The Tales of the Snow Prince von Numinex ================================================================================ Prolog: Prolog & Widmung ------------------------ Herzlich Willkommen, meine Lieben. Wie ihr vielleicht schon erfahren habt, ist dies ein Adventskalender für Yumi, meine Freundin. Sie war mir dieses Jahr eine unglaublich große Stütze und dafür möchte ich mich hiermit revanchieren. "Tales of the Snow Prince" wird die Hauptlinie des Kalenders werden. Nebenbei werde ich hin und wieder Oneshots online stellen, in denen es um Charakter und Pairs geht, die wir aus unseren Jahren als RPG-Suchtis gesammelt haben^^. Ich werde vor jedem Oneshot eine kurze Zusammenfassung schreiben, um was es genau bei diesem Pair geht, damit ihr etwas Kontext hat. Ich hoffe, es gefällt euch. Love, Suki Prolog: Die letzten Ausläufer des Sturms peitschten über die Lande und trieben einen eiskalten Wind vor sich her. Es war noch tief in der Nacht, als das Rudel zurück in die Burg kam. Die Pranken voller Schnee, das Fell an den Spitzen schon angefroren. Sie suchten in dem alten Gebäude Zuflucht vor der gnadenlosen Natur. Im Hof schüttelten sie sich das Eis aus dem Pelz und traten hinein in die Hallen. Der Winter hatte diesen Ort scheinbar fest in seinem Griff. An den Wänden und den Fluren haftete eine dünne Schicht Reif, die Fenster waren bis unter die Decke mit Eiskristallen bedeckt. Der Rudelanführer schnupperte in der Luft und hechelte etwas. Es schien, als würde er etwas suchen. Er setzte sich wieder in Bewegung und verließ die Eingangshalle Richtung Nordosten in einen langen Gang. Das Vorgebäude hatte den Grundriss eines Diamanten, die einzelnen Gänge verliefen immer im 45° Winkel zur ersten Halle. Nach der zweiten Biegung nach Nordwest kamen sie in den Innenhof, der von den Fluren umschlossen wurde wie ein kostbarer Schatz. Er war nur von der Nordspitze des „Diamanten“ betretbar, von den anderen Seiten konnte man nur über die großen Fenster einen kurzen Blick auf seine Schönheit erhaschen. In seinem Inneren befanden sich mehrere Nadelbäume, so hoch wie das Gebäude selbst. Unter ihnen gab es viele Büsche, kunstvoll in Form geschnitten und, genauso wie der Rest der Burg, war alles hier unter einer feinen Schicht Reif verborgen. In der Mitte des Gartens lag ein Teich, in dessen Mitte die Statue eines Wolfes thronte. Er stand auf drei Pranken, hatte eine angezogen und hob den Kopf zum Heulen gen Himmel. Vor diesem Teich saß eine Gestalt. Sie trug einen schwarzen, mit Pelz besetzten Mantel und eine weite Kapuze auf dem Haupt. Das Rudel wartete ehrfürchtig bei den Bäumen, nur der Alpha wagte es, sich der Gestalt zu nähern. Er winselte leise und legte sich neben sie hin. „Es ist eine Weile her, seit ihr mich besucht habt, alter Freund“, flüsterte die Gestalt in einer kalte, doch klaren Stimme und lächelte. Der Wolf vergrub seine Schnauze unter der Hand der Gestalt, worauf die Spitzen seines Gesichtsfells etwas vereisten. „Ich weiß, mein Freund. Ich spüre es auch. Etwas liegt in der Luft. Der kalte Wind aus dem Norden kommt dieses Jahr viel früher als sonst. Hoffen wir, dass die Götter uns vor einem Blizzard verschonen werden..“ Die Gestalt erhob sich fast ohne Mühen und wandte sich dem Rudel zu. „Ich habe eine Aufgabe für euch, meine Freunde. Ihr müsst jemanden für mich finden.