Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ 15. Kapitel ----------- Es herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen den Wächtern – welche eindeutig von einer Person verursacht wurde…. Nein, Kano war dieses mal unschuldig. Er bekam diese Laune sogar selbst zu spüren, da er zwischen Akemi und Akaya saß. Sein Nebenmann strahlte eine ziemlich unentspannte Aura aus. Zudem saß er einfach nur dort und starrte aufs Meer. Hakai, der auf seiner anderen Seite verweilte, lächelte verunglückt. Ebenso wie Aya und Ren. Hikage, welcher unter dem Sonnenschirm lag, schielte amüsiert zu der Gruppe. Es war deutlich zu sehen, dass Akayas Laune von Minute zu Minute mehr in den Keller sank.   Akemi betrachtete ihr verarztetes Knie, welches nun von einem großen, weißen Pflaster geziert wurde. Ein leicht trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Schade um das Eis.“ Warum musste sie sich auch auf die Nase legen, kurz nachdem sie den gepflasterten Teil erreichten, der nach dem Strand folgte? Wäre es davor passiert, hätte sie sich das Knie nicht so stark aufgeschürft…. Ein genervtes Seufzen riss sie aus ihren Gedanken und sie sah verwundert zu Kano auf, welcher ihren Blick erwiderte. Anschließend stand er auf und hielt ihr seine Hand entgegen. „Hörst du auf so dämlich drein zu schauen, wenn wir dir ein Eis besorgen? Ich kann deinen unnötig traurigen Blick nicht mehr sehen.“   Akemi blinzelte verwundert, wobei ein leichter Rotschimmer ihre Wangen zierte. Sekunden später breitete sich ein fröhliches Lächeln auf ihren Lippen aus und sie nickte fröhlich. „Ja! Danke Kano.“ Sie legte ihre Hand in die seine, woraufhin er sie behutsam zu sich zog, ihre Hand aber nicht los ließ und sich mit ihr zusammen in Bewegung setzte. „Bilde dir nichts darauf ein. Außerdem nervt mich die momentane Ausstrahlung eines gewissen Todeswächters.“ Er betonte den Rest extra so, dass die gemeinte Person es definitiv hörte, aber leise genug, damit Außenstehende es nicht mitbekamen.   Akaya sah ihnen schmunzelnd nach „Ich weis nicht, was dein Problem ist~.“ „Dann denk darüber nach. Wirklich jeder bemerkt deine miese Laune, Shinkô.“, meinte Kano noch, bevor er mit Akemi außer Hörweite war. „Tz. Was hat der für ein Problem?“, seufzte Akaya nüchtern. „Nii – San…. Leider muss ich ihm zustimmen. Deine Laune ist momentan echt mies.“, lächelte Hakai verunglückt. Sein Bruder richtete seine Blutroten Augen auf ihn. „Sagt doch einfach, wenn ihr mich loswerden wollt~.“, erwiderte der Ältere das Lächeln mit dem seinen – welches wirklich unheimlich wirkte. Daraufhin erhob Akaya sich und ging einfach seiner Wege. „Eh! So war das nicht….“, wollte Hakai ihm nach, wurde aber verbal von seiner Mutter aufgehalten. „Lass ihn. Ich glaube, dein Bruder braucht Zeit nachzudenken. Ich bin mir sicher, dass ihm bewusst ist, dass er gerade alle mit seiner Laune herunterzieht.“, lächelte Aya verzweifelt.   Ren hingegen, sah Akaya stumm nach. Seine grasgrünen Augen, auf den immer kleiner werdenden Rücken gerichtet. Er konnte den Kopf seines Sohnes förmlich rauchen sehen. Als Akaya aufstand, erhaschte Ren einen kurzen Blick auf das Gesicht seines Sohnes. Es war ein Ausdruck, den er nur allzu gut kannte. Damals besaß Akaya ihn häufig, wenn er über Moe nachdachte. Besonders dann, wenn er zu ihm in sein Büro, im Wächterschloss kam… Akaya erfuhr damals erst sehr spät – mit Anfang zwanzig – dass er Rens Sohn war. In einem Alter von gerade mal fünf Jahren, holte er ihn aus der Vergangenheit – in seine damalige Gegenwart. Ein paar Jahre später gewöhnte sich der Junge daran, immer zu ihm zu kommen, wenn ihn etwas bedrückte. Meist setzte Akaya sich einfach auf die Couch in seinem Büro und schwieg erst einmal vor sich hin. Es war also damals schon nicht leicht, etwas aus dem Jungen heraus zu bekommen. Was wohl, zugegeben, seine Gene waren.   