Noch einmal mit Gefühl von 4FIVE ([Itachi x Ino | Sasuke x Sakura | modern AU]) ================================================================================ Prolog: Alles auf Anfang ------------------------ . . ♦ —Los Angeles, Kalifornien   »Vergiss es«, sagte Ino und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Achtzig Mäuse oder zieh Leine.« »Der ist niemals achtzig Mäuse wert. Sechzig, und damit bin ich großzügig.« Schwungvoll ließ sie sich in den lädierten Massagesessel fallen, der unter dem Druck leicht knarzte. »Der ist weit mehr wert. Die Federung ist einwandfrei und Benedict Cumberbatch hat drauf gesessen.« »Und wenn Beyoncé ihn geritten hätte, wär’s mir egal. Sechzig oder lass es.« Der Kerl war ein harter Verhandlungspartner, aber das waren die Leute hier in Los Angeles alle. Die Stadt war zu teuer, um auch nur einen Cent zu viel für einen gebrauchten Massagesessel zu zahlen. Nach fünfzehn Minuten Diskussion hatte er sie auf siebenundsechzig Dollar runtergehandelt und Inos Schlafzimmer war leer. Unter anderen Umständen wäre sie stur geblieben, aber ihr Flieger ging in drei Stunden und wie hätte sie dieses verflixte Monster von Sessel durch die Sicherheitskontrolle gebracht? Ihr Taxi kam fünf Minuten zu spät, ihr Flieger ging pünktlich. Es war ein nüchterner Abschied, aber Ino hätte es nicht anders gewollt. Miley und Ana hätte sie gerne noch einmal gesehen, aber die beiden hatten sich über die letzten Jahre in andere Bundesstaaten verstreut. Mit ihren neuen Mitbewohnern war sie nie richtig warm geworden. Der Zwölfstundenflug zurück nach Japan war anstrengend. Turbulenzen hielten sie die meiste Zeit über wach, die heruntergeladene Serie war schon nach der zweiten Folge eine Enttäuschung, und als ein besonders starker Ruck das Flugzeug erfasste und Cola über ihre weißen Shorts verschüttete, gab Ino auf. Die restlichen Stunden versuchte sie mit lauter Musik in den Ohren das Schnarchen ihres Sitznachbarn zu übertönen. Wenigstens waren die Durchsagen der Flugbegleiter auf Japanisch. Ein wenig Heimat, um sie auf ihre Rückkehr vorzubereiten. Der Flieger landete gemeinsam mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages am Internationalen Flughafen Narita und Ino breitete lächelnd die Arme aus. Sie war zurück. Sie war wirklich zurück. Es dauerte eine Stunde, bis sie endlich durch den Zoll war und ein Taxi erwischte. Während der Fahrer ihr voluminöses Gepäck in den Kofferraum verfrachtete, aktivierte sie ihre neue Wertkarte. Es würde dauern, bis sie ihre gewohnte Infrastruktur in Japan eingerichtet hatte. Als sie in die USA gegangen war, hatte sie alle Verträge gekündigt, alle Habseligkeiten verkauft, weil sie nicht damit gerechnet hatte, wieder zurückzukehren. Sie hatte nichts mehr hier, außer einer einzigen japanischen Telefonnummer. Mit jedem Klingeln wurde Ino nervöser. Bis auf ein paar Nachrichten zu Neujahr und ein paar Kommentare in sozialen Medien hatten sie seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt. Das Taxi bog auf die Autobahn und am anderen Ende der Leitung meldete sich eine weibliche Stimme. »Hier spricht Uchiha Sakura.« Ino brauchte einen Moment, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht verwählt hatte. Natürlich wusste sie, dass ihre Freundin Sasuke geheiratet hatte. Die Einladung zur Hochzeit vor ein paar Jahren hatte sie wegen Dreharbeiten in Kanada nicht annehmen können. Den ungewohnten Nachnamen zu hören war eine andere Geschichte. »Sakura. Hier ist Ino.« Sie hörte Sakura kurz stocken, dann erst folgte ein freudiger Ausruf. »Ino! Wie geht’s dir? Was ist das für eine Nummer?« »Wegwerfhandy. Ich bin in Schwierigkeiten mit der Yakuza.« »Sehr witzig. Warte, ist das japanisches Radio im Hintergrund? Bist du in Tokio?«, fragte sie überrascht. Natürlich war sie überrascht. Ihr Abschied war eigentlich für immer gewesen. »Frisch eingeflogen. Du hast nicht zufällig Lust, mich heut Abend willkommen zu heißen? Drinks gehen auf mich.« Fast schon rechnete Ino mit einer Absage. Ihre Freundin hatte hier ein Leben, eine Familie, einen Job, hatte sich etwas aufgebaut. »Auf jeden Fall«, rief Sakura überschwänglich. »Gib mir eine Stunde, um einen Babysitter zu finden.