Sunpō no Gādian von Jayle (a distant Dream) ================================================================================ 22. Kapitel || Die Heilkundige || --------------------------------- Ren beobachtete Akaya dabei, wie er wie verrückt – auf einen Kopf hohen Baumstumpf einschlug. Sein Sohn widmete sich die letzten Tage ständig seinem Training. Zudem ging er auffällig einer bestimmten Person aus dem Weg. Jedes mal wenn Moe versuchte, sich ihm anzunähern oder mit ihm zu unterhalten, fiel ihm eine Ausrede ein. Mochte sie auch noch so dämlich klingen.   „Was denkst du, hat das zu bedeuten, das Akaya sich so komisch verhält?“, gab Aya besorgt von sich, als sie neben ihrem Mann stoppte. Ihre Augen, auf ihren Sohn gerichtet. Ren dachte kurz über diese Frage nach und lächelte ironisch „Du wirst es nicht glauben, aber da bin ich tatsächlich überfragt. Damals wollte er Moe auch von sich fern halten…..aber momentan meidet er sie ja vollkommen. Dabei gibt Moe sich wirklich alle Mühe. Inzwischen ist die Enttäuschung und Ratlosigkeit gut in ihrem Gesicht zu erkennen.“ Aya sah aus dem Augenwinkel zu ihm auf, ehe sie sich wieder ihrem Sohn zuwandte. „Das wundert mich nicht. Ihr wurde das Herz gebrochen. Ohne das sie weis, aus welchem Grund. Zudem scheint sie momentan von fürchterlichen Alpträumen verfolgt zu werden. Vor einigen Tagen fand ich sie vor, wie sie hier auf den Holzdielen saß und vollkommen aufgelöst den Mond betrachtete.“   Ren sah zu Aya herunter. „Ich bezweifle, dass sie da die Einzige ist. Kano wirkt momentan ebenfalls ziemlich schlecht gelaunt. Also noch wesentlich schlechter, als sonst und Akemi wirkt bedrückt. Was mich darauf schließen lässt, dass auch Akaya nicht verschont bleibt. Das wiederum könnte sein Verhalten erklären.“ Seine Frau erwiderte seinen Blick Erkenntnis geprägt. „Willst du damit andeuten, dass sie durch schlimme Erinnerungen von damals heimgesucht werden?“ Ren nickte, ehe ein bitteres Lächeln seine Lippen umspielte. Er sah wieder zu Akaya, welcher sich gerade den Schweiß mit einem Handtuch abtupfte und etwas trank.   „Der Schutz der Erde ist kaum noch zu spüren. Scheinbar hat das Auswirkungen auf die Vier. Sie können sich zwar an nichts erinnern und doch werden sie von ihren schlimmsten Erinnerungen, die sie in ihrem vorigen Leben machten, verfolgt. Ohne das genau zuordnen zu können. Es sind einfach Bilder und Geschehnisse, die für sie keinen Sinn ergeben. Würden sie darüber sprechen, könnten sie vermutlich das Puzzle zusammen setzen.“, meinte er ruhig, doch Aya konnte genau den ernsten Schimmer in seinen Augen erkennen. Sie folgte schließlich seinem Blick, mit ihrem. „Was tun wir, wenn der Schutz um die Erde vollkommen verschwindet? Denkst du, die Dimensionen sind schon wieder stark genug, den Schutz selbst aufrecht zu erhalten? Immerhin….“ „Du meinst, gerade die vier Wichtigsten wirken momentan nicht so, als könnten sie das schaffen?“, schmunzelte Ren, weshalb seine Frau verdutzt zu ihm aufsah.   Er lächelte „Dann unterschätzt du sie aber gewaltig. Der Schild um die Erde, den sie damals errichteten, hat nun bald sechsundvierzig Jahre gehalten. Obwohl Akaya Moe zuvor aus dem Kreis warf und Kano die Zeit auf der Erde sechsundzwanzig Jahre stoppte. Wenn man dazu bedenkt, dass die Vier damals zwar stark waren, aber noch nicht ihre gesamten Kräfte entfesselt hatten….