We're Damaged, But Not Dead von RizaElizabethHawkeye (Roy's Aufstieg an die Spitze des Landes) ================================================================================ Kapitel 3: Patience ------------------- Ein leises, kaum wahrnehmbares Stöhnen rollte über Edward’s ausgedörrte Lippen, als allmählich sein Bewusstsein in seinen viel zu schweren Körper zurückkehrte und mit ihm leider auch die Schmerzen, die ihn praktisch als Erstes begrüßten. Er fühlte sich elend...wirklich elend...und das sollte bei ihm schon etwas heißen. Es gab kaum ein Körperteil, dass ihm nicht weh tat, so als hätte ihn Alex Louis Armstrong über gemangelt...und zwar mehrfach. Sein Kopf dröhnte unnachgiebig, seine rechte Schulter und sein Oberschenkel brannten wie Feuer und irgendetwas schmerzte und stach zusätzlich in seinem Unterbauch. Auch sein linkes Bein schien viel schwerer zu bewegen zu sein als sonst. Winry würde ihn töten, wenn seine Automail beschädigt wäre… Aber selbst sein Rücken, auf dem er zu seinem Leidwesen lag, schien von irgendetwas getroffen worden zu sein. Aber von was tat ihm alles so weh? Mist verdammter!! Was war passiert? Und wo war er eigentlich? Er lebte immerhin, das war ja schon ein gutes Zeichen, und dennoch konnte er sich an Nichts richtig erinnern. Ed wagte es nicht seine Augen zu öffnen. Er konnte nicht sicher sein, ob er sich irgendwie in Gefahr befand, trotz das er noch am Leben war und versuchte daher vorerst nur zu lauschen. Alles um ihn herum wirkte still. War er also alleine? //Verflucht...was zum Geier ist passiert?// Nur bruchstückhaft schien ihn sein Gehirn mit Informationen versorgen zu wollen, aber ihm fehlten Details um irgendetwas Schlüssiges daraus zu machen. Er erinnerte sich daran, geflohen zu sein und an Wasser. Viel Wasser, aber welchen Zusammenhang hatte das alles? Nichtsdestotrotz schien etwas an den hintersten Ecken seines Bewusstseins zu nagen. Als wenn er etwas Dringendes erledigen musste, was keinen Aufschub duldete. Aber was in Flamels Namen war es? Irgendetwas, was sich so dringlich anfühlte...wie konnte er das vergessen? Aber selbst mit diesem nagenden Gefühl, fühlte Ed sich einfach zu müde, zu erschöpft und definitiv mit zu vielen Schmerzen beglückt, als dass er sich sofort weiter angestrengt Gedanken machen konnte. Schweigend lag der junge Mann einige weitere Minuten einfach da. Nach und nach schienen seine Sinne immer weiter zu erwachen und er wurde sich seinem Umfeld mehr und mehr bewusst. Das weiche Bett auf dem er lag, trug leider nicht viel zur Linderung seines schmerzenden Rückens bei, doch die lockere Decke, die man ihm über gelegt hatte, war angenehm und hielt ihn warm. Er fror nicht wirklich, doch irgendwie fühlte er sich… durchgeweicht… ja… das war die passende Beschreibung. Seine Wahrnehmung stoppte jedoch nicht nur dort. Er konnte in seiner Nähe das leise rascheln von Stoff hören, welcher wohl von einem Windhauch angestoßen wurde. Vorhänge vielleicht? Er spürte sogar die angenehme, warme Brise auf seinem Gesicht und ein leichter, süßlicher Geruch - einem Parfüm gleich - strömte ihm in die Nase. Es war angenehm, ganz dezent und beinahe schon beruhigend. Er musste in irgendjemandes Zimmer liegen, der sich um ihn gekümmert hatte. Nach ein paar weiteren Minuten des stillen lauschens und nachdem das Pochen in seinem