Herz aus Eis von DragomirPrincess ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ]Herz aus Eis Es war eiskalt und ich konnte keinen Meter mehr weit blicken. Der Schnee fiel so dicht, dass ich kaum mehr meine eigene Hand vor Augen erkannte. Ich spürte, wie die Schneeflocken in meine Wangen einschnitten, die noch nicht von der Kälte taub waren. Selbst die schwarze Strähne vor meinen Augen schien langsam einzufrieren, nachdem der Schnee durch die Wärme meines Körpers am Anfang noch darin geschmolzen war. Ich blickte zu Boden, suchte die Spuren im Schnee, denen ich bis hier her gefolgt war, und musste erkennen, dass sie zugeschneit waren. „Scheiße“, fluchte ich wütend, stampfte auf und blickte hinter mich, doch die Lichter der Stadt hinter mir waren nicht mehr zu sehen, auch wenn ich sie noch keine fünf Minuten zuvor hinter mir gelassen hatte. „Alice!“, brüllte ich gegen den Schnee an, hob den Arm der dicken Daunenjacke über meine Augen, um sie vor dem Schneefall zu schützen. Der Sturm verschluckte meine Stimme sofort. „Alice!“, brüllte ich dennoch wieder und wieder dagegen an und versuchte vorwärtszukommen trotz Schnee und Wind. Wir waren erst vor ein paar Tagen hier angekommen und hätten es doch besser wissen müssen, besonderer Geschmack von norwegischem Fisch vom Eisfischen hin oder her. Es war mitten im Winter und es kam kaum noch Sonnenschein an die äußeren Breitengrade. Wir hätten es besser wissen müssen. Immerhin kamen wir aus Dänemark, wussten, wie es in den skandinavischen Ländern im Winter war und waren doch freiwillig noch weiter in den Norden hochgefahren und jetzt waren mir nicht nur eingeschneit, sondern Alice war vollkommen aufgelöst auch noch in den Schnee rausgerannt. Das war so albern von ihr, Streit hin oder her! Ihr konnte hier sonst etwas passieren! Sie musste ihre Handlungen doch auch einmal durchdenken, bevor sie so etwas tat! „Alice!“ Ich kam kaum vorwärts, weil der Wind inzwischen so stark war, dass ich kaum mehr voran kam. Längst schon hatte ich die Orientierung verloren und ich hätte wohl darüber nachdenken sollen, bevor ich hier her stürmte, weil ich sonst nicht besser war als sie selbst, aber ich tat es nicht. Ich musste sie finden, bevor sie hier erfror! Das konnte ich nicht zulassen! Ich musste ihr helfen! „Alice! Alice!“ Ich spürte meine Hände zittern, nicht weil sie kalt waren – Ich hatte sie in dicken Handschuhen stecken –, sondern weil mir bewusst wurde, dass ich sie nicht einfach finden konnte. Sie könnte sonst wo sein. Sie konnte irgendwo eingebrochen sein, immerhin waren hier überall Fjorde, die eben nicht zufroren. Wenn sie so etwas übersah oder auf ein bisschen Eis an den Rändern trat…! Ich wollte gar nicht daran denken. Beim bloßen Gedanken spürte ich mein Herz in die Hose rutschen. Ich konnte sie nicht sterben lassen! Ich musste doch irgendetwas tun können! Meine Beine wollten unter mir nachgeben und so wenig ich es zugeben wollte, brannten meine Augen nicht vor Kälte. Hätte ich doch nur die Klappe gehalten- Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und zuckte augenblicklich herum, hatte Alices Namen bereits auf den Lippen, blickte jedoch unter einer dicken Kapuze und einem felligen Schal auf die dunkle Haut von jemand ganz anderem. Jemand, der so ziemlich der letzte war, den ich gerade sehen wollte. Unter der Kapuze ragte eine einzige weiße Strähne hervor. „Hayama.“ Er hob die Hand hoch und zog den Schal etwas von seinem Mund, damit man irgendetwas verstand, was er sagte. „Du hast Glück, dass ich dich gefunden habe. Einfach in diese Kälte raus zu rennen, ist viel zu gefährlich. Ich-“ Ich verzog das Gesicht und spürte, wie ich die Hand in meinem Handschuh ballte, als er mich so ruhig und überlegen ansah wie er es immer tat. Bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte, ließ ich sie gegen seine ungeschützte Wange niederfahren, auch wenn es durch den Fäustling deutlich abgeschwächt wurde. Er war doch an allem Schuld und jetzt kam er hier her und wollte mir mit seinem unbekümmerten Gesicht auch noch einen Vortrag halten?! „Du bist doch an allem Schuld!“, fuhr ich ihn wütend an. „Bevor du aufgetaucht bist, war alles gut zwischen uns! Und jetzt wird sie hier mitten im Schnee erfrieren, weil du einfach nicht die Klappe halten konntest! Du passt nicht zu uns, also verschwinde einfach wieder zurück nach Indien!“ Alice war im Bad, hatte sich wohl ein Bad eingelassen und wünschte sich für danach ein Frühstück, auch wenn es wohl eher ein Mittagessen war, wenn ich so auf die Uhr blickte. Ich war bereitwillig aufgestanden, um ihr etwas zu machen. Der Anblick von Hayama in unserem Bett machte mich eh nur wütend. Sie war also ins Bad gegangen und ich hatte den Weißhaarigen im Bett zurückgelassen, von wo aus er uns beobachtet hatte, während sie mit strahlendem Lächeln und nackt wie Gott sie schuf mir auftrug, was sie essen wollte und ich brav alles abnickte. Die Küche war gut ausgerüstet, darauf hatten wir bei der Wahl dieser Unterkunft besonders wert gelegt und wir hatten auch eine gute Sammlung an Zutaten eingekauft. Besonders angetan war ich von dem frischen Fisch, den wir gestern gekauft hatten und der mich jetzt von meinem Schneidbrett aus ansah. Ich hatte mir eine Schürze über meine schwarzen Flammen-Boxershorts gezogen und wollte gerade meine Haare mit dem Band aus der Stirn halten, als Hayama in die Küche kam und mich störte. Er hatte sich zumindest hellblaue Jeans übergezogen und ein offenes weißes Hemd und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das auch tun müsste. Zum Kochen würde ich wohl eh nicht kommen, wenn er mich unbedingt dabei stören musste. Zumindest wusste ich, dass Alice lange im Bad brauchen würde und ich damit genug Zeit haben würde, selbst wenn ich mich jetzt erst anziehen musste. Seufzend legte ich das Tuch beiseite und löste auch die Schleife der Schürze wieder, während unser zumindest von meiner Seite aus ungewollte Begleiter den Mund nicht aufbekam. „Was willst du, Hayama?