“ Kapitel 1: 1. Dezember ---------------------- Herzlich Willkommen, meine Lieben! Die ersten beiden Kapitel sind schon fertig und bereit, sich den kritischen Augen von Animexx zu stellen. Nur, damit das vom Tisch ist: Die Idee und die Figuren liegen bei mir, Ähnlichkeiten mit realen Personen sind nicht beabsichtigt und zufällig. Have fun Es war einmal ein Land hoch oben im Norden, indem fast das ganze Jahr über Schnee die Landschaft bedeckte und die Temperaturen nur für ein paar kostbare Monate über den Gefrierpunkt klettern konnten. In diesem augenscheinlich lebensfeindlichen Gebiet lag ein Dorf. Die Leute hier lebten überwiegend von Jagd, Fischerei und der Zucht von kälteresistenten Rindern und Schafen. Es war nicht viel, doch zum Leben reichte es. Um das Dorf herum gab es einen großen Nadelwald, aus dem sie ihr Holz zum Bauen, Kochen und Heizen bezogen. Gen Norden durchbrach ein großer See den Wald. Er führte nährstoffreiches Wasser aus den Bergen hinunter ins Tal und folgte hinter dem Wald einem Flusslauf nach Süden. Gerade stieg die Sonne hinter den Baumkronen hervor, da erwachte auch das Dorf zum Leben. Die Häuser waren in einem Kreis rund um den Dorfplatz erbaut worden, so konnte jeder sehen, wenn jemand sein kleines Haus verließ. Die Fischer, die die letzten Tage über wegen zu schlechter Sicht nicht auf den See hinausfahren konnten, packten ihre Sachen und machten sich auf den Weg zu ihren Booten. Etwa zur selben Zeit verließ auch die Hauptperson dieser Geschichte sein Zuhause. Ragnar zog sich gerade seinen Mantel über, als seine Tochter die Holztreppe herunterkam. Die meisten Häuschen hier waren so gebaut, dass sie einen großen Raum hatten, in dem von der Tür aus an der linken Wand die Feuerstelle lag, an der sie kochten und die auch alles heizte. An der rechten Wand gab es eine schmale Treppe aus Holz, die zu eine Art Dachboden führte, der ab der Hälfte des Raumes nach hinten hin durch ging und nach vorne offen war. Ragnar überließ Juna diesen Raum, er selbst schlief auf einem Bett im hinteren Raum des Hauses. „Bitte, lass mich mitkommen, Vater! Du hast es versprochen.“ Ragnar sah sie an und seufzte. „Ich weiß, ich habe dir mein Wort gegeben. Der Sturm der letzten Tage könnte aber einigen Schaden im Wald angerichtet haben. Ich weiß nicht, wie sicher es dort sein wird.“ Juna faltete ihre Hände und legte den süßesten Blick in ihre moosgrünen Augen. „Ich werde nicht von deiner Seite weichen, versprochen. Ich werde auch immer bei den Pferden bleiben, wenn du das willst. Nur lass mich mitkommen. Ich bin kein Kind mehr, bitte.“ Der stämmige Mann seufzte erneut, wandte sich dann um und holte Junas Mantel vom Haken. „Na schön. Beeil dich aber, wir haben heute viel vor.“ Während seine nun überglückliche Tochter die Treppen nach oben rannte und ihre warmen Kleidung anzog, ging Ragnar zu den Kaltblütern, die hinter dem Haus ihren Stall hatten. Ohne sie könnte er nur schwer Holz heranschaffen und zu Möbel oder Feuerholz für das Dorf weiterverarbeiten. Zudem war er dafür zuständig, dass auch noch die Generationen nach seiner Tochter und den anderen Kindern im Dorf Freude und Nutzen aus dem Wald ziehen konnten. Genauso wie die Fischer oder die Jäger ihre Verantwortungen den Tieren gegenüber hatten. Dieser Einklang mit der Natur war hier lebensnotwendig, ansonsten würden die Bestände einbrechen und damit auch ihre Existenzgrundlage. Die beiden Haflinger warteten schon ungeduldig auf ihren Herrn. Er spürte, dass sie wegen den ausgefallenen Tagen genauso rastlos waren wie er. „Na, ihr beiden? Ihr könnt es auch nicht abwarten. Kann ich verstehen, mir geht es genauso.“ Er führte sie aus ihren Ställen, kümmerte sich um ihre Pflege und zog ihnen ihr Geschirr auf. Die Ketten, die sie später brauchen würden, verstaute er in speziellen Säcken. Als er die beiden Hengste nach draußen führte, kam ihm schon seine Tochter entgegen und begrüßte die Pferde überschwänglich. „Ich bin so gespannt“, sagte sie, während ihr Vater ihr auf den Rücken einer der Haflinger half. „Das kannst du ruhig sein, solange du es immer noch in meiner Nähe bist. Keine Alleingänge.