Ihr erstes Date von Goetterspeise (Naruto x Hinata) ================================================================================ Kapitel 1: Kalte Finger ----------------------- Das Knirschen des Schnees unter ihren Füßen, erinnerte Hinata mit jedem Schritt daran, dass sie zu spät dran war. Es war ihr noch nie passiert – noch nie – dass sie die Bahn verpasst hatte. Normalerweise plante sie die Zeit sogar so großzügig ein, dass sie eine frühere nehmen konnte. Doch heute Morgen war alles schiefgelaufen, was hatte schief laufen können. Nicht nur, dass sie ihren Wecker überhört hatte, nein, anschließend war ihr beim Anziehen ihr Lieblingspullover an der Naht aufgerissen und weil sie sich so darauf versteift hatte, genau diesen zu tragen, war ihr alles andere, das sie aus dem Schrank gezogen hatte, als nicht gut genug erschienen. Bis sie sich schließlich mit einem lang ärmlichen lila weißen Kleid hatte anfreunden können. So war allerdings die frühere Bahn schon längst weg gewesen. Und die, die sie mindestens hätte erreichen müssen, war ihr vor der Nase davon gefahren. Also hatte sie fünfzehn Minuten am Bahngleis gestanden und aufgrund der Winterkälte gefroren. An einen Schal oder Handschuhe hatte sie nämlich auch nicht mehr gedacht – und noch einmal nachhause zurück hatte sie, aus Angst, es könnte sie noch einmal etwas, aufhalten, nicht gewollt. Das musste jetzt aber egal sein. Sie rannte fast durch die Straßen zum Eingang des deutschen Weihnachtsmarktes, der nur einige Blocks von ihrer Universität entfernt lag. Sie hoffte nur, dass Naruto nicht zu lange warten musste – allerdings sprang die Ampel nun auch noch auf rot um und die Autos begannen anzufahren, weshalb Hinata notgedrungen stehenbleiben musste. Unruhig biss sie sich auf die Unterlippe und betete inständig, dass es gleich wieder auf grün schaltete, doch es dauerte gefühlt eine Ewigkeit bevor sie weiterkonnte. Noch um eine Ecke, die Straße komplett runter und dann würde auf der rechten Seite, der große Marktplatz, der nun mit Holzbuden voll gestellt war und himmlisch nach gebrannten Mandeln und Punsch roch, auftauchen. Hinata versuchte das Stechen ihrer frierenden Finger zu ignorieren und war sich sicher, dass ihre Wagen bereits vor Kälte rot glühten, während ihr unter der dicken Winterjacke viel zu warm war. Ihre Haare standen wahrscheinlich auch schon zu allen Seiten ab. Sie drängelte sich an einer Familie mit Kinderwagen vorbei und stand schließlich und vor allem endlich vor dem Eingang. Es war ein Bogen aus Stahl, um den sich eine leuchtende Lichterkette schlängelte, die oben mit lateinischen Buchstaben das Wort ‚Weihnachtsmarkt‘ formte. Erleichtert, dass sie endlich angekommen war, ging sie darunter hindurch und machte sich auf die Suche nach dem Ramenstand, den sie als Treffpunkt vereinbart hatten. Laut Naruto sollte er gleich links neben dem Eingang sein und zu Hinatas Glück sprangen ihr die gelben Schriftzeichen regelrecht ins Gesicht. „Da bist du ja“, begrüßte Naruto sie mit einem breiten Grinsen. Seine blonden Haare hatte er unter einer grauen Mütze versteckt und im Gegensatz zu ihr, trug er Handschuhe und einen dicken, roten Schal. „H-hallo, Naruto“, begrüßte sie ihn außer Atem, traute sich aber wegen der beißenden Kälte auch nicht, tiefer Luft zu holen. „Alles gut?“, fragte er besorgt nach. Hinata nickte kurz. „I-ich hab meinen Zug verpasst“, gestand sie schließlich und vergrub ihre Hände tief in den Taschen ihrer Winterjacke, um sie endlich vor der beißenden Kälte zu schützen. „Echt jetzt?