“ Ja wohl kaum beim Kochen helfen. Ich bezweifelte wirklich, dass wir dabei in irgendeiner Form kompatibel wären, selbst wenn es beim Mondfest irgendwie ja doch geklappt hatte. Ich legte die Schürze weg und ging an ihm vorbei, um mir meine schwarze Hose vom Vortag zu nehmen und sie überzuziehen. Er folgte mir und machte dann auch endlich den Mund auf, als ich mit gerade das Muskelshirt überzog. Wie sollte ich das denn jetzt bitte verstehen? Hatten meine Muskeln ihn abgelenkt oder was? „Ich hab nicht erwartet, dass du irgendein Interesse an mir hast. Du wirkst nicht wie der Typ für homoerotische Neigungen.“ Das war eine Feststellung, keine Frage, ich runzelte trotzdem die Stirn. „Wie kommst du auf die Idee?“ Mein homoerotisches Interesse endete dort, wo die Bedeutung von homo als ‚Mensch‘ aufhörte und die von ‚gleiches Geschlecht‘ begann. Er hob eine Augenbraue auf meine Antwort hin. Ich lehnte mich gegen die Schranktür zurück und sah ihn abneigend an. Worauf wollte er denn damit jetzt hinaus? „Ich hab bei dir keine Offenheit für einen Dreier erwartet, wenn ich ehrlich bin.“ „Offenheit wäre nicht unbedingt das Wort, das ich gewählt hätte. Immerhin war es so ziemlich ihre Entscheidung allein.“ Ich seufzte genervt. „Hat es irgendeinen Grund, dass du mich hier aufhältst?“ „Sie hat es allein entschieden?“ Er wirkte doch ziemlich überrascht. „Ja, natürlich hat sie das alleine entschieden. Glaubst du ernsthaft, ich würde dich freiwillig in unser Bett einladen?“ Wie naiv konnte man denn bitte sein? Der Gesichtsausdruck, der mir antwortete, war wirklich erschüttert und irgendwie verwirrte es mich. Hatte er mit etwas Anderem gerechnet? Er hatte doch nicht etwa Interesse an mir, oder? Er hatte sich auf Alice eingelassen, nicht auf mich, richtig? Alles andere wäre übelst eklig! Ich schauderte bei dem bloßen Gedanken. Wenn Alice ihn unbedingt wollte und wollte, dass er sie anfasste, musste ich das wohl akzeptieren, aber er mich? Auf gar keinen Fall! Ich war doch keine Schwuchtel. Ich bekam einen langen Moment keine Antwort und so verdrehte ich die Augen. „Wenn sonst nichts weiter ist, werde ich jetzt Essen machen.“ Ich ging wieder zurück in Richtung Küche, doch er holte auf und packte meinen Arm. „Sie hat dich nicht vorher gefragt?!“ Warum machte er da so ein großes Ding draus?! „Nein, hat sie nicht. Was ist dein Problem? Reicht es nicht, dass ich ihr wegen dir offensichtlich nicht mehr reiche?“ Ich konnte die angestaute Wut nicht mehr zurückhalten. Wütend drehte ich mich zu ihm um und blockierte so den Flur. „Sie hat mich, sie braucht dich nicht!“ Kurz wirkte er ehrlich überrascht von der Wut, doch dann antwortete er harsch und unverständig. „Warum hast du es dann überhaupt zugelassen?“ „Weil sie es wollte und wenn sie etwas will, dann kriegt sie es halt.“ Und deshalb ging ich jetzt auch weiter zur Küche. Natürlich folgte er mir dabei. „Du kannst ihr doch nicht einfach jeden Wunsch erfüllen, nur weil sie es will!“ Ich verstand seinen Punkt nicht. Warum sollte ich das nicht tun können? „Ich liebe sie, natürlich kann ich das.“ Das war doch selbstverständlich und außerdem die Grundlage unserer gesamten Beziehung. Es gefiel mir absolut nicht, was er implizierte. Er hatte von Anfang an nicht gut mit ihrer Art zusammengepasst und die Vorstellung, dass sie mich für ihn verließ und er sie unglücklich machte, ließ mich fast explodieren innerlich. Er konnte überhaupt nicht mit ihr umgehen! „Das ist doch keine Liebe“, meinte er stirnrunzelnd und die Wut, die mich jetzt packte entlud sich schlagartig – wortwörtlich. Meine Faust traf seine Wange und ich packte ihn direkt danach am Kragen. „Was weißt du schon?!“ Welche recht hatte er bitte über meine Gefühle zu urteilen?! Er legte eine Hand an die Wange. „Ich weiß, dass du sie so sehr verwöhnst, dass sie eine beschissene, unausstehliche Prinzessin geworden ist!“ Er stieß mich weg, als Reaktion darauf und ich knurrte auf, bereit mich mit ihm zu schlagen, weil er mich schon wütend machte, seit er sich uns angeschlossen hatte, und rasend, seit er gestern zu diesem ersten Kuss eingeladen worden war, den er mit Alice teilte, als sie schon nur noch das paar weiß-rote Rüschenunterwäsche trug. Keiner von uns hatte Alice bemerkt, der die Tränen in den roten Augen standen, als sie in weißer Bluse und blauer Jeans aus dem Bad gekommen, dort stand, wo sich der Flur zur Wohnküche hin öffnete. Ihre Finger zitterten, vor Trauer, nicht vor Wut, ich erkannte den Unterschied, ob Hayama das auch tat, wusste ich nicht. „Das ist, was du von mir denkst?“, flüsterte sie als aller erstes und bekam so unsere Aufmerksamkeit, die Fäuste noch in den Krägen des jeweils anderen vergraben. „Warum könnt ihr euch nicht vertragen?!“ Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte zur Tür und mit ihrer Jacke hinaus in den Schnee, bevor ich sie hätte aufhalten können. Der Fisch blieb unverarbeitet auf dem Schneidbrett zurück, als ich Hayama aus dem Weg schob und ihr nachstürmte. Ich hatte ihn gut erwischt, denn er taumelte ein ganzes Stück, stürzte beinahe in den Schnee und das war ziemlich zufriedenstellend, zumindest bis er aufstand und mich immer noch ansah als wäre er die Ruhe selbst und wüsste alles besser, was meine Wut direkt wieder aufflammen ließ. Seit dem Mondfest waren wir irgendwie so etwas wie befreundet, aber das hier hätte etwas für Alice und mich sein sollen, in Andenken der alten Zeiten. Er hätte überhaupt nicht mitkommen sollen! Und schon gar nicht hätte er Teil von… mehr werden sollen! Nur war das von ihr ausgegangen, anders als das, was heute ihre Reaktion ausgelöst hatte. „Du bist vollkommen ohne Orientierung losgerannt. Hast du irgendeine Ahnung, wo sie hin wollte?“ Er zog die Kapuze wieder über seinen Kopf nach vorne, die bei meinem Schlag zurückgerutscht war. Auf meine Anklage ging er überhaupt nicht ein! „Oder wie du wieder zurückkommst, wenn du sie gefunden hast?