Ein Schmunzeln umspielte Rens Lippen. Als Moe damals in ihre Dimension kam – da sie zuvor auf der Erde lebte – war Akaya gerade zwölf Jahre alt. Trotz dessen, stellte die kleine Lebenswächterin, sein Leben gehörig auf den Kopf. Sie war damals – wie heute – ehrgeizig, wusste was sie wollte und ein Dickkopf. Doch auch ein liebevoller und hilfsbereiter Mensch, der viel an die Gefühle anderer Menschen dachte. Zu dem Zeitpunkt kannte Akaya nur Ablehnung durch andere Menschen und Wesen. Aber Moe ging total offenherzig auf ihn zu. Machte sich nicht das geringste aus seinen tödlichen Kräften. Obwohl sie zu der Zeit nicht wusste, dass sie immun gegen diese war. Sie behandelte Akaya immer, wie jeden Anderen auch. Ren wusste noch, wie nervig sein Sprösslings all das zu der Zeit empfand. Dieses Mädchen überforderte ihn schlichtweg.   Ren musste zugeben, dass er damals nicht ahnte, welch eine starke Bindung irgendwann zwischen diesen beiden Wächterkindern entstehen würde. Moe gab Akaya nie auf, egal wie oft er in seine Selbstzweifel verfiel. ….Obwohl es damals einen Zeitpunkt gab, an dem sein Sohn eine Grenze überschritt, weshalb Moe knapp acht Monate auf der Erde – bei ihren Eltern – verbrachte. Kurz nach ihrer Rückkehr bahnte sich der Kampf zwischen ihnen und dem Nichts an, weshalb die Beiden nicht viel Zeit hatten, sich vernünftig auszusprechen….   „Liebling~. Wenn du weiter so verträumt zum Meer starrst, bekommst du gleich einen Sonnenbrand.“, schmunzelte Aya, da sie Ren sichtlich aus seinen Gedanken riss. Jener blinzelte und lächelte unschuldig „Hm~?“ Dabei bemerkte er im Augenwinkel, dass Hakai verschwunden und plötzlich Moe an seiner Stelle saß. Er betrachtete sie verdutzt. War er so sehr in Gedanken, dass er alles um sich herum ausblendete? So wie es aussah, kamen Luchia und Moe zurück, woraufhin Erstere mit Hakai weiterzog. Hikage schien auch mit ihnen gegangen zu sein.   Aya lehnte ihren Rücken an Rens rechte Schulter, damit sie Moe besser ansehen, aber auch gemütlich sitzen konnte. Sie schmunzelte neugierig, weshalb ihr Mann ahnte, was gleich kam. „Und Moe, wie waren die Jungs so, mit denen ihr Unterwegs wart?“ Die Angesprochene betrachtete die Ältere verwundert, ehe sie etwas lachte und sich nach hinten lehnte, wobei ihre Hände als Stützte dienten. Ihre smaragdgrünen Augen richtete sie zum leicht bewölkten Himmel auf. „Ganz in Ordnung. Luchia und ich fanden sie ganz lustig, aber das war es auch schon. Letztlich ging es zwei der Typen darum, ihre Kumpels zu verkuppeln. Daran hatten Luchia und ich aber nicht unbedingt Interesse, weshalb wir beschlossen uns zu verabschieden. Schließlich wollten wir den genannten Jungs keine Hoffnungen machen, indem wir bei ihnen blieben, nachdem wir wussten, worum es geht.“, entgegnete Moe. „Sie nahmen es aber locker auf und bedankten sich für unsere Zeit.“, fügte sie lächelnd hinzu.   Das Lächeln, welches sich während Moes Erzählungen, auf Ayas Lippen bildete, wurde sanft. „Es gibt also doch noch nette, junge Männer.“ „Allerdings. Ich habe da schon ganz andere Dinge erlebt. Einmal war es so schlimm, dass mein Bruder eingeschritten ist, weil ihm all das zu weit ging.