Wie man sich nicht in eine Jungfrau verliebt von Elnaro ================================================================================ Kapitel 2: Das Einmaleins des Flachlegens ----------------------------------------- Am nächsten Abend war sie etwas gelöster als sonst. Da hatte ich Teufelskerl ganze Arbeit geleistet. Sie wusste jetzt, dass ich ihr eine starke Schulter zum Ausheulen bieten konnte. Bei schüchternen Mädels mit wenig Selbstbewusstsein wie ihr, war es wichtig, ihr das Gefühl von Sicherheit zu geben, keine Herausforderung für mich. Ich war ein guter Schauspieler. Sie brachte aus einer Kiste einen Adventskranz hervor, der eigentlich in der aktuellen Auslage liegen sollte. Ich fand das Teil aber nicht in meiner Bestandsliste und hatte auch keinen Bock, ihn ins Kassensystem einzutragen. War wohl ein Einzelstück, vielleicht ein Probeexemplar oder Schaufensterdeko. Es glitzerte wie der Modeschmuck meiner Oma. „Der ist total schön,“ schwärmte Klein-Ellys unverständlicherweise. In der Sprache der Frauen heißt das so viel wie: „Kann ich den haben?“ Zum Zeitvertreib las ich gern hirnrissige Ratgeber und endlich machte sich das bezahlt. „Das Teil ist ein Phantom. Wir tun einfach so, als hätten wir es nicht gefunden und du behältst es.“ Ich legte mein Sonnyboylächeln auf und sie schmolz. „Echt? Du schenkst ihn mir? Das ist so lieb! Vielen, vielen Dank!“ Sie war so gerührt, dass ihre Augen feucht wurden. Falsche Stelle, dachte ich, aber was soll's, baut Vertrauen auf. Sie ging glücklich heim und ich nach oben in die Wohnung. Mom hatte mir ein Brötchen belegt und auf dem Küchentisch bereitgestellt. Sie war schon irgendwie korrekt. Ich setzte mich im halbdunklen Schein des leuchtenden Sterns im Fenster an den Tisch und aß zufrieden. Lukas kam die Stufen im Flur herunter, das hörte ich am Gang. Seiner war energischer als der von Mom oder Dad. Er kam rein, schüttelte den Kopf verwegen und setze sich mir dann gegenüber. „Das Objekt deiner feuchten Träume hat mich heute früh angequatscht.“ „Und?“, fragte ich schief grinsend und hob die Augenbrauen. Luke machte ein angewidertes Gesicht. Kleingeist. „Wollte wissen, ob du vergeben bist.“ „Ach?“ „Hab gesagt, ich wüsste es nicht“, sagte er und hob die Schultern, als sei ihm mein Glück vollkommen egal. Ob er wollte, dass ich noch was springen lasse? „Du Honk, was soll das? Fällst du mir in den Rücken, oder was?“ „Mann ey, ich find das nicht richtig. Du verarschst sie total.“ Er gab sich Mühe, nicht zu brüllen. Ob ihm was an der Kleinen lag? „Kann dir doch egal sein!“, sagte ich entspannt und biss von meinem Brötchen ab. Er stand wieder auf, machte sich auf den Rückweg und fauchte dabei: „Sie ist vielleicht langweilig und so, aber das hat sie echt nicht verdient. Sie ist immer zu allen nett.“ Ich rief ihm nach: „Soll sie mal nett zu mir sein!“ Schon wieder zeigte er mir, wie hübsch sein Mittelfinger aussah. Idiotischer Bruder. Kein Sinn für das große Ganze. Ich konnte das auch ohne seine Hilfe. Jeder ist sich selbst der Nächste. Die Woche war fast zu Ende und viel war nicht mehr zu tun. Trotzdem würden wir am Freitag nicht mehr mit der kompletten Inventur fertig werden. So viel Krimskrams in den Lagern und alles wollte gezählt werden. Warum konnten wir keine Autos verkaufen? Ganz nebenbei beim Sortieren ließ ich den Satz fallen: „Hab übrigens keine Freundin.