“ Es machte mich unglaublich wütend, wenn er jetzt auch noch so vernünftig war! Warum konnte er nicht auch einmal etwas Unvernünftiges tun?! „Und du hast daran natürlich gedacht und eine Lösung für alles“, pampte ich zurück. Eigentlich hatte ich nie etwas gegen ihn gehabt, aber jetzt wollte er mir Alice wegnehmen und da sah ich schwarz, dafür musste es nicht einmal ums Kochen gehen, meine Kampfeslust war so oder so geweckt. Er zog eine Tasche hervor, die er umgeschlungen hatte und die mir erst jetzt auffiel. Daraus nahm er ein elektrisches Gerät heraus, das ich an seiner Antenne als satellitenbetrieben erkannte. Eine Karte war auf dem matten Bildschirm zu erkennen, auf der sich neben einem schwarzen Pfeil ein roter Punkt befand. „Das sind die Koordinaten an denen sich ihr Handy zuletzt eingewählt hat. Davon ausgehend, dass sie dort angehalten hat, weil ihr klar wurde, dass sie sich verirrt hat, dürfte sie sich noch dort in der Nähe befinden“, erklärte er ruhig und das ergab so viel Sinn, dass es meine Wut noch weiter anfachen wollte. Hatte er doch ernsthaft an das GPS-Gerät gedacht, das wir zum Fischen mitgenommen hatten, und hatte ihr Handy geortet? Ich hätte ihm gerne eine verpasst, weil ich ihm jetzt dankbar sein musste und blickte nur auf den Bildschirm. Nach dem Raster musste sich etwa fünfhundert Meter weiter irgendwo sein. „Dann los“, knurrte ich also und orientierte mich an den Richtungsangaben des Geräts, um mich auf den Weg durch den Schneesturm zu machen. Sie hatte ihre dicke Jacke dabei, aber ich spürte jetzt schon die Kälte unter den Stoff fahren, wenn ich zulange stillstand, und ich wusste nicht, welche Schuhe sie angehabt hatte. Ob Hayama mir folgte oder nicht, war mir egal, auch wenn er noch immer das GPS-Gerät hatte. Ich musste ja jetzt nur noch geradeaus gehen. Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Obwohl er da wahrscheinlich auch noch glücklich wäre, dummer Gewürzfetischist! „Alice!“, rief ich gegen den Wind an, auch wenn der letzte Ort, wo sie sich eingewählt hatte – und vermutlich keinen Empfang gehabt hatte, denn sonst hätte sie mich angerufen, da war ich mir sicher–, noch ein ganzes Stück entfernt lag. „Ryo“, sprach er mich an und ich verzog das Gesicht. Wann waren wir uns so nahe gekommen, dass wir Vornamen benutzten? „Halt den Mund und hilf mir rufen. Wenn sie sich hier draußen verletzt, gebe ich dir die Schuld!“ An etwas Schlimmeres als sich verletzen wollte ich gar nicht denken. Alice war ebenfalls jahrelang in Skandinavien gewesen. Sie kannte die Umstände hier und war nicht so hilflos wie sie sich gerne selbst darstellte. Wie aufs Stichwort wurde es um uns herum immer dunkler, die paar Sonnenstunden des Tages waren verbraucht und schon bald würde absolute Dunkelheit sich über uns erstrecken und nur der Schnee würde etwas Sternenlicht reflektieren. „Hast du in deinem Beutel vielleicht auch noch eine Taschenlampe?“, brummte ich und natürlich hatte er auch daran gedacht und neben mir leuchtete der Kegel einer starken Taschenlampe auf, die allerdings den Weg auch keine zwei Meter weit erleuchten konnte. Ich zog meinen Schal höher, um mein Gesicht gegen den Schnee zu schützen und sank nach und nach bei jedem Schritt tiefer in die Schneedecke ein, die immer weiter vor sich hin wuchs. „Bleib mal stehen“, hörte ich dumpf neben mir und wurde nach und nach langsamer. „Was denn?“ Er streckte mir die Taschenlampe hin. „Kannst du sie kurz halten?“ Dann nahm er das GPS-Gerät hervor und hielt es in den Lichtkegel. „Ich wusste doch, dass ich mir den Geruch von Wasser nicht eingebildet habe.“ Diese Nase von ihm war manchmal so gruselig, dass es mich fast etwas verstörte. „Wir haben das Ufer eines Fjords erreicht. Wir müssen aufpassen, wo wir hintreten. Das Eis ist hier dünn.“ Ich knurrte, genervt, weil ich das wusste und nicht dumm war, und gleichzeitig unglaublich besorgt, weil wir Alice noch nicht gefunden hatten. Was wenn sie doch ins Eis eingebrochen war?! Er deutete nach rechts. „Die Richtung sollte sicher sein und uns zu ihrem letzten Aufenthaltsort führen.“ Ich folgte der Aufforderung, spürte die ausgekühlten Muskeln meines Gesichts immer deutlicher brennen, die sich in angespannten Falten festgesetzt hatten. Die Taschenlampe behielt ich einfach bei mir, als er sie nicht zurückforderte. „Alice wird nicht eingebrochen sein. Sie ist deutlich leichter als wir und nicht dumm. Sie kennt die Gegend und die Umweltbedingungen hier. Wenn sie Eis brechen oder Wasser rauschen gehört hätte, hätte sie einen anderen Weg eingeschlagen.“ Es war als wüsste er, was gerade meine Sorgen waren. Ich runzelte noch etwas mehr die Stirn. „Solltest du in dieser Gegend nicht einfrieren, Curryknabe?“, war meine wenig höfliche Antwort und zeigte, wie wenig ich bereit war, mich mit ihm zu unterhalten. Er hatte kein Recht sich so um Alice zu sorgen! Sie hatte mich. Sie brauchte ihn nicht. Das Seufzen ging fast im Wind unter, aber ich bemerkte es dennoch, bevor er scheinbar einfach ignorierte, was ich zu sagen gehabt hatte und trotzdem sagte, was er sagen wollte: „Habt ihr ernsthaft nicht vorher darüber gesprochen, dass sie mich einlädt?“ Er spezifizierte es dann noch einmal, auch wenn ich es auch so verstand und die Antwort eh sowohl auf die Reise als auch auf den vergangenen Abend gleich war. „Im Bett, meine ich.“ Ich wollte nicht darüber sprechen, aber ihm schien es wichtig zu sein, denn immerhin war das auch zuvor schon seine Frage gewesen. „Nein, sie hat nicht erwähnt, dass sie auf dich steht.“ Und das machte mich wütend. Was hatte er schon, was ich ihr nicht zu bieten hatte? „Und du hast deutlich klar gemacht, dass du kein Interesse an mir hast.“ Das war keine Frage, aber ich brummte trotzdem ein zustimmendes, genervtes ‚Richtig‘. Hayama packte meinen Arm und zwang mich anzuhalten. „Warum zur Hölle hast du es dann zugelassen?!“ Ich blinzelte ihn irritiert an. Tatsächlich hatte ich nie darüber nachgedacht, einfach zu sagen, dass ich es nicht wollte. Ich widersprach Alice selten, aber wenn sie etwas Dummes tat, hatte ich eigentlich kein Problem, ihr klarzumachen, dass so etwas unmöglich war. Natürlich tat sie es meistens trotzdem… Warum also hatte ich meinen Unmut nicht schon an diesem Abend klar gemacht? Warum hatte ich zugelassen, dass er Alice anfasste, wenn es mich so wütend machte? Nur weil Alice es gewollt hatte? „Keine Ahnung“, antwortete ich also patzig und entzog ihm meinen Arm. „Weil es für mich selbstverständlich eine einmalige Sache war? Und Alice hatte ihren Spaß dabei. Du hast es erst heute morgen seltsam gemacht.