Ame no Naka no shugo tenshi - Schutzengel im Regen [Sesshomaru x Kagome] von Kibo-kamichan ================================================================================ Kapitel 1: In letzter Sekunde ----------------------------- »Kagome, gehst du noch etwas einkaufen?«, fragte meine Mutter zuckersüß, während ich mir gerade meine Straßenschuhe anzog. Ich nickte lächelnd und strich mein schwarzblaues Haar nach hinten. »Ja Mama, ich wollte für Inu Yasha noch ein paar Snacks besorgen!«, antwortete ich ihr und zupfte kurz an meiner dunkelblauen Jeanshose. Skinny Jeans war ich wirklich nicht mehr gewohnt, seit ich mein Leben eigentlich nur noch im Mittelalter verbrachte. Naraku war seit drei Jahren tot und ich 18 Jahre alt. Anfangs hatte ich nicht mehr durch den Brunnen gekonnt, doch vor einem Monat, nach dem ich meinen Abschluss gemacht hatte, war es mir endlich möglich gewesen. Es war ein wahres Wunder und ich war so glücklich, alle wiedersehen zu können. So viel hatte sich geändert. Sango war mehrfache Mutter und lebte mit Miroku zusammen, während Rin vorerst im Dorf von Kaede lernte. Sie war wirklich niedlich und seit dem letzten Monat hatte ich endlich die Möglichkeit, sie näher kennenzulernen. Ein wirklich liebes Mädchen, das wusste, was sie wollte. Sesshomaru hatte sie nach ihren Erzählungen schon lange bei sich, was mich anfangs überrascht hatte. Wer hätte denken können, dass Sesshomaru Kinder sittete. Jaken war auch ein halbes Kind, doch Rin… Ich schüttelte mich grinsend und zog meinen gelben Pullover ordentlich und wickelte mir einen blau gelb gestreiften Schal um, bevor ich mir eine blaue Jacke anzog. Ein wenig unsicher sah ich zum Fenster hinaus, während meine Hand über dem Schirm ruhte. »Ach was, es wird schon nicht regnen«, hauchte ich und drehte mich noch einmal zur Küche: »Bis später Mama!« »Pass auf dich auf, es gibt Unwettergefahr, laut dem Radio!« »Wird schon Mama!«, rief ich noch, bevor ich mich auf machte. Meine Füße trugen mich über das Schreingelände, auf dem ich aufgewachsen war. Hier hatte mein Abenteuer damals begonnen. Dort in einem Schuppen, versteckt vor den Augen der anderen, befand sich ein Brunnen, der mir eine Zeitreise ermöglichte. Seit das Juwel mit mir dort drin verschwunden war, schien es in den Weiten der Zeit verloren, sodass ich auch ohne Splitter reisen konnte. Später würde ich mit meinen Snacks hindurchspringen und zu ihnen zurückkehren. Sie freuten sich bestimmt riesig über meine Geschenke.   Frohen Gemütes pfiff ich ein wenig und genoss das bunte Farbenspiel, des Laubs, welches langsam von den Bäumen fiel. Die Luft war frisch und kühl, während ich den Geräuschen der Stadt lauschte. Damals hatte es lange gedauert, bis ich mich an die Stille gewöhnt hatte. Wobei Inu Yasha nicht einmal eine halbe Stunde gebraucht hatte, um in meinem Bett einzuschlafen. »Ich sollte mich beeilen!«, mahnte ich mich laut und betrachtete die Schaufenster, in denen ich mich spiegelte. Wie er wohl diese Kleidung finden würde? Vielleicht sollte ich so etwas tragen, um ihn aus dem Konzept zu bringen. Es war schon traurig, als ich vor einem Monat zurückgekehrt war, hatte ich es mir ehrlich ganz anders erhofft. Natürlich hatte mich Inu Yasha stürmisch umarmt, doch die Liebesbekundung blieb aus, obwohl nicht einmal mehr Kikyou zwischen uns stand. Mein Kopf sackte kurz runter. Ich musste einfach geduldiger sein. ›Kagome, reiß dich zusammen. Er ist einfach langsam!‹ Seufzend trat ich ins Geschäft und machte mich dran, für das Mittelalter einzukaufen. Inu Yashas Snacks und seine instant Nudelsuppen durften nicht fehlen. Was fand er an ihnen? Ich mochte ehrlich gesagt die Suppen sehr, die Kaede uns kochte, auch wenn sie leckerere geworden waren, seit ich ihr Gewürze und Nudeln mitgebracht hatte.   Fünfzehn Minuten später hatte ich dann endlich alles zusammen, ging zur Kasse und bezahlte, als fluchende Stimme ertönten: »IHHHH!« Verwirrte blickte ich zu der Stimme und beobachtete schockiert, wie Menschen rennend in den Laden kamen und sich wie nasse Hunde schüttelten. Verdammt, es hatte angefangen zu regnen. Dabei hatte ich meinen Regenschirm daheim gelassen. Ich könnte heulen… »Das macht 1500 Yen.« Der Kassierer ließ mich zusammenzucken, bevor ich in meine Geldbörse griff und den Betrag beglich. Ich musste meiner Mutter wirklich dafür danken, dass sie mir immer noch Geld gab, wo ich doch nichts erarbeiten konnte. Schnell packte ich alles in zwei Tüten und ging zur Glastür, die sich vor mir schlitternd öffnete. Doch anstatt, dass ich raustreten konnte, kamen nur wieder andere hineingestürmt: »Dreckswetter! Hoffentlich hört das wieder auf! Lass uns hier warten!« Ich betrachtete die Männer und Frauen, die mit eingezogenem Schwanze sich hier versteckten. Wahrscheinlich hatten sie nichts zu tun, doch ich wurde im Mittelalter erwartet und wirklich, mir machte doch kein bisschen Regen Angst. Hallo? Im Mittelalter hatte es sogar schon Säure geregnet, aber das war doch nur Wasser. Ungefährlich. Im Mittelalter hatten uns öfters Schauer erwischt und nicht immer hatten wir einen Schirm parat und benötigten einige Zeit, um einen Unterschlupf zu finden. Mutig streckte ich die Brust raus, sah die anderen an und trat in den Regen, nur um zusammenzuzucken. Meine Jacke war nicht regendicht und das Wasser kalt. Ich quietschte leicht auf, bevor ich mir eine Tüte über den Kopf hielt. Wie gut, dass Inu Yashas Snack-Tüten alle aus Plastik waren, so würden sie nicht nass werden und mich vorm Regen schützen.   Ich sprintete los, stürmte über die Wege, während mir der Regen heftig ins Gesicht preschte. Meine Mutter hatte mit der Sturmwarnung recht gehabt. Das passte mir gar nicht, doch ich war jetzt sowieso schon klatschnass, also konnte ich jetzt auch nach Hause laufen. An einer roten Ampel hielt ich dann an, immer noch halb in Bewegung, damit ich lossprinten könnte. Dann hörte ich auch schon den Ton und erblickte leicht verschwommen das grüne Licht, das für mich der Startschuss war. Geschwind rannte ich los, denn auf der anderen Seite der Straße gab es Vordächer, die ich teilweise als Regenschutz benutzen könnte. ›Bald bin ich da, Inu Yasha, bald!‹, dachte ich nur und grinste schon innerlich, als helle Scheinwerfer meinen Körper erfassten. Panisch riss ich meinen Kopf nach rechts. Ich wurde geblendet und hörte nur lautes Hupen von einem großen Wagen, der auf mich zu raste. Plötzlich waren meine Füße wie festgefroren, als ich es schon so dicht vor mir sah. Mein Herz raste, meine Muskeln waren steif und meine Augen aufgerissen. ›Inu Yasha!‹, rief ich innerlich und kniff ängstlich die Augen zu, riss die Arme hoch und erwartete den Aufschlag. Inu Yasha würde mich nicht retten, denn er war nicht hier. In diesem Moment lief mein Leben an mir vorbei. Nie hatte ich Angst gehabt, doch in diesem Moment schon, wo ich sie gar nicht gebrauchen konnte. Bisher hatte mich Inu Yasha immer beschützt, doch er hatte viel zu tun gehabt und ich hatte ihm noch gesagt, er müsse mich nicht abholen. Wir hatten so viele schöne Momente gehabt und jetzt? Jetzt würde es enden und er würde es vielleicht nicht einmal mehr erfahren.   Ich spürte den aufkommenden Schmerz, bevor mein Körper davon gerissen wurde, doch es dauerte, bis ich begriff, dass mein Körper nicht nach hinten, sondern zur Seite gerissen wurde. Schnell und heftig traf etwas auf mich. Meine Augen presste ich panisch zusammen, als es mich umfing und davon schleuderte. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und mein Herz zog sich schmerzend zusammen. Was passierte da nur mit mir? Ich wusste es nicht und hatte zu große Angst, nachzusehen, doch eins war sicher. Der Regen prasselte auf mich ein und das Quietschen der Reifen des Wagens, der mich fast erwischt hatte, schien fern. Hatte mich Inu Yasha etwa doch gerettet? »Sind Sie in Ordnung?«, fragte eine tiefe Stimme an meinem Ohr. Langsam kehrten meine Sinne zurück. Hielt mich jemand in den Armen? Stimmen wurden laut um mich herum, empört und besorgt, während mein Kopf noch nicht begriff, was gerade stattgefunden hatte. »Hören Sie mich?« Mein Herz raste noch immer, doch ich nickte: »A…a…alles gut…«, stotterte ich, während mein Körper wie Espenlaub zitterte. Es war nicht von der Kälte, sondern die Angst, die noch tief in meinen Knochen saß. Es beruhigte mich gar nicht, dass mich jemand gerettet hatte, denn es war nicht Inu Yasha. »Soll ich die Polizei rufen?«, fragte die Stimme weiter. »Nein… passt schon…«, flüsterte ich schluckend und versuchte die Tränen zu vertreiben, die sich hochkämpften, doch ich schaffte es nicht und brach vor dem fremden Mann in Tränen aus. Der Mann seufzte über mir und streichelte kurz meinen Kopf, bevor er seine Jacke über mich hielt. Ich schlüpfte herunter und drängte mich an seinen dunkeln Pullover, den ich verschwommen wahrnahm. »Ich bringe Sie erstmal an einen trockenen Ort«, versprach er mir und ich wollte ihm glauben, denn im Moment war ich nur ein Häufchen Elend. »Danke«, bedankte ich mich leise und biss mir auf die Unterlippe, während ich im Schutz seiner Jacke und durch seinen helfenden Arm, mit ihm über den Fußweg ging. Zum Glück schien er keine weiteren Straßen überqueren zu wollen. Wer wusste, ob ich das geschafft hätte. Der Regen prasselte laut auf die Jacke, bis es plötzlich aufhörte und ich eine leise, warmherzige Melodie wahrnahm. Ob wir ein Geschäft betreten hatten? Schnell rieb ich mir übers Gesicht und schielte unter der Jacke des Hünen hervor, welcher mich langsam voran schob. »Kommen Sie«, sprach er mit einer festen Stimme und brachte mich zu einem Tisch mit einer Bank. Neugierig sah ich mich um. Es schien ein Café zu sein. Das klang gut. Dankend setzte ich mich auf die braun gepolsterte Bank und rutschte in die Ecke, bevor er seine Jacke auszog und sie an einer Garderobe aufhing. »Soll ich Ihre Jacke auch aufhängen?« Gerade wollte ich antworten, als ich schon seine Hand bemerkte. »Sie ist vollständig durchnässt.« Nickend zog ich sie aus und reichte sie ihm. Die Jacke hatte sich komplett vollgesogen, sodass es sich anfühlte, als hätte er mir eine schwere Last von den Schultern genommen. Ich schmiegte mich enger an die Wand, als ich bemerkte, dass an der Wand eine Heizung unter dem Tisch versteckt war. Es tat gut, wo meine Kleidung sich immer kälter anfühlte. Mein Blick glitt etwas zu dem Mann. Er war vielleicht 1,90 m groß und hatte schwarzes, mittelanges Haar. Seinen Scheitel trug er mittig und seine Augen hatten einen gold braunen Farbton. Sein Gesicht erinnerte mich kurz an Sesshomaru, wer wusste, ob es ein Nachfahre war. »Danke, dass Sie mich gerettet haben«, murmelte ich in meinen Schal hinein, als er sich mir gegenüber hinsetzte. Ich legte meine Hände auf den Tisch, umgriff sie und versuchte das aufkommende Zittern zu unterdrücken, als eine zuckersüße Frauenstimme neben uns ertönte: »Einmal Kaffee schwarz mit einer Messerspitze Zimt und was darf ich der Dame bringen?« Leicht müde blickte ich zu der Frau, als der Mann schon das Wort ergriff: »Bring ihr deinen Special Kakao mit einem Schuss Rum.« Ich schluckte und sah ihn verwirrt an, als die Frau sich zu mir drehte: »Wie alt bist du meine Süße?« »18…«, murmelte ich. Die Frau schüttelte den Kopf und drehte sich zu meinem Retter: »Ich darf das nicht machen. Warum zittert sie eigentlich, zwingst du sie zu einem Date oder hat sie eine Wette verloren?« »Weder noch«, knurrte der Mann. Seiner Mimik nach war er gerade leicht eingeschnappt. »Sie wurde fast von einem Auto angefahren.« »Was?«, schreckte die Frau zusammen und blickte mich wieder an. Das konnte ich gar nicht gebrauchen. »Fahrerflucht. Ich habe Sie im letzten Moment von der Straße gerissen.« »Du hast sie gerettet?«, fragte die Frau. Sie schien ihm nicht zu glauben. »Hn. Ein Problem damit?« »Ah… nein…«, verkündete sie schnell und beugte sich zu mir runter, nachdem sie die Umgebung beobachtet hatte. »Ein kleiner Schuss, aber kein Rum, sondern Irish Coffee. Verrate es aber keinem.« »Sie müssen nicht…« »Kein Problem, du kannst es brauchen. Der Schreck sitzt tief«, hauchte sie noch, bevor sie sich wiederaufrichtete und mich noch einmal ansah. »Hol ihr doch eine Decke, ich habe hinten welche liegen.« Mein Gegenüber nickte und erhob sich, während die Kellnerin schon verschwunden war. »Warten Sie hier.« Ich nickte und kuschelte mich in die Ecke, als mir auffiel, dass meine Tüten fehlten. Leicht panisch blickte ich auf seine Seite und dann auf meine. Hatte ich sie fallen lassen? Inu Yasha würde ausrasten… aber…  – ich umschlang meinen Oberkörper zitternd mit meinen Armen – die Angst war immer noch präsent. Er würde bestimmt verstehen, dass ich nichts dabei hatte… »Hier.« Ich sah auf und erblickte eine warme, rot weiß karierte Wolldecke. Der Mann war wirklich freundlich und ich legte sie mir schnell über die Beine. Sie war schön warm. »Oh?« »Ein Service des Cafés«, erklärte mir auf einmal die Kellnerin, welche mir eine riesige Tasse heiße Schokolade mit großer Sahnehaube, Mini Marshmallows und Schokostreuseln auf den Tisch stellte. Ich roch ganz leicht den Alkohol und legte schnell meine Hände um die heiße Tasse. »Im Herbst und im Februar halten wir hinten auf einer Heizung ein paar Decken bereit, falls unseren Kunden kalt ist.