Stark von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 3: Fahrprüfung ---------------------- Kapitel 3 Sorgfältig suchte Setsuna jede einzelne Blume aus. Die sonst für sich lebende Frau hatte mit Usagi in den letzten Wochen soviel Zeit verbracht, dass sie gewissenhaft nach weißen, rosa und zartgelben Blumen griff, denn sie wusste, das Usagi diese Farben liebte. "Sollen sie zu einem Strauß gebunden werden?", fragte die junge Verkäuferin. Mit einem Nicken wandte sich Setsuna um und reichte der Frau die Blumen. "Da haben sie sich aber besonders schöne Blumen ausgewählt. Für welchen Anlass sind sie, wenn ich fragen darf?", fragte die Verkäuferin interessiert, während sie das zarte Grün um und in die Blumen flocht. Die Frage löste in Setsuna Erinnerungen an die letzten Wochen aus. Jeden Tag hatte sie mit ihrer Prinzessin im Auto gesessen und hatte ihr all das beigebracht, was sie zum Fahren wissen musste. Aber eigentlich hatte Usagi keine Fahrstunden nötig gehabt, ihre fehlte einfach nur das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und zum Auto. So standen die beiden Frauen eines Tages auf dem Parkplatz. Usagi wollte wie immer direkt einsteigen und üben, doch Setsuna hielt sie mit behutsamer Stimme auf: "Warte, Usagi. Ich finde, dass du nicht mehr üben musst..." "Aber..." "Hör mir zu! Du kannst Autofahren, du kannst sogar sehr gut Auto fahren. Du fährst besser als die meisten Fahranfänger. Was du lernen musst, ist dem Auto und besonders dir selbst zu vertrauen.", erklärte Setsuna weiter, ohne sich von Usagis verwirrten Blick irritieren zu lassen. Stattdessen hatte Setsuna die zierlichen Hände ihrer Freundin genommen und sie auf die Tür des Autos gelegt. Bevor Usagi ihren Mund öffnen konnte, sprach Setsuna weiter. Diese hatte die Gänsehaut auf der hellen Haut nicht bemerkt, welche ihre Stimme ausgelöst hatte, denn unbewusst sprach die Ältere ganz sanft und zärtlich: "Das Auto tut nur das, was du willst, dass es tut. Es bringt dich überall hin und schenkt dir ein großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit. Du fährst super an, du kannst sehr gut schalten und weißt jede Regel des Straßenverkehrs." "Setsuna...", es war ein heiseres Gurgeln gewesen, das aus Usagis Mund kam. Diese hatte sich lächelnd an ihre Schülerin gewannt und ihre Hand während der Worte über das kalte Metall geführt. Die Kriegerin der Zeit mit den mystisch grünen Haaren war so vertieft in ihre Lobesrede, dass sie nicht bemerkte, wie sich Usagis Wangen in ein tiefes Rosa verfärbten. "Also vertraue dir und dem Auto, Usagi!", schloss sie leise ihre aufbauende Rede ab. In dem Augenblick, als Setsuna sich zu Usagi umdrehen wollte, da wurde sie von ihrer Prinzessin schon stürmisch umarmt. Verwirrt legte Setsuna ihre Arme um Usagi, die ihren Kopf tief in ihren Oberkörper vergrub und plötzlich leise schluchzte. Setsuna zuckte zusammen und flüsterte besorgt: "Usagi, was hast du? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Kopfschüttelnd drückte sich Usagi halt suchend an ihre große Wächterin. "Nein...", schluchzte sie und erst als Setsuna sie ebenfalls beschützend an sich drückte, begann Usagi unter Tränen zu sprechen: "Nein, du hast nichts Falsches gesagt, Setsuna. Du hast soviel gesagt, was ich so vermisst habe. Alles was Mamoru zum Schluss sagte, war voller Unverständnis. In seinen Augen war ich nicht klug genug, nicht geschickt genug... ich habe ihn nicht gefordert." Je mehr Usagi sich in vergangenen Erinnerungen redete, wurde ihre Stimme von Tränen durchtränkt. Setsunas Innerste verkrampfte schmerzhaft, sie