A heart's desire von robin-chan ================================================================================ ϟ lavender ϟ ------------ [ ϟ enchantment ϟ ] Flüche murmelnd, eilte Harry Potter den Korridor hinab. Als ob das Universum sich gegen ihn verschwor, hatte er ausgerechnet heute – und das nach einer gähnend langweiligen Woche – nicht nur aus dem unliebsamen Büro gemusst, nein, eine herumtreibende Bande schwarzer Zauberer hatten ihn auf Trab gehalten. Unliebsam, weil er kein Mensch für Schreibtischarbeit war. Harry mochte die Jagd, den Nervenkitzel der Gefahr. Dahingehend stapelten sich häufig sämtliche Berichte, deren Abfertigung er liebend gern aufschob. Zum Leidwesen seines Vorgesetzten – der jedoch bald ausschied und ihm die Führung der Zentrale für Auroren überließ. Ein Posten, um den er nicht bat, der ihm regelrecht aufgedrängt wurde. Der legendäre Harry Potter – der einstige Junge, der überlebt hatte; der Bezwinger des dunkelsten Zauberers, den die Welt je gesehen hatte – wurde schon jetzt als der neue Leiter der Auroren verkündet. Seit dem Tagespropheten die baldige Kundgebung zugespielt worden war. Das Ministerium scheute nie sich für seine Dienste zu preisen. Dass er lieber vor Ort agierte, kam niemanden in den Sinn und doch fand er wiederum keine klare Erklärung, um abzulehnen, aber dafür schien der Augenblick unpassend. Harry war spät, vielleicht zu spät dran. Dank des ungeplanten Zwischenfalles hatte er keine Zeit gehabt, sich weder um ein passendes Geschenk zu kümmern (das zermürbte ihn seit Tagen) noch persönlich seine Glückwünsche zu bekunden. Hermione Granger feierte Geburtstag, und ihm lag fern sie zu enttäuschen, wohl wissend, dass sie nie ihren Verdruss zeigen würde. Da Hermione voll und ganz in ihrer Arbeit aufging, und meist auf eine Auszeit vergaß, hatten ihr ihre Eltern ein gemeinsames Wochenende, abseits Londons, geschenkt. Daher hörte sie ausnahmsweise früher auf – ausgerechnet heute war Harry aufgehalten worden, wo er sonst noch alle Zeit der Welt gehabt hätte! Dann, endlich, war das Ziel nah und kaum bog er rechts ab, schon stoppte er abrupt. Unkontrolliert schlug das Herz. Schnappend holte er Luft, griff sich an seine Brust, spürte sogleich den in zweierlei Hinsicht schmerzhaften Stich. Nicht weit, maximal sechs Meter entfernt, war Hermione. Belagert von dem schmierigen Cormac McLaggen, den Harry bereits zu Schulzeiten unbewusst abstoßend fand. Damals hatte er gemeint einen anderen Grund zu haben, heute wusste er dies umso besser. Er sah Hermione weder als beste Freundin noch als Art Schwester. Seit Ron das Ministerium verlassen hatte und Harry viel Zeit mit Hermione alleine verbrachte, war ihm mehr und mehr klar vor Augen geführt worden, welche Gefühle er insgeheim hegte. Er liebte sie, auf eine Weise, die er nie in Erwägung gezogen hatte, selbst nicht nach dem Ausrutscher im Forest of Dean oder dem Weihnachtsmarktbesuches vor drei Jahren, kurz nach Hermiones und Rons Trennung. Harry hatte darin einfach zwei Vorfälle, im Affekt der Schwäche gesehen. Zwei Freunde, die füreinander da waren und in diesen kurzweiligen Stunden einfach Ablenkung sahen. Ihrer Freundschaft hatten sie nicht geschadet, sonst suchten sie nicht die Nähe zueinander. Harry war derjenige, der Hermione aus dem Büro lockte, sie in ein, von Zauberern gemiedenes, Viertel Londons führte, in dem sie aßen oder Kaffee tranken und die Welt der Magie vergaßen. Dort blieben sie unbekannt, tauchten unter und waren einfach eine Frau und ein Mann, die zusammen saßen, sich austauschten und miteinander lachten. Hermione blieb indes diejenige, die Harry auf dem Boden behielt; die ihm sagte, wann er lieber das Tempo verlangsamte und ihm bei der Beseitigung des angerichteten Chaos half, sobald er die Schreibtischarbeit zu lang aufgeschoben hatte. »Harry!