Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ 12. Kapitel ----------- Akaya setzte Moe auf dem Sand ab, wonach sie erleichtert ausatmete. Sie ließ sich neben ihre Schuhe, auf den weichen Boden sinken und winkelte ihre Beine etwas an, um die sie locker ihre Arme legte. Moe sah zu dem sternenklaren Himmel auf und lächelte etwas. Wenig später spürte sie, wie Akaya sich neben sie setzte – nachdem er seine Schuhe eingesammelt hatte.   „Was denkst du, wie lange wir noch diese Ruhe genießen können, bevor wir nicht mehr aus dem Kämpfen herauskommen werden?“ Worte, die Moe schon länger im Kopf herum schwirrten. Akaya winkelte sein Bein an und ließ das Andere locker ausgestreckt, während er sich auf einen Arm stützte und der Zweite lässig auf seinem Bein ruhte. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen und er schielte zu der Jüngeren „Warum bist du überhaupt der Annahme, dass es soweit kommt?“ „Ist doch wohl klar. In den letzten Wochen bin ich häufiger in Schwierigkeiten geraten, wie in meinem bisherigen Leben. Außerdem ist nicht zu verleugnen, dass diese Shōsan Shinai hinter uns – den Wächtern – her ist. Sie beten das Nichts an und wollen es vollkommen zurück holen. So wie es aussieht, halten sie momentan nur unsere Ketten davon ab.“ Moe hielt inne und nahm den Anhänger des besagten Gegenstands zwischen die Finger. Ihren Blick richtete sie nun geradeaus, auf die glitzernde Wasseroberfläche.   „Unsere Vorgänger haben alles gegeben, um dem Nichts Einhalt zu gebieten. Deswegen möchte ich sie ungern enttäuschen. Ihre verlorenen Leben sollen nicht umsonst gewesen sein.“, erneut stoppte Moe und lächelte verzweifelt. „So wie Papa mir erzählte, waren die Wächter damals nicht viel älter, wie wir jetzt. Als Lebenswächterin finde ich es schrecklich, dass all diese Menschen, so früh aus ihren Leben gerissen wurden. Bestimmt hatten sie Zukunftspläne, welche sie aufgeben mussten. Alles nur, um die Lebewesen zu beschützen, von denen sie nun verachtet werden. Das ist doch nicht fair….“   Akaya betrachtete sie und hörte ihr schweigend zu. Er war sich ziemlich sicher, dass ihre Augen nun nicht nur wegen der Sterne glitzerten. Sie kannte diese Menschen nicht, trauerte aber um ihre Leben. Eine Sache, die er nicht verstand. Diese Leute mochten ihre Vorfahren sein, entschieden sich aber freiwillig für diesen Weg. Und wie er es schon verkündete, würde er ihre Fehler nicht wiederholen. Das Nichts mochte zwar der negative Ausgleich zu ihren gesamten Kräften sein, hatte aber dennoch nicht das Recht, alles und jeden auslöschen zu dürfen. Das ging sogar ihm, als Todeswächter, gegen den Strich.   „Du solltest mehr an das hier und jetzt denken, als der Vergangenheit nachzutrauern.“, meinte er und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Himmel. „Das bringt die Verstorbenen auch nicht wieder zurück. Wenn mein Vater so denken würde, wie du jetzt, wäre er vermutlich schon lange an gebrochenem Herzen zugrunde gegangen. Er hat es mir nicht genau gesagt, aber er lebt schon sehr lange. Hat viele Menschen, die ihm am Herzen lagen, sterben sehen müssen. Doch er lebt unaufhörlich weiter…. Auch meinen Bruder und mich, wird er irgendwann begraben müssen. Wie denkst du, fühlt sich ein Vater, wenn ihm das bewusst wird? Es dauert nur noch knapp fünf Jahre, dann habe ich das körperliche Alter meiner Eltern erreicht. Der Unterschied ist nur, dass ich danach weiter altern werde. Sie nicht.