“ Aya hielt bedächtig inne. Wenn man es so betrachtete….. Erneut blickte sie aus dem Augenwinkel zu ihrem Mann. Müsste man die stärksten Wächter nach Stärke sortieren….würde es wohl wie folgt aufgereiht werden – Ren, Akaya, Kano, Moe und Akemi. Dabei wussten letztere Vier noch nicht einmal, wie mächtig sie eigentlich waren. Geschweige denn, dass sie ihre Dimensionen Personifizierten…. Noch dachten sie, sie seien ‚normale Wächter‘.   Sie lächelte besorgt „Du hast recht. Aber warum müssen sie dann wieder gequält werden? Warum werden sie von Dingen verfolgt, an die sie sich nicht einmal erinnern können. Das ist doch nicht gerecht. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie es in ihnen aussehen muss…. Diese unerklärlichen Gefühle, die diese Alpträume in ihnen auslösen müssen.“ Ren musterte Aya ruhig. Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. „Du wirkst, als wüsstest du, wovon du sprichst.“ Die Angesprochene zuckte ertappt zusammen. „Natürlich weis ich das. Nur das ich meine Erinnerung nicht verloren habe. Shiro, Kaede, Hakai, Luchia und selbst Seitoshi ging es vermutlich genauso. Aber wir wurden von unseren Erinnerungen – mehr oder weniger aufgeklärt – warum uns diese Träume heimsuchen. Bei den Vieren ist das nicht so. Sie müssen mit diesen unerklärlichen Gefühlen leben.“   „Du hast recht, das müssen sie. Aber sie werden es schaffen und es wird sie stärker machen. Jeder von ihnen wird auf seine eigene Art und Weise mit dieser Erfahrung umgehen. Ob diese Methoden nun gut sind oder schlecht, wird die Zeit zeigen. Fakt ist nur, dass ihnen das nicht grundlos passiert.“, erhob Ren seine Stimme. „Du denkst also, das Schicksal wollte es so?“, vermutete Aya. Ihr Mann lächelte wissend „Vielleicht?“ Sie stutzte. Wusste er etwa mehr wie sie? Nein. Er vermutete etwas. Aber was?   Darüber konnte sie sich allerdings keine Gedanken mehr machen, da plötzlich Aufruhr herrschte. Sie tauschte kurz mit Ren Blicke aus, ehe sie nickten und losliefen.   Auf ihrem Hof angekommen, blinzelten sie verwundert. Jedoch änderte sich dies, als sie die schweren Verletzungen der Person bemerkten, die nur unweit von ihnen stand. Ein erleichtertes Lächeln umspielte die Lippen der jungen Frau. „Gefunden.“ Danach brach sie auf der selben Stelle zusammen.   Akemi eilte sofort zu der Unbekannten. Ihre langen, rotbraunen Haare musste sie erst einmal von deren Körper streichen, um sich einen Überblick verschaffen zu können. Akemi schluckte hart. „Sie hat viele tiefe, entzündete Schnittwunden. Nach deren aussehen zu urteilen, ist sie eine ganze Weile mit diesen Wunden herumgelaufen. Außerdem….“ „Sieht das nach Seis Werk aus.“, beendete Kano kühl den Satz der Jüngeren. Jene nickte bitter „Ja.“ Anschließend nahm Kano die Unbekannte auf seine Arme und verschwand mit Akemi zusammen im Anwesen.   Die Anderen sahen ihnen nach. „Dann hat sie uns also wirklich gesucht.“, schlussfolgerte Moe besorgt. Kaede verengte ihr Auge „Sie hat ein Paktmal, in der Mitte ihres linken Unterarms.“ Moes Augen weiteten sich etwas, ehe sie zu der Tierdämonin aufsah „Soll das heißen, die Kerle haben schon wieder jemanden entführt!?“ Die Angesprochene stemmte eine Hand an ihre Hüfte „Scheinbar. Diese junge Frau hat noch den deutlichen Geruch einer anderen Person an sich.“ Moe schwieg betroffen, da sie wusste, was das für die entführte Person bedeutete. Sie seufzte besorgt und bemerkte wenig später Akaya, der von der Ecke des Hauses zu ihnen sah. Jedoch machte er sofort kehrt, als er ihren Blick bemerkte. Sie verkrampfte ihre Hände etwas.   „Mach dir nichts draus. Der Kerl ist ein Idiot.“, meinte Kaede trocken und ging ihrer Wege. Moe aber, sah ihr verblüfft nach. Anschließend bildete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. So war Kaede halt, wenn sie sich um jemanden sorgte. Die einzige Ausnahme schien dabei tatsächlich nur Seitoshi zu machen. Moe verstand zwar immer noch nicht genau die Zusammenhänge von allem, aber eines war ihr die letzte Woche bewusst geworden. Kaede war eine wahrhafte Wolfsmutter. Moe war überzeugt, dass Kaede für den Jungen sogar sie zurücklassen würde. So waren Wölfe eben. Ein Leben lang treu und beschützen ihre Welpen mit ihrem Leben, wenn es sein musste.   Aber zum Glück ließ Kaede Seitoshi endlich mal unbeaufsichtigt ziehen. Was vielleicht auch daran lag, dass er gerade mit Shiro im Städtchen war. Moe bereute es keine Sekunde, für diesen Jungen ihr Leben riskiert zu haben. Er war aufgeweckt, neugierig, hilfsbereit und freundlich. Ab und an etwas frech, was aber an seinem Alter von dreizehn Jahren liegen könnte. Zudem schien es Kaede seit seiner Ankunft wesentlich besser zu gehen. Als ob sich etwas in ihrem Inneren endlich beruhigt hatte.   …… [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Am nächsten Morgen kam die unbekannte, junge Frau wieder zu sich.[/LEFT] [LEFT]Sie stellte sich als Kairyū Megumi vor.[/LEFT] [LEFT]Ihr Familienname sagte Ren sofort etwas. Der Kairyū – Clan gehörte zu den stärksten der Wasserdämonen. Jene kämpften damals auch tapfer an der Seite der Wächter. Allerdings…..hörte er das der Clan vor zehn Jahre ausgelöscht worden sei.[/LEFT] [LEFT]Dem stimmte Megumi traurig lächelnd zu. Sie betrachtete mit ihren strahlend, hellblauen Augen – was ein Zeichen dieses Clans gewesen war – ihre verbundenen Arme.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Das ich damals meine Familie verlor, war schlimm….. Aber das ist gerade nicht wichtig. Diese Kerle von der Shōsan Shinai haben Natsuki mitgenommen. Ich war total machtlos gegen sie….“, ihre Hände verkrampften sich in dem Stoff ihrer Decke. „Letztlich hat Natsuki mich beschützt, indem sie sich vor mich stellte und sich mitnehmen ließ. Obwohl sie keinerlei magische Fähigkeiten besitzt, macht sie immer so dumme Dinge….“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Anwesenden stutzten. Keinerlei magischer Fähigkeiten?[/LEFT] [LEFT]„Aber was könnten sie dann von deiner Freundin wollen?“, hockte Moe sich neben sie und strich Megumi beruhigend über den Rücken.[/LEFT] [LEFT]Akaya lehnte indessen an der Wand und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine blutroten Augen, auf der Verletzten ruhend.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Megumi lächelte verzweifelt „Sie gehört dem Igaku – Clan an. Auch dieser wurde vor zehn Jahren ausgelöscht. Er bestand aus Menschen ohne Fähigkeiten, jedoch war ihr Wissen über Heilkunde dafür umso größer. Neben der Lichtwächterin, gibt es keine besseren Mediziner wie sie. Natsuki ist nun die letzte Überlebende mit diesem Wissen.“[/LEFT] [LEFT]„Verstehe….“, huschte es besorgt über Moes Lippen. Wollten sie nun auch die Letzte vom Igaku – Clan auslöschen?[/LEFT] [LEFT]„Aber wenn ihr aus so unterschiedlichen Familien kommt, wie habt ihr euch dann getroffen?“, interessierte es Aya.