Kopf ein wenig nachgelassen hatte, beschloss Ed schlussendlich doch die Augen zu öffnen. Neugierde obsiegte offenbar der Müdigkeit und dem Verlangen einfach weiter zu schlafen. Vorsichtig begann der junge Mann zu blinzeln, in der Hoffnung einen kurzen Eindruck seiner Umgebung zu erhaschen, kniff jedoch abrupt die Augen wieder zu als grelles Licht seine empfindliche Netzhaut traf und ihn sofort blendete. “Urg…” keuchte er leise. Er war erschrocken über seine eigene, schwache Stimme, die ihm kaum mehr wie ein leises Krächzen vorkam. Er wollte instinktiv seinen rechten Arm über sein Gesicht schlagen um dem Licht zu entkommen, doch zuckte er nur unbeholfen als ein stechender Schmerz durch seinen ganzen Arm fuhr. “Du bist endlich wach! Ein Glück!” der plötzliche Ausruf vom Fußende des Bettes, in dem er lag, ließ den ehemaligen Alchemist abrupt anspannen, was er allerdings sofort bereute als eine weitere Welle an Schmerzen dieses Mal durch seinen gesamten Körper schoss und ihn reflexartig zusammen zucken ließ. Er konnte nicht sehen wer die Person war, doch irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor. Sie war weiblich, das war deutlich zu hören und sie klang erleichtert. Von ihr musste also auch der süßliche Geruch kommen. Also war er doch nicht alleine gewesen. “Ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht, Ed…” ihre Stimme war voller Besorgnis, aber dennoch irgendwie kräftig in ihrem Ton. Edward stutzte einen Moment. Woher kannte sie seinen Namen?? Hatte sie seine Sachen durchwühlt? Obwohl… Nein… Die Stimme kam ihm erschreckend vertraut vor. AH! Jetzt fiel es ihm wieder ein woher er sie kannte, auch wenn er sie seit Jahren nicht mehr gehört hatte. “Julia?” krächzte er fast tonlos und wagte einen erneuten Versuch die Augen zu öffnen. Wie es schien, hatte sie die Vorhänge des Fensters zugezogen, die bis eben noch das helle Tageslicht hinein gelassen hatten, wodurch er nun gefahrlos blinzeln konnte, bis sich seine Umgebung endlich fokussiert hatte. Dann kam auch schon die junge Alchemistin in sein Sichtfeld. Und tatsächlich. Es war Julia Crichton. Was hieß, er musste in Milos sein. Und wie es aussah in einem Krankenzimmer. Aber... “Wie bin ich hierher gekommen?” es war nicht mehr als ein heiseres Raunen, welches Ed von sich gab und er konnte an Julia’s Blick erkennen, wie furchtbar er eigentlich aussehen musste, so wie sie ihn musterte. Wahrscheinlich sah er genauso grottig aus, wie er sich im Moment fühlte. “Freunde von mir haben dich bewusstlos unten im Fluss treiben sehen und haben dich raus geangelt.” Julia hatte ein sanftes, ruhiges Lächeln auf den Lippen, als sie sich neben Edward auf einen kleinen Hocker nieder ließ. Behutsam strich sie ihm ein paar seiner goldenen Strähnen aus dem Gesicht, bevor sie zur Seite auf den Nachtisch in eine Schale kühlen Wassers griff und einen Lappen heraus holte, den sie aus wrang und dann auf Ed’s Stirn platzierte. “Ich weiß nicht, was dir widerfahren ist, aber du hast wirklich Glück gehabt, Ed. Um ein Haar wärst du uns hier verblutet. Ich glaube, wenn das Wasser im Fluss nicht so eiskalt sein würde, wärst du das wohl auch schon vorher.” sie schürzte die Lippen und legte die Brauen in Falten. “Was ist passiert, Ed? Du hast schwere Schusswunden und starke Prellungen am Rücken.” “Schusswunden??” Edward