Schwarz-Weiße Weihnacht von Maginisha ================================================================================ Kapitel 16: 16.Dezember ----------------------- „Kommt nicht infrage, ich war schon die letzten drei Tage dran.“ Entschlossen verschränkte Ken die Arme vor der Brust und machte ein finsteres Gesicht. Mit einem breiten Lächeln wandte sich Yoji an Aya. Der begrüßte den gewinnenden Ausdruck im Gesicht des Playboys mit einem Eisblick. „Vergiss es, Kudo. Ich übernehme sicherlich nicht deine Pflichten. Hier ist jeder mal dran.“ Yoji sackte in sich zusammen und nur der Schneeschieber in seinen Händen hinderte ihn daran, vollkommen zu Boden zu gleiten. „Ihr wisst ja nicht, was ihr mir damit antut“, jammerte er lautstark. „Ich bin einfach nicht für körperliche Arbeit geschaffen. Außerdem ruiniert die Kälte mein anbetungswürdiges Äußeres. Allein die aufgesprungenen Lippen sind schon ein schweres Vergehen, aber dazu noch die rauen Hände. So lässt mich doch keine mehr ran. Das ist ja, als würde man die zarte, weibliche Haut mit Schleifpapier bearbeiten. Bei Kens Bauarbeitercharme mag das ja noch angehen, aber ein Yoji Kudo hat da so seinen Standards. Ihr könnt mich nicht zum Schnee schippen verdonnern. Das verstößt gegen das Gesetz.“ „Gegen welches?“, wollte Aya kühl wissen. Yoji wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als eine helle Stimme ihm zuvorkam. „Ich könnte das übernehmen.“   Die drei drehten sich herum und sahen Omi, der gerade die Treppe hinuntergekommen war. Yojis Miene hellte sich augenblicklich auf. „Omi, dich schickt der Himmel. Hier ist der Schneeschieber.“ Er wollte das Gerät gerade weiter reichen, als ihm etwas auffiel. Er musterte Omi von oben bis unten. Der Junge hatte lediglich eine knielange Hose und ein T-Shirt an. „So willst du raus? Du wirst dir den Tod holen. Wo sind deine Wintersachen?“ Omis Nase bekam einen verdächtigen Rosaton und auch der Blick, den er Aya unter seinen Ponyfransen hervor zukommen ließ, entging Yoji nicht. Irgendetwas ging hier vor, aber bevor er fragen konnte, hatte Omi schon nach dem Schneeschieber gegriffen. „Das macht mir nichts aus. Ich habe ja noch meine Jacke. Außerdem wird mir bestimmt sonst viel zu warm, wenn ich mich so anstrengen muss. Also lass mich nur machen.“ Er hatte schon wieder sein Omi-Lächeln auf dem Gesicht und von der kurzen Spannung, die gerade in der Luft gelegen hatte, war nichts mehr zu merken. Trotzdem warf Yoji Aya noch einen misstrauischen Blick zu. Der reagierte so, wie er immer reagierte. Er drehte sich um und ging. Mit einem Kopfschütteln machte sich Yoji daran, sich wenigstens im Laden ein wenig nützlich zu machen. Er hatte das Gefühl, dass er Omi das irgendwie schuldete.     Draußen presste Omi die Kiefer aufeinander und fasste den Schneeschieber fester. „Ich schaffe das“, knurrte er leise und begann, die Schneemassen beiseite zu schaufeln, die sich in der Nacht schon wieder vor dem Laden aufgetürmt hatten. Die Kälte stach auf seiner bloßen Haut und binnen kürzester Zeit begann seine Nase zu laufen. Aber er würde nicht aufgeben. Und schon gar nicht würde er irgendjemandem verraten, dass er heute Morgen seine Wintersachen auf einem großen Haufen vor seiner Zimmertür gefunden hatte. In fein säuberliche, schmale Streifen geschnitten. Es war offensichtlich, dass jemand dazu eine sehr scharfe Klinge benutzt hatte. Jemand, der sehr präzise mit so einer Klinge umgehen konnte. Er seufzte und hoffte, dass Ayas Zorn, wenn er seine Strafe geduldig ertrug, irgendwann verraucht sein würde. Bis dahin würde er eben die Zähne zusammenbeißen und in kurzen Hosen durch den Winter laufen. Es konnte sicherlich schlimmeres geben, auch wenn ihm so spontan nichts einfallen wollte.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)