“, fragte Naruto nach und begann zu lachen. Hinata zog den Kopf ein wenig ein und ihre roten Wangen, färbten sich noch dunkler – allerdings aus Scham und nicht wegen der niedrigen Temperaturen. „Entschuldige“, sagte Naruto und räusperte sich kurz. „Allerdings kann ich mich an kein einziges Mal erinnern, dass du unpünktlich gewesen wärst. Das ist eher mein Ding.“ „St-stimmt.“ „Wollen wir dann?“ Hinata nickte erneut und ließ sich von Naruto durch die breiten, aber von Menschen überfüllten, Gassen des Marktes führen. „Ich habe furchtbare Lust auf einen Punsch. Du auch?“, versuchte er Hinata in ein Gespräch zu verwickeln, allerdings bekam sie nicht mehr als ein „Ja“ heraus. Es ärgerte sie, dass sie sich so leicht verunsichern ließ. Wie lange hatte sie darauf gewartet, dass er sie nach einem Date fragte? Und nun, nach Jahren der Missverständnisse, gebrochenen Herzen und falschen Zeitpunkten waren sie endlich hier und sie konnte sich aus Scham kaum dazu durchringen, einen kompletten Satz zu sagen? Dabei war diese Phase ihrer Schüchternheit doch schon lange Geschichte. Wie sollte sie aber den Tag genießen, wenn sie sich so leicht einschüchtern ließ? Er hatte es schließlich nicht böse gemeint, sondern fand die Ironie dahinter witzig. Und das war sie doch auch, oder nicht? Als sie schließlich den Punschstand erreichten, den sie jedes Jahr mit ihren Freunden besuchten, stieg Hinata der süßlich-würzige Geruch bereits in die Nase und das erste Mal seit sie aufgestanden war, machte sich so etwas wie Entspannung in ihr breit. Naruto bestellte zwei Tassen und zahlte für sie beide. Hinata nahm ihm eine der Tassen ab und ihre Finger begannen aufgrund der plötzlichen Hitze sofort zu brennen. Hilfesuchend blickte sie sich nach einer Abstellmöglichkeit um, die sie in Form eines Weinfasses, das zu einem Tisch umfunktioniert worden war, fand. Ohne auf Naruto zu warten, eilte sie dorthin und stellte die glühende Tasse dort ab, bevor sie die Umklammerung ihrer Finger etwas löste. Die Wärme konnte sie allerdings nicht ganz aufgeben. „Ganz schön heiß oder?“, fragte Naruto gutgelaunt und tat es ihr gleich. „J-ja“, stimmte sie ihm zu und wünschte sich, dass sie den Mund aufbekam, um ihm zu sagen, dass sie dummerweise ihre Handschuhe zuhause hatte liegen lassen. Aber das war ihr mindestens genauso peinlich wie das mit der verpassten Bahn. Immerhin war der Kragen ihrer Jacke hoch genug, um den größten Teil ihres Halses vor dem beißenden Wind zu schützen. Wieso musste ihr erstes Date auch so schlecht starten? „Ich soll Sasuke übrigens Lebkuchen mitbringen. Seine Mutter und Sakura sind anscheinend so verrückt nach den Dingern, dass der ganze Vorrat, den wir letzte Woche gekauft haben, schon weg ist“, sprach Naruto darauf los und nippte anschließend an seinem Punsch. Hinata nickte kurz und unterdrückte den Drang, sich fester an die Tasse zu klammern. Sie konnte ihm auch nur mit einem halben Ohr zuhören und mehr als ein vereinzeltes ‚Hmm‘ oder erneutes Nicken bekam sie nicht zustande. Es frustrierte sie, dass sie sich wegen eines verkorksten Morgens so leicht aus der Fassung bringen ließ – doch das war immerhin ihr erstes Date überhaupt und sie hatte sich so sehr gewünscht, dass es perfekt werden würde. Oder zumindest nicht so ablief wie es dies nun tat. Als sie den Punsch getrunken hatten, nahm Naruto ihr die Tasse ab und brachte sie zurück. Sie folgte ihm langsam, wurde aber von einem Passanten angerempelt und stieß gegen eine andere Person. „Mist“, fluchte diese und drehte sich zu ihr um. Hinata sah die blauhaarige Frau mit großen Augen an, die sie nun musterte. „Was ist passiert?