« »Vielen Dank…«, murmelte ich und pustete leicht gegen die Tasse, bevor ich einen kleinen Schluck nahm. Es war wundersam, ich verbrannte mich nicht. Der Kakao schien genau die richtige Temperatur zu haben. Es war einfach köstlich und dieser Irish Coffee darin wärmte mich noch mehr. »Köstlich…«, murmelte ich und trank noch einen Schluck, ignorierend, dass ich bestimmt einen Kakao- oder Sahnebart hatte. »In unserem Kakao ist sehr viel echte Schokolade, dadurch sollte es dir bald besser gehen.« Die Kellnerin setzte sich plötzlich neben mir auf die Bank. Eine warme Hand glitt an meine Wange und streichelte ein Haar aus dem Gesicht, dass es gerade mit dem Kakao aufnehmen wollte. »Wie heißt du denn, Kleines?« »Higurashi, Kagome«, murmelte ich. Zeitgleich vernahm ich ein kurzes Husten, als der Mann mir gegenüber seinen Kaffee trank. Er blickte auf, direkt in meine Augen, bevor er sich wieder seinem Kaffee widmete. »Du hast einen wirklich schönen Namen. Kommst du zufällig von dem Higurashi Schrein?« »J…ja, wieso?« Ich blickte auf in die freundlichen rotbraunen Augen der hübschen Kellnerin. Ihr schwarzes Haar war leicht wellig und floss an ihrem Körper entlang. Sie war wirklich schön. »Nur so, ich hatte mich einfach gerade daran erinnert, dass es einen Schrein unter dem Namen gab. Sollen wir deine Eltern anrufen?« »N…nein passt schon«, wimmerte ich und umfasste ein wenig fester meine Tasse. »Meine Mutter würde sich nur unnötig Sorgen machen.« Der Mann mir gegenüber schnaubte und stellte seine Tasse scheppernd auf den Unterteller, was die Kellnerin auf den Plan rief: »Geht das nicht vorsichtiger?« »Hn.« Er grummelte kurz, bevor er mich fixierte. »Sie sind nur knapp den Tod entronnen und zittern am ganzen Leib. Glauben Sie, ihre Mutter wird es nicht merken?« »Bestimmt nicht…« »Klingt fast so, als wäre es nicht das erste Mal, dass Sie in eine brenzlige Situation geraten sind.« Wie recht er doch damit hatte. Im Mittelalter war es oft gefährlich gewesen, doch da wusste ich, dass Inu Yasha da war. Wer hätte gedacht, dass mich meine Zeit, die Gegenwart, eher umbringen könnte, als das Mittelalter. Fröstelnd kuschelte ich mich in die Decke und spürte einen warmen Arm von der Frau, die sich anscheinend um mich mütterlich kümmern wollte. Ob jemand die anderen bediente? »Tanaka-san, es geht uns nichts an«, verkündete sie ernst und streichelte mir ein wenig über den Rücken. »Aber ich stimme ihm zu, dass es deiner Mutter bestimmt auffällt, so wie du gerade aussiehst.« Ich blickte an mir herab. Nass war ich, aber sonst? Mein Blick ging zur Scheibe, in der sich mein Gesicht ein wenig spiegelte. Ich zuckte zusammen, als mir ein blass weißes Gesicht entgegensah, meine Pupillen schienen geweitet, meine Augen leicht zusammengekniffen und ich hatte blaue Augenringe. Alles in allem war ich eine wandelnde Leiche. »Kago-san, ich werde sie nach Hause bringen. Wo ist der Schrein?«, fragte anscheinend Herr Tanaka, zumindest hatte die Kellnerin neben mir ihn so genannt. »Das ist nicht nötig…«, flüsterte ich, doch die Kellnerin löste sich schon von mir, schnappte sich ihren Block und den Stift und zeichnete ihm den Weg auf. Sie ignorierten mich einfach. »Wirklich, sie müssen nicht.« Der Mann mir gegenüber sah mich eiskalt an, sodass mir sofort wieder kalt wurde, während auch die Kellnerin mich tadelnd anblickte: »Ich würde nicht nein sagen, wenn er es dir anbietet. Das macht er normal nicht. Wenn er eine gute Tat vollbringt, sollte man nichts hinterfragen.« »Hn. Sei bloß still«, fluchte er und riss sich schon den Zettel ab, den er kurzerhand vor meinen Augen studierte. »Wenn Sie ausgetrunken haben, bringe ich Sie heim, verstanden?« »Äh…j…ja…«, stotterte ich und sah der Bedienung noch nach, während der schwarzhaarige Schönling seinen Kaffee weiter trank und ich meinen Kakao ansetzte. Was meine Mutter wohl sagen würde?     Kapitel 2: Herr Tanaka ---------------------- Nachdem ich meinen Kakao ausgetrunken hatte, machte Herr Tanaka Nägel mit Köpfen. Der Regen hatte aufgehört, mir war wärmer und er entschied mich heimzubringen. Es war ja schon irgendwie süß, wie er sich um mich kümmerte, doch er übertrieb ein wenig. »Ich schaffe es wirklich allein nach Hause.« Herr Tanaka schnaubte und nahm gerade meine Jacke vom Ständer. Er hob sie leicht an und schien zu bemerken, wie nass sie war. Seufzend hängte er sie wieder auf und nahm seinen herab. Erst jetzt betrachtete ich seine Kleidung. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover und eine beige Hose dazu. »Ich bringe Sie heim«, sagte er mit fester Stimme und in seinem Ton hörte man die Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zulassen würde. Ergebend gesellte ich mich zu ihm und wollte gerade meine Jacke holen, als er mir seinen langen großen Mantel umlegte. Überrascht sah ich auf in sein ernstes Gesicht, als er es mir schon erklärte: »Tragen Sie meinen, Ihre Jacke ist noch nass.« »Aber dann frieren Sie!« »Hn. Männer frieren nicht.« ›Macho…‹, dachte ich leicht gereizt, schlang aber dann doch die Jacke um meinen Körper, während er wieder meine Abnahm. »Eine Frage… meine Taschen sind hinüber oder?« »Hätte ich die Taschen statt Ihnen retten sollen?« »Nein!«, kam es aus meinem Mund geschossen, während er ein wenig Geld auf den Tresen legte. Gerade wollte ich meine Geldbörse aus meiner Hose holen, als er den Kopf schüttelte. Mein Retter lud mich anscheinend auch noch auf das heiße Getränk ein, dabei schien es die Bedienung zu wundern, dass er so freundlich war. Ob ich ihm einfach so sehr leidtat? »Sie müssen nicht für mich bezahlen, Sie haben schon so viel getan…« »Das muss er gar nicht«, verkündete die Bedienung, die das Geld gerade einsammelte. »Dein Kakao geht aufs Haus. Er hat nur seinen Kaffee bezahlt.« »Aber…« »Dir ist heute schon genug Schlimmes passiert. Weißt du, du bist sowieso das erste Mädchen, dass er in mein Café mitbringt und wer weiß, vielleicht gewinne ich dich ja als Kundin.« »Natürlich! So köstlich, wie es war, werde ich jedem davon erzählen!«, verlautete ich und setzte ein zartes Lächeln auf, was mir die Bedienung mit Gleichem zurückzahlte. »Komm gut heim. Pass auf sie auf, Tanaka-san.« »Hn. Treib es nicht zu weit.« Sie kicherte, während ich ein wenig verwirrt hin und her sah. Bestimmt waren sie sehr gute Freunde, auch wenn ich mir das gar nicht so sehr vorstellen konnte. Diese Kago-san war voller Herzenswärme, während Herr Tanaka eher genervt rüberkam. Ich musste innerlich grinsen, da er mich an Sesshomaru erinnerte, der auch immer nur dieses ›Hn!‹ von sich gab und einen auf unnahbar machte, obwohl er über einen längeren Zeitraum für ein kleines Mädchen gesorgt hatte. Verstand einer die Männer. »Wir gehen.« »Ja«, nickte ich und wurde schon Richtung Tür geschoben, als wüsste ich nicht, wie man die Füße von allein bewegte. Dieser Mann war sehr bestimmend. Was er wohl für einen Beruf ausübte? Leicht neugierig sah ich hoch in sein Gesicht, bevor wir endgültig den warmen Laden verließen und in die Eiseskälte heraustraten. Schnell zog ich seinen Mantel dicht um meinen Körper, während der Hühne neben mir nicht einmal zitterte, obwohl er keine Jacke anhatte. Er zog kurzerhand den Zettel aus seiner Tasche und drehte sich in die Richtung, in dem mein Heim lag. Es war wirklich ungewohnt, von einem Fremden heimgebracht zu werden, den ich nicht wirklich kannte. »Es ist nicht weit.« Da hatte er recht. Das Café lag nur einen Kilometer vom Schrein entfernt, sodass es mich wunderte, dass es mir nicht früher aufgefallen war, aber bestimmt lag es an den Preisen, wenn ich bedachte, wie viel mein Retter auf den Tresen gelegt hatte. Des Weiteren waren es Echtlederpolster gewesen und dann noch die Heizung und die Decke. Bestimmt zahlte man für so viel Luxus, doch in Zukunft würde ich mir bestimmt ab und an eine heiße Schokolade gönnen. »Ich hoffe ich halte Sie von nichts ab…« »Sie sollten mehr an sich, als an andere denken.« »Hä, was?«, fragte ich verwirrt, als seine Hand kurz meinen Rücken berührte und mich seitlich schob, da wir abbiegen mussten. Er schien mich regelrecht zu lenken. »Sie haben nicht für sich eingekauft, sonst hätten Sie nicht so reagiert.« Durschaut. Ich lächelte verschmitzt: »Nun ja, es war für meine Freunde…« »Können Sie nicht selbst einkaufen?« »Nein, sie wohnen weiter weg… darum mach ich das.« »Hn.« Ich zwinkerte ein paar Mal. Wirklich eine Eigenart. Die beiden könnten Zwillinge sein, auch wenn Sesshomaru mich nie und nimmer gerettet hätte. »Ich mache es auch gerne…« »Wenn Ihre Freunde Sie mögen, sollten sie Sie nie wieder allein losschicken.« »Was heißt das denn?«, fragte ich leicht empört, als mich ein Autoscheinwerfer erfasste. Panisch blieb ich stehen und alles kam wieder hoch. Meine große Klappe war ganz klein, während das Auto um die Ecke fuhr. Die Ohren rauschten, das Herz hämmerte. Wieso geriet ich nur wieder in Panik? Ein warmer Finger legte sich an mein Kinn und hob mein Gesicht an, sodass ich in seine Augen sehen musste: »Wie ein Reh.« »Ich…« »Sie stehen immer noch unter Schock, wer weiß, ob Sie ein Trauma davontragen. Vielleicht sollte ich Sie besser in ein Krankenhaus bringen.« »N…nein! Es geht schon!«, meinte ich schnell, doch ich bewegte mich keinen Millimeter, egal wie sehr ich es wollte, bis er mein Kinn losließ, meine Hände nahm und sie vor mir zusammendrückte. Verwundert sah ich herab und dann wieder ihn an, als er seine Hände auf meine Handaußenfläche schnellen ließ. »Autsch!«, fluchte ich und taumelte einen Schritt zurück. »Was sollte das?« »Gehen wir weiter«, ordnete er an, bevor seine Hand meinen Rücken berührte und ich mich in Bewegung setzte. Erst jetzt begriff ich, was er da gemacht hatte. Es war ein Ablenkungsmanöver gewesen, damit meine Schreckstarre verschwand. Vorsichtig rieb ich meine Hände und beobachtete ihn noch ein wenig, bevor er an einer Treppe stehen blieb. Ein kurzer Blick bedeutete mir, dass wir am Tempel angekommen waren. Sollte ich ihn auf ein Getränk einladen? Aber nein, wir hatten doch gerade etwas getrunken. Ich biss mir ein wenig auf der Unterlippe rum und verneigte mich: »Vielen Dank.« »Sagen Sie Ihrer Mutter, was vorgefallen ist«, empfahl er mir mit ernster Stimme. »Sie könnten eine Gehirnerschütterung haben. Ihre Mutter sollte wissen, dass die Möglichkeit besteht.« Mein Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen, dass ich meiner Mutter von meinem fast Unfall erzählen sollte, doch er hatte so viel getan und ich ahnte, dass ein ›Nein‹ ihn nur dazu veranlassen würde, mich direkt bis zur Haustür zu begleiten, um es selbst zu tun. »Ich werde es ihr sagen.« »Versprechen Sie es«, drängte er weiter und starrte mich an, bis ich nickte und die Worte aussprach, die er so sehr begehrte: »Ich verspreche es, bei den Ahnen meiner Familie.« Er nickte: »Auf Wiedersehen.« »Wiedersehen«, erwiderte ich noch, bevor ich seufzend die Treppe hoch schlürfte. Oben angekommen, ging ich schnell zum Haus, wo meine Mutter sofort die Tür aufriss, als ich kurz vor dieser war. »KAGOME!«, rief sie und umarmte mich stürmisch. Mein Herz setzte kurz aus, als ich für einen Moment daran dachte, ihr das Geschehen zu verschweigen. Meine Mutter löste sich von mir und betrachtete mich ein wenig: »Nanu, wessen Mantel trägst du da?« Verwundert blickte ich an mir herab, als meine Mutter mich auch schon ins Haus zog. Ich trug noch seinen Mantel, aber wo war meine Jacke? Hatte er sie etwa mitgenommen? »Mama… es ist etwas passiert…«, murmelte ich leise, während ich meine Schuhe auszog und in das warme Haus trat. »Ich … wurde fast angefahren.« Meine Mutter fiel aus allen Wolken, umgriff meine Arme und schien mich unter die Lupe nehmen zu wollen: »Wurdest du verletzt?« »Nein… der nette Herr, dem der Mantel gehört, hat mich im letzten Moment von der Straße gerissen. Er hat mich in ein warmes Café gebracht, wo ich etwas zu trinken bekam und eine warme Decke.« Sie schien ein wenig berührt, streichelte jedoch meine Haare aus dem Gesicht, während ihr Gesicht Bände sprach. Selten sah ich sie so besorgt. Es störte sie doch sonst auch nicht, dass ich im Mittelalter mein Leben aufs Spiel setzte. »Oh Kagome…«, seufzte sie. »Gut, dass er da war.« »Das stimmt Mama«, meinte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Ohne ihn, hätte man mich wahrscheinlich in diesem Moment von der Straße abgekratzt. Meine Mutter begutachtete mich noch einmal, bevor sie mir aus dem Mantel half: »Ich lass dir ein Bad ein und such dir warme Kleidung raus, sonst erkältest du dich noch.« Ich nickte nur und betrachtete noch kurz den Mantel, als meine Mutter schon nach oben ging. Brav folgte ich ihr, die Kälte wieder spürend. Meine Mutter schien besorgt, doch übertrieb sie es zum Glück nicht. Es war alles gut, zumindest redete ich mir das immer wieder ein.   Kurze Zeit später glitt ich dann schon in die heiße Wanne und tauchte ein wenig unter, während sich mein Körper endlich richtig aufwärmte. Mein Körper entspannte und ich dachte an den Mann, der mich gerettet hatte. Jetzt so im Nachhinein betrachtet, wo ich mich entspannte, hatte ich ihm vielleicht nicht genügend gedankt. Ob ich es im Nachhinein noch tun könnte? Doch wie? Stimmt das Café, in dem wir gewesen waren. Sicher kam er öfters dorthin. Gut! Ich würde mich bedanken, nur hoffentlich verfiel ich nicht wieder in Panik. Vielleicht sollte ich einfach ein Taxi nehmen. »Herr Tanaka…, wie kann ich mich nur bei Ihnen bedanken?