hielt einen Augenblick inne. Diese Information schien etwas in seinem Gedächtnis wach zu rütteln. Oh, verdammt, Ja! Das versteckte Soldaten-Lager der Creta-Armee! Der bevorstehender Angriff!! ...Die Marschbefehle!!! Abrupt riss Edward die Augen auf, als es ihn wie einen Blitz traf. Jetzt wusste er wieder, was er tun musste!! So ruckartig, dass ihm der kühlende Lappen von der Stirn flog und über das Fußende hinweg segelte, schoss Ed in die Senkrechte. “Wo ist mein Mantel?? Ich muss das West Hauptquartier warnen!” schrie er schon fast abrupt in Julia’s Richtung, zuckte jedoch nur Sekunden später zusammen als die Schmerzen in seinem Körper die Oberhand gewannen. Er krümmte und verkrampfte sich heftig, eine Hand an seinen Unterbauch gepresst, während er versuchte seine stockende Atmung zwischen zusammengepressten Zähnen hervor zu bringen. “Woah, ganz ruhig, Ed! Du bist immer noch schwer verwundet, du musst liegen bleiben.” prompt war Julia aufgesprungen und versuchte den Jüngeren zu besänftigen. Doch Ed, der wieder zu Atem gekommen war, schüttelte vehement den Kopf. “Dafür hab ich keine Zeit. Wenn ich jetzt nicht nach West City komme, wird Amestris ein neuer Krieg bevorstehen und viele unschuldige Menschen werden sterben!” knurrte er zwischen seinen Zähnen hindurch und war schon drauf und dran seine bleischweren Beine aus dem Bett zu schwingen, als er plötzlich zwei Hände spürte, die ihn forsch zurück auf die Matratze drückten. Er zischte bei der rüden Behandlung und kniff die Augen zusammen, jegliche Gegenwehr erstarb sofort. “Egal wie wichtig das ist, die Gefahr, dass deine Wunden aufreißen und du vielleicht sogar innerlich verblutest ist noch viel zu hoch, als dass du jetzt zurück nach Amestris kannst.” Der ernste Ausdruck in Julia’s Augen ließen keinen Widerspruch zu und prompt wurde Edward still. Er musste zugeben, in den Jahren, in denen er sie nicht gesehen hatte, war sie noch herrischer geworden als zuvor. Ihren Anweisungen etwas mürrisch folgend, lehnte sich Ed wieder ein wenig zurück, bis er zumindest halbwegs aufrecht an die Kissen gelehnt im Bett saß. Als dann auch die Schmerzen langsam abebbten, atmete Ed so tief durch, wie es ihm derzeit möglich war und schloss für einen Moment die Augen. Ihm war bewusst, dass sie Recht hatte. In seinem jetzigen Zustand würde er niemals nach Amestris zurückkommen, geschweige denn nach West City gelangen. Aber er musste etwas tun. Er musste die Armee warnen, sonst könnte es vielleicht zu spät sein bis er wieder fit war. “Habt ihr ein Telefon hier?” seine Frage war erstaunlich leise und ruhig, was Julia zu irritieren schien nach dem Ausbruch von eben. Doch gleichzeitig lag eine Dringlichkeit in seinem Ton, die nicht zu überhören war. Die Kupferhaarige nickte knapp. “Ja, aber was genau ist eigentlich los? Vielleicht kann ich dir helfen? Und was meinst du mit Krieg ausbrechen?” Für einen Moment sah Ed zu der Älteren hoch, bevor er seinen Blick stur auf seine Faust richtete, die auf dem Bettlaken ruhte. Er schluckte. “Creta hat südlich von hier ein geheimes Soldaten-Lager auf Amestris’ Seite der Grenze eingerichtet und sie wollen einen Angriff aus dem Hinterhalt starten. Da die amestrische Armee derzeit damit beschäftigt ist Pendleton zu verteidigen um den dortigen Grenzkrieg unter Kontrolle zu bekommen, ahnt keiner