Die Tränen der Einhörner I von Licht (Die Versuchung) ================================================================================ Kapitel 1: PROLOG ----------------- „Ich bin wieder an diesem wundervollen Ort gelandet ... Seltsam ...“ Verwundert sah sich Eliya um und sog die frische, reine Luft tief in ihre Lungen ein. Die Ebene, die vor ihr lag, reichte soweit das Auge sehen konnte und schien dort in der Ferne mit graublauen Bergen zu verschmelzen. Unter ihren nackten Füßen konnte sie das weiche grüne Gras fühlen, das ihr mit jeder Bewegung sanft über die Fußsohlen streichelte. Eliya sank zu Boden und ließ sich auf dem Gras zurückfallen, die Augen geschlossen. Der sanfte, süße Duft von Blumen drang an ihre Nase und ließ sie lächeln. Sie blieb einige Augenblicke reglos liegen und genoss das angenehm beruhigende Gefühl, das sie durchfloss und das wärmende Streicheln der Sonne auf ihrer Haut. „Obwohl es nur ein Traum ist, erscheint alles so real. Ich wünschte, ich könnte für immer an diesem Ort bleiben. Hier fühle ich mich zu Hause, hier möchte ich leben ...“, murmelte sie schließlich und blickte in den tiefblauen Himmel hinauf. Keine einzige Wolke war an ihm zu erkennen. Ein sanfter Wind wehte ihr entgegen und trug das leise beruhigende Rauschen von Wasser an ihre Ohren. Woher kam dieses Rauschen? Eliya wollte es wissen und diesen Ort besuchen. Wieder schloss sie die Augen und stellte sich vor, über die weite grüne Ebene, die vor ihr lag, zu wandeln um dort in der Ferne der Quelle des Rauschens, die sie anzog, zu begegnen. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie daran dachte, dort vielleicht die Person anzutreffen, die sie immer wieder an diesen Ort brachte. Der Wind frischte schließlich auf und Eliya öffnete verwundert die Augen. Wollte ihr der Wind etwas sagen? Sie runzelte die Stirn und dachte nach, doch ihr kam nichts in den Sinn. Langsam schloss sie wieder die Augen. Ihre Gedanken glitten letztlich erneut davon und durchwanderten diese wundervolle Welt, die sie umgab. Jetzt besuchte ihr Geist die hohen grauen Berge in der Ferne, deren Spitzen mit Schnee bedeckt schienen, und den einsamen Wasserfall, der dort in die Tiefe donnerte. Sein Wasser verlor sich schließlich in einem kleinen, klaren Fluss, der am Horizont verschwand. Wohin Eliya auch blickte, herrschte Leben. Das grüne Gras zu ihren Füßen und die bunten Blumen, die sich über dieses erhoben, strotzten nur so vor Lebensenergie und trieben ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. So stellte sie sich das Paradies vor. Seltsame verschwommene Schatten tanzten plötzlich über dem Fluss auf und ab und jagten Eliya einen Schauder über den Rücken. Ihr Herz begann zu rasen. Wer waren sie, diese Schatten? Ihr Blick schweifte in die Ferne, als sie nun eine leise vertraute Stimme vernahm, die nach ihr zu rufen schien. Eliya warf einen letzten Blick zu den Schatten hinüber, dann setzte sie ihre Reise fort und folgte dem Lauf des Flusses in die Ferne. Vielleicht konnte sie ja dort die Person finden, die nach ihr gerufen und sie an diesen Ort gebracht hatte. „Wo bist du?“, flüsterte sie schließlich kaum hörbar und schlug die Augen auf. Sie war wieder zurück auf der weiten, grünen Ebene, wo sie ihre Reise durch diese Welt begonnen hatte. Eliya setzte sich auf und sah sich um. „Ich fühle deine Präsenz doch kann ich dich noch immer nicht sehen ... Wer bist du nur?“, murmelte Eliya und setzte sich auf. Jene Präsenz hatte sie schon bei ihren letzten Besuchen in dieser Welt in ihrer Nähe verspürt, doch diesmal schien sie ihr noch näher; sie schien fast greifbar zu sein. „Bitte ... zeig dich mir ...“, bat sie traurig, doch blieb ihr Wunsch unerfüllt. Oder war dieser Gedanke nur ein Produkt ihrer Fantasie, in der Hoffnung, ihrer Einsamkeit irgendwie zu entfliehen? Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle, als sie schließlich daran dachte, dass es wohl bald an der Zeit sein musste, wieder zu erwachen und dem trüben Alltag aufs Neue entgegen zu sehen und all dem Leid, das dieser für sie bereithielt. „Ich will nicht fort von hier ...“, sagte sie betrübt, wohl wissend, dass ihr letztlich doch nichts anderes übrigbleiben würde. Wann immer sie jenen magischen Ort in ihren Träumen aufsuchte, fühlte sie sich seltsam unbeschwert und völlig frei. Ein Gefühl, das sie in der wirklichen Welt – ihrer Welt – vermisste und Kummer und Schmerz in ihrem Herzen keimen ließ. Plötzlich konnte sie fühlen, wie eine große Kraft in ihrem Innern erneut nach ihr zu rufen begann. Eine zerstörerische Kraft ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)