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Megumi verkrampfte ihre Hände erneut etwas. Ein ironisches Lächeln zierte ihre Lippen. „So, wie das damals eben war. Keiner von uns wusste, weshalb ausgerechnet wir verschont wurden. Wir landeten zusammen, bei einem reichen Adeligen, auf der Insel Sola. Wir wurden von bösartigen Dämonen verkauft, wie ein Stück Vieh. Vermutlich zahlte der Adelige so viel, weil wir die letzten Beiden dieser Clans waren. Uns wurden unsere Familien genommen, als wir zehn Jahre alt waren. Wir wurden verkauft und in einer Villa eingesperrt. Durften nur heraus, wenn der Kerl uns präsentieren wollte. Dann gelingt uns nach zehn Jahren endlich die Flucht und wir werden angegriffen, kaum das wir Festland betreten.“ Sie schluckte schwer, ehe sie ihre Augen über die Gruppe schweifen ließ „Bitte helft mir. Natsuki ist wie eine Schwester für mich. Ich will sie nicht auch noch verlieren.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Natürlich helfen wir. Immerhin gehört ihr doch zu unseren Verbündeten~.“, lächelte Ren und sah auf ihren rechten Oberarm.[/LEFT] [LEFT]Diesem Blick folgten die restlichen Anwesenden mit den ihren.[/LEFT] [LEFT]Tatsächlich. Auf dem Oberarm befand sich eine kleine Sieben.[/LEFT] [LEFT]Sie gehörten also zu den Seven Shadows.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ihr gehört zu der Gruppe meines großen Bruders? Aber wie….“, verstand Moe nicht recht.[/LEFT] [LEFT]Megumi lächelte, während sie ihren Blick erwiderte „Er war damals wegen einem Auftrag auf Sola. Da haben wir uns getroffen und wurden aufeinander Aufmerksam, weil Natsuki sich gerade mit irgendwelchen Wichtigtuern anlegte, da diese schlecht über Wächter sprachen.“[/LEFT] [LEFT]Die Jüngere erwiderte das Lächeln voller Erkenntnis.[/LEFT] [LEFT]„Ich werde meinen Bruder über alles Informieren. Schließlich wollte ich ihm eh mal wieder schreiben.“[/LEFT] [LEFT]„Vielen Dank.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ~ • ~ [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich bleibe dabei – nein.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata lehnte seitlich am Türrahmen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine blutroten Augen ließ er auf der Gleichaltrigen ruhen.[/LEFT] [LEFT]Ihre dunkelblauen Augen durchbohrten ihn förmlich – zumal diese durch ihre blonden Haaren deutlich hervor stachen. Ihren Pony hatte die Gleichaltrige zur rechten Seite geflochten. Zudem schlugen ihre Haare, ab ihrem Hinterkopf, leichte Wellen – auch wenn diese noch etwas zerzaust wirkten.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ganz schön gewagt, sich hier so aufzuspielen, dafür dass du keinerlei Kräfte besitzt.“, meinte er nüchtern.[/LEFT] [LEFT]„Na und? Ich werde bestimmt nicht das Auge von diesem Kerl behandeln! Er hat Megumi übel zugerichtet und hätte sie getötet, wäre ich nicht dazwischen gegangen! Außerdem steht ihr den Wächtern feindlich gegenüber.“, entgegnete Natsuki.[/LEFT] [LEFT]Arata fixierte sie mit seinen Augen „Soll ich Sei noch einmal zu ihr schicken?“ Es wunderte ihn, dass diese Drohung bei ihr scheinbar keinerlei Sorge auslöste.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Von mir aus. In seinem Zustand wird er nicht gegen alle Wächter ankommen. Denn da wird sie sich jetzt befinden.“[/LEFT] [LEFT]„Warum bist du dir dabei so sicher?“[/LEFT] [LEFT]„Weil wir eh zu ihnen wollten und sie jetzt noch mehr Grund dazu hatte, schnell zu ihnen zu kommen. Ich hätte genauso gehandelt und meine Beine in die Hand genommen, egal wie schwer ich verletzt wäre. Immerhin sind wir zehn Jahre zusammen aufgewachsen und haben aufeinander aufgepasst. Megumi ist meine Familie. Deshalb würde ich eher sterben, wie Seis Auge zu behandeln.