Verdrängung von Sunshinera (als er ging) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Geh bitte nicht.“ „Ich muss, du hast dich zu sehr verändert…“ Das letzte Fünkchen Hoffnung erlosch und sie blieb allein unter der Tanne stehen. Er ging und sah nicht mehr zu ihr zurück. War sie für ihn den gar nichts mehr wert? Waren sieben Jahre nichts mehr wert? Oder hatte er sie nie geliebt? Sie lehnte sich gegen den Baumstamm, beobachtete die spielenden Kinder im Schnee, ein altes Ehepaar ging Hand in Hand spazieren. Jeder hier hatte jemanden, jeder außer sie. Frustriert atmete sie aus, ihr Atem bildete kleine Wölkchen, so kalt war es. Ein Schneeball traf sie an der Schulter, sie sah auf, es war jedoch nur ein Kind, welches vor ihr stand. „warum bist du so traurig?“ „Das geht dich nichts an.“ „Aber es ist doch Weihnachten und jeder soll fröhlich sein.“ „So ist es aber nicht. Die Welt ist nicht fröhlich, auch nicht an Weihnachten.“ Mit diesen Worten ließ sie das kleine Kind stehen und ging. Sie lief über die Brücke und sah ihr Spiegelbild in der zugefrorenen See, sie sah alles andere als gut aus, blasse Haut und verweinte Augen, sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht. Niemand sollte sie heute noch ansprechen, sie wollte ihre Ruhe und dieses Weihnachten allein verbringen. Die Gehwege waren leer, die meisten Leute lagen schon zu Hause auf ihren bequemen Sofas, aber sie wollte nicht nach Hause, dort würde alles sie an ihn erinnern und das wollte sie auf keinen Fall. Die besinnliche Weihnachtszeit sollte nur vergehen, dann könnte sie wieder ins Büro und sich dort in Arbeit stürzen und ihn damit irgendwie vergessen. Sie kam an einem Juwelier vorbei, vor dem Schaufenster blieb sie stehen. Sie sah runter zu ihrer Hand und nahm den Ring ab. Sie schrieb eine Nachricht auf einem Zettel und steckte alles durch den Briefschlitz in den Laden. Sie wollte diesen Ring nie mehr sehen. Sollte eine andere Frau ihn tragen und glücklich werden, für sie war dieser Ring nichts mehr wert, er war nur noch ein Schmuckstück, welches eine Erinnerung trug, die sie vergessen wollte. Sie lief die Straßen entlang, sie hatte sich nicht verändert, er war es, der sich verändert hatte, sie war immer noch die Gleiche. Nur weil er nicht mehr sein Leben im Griff hatte, musste er sie doch nicht verlassen, sie hätte ihn helfen können, hätte er sie gelassen, aber er wollte ja nicht. Jetzt war er für sie gestorben, ihn würde sie nicht mehr helfen, sollte er bei ihr angekrochen kommen, er hatte sie nach sieben Jahre verlassen, sie war es nicht, die die Beziehung beendet hatte. Sie liebte ihn immer noch, auch nachdem er sie verlassen hatte. Vor ihrer Haustür blieb sie stehen, sollte sie wirklich ihre Wohnung betreten. Was wenn er noch da war, um seine Sachen zu holen? Sie wollte ihn nie wiedersehen. Es würde reichen ihn bei der Hochzeit ihrer besten Freundin zu sehen, denn er war der Bruder ihrer besten Freundin. Es wunderte sie, dass sie noch nicht vor ihrer Haustür stand, wahrscheinlich war sie über Weihnachten bei den Eltern ihres Verlobten, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Ihre Wohnung war leer, sie stellte ihre Tasche ab und entledigte sich ihrer Jacke. Ein Blick in ihr Zimmer und sie sah, dass seine ganzen Sachen weg waren. Sie wusste nicht ob sie darüber sich freuen sollte, so müsste sie ihn nicht noch mal hier rein lassen, aber andererseits hing ihr zerbrochenes Herz noch immer an ihm. Im Wohnzimmer hing sie alle Bilder von ihm ab und legte sie verkehrt herum in eine Schachtel, bei einem Bild stoppte sie, sie sah es lange an. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken, das Bild immer noch in der Hand. Sie schluchzte und die Tränen kamen, hier konnte sie sie nicht mehr zurückhalten, es fühlte sich immer noch so an, als würde er jeden Moment zur Tür hereinkommen und sie tröstend in den Arm nehmen, aber er würde nicht kommen. Es war jetzt endgültig vorbei mit ihnen. Sein Weihnachtsgeschenk würde sie nach den Feiertagen umtauschen, den Besuch bei ihren Eltern sagte sie ab, sie sagte sie wäre krank und wollte sie nicht anstecken, sie sagte auch das er seine Eltern besuchen würde. Würde er wahrscheinlich auch und sie würden fragen, wo sie sei, aber sie würde Weihnachten nie mehr mit ihnen feiern und auch nicht mit ihm. Es hatte lange gedauert bis sie ihn vergessen hatte, die Arbeit hatte ihr geholfen, aber glücklich war sie schon lange nicht mehr. Selbst die Hochzeit ihrer besten Freundin besuchte sie nicht. Sie war wieder krank und wahrscheinlich würde sie auch nie mehr gesund werden, ein gebrochenes Herz konnte nicht heilen, jemand anderes könnte nur versuchen es wieder zusammen zu halten, aber heilen würde es in ihrem Leben nicht mehr. Ihr Job war ihr ein und alles, ihr Sozialleben wurde immer eintöniger, nicht mehr zu ihrer besten Freundin hatte sie Kontakt. Sie wollte mit niemanden über den Bekanntenstatus hinaus gehen, zu groß war ihre Angst, dass ihr Herz weiter brechen könnte, würde sie noch jemand verlassen, deswegen brach sie zu jedem dem Kontakt ab, bevor derjenige es tun konnte. Ihre Geschichte würde nicht mit einem Happy End enden, nur Filme und Bücher hatten eines, aber das wahre Leben war kein Film oder Buch, es war die pure Realität und diese konnte nicht geschönt werden, von niemanden. Es würde immer etwas passieren, was negative Folgen auf ihr Leben hatte, sie würde nie mehr glücklich werden. Zwei Jahre vergingen, sie hatte sich nicht wirklich verändert, noch immer war sie nicht wirklich über ihn hinweg, er allerdings schon lange über sie. Letztes Jahr hatte er geheiratet, eine Kollegin war die glückliche. Wie klischeehaft dachte sie sich damals, aber er war leider wirklich glücklich mit ihr. Selbst seine Schwester konnte sie nicht mehr erreichen, sie war in einer Nacht und Nebelaktion umgezogen, niemand wusste wohin, nur ihre Eltern und diese sagten niemanden ein Wort. Sie lebte ein neues Leben und wollte ihr altes hinter sich lassen. Sie begegnete ihn noch ein paar Male, aber er erkannte sie nicht mehr und sie sprach ihn nicht mehr an. Es war besser so für sie beide. Er hatte noch ein paar Mal versucht sie zu kontaktieren, aber sie wollte nicht wieder mit ihm in Kontakt treten, sie wäre zu abgelenkt, wenn er wieder da wäre. Ihre Karriere verlief sehr gut, sie war Abteilungsleiterin und könnte noch weiter in der Firma aufsteigen, außerdem war er glücklich verheiratet, sie wollte keine Probleme bereiten und schwieg immer, wenn er ihr begegnete. Man würde es vielleicht nicht denken, aber sie war glücklich, jetzt mit ihrem neuen Leben, sie hatte niemanden anderen außer sich Verpflichtungen gegenüber, sie war ihr eigener Herr und Chef und es ging ihr gut. Nach zehn Jahren hatte sie zwar noch immer niemanden gefunden, der ihr gebrochenes Herz wieder zusammen hielt, aber sie war glücklich, ihre Arbeit war ihr Leben und sie musste eine Firma leiten, da war kein Platz um einer verlorenen Liebe nach zu trauern, sie hatte gelernt nach Vorne zu sehen und das tat sie auch, sie sah nicht mehr zurück. Ja es war ein Fehler ihn damals so schnell gehen zu lassen. Ja sie hätte um ihn kämpfen sollen, auch wenn sie verloren hätte. Sie hätte den Kontakt nicht zu jeden ihrer Freunde abbrechen dürfen, aber jetzt war sie glücklicher, hätte sie all das nicht getan, würde sie noch immer in ihrer Wohnung sitzen und ihm nachtrauern. Jetzt hatte sie diese schwere Zeit überwunden und war glücklich mit ihrem Leben. Und sie hatte ihn vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)