The Tales of the Snow Prince von Numinex ================================================================================ Kapitel 1: 1. Dezember ---------------------- Herzlich Willkommen, meine Lieben! Die ersten beiden Kapitel sind schon fertig und bereit, sich den kritischen Augen von Animexx zu stellen. Nur, damit das vom Tisch ist: Die Idee und die Figuren liegen bei mir, Ähnlichkeiten mit realen Personen sind nicht beabsichtigt und zufällig. Have fun Es war einmal ein Land hoch oben im Norden, indem fast das ganze Jahr über Schnee die Landschaft bedeckte und die Temperaturen nur für ein paar kostbare Monate über den Gefrierpunkt klettern konnten. In diesem augenscheinlich lebensfeindlichen Gebiet lag ein Dorf. Die Leute hier lebten überwiegend von Jagd, Fischerei und der Zucht von kälteresistenten Rindern und Schafen. Es war nicht viel, doch zum Leben reichte es. Um das Dorf herum gab es einen großen Nadelwald, aus dem sie ihr Holz zum Bauen, Kochen und Heizen bezogen. Gen Norden durchbrach ein großer See den Wald. Er führte nährstoffreiches Wasser aus den Bergen hinunter ins Tal und folgte hinter dem Wald einem Flusslauf nach Süden. Gerade stieg die Sonne hinter den Baumkronen hervor, da erwachte auch das Dorf zum Leben. Die Häuser waren in einem Kreis rund um den Dorfplatz erbaut worden, so konnte jeder sehen, wenn jemand sein kleines Haus verließ. Die Fischer, die die letzten Tage über wegen zu schlechter Sicht nicht auf den See hinausfahren konnten, packten ihre Sachen und machten sich auf den Weg zu ihren Booten. Etwa zur selben Zeit verließ auch die Hauptperson dieser Geschichte sein Zuhause. Ragnar zog sich gerade seinen Mantel über, als seine Tochter die Holztreppe herunterkam. Die meisten Häuschen hier waren so gebaut, dass sie einen großen Raum hatten, in dem von der Tür aus an der linken Wand die Feuerstelle lag, an der sie kochten und die auch alles heizte. An der rechten Wand gab es eine schmale Treppe aus Holz, die zu eine Art Dachboden führte, der ab der Hälfte des Raumes nach hinten hin durch ging und nach vorne offen war. Ragnar überließ Juna diesen Raum, er selbst schlief auf einem Bett im hinteren Raum des Hauses. „Bitte, lass mich mitkommen, Vater! Du hast es versprochen.“ Ragnar sah sie an und seufzte. „Ich weiß, ich habe dir mein Wort gegeben. Der Sturm der letzten Tage könnte aber einigen Schaden im Wald angerichtet haben. Ich weiß nicht, wie sicher es dort sein wird.“ Juna faltete ihre Hände und legte den süßesten Blick in ihre moosgrünen Augen. „Ich werde nicht von deiner Seite weichen, versprochen. Ich werde auch immer bei den Pferden bleiben, wenn du das willst. Nur lass mich mitkommen. Ich bin kein Kind mehr, bitte.“ Der stämmige Mann seufzte erneut, wandte sich dann um und holte Junas Mantel vom Haken. „Na schön. Beeil dich aber, wir haben heute viel vor.“ Während seine nun überglückliche Tochter die Treppen nach oben rannte und ihre warmen Kleidung anzog, ging Ragnar zu den Kaltblütern, die hinter dem Haus ihren Stall hatten. Ohne sie könnte er nur schwer Holz heranschaffen und zu Möbel oder Feuerholz für das Dorf weiterverarbeiten. Zudem war er dafür zuständig, dass auch noch die Generationen nach seiner Tochter und den anderen Kindern im Dorf Freude und Nutzen aus dem Wald ziehen konnten. Genauso wie die Fischer oder die Jäger ihre Verantwortungen den Tieren gegenüber hatten. Dieser Einklang mit der Natur war hier lebensnotwendig, ansonsten würden die Bestände einbrechen und damit auch ihre Existenzgrundlage. Die beiden Haflinger warteten schon ungeduldig auf ihren Herrn. Er spürte, dass sie wegen den ausgefallenen Tagen genauso rastlos waren wie er. „Na, ihr beiden? Ihr könnt es auch nicht abwarten. Kann ich verstehen, mir geht es genauso.