«, fragte ich mich und blubberte etwas im Wasser. Dieser Mann wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich hatte mich schon ein wenig wohl gefühlt. Diesem Mann hatte ich vertraut, auch wenn seine Art ein wenig unorthodox war.   Ich entschied mich dafür, noch ein paar Tage in dieser Zeit zu bleiben. Es würde nicht schaden. Bestimmt nicht. Ohne Snacks würde Inu Yasha mich sowieso wieder zurückjagen, also ließe ich mir einfach Zeit. Kapitel 3: Späte Erkenntnis --------------------------- Nach dem Baden hatte ich mich auch schon ins Bett gelegt. Ich war einfach fertig mit der Welt und war tot müde geworden, als ich mich beruhigt hatte. Leider war die Nacht nicht so erholsam, wie ich erst vermutet hatte, denn immer wieder fand ich mich im selben Albtraum wieder, in dem ich von den hellen Lichtkegeln erfasst wurde. Bestimmt wachte ich zehn Mal diese Nacht auf, sodass ich am Morgen komplett durchgeschwitzt gewesen war. Wieso war ich noch immer so verängstigt, wo mich im Mittelalter so viele Gefahren erwartet hatten? Ich blickte auf meine leicht zittrigen Hände herab, während Wasser darauf lief, nur um es mir ins Gesicht zu klatschen. »Komm schon Kagome, du lässt dich doch nicht von so etwas erschrecken?«, sprach ich mir zu und schüttelte mich, doch mein Gesicht blieb so bleich, wie vorher. Schnell hob ich meine Hände und klatschte ein paar Mal auf die Wangen, damit sie leicht rot wurden, doch es verbesserte nicht das Aussehen der Frau. Betrübt wusch ich mich fertig, bevor ich mir eine dunkle Jogginghose anzog und darüber einen grünen Rollkragenpullover. Mir war so verdammt kalt. »Kagome, wie geht es dir?«, fragte meine Mutter und stellte mir eine Tasse auf den Schreibtisch. »Du siehst blass aus.« »Ach Mama… warum macht es mir nur so Angst?«, fragte ich heiser und rieb mir über die Arme, bevor ich meine Tasse schnappte und einen tiefen Schluck nahm. Warum verflog die Wärme des Tees nur so schnell? »Bestimmt der Schock. Gib dem noch etwas Zeit. Bleib doch für ein paar Tage hier.« »Danke«, flüsterte ich und drehte die warme Tasse in meinen Händen. Ich wollte nicht, dass sich jemand auf der anderen Seite um mich sorgte. Ehrlich? Was würde Inu Yasha sagen, wenn ich da wie ein Häufchen Elend vor ihm stand? Er würde mich bestimmt auslachen. Seufzend drehte ich mich zu meiner Mutter: »Mama, hätten wir Zutaten für Kekse?« »Willst du backen?« »Ich würde mich gerne bei meinem Retter bedanken. Hoffentlich mag er Kekse…« »Bekommen wir hin. Weißt du denn, wo er wohnt?« »Nein, aber das Café, in dem wir waren, die Kellnerin Kago schien ihn persönlicher zu kennen. Entweder ist er häufig dort oder sie kennt ihn auch privat.« »Das klingt nach einem Anhaltspunkt. Gut, ich sehe nach«, lächelte mir meine Mutter noch aufmunternd zu, bevor sie runter ging und ich mich noch kurz auf das Bett warf. Als ich die Augen schloss, sah ich wieder die Scheinwerfer und schreckte hoch. Verdammt… knurrend pfefferte ich ein Kissen aus dem Bett, welches meinen Schreibtisch und das dort befindliche Bild erwischte. Seufzend stand ich auf, hob es auf und beförderte es zurück, bevor ich den Bilderrahmen anhob, auf dem meine Freunde waren. Sie waren alle so mutig. Egal wie beängstigend es war und auch ich hatte es immer gekonnt. Lag es vielleicht daran, dass ich drei Jahre hier gelebt hatte und die Schrecken verblasst waren? Ich war fast erwachsen… hatte ich vielleicht erst jetzt erkannt, wie kurz mein Leben doch war? Wäre er nicht gewesen, wäre es das für mich gewesen. Wie oft war das im Mittelalter der Fall gewesen? Angefangen hatte es mit Lady Tausendfuß. Ich war fortgelaufen vom Dorf, als ich merkte, dass sie hinter mir her war. Damals hatte ich mein Leben hintenangestellt und Inu Yasha befreit, der mich am Ende rettete. Später tauchte Sesshomaru auf. Ich bot ihm todesmutig die Stirn und ohne Tessaigas Macht, hätte er mich geschmolzen mit seinem Gift. Mein Herz schmerzte, wenn ich daran dachte, wie oft es diese Momente gab, wo ich mich nach vorne drängte und jetzt kam ein Auto und ich schreckte zusammen, zitterte und konnte mich nicht beruhigen. Hatte ich mich seit damals so verändert? Ich biss mir auf die Unterlippe und setzte mich wieder auf. War ich jetzt kaputt oder war ich damals einfach nur nicht bei Sinnen gewesen? Gerade erschien mir alles so leichtfertig gewesen zu sein. Was stimmte nur nicht mit mir? Nach diesem Unfall… schien meine rosarote Brille weg zu sein. In dem Monat auf der anderen Seite war es ruhig gewesen, doch was würde passieren, wenn Dämonen auftauchten? Ich wusste, dass Sesshomaru sie im Zaum hielt und sich einen Namen machte, doch auch Inu Yasha kämpfte ab und zu. Irgendwann würde ich helfen müssen und dann? Dann würde ich vielleicht nicht mehr so mutig sein, daran denken, dass es mein letzter Moment war… »Alles in Ordnung, Schwesterherz?« Ich blickte zu meinem Bruder auf, der sich neben mir aufs Bett setzte. Er war wirklich groß geworden. »Ich weiß nicht, ich glaube ich bin ein Feigling geworden.« Er grinste leicht und wuschelte mein Haar, was ihm einen bösen Blick einbrachte: »Schwesterherz, weißt du, ich habe damals immer zu dir aufgesehen, doch heute frage ich mich auch, ob bei dir ein paar Schrauben locker waren. Du bist immer losgestürmt. Inu Yasha war unbesiegbar, doch du und ich waren nur Menschen. Damals auf dem Gerüst des Hauses, hast du dich darauf verlassen, dass Inu Yasha kommt. So war es immer oder?« Ich nickte sachte: »Nur gestern habe ich ihn gerufen und er kam nicht… Mama hat es dir erzählt oder?« »Aber jemand anderes kam.« »Ja, doch das wird nicht immer so sein«, flüsterte ich heiser und zog die Beine an. »Immer verlass ich mich auf andere. Was helfen mir diese heiligen Kräfte gegen ein Auto? Nichts. Kikyou konnte sogar Dämonen berühren und ihre Macht kanalisieren, um diese zu verbrennen, doch ich…« »Ach Schwesterherz…«, flüsterte er neben mir und drückte mich etwas an sich. »Pass einfach auf dich auf, dann passiert nichts.« »Das werde ich, kleiner Bruder.« Er lächelte und wuschelte mich noch, bevor er aufstand: »Ich hörte, du backst Kekse? Bekomm ich die Reste?« Ich streckte ihm die Zunge raus: »Die gehören mir!« »Werden wir sehen!«, lächelte er und ich warf ein Kissen nach ihm, was er zurückwarf. »Denk daran, ich bin kein Kind mehr, ich gehe bald auf die Oberstufe und dann…. Bin ich der Mann im Haus!«, brüstete er sich. Schnell stand ich auf und stach in seinen Bauch, was ihn zucken ließ. »Wo sind die Muskeln? Ich sehe nur einen schwabbeligen Bauch, gefüllt mit Süßigkeiten!« »Grr«, machte er nur und verzog die Lippen. »Die kommen noch, versprochen!« Ich kicherte leicht und sah sein Schmunzeln. Er hatte mich ablenken wollen und es gelang ihm. Vielleicht sollte ich einfach aus dem Geschehen lernen, dass ich mein Leben nicht mehr wegwerfen durfte. Ich wollte noch lange leben und ein erfülltes Leben haben. Sogar Sangou schien sich zur Ruhe gesetzt zu haben und auch Mirouku hatte sein Kazana nicht mehr. Vielleicht war es auch für mich an der Zeit, mein Miko-Dasein an den Nagel zu hängen. Wir waren keine Teenager mehr, sondern junge Erwachsene.   Nach ein paar Stunden und einem guten Essen waren wir dann mit den Keksen fertig. Ich hatte für die Dame im Café und für Herrn Tanaka jeweils Kekse in einem schönen Stoffsäckchen abgefüllt, die meine Mutter für besondere Anlässe bunkerte. Souta hatte am Ende sogar den Keksteig fast komplett allein genascht, als ich mich umgedreht hatte. Dieser Unhold. Es waren alles runde Plätzchen, in denen ich Zimt untergemischt hatte. Zumindest hatte Herr Tanaka seinen Kaffee mit einer Messerspitze Zimt getrunken. Vielleicht mochte er das Gewürz. »Wie sieht dein Held eigentlich aus? Ist er wie Inu Yasha?«, fragte Souta mich, als ich seine Kekse in einem weißen Säckchen mit rotem Blumenmuster verschnürte. »Nein, ganz anders. Also Herr Tanaka ist riesig. 1,90 m und hat schwarzes Haar bis zu den Schultern, schön stufig geschnitten und braun goldene Augen, ein sehr filigranes Gesicht mit ein paar Kanten und er ist sehr grummelig, kurzsilbig und …« »Schwesterherz, wie genau hast du ihn bitte unter die Lupe genommen?«, fragte er mich überrascht und auch meine Mutter schenkte mir ein sehr füchsisches Grinsen. »Klingt, als wärst du verknallt.« »Ach sei still. Er hat mich nur an Inu Yashas Bruder erinnert, darum hab ich ihn genauer angesehen. Bestimmt sind die verwandt«, verlautete ich und sah auf den Beutel. Ich war nicht verknallt… nur bei diesem eher stillen Kerl hatte ich sonst nichts zu erzählen und dann hatte er auch mein Kinn angehoben, sodass ich ihm direkt ins Gesicht starren musste… »Du. Bist. Rot.« Souta grinste, was ich mit einem bösen Blick abtat. Ich nahm mir noch den rosa Beutel und packte beide in eine Tasche, bevor ich mich umdrehte und zur Garderobe ging. »Bis später!« »Ignorierst du mich?« »Natürlich, du redest Unfug.« Ich zupfte ein wenig an meiner schwarzen Jeanshose und zog mir Schuhe an, bevor ich meine Jacke greifen wollte, die natürlich nicht dort hing. Stimmte ja, Herr Tanaka hatte mir seine Jacke geliehen. Vorsichtig sah ich zur Küche, bevor ich mir seinen Mantel schnappte und anzog. Er war wirklich lang und breit geschnitten, was sich so anfühlte, als wäre ich ein kleines Kind. Ein Blick in den Spiegel zeigte es mir auch. Wie viel größer und breiter er doch war, während ich schwach und klein war. Meine Hand legte sich wie von selbst auf das Spiegelbild. Schwach, ängstlich und lebensmüde. Seufzend zog ich den Mantel um mich, bevor ich sie wieder auszog, faltete und hinlegte. Schnell suchte ich mir eine Daunenjacke und schlüpfte hinein. Sie war rot und passte nicht zur Kleidung, aber das war egal. Ich schlüpfte noch in die Schuhe, schnappte mir den Mantel und den Beutel mit den Keksen und machte mich auf den Weg. »Bis später!« »Komm gut an, viel Erfolg!«, rief meine Mutter, während Souta noch dazu warf: »Wenn er seine Kekse nicht will, nehme ich sie!« »Vergiss es!«, wetterte ich noch, bevor ich die Tür schloss und über den Tempelweg ging. Mein Blick glitt kurz zum Verschlag mit dem Brunnen, doch der würde warten müssen. Ein weiterer blick zum Baum. Da hatte ich ihn getroffen. Noch heute schien es so unwirklich, dass wir durch die Zeit getrennt waren. Seine Welt war anders wie meine. Hier musste man nicht jeden Tag um sein Leben fürchten, man war einfach unbeschwert, während sie da drüben oft am Ende des Tages deprimiert gewesen waren. Viele Menschen starben durch Dämonen, während sie hier verschwunden schienen, doch wieso wohl? Inu Yasha lebte hier nicht mehr, warum wohl? Wegen seinen Ohren? Was würde ihm zustoßen? Sein Vater war gestorben, weil er seine Mutter gerettet hatte. Das hatte ich einst erfahren und manchmal glaubte ich auch, dass Sesshomaru vielleicht deswegen so unnahbar geworden war. Dämonen waren so stark und mächtig, doch ein falscher Schritt und man verlor sein Leben. Er hatte sich für seine Liebste geopfert und wahrscheinlich würde ich es auch tun und Inu Yasha auch. Ich hatte ihn mit Kikyou mehr als einmal gesehen, wie sie ihn mit in die Hölle zerren wollte und er freiwillig mitkommen wollte. Würde Inu Yasha mit mir sterben, sollte ich irgendwann verschwinden? Ich schüttelte meinen Kopf, wieso dachte ich nur so sehr über den Tod nach? Mit 18 Jahren sollte man seine erste große Liebe genießen und nicht daran denken, dass man sterben könnte. Seufzend schritt ich über den Gehweg, als eine Straße vor mir in Sicht kam. Die Ampel schaltete auf grün, doch ich blieb noch starr, bis jemand mich von hinten anrempelte und ich mit dem Strom mitgerissen wurde, doch ich fühlte mich unsicher, ungeschützt und mein Blick sprang hin und her, während wir die Straße überquerten.   Nach einer halben Stunde war ich dann endlich an dem Café und staunte. Es war wirklich edel. Die Fenster waren Außen mit goldenen Schnörkeln verziert, während ein großes Schild über dem Eingang prangte in goldenen Schreibschrift Lettern. »Kagos Kaffeestübchen« Warte, Kagos? Mir entgleisten die Gesichtszüge. Die Frau hieß doch Kago, gehörte ihr das Geschäft? Mein Herz setzte kurz aus, bevor ich Mut fasste und eintrat. Hoffentlich würde sie mir helfen können und mochte überhaupt meine Kekse. Kapitel 4: Nachforschungen -------------------------- Nachdem ich ins Café eingetreten war, strömte mir auch schon der wunderbare Duft von frischem Kaffee in die Nase. Leise, klassische Musik ertönte und das Flair erst. Ich staunte darüber, dass ich gestern nichts davon gesehen hatte. Ein Tunnelblick hatte mich einfach nur zu der Couch getrieben und auch während meines Aufenthalts hatte ich nur die Bedienung und Herrn Tanaka begutachtet. Peinlich. »Darf ich Ihnen helfen? Haben Sie einen Tisch bestellt?« Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Tisch bestellt? Ich sah mich um und es waren wirklich fast alle Tische besetzt mit teilwiese Anzugträgern, die ihre Zeitung dabeihatten, an ihren Rechnern tippten oder andere, die anscheinend Besprechungen hatten. Es sah sehr… nach Business aus. »Äh… nein«, sprach ich und sah zu einem leeren Tisch, an dem ich gestern gesessen hatte. »Gestern war ich hier und…« »Ohhh!