“, fragte ein Mann, der mit seinen orangenen Haaren eine ebenso ungewöhnliche Haarfarbe besaß wie seine Begleitung. „Alles gut, Yahiko. Mir ist nur etwas von meinem Glühwein auf den Boden geschwappt“, besänftigte sie ihn. „E-es tut mir so leid“, entschuldigte Hinata sich schnell und verneigte sich. „Schon gut.“ „I-ich … ich kaufe Ihnen natürlich … also … na-natürlich einen neuen“, fuhr sie fort und spürte erneut die Schamesröte in ihre Wangen schießen. „Schon gut. War nicht viel und das passiert schon mal“, erwiderte die fremde Frau. „Konan, findest du nicht, dass …?“, mischte ihr Begleiter sich nun ein, doch sie brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. „Schon gut. Und außerdem glaube ich, kommt ihr Begleiter gerade wieder. Eine schöne Zeit noch“, verabschiedete sie sich von Hinata und drehte sich wieder weg. Ihr Herz, das Hinata fast stehengeblieben war, als sie in die Augen dieser Frau geschaut hatte, begann nun wie wild zu schlagen. Sie hatte im ersten Moment wirklich geglaubt, gleich einer Schimpftirade ausgesetzt zu werden. Zumindest etwas, das heute nicht vollkommen falsch gelaufen war. „T-tschüss“, flüsterte sie noch und lief dann Naruto entgegen, der sich durch die angewachsene Schlange vor dem Punschstand zwängte. „Können wir weiter?“ Noch immer etwas unter Schock, blieb Hinata erneut nichts anderes übrig, als zustimmend zu nicken. Wenn das so weiterging, würde Naruto sie erst gar nicht zu einem zweiten Date einladen. Und dann? Würde sie ihm aus Scham in Zukunft für immer aus dem Weg gehen? In Gedanken versunken, die es ihr noch schwerer machten, sich auf das Date zu konzentrieren, lief sie neben ihm her. Eine sonderlich aufregende Begleitung war sie heute jedenfalls nicht, von aufmerksam mal ganz abgesehen. Dass Naruto mehr sprach als sie, war nichts neues, aber normalerweise lauschte sie ihm immer gespannt und brachte sich etwas aktiver mit ein. Diese kaum vorhandene Reaktion heute, war wirklich fast genauso schlimm wie ihre ersten Gespräche damals in der Mittelschule. „Das ist gibts ja wohl nicht“, flüsterte sie irgendwann, während Naruto gerade eine Tüte voll Lebkuchen entgegennahm. Er drehte sich zu ihr und sah sie an. „Mh? Glaubst du, das sind zu wenig?“, fragte er unsicher und hob sie hoch. Hinata sah sie sich genauer an und öffnete ungläubig ihren Mund, um etwas zu erwidern. „Vielleicht sollte ich wirklich noch welche kaufen.“ „N-nein! Ich denke … die reichen“, erwiderte sie schnell, froh darüber, dass er ihr Genuschel nicht richtig verstanden hatte. „Gut. Also, willst du noch irgendwo bestimmtes hin? Oder magst du lieber nur etwas über den Markt laufen?“ Gute Frage. Ihre Finger waren mittlerweile feuerrot und fühlten sich schon fast taub an. Hinata rang deshalb innerlich mit sich selbst, es endlich laut auszusprechen. „Ich …“, versuchte sie einen Satz, kam aber nicht weiter und begann, wie früher immer, ihre Finger ineinander zu verhaken. Wieso fiel ihr heute nur jedes Wort so verdammt schwer? Wie sollten sie eine richtige Beziehung aufbauen, wenn sie nicht einmal mit ihm sprechen konnte? Himmel, das gab es doch wirklich nicht! „Ich … n-nein.“ „Okay. Aber ich hab noch einen Stand, zu dem ich gern möchte.