was da kommt. Außer mir weiß im Moment noch niemand in der Armee davon. Ich muss sie warnen, sonst werden hunderte, wenn nicht sogar tausende von unschuldigen Zivilisten bei dem Angriff sterben.” Seine Faust ballte sich bei dem was er sagte so sehr zusammen, das die Knöchel weiß hervortraten. Er wusste, das auch Julia lange genug von den Soldaten beider Länder unterdrückt wurde und viele ihrer Freunde und ihre Familie durch den Krieg um Milos sterben mussten, doch er wusste auch, dass sie genau deswegen nachvollziehen konnte, wie dringend es für ihn war. Julia sog neben ihm scharf die Luft ein. “Das kann nicht wahr sein!” kreidebleich sank sie zurück auf den Hocker und presste ihre Hände an ihre Brust. “Wann hört das unnötige Blutvergießen endlich auf?” ihre Frage war nicht wirklich an Ed gerichtet, dass wusste er, doch fragen tat er sich dasselbe. “Wo ist mein Mantel?” Die scheinbar völlig kontextlose Frage riss Julia abrupt aus den Gedanken und sie musste sich wohl erst selber umsehen. “Ah, Moment.” ein weiteres Mal von dem kleinen Holzhocker aufgesprungen, hechtete sie zu einem Stuhl in einer Ecke des Krankenzimmers, schnappte sich den schweren Stoffmantel, der noch immer ein wenig feucht zu sein schien und brachte ihn zu Ed, der ihn ein wenig umständlich entgegen nahm, ohne seinen rechten Arm zu benutzen. Schnell wühlte er in der Tasche, bis er endlich das gefunden hatte, was er suchte. Den Marschbefehl. Er zog das Stück Papier vorsichtig heraus und war positiv überrascht, dass es sich im Fluss nicht in wohlgefallen aufgelöst hatte. Auch wenn die Tinte an einigen Stellen verschwommen war, war noch über die Hälfte deutlich lesbar. Erleichtert atmete Ed aus, während Julia versuchte einen Blick auf den Zettel zu erhaschen. “Das sind die Marschbefehle der Creta-Armee, die ich…” Ed zögerte kurz. “...entwendet habe.” ein knappes Räuspern entwich ihm. Er musste Julia nicht einmal ansehen um zu wissen, dass sie ihm gerade einen äußerst skeptischen Blick zu warf, doch er tat es mit einem entschuldigenden Lächeln ab, bevor seine Miene wieder ernst wurde. Er berichtete ihr in allen Einzelheiten, an die er sich wieder Erinnern konnte, wie er in diese ganze Lage gekommen war. Über den Diebstahl aus dem entdeckten Soldaten-Lager, bis zu seinem unfreiwilligen Freiflug in den Fluss. Eigentlich konnte er ja froh sein, dass er überhaupt noch am Leben war. Wenn er darüber nachdachte wie schnell eine der Gewehrkugeln einen Vitalpunkt hätte treffen können oder ein falscher Aufprallwinkel auf dem Wasser ihm das Genick hätte brechen können...da schauderte es ihm. Julia indes schien auf einmal still geworden zu sein. Ihr Blick ruhte stur auf ihren Händen, die sie in ihren Schoss zusammengefaltet hatte und Sorge lag unmissverständlich auf ihren sonst so weichen Zügen. “Ich weiß nicht, ob ich dir hierbei helfen kann, Ed. Ich würde es gerne, aber…” sie biss sich auf die Unterlippe und Ed verstand sofort was sie sagen wollte. Er hob vorsichtig seine linke Hand und lächelte verständnisvoll. “Ich weiß. Wenn ihr euch jetzt gegen Creta auflehnen würdet, würde auch hier ein erneuter Kampf ausbrechen, hab ich Recht?” Sie nickte, offenbar immer noch bedrückt. So sehr sie ihm wohl auch helfen wollte, so sehr wollte sie auch ihre geliebte Stadt Milos beschützen. Ed stieß ein knappes Lachen