“ Sie bekam ein rotes Köpfchen und schwieg. „Rotkäppchen“ kam mir in den Kopf geschossen, wieso auch immer. Im Märchen wäre ich dann wohl der große böse Wolf gewesen, der sie versuchte, mit Haut und Haaren zu fressen. Ich fand die Vorstellung echt heiß. Weg mit dem Käppchen, Süße! „Hast du eigentlich 'nen Freund? Oh Mann, wenn ja ist er bestimmt nicht so gut auf mich zu sprechen“, fragte ich berechnend. Ich wusste natürlich schon, was Phase ist, aber so konnte ich sie gleich noch ganz charmant anbaggern. Ellys legte die Kunstblumen, die sie gerade gezählt hatte, zurück in den Karton und zog sich unruhig ihre Ärmel über die Handballen. Sie fing an zu stammeln. Irgendwie süß, wie unschuldig sie war. „Nein, ähm, keinen… aber was meinst du? Wieso nicht gut auf dich zu sprechen… ich meine, wir zählen und sortieren doch bloß.“ Ich fasste mir in den Nacken und machte einen auf schüchternen verliebten Schuljungen. „Naja, ich… ach, ist doch nicht so wichtig.“ Sie sah mich nun neugierig mit großen Augen an. Ich hatte sie sowas von an der Angel. Es war eindeutig, dass ich sie an dem Punkt hatte, ab dem ich sie küssen durfte. Der PoK, Point of Kiss, wie ich ihn nenne, nicht zu verwechseln mit dem PoF, dem Point of Fuck, auf den ich hinarbeitete. Ich nahm eine ihrer halb in den Ärmeln ihres fliederfarbenen Winterpullis versteckten Hände und kam ihr näher. Sie war eiskalt und total schwitzig. In der Kleinen musste ein echtes Feuerwerk abgehen. Ich beugte mich etwas zu ihr und, wie in jedem schlechten Film, platze ausgerechnet in dieser Sekunde mein Vater herein. „Hey ihr Zwei, macht doch heute früher Schluss und beendet das am Montag. Mutti hat gekocht. Ellys, du kannst gerne bleiben und mit uns essen.“ Es war interessant anzusehen, dass der kleine Hydrant vor mir noch röter werden konnte. „W- Das ist aber lieb. Gerne. Danke, Herr Schönfeld!“, hauchte sie und er lachte in seiner eigentümlichen Art. Hohoho, fast wie der Weihnachtsmann. Das passte zu seinem wolligen Vollbart, auch wenn er bei ihm noch nicht komplett ergraut war. „Aaach, ist doch kein Problem, bei so einer tüchtigen Aushilfe“, brummte er. „Und sag ruhig Mario zu mir.“ Er hatte gestört, keine Frage, aber das warf mich nicht zurück. Im Gegenteil spielte mir das sogar noch in die Karten. Nichts baut mehr Vertrauen auf als der Kontakt zur Familie des sexy Kerls, der sie flachlegen will. Wir saßen zu fünft am Küchentisch und plauderten über alles Mögliche. Irgendwann kamen wir beim Thema Urlaub an. Ellys war mit ihren Eltern vor Jahren in Istanbul, wir in der Ägäis und hatten ähnliche Erfahrungen gemacht. Dad räumte nach dem Essen den Tisch ab, wobei ihm keine Sau half. Alle waren ins Gespräch vertieft. „Die Bilder sind doch alle auf deinem Laptop, Michi. Hol den mal runter!“, rief Mom euphorisch, fast etwas überdreht, was sie gern wurde, wenn sie aufgeregt war. Wieder einmal hatte sie mich bei diesem Kleinkindnamen gerufen. Dabei hatte ich ihr schon hundertmal gesagt, sie solle mich Mick nennen, vor allem vor Mädchen. Das würde sie wohl nie in ihren Kopf bekommen. Ich verwünschte mich in diesem Moment selbst dafür, vor kurzem erst alle digitalen Bilder zusammengesammelt und geordnet zu haben. Es war zwar überfällig, denn seit locker zehn Jahren herrschte in den überall verstreuten Daten absolutes Chaos. Der Kleinen alte Familienfotos von uns, scheiße, von mir, zu zeigen, war dennoch nicht so unbedingt mein Ansinnen. Meine rebellische Phase… rote lange Haare auf der einen Seite, abrasiert auf der anderen. Da war ich so alt wie sie jetzt. Ich war gespannt, wie sie das aufnehmen würde. Ich stand auf und fragte sie: „Willste mitkommen?