wollte ihrer Prinzessin gut zureden und jedes Wort des Prinzen der Erde widerlegen. Doch sie und auch die anderen Kriegerinnen hatten bisher nicht viel über den Streit der beiden mitbekommen. Usagi hatte über ihren Kummer geschwiegen. Nur ab und zu schlich der Schmerz über Usagis weichen Gesichtszüge. In jenen Augenblicken, wo sie ihre gespielte, fröhliche Fassade fallen lies. Hier und jetzt hatte sie keine Fassade fallen lassen, sie sprach endlich über ihren Schmerz und Setsuna beschloss ihr genau zuzuhören. "Lange Zeit fühlte ich nur diese Leere in mir. Ich konnte nicht schlafen, nichts essen und nicht wach sein. Die Liebe unseres vergangenen Lebens war nicht mehr präsent und doch kettete sie mich an eine Illusion. Ich wollte die Anzeichen nicht sehen, wollte mir nicht eingestehen, dass Stille der Liebe gewichen ist. Aber die Wahrheit ist, er braucht mich nicht mehr und ich habe so Angst, Setsuna, so große Angst, dass mich nie mehr jemand braucht und liebt!" Mit der Aussprache ihrer größten Angst brach die lang aufgebaute Schutzmauer um Usagi endgültig zusammen. Verzweifelt versuchte sie die Tränen zu unterdrücken, aber die lang verdrängte Trauer forderten schreiend ihren Tribut. Der zierliche Körper schüttelte sich und Usagi spürte, wie ihre Beine versagten. Doch Setsuna war da und hielt sie mit einer unumstößlichen Sicherheit. Kontrolliert und langsam, ließ die sich mit ihrem Schützling zu Boden sinken, drückte sie näher an sich, als sie jemals einen Menschen an sich herangelassen hatte und flüsterte mit feiner Stimme: "Es wird alles gut, Usagi! Noch tut es weh, es wird auch noch lange schmerzen, aber wenn etwas hilft, dann Zeit. Der Schmerz wird vergehen, wird sich legen und du wirst sehen, dass du wieder geliebt wirst. Du wirst schon jetzt von uns allen so sehr geliebt, Usagi. Wie könnten die Männer ein so schönes, gütiges und sehr wohl talentiertes Wesen wie dich übersehen?" Abermals bemerkte Setsuna nicht ihren eigenen Herzschlag, der sich mit jedem Wort beschleunigte und auch nicht die leichte Wärme, welche durch ihre Adern floss. Erhöhten Puls und einen schnelleren Herzschlag waren ihre aus Kämpfen vertraut. Der stechende dumpfe Schmerz in ihrem Herz war unbekannt und neu. Verwundert nahm ihn Setsuna wahr, konnte ihn jedoch nicht einordnen. Usagi wurde langsam leiser. Sie hatte jedem Wort gelauscht und löste sich nun ein kleines Stück aus der Umarmung, aber nur soweit, bis sie die tiefroten Augen fand. Leise frage sie: "Wirklich?" Setsuna erwiderte den Blick und lachte leise bei der Frage. Instinktiv küsste sie Usagi auf die Wange und erwiderte: "Natürlich!" Zu keiner Zeit hatte Setsuna jemals einen Menschen so nah an sich herangelassen, noch hatte sie so viel Zärtlichkeit ausgetauscht. Es brauchte einige Küsse und Liebkosungen, bis sich Usagi beruhigt hatte. Das urplötzliche Bedürfnis, Usagi einen zärtlichen Kuss auf den Mund zu geben, hatte Setsuna im unbekannten Strudel aus Nähe nicht wahrgenommen. Auch jetzt, wo Setsuna in der Erinnerung versunken war, bemerkte sie nicht die kribbelnde Wärme, die fordernd gegen ihre Haut klopfte. Es war die Blumenverkäuferin, die sie in das Hier und Jetzt zurückholte. "Möchten sie, dass ich sie einpacke?", fragte die junge Frau. Da Setsuna ihr die Frage nicht beantwortet hatte, schien sie nun verunsichert. Setsuna schüttelte den Kopf und lächelte auf ihre melancholische Weise. "Nein ich nehme sie ganz genau so, sie sind für eine Freundin, sie hat ihre Fahrprüfung bestanden!" Das war nicht ganz die Wahrheit gewesen, da Usagi genau zur selben Zeit ihre Prüfung absolvierte. Setsuna hatte jedoch beschlossen, sie abzuholen und zu überraschen. Die Wächterin der Zeit hatte keinen Zweifel daran, dass Usagi die Prüfung nicht schaffen würde. Mit einem großen Blumenstrauß wartete Setsuna nun auf dem großen Parkplatz der Fahrschule und schaute sich suchend um. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis plötzlich ein weißer Wagen auf den Platz fuhr. Sofort erblickte Setsuna die blonden Zöpfe hinter dem Steuer. Der Wagen hielt und ein großer Mann stieg aus. Der große Mann mit dem dunklen Haar schien der Fahrlehrer zu sein. Setsuna blickte an ihm Vorbei, auf dem Rücksitz saß der Prüfer, welcher mit Usagi sprach. "Sie müssen Setsuna sein!", lenkte sie eine fremde Stimme ab und ließ sie fragend blaue Augen blicken. Der Fahrlehrer stand nun unmittelbar neben ihr und lächelte sie an. "Ja... die bin ich." "Usagi hat viel von Ihnen erzählt, eigentlich jede Fahrstunde... Sie hat Recht, Sie sind wirklich ausgesprochen hübsch! Usagi hat ihre Sache heute sehr gut gemacht." "Wie meinen Sie das?", hakte Setsuna verwirrt, bei soviel Information, nach. Doch dann ging die Autotür auf und sie vernahm die helle Stimme ihrer Prinzessin: "Setsuna!" Strahlend kam die Frau mit den zwei langen blonden Zöpfen auf sie zugelaufen und wedelte mit dem ausgestellten Führerschein. "Ich habe es geschafft!!" Augenblicklich lief auch Setsuna los und überwand das letzte Stück, um Usagi in die Arme zu schließen. "Ich habe nie daran gezweifelt, dass du es schaffen wirst!!!" Daheim legte Usagi ihre Tasche ab. Die Blumen ruhten in ihrem Arm, während sie in einem Schrank nach einer passenden Vase suchte. Mit einem glücklichen und stolzen Lächeln füllte sie Wasser in die Glasvase. Das Licht des Tages schien durch ihr Bad und spiegelte sich auf der unruhigen Wasseroberfläche. Liebevoll stellte Usagi die Blumen in das klare Wasser. Ihre azurblauen Augen blieben an den zarten Blüten hängen. Gedankenverloren hob Usagi ihre Hand, um die samtige Oberfläche der Blüten zu berühren. Setsuna hatte in den letzten Tagen soviel für sie getan. Jeden Tag hatte sie mit ihr geübt und sie ermuntert. Die blonde Frau wusste, dass sie ohne Setsuna die Prüfung niemals bestanden hätte, vielleicht hätte sie sie erst gar nicht angetreten. Ein unbekanntes lang vergessenes Gefühl umflog das Herz der Mondprinzessin und vermischte sich mit der Stille. Zögerlich blickte Usagi zum Telefon, dann nahm sie den Hörer ab und wählte die Nummer, von der sie nie gedacht hätte, dass sie einmal so vertraut sein würde. Nach mehrmaligen Klingeln meldete sich die sanfte vertraute Stimme und schon erhellte sich Usagis Mine: "Meioh?" "Setsuna, ich bin es Usagi..." "Usagi, ist etwas passiert?" "Nein, ich ähm.... Setsuna, ich habe das Gefühl ich habe mich nicht richtig bedankt, für alles, was du für mich getan hast!" "Das habe ich sehr gerne getan, du musst mir nicht danken!" "Das möchte ich aber. Setsuna, würdest du heute Abend zum Essen kommen?? Ich würde gerne für dich kochen." Ein kurzes Schweigen setzte ein und dann konnte Usagi Setsuna lächeln hören und abermals machte ihr Herz einen Sprung. "Gerne, ich komme gerne! Wann soll ich da sein?" Usagis Augen wanderten zur Uhr, sie musste noch einkaufen und ein passendes Rezept raus suchen. "Kannst du um 19 Uhr hier sein? Gibt es etwas, dass du nicht magst?", fragte Usagi. "Ich mag keine Aubergine. Ich werde um 19 Uhr da sein!", antwortete Setsuna. Usagi hüpfte einmal durch den Flur und jubelte: "Ich freu mich... bis gleich, Setsuna!" "Bis gleich!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)