aus, zuckte dabei allerdings etwas zusammen und presste eine Hand auf seine Seite bei dem kurzen Stechen der Wunde. “Du hast mir doch schon geholfen, Julia. Ohne dich und die Anderen hier wäre ich jetzt sicher nicht mehr am Leben. Mehr kann ich nicht von euch verlangen.” Bei seinen Worten ruckte ihr Kopf hoch und sie sah Edward überrascht an doch schnell breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Er hatte sich kein Stück verändert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Immer war er darauf bedacht seine eigenen Probleme nicht auf andere abzuladen, die selber mit ihrem eigenen Schicksal zu kämpfen hatten, egal wie sehr er die Hilfe selber gebrauchen könnte. “Aber ich werde dir trotzdem unter die Arme greifen, zumindest, bis es dir wieder besser geht. Sonst bist du ja völlig nutzlos im Moment.” ein leicht schelmisches Grinsen zierte ihre Lippen, als sie zum Fußende des Bettes ging um den Lappen wieder aufzuheben, der dort immer noch von Ed’s hektischen hochschrecken lag. Der Jüngere schnaubte leise und sah zur Seite in Richtung des verdunkelten Fensters. So harsch hatte sie es auch nicht ausdrücken müssen, dass er jetzt mehr oder weniger ans Bett gefesselt war. Es war eigentlich schon sehr lange her, seit er das letzte Mal als Patient im Krankenhaus lag und wenn er ehrlich war, hätte er auch gut und gerne darauf verzichten können. Ein leiser Seufzer entwich ihn, während Julia neben ihm den runtergefallenen Lappen durch einen neuen tauschte, den sie in die Wasserschale legte. Schweigend beobachtete er ihr Tun eine weile, bis er anfing unschlüssig mit dem Bettdeck zu spielen. Er hasste es fragen zu müssen aber… “Ehm...Julia? Kann ich vielleicht jetzt schon um Hilfe bitten? Ich muss dringend das West Hauptquartier kontaktieren, bevor es zu spät ist.” Er konnte nicht anders, als seinen Blick bei der Frage abzuwenden, immerhin war es ihm peinlich auf eine gewisse weise bei so einer lappalie auf Hilfe angewiesen zu sein, auch wenn sie sie ihm zuvor bereits angeboten hatte. Julia lachte leise, nickte dann aber. “Ich hole dir einen Rollstuhl, warte hier einen Moment.” Und schon rannte sie aus dem Zimmer. “Haha, sehr witzig, wo soll ich denn sonst hin?” rief Ed ihr scherzend hinterher, ein dezentes Schmunzeln auf seinem Gesicht. Kurze Zeit später saß Ed in einem älteren, beinahe klapprig anmutenden Rollstuhl auch schon vor dem Telefon, das an der Wand befestigt auf einem langen Flur hing. Er hatte feststellen müssen, dass das Krankenhaus in Milos nicht wirklich groß zu sein schien. Wenn er ehrlich war, hatte er bei seinem letzten Besuch mit seinem Bruder nicht einmal mitbekommen, dass es überhaupt eines hier gab, aber es schien ausreichend zu sein. Nun hielt er den Hörer ans Ohr, während er ungeduldig die teils verwaschene Nummer des West Hauptquartiers wählte, die er sich vor Jahren schon auf ein kleines Notizbuch geschrieben hatte und praktisch immer mit sich herum trug. Erstaunlicherweise war auch dieses im Fluss nicht gänzlich zerstört worden, auch wenn kaum noch etwas lesbar war was er hinein geschrieben hatte. So auch leider die Nummer von Roy Mustang’s Büro in Central City, nachdem er General geworden war. “Kommt schon...geht ran…” murmelte Ed leise, während der fast unerträglich laute Freizeichenton an seinem Ohr nur noch mehr die Kopfschmerzen entfachte. Unruhig tippte er mit dem Finger nervös auf die Armlehne des Rollstuhls. Er hoffte inständig, dass er die verwischten Nummern überhaupt richtig entziffert hatte, sonst hätte er nun ein richtig großes Problem. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, schien die Verbindung zu stehen. “West Hauptquartier.” Erleichterung ließ Ed sofort seinen Körper entspannen, als er endlich die Stimme einer jungen Frau am anderen Ende vernahm. “Ah, ja. Edward Elric hier. Ich muss dringend Captain Breda sprechen, es ist wichtig.” “Wie lautet ihr Code?” Ed blieb einen Moment der Atem weg. Er rief beim Militär an… was hatte er erwartet. Auch damals, als er noch Staatsalchemist war, hatte er einen Sicherheitscode für jedwede Anrufe die nicht über gesicherter, militärische Leitungen liefen. Und jetzt war er sogar nicht einmal mehr in Amestris. Er ballte seine freie Hand zur Faust. “Ich hab keinen Code. Hören Sie, es ist wirklich dringend, die Sicherheit des Landes könnte auf dem Spiel stehen!” Ungewollt wurde er lauter, drängender. Im Hintergrund konnte er hören wie einige Blatt Papier hin und her geschoben wurden, als suche jemand etwas, bevor sich die Stimme der jungen Frau erneut meldete. “Tut mir leid, Sir, wir dürfen keine Telefonate von außerhalb Amestris und ohne Sicherheitscode durchstellen.” Er hatte das Gefühl irgendjemand hätte ihm einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf geschüttet. “Wie oft soll ich das noch sagen. Es geht um die nationale Sicherheit! Ich bin Edward Elric, früherer Staatsalchemist unter General Roy Mustang. Kontaktieren sie ihn, wenn sie wollen, aber ich muss umgehend mit Captain Breda sprechen!” inzwischen brüllte Ed bereits in den Hörer, auch wenn er wusste, dass die Frau am anderen Ende nur ihren Job machte. Sie konnte nichts für die aufgestellten Regelungen. Aber dennoch frustrierte es Ed. Wieso nahm man ihn nicht ernst? Dabei war es so dringend was er zu sagen hatte. Schweigen... “Captain Breda ist derzeit nicht anwesend.” die beinahe verängstigte Stimme ertönte auf einmal erschrocken leise durch den Hörer, was in Ed prompt Schuldgefühle aufkeimen ließ. Er hatte sie doch nicht etwa wirklich eingeschüchtert? Innerlich scholt er sich für seine ungehobelte Art, doch im Endeffekt hatte es seinen Zweck wohl erfüllt. Doch kaum, dass ihm ihre Worte bewusst geworden waren, stockte Edward plötzlich. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Breda war nicht einmal da? Ed versuchte seine ins Stocken geratene Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, bis er seinen Rhythmus wieder gefunden hatte. “Wissen Sie, wann er wieder da ist??” Erneutes Rascheln von Papier erklang, bevor die junge Frau sich wieder zu Worte meldete. “Er ist auf einer Kontroll Patrouille in Pendleton. Ich weiß es nicht...” raunte sie leise, so als versuche sie zu verhindern, dass irgendjemand mitbekam dass sie solch wichtige Informationen einfach an jemand für sie Fremdes weiter gab. Glaubte sie ihm etwa doch? Aber es brachte nun auch nichts. Breda war seine Hoffnung gewesen das Militär zu warnen und selbst wenn er jetzt alles der Dame am anderen Ende erzählte, konnte er nicht sicher sein, ob sie ihm tatsächlich glaubte, geschweige denn ob IHR dann jemand glauben würde, wenn sie es weiter gab. Und die Nummer vom West