“ „Ja, Vater, keine Erkundungen ohne dich.“ Er lächelte sie nur an und ging mit den Zügeln in den Händen voraus. Juna mit ihrer neugierigen Art viel zu sehr nach ihm und so gar nicht nach ihrer Mutter. Seine Frau war schwer krank gewesen, als sie zur Welt kam. Die eisige Kälte vor elf Wintern hatte sie dann leider nicht überlebt. Sie weilte nun bei den Göttern, wo sie auf sie warten würde und über sie wachte, bis es soweit war. Ragnar würde aber dafür sorgen, dass das in weiter Ferne lag. „Kjell hat mir vorhin erzählt, dass er seit dem letzten Mal wieder Wölfe – oder zumindest ihre Spuren – entdeckt hatte. Er ist sich nicht sicher, doch er glaubt, es könnte dasselbe Rudel sein, das uns vor zwei Wintern bereits sehr nahe gekommen ist.“ Das war einer der Gründe, warum er seine Tochter nicht mitnehmen wollte. Im Notfall müsste er sie mit seinem Leben verteidigen, das wusste er. Juna dachte da allerdings schon einen Schritt weiter. „Wenn es wirklich das gleiche Rudel ist, dann müssen wir nur besonders viel Krach machen, dann bleibt es von selbst auf Abstand, oder?“ „Das stimmt. Allein die Geräusche der Pferde und der Axt scheinen sie schon abzuschrecken. Vielleicht haben wir Glück.“ Bisher war nie etwas in dieser Richtung passiert, er hatte aber auch keine Lust darauf, die Ausnahme dieser Regel zu werden. Während er die Haflinger den Waldweg hinaus führte, horchte er auf die Umgebung. Die Vögel, die sich dieser Kälte angepasst hatten, durchbrachen schon die Stille, die der Schnee unweigerlich erzeugte. //Ein gutes Zeichen. Das heißt, es sind keine Raubtiere in der Nähe//, dachte er und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Dieses kurze Stück zwischen Dorf und tieferer Wald war sehr offen, ausgedünnt. Die Bäume, die hier wuchsen, waren noch nicht groß genug, um den Wind abzubremsen. Bis das geschehen würde, mussten sie sich etwas beeilen, bevor die Kälte noch ihre dicken Fellmäntel durchdrang. Die Sonne stand schon höher am Himmel, als sie an ihrem Gebiet ankamen. Ragnar schob den Schal nach unten und sah sich um. Wie jedes Mal sah er sich nach Tierspuren um, bevor er sich an das Aussuchen und Fällen der Bäume machte. Er wollte vermeiden, überrascht zu werden. Besonders heute konnte er sich das nicht erlauben. Juna streichelte den Hals des Hengstes, während sie sich selbst umblickte. Von dieser erhöhten Position aus konnte sie weiter ins Unterholz hineinsehen als ihr Vater und dabei fiel ihr etwas auf. Etwas Komisches lugte durch das Geäst eines umgestürzten Baumes hindurch. Es sah nicht aus wie ein Ast, dazu war es zu dick und auch viel zu dunkel. Es war zwar recht schattig an der Stelle, doch das alleine erklärte nicht diese Dunkelheit. Sie kniff die Augen zusammen, um Genaueres erkennen zu können, da fiel der Groschen und sie erstarrte zu Eis. Das Gewundene, komische Ding, von dem sie dachte, es sei ein verzweigter, schattiger Ast, war ein Kopf. Und zwar nicht irgendein Kopf. Es war ein Wolf, der im Gestrüpp kauerte und sie die ganze Zeit über beobachtete. Und das nicht alleine. Kapitel 2: 2. Dezember ---------------------- Herzlich Willkommen, meine Lieben! Das zweite Kapitel ist nun auch da, damit sind wir wieder auf dem aktuellen Stand. Viel Spaß! Rückblick: Sie kniff die Augen zusammen, um Genaueres erkennen zu können, da fiel der Groschen und sie erstarrte zu Eis. Das Gewundene, komische Ding, von dem sie dachte, es sei ein verzweigter, schattiger Ast, war ein Kopf. Und zwar nicht irgendein Kopf. Es war ein Wolf, der im Gestrüpp kauerte und sie die ganze Zeit über beobachtete. Und das nicht alleine. Juna konnte die Augen nicht von dem Gestrüpp nehmen. Zu groß war die Angst, ihn aus den Augen zu verlieren. Ein paar Augenblicke später fand sie ihre Stimme wieder und versuchte erneut, ihren Vater zu warnen. „V-Vater! Da, im Busch!