«, rief jemand und alle hoben die Köpfe. Sichtlich peinlich berührt wollte ich schon gehen, als die Bedienung beiseitegeschoben wurde und eine schwarzhaarige Frau mich mit einem breiten Grinsen begrüßte. Frau Kago. »Das ist aber schön, ich habe nicht erwartet, dass du so schnell wiederkommst!« »Kennen Sie die Frau, Chefin?«, fragte die Bedienung, was mir deutlich machte, dass ihr wirklich das Café gehörte. »Ja, sie war gestern mit Herrn Tanaka hier.« »D…d…der Tanaka? Aber…«, stotterte die Frau und sah mich unsicher an. »Geschäftlich oder? Ich meine… sie ist so jung und… unschuldig…« Ich wurde zu einer Kirschtomate, denn ich wurde immer kleiner und röter. Das war sowas von peinlich. Was hieß hier bitte geschäftlich? War er Zuhälter? »Nein, er hat sie gestern gerettet und hergebracht.« »Gerettet… oh…«, machte die Frau und sah mich noch mal genauer an, bevor sie mich angrinste. »Und du bist also in ihn verknallt? Da muss ich dir den Zahn ziehen, seit ich ihn kenne, hatte er noch nie eine Freundin.« Ich sog scharf die Luft ein und schüttelte den Kopf: »Nein, ich will nichts von ihm… nicht das!« Warum dachten bitte alle, dass ich verknallt war, weil ich mich bedanken wollte? »Ich wollte ihm nur… etwas als Dank geben. Für Sie hab ich auch was«, sprach ich und reichte Frau Kago einen Beutel. Neugierig öffnete sie den und zog schon einen Keks raus. Sie biss ab und schmunzelte breit. »Köstlich, hast du die selbst gebacken?« »Ja… meinen Sie, sie würden Herrn Tanaka auch schmecken? Bestimmt isst er bei Ihnen viel besseres…« »Die Zimt Note… du hast gestern mitbekommen, dass ich ihm den Kaffee mit dem Zimt brachte?« »Genau, darum dachte ich, er mag es vielleicht…« »Das tut er wirklich und ihm werden sie bestimmt vorzüglich munden, wie auch mir.« Die Dame aß noch einen und sah zu meiner Tüte. »Willst du sie ihm selbst geben?« »Ja… ich dachte, da Sie ihn so vertraut ansprachen, dass er öfters hier ist und…« »Leider wird er heute nicht kommen.« »Oh…dann komm ich wann anders wieder…« Sie hob die Hand und zog der Bedienung den Block und den Stift raus, bevor sie wieder zu zeichnen begann: »Die Kekse schmecken am besten frisch. Ich gebe dir seine Adresse. Leider weiß ich nicht, wie lange er noch unterwegs ist, aber danach sollte er gleich heimkommen. Wahrscheinlich in einer Stunde oder zwei.« Verwundert nahm ich den Zettel entgegen und sah noch einmal zu ihr auf. Die Frau zwinkerte mir freundlich zu: »Dürfen Sie das denn?« »Er freut sich bestimmt, wenn ihn jemand ein weiteres Mal sehen will. Überhaupt sind die Kekse köstlich, du musst mir das Rezept geben.« »Schmecken Sie ihnen so gut? Das Rezept ist von meiner Mutter…« »Ja, sehr gut«, lächelte sie und streichelte mir kurz über die Wange. »Mit ein wenig Farbe im Gesicht siehst du wirklich hübsch aus.« Ich wurde wieder rot und hob meine Hände an die Wangen. Mein Gesicht schien ein wenig wärmer, ob es daran lag, dass es hier so warm war oder ich ständig rot wurde. »Danke, Sie sind aber auch sehr hübsch…« »Vielen Dank. Dieser Tisch hier vorne gehört übrigens Herrn Tanaka. Wenn du also einen Kaffee oder meinen Special Kakao willst, sag einfach der Bedienung, dass du ein Freund von mir und Herrn Tanaka bist. Ich werde es meinen Mädchen einbläuen, dass du dich dann dort hinsetzen darfst.« »Vielen Dank!« »Gerne doch!«, kicherte sie und zwinkerte mir zu, bevor sie noch einmal zum Beutel sah: »Du solltest gehen, bitte berichte mir, ob sie ihm schmecken.« »Ja, das werde ich!«, meinte ich noch, bevor ich mich umdrehte und schon das Café verließ. Sie war sehr nett, dabei war ich eine Fremde. War es echt so selten für Herrn Tanaka, dass er jemanden mitbrachte?   Ich blickte auf den Zettel und schlug die andere Richtung ein. Nach ihrer Zeichnung wohnte er in einem Apartment in einem mehrstöckigen Gebäude. Es sah von außen recht hübsch aus. Irgendwie hatte ich ihn für wohlhabender eingeschätzt, aber ich hatte auch nicht nach seinem Job gefragt. Schnell schaute ich und merkte mir die Etage, bevor ich mich aufmachte. Im fünften Stockwerk war ich ganz aus der Puste und ging außen entlang, während mein Blick zur Brüstung schweifte und darüber hinweg. Man hatte von hier einen wunderschönen Blick auf Tokio, ob er wohl deswegen in so einem Apartment wohnte. Ich grinste und ging weiter, bis ich dann die Haustür fand. Vor ihr brüstete ich mich und presste seine Jacke fest an meine Brust, bevor ich die Klingel betätigte. Ein melodischer Klang ertönte und meine Hände fingen an zu zittern. War es überhaupt in Ordnung, wenn eine wildfremde Frau vor seinem Apartment stand? Ob ihm wohl recht war, dass die Inhaberin des Cafés mir seine Adresse einfach gab? Aber er hatte ja auch meine, also… Keiner öffnete. Ich klingelte noch einmal, doch wieder nicht. Stimmte ja, er war wohl noch nicht zu Hause. Seufzend drehte ich mich um und lehnte mich gegen die Stahltür, während mein Blick wieder über die Häuser Tokios ging. Ich hatte eine dreiviertel Stunde hierher gebraucht, also kam er vielleicht gleich oder erst in einer Stunde. Somit war die Überraschung nur noch halb so groß. Wie er wohl reagierte, wenn er mich hier stehen sah? Ob er schnaubte? Ich hatte ihn ja mit Sesshomaru verglichen, dieser würde mich wahrscheinlich anfahren, warum ich hier wäre, dass ich mir nichts drauf einbilden sollte. Aber Sesshomaru würde auch keine Kekse von mir essen… naja, ich hatte ja, wenn noch die Ausrede, dass ich seine und er meine Jacke hatte. Genau. Deswegen war ich hier, um meine Sachen zu holen! Ich wurde etwas rot und seufzte, bevor ich mich auf seine Fußmatte setzte und meinen Kopf gegen die Tür lehnte. Seine Jacke deckte ich etwas über mich, um nicht zu frieren. Bestimmt kam er bald, solange würde ich mich ausruhen, da ich noch so müde war…   »Mhm…«, brummte ich leise und schmiegte mich unter die warme Decke. Alles so weich und warm. Ich vernahm den Duft von heißem Kaffee und zog die Beine etwas mehr an. ›Warte… Decke? Kaffee?‹ Geschwind riss ich die Augen auf, nur um bemerken zu müssen, dass tatsächlich eine Decke auf mir lag. Verwirrt setzte ich mich auf und schlug die rote Decke auf. Angezogen war ich, aber wo lag ich hier? Ich erinnerte mich nicht mehr. »Aufgewacht?« Überrascht sah ich hoch, als neben mir eine Tasse abgestellt wurde. Ich sah ihm direkt ins Gesicht. Schwarzes Haar und die goldbraunen Augen. »Herr Tanaka… aber… wieso?« »Als ich heimkam, haben Sie in meinem Türrahmen geschlafen.« »Oh… Wieso haben Sie mich nicht geweckt?« »Sie haben sehr tief geschlafen, wurden aber leicht wach. Ich habe Sie dann in mein Bett gelegt, da ich noch etwas zu tun hatte.« »Es tut mir sehr leid!«, stotterte ich knallrot. Das war ja richtig peinlich. Ich war vor seiner Tür eingeschlafen und lag jetzt in seinem Bett… »Ich wollte nur…« »Mir meinen Mantel bringen und Ihre Jacke abholen.« »Hu?« »Das haben Sie im Halbschlaf immer wieder aufgesagt.« »Upps…«, murmelte ich rot und sah mich um. Da war der Beutel. Schnell schnappte ich ihn und holte den Stoffsack mit Keksen raus, den ich ihm hinhielt: »Die habe ich Ihnen gebacken! Bitte nehmen Sie sie an!« Er sah erst mich und dann den rotweißen Beutel an, bevor er ihn mir aus den Händen nahm, die Schleife aufzog und einen Keks hervorholte. Neugierig sah ich zu, wie er davon abbiss und die Augen schloss. Hoffentlich schmeckten sie ihm… »Mit Zimt?« »Ja, weil Sie gestern Ihren Kaffee mit Zimt hatten!«, lächelte ich schüchtern und krabbelte schon aus dem Bett. Schnell machte ich alles ordentlich und sah zu ihm auf. Er kaute noch ein wenig und nickte dann. »Sie sind gelungen. Es wundert mich, dass Sie gestern trotz Ihres Schocks so aufmerksam waren.« »Ich hatte einen Tunnelblick…«, flüsterte ich schüchtern und sah zu, wie er einen weiteren Keks aß. Sie schmeckten, das war wirklich schön. »Ganz natürlich nach so einem Moment. Geht es Ihnen besser?« »Ja«, flüsterte ich und senkte meinen Blick. Seine Hand umgriff mein Kinn und hob es wieder an. Seine Augen waren auf meine gerichtet. Es schien fast so, als könnte er in ihnen lesen. »Belügen Sie nur mich oder auch sich selbst?« »W…was?«, fragte ich schockiert und machte einen Schritt zurück, bevor er weitersprach. »Ihre Augen machen die typischen Bewegungen für eine Lüge. Ausreden sind zwecklos«, sprach er und deutete auf den Kaffee. »Trinken Sie, dann sollte es Ihnen besser gehen.« Ich biss mir auf die Unterlippe, wollte schon ansetzen, ließ es jedoch. Er hatte damit recht, dass ich gerade gelogen hatte, aber ich wollte auch nicht einem wildfremden Mann vorheulen, dass ich eine Krise durchlebte, weil ich das erste Mal in meinem Leben begriff, wie oft ich dem Tod entronnen war. Mein Selbstbewusstsein war einfach ein wenig angeknackst. Vorsichtig nahm ich die Tasse und trank einen Schluck von dem Kaffee. Ich schmeckte die Zimt Note raus. Zum Glück war aber auch Milch und Zucker darin, denn ich mochte meinen Kaffee nicht schwarz. »Ich suche Ihnen Ihre Jacke raus«, verlautete er noch und ließ mich in seinem Schlafzimmer allein. Das konnte man keinen erzählen, was hier gerade passiert war. Seufzend nahm ich noch einen Schluck von dem köstlichen Kaffee, bevor ich das Schlafzimmer verließ und mich ein wenig umsah. Es war eine typische Single Männer Wohnung. Würde hier eine Frau leben, wäre bestimmt mehr Dekoration hier, doch seine Wohnung hatte auch so einen gewissen Charm. Immer mal wieder entdeckte ich Zeitungsausschnitte oder Akten, was mir die Frage aufwarf, als was er arbeitete. Neugierig beugte ich mich dichter über eine Akte und war im Innbegriff zu lesen, als ich ein leichtes Husten hinter mir vernahm. Ich schreckte hoch und drehte mich um: »Das ist privat.« »Äh ja, entschuldigen Sie.« »Nun, ich hätte es nicht offen rumliegen lassen sollen, jedoch hatte ich keinen Besuch erwartet.« »Es tut mir leid, ihre… Bekannte gab mir die Adresse«, verlautete ich und sah ihn entschuldigend an, während er selbst einen Kaffee zu sich nahm. »Vermutete ich schon, sie ist manchmal sehr leichtsinnig, was die Privatsphäre anderer angeht.« »Ich hätte nicht…« »Sie tragen keine Schuld«, stoppte er mich und setzte sich auf eine braune Ledercouch, die sehr bequem aussah. Meine Kekse standen auf dem dunklen Couchtisch. »Setzen Sie sich.« »Äh…ja…«, hauchte ich und kam mit meiner Tasse zu ihm, bevor ich mich hinsetzte und auf dem Sessel meine Jacke liegen sah. Was er wohl wollte? »Ich will auch nicht weiter stören.« »Sie stören nicht«, brummte er und nahm sich noch einen Keks, bevor er die Papiere vor sich ordnete und zu einem kleinen Turm stapelte. »Möchten Sie nachträglich noch eine Anzeige gegen den Flüchtigen stellen?« Ich riss die Augen auf, was sollte denn bitte die Frage? Warum fragte er mich so etwas? Es wäre doch sowieso schon längst zu spät, ihn noch anzeigen zu wollen, da ich mir nicht gemerkt hatte, was es für ein Auto gewesen war. Kapitel 5: Der Detektiv ----------------------- Nachdenklich betrachtete ich ihn, überlegend, was ich ihm bitte antworten sollte. »Nun?«, hakte er nach, doch ich wusste wirklich nicht, welchen Sinn es haben sollte. »Erstens ist es zu spät und zweitens, was bringt es mir noch? Des Weiteren ist niemand zu Schaden gekommen«, antwortete ich dann doch notgedrungen und rieb mit dem Daumen über den Henkel meiner Tasse. Es war einfach sinnlos, wollte er nur Konversation betreiben? Irgendwie leuchtete mir ein, warum er keine Frau abbekam und nie eine zu einem Date ausführte, wenn er anscheinend gezielt Wunden aufriss. »Hn. Nun«, wiederholte er sich, jedoch eher in einem Ton, den ein Professor vor seinen Studenten anschnitt, »erstens ist es nie zu spät, zweitens könnten Sie mit der Situation abschließen und des Weiteren sind Sie zu Schaden gekommen, auch wenn nicht körperlich.« Er nahm sich einer Akte von seinem Turm, wie auch einen Zettel und einen Stift. Leicht verwirrt rückte ich ein wenig näher dran, als ich schon bemerken musst, wie er meinen Namen neben eine Zeile mit der Aufschrift ›Name‹ eintrug. »Higurashi, Kagome war Ihr Name?« »Was tun Sie da?« »Eine reine Vorsichtsmaßname. Alter 18, Geschlecht weiblich, Familienstand…«, murmelte er leicht beim Schreiben und betrachtete mich. »Sie sind Ledig?« »Äh… ja? Was tun Sie da… ich will mich ja nicht wiederholen, doch was wird das?« »Ich notiere mir nur Ihre Daten, falls Sie doch auf meine Hilfe zurückgreifen wollen.« Mir entgleisten die Züge, als er in schönen Druckbuchstaben ›Ledig‹ notierte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Dienste? Was war er denn bitte? »Also um Ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, müsste ich erstmal wissen, was Sie sind, oder? Ich finde wir sollten diesen wichtigen Schritt nicht auslassen.« Er schnaubte kurz, während er noch mehr aufschrieb. »Beinahe Tod durch Autounfall, Starkregen, Fahrerflucht.« Ich packte ihn am Ärmel und endlich gewann ich seine Aufmerksamkeit. Seine Augen fixierten meine, als würde er gar nicht verstehen, worum es hier ging. »Frau Higurashi, ich widme mich Ihnen gleich, seien Sie nicht so ungeduldig.« Mein Blick sprach Bände. Stockwütend stierte ich ihn an, bis er seufzend den Stift und die Akte auf den Tisch legte und sich zu mir drehte: »Meinen Namen kennen Sie ja bereits. Ich bin vom Beruf Detektiv. Privatdetektiv und behandle oft heikle Situationen, die bei der Polizei auf taube Ohren treffen.