“   Moe ließ ihre smaragdgrünen Augen auf dem Älteren ruhen. Sein Blick in die Sterne wirkte auf irgend eine Art, ernst und nachdenklich zugleich. So sah sie ihn zum ersten Mal. Aber sie musste zugeben, dass er recht hatte. Unsterblichkeit war nun einmal Segen und Fluch zugleich. Sich etwas derartiges zu wünschen, sollte man genau überdenken…   Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, woraufhin sie sich erhob, den Sand von ihrem Po klopfte und sich in einer halben Pirouette zu Akaya drehte. „Jetzt schon an so etwas zu denken, ist noch zu früh, denkst du nicht? Wir haben noch ein langes Leben vor uns und ich werde alles tun, um jedes einzelne davon zu beschützen. Denn ich sehe es genauso wie du und möchte verhindern, dass sich jene Tragödie noch einmal wiederholt. Weil ich es möchte und nicht unserer Vorgänger zuliebe.“ Akaya sah zu ihr auf und hob amüsiert eine Augenbraue. Letztlich lief es doch eh aufs selbe hinaus und er war sich sicher, dass ihr das bewusst war. Er stand ebenfalls auf, womit er wieder größer war, als sie. „Schön, dass wir uns zumindest in dieser Sache einig sind.“ Andererseits gefiel ihm ein Teil ihrer Aussage nicht sonderlich. Sie wollte jedes einzelne Leben beschützen. Das könnte sie aber auch ziemlich schnell ihr eigenes kosten.   „Stimmt. Und wärst du nicht so merkwürdig, könnte das hier, fast als Date durchgehen~.“, entgegnete Moe frech und machte sich daran, ihre Schuhe wieder anzuziehen. Kurz darauf spürte sie Akayas Gesicht, dicht an ihrer Seite, was ihr Herz ungewollt höher schlagen ließ. Sie schielte verlegen zu ihm, da ihr sein vielsagendes Grinsen jetzt schon auf den Geist ging. „Was ist?“ Akaya ging in die Hocke und grinste weiter „Och, ich wusste nur nicht, dass wir eine derart intime Beziehung führen, deretwegen wir jetzt schon auf Dates gehen~.“ Moe grummelte und widmete sich wieder ihren Schuhen „Du hast mal wieder nicht richtig zugehört, oder drehst es dir wieder so, wie es dir passt. Immerhin sagte ich, wenn du nicht so merkwürdig wärst.“ „Aber das bin ich ja nicht und deswegen zählt das hier also als spontanes Date.“, schmunzelte der Ältere zufrieden.   Moe seufzte lächelnd. Dieser Kerl war einfach unmöglich. Er drehte sich tatsächlich alles so, wie es ihm passte. Da konnte sie so viel reden, wie sie wollte. Er bog es sich ja doch wieder zurecht. Sie schnürte ihre Schuhe zu ende und lächelte ihm entgegen „Nagut, wenn das so ist, wo gedenkt mich der werte Herr denn als nächstes hinzuführen?“ Akaya blinzelte verdutzt, da er nicht damit rechnete, dass sie einfach darauf einging. Jedoch zierte sein Gesicht wenig später ein Schmunzeln. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich zusammen hoch. „Dann wollen wir doch noch ein wenig diesen wunderbaren Sternenhimmel genießen und die Gegend erkunden~. Aber ab jetzt wird wegen des Händchenhaltens nicht mehr gemeckert. Immerhin gehört das doch zu einem Date dazu.“   Moe lachte etwas, da er mit seiner freien Hand, eine ironisch mahnende Handbewegung machte. Im gleichen Moment fragte sie sich, wie sie eigentlich in diese skurrile Situation kamen. Waren dafür wirklich nur ihre Neckereien verantwortlich? Oder steckte mehr dahinter?   ….   Die Beiden liefen eine Weile schweigend nebeneinander her. Allerdings gehörte jenes nicht zu der unangenehmen Sorte. Portum war wirklich eine schöne Hafenstadt. Sie wurde beinahe komplett vom Meer umschlossen – bis auf eben jenen Teil, der sie mit dem Festland verband. Die Fußwege und der Hafenteil waren mit hellen Steinen gepflastert, während die Straßen noch die bloße Erde zeigten. Zudem gab es in dieser Stadt sowohl traditionelle Anwesen und Häuser – wie auch Steinhäuser. Zweiteres sogar noch mehr, wie in Castelia.   Moe stoppte und hielt somit auch Akaya zurück. Sie richtete ihre Augen auf eine Gruppe junger Männer, welche sie schon länger verfolgten. Leider brachte eine größere Stadt, auch skurrilere Gestalten mit sich. Akaya folgte ihrem Blick und schmunzelte überlegen „Keine Sorge. Diese Kerle sind nichts weiter als kleine Möchtegern Verbrecher.“ Moe sah belustigt zu ihm auf und hob eine Augenbraue „Was du nichts sagst? Trotzdem ist es unangenehm die ganze Zeit beobachtet zu werden. Wir sind doch kein Freiwild. Auch wenn ich denke, dass diese Kerle eventuell eher Interesse an meiner Wenigkeit haben.“ Akaya musterte sie kurz, ehe er seine blutroten Augen auf die Kerle richtete, welche vergeblich versuchten, sich unauffällig zu verstecken. Sie waren zwar nur kleine Fische, dennoch missfiel ihm der Gedanke, dass sie Interesse an Moe haben könnten. Zumal das bedeutete, dass sie in Erwägung zogen, ihn tatsächlich überwältigen zu können. Ein wirklich naiver Gedanke ihrerseits. Sie sollten sich ihre potenziellen Gegner genauer angucken oder es lieber gleich sein lassen.   „Und ich dachte, du gehörst zu den unauffälligeren Menschen, Akaya. Wenn du die Typen so gruselig anstarrst, ist es kein Wunder, dass ihnen auffällt, dass wir sie bemerkt haben.“, kam es belustigt über Moes Lippen, woraufhin sie etwas lachen musste, da die Reaktion des Älteren – auf ihre Worte – zu herrlich war. Ihm schien selbst gar nicht bewusst gewesen zu sein, dass er die Kerle auf diese Weise ansah. Sie klopfte ihm auf sein Schulterblatt „Gut gemacht. Du hast sie erfolgreich in die Flucht geschlagen~.“   Akaya schielte vielsagend zu ihr herunter, ehe ein Grinsen seine Lippen zierte „Danke für die Blumen, Prinzesschen~.“ Moes Wangen wurden von einem leichten Rotschimmer geziert. Sie richtete ihren Blick verlegen zur Seite „Nenn mich nicht so.“ „Zu spät~. Außerdem wirst du mich nicht davon abhalten können.“, grinste er zufrieden, da er wusste, dass er recht hatte. Spitznamen waren schließlich nicht verboten. Anschließend betrachtete er die Jüngere genauer. Scheinbar begann sie zu frieren. Um sich seiner Annahme zu versichern, berührte er kurz unauffällig ihren Arm, mit dem seinen. Er hatte recht. Sie war eiskalt. Warum sagte sie denn nichts? Sie war doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Andererseits würde er sich für diese Gedanken gerne selbst Ohrfeigen.   Er seufzte innerlich. Nichts zu machen. Er nahm erneut ihre Hand und machte sich mit Moe zusammen auf den Rückweg, was ihr natürlich nicht entging. Als sie nachfragte, meinte er nur, dass es an der Zeit wäre zurück zu gehen. Er würde ihr sicher nicht auf die Nase binden, dass er sich um ihr Wohlbefinden sorgte. Daran änderte auch ihr Date nichts, welches eigentlich gar keines war und nur aus einer Neckerei heraus entstand. Ansonsten wäre es vermutlich nie soweit gekommen. Weshalb auch? Sicher dauerte es eh nicht lange und sie gerieten erneut aneinander.   