« Sie klärten die Logistik ihres Treffens, rutschten in aufgeregtes Geplauder ab, bis Kinderweinen Sakura zum Auflegen zwang und Ino erleichtertes Seufzen in ihrer Kehle nach oben quellen spürte. Vieles hatte sich verändert, aber wenigstens nicht alles. Der Aufenthalt im zentrumsnahen Hotel war kurzweilig. Ino packte nur das Nötigste aus – Hygieneartikel, Schminksachen, absolute Lieblingskleidungsstücke – danach lockerte sie ihre vom langen Fliegen verspannten Muskeln mit einer kurzen Joggingrunde durch den nahegelegenen Park. Die heiße Dusche im Anschluss wusch den aufkommenden Jetlag davon, sodass sie pünktlich um acht Uhr vor der Bar stand, die Sakura vorgeschlagen hatte. »Du siehst sehr Amerikanisch aus«, merkte Sakura an, nachdem sie sich wiedersehensfreudig in die Arme gefallen waren. Es stimmte. Das fast rückenfreie Top und der auffällige Silberschmuck konterkarierte Sakuras verspieltes Kleid und filigrane Halskette fast schon ironisch. »Also, erzähl!« Ino lachte. »Das ist nicht sehr spezifisch.« Dennoch warf sie sich in die reißerische Nacherzählung ihres letzten Lebensjahrzehnts. Sie begann mit dem Dreh ihres ersten Films, der sie damals in die Staaten geholt hatte, schilderte ihre Welttournee als Markenbotschafterin für eine junge Kosmetikfirma, beschrieb ihre zahlreichen Auftritte in Talkshows und die Interviews, die sie alle gegeben hatte, denn war ihr Leben nicht glamourös und wunderbar und fantastisch? Sakura war eine gute Zuhörerin, aber eine fast ebenso gute Erzählerin, als sie endlich dran war und nach drei Gin Tonic, zwei Gläsern Wein und einem nicht zu verachtenden Schluck Sake erzählte, wie lange sie bei Sasukes Heiratsantrag geweint hatte, auf dem Weg zum Altar über ihr viel zu pompöses Hochzeitskleid gestolpert war und sich wegen der Morgenübelkeit während ihrer Schwangerschaft einmal in Sasukes Hausschuhe übergeben hatte.  Sie hatten Spaß. So wie früher, nur vollkommen anders. Es war kurz vor Mitternacht, als Sakuras Smartphone klingelte und sie der Babysitterin versicherte, bald zu Hause zu sein. »Schon?«, fragte Ino enttäuscht. Ihre Wangen fühlten sich warm an vom Alkohol und der gelösten Stimmung. Sie hatte nicht damit gerechnet, so lange nach ihrem Abschied einfach weitermachen zu können, wo sie ihre Freundschaft damals pausiert hatten. Es war eine Erleichterung. »Kann Sasuke nicht einspringen?« »Aaah«, winkte Sakura ab und winkte den Kellner heran. »Keine gute Idee. Alles auf eine Rechnung bitte.« Ino protestierte, aber Sakura ließ es sich nicht nehmen, ihre goldene Kreditkarte durch den Kartenleser zu ziehen und ein viel zu hohes Trinkgeld zu gehen. »Wow, du hast es im Leben echt geschafft, reiche Frau.« Hätte Ino gewusst, dass sie ihre Rechnung nicht selbst begleichen würde, hätte sie sich nicht die teuren Getränke auf der Karte bestellt. »Verdienen Ärzte mittlerweile so viel?« »Nur, wenn vier Fünftel des Haushaltseinkommens durch deinen Mann reinkommen«, seufzte Sakura mit einem Unterton, den Ino fast überhört hätte. »Oder sechs Siebtel? Acht Neuntel? Ich hab’s noch nie ausgerechnet.« »Sag mal, Sakura, wie viel verdient Sasuke eigentlich?« Sakura seufzte. »Viel zu viel und viel zu wenig. Teilen wir uns ein Taxi? Dein Hotel liegt auf meinem Weg.« Obwohl Ino nur drei Jahre in Tokio gewohnt hatte, wusste sie, dass Sakuras Bezirk nicht nur sehr nobel war, sondern auch nicht wirklich auf dem Weg lag. Möglicherweise war Sakuras Orientierungssinn furchtbar. Oder sie wollte ebenso wenig, dass dieser Abend bereits endete. Die Taxifahrt über versuchten sie so viele Worte als möglich in den ausklingenden Abend zu pferchen, die wichtigsten Anekdoten noch abzuhandeln, bevor sie vor dem Hotel hielten und Ino sich auf wackeligen Beinen aus dem Wagen schälte. Ihre in Amerika angeeignete Trinkfestigkeit erstreckte sich offenbar nicht über japanischen Gin und Sake. Hinter ihr hörte sie das Autofenster nach unten gehen. »Schaffst du’s in dein Zimmer?«, fragte Sakura, ihre Silben etwas zu sehr in die Länge gedehnt. Ino grinste schief, zumindest fühlte es sich so an. »Klar. Hab schon mit mehr Promille heimgefunden«, winkte sie ab. Sie hatte diesen Abend gemeistert, nun musste sie nur mehr aufrecht und mit Würde in ihr Hotelzimmer kommen. »Hey, Ino«, hielt Sakura sie erneut zurück. Die Frage schwebte seit ihrem Telefonat heute Morgen zwischen ihnen. Nun hatte sie endlich den Mut gefunden, sie zu stellen. »Wieso bist du wieder in Japan?« Ino zuckte die Schultern. »Spontane Entscheidung, du kennst mich ja. Die USA haben einfach nicht mehr das, was ich vom Leben erwarte.« Es war nicht einmal die halbe Wahrheit.   . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)