« Überrascht zwinkerte ich. Detektiv? Mein Blick schweifte noch einmal über die ganzen Akten und dann über meine, bis ich begriff, dass er sich deswegen Notizen machte. »Also… verstehe… aber es ist wirklich gut, mir ist nichts passiert…« »Sie könnten ein Trauma davon haben. Wer weiß, welche Auswirkungen es auf Ihr Leben haben wird.« Ich grinste und winkte ab. In der Vergangenheit gäbe es keine Autos: »Nein, ich glaube das wird schon, es ist nur noch ein klein wenig der Schock, des Weiteren kann ich mir gar nicht ihr Honorar leisten. Ich bin mittellos.« Herr Tanaka lächelte kurz: »Es gibt andere Wege.« »Sie meinen doch nicht!«, fing ich schon an und wurde knallrot. Was dachte er sich? »So eine bin ich nicht!« Jetzt war es an Herrn Tanaka eine Augenbraue zu heben: »Ich wollte Ihnen anbieten, für mich zu jobben oder für das Café. Was haben Sie gedacht?« Er beugte sich dicht über mein Gesicht, sodass ich sein Aftershave roch. »Nun… ähhh… naja…«, stotterte ich. Der schwarzhaarige Mann setzte sich wieder ordentlich hin und schüttelte nur den Kopf. »Sie haben Ideen. Es gibt immer andere Wege als diesen.« Ich grinste leicht und nahm mir die Tasse Kaffee wieder und trank noch einen Schluck. Er hatte wirklich Recht damit. »Entschuldigung… Aber ich glaube, ich brauche ihre Hilfe nicht.« »Verstehe«, sprach er nur leise und klappte den Ordner zu, nachdem er noch einige Daten angefügt hatte. »Ich werde sie für zwei Wochen aufbewahren, sollte doch noch etwas geschehen.« Ich nickte leicht, doch war ich mir sicher, ich würde es nicht brauchen. Bestimmt nicht, auch wenn es mir ein wenig Sicherheit gab, dass er sich so sehr einsetzte. Ein wenig schielte ich zu seinem Gesicht, was er bemerkte. Sein Blick traf meinen und ließ mich erröten. »Vielen Herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme.« »Hn. Das ist meine Arbeit. Geben Sie ab jetzt gut auf sich Acht.« »Werde ich, keine Sorge«, seufzte ich und trank meinen Kaffee aus, bevor ich aufstand und mich verneigte. »Ich werde nun nach Hause gehen, ich habe noch einiges vor. Es hat mich sehr gefreut, dass Sie meine Kekse mögen und… mich so gut behandelt haben.« »Hn. Nicht der Rede wert. Nehmen Sie dies noch«, verlautete er und reichte mir eine Karte in Rot mit weißer Aufschrift ›Detektei Tanaka‹, wie auch einer Adresse in der Stadt und einer Telefonnummer, wie auch Handynummer, »Scheuen Sie sich nicht, anzurufen.« »Danke«, lächelte ich freundlich und zog meine Jacke an, bevor ich die Karte in meine Brusttasche steckte und noch einmal verneigte, nachdem er mich zur Haustür begleitet hatte. »Auf Wiedersehen, Fräulein Higurashi.« »Auf Wiedersehen, Herr Tanaka.« Ich schmunzelte, während ich die Wohnung verließ und er hinter mir die Tür schloss. Er war ein freundlicher Mann, auch wenn er sehr verkorkst schien. Fast tat mir die Frau schon leid, die ihn eines Tages abbekommen würde.   Glucksend schritt ich über den Außenweg an den anderen Wohnungen vorbei, als ich plötzlich gegen jemanden stieß. Unsicher torkelte ich zurück und hielt mich an der Brüstung fest, doch auch wenn nicht, hatte der Mann vor mir schon einen Arm um mich geschlossen. »Miss, es tut mir sehr leid, ich hätte…«, fing er an zu faseln und stockte, starrte mich unverblümt an. Sein Mund klappte auf und zu, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Was hatte er? »K…k…ka…« »Wo hast du schon wieder deine Augen?«, fragte eine tiefe Stimme hinter mir. Der Mann vor mir mit seinen stechend grünen Augen und orange roten Haaren, zuckte mit dem Kopf hoch, blickte hinter mich und schluckte. »Sie könnte eine potentielle Kundin werden, jedoch nicht, wenn du sie vom Hochhaus schubst.« »AH…S…K…« »Entschuldigen Sie«, verlautete Herr Tanaka, der mich aus den Armen des rothaarigen Mannes zog. »Er ist mein Assistent und der Mann der Café-Besitzerin. Machen Sie sich nichts draus, es ist nicht das erste Mal, dass er gegen etwas oder irgendwen läuft.« Der rothaarige Mann wurde rot. Er war größer als ich, doch bestimmt nur 1,75m, während Herr Tanaka uns beide überragte. »Das stimmt nicht… ich… hast du…« »Sie lehnt vorerst ab.« Ich schnaubte und sah zu ihm hoch: »Vorerst? Mir geht es wirklich gut.« »Aber…« »Schweig.« Der Mann vor mir, wohl Herr Kago, schwieg sofort und biss sich auf die Lippe, bevor er sich tief vor mir verneigte. »Fräulein, es tut mir sehr leid, ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen.« Fragend sah ich zu Herrn Tanaka auf, der ein wenig die Schultern zuckte: »Sie sehen, ich könnte eine fähige Assistentin gebrauchen. Herr Kago ist jedoch ein hervorragender Zeichner. Meist fertigt er unsere Fahndungsbilder an.« »Oh…« Herr Kago schnaubte und trat an meine Seite, bevor er an Herrn Tanakas Ärmel zupfte, als wäre er ein Kind. »Warum ist sie übrigens bei dir daheim? Unsere Detektei ist in der Stadt!« Warum klang das nur so anklagend? »Deine Frau hat ihr meine Adresse gegeben, anstatt die der Detektei. Fräulein Higurashi wollte nur ihre Jacke abholen. Somit habe ich das Geschäftliche vorgezogen.« Die Männer stierten einander an. Herr Tanaka schien jedoch zu gewinnen. Eiskalt sah er den grünäugigen Mann an, der eher wütend war. War Herr Tanaka etwa doch nicht so nett? Ich musste nicht weiterraten, als dieser schon anfing: »Wenn du die Geschäfte führst, geht das immer in die Hose. Einfühlungsvermögen braucht man hier und nicht einen gewitzten Geist.« »Hn. Sie hat unsere Karte, dabei sollten wir es belassen.« Ich schluckte und kratzte mich an der Wange. Ob sie wenig Klienten hatten? Herr Tanaka war natürlich nicht unbedingt der beste, aber er hatte es für mich auf den Punkt gebracht, nach tausend Fragen. »Ich sollte jetzt gehen…« »Tun Sie das. Ich entschuldige mich für meinen unachtsamen Assistenten.« »Was tust du?«, schnaubte sein Kollege, während der schwarzhaarige ihn etwas nach hinten schob und sich leicht verneigte. Auch ich wiederholte es und war dann auf und davon. Was für eine Begegnung. Fast schon stürmte ich von dem Mietsgebäude, jedoch darauf achtend, stark befahrene Straßen zu meiden. Was war das denn gewesen? Wieso hatte er ständig K gesagt und S? Ob das wohl Geheimcodes waren? Oder stotterte er, wenn er unsicher war?   Nach einiger Zeit kam ich dann daheim an und ließ mich seufzend auf das Bett fallen. Was für ein Tag. »Kagome, wo warst du?« Überrascht schreckte ich hoch und sah mich um, als ich Inu Yasha in der Ecke des Raumes entdeckte, wie er mal wieder in meinen Sachen rumkramte. »Inu Yasha!«, freute ich mich, krabbelte vom Bett und sprang ihn von hinten an. »Schön, dass du da bist!« »Mhm… Kagome, lass das, das ist peinlich!«, muckte er auf und schüttelte sich, während ich mich noch etwas fester an ihn presste. »Warum bist du so anhänglich?« »Ach, es war viel los. Bist du da, um mich abzuholen?« »Klar, was denkst du denn? Du bist gestern nicht heimgekommen! Ich habe mir… Sorgen gemacht.« Wir liefen beide rot an, bevor ich ihn losließ, aufstand und meine Sachen zusammensuchte. »Warte kurz, ich hab gleich alles…«, murmelte ich und suchte schnell alles raus, was ich für die andere Zeit brauchte, doch… »Ich habe leider keine Chips und so bekommen, doch dafür was anderes!« Ich rannte schnell runter und nahm mir noch etwas von den Keksen, bevor ich wieder zu Inu Yasha hochrannte und sie ihm reichte. »Bitte. Die anderen teilen wir untereinander auf.« »Wieso hast du denn keine Chips bekommen?« Ich stockte leicht und überlegte, bevor ich entschied, darüber zu schweigen. »Ach, ich hab sie dummer Weise beim Regen verloren… Dumme Sache und ich kam noch nicht zum erneuten Einkaufen, aber dafür ja die Kekse.« Inu Yasha nickte, während ich ihn herzerwärmend anlächelte. Ob ihm meine Kleidung zusagte? Ich wusste es nicht, er sagte es nicht, was ich schon schade fand. »Dann lass uns gehen, die anderen warten bestimmt schon.« »Gut, gut!« Geschwind war alles zusammen und dann ging es schon los. Es würde mir guttun, auf die andere Seite zu gehen. Keine Autos und ein wenig Ruhe. Das würde mir jetzt bestimmt guttun. Herr Tanaka, der Detektiv, würde lange warten müssen, damit ich ihn um Hilfe bat, auch wenn mir sein Kollege nicht aus dem Kopf ging. Bei beiden hatte ich dieses merkwürdige Gefühl, sie schon einmal in meinem Leben getroffen zu haben, doch nur wo? Kapitel 6: Das Trauma --------------------- Wir sprangen wie so oft durch den Brunnen. Wie ich es doch vermisst hatte, nachdem ich drei Jahre in dieser Zeit festhing. Schon einen ganzen Monat taten wir dies. Erst hatte ich ja geglaubt, ich müsste mit meiner Zeit abschließen, doch dem war nicht so und das machte mich wirklich glücklich, auch wenn gestern dieser Unfall passiert war. Ich konnte und wollte einfach nicht auf die Wunder dieser Welt verzichten. Das Licht erfasste uns und ließ uns passieren. Auf der anderen Seite sprang Inu Yasha mit mir auf dem Arm geschickt nach oben und setzte mich schon ab. Überrascht sprang mich schon Shippo an, der anscheinend auf mich gewartet hatte. »Kagome, Kagome!«, krächzte er kindlich und presste sich an meine Brust. Ich kicherte und erwiderte seine Umarmung. So süß! »Ich hab dich vermisst! Wir dachten schon, der Brunnen geht nicht mehr!« »Ach Shippo, ich hatte nur fiel um die Ohren.« »Du siehst blass aus, geht es dir gut?«, fragte Sango schon neben mir, die eins ihrer Kinder auf dem Arm trug. »Oh… naja, es hat stark geregnet, vielleicht habe ich mir etwas eingefangen…« »Kein Problem, Kagome! Wenn du krank wirst, braue ich dir meine Spezialmedizin!«, verkündete Inu Yasha lauthals, was mir das Essen hochkommen ließ. Dieser Gedanke daran, dass er wieder Lebertran aus frischen Innereien herstellte, war einfach… uhrgs! Das würde ich nicht überleben. Noch ein Grund, wieso ich ständig Medikamente in meinem Rucksack hatte. Sicher war sicher, damit er mich nicht mit seiner Liebe überschüttete. »Passt schon, ich habe noch einige Medikamente.« »Kagome, es würde nicht schaden, auch von meiner Medizin zu nehmen!«, versuchte er es weiter, doch ich schüttelte nur angewidert das Gesicht. Das konnte er nicht verlangen. Nein! »Schon gut!«, hob ich beschwichtigend die Hände, bevor ich die Kekse hervorholte. »Ich habe übrigens etwas Selbstgebackenes mitgebracht!« Das half. Ich war überglücklich, als Inu Yashas Ohren zuckten und seine Augen meinen Rucksack fixierten. Es war ihm endlich eingefallen, dass ich etwas hatte und er vergaß seine Idee, mich mit seiner Liebe zu vergiften. »Muss ich sie teilen?« Ich stierte wütend zu Inu Yasha, während Shippo mich mit diesen Welpenaugen ansah. »Natürlich. Ich habe genug gebacken und ehrlich? Du wirst nur fett, wenn du zu viele isst!« Er erstarrte und sah an sich herab, berührte seinen Bauch und schnaubte. »Ich bin nicht fett. Wenn hier einer zu viel Speck hat, dann bist du das!« »Sitz.« Rummmmss~ Ich sendete Todesblicke zu dem Mann, dessen Gesicht in der Erde steckte. »Ich glaube, du brauchst keine.« Wütend schritt ich mit Shippo auf dem Arm und meinen Freunden zu meinen Flanken davon, die Jauler ignorierend. Er war so kindisch. Wie konnte er mich nur fett nennen? Alles saß am richtigen Flecken und sowieso, es lief nichts zwischen uns. Woher wollte er es also wissen, wenn er mir nie an die Wäsche ging, im Gegensatz zu Sangou und Mirouku, die ständig etwas am Laufen hatten. Ich vermisste die damaligen Zeiten, wo ich mit Sangou zusammen abhing. Heute ging das gar nicht, weil… ich sollte nicht drüber nachdenken… Seufzend zurrte ich meinen Rucksack noch ein wenig fester, als wir schon das Dorf betraten. »KAGOME!«, schrie eine junge Frau. Sie trug wie immer einen wunderschönen Kimono, der so prunkvoll war, dass er fast schon zu schade für ein Dorf war. »KAGOME!« Ich hob die Hand und winkte Rin zu. Sie wurde langsam immer größer und so wie ich das hörte, käme sie schon bald ins heiratsfähige Alter. Dieser Ausdruck. Er beschrieb, dass ein Kind heiraten durfte. Wenn ich dabei bedachte, ab wann ich gesetzlich heiraten durfte und wann ich erwachsen war… unglaublich. »Hallo Rin, wie geht es dir?«, fragte ich sie, als sie mir schon in die Arme sprang und Shippo auf ihre Schulter. Die kleine Maid freute sich und lachte, wie auch ich es tat. Sie war ein richtiger Sonnenschein. »Warum freust du dich so?« »Mir geht’s gut und… ich freu mich so, weil mir Meister Sesshomaru gerade einen neuen Kimono geschenkt hat! Ist er nicht schön?«, fragte sie aufgeregt und drehte sich vor mir duzende Male im Kreis, bis ihr fast schwindelig wurde. »Rin. Lass das.« Eine dunkle Stimme war ertönt und ließ mich kurz frösteln, als Rin mitten in der Bewegung aufhörte, sich gerade hinstellte und wie eine eins stand. »Ja!« »Rin, Meister Sesshomaru muss sich noch für dich schämen, wenn du so rumalberst«, erklärte Jaken und hatte wie immer eine große Klappe. »Du bist einfach ein verzogenes Gör!« Rumms~ Ich hatte gar nicht so schnell schauen können, wie Sesshomaru geschickt Jaken seinen Stab abnahm und ihn mit der Spitze voran auf Jakens Kopf schlug. Er war so schnell, dass wohl kaum einer wusste, was gerade geschehen war, doch ich hatte es gesehen. »Jaken, Meister Sesshomaru mag nicht, wenn du so redest!«, erklärte Rin und ging vor Jaken in die Hocke. »Eines Tages bringt er dich noch um…« »Autsch, autsch, autsch!