“ Vorher war es alles einfacher gewesen, aber das Gespräch heute morgen… Er hatte so positiv überrascht geklungen, als er nach meiner Sexualität fragte… Und das ließ mich plötzlich nach seiner Sexualität fragen. „Bist du schwul?“ Ich dachte kurz darüber nach. „Oder bi oder so?“ Ich hatte davon keinen Plan, aber immerhin hatte er mit Alice… naja… Kaum hatte ich die Frage gestellt, war sie mir zu unangenehm und ich blickte auf das GPS-Gerät. Es konnte nicht mehr allzu weit sein, also stapfte ich weiter, achtete gut auf meine Umgebung, die im abnehmenden Schneefall wieder besser zu erkennen war, um nicht aus Versehen aufs Eis zu treten. Ich kannte die Gefahr, die ein Bad bei diesen Temperaturen mit sich brachte. Hayama war einen Moment hinter mir zurückgeblieben, aber holte jetzt wieder auf. „Ich bin zumindest grundsätzlich nicht abgeneigt gewesen.“ Seine Antwort war mir eindeutig zu diplomatisch. Sein ganzes Wesen war mir zu diplomatisch. Konnte er nicht einfach mal etwas klar sagen? Wenn er auf mich stand, sollte er einfach- Bei genauerer Betrachtung vielleicht doch besser nicht. „Wenn sie nicht noch planlos weitergeirrt ist, müsste sie hier irgendwo sein“, weigerte ich mich das Thema weiter zu besprechen. Wenn sie sich erst einmal beruhigt hatte, war Alice eigentlich nicht dumm und würde vermutlich nicht planlos tiefer in den Schnee irren. Allerdings war auch stehen bleiben bei diesen Temperaturen keine besonders gut Idee… „Alice“, rief ich und sah mich suchend um. Dieses Mal schloss sich auch Hayama meinen Rufen an und dann plötzlich hörte ich es. „Ryo“, schluchzte es leise links von uns und beinahe wäre ich einfach losgestürmt, doch erinnerte mich gerade noch an den Fjord, der sich ebenfalls links von uns befand und mir rutschte das Herz in die Hose, denn ohne Schnee und Sturm sah ich sie dort in der roten Winterjacke mit dem Rücken gegen einen Eisvorsprung gepresst und vor ihr die Strömung des Fjordarms, bedeckt von Eisschollen und ohne einen Weg hinüber. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Es waren keine zwei Meter Wasser zwischen uns, aber sie erschien mir unerreichbar weit entfernt und ich konnte sehen, dass sie zitterte, vor Kälte, vor Angst. Sie hatte geweint. Mein Blick zuckte an der gefrorenen Eiswand über ihr empor, doch sie war zu steil, zu vereist, zu hoch, um sie darüber zu holen. Meine Augen zuckten nach rechts, wo der Wasser irgendwo unter der Eiswand hervorkam, möglicherweise von einem Gletscher tiefer in dem Berg gespeist. Mein Blick blieb an einer Tür hängen, die dort fremd wirkte, metallern mit schweren Angeln und einem alten Keep Out – Schild daran. Es gab hier alte Bergschächte und bunkerartige Forschungsstationen, die meistens zu den Gletschern im Inneren der Berge führten und schon seit einigen Jahrzehnten stillgelegt waren, weil diese Region bis auf die Fischer vollkommen verlassen wurde, seit die Wasserpegel immer weiter anstiegen. Ich ignorierte alles davon, dachte nur an Alice und suchte links von uns nach einem Weg, aber dort wurde der Strom immer breiter und folgte dem Bergrand in Richtung Ozean. „Ryo“, wiederholte sie meinen Namen und klang dabei so hilflos, dass ich mich beinahe direkt in die Fluten gestürzt hätte. Sie war nie so still wie jetzt, hörte sonst nie auf zu reden und das machte die ganze Situation nur noch schlimmer. Ihre Lippen waren schon ganz blau vor Kälte. „Ich bin da, Alice“, versprach ich direkt, wollte ihr Trost spenden, so gut ich konnte. „Ich hol dich darunter“, fügte ich hinzu, auch wenn ich einen Weg sah, sie zu erreichen. Hayama stand neben mir, ich konnte ihn beinahe spüren, aber er sagte nichts. Ich hockte mich hin, schob den Schnee beiseite, folgte mit den Augen dem Wasserverlauf und versuchte mit aller Mühe meinen Herzschlag ruhig zu halten. Ich musste einen klaren Kopf bewahren. Ich musste nachdenken und ich musste handeln. Ich fand den engsten Teil des Stroms, machte einige Schritte zur Seite und blickte auf das Wasser zwischen uns, während ich die Füße tastend bis an die Kante hervorschob. „Was hast du vor?!“ Hayama packte meinen Arm und riss mich aus meinen Gedanken heraus, bemerkte erst jetzt, dass auch Alice mich eher entsetzt als erleichtert ansah. Wahrscheinlich hatte ich ausgeblendet, wie sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Sie retten“, antwortete ich angespannt, spürte die Hitze, die von meinem Blick Besitz ergriff und schob seine Hand weg. Ich blickte wieder zu Alice, schätzte die Entfernung ab. Wie weit würde ich mich vorlehnen können, ohne selbst zu stürzen? Sie hatte etwa einen Meter Platz auf ihrem Felsvorsprung. Mein Blick blieb an ihrer Wade hängen. Die Hose dort war gefroren. Offensichtlich war sie damit ins Wasser geraten. Wahrscheinlich war sie beinahe eingebrochen und hatte sich auf das Stück Felsen dort fliehen können, wobei sie mit dem Bein ins Wasser geraten war. Es würde sie einschränken. Sie war nicht unbedingt für ihre Sportlichkeit bekannt. Wie weit würde sie springen können? Einen Meter? Eineinhalb? Das Wasser mochte hier ein Meter achtzig breit sein. Sie war nervös und fror. Würde sie das schaffen? Was wenn ich sprang? Aber mit ihr zusammen würde ich diese Distanz nicht überwinden können… „Alice, du muss springen, okay?“, forderte ich also von ihr und suchte ihren Blick, doch wieder packte Hayama meinen Arm und bohrte seinen Blick in meinen, schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wenn sie ins Wasser fällt, wird ihr Körper in einen Schockzustand übergehen. Die Wintersachen werden sie runterziehen, sie wird Wasserschlucken und ihr Körper wird augenblicklich Unmengen an Adrenalin ausschütten. Bei ihrem jetzigen Zustand ist es nicht unwahrscheinlich, dass ihr Herz direkt stehen bleibt!