Zumindest dachte er das. Bis sie sich auf einmal etwas an seinen Arm schmiegte. Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr und hob belustigt eine Augenbraue. Ihr schien wirklich kalt zu sein. Die Luft in dieser Stadt war zwar schön rein, aber wurde Nachts auch genauso kalt. Aus diesem Grund beschloss er, sich seinen blöden Kommentar zu sparen. Zumal er sich eingestehen musste, dass er ihre Nähe als sehr angenehm empfand.   Allerdings wurde jenes Gefühl, alsbald gestört. Er stoppte mit ihr zusammen in der Mitte eines größeren Platzes. Moe sah fragend zu ihm auf und spürte wenig später, wie er ihr seinen Arm entzog und diesen um ihre Taille legte. Ihr Puls schoss sofort in die Höhe und sie wollte rebellieren, bemerkte aber seinen aufmerksamen Ausdruck. Er erinnerte sie an den Tag, bei den Schlossruinen.   Ein interessiertes Grinsen zeichnete Akayas Mundwinkel. „Scheinbar sind einige dieser Kerle doch besser, als gedacht.“ Moe wollte gerade nachfragen, als er ihr seinen Finger auf die Lippen legte und ihr entgegen schmunzelte „Sorry Prinzessin~.“ Sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden und fand sich einen Herzschlag später auf seinen Armen wieder. Sie ahnte nichts gutes…. Zu ihrem Leidwesen, behielt sie mit ihrer Vorahnung recht. Akaya sprang mit ihr auf das nächstgelegene Dach, weshalb sie kurz panisch aufschrie und ihr Gesicht in seiner Brust vergrub. Deswegen entschuldigte er sich also…. Er hätte sie ja wenigstens vorwarnen können.   Nur Sekunden später schoss Moe etwas durch den Kopf, jedoch wagte sie es nicht aufzusehen, weshalb sie in Akayas Brust murmelte. „Sie sind wegen der Ketten hinter uns her, nicht?“ Auch wenn es nur ein Gemurmel war, verstand der Ältere jedes Wort und schmunzelte „Vermutlich. Praktisch für sie, dass gerade wir beide alleine hier durch die Gegend laufen~.“ Noch während er das sagte, musste er einem dunklen Energieball ausweichen, weshalb er gekonnt das Dach herunter schlitterte, an dessen Rand entlang rannte und auf die Mitte des Nächsten sprang. Natürlich spürte er deutlich, wie Moe ihr Gesicht noch panischer an seine Brust drückte. Aber leider blieb ihm gerade nichts anderes, als die Flucht. Aus mehrerlei Gründen, wollte er keinen Kampf, mitten in der Stadt losbrechen lassen. Deswegen musste Moe da jetzt leider durch.   ….   Einige Zeit – und mehrfaches ausweichen und teils beinahe auf die Nase fliegen später – landeten sie an einem abgelegenen Teil von Portum. Jener befand sich in Meer nähe. Jedoch bestand der ‚Strand‘ dieses mal aus verschieden großen Steinen.   Akaya setzte Moe auf die Füße, wonach sie erleichtert aufatmete. Er hingegen, ließ aufmerksam seinen Blick schweifen. Während ihrer Flucht, konnte er fünfzehn verschiedene Angreifer zählen. Bestehend aus stärkeren und schwächeren Schwarzmagiern und Dämonen. Problematisch wurde es, wenn sie alle gemeinsam angriffen. Denn in diesem Fall, ging Quantität vor Qualität. So wie es aussah, lernten sie vom letzten Mal dazu. Dieses mal wurden sie ihre Angreifer vermutlich nicht so einfach los.   