« Seine Mundwinkel zuckten, als ihn die Stimme aus der Trance holte, und ihm die Erleichterung, nicht nur in Hermiones Tonfall auffiel, sondern auch auf ihren Gesichtsausdruck überging. »Da bist du ja – Cormac, danke für deine kleine Aufmerksamkeit und die netten Wort, aber wie du siehst, bin ich verabredet.« »Mit Potter?«, fragte er mit einem Mix aus Überraschung und Abfälligkeit. Er missinterpretierte erneut das Gesagte, das eventuell den neuentfachten Gerüchten geschuldet war. Harry schloss auf, erkannte nun das abfällige Mustern. »Umziehen wäre angebracht, findest du nicht?« Harry blieb ungerührt, war sich seiner Aufmache bewusst. Seine Kleidung wies deutliche Spuren vom Kampf auf, war eingerissen und mit Schmutz bedeckt, sein Haar war zerzauster (sofern das überhaupt möglich war)als üblich, zudem war er durchgeschwitzt und sein Gesicht mit Schrammen gekennzeichnet, die Hermione auffällig mit Sorgenfalten betrachtete. »Bevor ich aufbreche, habe wir noch etwas zu besprechen, wenn du uns entschuldigst«, wich Hermione dem deutlichen Wink aus, packte dabei Harrys Arm und zog ihn in ihr Amtszimmer. Unweigerlich stach ihm ein Strauß verschiedenster Rosen ins Auge, an der Vase gelehnt eine teure Schachtel Pralinen - Cormac. Hermione mochte keine Süßigkeiten, aß sie welche, dann war sie entweder äußerst gestresst oder bedrückt. Betrübt schnaufte er, er hatte keinen Strauß, hatte allerdings absichtlich auf Süßes verzichtet. »Dachte, er hat aufgegeben?«, fragte Harry unterdessen und warf einen Blick zur verschlossenen Tür zurück. »Cormac ist derselbe, wie zu Schulzeiten. Einzig sein Selbstbewusstsein ist schlimmer geworden, wobei ich mir allmählich die Frage stelle, inwieweit es aufgesetzt ist. Jedenfalls muss er Single sein, sonst wäre er nicht vorbei gekommen.« Hermione atmete hörbar auf. »Lass mich sehen«, setzte sie ernst nach, fasste Harrys Kinn und zog seinen Kopf zurück, näher, ehe ihre Fingerkuppen vorsichtig seine Wangen streiften. Sanft, eines Windhauchs gleich, für Harry hingegen brennend. Er schluckte. Eine solche Berührung durfte keine Gefühlsregung auslösen. »Dein Bart stupft.« »Macht mich verruchter.« »Ist klar«, rollte Hermione die Augen über. »Dachte schon, ich habe dich verpasst«, seufzte er, als ihm wieder der Grund seines Vorbeischauens einfiel. »Bedank dich bei Cormac«, antwortete Hermione abwesend. »Welcher Fluch?« Harry blinzelte. »Hermione, machst du dir deswegen Sorgen? Mir fehlt nichts, das heilt.« Und sollte er sich unwohl fühlen, wusste er, was zu tun war. »Du musst mich nicht länger versorgen.