“ Die Süße mit meinem Zimmer vertraut zu machen, war dagegen eine ziemlich gute Idee. Ich zeig dir meins, du mir deins. Fast jedes Mädchen verliert ihre Unschuld in ihrem eigenen Kinderzimmer, muss man wissen. Die Türen zu Lukas' und auch meinem Zimmer standen offen. Wir gingen an seinem vorbei, recht aufgeräumt, paar langweilige Punkband Poster und eine Gitarre an der Wand. Dann kamen wir bei meinem an. Keine Poster, sondern zwei Wallscrolls mit ansprechenden Gamebabes, von Indiekünstlern gezeichnet - die hatte ich von ebay, dann ein paar Figuren aus limitierten Sammelboxen, zum Beispiel aus Farcry 5, mein Tennisschläger, Sportklamotten und Kram vom Studium auf dem Boden. Okay, hätte ich gewusst, dass sie einen Blick hineinwirft, hätte ich etwas aufgeräumt. Ich nahm meinen Alienware Gaminglaptop, den ich noch vom Headset und anderen Kabeln befreien musste, vom Schreibtisch und sah Ellys danach in ihr entsetztes Gesicht. Shit, sie fand es furchtbar! „Lukas hatte sich meinen Rechner geliehen“, log ich Genie auf die Schnelle. Das hatte ich gerade noch so gerettet. Wir gingen wieder nach unten. Auffällig und total übertrieben, damit mein Bruder hellhörig wurde, rief ich in die Runde: „Mensch Luke, hattest meinen Rechner noch bei dir.“ Ich setzte mich neben ihn und gab ihm einen Tritt, weil er nicht mitspielen wollte. Er antwortete mit einem Facepalm, dieser Korinthenkacker! Immerhin hielt er dicht. Die Fotos von Ephesos und Co. waren dann eher keine große Sache mehr. Ich glaubte, sie mochte meine verrückten Haare sogar. War ganz lustig die alten Bilder anzusehen. Der Tunnel, den ich immer noch im Ohr hatte, war damals noch total neu. Krass, zu bemerken, dass ich den schon so lange hatte. Zu dem Undercut, den ich jetzt trug, passte er einfach immer noch perfekt. Unsere Eltern verzogen sich nach einer Weile ins Wohnzimmer. Freitagskrimi. Wieder musste ich meinem Blitzmerker von Bruder einen Tritt geben, damit auch er abhaute. „Ich geh dann mal in MEIN Zimmer“, sagte er und ich wusste, dass die obere Etage für Klein-El und mich gestorben war, weil sonst meine Notlüge aufflog. „Du hast eine tolle Familie“, schwärmte sie und lehnte sich dabei verträumt auf ihre Ellenbogen. Das war die Gelegenheit, meinen Fuß in ihre Tür zu bekommen. „Ich würde deine auch total gern kennenlernen.“ Sie rümpfte die Nase. Hatte ich da etwas Falsches gesagt? „Janee, lässt sich einrichten“, haute sie dann verspätet raus. Keine Ahnung, was da los war. Auch wenn ich es nicht wissen wollte, fragte ich nach. Frauen lieben es, wenn man sich für sie interessiert. „Alles okay bei dir?“ „Alles bestens!“, sagte sie dann lächelnd, aber eindeutig bedrückter als zuvor. Gut, von mir aus. Dann sagte sie es mir eben nicht. Weiber! So schlecht war es aber gar nicht, sie etwas bedrückt vor mir zu haben, denn das brachte mich ihr wieder ein Stück näher. Eindeutig traurig darüber, sagte sie leise: „Am Montag machen wir den Rest und dann…“ „Dann sehen wir uns erstmal zum Essen bei dir, okay? Naja, ehrlich gesagt, würde ich dich auch danach gerne wieder treffen.