Moe beschwor ihre Glefe, woraufhin ihre Gegner im Halbkreis um sie standen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, was die Mantelträger kurz zu irritieren schien. Auch Akaya betrachtete sie verwundert. Sie stemmte ihr Waffe auf den Boden, deren Klinge durch den Mondschein kurz aufblitzte. „Naja, unsere Gegner hätten sich vorher überlegen sollen, ob sie sich mit sowohl Leben, als auch Tod anlegen wollen.“, erwiderte sie schmunzelnd den Blick des Älteren. Jener blinzelte, ehe er grinste. Anschließend richtete er seine blutroten Augen auf die Shōsan Shinai Mitglieder. „Damit gebe ich ihr vollkommen recht. Und glaubt mir, ich weis wovon ich spreche. Sie sieht zwar nicht danach aus, kann aber echt hart zutreten~.“ Als er keine Reaktion darauf bekam, schielte er kurz zu Moe. Er würde jetzt zum ersten Mal mit ihr, Seite an Seite kämpfen. Dieser Gedanke löste ein ungewohnt vertrautes Gefühl in ihm aus.   Akaya schnappte sich Moes freie Hand und drehte eine Art kurzes Tänzchen mit ihr, um so einem Angriff auszuweichen. Das war haarscharf. Beinahe wären sie Beide einem explosivem Angriff zum Opfer gefallen. Jener war wie eine Art Startschuss, da danach ein großer Kampf ausbrach. Für Moe bedeutete dies, ihr Schutzschild immer hin und her wechseln zu müssen. Bei dieser Menge an Gegnern, konnten sie ihre Augen schließlich nicht überall haben. Deswegen wurden sie auch des öfteren getroffen….   Moe einmal so heftig, dass sie mit Wucht, kopfüber ins Wasser flog. Nur knapp über die scharfen Felsen hinweg. Akaya hatte all das nur im Augenwinkel gesehen und ließ seinen Blick unruhig auf der Stelle der Wasseroberfläche ruhen, in der sie gerade verschwunden war. Ihre Glefe steckte, mit der Klinge, zwischen den Steinen. Akayas Muskeln spannten sich an. Weshalb tauchte sie nicht wieder auf? Er presste seine Kiefer aufeinander. Die Wasseroberfläche war ruhig. Zu ruhig. Er trat einen Gegner beiseite, stützte seine Hände auf die Schultern eines Anderen, um somit einen halben Salto über dessen Körper zu machen. Daraufhin setzte er seinen Weg eilig fort und überließ es vorerst seinen Geistern, die Typen zu beschäftigen.   Akaya entfuhr ein leises knurren. Diese Unruhe in ihm, gefiel ihm gar nicht. Während er rannte, entledigte er sich dem oberen Teil seines Yukata – womit er nur noch sein schwarzes Muskelshirt und die Stoffhose trug, welche er bis zu den Waden hochgekrempelt hatte. Er lief über die kleineren Steine und sprang über die Größeren. Letztlich tauchte er mit Schwung, kopfüber ins Wasser ein. Nahe der Stelle, an welcher Moe untergegangen war.   Das so etwas auch ausgerechnet Nachts passieren musste. Glücklicherweise war das Wasser relativ klar und der Mond schien hell. Diese Tatsache würde ihm die Suche nach Moe um einiges erleichtern. Allerdings musste er sie schnell finden…. Er drehte sich um seine eigene Achse, in der Hoffnung irgendetwas erkennen zu können. Aber dort war nichts, außer Leere. Überraschenderweise war das Wasser an dieser Stelle schon ziemlich tief und im unteren Teil wurde alles schwarz. Sollte sie dort gelandet sein….   