Hauptquartier war zu seinem Leidwesen die einzige Nummer aus seinem Notizbuch gewesen, die man noch hatte ansatzweise lesen können. Was sollte er jetzt tun? “Ah...Vielen Dank für die Auskunft…” raunte Ed leise, wesentlich sanfter in seinem Ton. “Es tut mir leid für meinen harschen Ausfall eben, bitte verzeihen Sie mir.” Dann legte er auf. Das konnte ja kaum schlimmer laufen… obwohl. Einen Anruf hatte er noch vor sich und vor dem hatte er mehr Angst, als vor...eigentlich als vor allem anderen. Minuten lang, starrte Edward in völliger Konzentration den Hörer an, den er zuvor wieder an das Telefongerät an der Wand gehängt hatte, so als befürchtete er jeden Moment dass das Teil ihn anfallen würde. Er hatte ein unbeschreiblich flaues Gefühl im Magen und er wusste ganz genau, woher das kam. Seine Hand verkrampfte sich unbewusst um das stählerne Kniegelenk seines linken Beines und er schluckte hard. Er musste sie anrufen, das war ihm bewusst...und er war sich sicher, sie würde ihm den Kopf abreißen. Nicht nur, weil er seine Automail beschädigt hatte, sondern auch weil er ja versprochen hatte rechtzeitig wieder zu Hause zu sein um Sara’s Geburtstag zu feiern, was sich ja nun mit größter Wahrscheinlichkeit erledigt hatte. Aber ohne eine voll funktionsfähige Automail, hatte er keine Chance nach West City zu gelangen, wenn er sein Bein nicht richtig bewegen konnte. Auch wenn einer der hiesigen Automail Ingenieure ein wenig ausgeholfen hatte um notdürftige Reparaturen durchzuführen, reichte es bei weitem nicht aus um sein Bein als völlig tauglich einzustufen. Vorsichtig, ja beinahe ehrfürchtig, hob Ed den Hörer ab und wählte die Nummer, die er bereits im Schlaf auswendig konnte. Es war nervenaufreibend zu warten, das sie endlich abnahm. Auch wenn er mit ihr seit Jahren glücklich verheiratet war, konnte Winry noch immer furchterregend sein, wenn es um ihre Automails ging. Insbesondere wenn er sie in seiner Ungestümheit und dem Drang sich irgendwo einzumischen, wo er besser die Nase raus gehalten hätte, irgendwie beschädigte...was in diesem Falle ja leider auf Beides zutraf. Dann hörte er auch schon das leise Klacken am anderen Ende und Winry’s Stimme erklang prompt in einem fröhlichen, ausgelassenen Ton. “Hier bei den Elrics, Winry am Apparat?” Ed stockte leicht, schluckte erneut und räusperte sich. “Eh...hey...Schatz.” er versuchte so unschuldig zu klingen wie es ihm irgendwie möglich war, doch scheinbar war genau das sein Fehler, wie er bei dem plötzlichen Wandel in ihrem Ton hören konnte, der auf einmal wesentlich harscher wurde. “Ed? Was ist los? Was hast du wieder angestellt?” er konnte sie schnauben hören und er musste kein Hellseher sein um zu wissen, dass sie wohl mit den Augen rollte. “W-was soll das denn jetzt wieder bedeuten??” murrte Ed unweigerlich empört als Reaktion, auf so eine - seiner Meinung nach - haltlose Anschuldigung, seufzte dann aber leise und rieb sich mit seiner linken Hand über die Augen. “Hör mal, Winry...eh...könntest du einen kurzen Ausflug nach Milos machen?” er wartete einen Moment, doch da Winry keinen Mucks von sich gab, fuhr er fort. “Meine...Automail ist...nun ja...beschädigt worden und...eh...ich komme gerade nicht weg.” Kaum hatte er es ausgesprochen, wappnete sich Ed bereits für den Sturm an Beschimpfungen die sie ihm sicher entgegen