«, jammerte der Kröterich am Boden und rieb sich die dicke Beule. »Warum tut ihr mir das nur an…« Er wimmerte, was für eine Heulsuse. Langsam wunderte ich mich echt, mit was für Gestalten sich Sesshomaru die ganze Zeit abgegeben hatte. Er war Mister Eisklotz persönlich, Rin war wie eine warme Sonne und Jaken? Wie konnte man ihn beschreiben? Ich beobachtete, wie er aufstand, seinen Stab holte und wild durch die Gegend fuchtelte. Er war sehr aufbrausend, doch wie – mein Blick ging herab, als jemand an meiner Kleidung zupfte. Shippo. »Kagome, bekommt Rin auch Kekse?« »Hn?« Ich grinste und setzte den Rucksack schnell ab, bevor ich die Beutel hervorholte und Shippo und Rin einen reichte. »Hier bitte ihr zwei. Lasst sie euch schmecken«, verkündete ich und sah schon zu, wie sie sich bedingten. Sesshomaru schien gerade wieder ansetzen zu wollen, der Muffel, da drückte ich ihm einfach einen hübsch verzierten Beutel mit Keksen in die Hand. »Probiere doch auch ein paar!« Er sah mich entgeistert an, bevor er zu Rin schielte und dann wieder zu mir. Ob er gerade überlegte, ob er es wagen sollte? »Wenn du sie nicht willst, bekommt Inu Yasha mehr, aber ich dachte, du willst ihm doch bestimmt nicht deine Kekse abgeben oder?« Das wirkte. Er öffnete die Schleife und zog einen Keks heraus, den er sich langsam zu Gemüte führte. »Mit Zimt?« Es erinnerte mich ein wenig an den Detektiv, der auch diese Frage gestellt hatte. Ich nickte aufgeregt. »Ja, mit Zimt. Wie findest du sie?« »Sie sind gelungen«, verkündete er fast schon sehr leise, während er sich noch einen rausfischte. Ich hatte ein kleines Déjà-vu, aber das bildete ich mir bestimmt ein. Vielleicht waren Herr Tanaka und Sesshomaru auch miteinander verwandt, wer konnte das schon wissen, wie viele Kinder er noch in die Welt setzen würde. Zumindest war Herr Tanaka viel größer als Sesshomaru. Ich lächelte noch kurz, als ich Inu Yasha hinter mir schnaufen hörte. »Ist das dein Ernst? Er bekommt Kekse und ich nicht? Sesshomaru, gib mir die Kekse! Du stehst doch gar nicht auf Menschenkram.« »Hn.« Sesshomaru schloss den Beutel Kekse und Inu Yasha ging freudestrahlend zu seinem Halbbruder, als dieser den Beutel Kekse einfach hinter seinem Brustpanzer verschwinden ließ. »Ich gebe dir doch nicht mein Eigentum ab«, hauchte Sesshomaru eiskalt und sah seinen Bruder herablassend an. »Wenn dir deine Frau nichts gibt, wird das seine Gründe haben. Du hast wirklich nachgelassen.« Inu Yasha wurde knallrot und legte seine Hand ans Schwert: »Ich bin nicht fett! Das ist nur… nur… ähhh… nur… ähhh… « »Winterspeck?« »Genau! Wie Kagome sagt, es ist Winterspeck!« »Ganz schön früh, aber ein Hanyou braucht das wohl. Ich, Sesshomaru, friere nie.« Inu Yasha schnaubte und zückte schon sein Schwert, als ein lauter Donner ertönte. Ich zuckte leicht zusammen, Gänsehaut bildete sich auf meinem ganzen Körper, als ich die schwarzen Wolken hinter Sesshomaru erblickte. »Jungs, ich will ja nichts sagen, aber ihr solltet euren Streit auf drinnen verschieben…« »Die Wolke stinkt nach einem Youkai«, brummte Inu Yasha, während sich Sesshomaru schon zu Rin und Shippo wandte. »Ihr bleibt bei der Miko, verstanden?« »Ja Meister!«, verlautete noch Rin und kam schon zu mir, wie auch Shippo, der sich ängstlich an mich drückte. »Ich vertraue dir Rin an. Wenn ihr etwas geschieht, wird es das letzte sein, was du je getan hast.« Schluckend zog ich die Kinder dichter an mich heran, als auch schon Sesshomaru und Inu Yasha losstürmten. Der Streit schien erst einmal beigelegt. Sangou hatte mir einiges von den beiden Hundedämonen erzählt, die zumindest in letzter Zeit oftmals zusammen kämpften. Ihr Vater wäre bestimmt stolz auf sie, auch wenn sie sich immer noch gerne an die Gurgel gingen, als wären sie die Kinder. Ob ich später es ansprechen sollte, dass Rin viel erwachsener als die beiden war? Wobei… würde ich das überleben? »Bleibt bei mir, ja?«, fragte ich die beiden und sie nickten. Rin schmiegte sich noch dichter an mich heran, als wir schon zu unseren Helden aufsahen. Da waren sie und schienen kein Bisschen weichen zu wollen, während die Wolken auf sie zupreschten. Immer schneller kamen sie, Blitze zuckten und – ich erstarrte, als ein greller Blitz vor uns einschlug – der Dämon direkt vor mir erschien. Panik durchzuckte mich, wie der Blitz den Boden, doch konnte ich mich nicht bewegen. Mein Herz raste, mein Atem ging stoßweise, während ein hochgewachsener Donnerdämon vor mir stand und mich breit angrinste. »Wen haben wir denn da? Den Schwachpunkt!«, grinste er hämisch und streckte seine Hand zu mir aus, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen. Seit wann hatte ich solche Angst? In seiner Hand erschien ein grelles Licht und da war ich. Regen prasselte auf uns herab und ich sah, wie das Auto auf mich zukam. Auch da hatte ich wie angewurzelt gestanden, mich nicht überwinden können und jetzt schon gar nicht. Gleich wäre es vorbei und diesmal würde keiner kommen. Inu Yasha und Sesshomaru waren zu weit weg. »Kagome…«, wimmerten die Kinder und zerrten an mir, doch ich starrte nur auf den Lichtball, der mein Ende bedeutete. Wie hatte ich nur glauben können, dass es in dieser Zeit ungefährlicher war, als in der Zukunft? Hatte Herr Tanaka recht gehabt, dass ich nicht damit abgeschlossen hatte? Mein Herz setzte aus, als der Lichtball auf einmal riesig wurde und drohte, uns drei einzuschließen. Mirouku und Sangou waren zumindest bei ihren Kindern und schützten sie, doch ich? Ich hatte versagt. Zitternd erwartete ich das Ende, als mich warme Arme packten und davon rissen. Der Druck auf meine Lungen war so immens, dass alle Luft entwich und mein Körper sich verkrampfte, bis die Welt mit einem Ruck stehen blieb. Verängstigt blickte ich auf, direkt in Sesshomarus Gesicht, der uns drei im letzten Moment gerettet hatte. »Danke.« Sesshomaru sah mich wütend an, bevor er sich umdrehte und Inu Yasha schon da war. Er erschlug den Donnerdämon mit Leichtigkeit, dem ich bis eben noch ausgeliefert war. Die Wolken verzogen sich, der Regen hörte auf, doch Sesshomarus Blick änderte sich nicht. Wütend sah er mich an, während Inu Yasha schon angelaufen kam, doch Sesshomaru hob die Hand, bedeutete seinem Bruder, stehen zu bleiben. »Miko, was sollte das?« »Ich…«, fing ich an und zitterte am ganzen Leib, als ich spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. »hatte Angst…« Sesshomaru knurrte laut, so laut, dass sogar Rin sich ängstlich vor mich stellte. »Feiglinge wie du, gehören nicht aufs Schlachtfeld. Wo ist die todesmutige Miko geblieben?« Seine Stimme war schneidend und eiskalt. Stimmt, wo war sie geblieben? »Sie ist… nicht mehr da«, flüsterte ich schuldbewusst und streichelte Rin und Shippo kurz. Sie hätten wegen mir sterben können. »Wegen dir, wäre Rin fast gestorben.« »Ich weiß… es tut mir leid…« »Lass Kagome in Ruhe, dann hatte sie halt Angst!« »Schweig. Sieh sie dir an du Dummkopf. Nicht einmal jetzt, kann sie sich bewegen, bebt und wimmert.« »Sie hat eine Erkältung!«, mischte sich Inu Yasha wieder ein, doch Sesshomaru begriff das, was ich verbergen versuchte. »Sie stinkt nach Angst. Benutz deine Nase. Miko, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?« »Ich…«, begann ich und vermochte nicht einmal meine Tränen zu trocknen. »habe Angst zu sterben. Ich… kann das nicht mehr…« Jetzt war es raus und ich spürte, wie Inu Yasha die Luft einzog. Sesshomaru hingegen schien nicht wirklich überrascht und trat auf mich zu, brüstete sich und legte seinen Kopf schief. »Du gehörst nicht in diese Welt.« »W…w…was?«, fragte ich, als er die Hand vor mein Gesicht hielt und sie zu leuchten begann und ich… noch mehr zu zittern begann. Warum hatte ich jetzt vor ihm auch noch Angst? Meine Lippen bebten, während er es noch heller strahlen ließ. »Lass sie in Ruhe, Sesshomaru! Sie gehört hier her!« »Hn. Inu Yasha, sie war drei Jahre fort«, verlautete er und packte mich am Arm. »Es ist besser für sie.« »Besser? Was redest du da?« »Sie steht nur im Weg.« Ich schluckte, als uns auf einmal ein Lichtball umfing und wir in rasender Geschwindigkeit beim Brunnen landeten. Mein ganzer Körper zitterte, während ich vor ihm stand, unsicher, was er vorhatte. »S…s…sesshomaru…« »Es ist was passiert.« Ich sah auf und nickte leicht. »Ja… ist es… ich bin in meiner Welt fast gestorben«, gab ich leise zu und spürte, wie er mit einer Kralle eine Träne fing. »Aber das… interessiert dich bestimmt nicht.« »Hn. Schließe damit ab. Dies ist eine kriegerische Zeit. Kein Spielplatz.« Ich sah auf und wollte gerade etwas erwidern, als er weitersprach. »Bedenke, was das Beste für dich ist. Wenn du wiederkommst, werde ich dich testen, wenn du versagst, dann…«, sprach er noch, bevor er mich plötzlich in den Brunnenstieß und ich schreiend hindurch fiel. Das Licht umfing mich und riss mich in die andere Zeit, wo ich fast schon unsanft im Brunneninneren landete. Ich schnaubte. Was sollte das? Schnell rieb ich die Tränen weg. Der Schock hatte mich befreit und so kletterte ich ein paar Treppensprossen hoch, bevor ich wieder sprang, doch – ich landete auf dem Boden – der Weg öffnete sich nicht. Ich erstarrte und sah auf den Erdboden, der meinen Weg blockierte. Wieso ging es nicht? Kapitel 7: Die Klientin ----------------------- Ich hatte es noch ein Duzend Mal versucht, doch es wollte einfach nicht funktionieren. Mein Körper blieb auf dieser Seite und auch Inu Yasha kam nicht, sodass ich irgendwann den Kopf hängen ließ und nach Hause ging. Meine Mutter war ganz überrascht, dass ich wieder da war, doch freute sie sich auch sehr, dass ich bei ihr war. Ich lächelte nur zart, lauschte am Rande ihren Worten und begab mich in mein Zimmer. Ohne Umschweife ließ ich mich auf die weiche Matratze fallen und presste mein Gesicht in das Kissen. Sesshomarus Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. ›Was für mich das Beste ist…‹ Ich war mir gar nicht so sicher. Es waren gemischte Gefühle. Alles schien in Ordnung, bis das Licht auftauchte und Sesshomaru hatte sofort erfasst, dass es nicht nur am Blitz lag, sondern insgesamt. Herr Tanaka hatte wohl recht damit gehabt, dass der Unfall Auswirkungen auf mein Leben hatte, doch war es so schlimm? Wie sollte ich je kämpfen können, da sogar meine Pfeile leuchteten? Wimmend presste ich mein Gesicht tiefer ins Kissen und versuchte die Tränen zu ersticken. Das durfte doch nicht wahr sein, wie konnte alles so ausarten? Wo war die starke Kagome hin? Weg… eindeutig. Seufzend schloss ich die Augen und entschied mich erst einmal eine Runde zu schlafen, zumindest versuchte ich es, denn die Angst hatte mich ausgelaugt. Könnte es denn wirklich sein, dass ich verlernt hatte, mutig zu sein?   Am nächsten Morgen erwachte ich gerädert und wälzte mich seufzend hin und her. Ein Blick durch den Raum bedeutete mir auch, dass Inu Yasha mir nicht gefolgt war. Ich seufzte. Ob er mich jetzt hasste, weil ich ein feiges Huhn war? Deprimiert rieb ich mir mit meinem Ärmel übers Gesicht, bevor ich aufstand und ins Badezimmer ging. Mein Körper fühlte sich träge an, während ich mich ein wenig frisch machte und die bleiche Frau im Spiegel anstarrte. Ich sah echt scheiße aus. Was tat ich hier nur? Vielleicht sollte ich wirklich den Detektiv anrufen und ihn bitten, den Fall aufzuklären, doch half es mir? Ich wusste es einfach nicht. Würde meine Welt wieder besser werden, wenn ich wusste, wer mich fast überfahren hätte? Bestimmt wäre das Geld in einen Psychiater besser investiert. Genervt schlug ich mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht und knurrte. Der Psychiater würde mich sofort einweisen, wenn ich von einer anderen Zeit erzählte. Gut, dann würde ich es versuchen, den Täter ausfindig zu machen und ihn zusammenscheißen, in der Hoffnung, dass es mir dann endlich wieder gut ging. Genau! Aber wie machte ich das? Ihn anrufen? Stimmte ja, in der Jacke war seine Karte und wie würden wir weiter machen? Sollte ich einfach erstmal anrufen? Wäre wahrscheinlich das Beste. Schnell begab ich mich nach unten und zog die rote Visitenkarte heraus, bevor ich das Haustelefon ergriff und wieder hochging. Dann wollten wir mal in den sauren Apfel beißen. Schnell wählte ich die Festnetznummer, doch niemand ging ran. Eigenartig, aber vielleicht war er unterwegs, also – mein Blick ging auf die Nummer darunter – rufe ich ihn einfach auf dem Handy an. Es klingelte nur einmal, als sich schon eine tiefe Stimme meldete. »Tanaka am Apparat, wie kann ich helfen?« Ich schluckte und stierte das Telefon an. Was sollte ich denn sagen? »Haben Sie sich verwählt?«, fragte er noch einmal, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Doch ich musste doch etwas sagen… »Wer spricht denn da?« Langsam schien er ungehalten. Jetzt oder nie. »Higurashi, Kagome…« »Hn. Verstehe, Sie möchten meine Dienste nun doch?« »J…ja…«, murmelte ich schüchtern. Was war mit mir los? »Ich bin zurzeit unterwegs, wäre Ihnen 15:00 Uhr im Café recht?« »JA!«, schrie ich fast schon zu laut und glaubte ihn knurren zu hören. »Gut, ich werde Sie erwarten«, sagte er noch und legte schon auf. Ich war wirklich peinlich. Jetzt konnte ich nicht einmal mehr ein Telefonat führen, aber es war auch schwer. Normal fraß ich alles in mich hinein und versuchte allein damit klarzukommen, doch jetzt schien ich eindeutig Hilfe zu brauchen.   