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata verstummte. Wie konnte sie jemanden als Familie empfinden, der nicht ihr Blut teilte?[/LEFT] [LEFT]Sein Blick wurde fragend, als er das leichte Lächeln auf ihren Lippen bemerkte. Warum sah sie ihn plötzlich so an?[/LEFT] [LEFT]„Weist du, in Seis und Zeros Augen sieht man sofort, das sie kaltblütige Killer sind und jemanden ohne mit der Wimper zu zucken töten würden. Bei dir und Red hingegen, sehe ich das nicht.“[/LEFT] [LEFT]Er hörte ihr stumm zu, ehe sich ein amüsiertes Schmunzeln auf seine Lippen schlich. „Du kennst mich seit einem Tag und meinst etwas derartiges beurteilen zu können?“[/LEFT] [LEFT]„Ja.“, schoss es ohne zu zögern über ihre Lippen. „In meinem Clan mochten wir zwar keinerlei Kräfte besessen haben, aber dafür war die Menschenkenntnis hervorragend. Schließlich müssen wir den Zustand eines Lebewesens genau bestimmen können, wenn wir es behandeln wollen. Wir werden schon in jungen Jahren geschult, auf die kleinsten Details zu achten. Schließlich sollen wir ja keinen Betrügern auf den Leim gehen.“ Sie hielt inne, während ein trauriges Lächeln ihre Lippen prägte.[/LEFT] [LEFT]„Dank meines Clans, konnten damals vielen Menschen, nach dem verheerenden Unglück, das Leben gerettet werden. Ohne sie, würde es viele Menschen, deren jetzige Kinder und Familien nicht geben. Deswegen bin ich stolz, zu ihnen zu gehören. Und mein Stolz verbietet es mir, Leuten wie Sei zu helfen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata betrachtete die junge Frau.[/LEFT] [LEFT]Sie wirkte tatsächlich so, als könne sie rein gar nichts umstimmen. Solch einen Menschen traf er zum ersten Mal. Sie besaß keine Kräfte, lehnte sich aber gegen jene auf, die welche besaßen. Normalerweise sollte ihr Verstand ihr sagen, dass das nicht richtig war.[/LEFT] [LEFT]Deswegen wusste er noch nicht so recht, wie er ihr Verhalten einstufen sollte.[/LEFT] [LEFT]Dumm? Naiv? Leichtsinnig? Mutig? Dickköpfig? Lebensmüde? Stur?[/LEFT] [LEFT]Sei würde auf jeden Fall nicht so glimpflich mit ihr umgehen, wenn er erfuhr, dass sie sich partout querstellte, sein Auge zu behandeln. Der Kerl würde sie vermutlich so lange leiden lassen, bis ihr Verstand seinen Willen befolgte, um ihren Körper vor weiterem Schaden und Schmerzen zu bewahren. In diesem Fall zählte dann, wie stark ihr Wille war. Letzten Endes war sie schließlich nur ein gewöhnlicher Mensch, mit unfassbar viel medizinischem Wissen und Talent, dieses zu verwenden.[/LEFT] [LEFT]Zudem schien sie tatsächlich eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Er hatte nämlich das Gefühl, dass sie sich vor ihm keineswegs fürchtete. Sie sprach immerhin ständig nur von Sei und Zero.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata wusste nicht, wie er all das finden sollte. Sie schien einem Menschen nur in die Augen sehen zu müssen, um sein Wesen zu erfassen. Ein Talent, was wohl in ihrer Blutlinie weitergegeben und später geschult wurde.[/LEFT] [LEFT]Er seufzte. Warum überkam ihn nur das Gefühl, dass diese junge Frau ihm nichts als Ärger machen würde? Weshalb dachte er überhaupt so viel über sie nach? Schließlich würde sie ihnen entweder helfen oder sterben müssen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Er zuckte etwas, als er plötzlich spürte, wie seine unbehandschuhte Hand, von zwei weiteren berührt wurde. Sofort richtete er seine blutroten Augen auf Natsuki, welche seine Hand betrachtete.