“ Er flüsterte, aber es machte mich trotzdem wütend, dass er es wagte, es laut auszusprechen. Das würde nicht passieren! „Das schaff ich nicht, Ryo“, riss mich Alice aus dem Moment, in dem sich meine Augen in einem stillen Kampf in die meines Begleiters gebohrt hatten. „Es tut mir so leid. Ich… ich war so dumm, dass ich einfach losgelaufen bin und … und dann hab ich mich verlaufen und… Ich wollte am Hang Schutz vor dem Wind suchen und plötzlich… ich hab nicht gemerkt, dass ich auf Eis stehe!“ „Pscht, Alice, ganz ruhig.“ Ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, was nicht leicht war, wenn sie so verzweifelt schluchzte. Sie war in keinem Zustand, irgendetwas zu tun. Ich musste es anders lösen. Angespannt blickte ich auf das Wasser vor mir. Er hatte keine reißende Strömung und vermutlich war es auch nicht wirklich tief. Ich konnte den Boden erahnen, wenn ich mich anstrengte. Ich richtete mich auf und zog die Kapuze von meinem Kopf, griff nach dem Reisverschluss. „Bist du wahnsinnig?!“ Wieder wollte Hayama mich aufhalten und mir platzte der Kragen. „Ich tue wenigstens etwas! Du stehst hier rum und tust gar nichts! Hierbei hilft deine blöde Technik nichts! Ich war früher eisbaden.“ Natürlich hatte ich das schon ewig nicht mehr getan, aber es wurde dunkel und bald würde ich gar nichts mehr sehen. Ich durfte nur nicht in Panik verfallen. „Wenn du eine bessere Idee hast, sag sie jetzt. Sonst halt die beschissene Taschenlampe und sorg dafür, dass ich etwas sehe!“ Ich zog den Reißverschluss auf, löste den Schal. „Alice, kannst du deine Jacke und deine Schuhe hierrüber werfen?“ Werfen konnte sie definitiv weiter als springen. „Du wirst danach etwas Trockenes brauchen, um dich zu wärmen. Ich kann versuchen, dich hoch zu heben, aber du wirst dennoch nass werden und bei den Temperaturen wird das Wasser sofort einfrieren.“ Das wusste sie selbst, ich erklärte es dennoch, damit ihre Nerven sich beruhigen konnten. Hayama nahm mir die Taschenlampe ab und plötzlich hatte ich noch einen Gedanken. „Da drüben ist eine Tür zu einem alten Forschungszentrum. Kannst du rauskriegen, ob die offen ist?“, meinte ich in seine Richtung gewandt. Vielleicht würde er ein Vorhängeschloss finden, das er bei diesen Temperaturen aufbrechen konnte, wenn er mit etwas Schwerem dagegen schlug. Wenn wir Glück hätten, könnten wir uns darin wärmen. Ich blickte wieder zu Alice, die sich noch nicht bewegte. „Komm schon, Alice. Ich hol dich hier rüber, dann wärmen wir uns auf und gehen zurück, sobald wir können. Hayama hat ein GPS-Gerät dabei, sodass wir den Rückweg finden können. Alles wird gut. Du musst nur einen kühlen Kopf bewahren.“ Ich musste an den Schockfroster denken, den sie beim Kochen ab und an benutzte. „Du weißt, was plötzliche Kälte in Fleisch auslöst. Wenn du nicht willst, dass alle Eiweiße in deinem Körper erstarren, weil du nicht auf mich hören wolltest, wirfst du jetzt deine Jacke und deine Schuhe hier rüber und lässt mich machen, okay? Vertrau mir.“ Ich warf die Jacke neben mich in den Schnee, zog sogar den Pullover über den Kopf und begann dann die Stiefel von meinen Füßen zu lösen. Ich fror bereits jetzt  und die Vorstellung gleich in Eiswasser zu steigen ohne einen Ort, wo ich mich anschließend aufwärmen konnte, ohne überhaupt zu wissen, ob ich die Tiefe des Wassers richtig eingeschätzt hatte, sollte mich panisch machen, doch ich war ganz ruhig, dachte einzig und allein an Alice und suchte ihren Blick, als sie langsam begann die zitternden Finger an den Reißverschluss zu legen. „So ist gut“, flüsterte ich leise, ließ ihren Blick nie los, auch nicht, als Hayama mit vor Anstrengung angespannter Stimme von der Tür aus rief: „Sie ist offen.“ Ich hörte das Rumpeln eines Steins, der zu Boden fiel und ahnte, dass er wirklich ein vereistes Schloss aufgebrochen hatte. „Komm zurück und gib mir Licht.“ Langsam konnte ich meine eigene Hand schon nicht mehr vor meinen Augen sehen, selbst Alice wurde immer undeutlicher. Alice zog die Jacke von ihren Schultern, als der Lichtkegel sie traf. Darunter wurde die dünne Bluse sichtbar und sie zitterte sofort. „Es ist kalt“, flüsterte sie. Sie war immer sehr empfindlich gewesen, auch wenn sie lange hier gelebt hatte. „Mach weiter“, forderte ich, steckte meine Socken in die Stiefel und spürte den Schnee zwischen meinen Zehen, dessen Kälte sich wie eisige Messer in meine Haut bohrten. Zitternd beugte sie sich zu ihren Schuhen hinab. Ich blickte zu Hayama. Er sah mich angespannt an, aber versuchte nicht wieder mich aufzuhalten. Er nickte mir sogar kurz zu, sammelte die Kleider zusammen und bot mir eine Hand an, als ich neben dem Wasser in die Hocke ging. „Wirf die Sachen zu Hayama rüber. Ich komme zu dir und hole dich.“ Dann steckte ich den Fuß ins Wasser und schluckte augenblicklich einen Fluch runter. Das war Wahnsinn, was ich hier tat. Ich hatte keinerlei Übung mehr im Eisschwimmen, weder mental noch körperlich, aber ich musste es schaffen. Ich konnte einfach nicht anders. Meine Zehen trafen auf ein steiniges Flussbett, als meine Beine bis zum Oberschenkel im Wasser verschwunden waren. Eine Gänsehaut legte sich über meinen gesamten Körper, alles in mir zog sich zusammen und doch zog ich den zweiten Fuß nach, ignorierte den eisigen Wind und richtete mich im eisigen Wasser auf. Ich versuchte nicht zu zeigen, wie sehr ich fror und zwang mich ruhig ein und aus zu atmen, sodass meine Herzfrequenz niedrig bleiben würde. Mit langsamen Schritten zwang ich mich zum ersten Schritt und dann zu einem weiteren. Alice hatte inzwischen ihre Jacke und die Schuhe ausgezogen und holte aus, warf erst den ersten und dann den zweiten nach Hayama, der nach seinen Geräuschen zu urteilen ziemlich ausweichen musste. Ich blickte über die Schulter zurück und meine Mundwinkel zuckten nach oben. Vielleicht warf Alice ja doch besser als erwartet. Wie auf Kommando flog auch die zusammengerollte Jacke an mir vorbei, löste sich im Flug auf, wurde vom Wind gebremst und segelte aufs Wasser zu. Hayama griff fluchend danach, doch der Stoff hatte sich bereits halb mit Wasser vollgesogen und war damit absolut unbrauchbar, um sich