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, griff er nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Hinata ließ sich vollkommen perplex von ihm führen. Am Ende einer Reihe von Buden, bogen sie ab und betraten die nächste Gasse, die sie ein Stück entlang liefen. „Entschuldige übrigens“, begann Naruto irgendwann und blieb plötzlich stehen. Er drehte sich zu ihr um, ließ ihre Hand aber nicht los. „So. Welche Handschuhe hättest du gern?“, fragte er sie ernst und deutete mit seinem Kinn zur kleinen Holzhütte, neben der sie stehen geblieben waren. Hinata folgte seinem Blick und musste ob der riesigen Auswahl staunen. Wollhandschuhe in Hülle und Fülle hingen und lagen vor ihr. Manche einfarbig, andere mit Schneeflocken darauf oder einem Weihnachtsbaum. Sogar ein Paar mit einem Spiegeleimotiv (wieso auch immer). „Ähm …“ „Mir ist das leider nicht sofort aufgefallen. Aber du musst doch furchtbar an den Fingern frieren, oder?“ „Ähm … e-es … ja“, gestand Hinata schließlich und traute sich nicht, Naruto in die Augen zu schauen. „Dann such dir ein schönes Paar aus“, forderte er sie erneut auf. „D-das kann ich nicht an...annehmen.“ „Doch kannst du. Dafür lädst du mich eben beim nächsten Mal zu einer Portion Ramen ein oder so.“ Überfordert mit der Situation wusste Hinata keine Antwort mehr darauf und beschloss, sich einfach zu freuen, dass ihm ihre nackten Hände aufgefallen waren. Sie ließ ihren Blick über die Handschuhe gleiten und fand ein Paar, auf dem kleine Sterne gestickt worden waren. Sie nahm sie in die Hand und rieb sie zwischen ihren Fingern hin und her. Weich. „Die?“, fragte Naruto, während Hinata sich noch überlegte, wie sie ihn trotzdem davon überzeugen konnte, dass er sie nicht zahlen brauchte. Es war immerhin ihr eigenes Versäumnis und zu einer Schüssel Ramen würde sie ihn lieber so einladen – wenn er das überhaupt noch wollte. „Ja, aber …“ „Alles klar. Du kannst sie schon mal anziehen.“ Er ging an Hinata vorbei, um der Dame, die hinter dem Tresen stand, ihre Auswahl mitzuteilen. Hinata musste schmunzeln. Wenn seine Entscheidung stand, dann stand sie. Seufzend zog sie die Handschuhe an und bewegte vorsichtig ihre Finger darin. Viel besser. „Das wäre dann übrigens unser zweites Date“, sagte Naruto mit einem Grinsen und zahlte die Handschuhe. Hinata blinzelte ein paar Mal überrascht. „W-was?“, fragte sie, unsicher, ob sie ihn richtig verstanden hat. „Na, unser zweites Date. Das Ramenessen. Also, außer du … willst lieber nicht mehr?“ Das traf sie jetzt vollkommen unvorbereitet. „N… nein. Nein. Na-natürlich nicht. Aber … aber …“ Naruto legte den Kopf ein wenig schief und Hinata versuchte sich innerlich zur Ruhe zu zwingen. „Ich war … war nur bisher keine sonderlich gute Be-begleitung“, nuschelte sie etwas unverständlich, hoffte aber, dass er sie verstanden hatte, weil sie es nicht noch einmal wiederholen wollte. „Was? Du bist immer eine gute Begleitung.“ „Ja … aber …“ „Kein aber“, unterbrach er sie liebevoll, aber bestimmt, „glaub es mir ruhig. Schließlich sind wir heute nicht zum ersten Mal unterwegs. Nur … eben zum ersten Mal so. Und das würde ich, nun ja, eben gerne wiederholen. Und du?“ Er schien es ihr wirklich nicht übel genommen zu haben, dass sie heute so verschlossen gewesen war. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie nickte eifrig. „Ich auch.“ Lachend legte Naruto einen Arm um ihre Schultern und führte sie zurück ins Gewimmel der Weihnachtsmarktbesucher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)