“ Ich legte meine Hand auf ihre, die auf dem Tisch lag. Diesmal war sie kein kalter Waschlappen. Bloß gut, denn sie sollte mich bald schon überall anfassen. Lukas unterstellte mir zwar, dass ich pervers sei, aber ich war bestimmt nicht nekrophil. Sie sah mich noch schwelgender aus ihren großen blauen Augen an als vor dem Essen. Wie geplant, lehnte ich mich zu ihr und drückte meine Lippen sanft auf ihre, ganz brav mit geschlossenem Mund. Besser konnte es gar nicht laufen. Wie ein Gentleman entließ ich sie und brachte sie zur Tür. Ja, okay, ein echter Gentleman hätte sie wohl nach Hause gebracht, aber an dem Abend würde eh nichts mehr laufen, also wo blieb da die Motivation? Ein Wochenende ohne sie verstrich, an dem mir die zimperliche Flitzpiepe von Bruder dauernd auf den Sack ging, ich solle „Projekt Virgin“ an den Nagel hängen. Konnte er knicken. Dafür war ich inzwischen viel zu scharf auf die Braut. Endlich war Montagabend und sie kam in den Laden. Ich empfing sie schon mit einem kleinen Küsschen. Sie tat etwas scheu, aber kaum hatten wir die letzten Handgriffe erledigt, klebte sie an mir wie eine kleine sexy Klette. Die Zunge ließ ich beim Küssen lieber weiterhin weg, aber das alles war trotzdem schon echt prima. Das sagte auch der kleine Mick in meiner Hose. „Mittwochabend bei mir? Klappt das?“, fragte sie zurückhaltend. „Klar, passt super.“ War eine Lüge, weil ich schon zum Zocken verabredet war, aber das war mir im Vergleich gerade egal. Vor dem Date bei ihr zu Hause war mir etwas mulmig zumute. Ja, das gab es bei mir auch. Sie hatte komisch reagiert, als es um ihre Eltern ging. Ich wollte am liebsten gar nicht wissen, wo ihr Problem lag. Ellys lebte in einer kleinen Villa in einer gehobenen Wohngegend. War schon ganz hübsch dort. Ihre Eltern verdienten bestimmt nicht schlecht. Ich klingelte, sie machte auf und eröffnete mir damit den Blick auf sich, wie immer wenig aufregend gekleidet, und den Flur des Hauses. Weder dort noch irgendwo anders im Haus, gab es Weihnachtsschmuck. Kein Wunder, dass sie den Adventskranz super fand. Wir gingen ins Esszimmer, in dem auch ein Klavier stand, oder Piano, oder Flügel? … so ein Ding mit weißen und schwarzen Tasten eben. Ich verwechselte die immer. Ihre Eltern saßen schon da und begrüßten mich mit Handschlag. Sie siezten mich. Alter, war das wired. Kein Schwein nannte mich „Herr Schönfeld“. „Sie studieren…“ Das schien eine Frage zu sein, also antwortete ich mal. „BWL“ „An der Uni?“ „Ja.“ „Ein richtiges Abitur also. Sehr schön. Hättest du auch machen sollen“, sagte die Frau im Hosenanzug hart zu Ellys, eigentlich ihrer Tochter, aber das entsprach nicht meiner Beobachtung. Huiui, wo war ich hier? Als nächstes würde ich wahrscheinlich gewaterboarded. „Wie gut sind Sie denn in der Finanzmathematik, Herr Schönfeld?“, fragte dann der Mann im faltenlosen Hemd. Ich hatte wie immer auch eines an, ein blaues. Kam mir hier gelegen, denn das war eindeutig ein Bewerbungsgespräch. Eins, bei dem ich bisher gut abgeschnitten hatte, fand ich. „Joa“, antwortete ich nur, doch das war zu wenig, denn die beiden fraßen mich fast mit ihren Blicken. Ich setzte mich ganz aufrecht. „Note Zwei, Herr Laminger.“ „Eine gute oder eine schlechte Zwei?, fragte die Frau, doch ihr Mann stupste sie an und sagte: „Zwei geht in Ordnung. Sie dürfen jede Woche zweimal herkommen, wenn Sie es mit Nachhilfeunterricht verbinden.