“, meinte Moe. In ihrem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass das eher zu ihren unschönen Erinnerungen zählte. Sie wandte sich an das Paar „Aber sagt mal, wo ist eigentlich Akaya abgeblieben? Ich meine, Kano ist uns mit Akemi entgegen gekommen – während er sie wieder wegen irgendetwas getadelt hat. Als wir hier ankamen, ist Luchia gleich mit Hakai und Hikage weiter gezogen.“   „Ihm hat die Sonne wohl nicht so gut getan. Seine Laune ist momentan eher im Keller, weshalb er sich von uns abgekapselt hat.“, hob Aya schmunzelnd eine Augenbraue. Moe legte ihren Kopf leicht schräg „So? Vielleicht sollte ich dann mal nach ihm sehen? Nicht, dass er sonst noch auf blöde Ideen kommt und etwas dummes anstellt.“ Zuzutrauen wäre es ihm schließlich. Ren lächelte „Ich denke, dass ist eine gute Idee. Wir werden so lange weiter unsere Sachen hüten.“ „Gut! Dann will ich mal unseren Trottel suchen gehen~.“, mit einem Satz, stand Moe auf ihren Füßen und machte sich auf die Suche. Auch, wenn sie noch nicht die geringste Ahnung hatte, wo sie mit dieser anfangen sollte….   Nachdem Moe eine Weile orientierungslos am Strand herum lief und Akaya nicht finden konnte, stoppte sie und überlegte, wo er sich aufhalten könnte. Sie schweifte mit ihrem Blick umher und stoppte bei einer gewissen Stelle. Ihre Augen ließ sie auf jener ruhen. Ob er eventuell…. Sie bezweifelte es zwar, wollte es aber auch nicht unversucht lassen, weshalb sie ihren Weg nun zielstrebig fortsetzte.   Nach ein paar Minuten, traf sie bei besagter Stelle ein, die in der Nähe derer lag, an der sie beinahe ertrunken wäre. Sie bereute es gerade, sich nicht zumindest Schuhe übergezogen zu haben. Wenn sie auf den Steinen abrutschte, könnte das schmerzhaft werden. Deswegen war sie umso erleichterter, als sie bei dem Strandteil, mit dem Kies ankam. Der war zwar auch nicht besonders angenehm, aber aushaltbar. Erneut ließ sie ihren Blick schweifen. Ein erleichtertes Lächeln zierte ihre Lippen, als sie Akaya erblickte. Er stand im Schatten eines Baumes und sah einfach aufs Meer hinaus. Seine Hände, in den Hosentaschen seiner Badeshorts.   Sie stellte sich einfach schweigend neben ihn, legte ihre Hände hinter ihrer Hüfte zusammen und folgte seinem Blick mit dem ihren. Moe war sich sicher, dass er sie schon lange bemerkte. Vermutlich sogar, bevor sie ihn überhaupt entdeckte. Als ihr das Schweigen nach einer Weile zu doof wurde, ging sie ein paar Schritte auf das Wasser zu, welches in einem bestimmten Rhythmus, immer wieder gegen den Strand gespült wurde. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. „Hier ist das Wasser, durch die Steine, etwas wärmer wie am Sandstrand.“ Wie Moe sich dachte, ging Akaya nicht auf ihre Aussage ein. Daher betrachtete sie die glänzende Wasseroberfläche stumm, ehe sie weiter ins kühle Nass ging. Sie war sich sicher, dass sie hier in unmittelbarer Nähe, fast ertrunken wäre. Sie erkannte die Umgebung wieder. Das war die Stelle, an der Akaya sie aus dem Wasser fischte. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war das keine besonders schöne Erinnerung….   Moe hielt einen Moment inne, drehte sich zu Akaya um, ging auf ihn zu und griff einfach nach seinem Handgelenk, weshalb jenes aus der Hosentasche rutschte. Anschließend zog sie Akaya behutsam mit sich und lächelte ihm entgegen. „Wenn etwas von einer bösen Erinnerung überschattet wird, sollte man es mit einer schönen überschreiben – insofern man die Möglichkeit hat. Denkst du nicht?