danach darin aufzuwärmen. Ich biss die Zähne zusammen und machte wortlos weiter. Was geschehen war, war geschehen, auch wenn das hieß, dass wir eine Jacke zu wenig hätten. Ich würde Alice rüberbringen. Das war erst einmal das Wichtigste. Es waren nicht einmal zwei Meter, doch es fühlte sich an als wäre ich bereits mehrere Meter weit durch gebrochenes Eis gelaufen, das bei jedem Schritt gegen meine Beine schlug, und ich hatte noch nicht einmal die Mitte des Flusses erreicht. Jeder Schritt war wie ein neuer Dolch in meinen Muskeln und sie schrien unter mir, weigerten sich vorwärts zu gehen. Ich fühlte mich als würde ich mich gleich übergeben müssen. „Mach dir nichts draus, Alice“, zwang ich über meine Lippen und zwang mich weiter vorwärts, immer einige Zentimeter weiter. Das Wasser war so unglaublich kalt, die Steine unter meinen Füßen scharfkantig wie zerbrochenes Glas. Und doch: Alice war es mir wert. Ich suchte ihren Blick. Sie zitterte und ich zwang mich schneller zu laufen, so weit das eben ging. Hayama hinter mir drückte das Wasser aus der Jacke, wenn ich das richtig mitbekam, aber ich war einzig auf Alice konzentriert. Ich liebte sie. Ich brauchte sie. Sie brauchte mich. Ich würde dafür sorgen, dass ihr nichts geschah. „Ryo“, flüsterte Alice leise und es bestärkte mich nur noch mehr in meinen Bewegungen und dann endlich konnte ich das Ufer berühren, zog mich daran vor und stand zuletzt direkt vor ihr. „Komm her“, flüsterte ich und zwang ein Lächeln auf meine Lippen. Sie kam zitternd nach vorn und ich legte die Arme um ihre Beine, erreichte ihre Kniebeugen und testete ihren Schwerpunkt aus, indem ich sie noch etwas weiter vorzog. „Spann dich an und halt dich an mir fest.“ Sie schüttelte den Kopf, drängte gegen meinen Griff zurück. Hatte sie Angst? Dann hockte sie sich hin, griff nach meinem Kinn und presste einen Kuss auf meine Lippen. „Ich liebe dich“, flüsterte sie und für einen Moment waren alle Zweifel vergessen, als sie sich wieder aufrichtete, meiner Forderung folgte und sich anspannte, damit ich sie hochheben konnte. Ihr Haut war bereits ausgekühlt und doch fühlte sie sich im kalten Wind warm gegen meinen Körper an, als ich sie an mich drückte. Meine Muskeln brannten in der Kälte, aber ich vertraute meiner Kraft dennoch, trainierte oft genug und Alice war wirklich nicht schwer, auch wenn sie nur allzu gerne Süßes genoss und sich verwöhnen ließ. Ich zog sie noch dichter gegen meine Brust und doch wusste ich, dass ich sie nicht so hochheben könnte, dass sie trocken blieb. „Wenn deine Füße im Wasser sind, zuck ja nicht zusammen“, warnte ich sie, wusste, dass ich sie dann nicht halten könnte und spürte, wie sich ihre Hände in meinen Haaren versenkten, um Halt zu finden. Hayama hinter uns war unglaublich still, aber ich achtete auch nicht auf ihn. Alles, was zählte war einzig und allein Alice. Sie war schon immer die eine gewesen, die zählte, auch wenn sie von Anfang an ein verwöhntes Miststück gewesen war. Immerhin war sie mein verwöhntes Miststück. Ich ließ sie langsam ein wenig an meinem Körper abwärts gleiten, legte die Arme um ihre Hüfte, zog sie dicht an meine Brust. Sie zuckte kaum, als das eisige Wasser um ihre Füße spülte, vielleicht einfach weil ihre Beine eh schon so lange der Kälte ausgesetzt worden waren. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht“, flüsterte ich durch zusammengebissene Zähne hindurch. Sie antwortete nicht, zog nur etwas mehr an meinen Haaren und ich machte angestrengt ein paar Schritte zurück, um mich langsam umzudrehen. Eigentlich sollte es überhaupt kein Problem für mich sein, sie hochzuheben. Gerade weil es ja nur ein paar wenige Schritte waren, aber ich spürte, dass mein Herz schneller schlug, mein Atem flacher ging und wusste, dass ich nicht so einen guten Job dabei machte, nicht in Panik zu verfallen. Mein Körper schüttete längst schon Unmengen an Adrenalin aus; vermutlich bereits seit ich ihr in den Schnee hinaus gefolgt war. Ich spannte mich an, ahnte, dass Alice diese Bewegung an ihrem Hintern spüren konnte, wenn die Muskeln unter der Haut sich bewegten und hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie mein Pulsschlag sich veränderte. Ich musste Alice nur ans Ufer bringen. An mich selbst konnte ich danach denken. Meine Gedanken drehten sich allein um dieses eine Ziel und ich war schon immer ein Kämpfertyp gewesen. Also atmete ich kleine Wolken feuchter Luft gegen ihren flachen Bauch, der nur von dünnem, weißen Stoff bedeckt war, und blickte nach oben, suchte ihren Blick, spürte ihre Finger an meiner Kopfhaut zittern und hatte das Gefühl, dass sie meine Stimme beruhigt hatte. Sie war es, die sonst nicht aufhören konnte zu sprechen und ich hatte kein Problem damit zu schweigen, aber wenn es ihr half, war ich bereit dazu, weitere leise Worte zu flüstern. „Du warst so unvorsichtig“, doch aus diesem Vorwurf klang nur Sorge heraus. „Wenn dich etwas bekümmert, sollst du doch mit mir sprechen.“ Sie nickte leicht und ich versuchte meine Gesichtszüge zu entspannen. Die Zeit schien so viel langsamer zu laufen, als ich mich durch das Wasser vorwärts kämpfte, und es gab nur noch Alice und mich darin. Ich wollte die Hand nach einer weißen Strähne ausstrecken und sie von ihrer Stirn wegstreichen, doch ich konnte sie nicht loslassen. Ich spürte die Kälte nicht mehr. Meine Schritte waren mechanisch geworden. Mein Herz jedoch hämmerte in meiner Brust wie ein Presslufthammer. „Du bist wunderschön“, versprach ich ihr. Mein Kopf fühlte sich zu leicht an. Der Sauerstoff, den ich einatmete, brannte in meinen Atemwegen. Sie zog eine Hand aus meinem Haar. Ich spürte das Ziehen kaum. Wie lange mochte ich wohl schon im eisigen Wasser sein? „Deine Lippen sind blau.“ Ich hörte ihre Stimme wie durch Watte, doch ihr Finger fühlte sich heiß an, als er über eben diese hinwegfuhr. Vermutlich eine Illusion. Ich lachte leicht. „Blau steht mir nicht.