[/LEFT] [LEFT]Was tat sie da auf einmal?[/LEFT] [LEFT]Sie tastete seine Hand und dessen Gelenk ab, ehe sie selbiges beim Unterarm tat. „Wie ich mir dachte, er ist angebrochen. Ist das passiert, als du dich vor mich gestellt hast, damit Seis Angriff mir nicht schadet?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata stockte. Täuschte er sich, oder wirkte sie besorgt? Gab sie sich etwa die Schuld daran?…..Aber ihr war schon noch klar, dass er ihr Feind war?[/LEFT] [LEFT]„Das geht schon.“, meinte er knapp und konnte ja nicht ahnen, gleich einen lauten Protest zu hören.[/LEFT] [LEFT]„Von wegen! Nichts da! Eine falsche Bewegung oder dergleichen und er bricht!“[/LEFT] [LEFT]Obwohl sie ihn ernst ansah, erkannte er deutlich die Sorge in ihren Augen. Das verwirrte ihn nun doch ein wenig. Anschließend griff sie unverfroren nach seiner anderen Hand, öffnete die Tür hinter ihm und zog ihn mit sich. Sie sah nach rechts und links, ehe ihre Augen wieder an ihm hafteten.[/LEFT] [LEFT]„Wo ist eurer Krankenzimmer? So etwas besitzt ihr hier doch sicher? Ich werde den Arm schienen, ob es dir passt oder nicht!“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata hob fraglich eine Augenbraue. Bei Sei stellte sie sich quer, aber ihn wollte sie unter allen Umständen behandeln? Außerdem wunderte es ihn, dass sie seinen angebrochenen Arm bemerkte. Schließlich ließ er sich nichts anmerken.[/LEFT] [LEFT]Sekunden später spürte er einen Druck an seiner Hand, der vermittelte – ich lasse nicht los, bis du mir antwortest und ich dich behandelt habe.[/LEFT] [LEFT]Ein leicht belustigtes Schmunzeln konnte er sich deswegen nicht verkneifen. Kurz darauf beschrieb er ihr den Weg und sie zog ihn erbarmungslos hinter sich her.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Wenig später fand er sich auf einem Stuhl in dem Krankenzimmer wieder, durch welches Natsuki gerade wütete. Sie sammelte allen möglichen Kram zusammen und er fragte sich zeitgleich, warum er sich überhaupt darauf einließ.[/LEFT] [LEFT]Als sie sich vor ihn, auf einen weiteren Stuhl setzte, legte sie ein paar Dinge auf den Tisch, der neben ihnen stand. Anschließend schob sie seinen Ärmel hoch und tastete erneut – vorsichtig – alles ab. Danach begann sie seinen Unterarm zu schienen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Die kleinen, hellen Narben auf deinem Arm….sie stammen auch von Sei, nicht wahr?“, brach sie irgendwann die Stille zwischen ihnen.[/LEFT] [LEFT]Er seufzte „Das geht dich nichts an.“[/LEFT] [LEFT]„Ich weis, ich wollte nur die unangenehme Stille brechen und nach dem Wetter brauche ich dich hier ja nicht zu fragen.“, lächelte sie verzweifelt.[/LEFT] [LEFT]Arata betrachtete sie ruhig. Damit hatte sie zugegebenermaßen nicht unrecht. In dieser Dimension war es außerhalb der Villa und der Barriere schließlich immer dunkel und trist. Eigentlich ziemlich deprimierend, wenn er genauer darüber nachdachte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich werde vermutlich doch eh sterben. Also können wir uns doch ein bisschen unterhalten, oder nicht?“, lächelte sie tapfer weiter, allerdings entging ihm ihr leichtes zittern nicht.[/LEFT] [LEFT]Er ließ seine Augen auf ihr ruhen. „Wird euch das als Kind beigebracht? Derartige Konversationen mit euren Feinden zu führen?