“ „Schick“, sagte ich verblüfft. Wann gab es hier eigentlich mal was zu essen? Ellys stand auf, stupste mich an und ich kam ihr nach. Wir gingen in die Küche, in der Nudeln und eine passende Tomatensauce vor sich hin köchelten, die sie zubereitete. Ja, SIE kochte! „Lief doch prima“, flüsterte sie. Das war alles ein bisschen mindfuck, aber ja, eigentlich tat es das. „Die zwei sind eh nie da“, fügte sie an und das war das Beste, was ich bisher an diesem Tag gehört hatte. Es blieb auch dabei, denn beim Essen führten wir kein Gespräch, sondern ein Verhör. Was meine Eltern machten, wo ich mich in fünf Jahren sah, wo in zehn… Scheiße, kein Wunder, dass Ellys einen an der Murmel hatte. Nach diesem Tag sah ich sie mit anderen Augen. Ich hatte sie für schwach gehalten, aber das war sie auf keinen Fall. Schließlich bekam sie jeden Tag eine Tüte über den Kopf gestülpt und wurde dann nackt ausgepeitscht, im übertragenen Sinne. Fuck, wieso fand ich das scharf? Ich war wohl doch pervers. Erst beim zweiten Besuch bei ihr, ein paar Tage später, ließ sie mich in die obere Etage, sprich, in ihr Zimmer. Etwas Gutes hatte diese komische Vorschrift ihrer Eltern, denn so wusste ich wenigstens, was ich mit der Kleinen machen sollte, wenn ich bei ihr war. Also bevor ich versuchte, ihr an die Wäsche zu gehen. Ihr Zimmer war piekfein aufgeräumt und sauber. Verspielte Holzmöbel, Blümchenbettwäsche und -vorhänge. Der Raum glich einem Gästezimmer, keinem Kinderzimmer. Zumindest hatte sie den Adventskranz hier. Sie bestand tatsächlich darauf, dass wir lernten. Jeder hatte wohl seinen Tribut zu zahlen. Je öfter wir uns trafen, desto weniger lernten wir aber und desto mehr fummelte ich an ihr herum. An ihr war alles aufregender als an anderen Mädchen. Jede Berührung war besonders. Die viele Arbeit zahlte sich aus. Ich hatte das erste Mal eine ihrer heißen Titten… warte, das soll hier alles jugendfrei bleiben, richtig? Shit, jetzt wo es so langsam interessant wird. Na okay. Ich erkundigte mich im Praxistest nach ihrer Körbchengröße, sie war gerade über einer Zinsrechnung, da hauchte sie: „Mick, ich… ich muss dir was sagen.“ Sie legte ihren Stift beiseite und ich entließ ihre Rundungen wieder in die Freiheit unter ihrem Pullover. „Ich hatte vor dir noch keinen anderen, weißt du.“ Ach, was glaubst du, wieso ich hier bin, Süße, dachte ich und sagte: „Kein Problem. Soll ich vorsichtiger sein?“ Denkste! „Neinnein, ich wollte es nur loswerden.“ Hach, verdammt war die süß. Klein Mick hin oder her, der kalte Stein in meiner Brust machte einen kleinen Hüpfer. Sie ein paarmal durchnehmen und fort, das war der Plan. Ich vermisste das ungezwungene Singleleben, hier mal knutschen, da mal reinstecken oder nächtelang durchzocken, interessierte keinen. Das war mein Lebensentwurf. Ihren Eltern hatte ich natürlich was anderes erzählt. Ich war ja nicht lebensmüde. In Momenten wie diesen, musste ich mich allerdings angestrengt in der Spur halten. Ich hatte es auch nicht leicht, wirklich. Ein paar Wochen lang blieb das so. Kaum zu glauben bei mir, aber ich verhielt mich sehr geduldig. Dann sagte sie allerdings unseren „Lerntermin“ übers Handy und ohne Begründung ab, nicht einmal mit einer dummen erfundenen Ausrede wie: „Ich hab meine Tage“, oder so ein Quatsch. Sag mal, was sollte das? Hatte Luke sie etwa vor mir gewarnt? War ich vielleicht wütend, als ich von der Uni nach Hause fuhr. Ich wartete in der Küche, bis auch der Spacken kam und ging ihn ohne Vorwarnung an. „Hast du was damit zu tun?