“ Das waren einst Alice Worte gewesen. Ich erinnerte mich noch gut daran. Ich hatte das erste Mal das blaue Jackett der Schuluniform übergezogen. Ich sei eher der Schwarz-Typ, rot wäre wohl auch noch okay, aber blau sollte ich vermeiden. Meine Mundwinkel schmerzten, als ich sie heben wollte. Mein Fuß stieß gegen einen Stein und ich spürte mich beinahe stürzen, doch da schlossen sich Arme um Alice Becken, berührten meine, brannten auf der ausgekühlten Haut. Sie entzogen Alice meinem Griff und ich blickte auf, sah in Hayamas grüne Augen, die manchmal fast golden wirkten, wenn man genau hinsah. Es war eine schöne Farbe. Sie erinnerte mich an irgendetwas, doch ich konnte nicht sagen, was es war. Hayama sah gut in blau aus. Es ließ seine Haare beinahe leuchten. Er sah besorgt aus. Alices Beine glitten aus meinem Griff und plötzlich fühlte ich mich haltlos. Meine Arme fielen nach vorn, trafen auf Schnee. Ich spürte seine Kälte nicht. „Hier, zieh sie an. Geh zur Tür. Nimm die Taschenlampe mit.“ Er klang so unendlich weit weg. Mein Herz schien gleich zu implodieren. Ich hörte jeden Schlag in meinen Ohren nachhallen und wusste, dass meine Beine unter mir nachgegeben hatten, sackte ab und versank doch nicht im Wasser. Starke Arme zogen mich empor. Hayamas Gesicht war direkt vor mir, angespannt. Ich war schwer, viel schwerer als Alice. Er war schmal gebaut, doch hatte er Muskeln, die unter seinen Klamotten verborgen waren. Ich erinnerte mich an gestern – War es wirklich gestern gewesen? Es fühlte sich unendlich weit entfernt an. Wenn Hayama mit mir sprach, dann hörte ich es nicht mehr. Ich spürte meine Augenlieder flattern, sah Licht… oder Dunkelheit. Ich konnte es nicht einmal mehr sagen. Für einen kurzen Moment war ich weg. Dann spürte ich Boden unter meinen Füßen, hing in einem festen Griff und ahnte, dass die Feuchtigkeit jetzt von meinem Körper aus auch durch Hayamas Kleider kroch. Mein Herzschlag flatterte. Ich versuchte die Füße aufzusetzen, versuchte zu helfen, doch konnte nicht sagen, ob ich Erfolg hatte. Meine Ohren rauschten. Eine weiße Haarsträhne fiel vor mein Gesicht. Kurz glaubte ich, es wäre Alice. Dann wurde mir klar, dass auch Hayamas Haar der Farbe von Schnee glich und wurde mir etwas bewusst: Ich hatte einen Typ. Als ich das nächste Mal zu mir kam, drückte ein fester Druck auf meiner Brust die ganze Luft aus meinen Lungen und ich sog sie heftig wieder ein. Meine Lunge brannte als hätte ich das schon viel zu lange nicht mehr getan. Meine Augen flogen auf und alles an meinem Körper brannte. Selbst die Luft in dem Bunkerraum – Ich erkannte die Betondecke über uns im Licht der Taschenlampe – war warm genug um auf meiner unterkühlten Haut zu brennen wie glühende Flammen. Zwei weißhaarige Gesichter waren über mich gebeugt, das eine weiß wie Schnee, während das zweite eher Karamelschokolade glich. Zwei Paar Augen in Besorgnis geweitet. Alice trug meine Jacke, doch sie wirkte bereits wieder gut aufgewärmt. Wie lange war ich ausgeknockt gewesen? Hoffentlich nicht so lange, wie ich scheinbar nicht geatmet hatte, denn dann war der Grund, warum meine Gedanken so langsam waren, einer, der meiner Gesundheit wirklich nicht zuträglich war. Hayama hatte keine Jacke an und ich spürte sie auf meiner Haut, als ich mich bewegte und keuchend Luft holte. Zwei warme Hände drückten mich nach unten nieder. „Bleib liegen, Ryo.“ Mein Blick zuckte von Hayamas grünen Augen zu Alices Gesicht. Sie hatte geweint. Ich hob quälend langsam die Hand an ihre Wange, streichelte über ihre Haut und atmet so ruhig es ging ein und aus. „Ich bin froh, dass es dir gut geht, Alice.“ Ihre Augen wurden feucht und dann traf ihre Faust auf meine Brust. „Idiot, Idiot, Idiot!“ Die Schläge waren nicht sonderlich hart, aber es tat trotzdem weh. Ich legte meinen Arm um sie und zog sie fest an meine Brust. „Tut mir leid, Miss“, murmelte ich in ihr Haar. Es ging ihr gut und das war das Wichtigste für mich. „Tut mir leid, dass ich dich so aufgeregt habe, dass du weggelaufen bist.“ Sie schluchzte leicht und ich lehnte den Kopf ein wenig zurück, schloss kurz die Augen und atmete ruhig. Mein Herzschlag hatte sich beruhigt und auch wenn meine Haut noch brannte und gefühlt jedes Haar an meinem Körper gefroren war, ging es mir gut, weil es ihr gut ging. Ich öffnete die Augen wieder und traf auf Hayamas Blick. Er wirkte… unsicher? Und da wurde mir klar, warum er am Morgen überhaupt gefragt hatte. „Hey, Alice“, flüsterte ich und starrte die Decke an, überlegte, wie ich es ansprechen sollte. „Warum hast du Hayama eingeladen?“ Ob in diesen Urlaub oder in unser Bett überließ ich ihr. Vermutlich war sowieso ersteres nur eine Vorbereitung auf das zweite gewesen. Sie wurde ein wenig unruhig in meinem Arm. Ich hielt sie einfach weiter fest. „Es ist okay, wenn du ihn magst. Sei einfach ehrlich mit mir.“ Sie schmollte leicht, wenn ich ihre Bewegungen richtig deutete. „Schon“, murmelte sie, „Aber ich will dich nicht verlassen.“ Das beruhigte mich schon sehr, auch wenn ich schon gar nicht mehr bewusst daran gezweifelt hatte. „Und er scheint ja nicht dasselbe zu fühlen.“ Manchmal war sie echt erschreckend unsicher, aber ich konnte mir vorstellen, warum sie so dachte. Trotzdem reichte ein Blick in seine Augen, um zu wissen, dass sie es falsch wahrnahm. Er sorgte sich um sie und er war sich bewusst darüber, dass er hier in etwas eindrang, das schon seit vielen Jahren existierte und in dem es eigentlich keinen Platz für eine dritte Person gab. „Und du kannst ihn ja auch nicht leiden.“ Ich seufzte. Sie mochte ihn also, liebte ihn vielleicht sogar. Er mochte sie und wenn ich irgendetwas aus unseren Unterhaltungen gelernt hatte, war er auch an mir nicht uninteressiert… Es machte sie unglücklich, wenn er sie nicht mochte und wenn sie wüsste, dass er sie mochte, wäre ich es, der alle beide unglücklich machen würde, weil ich nicht bereit war, es zu versuchen. Ich blickte zu Hayama und fragte mich kurz, ob er wohl hörte, was wir sagten. Er blickte auf das GPS-Gerät, runzelte die Stirn. Wich er gerade unserem Anblick aus. Er schien kein Signal zu bekommen und ich strich einen Moment lang nur durch Alices Haar, dachte darüber nach. Ich hatte einen Typ. Helles Haar war eindeutig mein Ding, aber war das genug? „Hey… Hayama“, meinte ich in seine Richtung und runzelte die Stirn, bevor ich mich korrigierte, „Ich meine… Akira, komm mal her.