“[/LEFT] [LEFT]Natsuki schmunzelte und lachte heißer. „So etwas in der Art.“ Ihre Aufmerksamkeit ruhte weiterhin auf seinem Unterarm, den sie schiente.[/LEFT] [LEFT]„Als Kind wurde mir beigebracht, keinen Unterschied zwischen den Lebewesen zu machen. Wer Hilfe braucht, wird behandelt. Allerdings wurde mir auch eingebläut, dass die letzte Entscheidung bei mir liegt, ob ich jemandem helfe, oder nicht. Sei ist ein gutes Beispiel für ein Lebewesen, dem ich niemals helfen würde. Immerhin helfe ich ihm nicht, damit er danach weiter töten kann.“ Sie fixierte den Verband und sah zu ihm auf.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata erwiderte ihren Blick einen Moment, ehe er zu seinem Arm sah, der nun von einem blauen Verband geziert wurde, in dem eine Schiene eingearbeitet war. Trotz der Stütze, konnte er diesen noch relativ flexibel bewegen.[/LEFT] [LEFT]„Ich habe versucht es möglichst so zu verbinden, dass du deinen Unterarm trotz dessen noch gut benutzen kannst.“, lächelte Natsuki leicht, ehe sie sich erhob und die Sachen vom Tisch, wieder an ihren Platz räumte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata beobachtete sie aus dem Augenwinkel dabei und verengte seine Augen etwas. Sie tat tapfer, doch in ihren Bewegungen konnte man – bei genauem hinsehen, ihre Unsicherheit erkennen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Hier steckt ihr.“[/LEFT] [LEFT]Worte, die Natsuki zusammen zucken ließen. Sie drehte ihren Kopf etwas nach hinten und blickte direkt in Seis Gesicht. Über seinem linken Auge trug er einen Verband, weshalb er seine Brille momentan nicht tragen konnte.[/LEFT] [LEFT]Sein goldenes Auge fixierte sie kühl. „Da du ja jetzt Arata versorgt hast, wie wäre es mit meinem Auge?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Natsuki hielt kurz inne, atmete einmal tief durch und hielt seinem Blick stand. „Nein.“[/LEFT] [LEFT]Sofort verfinsterte sich Seis Blick. „Nein? Ich glaube, ich habe mich verhört? Du bist meines Wissens nach nicht in der Situation, derartige Dinge von dir zu geben.“[/LEFT] [LEFT]Nun wandte die junge Frau ihm sich vollends zu. „Dennoch, ich bleibe dabei. Jemandem wie dir, werde ich nicht helfen.“[/LEFT] [LEFT]Ein höhnisches grinsen umspielte die Lippen des Schattendämons, während sein Auge weiterhin tiefste Kälte ausstrahlte. „Wie mir solche Menschen wie du, auf die Nerven gehen. Der Unterschied bei dir ist bloß, dass du ein wertloser Mensch bist. Bräuchten wir nicht dein Wissen und Talent, hätte ich dich schon gestern umgebracht.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Natsukis dunkelblaue Augen schimmerten entschlossen „Wenn ich so wertlos bin, wieso tust du es dann nicht einfach? Meine Meinung wird sich nicht ändern!“[/LEFT] [LEFT]Sie weitete ihre Augen etwas und machte ein paar Schritte zurück, weshalb der Ständer für einen Tropf, klirrend zu Boden fiel. Die Spitze eines Schattens, stoppte knapp vor ihrer Kehle.[/LEFT] [LEFT]Sei lächelte zynisch „Wie du siehst, wäre das kein Problem. Aber ich hätte gerne mein linkes Auge zurück und du bis leider die Einzige, die das nötige Wissen besitzt. Bis du sicher, dass du deine Meinung nicht ändern willst?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Angesprochene sah von ihm, zu seinem Schatten und zurück. „Nein, werde ich nicht! Das mit deinem Auge sollte dir eine Lehre sein! Für all die Leben, die du einfach genommen hast!