“ Akaya blinzelte verdutzt, ehe ein belustigtes Grinsen seine Lippen umspielte. „Sonst hast du keine Probleme? Hast du denn kein mulmiges Gefühl dabei, diesen Ort erneut zu betreten?“ „Ach wie wo. Erstens kann ich schwimmen – und zweitens bist du doch bei mir. Also wird mir schon nichts passieren.“ Der Ältere hob fraglich eine Augenbraue. Na, er wusste ja nicht recht. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das nun leichtsinnig, naiv oder mutig finden soll? Immerhin bin ich der Tod?“ „Wahrscheinlich ist es eine gesunde Mischung aus allem?“, schmunzelte Moe, ließ von seiner Hand ab und begann zu schwimmen.   Akaya beobachtete sie mit Adleraugen. Kurzzeitig fragte er sich, worüber er sich eigentlich den Kopf zerbrach? Immerhin hatte sie recht. Sie konnte schwimmen. Das letzte Mal war es dunkel und sie verlor wegen einer Kopfverletzung das Bewusstsein. Und trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Warum überkam ihn nur das Gefühl, dass ihm all das mehr zusetzte, wie Moe? Jene riss ihn aus seinen Gedanken, als sie nach ihm rief. „Was ist jetzt? Bist du etwa plötzlich wasserscheu?“ Ein Grinsen schlich sich auf seine Mundwinkel. Von wegen. Er sprang schräg ins Wasser und tauchte ein. Nur, um wenig später Moe unter Wasser zu verfolgen – was mit einer satten Kabbelei endete.   Später erkundeten sie die Unterwasserwelt an diesem Ort – schließlich konnten sie dieses mal etwas erkennen. Allerdings musste Akaya zugeben, dass er seine Augen weniger auf seine Umgebung, wie auf Moe richtete. Die Sonneneinstrahlung im Wasser, umschloss ihren Körper immer wieder. Was ihre Gestalt anmutig und wunderschön wirken ließ. Also noch schöner, als eh schon… Akaya seufzte innerlich. Schon wieder solche Gedanken. Dazu noch dieses verflixte kribbeln im Bauch…. Sekunden später wurde ihm bewusst, dass er allmählich Luft holen sollte – was er demnach schnell tat. Oben angekommen, tauchte Moe kurz nach ihm auf und lächelte ihm entgegen. „Ich habe noch nie so viele verschiedene Fische gesehen. Faszinierend, oder?“ „Eh, ja….“, wich der Angesprochene ihrem Blick aus. Er achtete schließlich nicht gerade viel auf die Unterwasserwelt. Während er das tat, bemerkte er eine Veränderung in ihrer Umgebung.   Etwas war anders….aber was? Alles sah noch aus wie zuvor…..daher musste es mit einer magischen Energie zu tun haben. Sie war ihm unbekannt und wirkte nicht unbedingt freundlich gesinnt. Er fixierte sich so sehr auf seine Umgebung, dass Moe um ihn herum schwimmen konnte, ohne dass er das bewusst wahrnahm. Seine blutroten Augen fixierten eine bestimmte Stelle im Gestrüpp. Dort musste derjenige sich aufhalten, definitiv. Aber weshalb beobachtete er sie nur? Und irgendetwas störte ihn an der Aura des Beobachters. Ihm war nur nicht ganz klar, was es war.   „Akaya? Ist dahinten etwas?“, kam Moe neben ihm zum halten und folgte seinem Blick mit dem ihren. Ein hauch Sorge lag in ihren Augen, was vermutlich daran lag, dass er so stur in die eine Richtung blickte. Akaya ließ seinen Blick auf ihr ruhen, wobei ein verzweifeltes Schmunzeln seine Lippen umspielte. „Alles in Ordnung. Was hältst du davon, wenn wir ein Wettschwimmen zum Sandstrand machen?“ Moe betrachtete ihn nachdenklich. Sie blickte noch einmal zum Gestrüpp zurück und danach wieder zu ihm. Sie hob belustigt – wenn auch noch etwas bedrückt – ihre Augenbraue. „Weist du eigentlich, wie weit das ist? So heiß bin ich dann doch nicht darauf, eventuell wieder unter zu gehen~.