Bei diesem Gedanken, schnürte sich Akayas Brust zusammen. Es ähnelte dem Schmerz, welchen er empfand, als sie bei den Schlossruinen waren. Ihm ging die Luft aus, weshalb er wieder auftauchen musste. An der Wasseroberfläche atmete er tief ein und tauchte sofort wieder ab. Er musste sich beeilen. Sie durfte nicht zu lange ohne Sauerstoff bleiben…. Verdammt, sie konnte doch nicht einfach verschwunden und so schnell abgesunken sein! Oder versuchte er sich das nur einzureden, um sich selbst zu beruhigen? Er spürte, wie eine Panik in ihm aufstieg, die er zuvor nicht kannte. Doch wenn er jetzt panisch wurde, wäre Moe verloren. Aber er sah sie einfach nirgends….   Plötzlich bemerkte er ein funkeln um Augenwinkel. Jenes bekam schlagartig seine Aufmerksamkeit. Es war einige Meter von ihm entfernt. Er verengte seine Augen ein wenig, da es an der Stelle ziemlich düster war. Das Funkeln kam von Moes Kette! Sofort schwamm er im Eiltempo in die Richtung und erkannte bald Moes Silhouette – wenn auch schwach. Er bekam ihren Arm zu fassen und zog sie an sich, um danach schnell noch oben zu schwimmen. Ihm ging allmählich selbst die Luft aus. Das wurde verdammt knapp. Aber er schaffte es und zog den Sauerstoff an der Wasseroberfläche tief in seine Lunge, ehe er etwas husten musste. Mit einem Arm hielt er Moes Kopf über Wasser und schwamm auf dem schnellsten Weg zum Ufer. An eine Stelle, an der vermehrt Kieselsteine lagen.   Akaya zog Moe aus dem Wasser und ließ sich, neben sie, auf die Knie fallen. Sie war schon eiskalt, er musste sich beeilen. Daher begann er ohne zu zögern mit dem Beatmen und der Herzdruckmassage. „Wehe du stirbst mir hier jetzt weg! Bleib gefälligst an Leben, wenn du auf das Leben Anderer aufpassen willst!“ Akaya könnte sich selbst für diese Worte beschmunzeln, wenn ihm diese Situation – aus welchen Gründen auch immer – nicht so nahe gehen würde. Während der Beatmung, bemerkte er eine stark blutende Platzwunde an Moes rechter Stirnseite. Deshalb landete sie also bewusstlos im Wasser.   Ein herablassender Lacher trat über seine Lippen. Dass er als Todeswächter jemanden so sehr am Leben halten wollte...war das nicht wieder seiner Natur? Zumal er sich seinen ersten Kuss mit einer Frau, nicht unbedingt auf diese Weise gewünscht hätte. Auf diesen Gedanken hin, verschloss er Moes Lippen erneut mit seinen, um Luft in ihre Lunge zu pumpen. Wenn sie nicht bald atmete, dann….würde gleich ihr Todesdatum erscheinen. Für den heutigen Tag und die momentane Uhrzeit. Ein verzweifeltes Seufzen trat über seine Lippen.   „Jetzt spuck endlich dieses verfluchte Wasser aus!“ Worte, die verzweifelt und verärgert zugleich klangen. Er weitete seine Augen etwas. Als ob sie es gehört hätte, setzte Moe sich mit einem Ruck auf und hustete das gesamte Wasser aus ihren Lungen, woraufhin sie hastig ein und ausatmete. Dies brachte sie erneut zum husten. Wenig später beruhigte sich ihr Atem und sie sah verwirrt zu Akaya, welcher sie perplex musterte. Er war klitschnass – ebenso wie sie selbst. Dann hatte sie also doch nicht nur mit voller Wucht einen gegen den Kopf bekommen, sondern war tatsächlich im Wasser gelandet.   „Entschuldige….ich habe nicht aufgepasst. Aber, danke für die Rettung.“, lächelte sie verzweifelt. Dieses erlosch jedoch sofort, als sie seinen merkwürdigen Gesichtsausdruck sah. Er wirkte auf eine komische Weise besorgt, verärgert und verzweifelt zugleich. Sie kam nur dazu, seinen Namen auszusprechen, da er sie in seine Arme zog und fest an sich drückte. Ihr Herz schlug sofort merklich schneller und ein Rotschimmer zierte ihre Wangen. Was hatte er denn plötzlich?   „Von wegen.“, trat es knapp über seine Lippen. „Du hast nicht aufgepasst? So ein Quatsch! Bevor du ins Wasser geflogen bist, hätte mich fast ein Angriff getroffen, der aber von mir abgeprallt ist…. Diesen Schlag hätte ich aber wesentlich besser weg gesteckt, wie du deinen! Warum machst du so etwas derartig unvernünftiges?“ Akaya verstand es selbst nicht ganz, aber seine Tonlage konnte sich einfach für keine Gefühlslage entscheiden. Moes bis eben verwunderter Ausdruck hingegen, wurde weich. Ihre Annahme bestätigte sich gerade. Akaya würde niemals jemanden einfach so sterben lassen. Sie schlang ihre Arme um seinen Oberkörper und lehnte ihren Kopf seitlich an seine Brust. Sein Herz schlug extrem unruhig. War es komisch, dass es sie freute, solche Gefühle in ihm auszulösen?   Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Ihre Beziehung schien wirklich kompliziert zu sein. Immerhin spürte sie von Anfang an eine Bindung zu diesem unmöglichen Chaoten, die sie sich selbst nicht erklären konnte. Mal stritten sie, dann kabbelten und neckten sie sich, lachten zusammen oder es passierte so etwas, wie jetzt gerade. Aber zumindest, fror sie nun nicht mehr. Was nicht unbedingt nur an seiner Körperwärme lag. Sie genoss seine Nähe. Leider viel zu sehr, ihrer Ansicht nach. Akaya hatte so viele Facetten. Welche davon, entsprach wohl seinem wahren Ich?   Moes Herz schlug prompt schneller, als sie spürte, dass Akaya sein Gesicht etwas in ihren Haaren vergrub, welche aus ihrem – inzwischen schief hängendem – Dutt gelöst hatten. Auch seine Berührungen fühlten sich auf einmal wesentlich sanfter an und hinterließen eine kribbelnde Wärme auf ihrem Körper. Sollte dieser Chaot wirklich eine derart liebevolle und zarte Seite an sich haben? Der Trottel, der immer machte, was er wollte? Sie mit seinen blöden Sprüchen, ständig in Verlegenheit brachte? Waren diese Menschen wirklich ein und die selbe Person?   Akaya seufzte gefrustet auf, was Moe kurz irritierte. „Sag mal, hast du uns jetzt lange genug beobachtet, Paps?“ Als Moe das hörte, schoss ihr sofort, gefühlt, ihr gesamten Blut in den Kopf. Und tatsächlich, Ren trat unschuldig Lächelnd, hinter einem Baum hervor, welcher ein paar Meter von ihnen entfernt stand. Akaya lockerte seine Umarmung und schielte vielsagend zu seinem Vater zurück. „Findest du das nicht ein bisschen abartig, deinem eigenen Sohn nachzuspionieren?“ „Naja, ihr wirktet gerade so zufrieden, da wollte ich nicht stören~.“, lächelte Ren weiter. Noch während er das sagte, erhob sein Sohn sich und zog Moe mit sich. „Ihr war nur kalt und ich wollte sie wärmen. Interpretiere da nicht unnötig viel hinein. Gib ihr mal lieber ein Tuch, was sie auf ihre Platzwunde drücken kann.“, moserte Akaya. Sein Vater lächelte und drückte verzweifelt eine Augenbraue nach unten. Allerdings kam er seiner Bitte dann doch nach und übergab Moe ein Tuch, welches sie dankend annahm und an ihre rechte Stirnseite presste.   „Die Anderen kümmern sich vermutlich um unsere netten Freunde?“, lenkte Akaya seinen Blick in die Richtung, aus der er ursprünglich kam. Allerdings lag der Teil des Ufers ein ganzes Stück entfernt – wie ihm erst jetzt auffiel. War er wirklich so weit geschwommen? Ren nickte „Ja. Luchia, Hikage und Kano nehmen sich gerade ihrer an. Deine Mutter ist bei Akemi geblieben.