Um halb drei war ich dann doch schon im Café. Ich hatte mir eine schwarze Hose und einen beigen Rollkragenpullover angezogen, wie auch eine schwarze Jacke. Es sah ganz ansehnlich aus und so würde ich nicht so sehr auffallen. Als ich das Café betrat, schien mich Frau Kago schon ins Auge gefasst zu haben, denn sie ließ den Tisch, den sie gerade bediente, einfach links liegen und kam zu mir gestürmt, bevor sie mich mit einem breiten Lächeln begrüßte: »Wie schön, dich zu sehen. Möchtest du eine heiße Schokolade?« Ich nickte lächelnd und sah zum Tisch, nur um überrascht die Augenbraue zu heben. Er war schon da? Hatte er vorher schon Zeit gehabt? Sie bemerkte meinen Blick und beugte sich zu mir herab, bevor sie leise flüsterte: »Er überschattet jemanden. Setz dich ruhig zu ihm, aber fang kein wichtiges Gespräch an. Es hat schon seinen Grund, warum das sein Stammplatz ist.« »Oh, verstehe«, flüsterte ich neugierig und wollte mich schon umsehen, als sie mir in den Oberarm zwickte, aber nur ganz leicht. »Nicht umsehen, das ist auffällig. Setz dich Liebes und ich bring dir was.« Nickend begab ich mich schon zum Platz. Herr Tanaka trank wie immer seinen Kaffee mit Zimt, zumindest fiel mir die Note auf. »Guten Tag«, murmelte ich leicht und erhielt von ihm ein ernstes Nicken, wie auch eine Handbewegung, mich zu setzen. Schnell rückte ich ans Fenster, damit er weiterhin einen guten Blick hätte. Wen er wohl ansah? »Hier, ihre heiße Schokolade«, frohlockte die Bedienung und stellte mir schon mein heißes Getränk hin, bevor sie sich kurz verneigte und davonzog. Vorsichtig rührte ich und trank schon, während Herr Tanaka still seinen Kaffee genoss. Irgendwie schien es auffällig, dass wir einander anschwiegen. Vielleicht hätte ich draußen warten sollen. »Wie geht es Ihnen?« »Ah… bescheiden«, gab ich ehrlich zu und lächelte verschmitzt. Sein Blick glitt kurz zu mir, bevor er wieder in eine andere Richtung sah. »Neue Vorfälle?« »Kann man so sagen… ein Rückfall. Es sind nicht nur Autoscheinwerfer, die mir Angst machen…« »Sie möchten nun den Schuldigen ausfindig machen?« »Ja, bitte.«, antwortete ich und neigte den Kopf leicht. Er schien mich zu mustern, als auf einmal sein Körper sich regte. »Mist«, fluchte er leise, als ich hinter mir Porzellan springen hörte. Geschwind sah ich mich um, wie auch alle anderen. Es schien ein Streit entbrannt zu sein. Ein Mann und eine Frau. Schnell war ich aufgesprungen, als der Mann die Frau schlug. Auch Herr Tanaka schien jetzt dazwischengehen zu wollen und folgte mir. Frau Kago stand hingegen nur da und sprach beruhigend: »Bitte, Sie stören die Gäste, könnten Sie draußen weiter diskutieren?« »Ich beruhige mich nicht!«, keuchte die Frau und rieb sich die Wange. »Halt die Klappe!«, erwiderte ihr Freund, als ich schon da war und mich auf die Seite der Frau stellte. »Sind Sie verletzt?«, fragte ich sanft nach. Ihre Wange war rot. Das konnte doch nicht wahr sein. Wütend drehte ich mich um und sah den Mann an. »Was denken Sie sich eigentlich, eine Frau zu schlagen?« »Das ist wohl meine Sache!«, zischte der Mann und trat auf mich zu. Er fühlte sich stark gegenüber von Frauen und schien auch nicht davor Halt machen zu wollen, andere mit hinein zu ziehen. »Das sehe ich anders«, verlautete Herr Tanaka hinter ihm. Der Mann drehte sich um und erstarrte, als er bemerken musste, dass Herr Tanaka einen Kopf größer als er war. »Die Polizei ist verständigt. Überlegen Sie, wie Ihre nächsten Handlungen aussehen werden.« »Ah…ah… also…«, stotterte er und sah noch einmal zu uns Frauen und dann zu Herrn Tanaka, bevor er seine Tasche schnappte und loslief. Jedoch schien Herr Tanaka ihn nicht aufhalten zu wollen, was mich sichtlich irritierte. Woran das wohl lag? »Geht es Ihnen gut?«, fragte er die junge Frau, die sich an mir abstütze. Sie blickte auf und schluckte, schien fast ein wenig eingeschüchtert durch ihn, weswegen ich mit ihr redete. »Keine Sorge, Herr Tanaka ist ein netter Mann, er ist nur riesig. Ihr Freund ist weg und kommt bestimmt nicht wieder.« »Danke…«, murmelte sie, während ich ihr sanft den Rücken streichelte. »Möchten Sie mit uns vielleicht noch eine heiße Schokolade trinken? Sie hilft wunderbar gegen Liebeskummer und andere Sorgen.« Die Frau lächelte und nickte. Hoffentlich wäre mir Herr Tanaka nicht wütend, aber ich wollte ihr helfen, musste es sogar. Langsam führte ich sie an ihn vorbei zu unserem Tisch, bevor er folgte. Er war in meinem Rücken, weswegen ich null Ahnung hatte, ob ich seine ganze Untersuchung behinderte. Auf unseren Platz angekommen, bekamen wir schon eine heiße Schokolade mit Schuss, an der sie ruhig nippte, wie auch ein kühles Tuch für ihre Wange. »Danke noch einmal für Ihre Hilfe. Hätte ich nur früher gewusst, was das für ein Mann ist«, beschwerte sie sich und verzog die Lippen. Ich sah  kurz zu dem schwarzhaarigen Hünen, der anscheinend nun sich der Frau widmete, weswegen ich einfach drauf los fragte. »Was ist das denn für ein Mann? Wenn ich fragen darf…« »Ein Schwindler. Ich habe ihn auf seine vielen Liebschaften angesprochen.« »Viele? Woher wissen Sie das denn?« »Ganz einfach, ich habe sein Handy in Augenschein genommen, als einige Nachrichten eingingen. Er schien sich so sicher, dass er alles mit einem Handy tat. So ein Mistkerl«, fluchte sie und trank einen großen Schluck. »Das schlimmste, ich habe diesem Kerl Geld geliehen. Viel Geld. Nein eigentlich war es eine Schenkung, bezüglich unserer Hochzeit, die wir abhalten wollen. Aber wer weiß, wie viele andere Ehen er hat.« »Vielleicht wollte er nur ihren Junggesellenabschied planen«, meinte ich aufmunternd, denn es klang schon ein wenig krank, wenn er so viele Liebhaberinnen hätte. »Nein. Keineswegs. Nachrichten wie ›Ich liebe dich, vermiss dich, wann kommst du von der Geschäftsreise wieder?‹ sind eindeutig. Er betrügt mich oder mit mir jemand anderen. Ich weiß es nicht und zur Polizei kann ich auch nicht.« Fragend hob ich eine Augenbraue, als Herr Tanaka selbstsicher bemerkte: »Schlechte publik.« »Sie haben es erfasst. Das kann ich mir nicht leisten. Wie käme es, wenn eine Frau von Welt, die etwas erreichen will, sich von einem Heiratsschwindler manipulieren lässt. Das wäre das Aus meiner Karriere.« Ich schluckte und berührte leicht ihren Arm. Zumindest war sie nicht wirklich hochnäsig, auch wenn sie um ihren Ruf fürchtete. »Darum war er eben so zu Ihnen oder? Er wusste, dass Sie es nicht melden.« »Genau. Wahrscheinlich wird er sich gerade eine Ausrede bezüglich der Frauen einfallen lassen, doch das kann er vergessen…« »Ohne sein Handy haben Sie keine Beweise. Er wird sich einfach ein neues holen«, bemerkte Herr Tanaka nebenher, als würde er manchmal einfach bekunden wollen, dass er noch da war. Die Frau lächelte verbittert und trank noch einen Schluck, bevor sie ihre Tasche hervorholte und ein Blatt herausholte, dass sie aufschlug. Schockiert stellte ich fest, dass es Namen und Nummern waren, die fein säuberlich notiert worden waren, doch noch mehr bemerkte ich. Das Blatt schien glatt und hatte einige schwarze, lineare Spuren. Ein Blick zu Herrn Tanaka und ich wusste, dass sein Interesse geweckt war. Er stierte selbst darauf und zückte aus seiner Brusttasche ein kleines Notizbuch, wie auch einen Stift und legte es vor sich auf den Tisch. Auch die Dame bemerkte es und hob fragend eine Augenbraue, als ich das Wort ergriff. »Sie haben alle Nachrichten aufgeschrieben und es sogar kopiert, falls er Ihnen den Zettel abnimmt, habe ich Recht?« »Ja. Ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Er hat auch wirklich mir eine Kopie abgenommen und sie zerrissen, doch schien er nicht so aufmerksam, wie Sie junge Dame. Aber verraten Sie mir, was Ihr Freund mit seinem Notizbuch will.« »Herr Tanaka ist Detektiv. Privatdetektiv.« »Was für ein Zufall.« »Nein, überhaupt nicht«, fing ich an und spürte eine Schuhspitze an meiner. Hatte er etwa Angst, dass ich preisgab, er beschattete jemanden? Da war er schief gewickelt. »ich habe nämlich einen Fall für ihn. Letztens hat er sich angeboten.« »Können Sie sich das leisten?« »Nein, weswegen ich Ihm oder hier im Café aushelfen werde. Wir haben uns gerade getroffen, um alles abzusprechen, als…« »Ich verstehe.« Ihr Blick ging zu Herrn Tanaka, welcher gerade die Kappe seines Füllfederhalters löste. Ein schwarzer Füller mit Goldverzierungen. Extravagant. »Ist er gut?« »Sehr gut. Ich vertraue ihm.« »Nun, ein Versuch ist es wert. Sie sind natürlich zu Stillschweigen verpflichtet und erzählen Sie niemanden, dass die Liste von mir stammt.« Herr Tanaka nickte und hob seine Hand schon. Sie reichte ihm das Manuskript und holte ein Checkbuch heraus, auf dem sie einige Zahlen und Nullen notierte. »Enttäuschen Sie mich nicht.« Er zog eine Visitenkarte aus seinem Notizblock und schob sie ihr hin, wie auch sie es tat. Sie nickten einander zu. »Meine Kunden sind immer überaus zufrieden. Der Fall sollte in wenigen Tagen erledigt sein. Wünschen Sie Ihr Geld zurückzuerhalten?« »Nein. Es reicht mir, dass er schweigt. Vielleicht können Sie eine andere dieser Frauen vorschieben.« »Verstehe«, sprach er noch, als die Frau sich schon erhob. Ich blickte auf und entdeckte einen Wagen vor dem Geschäft, den sie kurz fixierte. »Ich verabschiede mich. Es hat mich sehr gefreut. Ich erwarte so schnell es geht, Ergebnisse.« »Wir kümmern uns drum«, verlautete ich und verneigte mich noch freundlich. Die Frau lächelte mich kurz an, als sie schon das Geschäft verließ und Frau Kago ihr anscheinend noch mitteilte, dass das Getränk aufs Haus ging.   Als die Frau weggefahren war, ließ ich mich erleichtert auf das Lederpolster sinken und trank wieder meine heiße Schokolade, die langsam kalt wurde. »Ich hoffe ich habe es nicht versaut. Irgendwie konnte ich nicht nur dasitzen… Übernehmen Sie noch meinen Fall?« Herr Tanaka betrachtete den Check kurz und dann mich, als Frau Kago sich auf einmal neben uns setzte und mir eine frische heiße Schokolade hinschob. »Hier, deine ist bestimmt schon kalt.« »Danke…« »Nein, Ich habe zu danken. Dank dir ist das nicht ausgeartet. Du hast ein wirklich gutes Herz«, lächelte sie und streichelte mir kurz über den Kopf, bevor sie sich zu meinem Gegenüber drehte. »Du hast Visitenkarten getauscht, sag nicht, du hast einen Fall erhalten?« »Hn.« Sie kicherte, als schon Herr Kago ins Geschäft kam. Der Hühne rückte zur Scheibe hin, während sie der rothaarige Mann zu seiner Frau beugte und sie sanft auf die Lippen küsste. Also waren sie wirklich verheiratet. »Alles in Ordnung? Ich bin sofort nach deinem Anruf gekommen.« »Es ist alles gut. Meine neue Stammkundin hat sich um das Problem gekümmert und euch einen Fall verschafft.« »WAS?«, fragte er etwas zu laut und ließ sich auf das Leder sinken, bevor er zu seinem Partner blickte, der noch einiges auf seinen Notizblock schrieb. »Ein Fall…« Ich kicherte leicht. Der rothaarige sah mich ungläubig an und dann wieder seinen Partner und zu Letzt seine Frau. »Doch, doch. Sie hat ihm sogar einen Check ausgeschrieben.« »Ich weiß nicht, sie sah so aus, als bräuchte sie Hilfe und dann schien Herr Tanaka sein Notizblock zu zücken und Interesse zu zeigen…« »Das hast du gut gemacht!«, strahlte der Mann mich mit seinen grünen Augen an. Sein Grinsen war breit, während er mich etwas verträumt ansah. »Aber andere Frage, was ist mit der Person, die du beschattet hast?« Der Hüne trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse ab, bevor er uns alle aufklärte: »Der Mann, den ich beschattet habe, war derjenige, der die Frau geschlagen hat.« Ich fiel aus allen Wolken, wie auch Frau Kago und auch ihr Mann. »Also von der wir den Auftrag haben? Aber…« »Meine andere Klientin beauftragte mich, ihn zu beschatten. Kurz vor der Heirat wollte sie sicher gehen, dass sie nicht an den falschen Mann geraten war.« »Das wusste ich nicht, aber…«, ich stierte zu dem Zettel mit den Namen und Nummern. »Jetzt haben wir einen Beweis.« »Wir?«, fragte Herr Kago und hob eine Braue. »Was heißt wir?« »Sie arbeitet ab jetzt für uns.« »Das musst du erst mit mir absprechen, S…Tanaka…«, fluchte der rothaarige und verzog leicht die Lippen. »Ist es dir nicht recht, nachdem sie einen Fall an Land zog? Des Weiteren hat sie sehr großes Einfühlungsvermögen und einen Riecher.« »Schatz, jetzt hab dich nicht so. Mir gefällt der Gedanke, denn weder du, noch dein Chef könnt einer Frau das Gefühl von Sicherheit geben. Er macht den Frauen Angst und du bist zu aufdringlich und verpeilt. Probiert es aus.« Ich lächelte charmant. »Na gut.« Frau Kago grinste, während Herr Tanaka noch einige Bemerkungen machte. Anscheinend machte ich mich ganz gut als Ermittlerin. Zumindest hatte ich dabei keine Angst gehabt. Herr Tanaka strahlte für mich etwas aus, was mir sagte, ich könnte ihm trauen und ohne Lichtblitz würde ich wahrscheinlich auch in keine Starre fallen. Wer wusste, vielleicht würde ich am Ende noch meinen eigenen Fall lösen.     Kapitel 8: Der erste Tag ------------------------ Seufzend öffnete ich die Augen, als die fahlen Sonnenstrahlen mein Gesicht kitzelten. Seit meiner Partnerschaft mit der Detektei war eine ganze Woche verstrichen.  Herr Tanaka hatte sich um alle Formulare gekümmert, damit ich offiziell bei ihm anfangen konnte. Dieser Mann arbeitete durchaus gewissenhaft.  