« Damit spielte Harry auf die Schulzeit an. Ohne Hermione hätte er so manches nicht durchgestanden. Mittlerweile wusste er sehr wohl, was zu tun war, worauf er achten musste. »Alte Gewohnheit«, lächelte Hermione süßlich, ihre Hand sank, sowie Harrys Herz, das ihm gefühlt in die Hose rutschte. Unschlüssig werkelte er am Zip seiner ramponierten Jacken, erneut hörte er sein Herz lauter pochen. Obwohl er Hermione kannte, somit wusste, dass sie keine Frau war, die sich mit Schmuck bezirzen ließ, fühlte Harry sich unwohl. Tage hatte er über das passende Geschenk bebrütet, war die Winkelgasse auf und ab gewandert – ohne Glück. Nichts, das er gesehen hatte, hatte ihm gefallen. Das Beschenken bereitete Harry Magenschmerzen, denn war er noch nie gut darin gewesen. Darin unterschieden sie sich sehr. Hermione fand stets das Passende. Dann, auf dem Rückweg ins Ministerium, war er an einem Blumenladen vorbeigekommen. Einem kleinen, aber einladenden. Und trotz der prachtvollen Auswahl, die Ideen für dutzende Sträuße geboten hatte, hatte sich Harry Potter auf eine einzige, die letzte vorhandene, Rose konzentriert, die auf ihre eigene, besondere Weise die Schönheit aller anderen verblasst hatte. Vorsichtig holte er eben jene, in lavendelgehaltene, Rose hervor, deren Dorne ihm zuvor ungut in die Brust gestupst hatte, und überreichte sie mit einem aufrichtigen Lächeln: »Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, Hermione.« Genannte blinzelte verblüfft und Harry wurde flau. Nur langsam nahm sie die Aufmerksamkeit entgegen, ließ die Augen starr darauf gerichtet. Harry kratzte verlegen seinen Bart, spähte hilfesuchend zur großen Wanduhr. »Deine Eltern warten … hab einen schönes Wochenende.« Vergeigt, eine andere Erklärung fand Harry nicht und er schimpfte mit sich. Hätte er sich eben angestrengt oder wenigstens einen großen Strauß besorgt, wie Cormac. »Harry«, hielt Hermione ihn ab, als er sich gerade umdrehen und gehen wollte, »was hast du dir bei der Rose gedacht?« Starr blieb er stehen, spürte einen beklemmenden Druck auf seiner Brust, obgleich er keinen Vorwurf heraus gehört hatte. »Ich hab sie gesehen und an dich gedacht«, gestand Harry überraschend leicht, weil es eben die einzig existierende Erklärung war. Hermione nickte räuspernd. »Jeder Blume wird eine Bedeutung beigemessen … kennst du die Bedeutung deiner?« Verdutzt runzelte Harry die Stirn. Rote und weiße Rosen vermochte er noch zu unterscheiden, aber Lavendel? Dafür war sein Interesse eben zu gering; im Laden hatte er manche Namen überhaupt noch nie zuvor gehört gehabt. »Typisch für dich«, durchschaute Hermione betrübt sein verdattertes Grübeln. »Und ja, meine Eltern warten.« »Hermione, ich-« »Schon gut, ich freu mich, ehrlich. Sie ist wunderschön. Danke.« Sie log, dachte Harry jedenfalls, denn beschlich ihn ein ungutes Gefühl, das nichts mit der Rose an sich zu tun hatte. Das Gespräch lief anderweitig aus dem Ruder und Harry grübelte, suchte störrisch – ein Licht ging auf. »Was ist ihre Bedeutung?«, fragte er aufgeregt. Einerseits fürchtete er die Antwort, andererseits kam Hoffnung auf. Was – ein Gedanke, den er all die Zeit über verleugnet hatte -, wenn Hermione dieselben Gefühle verband? Nein, bestimmt nicht, Harry interpretierte falsch, das würde sie ihm schon weismachen. Verräterisch blinzelnd, rang Hermione um Worte, wich seinem durchdringenden Blick aus, indem sie zur Vase stierte. »Sieh dir seine Rosen an. Gehen wir nach der Bedeutung, so ist sein Strauß ein sich widersprechendes Chaos … eine Farbenpracht, ja, aber was sagt er mir? Ich sehe Freundschaft, Bewunderung, Zuneigung, aber auch Eifersucht, Untreue – ein wahlloses gewähltes Arrangement, bedenke ich, dass wir in erster Linie einfache Kollegen sind.« Kopfschüttelnd wandte sie den Blick ab, sah erneut auf Harry, der stumm zuhörte. »Deine Rose«, sprach Hermione zurückhaltend, »steht in den meisten Fällen nicht für freundschaftliche Gefühle … sie steht für einen Zauber, Faszination … man sei jemandem verfallen.