“ „What?“ „Du hast ihr was gesteckt!“ „Aber paranoid bist du nicht zufällig?“, fragte er und kratzte sich so am Kopf, dass es aussah, als zeigte er auf sein leeres Oberstübchen. „Wieso sagt sie mir sonst ab?“ „Vielleicht hat sie was anderes vor, Romeo. Was weiß ich, was in deiner Freundin vorgeht.“ Ich sah ihn mir genau an und wusste, dass er lügt. Er hatte diesen nervösen Blick, den er nicht vor mir verstecken konnte. Ich stand auf und stellte mich vor ihn, im Versuch ihn einzuschüchtern. Blöd, dass er inzwischen etwas größer war als ich, aber unruhig wurde er trotzdem noch. „Du weißt doch was. Sag schon!“ „Mach mich nicht so von der Seite an, du Dummbart“, fauchte er und machte einen Schritt von mir weg. Ich trat gegen den Einbaukühlschrank vor Wut und endlich erbarmte sich Luke, etwas Sinnvolles dazu zu sagen. „Pass auf, ich erzähl es dir, weil ich fast glaube, du könntest noch was anderes an ihr mögen als nur ihr Jungfernhäutchen. Sie war heute den ganzen Tag richtig scheiße drauf. Das ist sie sonst nie. Hab sie also gefragt.“ „Und?“ Ich hing ihm echt an den Lippen, voll peinlich. „Glaub, sie hat Stress zu Hause.“ Das konnte ich mir bei ihrer Vorhölle bildlich vorstellen. Ihre Mutter mit Dreizack, ihr Vater mit Kneifzange und Ellys… gefesselt mit Spreizstange… schon wieder eine perverse Fantasie in S&M Richtung. Meine Fresse, mein Leben drohte interessant zu werden. Aber erst war Projekt Virgin dran. Ich rief die Kleine direkt panisch an. Wer wusste schon, was sie draufhatte, wenn sie verzweifelt war? Sie drückte mich weg. Das Handy hatte sie also schon mal in der Hand. „Komm zu mir, wenn du nicht weißt, wohin“, schreib ich aufrichtig besorgt. Ich musste 'ne Macke haben. Ich meine, so war ich nicht. Es schüttelte mich vor mir selbst. Weiber können einem total das Hirn verdrehen. Ekelhaft. Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür und ich rannte runter, stieß sogar Mom beiseite und schickte sie weg. Wäre sonst zu peinlich geworden. Erst dann machte ich die Tür auf und fiel dem traurigen Zwerg vor mir um den Hals. Sie fing direkt an zu heulen. Ich ging mit ihr nach oben und… FUCK! Ich schmiss Lukas aus seinem eigenen Zimmer, weil sie doch dachte, das sei meines. Dann setze ich sie auf dem Bett ab, ging kurz raus und gestikulierte wild zu meinem Bruder, der dasselbe tat, er hauptsächlich mit einem seiner Finger und es war nicht der Daumen nach oben. Ich versuchte Lippen zu lesen. „Wenn - du - die - Tussi - in - meinem - Bett - nagelst, - reiß - ich - dir - die…“ Ne, keine Ahnung, was er von mir wollte. Ich ließ ihn dann irgendwann im Gang stehen und schloss die Tür hinter mir. Sie flennte, wollte aber nicht sagen, wieso. „Wegen der Familie“, war alles, was ich aus ihr rausbekam. Ich riss mir für sie den Arsch auf und dann war ich ihr nicht vertrauenswürdig genug. Ihre Tausend Entschuldigungen halfen mir da auch nicht weiter. Blöde Kuh! Vom PoF war ich dann also auch noch meilenweit entfernt, an diesem Tag sowieso. „Haste wenigstens Bescheid gesagt, dass du bei mir bist?“ Sie schüttelte den Kopf und ich nahm ungefragt ihr Handy. Ich scrollte ihre Kontakte durch, waren mehr als erwartet, aber bei M war nicht, was ich suchte und bei P auch nicht. Dann las ich „Regina Laminger“ „Heißt deine Mutter Regina?