde es wieder ganz still, als wäre nichts gewesen. Er zündete eine Kerze an und betrachtete das Bild, welches sich ihm bot. Die Geschwister Xenia und Tobin und die Zwillinge, Pantas und Qantas, saßen in Pantas Bett und kuschelten sich eng zusammen. Boron setzte sich zu ihnen, strich jedem von ihnen beruhigend über den Haarschopf und versprach in dieser Nacht auf sie alle aufzupassen. Es dauerte noch einen Moment bis sich die Kinder beruhigt hatten und jeder wieder in seiner Koje lag. Dann löschte er das Licht und schloss die Türe. Ein Schluchzen drang durch die Türe aus der Schlafkammer. Es war seine Frau. Mit stark klopfendem Herzen eilte er nun zu seinem Zimmer, riss die Türe auf und fand seine Frau am Boden kniend, mit ihrer bewusstlosen Tochter in den Armen. Der Schein einer einzelnen Kerze brachte nur wenig Licht in die Kammer. Erschrocken über das Bild der beiden Frauen in seinem Haushalt stürmte er ins Zimmer, kniete sich ebenso hin. Seine große Hand, strich über die kleine zarte Stirn seines Nesthäkchens und fühlte nach der Temperatur. Er sah an ihrem Atem, das Zoe noch lebte und strich seiner Frau nun beruhigend über den Rücken um sie dann fest an seine Brust zu ziehen. „Was ist geschehen?“, flüsterte er. „Da war dieses seltsame Licht. Zoe schrie, hielt sich ihren Kopf, krümmte sich plötzlich. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Pupillen winzig klein. Ich konnte nichts tun“, schluchzte Annelie. „Ich konnte nur zusehen und nichts machen. Ich wünschte, ich könnte ihr das alles abnehmen. Ich wünschte, sie würde nicht solch schreckliche Albträume erleben, sondern einfach nur ein normales Kind sein.“ Boron drückte seine Frau fester an die Brust. „Erst als das Beben aufhörte, fiel sie in die Ohnmacht.“ Annelie vergrub ihren Kopf in der Halsbeuge ihres Mannes. „Ich habe solch eine Angst um sie.“ „Ich weiß“, antwortete Boron. „Ich auch“, fügte er wesentlich leiser hinzu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)