“ Er führte sie aus ihren Ställen, kümmerte sich um ihre Pflege und zog ihnen ihr Geschirr auf. Die Ketten, die sie später brauchen würden, verstaute er in speziellen Säcken. Als er die beiden Hengste nach draußen führte, kam ihm schon seine Tochter entgegen und begrüßte die Pferde überschwänglich. „Ich bin so gespannt“, sagte sie, während ihr Vater ihr auf den Rücken einer der Haflinger half. „Das kannst du ruhig sein, solange du es immer noch in meiner Nähe bist. Keine Alleingänge.“ „Ja, Vater, keine Erkundungen ohne dich.“ Er lächelte sie nur an und ging mit den Zügeln in den Händen voraus. Juna mit ihrer neugierigen Art viel zu sehr nach ihm und so gar nicht nach ihrer Mutter. Seine Frau war schwer krank gewesen, als sie zur Welt kam. Die eisige Kälte vor elf Wintern hatte sie dann leider nicht überlebt. Sie weilte nun bei den Göttern, wo sie auf sie warten würde und über sie wachte, bis es soweit war. Ragnar würde aber dafür sorgen, dass das in weiter Ferne lag. „Kjell hat mir vorhin erzählt, dass er seit dem letzten Mal wieder Wölfe – oder zumindest ihre Spuren – entdeckt hatte. Er ist sich nicht sicher, doch er glaubt, es könnte dasselbe Rudel sein, das uns vor zwei Wintern bereits sehr nahe gekommen ist.“ Das war einer der Gründe, warum er seine Tochter nicht mitnehmen wollte. Im Notfall müsste er sie mit seinem Leben verteidigen, das wusste er. Juna dachte da allerdings schon einen Schritt weiter. „Wenn es wirklich das gleiche Rudel ist, dann müssen wir nur besonders viel Krach machen, dann bleibt es von selbst auf Abstand, oder?“ „Das stimmt. Allein die Geräusche der Pferde und der Axt scheinen sie schon abzuschrecken. Vielleicht haben wir Glück.“ Bisher war nie etwas in dieser Richtung passiert, er hatte aber auch keine Lust darauf, die Ausnahme dieser Regel zu werden. Während er die Haflinger den Waldweg hinaus führte, horchte er auf die Umgebung. Die Vögel, die sich dieser Kälte angepasst hatten, durchbrachen schon die Stille, die der Schnee unweigerlich erzeugte. //Ein gutes Zeichen. Das heißt, es sind keine Raubtiere in der Nähe//, dachte er und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Dieses kurze Stück zwischen Dorf und tieferer Wald war sehr offen, ausgedünnt. Die Bäume, die hier wuchsen, waren noch nicht groß genug, um den Wind abzubremsen. Bis das geschehen würde, mussten sie sich etwas beeilen, bevor die Kälte noch ihre dicken Fellmäntel durchdrang. Die Sonne stand schon höher am Himmel, als sie an ihrem Gebiet ankamen. Ragnar schob den Schal nach unten und sah sich um. Wie jedes Mal sah er sich nach Tierspuren um, bevor er sich an das Aussuchen und Fällen der Bäume machte. Er wollte vermeiden, überrascht zu werden. Besonders heute konnte er sich das nicht erlauben. Juna streichelte den Hals des Hengstes, während sie sich selbst umblickte. Von dieser erhöhten Position aus konnte sie weiter ins Unterholz hineinsehen als ihr Vater und dabei fiel ihr etwas auf. Etwas Komisches lugte durch das Geäst eines umgestürzten Baumes hindurch. Es sah nicht aus wie ein Ast, dazu war es zu dick und auch viel zu dunkel. Es war zwar recht schattig an der Stelle, doch das alleine erklärte nicht diese Dunkelheit. Sie kniff die Augen zusammen, um Genaueres erkennen zu können, da fiel der Groschen und sie erstarrte zu Eis. Das Gewundene, komische Ding, von dem sie dachte, es sei ein verzweigter, schattiger Ast, war ein Kopf. Und zwar nicht irgendein Kopf. Es war ein Wolf, der im Gestrüpp kauerte und sie die ganze Zeit über beobachtete. Und das nicht alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)