“ Er schien ziemlich skeptisch zu sein, aber legte das Gerät beiseite. „Wenn ich nicht weitergeatmet hätte, hättest du mich dann beatmet?“, witzelte ich und wartete dann, bis er zu uns hinübergekommen war und sich wieder hingehockt hatte. Alice richtete sich ein wenig auf und ich ließ sie gehen. Akira runzelte die Stirn. Er fand es offensichtlich nicht so witzig. Ich hob die Hand und schob sie in sein Haar. „Ich bin bereit, es zu versuchen“, meinte ich, gab ihm die Chance, sich abzuwenden, wenn er es nicht wollte, und zog ihn zu meinem Gesicht hinunter, bis unsere Lippen direkt vor einander waren und ich auch das letzte Stück zu einem Kuss hin überwand. Es war anders als, wenn ich Alice küsste. Ihre Lippen waren weicher als seine, voller irgendwie, wärmer – obwohl das auch an der Situation liegen mochte. Ich konnte unter meiner Hand die Ansätze von Bartstoppeln spüren. Es war komisch, aber es war trotz all der Kälte warm und nicht so furchtbar, wie ich erwartet hatte. Zuerst war es eher ein Pressen, doch dann bewegte ich meine Lippen leicht gegen seine und er ging darauf ein und tatsächlich fühlte sich das wirklich irgendwie gar nicht schlecht an. Als wir uns lösten, blickte ich ihn an und ließ den Atem ausströmen. Dann blickte ich zu Alice. Zu meiner Überraschung waren ihre Pupillen ein wenig geweitet. Hatte sie das als… erregend empfunden? „Ich bin mir sicher, dass Ha… Akira Interesse an dir hat, Alice. Sonst hätte er dich einfach abgewiesen.“ Denn er war nicht unbedingt für seine zurückhaltende Art ihr gegenüber bekannt, wenn ich an das Mondfest dachte. „Und das ist schon ziemlich verrückt, aber … es hat gestern funktioniert, also warum sollten wir es nicht einfach ausprobieren?“ Ich fühlte mich total dumm, wie mich die beiden jetzt ansahen, war mir durchaus bewusst, dass ich nicht dafür bekannt war, innerhalb ihrer Gesellschaft viel zu sagen. Schon gar nicht so die Initiative zu ergreifen. Ich wusste aber auch, dass die beiden nicht von sich aus in der Lage wäre, dieses Gespräch zu führen. „Du hast heute morgen noch gemeint, dass du kein Interesse an Männern hast“, stellte Akira skeptisch fest. Heute Morgen war ich mir da auch noch ziemlich sicher gewesen. Jetzt… Naja… „Ich habe auch absolut kein Interesse, dein Ding anzufassen“, antwortete ich ungeniert. Das Küssen allerdings war nicht schlechter gewesen als mit Alice… „Über andere Körperteile… können wir reden.“ Vielleicht zumindest. Da war ich mir noch nicht so sicher. Eigentlich wollte ich nämlich nicht schwul sein… Für einen Moment war ich so auf Akira konzentriert, dass ich Alice zu spät bemerkte, die sich schwungvoll um unsere Nacken warf und den Inder neben mir zu Boden warf. „Du bist der Beste, Ryo!“ Kurz drückte sie die Lippen auf meinen Mund, dann zog sie Akira in einen Kuss und irgendwie war der Anblick gar nicht schlecht, auch wenn er zuvor noch Eifersucht in mir geweckt hatte. Dennoch richtete ich mich langsam auf und spürte, wie meine Muskeln nach und nach die Kälte abschüttelten, auch wenn mir sicher noch nicht warm war. Sie mussten mir meine Hose ausgezogen haben und zu meiner Überraschung hatten sie wohl auch einen alten Gasofen gefunden, vor dem diese und auch die nass gewordene Jacke jetzt trocknete. „Nehmt euch ein Zimmer“, murrte ich und legte von hinten die Arme um Alice, die noch immer ziemlich ungehindert mit Akira rumknutschte. „Eifersüchtig?“, kicherte Alice und kuschelte sich an mich. „Kalt!“, quietschte sie dann auf und sah mich anklagend an. Ich hob schmunzelnd eine Augenbraue und zog sie noch dichter an mich. „Dann wärmt mich auf, Miss.“ Vorhin hatte ich sie beim Vornamen angesprochen, doch jetzt fiel ich wieder in alte Muster zurück, so wie sie es einst von mir verlangt hatte. Es gefiel ihr. Und irgendwie gefiel es mir auch. Ganz besonders wenn sie dann so glücklich lächelte, wie sie es jetzt tat. „Verwöhn sie nicht so“, meinte Akira und verdrehte die Augen genervt. Was das anging, würde sich seine Meinung wohl nie ändern. „Außerdem sollten wir wohl eher einen Weg zurücksuchen. Der Ofen hat nicht mehr viel Gas und dann wird die Kälte hier wieder reinziehen und alles Aufwärmen sinnlos machen.“ „Dann müssen wir halt kuscheln“, lachte Alice und packte Akira am Kragen und zog ihn zu uns, sodass sie zwischen uns eingeklemmt war und gleich das doppelte Paket Körperwärme abbekam. Es dauerte noch eine Weile bis wir das Knäul, was unsere Körperteile bildeten, als Alice mit uns fertig war, wieder aufgelöst hatten und die getauten, zum Glück auch wieder trockenen Kleider angezogen hatten. Sobald wir den Bunker verließen, hatte Akira auch wieder ein Signal für das GPS-Gerät und wir konnten und auf den Rückweg machen. Der Schneesturm war lange vorbei und in einigen Stunden würde wohl auch die Sonne wieder aufgehen und ihre wenigen Stunden Licht spenden. Bis dahin wären wir hoffentlich wieder in unseren Betten oder vielleicht auch alle in einem Bett. In jedem Fall im warmen und unter einem Dach. Es war Akira, der nach einigen Schritten wieder stehen blieb, nachdem er noch einmal zurückgeblickt hatte, und voller Ehrfurcht in den Himmel starrte. „Ist das das Polarlicht?“, fragte er leise und brachte uns dazu ebenfalls stehen zu bleiben und zum Himmel zu blicken. Es war nicht das erste Mal, dass wir es sahen, waren wir doch schon einige Male hier hoch in den Norden gefahren. Trotzdem war der Anblick wie immer unglaublich und für einen kurzen Moment musste ich an Akiras Augen denken, als das Grün das Schwarz des Himmels erleuchtete. Vielleicht hatte Alice das gleiche gedacht, denn im selben Moment glitten ihre Finger in unsere beiden Hände und drückten sie, verbanden uns zu einer Linie, in der sie den Mittelpunkt bildete. Ich blickte zu ihr hinüber und sah sie lächeln. Sie war glücklich. Ich war es auch. Und Akira… Akira passte vielleicht doch irgendwie zu uns dazu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)