“[/LEFT] [LEFT]Sie seufzte schmerzlich, nachdem der Schatten ihren Hals streifte. Natsuki hielt sich den Hals und betrachtete ihren Gegenüber verärgert.[/LEFT] [LEFT]Sei hingegen, sah ihr finster entgegen. „Leben die ich genommen habe?! Mein Clan wurde auch nicht gefragt, ob er ausgelöscht werden möchte!“[/LEFT] [LEFT]Die Jüngere ballte mit ihrer freien Hand eine Faust „Meine auch nicht! Aber ich laufe auch nicht durch die Gegend und bringe alle möglichen Lebewesen um!“[/LEFT] [LEFT]„Tz! Um euch Menschengesindel ist es ja auch nicht schade. Aber mein Clan war etwas besonderes!“[/LEFT] [LEFT]„Rede nicht so abfällig über meine Familie!“[/LEFT] [LEFT]„Sonst was?“, schmunzelte Sei süffisant.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Natsuki stockte. Sie hatte kein Gegenargument. Sie könnte nichts gegen ihn ausrichten, weshalb ein Seufzen über ihre Lippen trat. Anschließend stellte sie fest, dass ihre Kleidung einen deutlichen Blutfleck aufwies.[/LEFT] [LEFT]Ein ironisches Lächeln zierte ihr Gesicht. Jetzt regte sie sich so sehr über diesen Kerl auf, das ihr Blutdruck stieg und deswegen ihr Blut schneller lief.[/LEFT] [LEFT]Zudem schätzte sie, dass diese Schnittwunde nicht unwesentlich tief war. Jedoch nicht tief genug, um etwas Lebensnotwendiges zu verletzen. Der Kerl wusste definitiv was er tat.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Das reicht.“, meinte Arata, der sich bis jetzt aus allem heraus hielt. Er erhob sich und stellte sich zwischen die Beiden – seine Augen starr auf Sei gerichtet.[/LEFT] [LEFT]Jener schmunzelte zynisch „Stellst du dich schon wieder auf die Seite unserer Gefangenen?“[/LEFT] [LEFT]Aratas Augen blitzten kurz auf „Ich stelle mich hier auf gar keine Seite. Aber wenn sie dir helfen soll, sollte sie vielleicht nicht zuvor verbluten?“[/LEFT] [LEFT]Sei musterte ihn skeptisch, zog seinen Schatten zurück und wandte sich von ihnen ab. „Wie du meinst. Aber dann bring sie gefälligst auch dazu, mir zu helfen.“ Mit diesen Worten, verließ er den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Natsuki betrachtete Arata derweil von der Seite. „Danke.“[/LEFT] [LEFT]Der Angesprochene richtete seine Aufmerksamkeit auf sie „Du hast keinen Grund dich zu bedanken. Das hier sollte dir eine Warnung sein. Du solltest genau darüber nachdenken, ob du das Leben oder den Tod wählst.“[/LEFT] [LEFT]Natsuki ließ ihre dunkelblauen Augen, auf seinen Blutroten ruhen. Kam es ihr nur so vor, oder hatten diese Worte irgendeine größere Bedeutung für ihn?[/LEFT] [LEFT]Sie schloss ihre Augen kurz und lächelte bitter „Dann wähle ich den Tod. Wie ich schon sagte, bleibe ich bei meiner Meinung. Auch wenn es leichtsinnig und stur klingen mag. Was ist schon mein einzelnes Leben gegen die, die dieser Sei noch in Zukunft auslöschen wird?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Während sie das sagte, kramte sie mit ihrer freien Hand etwas aus dem weißen Schrank neben sich. Anschließend ging sie zu dem Spiegel über dem Waschbecken und betrachtete sich darin.[/LEFT] [LEFT]Sie säuberte und desinfizierte ihre Wunde, bevor sie begann jene zu verbinden. Ihr Ebenbild spiegelte indessen ihre Trauer wider.[/LEFT] [LEFT]„Mord sollte man niemals mit Rache vergelten, denn daraus wird nur noch mehr Rache entstehen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Arata beobachtete sie schweigend.[/LEFT] [LEFT]Er wusste immer weniger, was er von Natsuki halten sollte.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)