“ Ragnar drehte sich nun endlich zu ihr um. Das erste Mal hatte er sie nicht gehört, doch die blanke Panik in ihrer Stimme besorgte ihn sehr. „Was-?“, fing er an, da sah er es selbst. Keine 15 Meter von ihnen entfernt kauerte ein Wolf im Unterholz und nahm den Blick nicht von seiner Tochter, auch dann nicht, als er langsam zu ihr ging. Dass die Pferde noch nichts bemerkt hatten, war unbegreiflich für ihn. So nah hätten sie ihn doch schon längst wahrnehmen müssen. Sie standen aber beide völlig ruhig da und einer scharrte sogar im Schnee nach etwas Essbarem. „Juna. Hör mir ganz genau zu, ja? Bleib ganz ruhig und beweg dich nicht. Keine schnellen Bewegungen, hast du mich verstanden?“, sprach er beruhigend auf sie ein. Ragnar musste nun vorsichtig handeln. Ein falscher Schritt und der Wolf könnte sie anfallen. Falls er wirklich zu dem Rudel gehörte, das hier regelmäßig durchkam, dann waren es richtige Brocken von Wölfen. Größer als ihre heimischen hier. Die Jäger des Dorfes sorgten in jeder Generation dafür, dass man wusste, was man in so einer Situation zu tun hatte: Er musste sich so groß wie möglich und dabei möglichst viel Lärm machen. Das müsste die Wölfe mit ihrem sensiblen Gehör verjagen. Er baute sich also groß auf, stampfte laut auf die gefrorenen Äste auf und klatschte in die Hände, dabei schrie er ihn an und machte so viel Krach wie nur möglich. Wären es die heimischen Wölfe gewesen – wären sie jemals so nahe heran gekommen, was nicht wahrscheinlich war – wären sie nun im Wald verschwunden. Entgegen seiner Hoffnung aber bewegte sich der Wolf keine Armlänge von seinem Platz weg. Er lag nur da und starrte Juna an. „Warum...läuft er nicht weg?“, flüsterte Ragnar fraglos. Als hätte er das verstanden, ließ der Wolf von seiner Tochter ab und fokussierte nun ihn. Für einen Moment hielten sie Blickkontakt. Warmes Moosgrün traf auf kalten Bernstein. Ragnar machte unbeabsichtigt einen Schritt rückwärts, als der Wolf sich plötzlich erhob und aus dem Unterholz hervortrat. Seine vorherige Vermutung, es handle sich um keinen heimischen Wolf, bewahrheitete sich nun. Er war gut zwei Armlängen länger und eine Armlänge höher als sie. Sein Fell war tiefschwarz, sehr ungewöhnlich für diese doch fast ausschließlich weiße Landschaft. Nur wegen ein paar Schatten am Morgen hatte ein Wolf noch kein schwarzes Fell. Er wollte sich gerade bereit machen, auf das Pferd zu springen und sich und seine Tochter in Sicherheit zu bringen, da durchdrang ein melodisches Heulen die erzwungene Stille. Der schwarze Wolf hob die Ohren und wandte seinen Kopf in diese Richtung ab. Ohne noch einmal zurückzusehen, überwand er mit einem kräftigen Sprung den umgestürzten Baum und preschte durch den frisch gefallenen Schnee. Erst jetzt bemerkte Ragnar, dass dieser nicht der einzige Wolf war. Weiter hinten im Wald hatten sich noch zwei andere versteckt, die dem Schwarzen nun weiter in den Wald hinein folgten. Er wartete ein paar Momente ab, um sich zu sammeln. Und noch ein paar. Er stand wohl mehrere Minuten einfach nur da und verarbeitete dieses Erlebnis, dann sank er langsam auf seine Knie. Der sonst so mutige Mann fand erst wieder ins Jetzt zurück, als sich seine ängstliche Tochter an ihn drückte und er ihre Tränen auf seiner Haut spürte. Er musste mehrmals blinzeln, dann aber war er wieder da und nahm sie eng in seine Arme. „Ganz ruhig, es ist vorbei. Es ist vorbei.“ Er strich ihr über den Rücken und wog sie sanft hin und her. Juna hatte noch nie einen Wolf gesehen, geschweige denn war sie einem so nahe gekommen. Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Sie musste Todesangst durchmachen. Sobald sie wieder einigermaßen stehen konnte, half er ihr wieder zurück auf den Rücken des Haflingers und brachte sie zurück ins Dorf. Hella, die Frau des Dorfanführers, nahm sie bei sich auf. Sie hatte selbst drei Kinder und kannte Juna ja, seit sie geboren wurde. Sie würde sich um sie kümmern und sie beruhigen. Ragnar traf sich in der Zwischenzeit mit den Jägern und einigen anderen Männer des Dorfes. Keiner wusste, dass solch große Wölfe hier in ihrer direkten Nähe lebten. Sie mussten gewarnt werden. Sie zogen sich ins Dorfhaus zurück, das größte Haus hier. Es hatte genug Platz, um jeden Bewohner Platz zu bieten und wurde benutzt, wenn es um Angelegenheiten ging, die alle betraf. So wie diese Bedrohung. Ragnar wiederholte für sie den Vorfall, ließ dabei kein Detail aus. Er erwähnte die ungewöhnliche Färbung des Fells ebenso wie die Farbe der Augen. Er würde diesen Anblick nicht mehr so schnell vergessen. „Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist“, sagte Gunnar, der Dorfanführer, als sein Freund seinen Bericht beendet hatte. „Und wir sind uns sicher, dass es dasselbe Rudel war? Nicht, dass es am Ende nur ein Ausgestoßener war, ein Einzelfall.“ Norwin, der älteste der Jäger, schüttelte nur den Kopf. „Es muss dasselbe Rudel gewesen sein – zumindest ein Teil von ihnen. Ragnar hatte gesagt, die anderen beiden Wölfe waren in etwa genauso groß wie der Schwarze, richtig?“ Angesprochener nickte nur, das alles kam langsam zu ihm zurück. „Dann muss es sich um dasselbe Rudel handeln. Um diese Zeit ziehen „unsere“ Wölfe schon gegen Norden, da sich ihre Nahrungsquellen ebenfalls dorthin aufmachen. Dass welche hier bleiben ist absolut unsinnig. Sie haben ja kaum was hier.“ Die Diskussion, ob es nun die „richtigen“ Wölfe waren oder nicht, erstreckte sich über den restlichen Tag hinweg. Ragnar stieg gegen Abend aus, um sich wieder um seine Tochter und um die Pferde zu kümmern. Für heute würde er nicht noch einmal in den Wald gehen. Morgen wollte Norwin ihn zum Holzholen begleiten. Sicherheitshalber nahm er für sie seine Jagdgewehre mit, an konnte ja nie wissen. Ragnar holte Juna ab und ging mit ihr nach Hause. „Du kannst schon einmal hinein gehen und dich aufwärmen. Ich kümmere mich nur noch um die Pferde.“ Juna umklammerte die Zügel eines Hengstes und sah ihn aus großen, traurigen Augen an. „Kann ich bitte mitkommen? Ich..will nicht alleine zuhause sein.“ Ragnar blickte zu seiner Tochter, kam dann auf sie zu und kniete sich vor sie hin. „Hier im Dorf bist du sicher, Juna. Kein Wolf wird hierher kommen und schon gar nicht in unser Haus platzen. Dazu müssten sie schon erst einmal lernen, wie man klopft.“ Dieser Vergleich brachte das Mädchen wieder zum Lachen und es ging ihr etwas besser. Zusammen waren sie schnell fertig und machten es sich im Haus vor dem Feuer gemütlich. Er beschloss, dass sie heute Nacht besser bei ihm schlafen sollte, für den Fall, dass sie sich fürchtete oder einen Albtraum bekam. Er erzählte ihr zum Einschlafen Geschichten aus seiner Jugend. Wie er früher mit den Fischern hinaus auf den See fuhr und einmal ins Wasser fiel, weil er die Muskelkraft eines großen Brockens unterschätzt hatte. Er redete solange weiter, bis er nur noch ein gleichmäßiges Atmen von ihr hörte. Während er seine Tochter im Arm hielt, glitten seine Gedanken zurück zu diesem Wolf, zu ihrem Blickkontakt. Diese Augen, er hatte noch nie einen Wolf, oder irgendein anderes Lebewesen, mit Augen gesehen, die wie frisch geschliffener Bernstein aussah. Eine satte, reine Farbe. Dieser Wolf war ein besonderes Tier, das stand außer Zweifel, doch was für eine Bedeutung er noch haben würde, konnte Ragnar in diesem Moment nicht einmal in seinem Traum erahnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)