“ „Aber woher wusstet ihr, dass wir angegriffen werden?“, interessierte es Moe. „Naja, ihr seid einfach nicht zurück gekommen. Da haben wir uns sorgen gemacht.“, entgegnete Ren ruhig. „Bullshit.“, meinte Akaya knapp. Er griff nach Moes freier Hand und zog sie sanft mit sich. „Ich war oft eine Nacht lang weg und du hast keine Suchorgie veranstaltet.“ Er zog Moe auf seine Arme, da sie kaum laufen konnte. Akaya war zwar auch ziemlich erledigt, ließ sich das aber sicher nicht anmerken. So weit käme es noch. Anschließend ging er den Weg entlang, der zu der Stelle führte, an der er zuvor ins Wasser hechtete.   Ren sah ihnen stumm nach. „Denkst du, du solltest Akaya wirklich gar nichts erzählen?“, Aya trat hinter einem weiteren Baum hervor und betrachtete ihren Mann besorgt. Jener begann bitter zu Lächeln. „Nein. Er wird gleich ein Schlachtfeld vorfinden und denken, die Anderen wären das gewesen und nur schon wieder zurück gegangen.“ „Ich denke nicht, dass Akaya so dumm ist. Er ist schließlich ganz sein Vater. Außerdem würde deine kleine Lüge auffliegen, sobald er die Anderen fragt…. Aber das wird er nicht tun, nicht wahr?“, lächele Aya verzweifelt. Der Blick ihres Mannes sprach Bände. Sie ging einen Schritt auf ihn zu, legte seinen Arm über ihre Schulter und ging mit ihm zusammen los. „Komm, lass uns gehen. Du bist erschöpft. Warum musstest du auch so maßlos übertreiben? Und jetzt tu das nicht wieder mit deinem typischen Lächeln ab. Das zieht nicht!“   Doch genau dieses Lächeln, zierte nun Rens Lippen. Seine Frau seufze tadelnd. „Weil du so übertrieben hast, wirst du jetzt wieder länger erschöpft sein. Wenn es um Akaya geht, brennt dir wirklich eine Sicherung durch, was?“ „Naja, ganz so stimmt das nicht~.“, lächelte er weiter. „Ach nein? Wie wäre es denn richtig?“, hob Aya amüsiert eine Augenbraue. Kurz darauf spürte sie den weichen Blick ihres Mannes auf sich ruhen, der ihre Wangen erröten ließ. „Ich denke, das verstehst du selbst, hm~?“ „…..Ja….“, lenkte Aya ihre Augen trotzig und verlegen zur Seite. „Dennoch heiße ich es nicht gut. Aber ich weis auch, dass es manchmal nicht anders geht. Trotzdem….“   Ren betrachtete seine Frau ruhig aus dem Augenwinkel. Von allen Menschen oder Lebewesen in seiner Umgebung, wusste sie am meisten über ihn. Einige Dinge fand sie heraus und andere erzählte er ihr irgendwann. Dennoch überkam ihn manchmal ein schlechtes Gewissen, weil er ihr bei weitem noch nicht alles über sich erzählte. Und obwohl sie das wusste, drängte sie ihn zu nichts.   Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er setzte ihr, während des Gehens, einen liebevollen Kuss auf ihr Haar. Aya schielte schmunzelnd zu ihm auf „Wofür war der denn jetzt?“ „Einfach nur so. Mir war danach, meiner Frau einen Kuss zu geben~.“ „Und dann bekomme ich nur einen auf mein Haar? Das kränkt mich jetzt aber~.“, gab sie überzogen entrüstet von sich. Das wiederum, brachte Ren zum Schmunzeln. Anschließend stoppte er mit ihr zusammen, legte seine freie Hand in ihren Nacken und zog sie sanft zu sich, um liebevoll ihre Lippen, mit den seinen zu verschließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)