Mein Blick glitt zum Fenster. Hoffentlich würde ich eines Tages den Brunnen wieder passieren können. Es war einfach nur grausam, dass es mir verwehrt blieb. Nicht einmal Inu Yasha war in der Woche gekommen, was mir zeigte, dass der Brunnen für uns beide nicht mehr funktionierte. War es meine Schuld? Hatte Sesshomaru den Brunnen versiegelt? Doch wie sollte er es so schnell hinbekommen haben? Ich meine, natürlich könnte er ihn zerstören, aber derart in so kurzer Zeit? Es musste mit mir zusammenhängen. Meine Angst war schuld und ich musste sie bezwingen. »Schwester, bist du schon wach?« Schlaftrunken blickte ich zur Zimmertür, mein Bruder stierte ungeniert rein und hob eine Augenbraue.  »Was willst du?«, grummelte ich und wollte mich wieder in die Kissen drängen, als mein Bruder mich mit seinen Worten in einen Schockmodus versetzte:  »Fängt deine Arbeit nicht in 30 Minuten an?« »Was?«, stotterte ich und stierte zu meinem Wecker. Er hatte doch noch nicht geklingelt... Meine Augen wurden groß, als ich meinen Wecker nicht auf meinem Nachtschrank sah. Ich blickte verdutzt zu Souta, der auf einmal in mein Zimmer kam und den Wecker vom Boden aufsammelte. Er lag vor meinem Schreibtisch und war in Einzelteile zerfallen. »Ich schenke dir zum Geburtstag einen Wurfwecker.« Mein Herz fing an zu rasen, als ich aufsprang und sein Handgelenk ergriff. Geschwind drehte ich es zu mir und entdeckte seine Armbanduhr. Ich wurde blass und vergaß dabei das Atmen. Halb neun. Ich hatte verschlafen. »Das darf nicht wahr sein, ich komm zu spät!« »Glaube ich auch. Du solltest dich beeilen.« Ich stierte meinen Bruder wütend an, der sich aus dem Staub machte, sodass ich mich schnell in Schale werfen konnte. Nur was sollte ich anziehen? Unsicher blickte ich in meinen Kleiderschrank und entschied mich dann für eine legere blaue Jeans und eine weiße Bluse. Das würde doch reichen. Ich war mir Nichteinmal sicher, wie meine anfänglichen Arbeiten aussehen würde. Was würde er verlangen? Bisher hatte ich nur von diesem Beschattungsfall etwas mitbekommen, doch was gab es noch? Ich atmete tief durch und starrte kurz in den Spiegel, bürstete mein Haar und gab mir den Feinschliff. Geschwind rannte ich die Treppen hinab, griff meine Jacke und glitt in Turnschuhe. In meine Tasche, die mir meine Mutter spendiert hat, steckte ich elegantere Schuhe. »Kagome, gehst du arbeiten?« »Ah, ja Mama!«, rief ich grinsend und winkte ihr, als sie mir eine Schachtel in die Hand drückte. »Dein Essen.« »DANKE!«, rief ich glücklich und knuffte meine Mutter, bevor ich losstürmte. Raus aus dem Haus, die Treppen hinab und hinein ins Stadtleben. Die erste Rushhour war vorbei, sodass das Gedränge kaum merkbar war. Frau Kago hatte mir eine wunderbare Beschreibung mal wieder gezeichnet und die nutzte ich, um meinen Weg zur Arbeit zu finden. Ich rannte, glücklich über das gute Wetter und die wenigen Straßen, die ich überqueren musste. Frau Kago hatte anscheinend darauf hohen Wert gelegt, denn die Strecke wäre sonst kürzer ausgefallen. Sie hatte freundlich gemeint, dass sie mich nicht einer Gefahr aussetzen will und Herr Kago hatte dabei nur genickt. Gott, er hatte sogar angeboten, mich zur Arbeit zu eskortieren. Herr Tanaka verschluckte sich Wiedereinmal beim Kaffeetrinken und stierte Herrn Kago solange böse an, bis dieser sein Angebot zurückzog. Diese beiden musste man nicht verstehen oder? Ich meine, erst war er so besorgt um mich und wenn ein anderer mir helfen wollte, störte es ihn? Seufzend schüttelte ich den Kopf, als ich in die nächste Straße hinein bog und vor der Detektei landete. Ich grinste und atmete tief durch. Die Erschöpfung folgte auf dem Fuß. Seit ich nicht mehr in der Vergangenheit lebte, hatte meine Kondition derartig abgenommen. Keuchend lehnte ich mich an die Hauswand und musste erst einmal zu Luft kommen. »Sie kommen doch noch?« Erschrocken fuhr ich zusammen, als eine tiefe Stimme hinter mir ertönte. Sie schnitt die Luft, wie ein scharfes Schwert, entzwei. Herr Tanaka.  »Ah...ahh...«, keuchte ich und hätte meinen Kopf am liebsten gegen die Wand geschlagen. Mein Herz schlug noch heftig, während er sich neben mich gesellte. Außer Atem fixierte ich nur seine Füße.  »Wie lange haben Sie gebraucht?« Ich biss mir auf die Unterlippe. »Ich bin 15 vor 9 losgelaufen...« Er stibitzte mir aus der Hand den fast schon zerknüllten Zettel mit der Weganweisung. Was machte er da? Interessiert hob ich den Kopf. Er sah auf seine Armbanduhr und dann auf den Zettel, bevor er aus seiner Jackentasche einen Notizblock mit Stift zog. Er schien etwas notieren zu wollen. »Was machen Sie da?« »Ihre Leistung notieren.« »Wie bitte?«, fragte ich nach. Hatte ich richtig gehört? »Sie könnten Training gebrauchen, doch für den weiblichen Durchschnitt ist dieses Ergebnis gut.« »Nur gut?!«, knurrte ich ihn an und hob eine Augenbraue. Mein Kampfgeist erwachte. Ich presste meine Hände in die Seiten und stierte den Hünen mit seinen goldbraunen Augen an. »Hören Sie mal, ich bin gerade aufgestanden! Ich wette, Sie sind unterer Durchschnitt!« »Hn.« Herr Tanaka hob eine Augenbraue und stierte auf mich herab, während mir eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken lief. Er wusste, wie man andere mit Blicken töten konnte. »Es ... tut mir leid...« »Hn. Mein Wert liegt über dem Durchschnitt.« Ich zwinkerte. Er sah auf seine Uhr und dann wieder auf mich.  »Sie haben noch eine Minute, dann fängt ihre Arbeit an.« Danach betrat er die Detektei und ließ mich verblüfft zurück. Eindeutig ein Nachfahre von Sesshomaru. Wenn ich wieder in die andere Zeit kann, erzähle ich ihm davon, dass es noch so einen verkorksten Kauz wie ihn gibt. Wieso hatte ich den Job nur angenommen? Es wäre besser gewesen, in einem Café zu arbeiten, als mit ihm. »Oh, Frau Higurashi!« Ich sah hinter mich und entdeckte den Rotschopf, wie er mich frohen Mutes angrinste. Der hatte aber gute Laune. »Herr Kago!« »Schön, dass Sie ab jetzt hier arbeiten. Ist er schon da?« »Ja...« Er schmunzelte breit, schritt zur Tür und hielt sie auf. »Dann sollten wir jetzt besser rein. Er ist manchmal übergenau. Sie wollen doch nicht am ersten Tag schon zu spät kommen. Das könnte eine Notiz bedeuten«, erklärte er leicht scherzend und tat so, als würde er mit seiner freien Hand einen Block zücken. Meine Gesichtszüge entgleisten, als ich schnell hineinstürzte. Nicht noch einen Eintrag! Nein, nicht noch einen! Herr Kago lachte mit aus, zumindest glaubte ich das, so breit wie er grinste. »Nicht lustig! Ich habe heute schon einen Eintrag!«, wetterte ich und schnaubte, als ich jemanden hinter mir spürte. Meine Nackenhaare stellten sich auf, während auch Herr Kagos Gesichtszüge entgleisten. »Guten Morgen, Herr Tanaka...« »Hn.« Ich schluckte. Dort stand ich, erstarrt und biss mir auf die Unterlippe. Unbedingt musste ich mich zusammenreißen. Mit ihm war nicht zu spaßen, wenn es um Arbeit ging oder? Vorsichtig drehte ich mich um und erkundete seine Detektei mit meinen Augen ein weiteres Mal. Es war ganz gemütlich eingerichtet, mit zwei Couchen und einem Tisch, an dem er Kunden empfing und zwei Schreibtischen, an denen die beiden Männer ihre Recherchen durchführten, doch wo sollte ich da hinpassen? »Frau Higurashi.« »Äh ja?«, fragte ich noch immer unter Strom und blickte den Hünen unsicher an, welcher mit dem Kopf zur Seite deutete. Ich folgte seinem Blick und entdeckte... eine Kaffeemaschine.  »Fürs Erste kochen Sie Kaffee. Wenn wir Klienten empfangen, bedienen Sie diese.« »Bitte?« Er schnaubte und starrte mich ungeniert an. »Haben Sie erwartet, ich würde Ihnen sofort einen Fall zuteilen?« Irgendwie fühlte ich mich ertappt. Ja, ich hatte darauf gehofft, doch es klang schon unsinnig. Ohne Erfahrung könnte ich bestimmt keinen Fall lösen. Ich schluckte und nickte etwas niedergeschlagen. »Entschuldigen Sie. Ich koche sofort Kaffee.« »Seszzz....«, summte Herr Kago überraschender Weise hinter mir. Herr Tanaka und ich runzelten nur die Stirn, als er neu ansetzte. »Tanaka-san, sie ist nicht unser Dienstmädchen...« »Hn. Dann kocht Herr Kago den Kaffee.« Mein Kopf drehte sich, während ich hin und her blickte. Auch Herr Kago schien überrumpelt und ließ den Mund offen stehen. »Tanaka-san, ist das dein Ernst?« »Hn. Wenn Frau Higurashi sich diskriminiert fühlt, werden Sie diese Arbeit übernehmen.« »Ich fühle mich...« »Ich mach schon!«, unterbrach mich Herr Kago und zog die Nase kraus, bevor er sein rotes Haar durch wuschelte und zur Kaffeemaschine wanderte. Das fing gut an. Ich fühlte mich etwas unwohl.  »Frau Higurashi, setzten Sie sich auf das Sofa ruhig.« Ich gehorchte und setzte mich auf das Sofa. Es war ein blauer, samtener Stoff. Das Sofa wurde gepflegt, wie auch der Rest im Raum. Anscheinend ließen sie es reinigen oder taten es selbst. Schon unglaublich, wenn ich bedachte, dass Herr Tanakas Wohnung voller Akten lag und hier alles ordentlich abgelegt war. »Was ist meine erste Aufgabe?« »Achten Sie auf Ihren Kollegen, dass er seine Arbeit ordentlich verrichtet.« »Haben Sie gescherzt?«, fragte ich schon mit einem zarten Lächeln, doch seine griesgrämige Miene verlautete mir, dass das sein Ernst war. Ich verstand wiedereinmal, wieso er keine Kunden an Land zog. Vielleicht war es nur so ordentlich, weil sie keine Klienten hatten. »Hier«, Herr Kago reichte Herrn Tanaka eine Tasse Kaffee und drehte sich zu mir. »Tanaka-san ist ungenießbar ohne Kaffee.« »Hn.« Der schwarzhaarige Mann nahm einen Schluck und schloss die Augen für einen Moment, bevor er sich schnurstracks an seinen Schreibtisch setzte. Er hob eine Akte an, schlug sie auf und dann herrschte Stille. Herr Kago ließ die Schultern sinken und schüttelte nur den Kopf, bevor er sich neben mich setzte und auch mir eine Tasse reichte. »Er ist manchmal etwas..., wie nenn ich das...« »Unnahbar?« »Genau. Aber er ist ein netter Kerl. Man muss es sich einfach denken, was er sagen würde.« Ich verzog die Augenbrauen: »Ob das so einfach ist...« »Klar. Leider haben wir gerade keinen Fall. Möchtest du dir etwas ansehen?« »Warten Sie einfach?« »Kann man so sagen. Nennen Sie mich übrigens einfach Kago-san.« »Higurashi-san. Aber es geht auch Kagome.« »In Ordnung.« Ein leises Schnauben ließ uns verstummen. Herr Tanaka wollte wohl seine Ruhe haben. Gratulation. Der beste Arbeitgeber der Welt. Wieso war ich auf seine... sooooo charmante Art und Weise nur hereingefallen? Ich wusste es nicht, doch blieb mir sowieso keine große Auswahl mehr. Gerade wollte ich ansetzen, als ich ein Klopfen hörte. Herr Kago und ich standen sofort. Ohne Umschweife eilte ich zur Kaffeemaschine, während Herr Kago schon die Tür öffnete. Hieß das, wir hatten einen Fall? Ich war super neugierig, goss schon eine Tasse ein und drehte mich um, während der Rothaarige eine schwarzhaarige Schönheit hineinführte. Sie trug eine schwarze große Sonnenbrille und trug einen Designeranzug in Weiß. Sie sah wunderschön aus. Wer sie wohl war? »Guten Tag, freut mich, Sie in unserer Detektei begrüßen zu dürfen. Nehmen Sie doch Platz«, bat Herr Kago und deutete auf das Sofa. Die Frau nahm die Einladung an und ich stellte ihr schon eine dampfende Tasse Kaffee auf den Tisch, wie auch Kaffeemilch und Zucker. »Bitte sehr.« Ich lächelte sie freundlich an, während Herr Tanaka sich erhob. Er trug eine schwarze Anzugshose und einen grauen Rollkragenpullover. Er verneigte sich leicht und die Frau tat es ihm gleich.  »Guten Tag, wie können wir Ihnen helfen?« Die Frau kramte in ihrer Tasche und legte daraufhin ein Foto eines hübschen Jungen auf den Tisch. »Ich heiße Mashimoto, Yukiko. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich hörte, sie sind auf diese speziellen Fälle versiert.« Ihre Hände zitterten leicht. Herr Tanaka setzte sich vor sie, wie auch Herr Kago. Die Frau machte mir Sorgen, weswegen ich aus einem Bauchgefühl heraus, neben ihr Platz nahm und meine Hand auf ihre Zitternden legte. Ich schenkte ihr ein zartes Lächeln, das sie mit einem Nicken erwiderte. »Details.« Herr Tanaka schien noch keine Akte zur Hand zu nehmen. Gab es eine Vorentscheidung? »Mein Sohn ist zurzeit in einem Camp. Zumindest sollte er es sein. Jedoch erhielt ich einen Brief...«, sie legte einen Brief auf den Tisch, den Herr Tanaka mit seinen Augen sofort erfasste. »In diesem Brief steht eine Lösegeldforderung. Keine Polizei. Mein Mann tut es als Streich ab, doch ich glaube, es steckt mehr dahinter. Leider erreichen wir ihn nicht. Das Camp verzichtet auf technische Geräte und die Kinder öfters auf Wanderungen.« »Hn. Gibt es Indizien für ein Verbrechen?« »Er ist nicht das erste Kind, das verschwindet. Angeblich sind einige Kinder nach Hause gelaufen. Ich will das nicht glauben. Die Familien äußern sich selbst nicht dazu. Bitte, sie müssen dem auf dem Grund gehen!«, bat sie. Bevor Herr Tanaka etwas sagen konnte, sprach ich schon: »Natürlich werden wir das!« Ein leises Schnauben hörte ich von dem schwarzhaarigen Mann, doch ignorierte es einfach. »Wir werden Ihren Sohn finden.« »Danke!«, fing sie zu weinen an und umarmte mich, bevor sie in die Runde sah.« »Hn. Wir benötigen weitere Angaben.« »Natürlich.« Sie holte weitere Unterlagen aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. »Bittesehr.« »Wir melden uns.« Mehr sprach Herr Tanaka nicht, während Herr Kago nur unsicher lächelte. Ob ich zu weit gegangen war? Aber sie brauchten doch Aufträge. Sollte einer bei den beiden durchsteigen. Dies könnte ein Entführungsfall sein. Selbstverständlich halfen wir.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)