« Harrys blieb das Herz stehen. War das möglich? Bewusst hatte er die Rose gewählt, die ihn an Hermione erinnerte, und unbewusst hatte er eben jene gewählt, die seine Gefühle verrieten. Vielleicht hätte er lieber ein Gespräch mit Neville gesucht oder wenigstens bei der Verkäuferin nachgefragt. Nun verstand Harry allerdings das schelmische Grinsen jener Frau. »Ist okay, du wolltest mir eine Fre-« »Und wenn ich dir verfallen bin?«, unterbrach Harry in einem Tonfall, der keinen Spielraum für Gedanken an einen Scherz ließ. »H-Harry … ich«, stammelte Hermione, das ihm ein sanftes Lächeln entlockte. Ihr verschlug es selten die Sprache. Erneut spähte Harry zur Uhr, schloss anschließend für einen langgezogenen Atemzug die Augen. Ab nun existierte kein Zurück, er hatte den Stein unabsichtlich ins Rollen gebracht. Dann lieber in den sauren Apfel beißen und offen darlegen, wie es um seine Gefühle stand. »Du bist schon lange mehr als meine beste Freundin, Hermione«, sprach Harry ruhig, obwohl er innerlich einen durchwachsenen Gefühlsrausch erlebte, »Ich habe mir bloß nie Chancen ausgerechnet. Seit fünfzehn Jahren bist du an meiner Seite. Unsere Freundschaft ist zu kostbar.« Auch Ron, aber mit Hermione war es immer anders gewesen, sie hatte sich nie abgewandt, hatte mit ihm alles durchgestanden, ohne Wenn und Aber, selbst wenn alle, Ron eingeschlossen, zweifelten oder er, dumm wie er war, vor dem Kopf gestoßen hatte. Für ihn stand Hermione für den besagten Fels in der Brandung und nun drohte der Verlust. »Tut mir leid, dass du das so erfährst«, sprach er weiter, da Hermione noch immer verloren da stand, die Rose festumklammert hielt und ihn mit großen, ungläubigen Augen betrachtete, »Wie dem auch sei, nochmals alles Gute.« Zum Abschied gab er ihr einen Kuss auf die Wange, etwas das er noch nie getan hatte, und ging. Im Korridor fuhr Harry sich fahrig durchs Haar, fluchte leise. Hermione verlieren, war wahrhaft das Letzte, das er wollte. Nun stand im Raum, wie sehr seine nicht durchdachte Geste ihre Beziehung zerrütten würde. Allein der Gedanke daran schmerzte sehr. »Harry James Potter!«, polterte es plötzlich und Besagter erschrak augenblicklich. Den Tonfall kannte und fürchtete er, Hermione war gereizt. »Was fällt dir ein, anzudeuten du seist in mich verliebt – an meinem Geburtstag, zwischen Tür und Angel – nur um einen Atemzug später einfach abzuhauen!« »Du bist spät dran, das magst du nicht und ich hab das nicht geplant, okay?«, scheiterte er an dem Versuch, sich aus der Affäre zu ziehen, denn Hermione hatte schnellen Schrittes aufgeholt, kam dicht vor ihm zum Stillstand. Bedrohlich funkelten ihre Augen, er hatte definitiv Mist gebaut, aber welchen? Beruhte die Wut einzig auf seinem ungewollten Geständnis? Dann verstand er umso weniger. Lehnte sie es ab, musste er mit dem Problem umgehen lernen, irgendwie ankämpfen und die Gefühle schlucken. Auf der anderen Seite … Hermione ignorierte nicht, sie redete lieber. »Ist es wahr?«, schwang ihre Laune um, verhinderte seine Frage, was genau sie wütend machte. »Hast du solche Gefühle für mich?« »Ja«, war alles, das Harry erwiderte. »Okay«, murmelte sie nickend, »Sonntag, halb sieben. Du kümmerst dich ums Essen, ich hab den Wein.« »Willst du mir damit sagen-« »Dass ich mehr als deine beste Freundin sein möchte?«, beendete Hermione. »Ja.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)