“   Während sie das sagte, richtete Akaya seine Aufmerksamkeit auf den Sandstrand. Er musste zugeben, dass sie damit wohl nicht unrecht hatte. Doch sein Gefühl sagte ihm, dass sie – wem auch immer – nicht zu nahe kommen sollten. Er strahlte eine düstere und gefährliche Aura aus… Er glaubte sogar, dass sie noch schlimmer geworden war. Deshalb ging er fast davon aus, dass es sich bei demjenigen um ein Shōsan Shinai Mitglied handeln musste. Und wieder waren Moe und er alleine an einem Ort. Ihr skurriles Date zeigte ja schon, dass diese Kombination, keine gute war….   „Akaya, sprich mit mir.“ Der Angesprochene blinzelte verdutzt und blickte daraufhin in zwei smaragdgrüne Augen, die ihm ernst entgegen blickten. Ein verunglücktes Grinsen schlich sich auf seine Lippen „Was meinst du?“ Nach seinen Worten, seufzte die Jüngere und schielte zu dem Gestrüpp. „Ich bin nicht dumm, Akaya. Du magst deine Gefühle zwar häufig verbergen, aber dein starrer Blick sprach fast Bände. Außerdem bin ich auch eine Wächterin und habe unseren Zuschauer sehr wohl bemerkt. Ich besitze zwar nicht deine Beobachtungs- und Auffassungsgabe, doch magische Auren nehme ich sehr wohl wahr.“ Moe griff im Wasser nach Akayas Hand und zog ihn etwas mit sich, sodass sie stehen konnten. Anschließend ließ sie ihre Augen, auf den seinen ruhen und lächelte leicht.   „Diese Ketten sind eine große Bürde, ja. Aber unsere Vorgänger verdienen es, dass wir auf sie acht geben. Immerhin haben sie ihr Leben gelassen, um vielen Unschuldigen das Leben zu retten. Es mag ihnen mit Hass und Verachtung gedankt worden sein, aber mein Gefühl sagt mir, dass ihnen selbst das gleich wäre. Sie wollten das beschützen, was sie liebten.“, sie drückte seine Hand etwas unter der Wasseroberfläche. „Weist du, ich denke, ich verstehe sie. Um meine Familie zu beschützen, würde ich auch alles geben. Doch….wenn man das eigene Leben wegwirft, kann man niemanden mehr beschützen. Das haben mir meine Eltern – und besonders mein Vater – häufig eingetrichtert. Wenn wir die beschützen wollen, die uns wichtig sind, müssen wir auch auf uns selbst acht geben. Andererseits…glaube ich, dass das nicht immer möglich ist.“, erneut unterbrach sie ihren Satz und sah wieder zu Akaya auf.   „Und besonders wenn ich dich ansehe, überkommt mich dieser Zweifel. Warum denkst du, mag das so sein?“ Akaya hörte ihr stumm zu. Schon wieder dieser Schmerz in der Brust. Er wich ihrem Blick aus und entzog ihr seine Hand – bekam dabei natürlich ihre Enttäuschung im Augenwinkel mit. Eine Tatsache, die den Schmerz in seiner Brust nur verstärkte. Dennoch…. „Ich habe keine Ahnung, was du meinst. Du musst das doch wissen, nicht ich.“, entgegnete er lediglich und das harscher, wie er wollte. Natürlich blieb die entsprechende Reaktion nicht aus. „Gut, wie der Herr Sturkopf meint! Dann versinke eben in deinen negativen Gedanken und mach dein Ding allein! Das ist mir zu anstrengend! Was man macht, es ist verkehrt!“, ließ Moe Dampf ab wollte gehen, hielt aber inne und bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust, wobei sie ihre smaragdgrünen Augen starr auf die seinen richtete. „Und hör verdammt noch einmal damit auf, mich ständig zu dir zu ziehen und wieder wegzustoßen! Denkst du, mir fällt das nicht auf? Entscheide dich endlich, was du willst, Akaya. Ich bin keine Puppe.