“ Jetzt nickte sie. Sie hatte ihre Eltern mit Namen eingespeichert… die Distanz zwischen ihnen war wohl größer als von der Erde zum nächsten bewohnbaren Planeten. „Ich übernachte heute bei meinem supersüßen Freund “, tippte ich und schickte es weg. Ich wollte auf keinen Fall, dass die auf blöde Ideen kamen. Am Ende hieß es noch, ich hätte die Kleine entführt. Immerhin war Ellys noch nicht volljährig. Sie bekam sich irgendwann wieder ein, sah zu der Gitarre meines Bruders und fragte, ob ich ihr was vorspielen könne. Damn! „Bin total aus der Übung…“, log ich auf die Schnelle. Warum sagte ich nicht, die Gitarre sei kaputt oder verstimmt? Nun fing sie an zu kichern. „Du kannst gar nicht Spielen, stimmt's?“ Woher wusste die Ziege das? Ich räusperte mich nur. „Lukas will bestimmt gern wieder in sein Zimmer“, sagte sie dann. Sie war doch nicht so blöd wie ich dachte und ich stand da wie ein Vollidiot. Ich verdeckte mein Gesicht, stand auf, riss beide Zimmertüren auf und warf den Schwachmaten aus meinem Zimmer. War mir zu peinlich, ihm ins Gesicht zu gucken. Ich wusste eh, was er dachte. Sie blieb ganz gefasst, hatte nicht mal 'nen Kommentar auf den Lippen. Naja, eigentlich fand ich das echt cool von ihr. Nun setzte sie sich, in meinem diesmal ein wenig besser aufgeräumten Zimmer auf mein Bett, das stilsicher mit dunkelblauem Satin bezogen war. „Okay, nur für mich zur Info. Woher…?“ „Ich geh schon ewig mit Lukas in eine Klasse. Außerdem weiß echt jeder, dass er in einer Band spielt“, lachte sie. Jop, einleuchtend und für das nächste Mal im Langzeitgedächtnis gespeichert. Ich ahnte es schon. Ellys ging es mies und es lief natürlich rein gar nichts zwischen uns. Wenn man Probleme hat, kommt einem keine Lust darauf, sein erstes Mal zu erleben. Konnte ich gut verstehen. Es war echt hässlich, dass ich das in dieser Nacht nicht mal schlimm fand. An ihrer Seite verweichlichte ich total. Das war schon erschreckend. Sie war am nächsten Morgen gerade im Bad verschwunden, da lehnte sich mein dämlicher Bruder in meine offene Tür. Ich saß mit nacktem Oberkörper auf meinem Bett. Girls lieben es, wenn es was zu gucken gibt und es nimmt auch die Scheu davor, ihn anzufassen, den Oberkörper meine ich. Gelangweilt hob Lukas die Augenbrauen und verschränkte die Arme. Er brauchte gar nicht so dumm zu tun. War doch klar, dass er neugierig war. „Zieh Leine!“, schnauzte ich. Nun fing er an, hämisch zu grinsen. Ach, verdammt! Meine genervte Reaktion hatte mich verraten. „Weiß nicht wieso, aber ich fang an sie zu mögen“, sagte er in dem Moment, als sie wieder zu uns stieß. Sie trug nur ihr Unterhöschen und ein T-Shirt von mir, sah Lukas total überrascht an und bekam rote Bäckchen. „Ich wollte fragen, ob ihr eine Zahnbürste für mich übrighabt.“ „Kein Ding, ich helf dir, Süße“, sagte ich, stand auf und schob meinen Bruder aus der Tür, der sie nach meinem Geschmack einen Tick zu lang anschmachtete. Er musste gerade festgestellt haben, dass Ellys heißer war als seine aktuelle Freundin Julia, die Tussi aus seiner Klasse, die er schon flachgelegt hatte. Auf dem Klassenfoto war sie hübscher als in echt, fand ich, also genau andersherum als bei meinem Bienchen. War ein geiles Gefühl, ihn so auszustechen. Ich musste nur darauf achten, dass sich die Mädels nicht begegneten, denn ich konnte Getratsche nicht ausstehen. Ob das nun gut oder schlecht war, Ellys hatte sich beruhigt und schlief schon am nächsten Tag wieder bei sich zu Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)