“   Ihre letzten Worte, bevor sie ging, drangen wie ein großer, spitzer Nagel in Akayas Brust. Jene schmerzte dadurch nicht unbedingt weniger… Er sah ihr wortlos nach, ehe er sich mit einer Hand, durch die immer noch nassen Haare fuhr. „Tz. Was spielt die sich eigentlich so auf? Zu mir ziehen und von mir stoßen? Hat sie heute einen Anker gefrühstückt oder tut ihr die Meeresluft nicht gut?“ Er lenkte seine Augen auf das Gestrüpp. Die unbekannte Aura war verschwunden.   Und er wieder allein. Mit seinen Gedanken. Was sich in letzter Zeit auch als ungünstige Konstellation herausstellte….   Er seufzte tief und betrachtete den schwarzen Handschuh, der seine Hand umschloss. Ihm kam es so vor, als wären sich sein Herz und sein Kopf uneins. Er betrachtete die kleiner werdende Silhouette von Moe.   Warum schien sein Herz so verdammt viel für sie zu empfinden, obwohl sein Kopf sie erst seit einem knappen Monat kannte? Das verwirrte und verunsicherte ihn sogar. Er hatte Gefühle, die er zuvor nicht kannte. Sie fühlten sich so tief und echt an…..was aber prinzipiell unmöglich war. Und doch suchten seine Augen immer ungewollt nach ihr. Immer und immer wieder. Zumal es ihm sogar seine Laune vermieste, wenn sie mit anderen Typen wegging.   Akaya legte frustriert eine Hand an die Hüfte. Er musste das unbedingt unter Kontrolle bekommen. Vielleicht hatte sie recht. Er sollte sich entscheiden. Also würde er sie ab jetzt meiden. Immerhin schienen ihre Gefühle wegen ihm nicht so auf dem Kopf zu stehen. Weshalb sollten sie auch? Er sah an sich herunter und nahm den Anhänger seiner Kette zwischen die Finger. Ja…..es war das Beste so.   ~~   Moe stoppte nach einiger Zeit und sah bedrückt zurück. „Nicht mal den Anstand mir nachzulaufen hat er…. Andererseits ist mein Temperament wohl mit mir durchgegangen…. Vielleicht sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Immerhin habe ich ganz schön grenzwertige Dinge gesagt. Woher kam nur plötzlich diese Verärgerung?“, verstand sie sich selbst nicht. Doch womit sie am wenigsten rechnete, war eine Antwort.   „Wenn ich es dir erzähle, schließt du dich uns dann an?“, erhob sich eine ruhige Stimme hinter ihr. Sie weitete ihre Augen etwas und drehte sich rasch um. Dicht hinter ihr stand plötzlich ein junger Mann, mit langen, orangenen Haaren – welche er zu seinem Zopf gebunden hatte. Sein Blick fixierte sie zwar, wirkte aber vollkommen ruhig. Unter seinem rechten Auge befand sich die selbe umgedrehte 14, wie auf den Mänteln der Shōsan Shinai. Moe schluckte schwer. Wie war er so nah an sie heran gekommen, ohne dass sie das bemerkte? Oder warum zeigte sich plötzlich einer von ihnen? Das ergab für sie überhaupt keinen Sinn.   „Was hätte das für eine Logik? Ihr hasst uns Wächter doch, oder liege ich da falsch?“, hob sie skeptisch eine Augenbraue und versuchte ein paar Schritte zurück zu gehen. „Nein. Das ist Korrekt. Aber jemanden wie dich könnten wir im Team noch gebrauchen – mit deinen Schilden. Immerhin sind es die stärksten, die es gibt. Die besten Barrieren verlieren gegen das Schild eines Lebenswächters. Besonders gegen deines.“, meinte der junge Mann ruhig. „Warum ausgerechnet meines?“, verstand Moe nicht recht, schüttelte jedoch ihren Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. „Ist auch völlig egal! Ich werde mich euch Verehrern des Nichts sicher nicht anschließen! So weit käme es noch!“ Sie wollte zurückweichen, wurde allerdings am Handgelenk gepackt. So schnell, dass sie nicht reagieren konnte.   „Dann tut es mir leid.“ Auf diese Worte hin, wollte Moe verwirrt etwas erwidern – doch alles um sie herum wurde schlagartig schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)