schmettern würde. Wäre ja nicht das erste Mal. Doch zu seiner großen Überraschung blieb es still. Zu still. “Eh...Winry? Bist du noch dran?” fragte er beinahe schon unsicher und zog die Brauen zusammen. “Du liegst wieder im Krankenhaus, nicht wahr?” Ihre leise, fast zaghafte Stimme überforderte Ed für einen kurzen Augenblick, bis er ihre Frage realisierte. Und da war sie hin, die Hoffnung sie würde sich keine Sorgen machen, wenn er es ihr nicht erzählen würde. Ed biss sich auf die Unterlippe und seufzte leise. “Ich, eh-...Ja…Im Milos´ Krankenhaus.” raunte er mit gedrückter Stimme und wandte den Blick gen Boden. “Geht es dir gut? Bist du schwer verletzt?” Ihre Sorge war deutlich zu hören und selbst wenn er sie gerade nicht sah, konnte Ed sich nur zu gut ihr sorgenvolles Gesicht vorstellen. “Alles in Ordnung, mach dir keine Gedanken, das heilt alles wieder ab.” Mit einem knappen Lachen versuchte er die Anspannung zu lösen, doch ihm war bewusst, dass es nicht all zu viel brachte. Winry hatte ihn bereits einmal im Krankenhaus gesehen, schwer verwundet, ohne das er ihr vorher Bescheid gesagt hatte und vermutlich musste sie nun genau daran denken. Aber konnte er es ihr verübeln? Er räusperte sich dezent, bevor er weiter sprach. “Könntest du möglichst schnell hier sein? Es ist wirklich wichtig.” auch wenn er ruhig klang, Winry schien zu hören, dass mehr dahinter steckte. Für einen Moment herrschte ein weiteres Mal Stille zwischen ihnen, doch dieses Mal wusste Edward, dass Winry nachzudenken schien. Dann hörte er ein leises Seufzen. “Nagut, ich werde so schnell wie möglich da sein...” sie schien zu zögern, bevor sie weitersprach. “Aber sag mir eins, Ed...Du bist nicht wieder in irgendetwas Gefährliches verwickelt, oder? Du bist kein Alchemist mehr, das darfst du nicht vergessen.” sie klang ernst, besorgt und wenn er richtig hörte konnte er sogar einen Hauch von Furcht in ihrer Stimme erkennen. Dennoch zog sich irgendetwas in ihm zusammen bei ihren Worten, obwohl ihm bewusst war, dass sie Recht hatte. Für einen kurzen, ganz kurzen Moment schwieg Ed, bevor er ein leises Lachen von sich gab und mit seiner freien Hand wedelte, auch wenn er wusste, dass sie das nicht sehen konnte. “Ich werde das dem Militär überlassen, keine Sorge. Aber dafür muss ich nach West City und das möglichst dringend. Wie schnell kannst du hier sein?” Ed kannte Winry und ebenso kannte auch sie ihn, wenn es um gewisse Angewohnheiten ging, die an den Tag gelegt wurden. Und so schien auch Winry bemerkt zu haben, dass viel mehr hinter dem plötzlichen, heiteren Lachen und den lockeren Worten Edwards steckte, als dieser zugeben wollte. Aber selbst wenn sie es bemerkte, ließ sie es sich nur durch ihren leicht veränderten Tonfall anmerken. “Hm, Na schön...Ich denke ich brauche ungefähr 2 Tage wenn ich keinen der Anschlusszüge verpasse.” Edward überlegte einen Augenblick, nickte dann aber mehr zu sich selbst als an Winry gerichtet. “In Ordnung, danke dir…” für einen Moment haderte er, schielte dabei links und rechts neben sich den Gang runter ob jemand in seiner Nähe war, dann presste er den Hörer ganz dicht an seine Wange. “Liebe dich, Winry.” raunte er leise. Warum, wusste er selbst nicht einmal, doch als ein ‘Ich dich auch’ ohne Umschweife als Antwort kam, konnte er nicht anders, als zu Grinsen. “Also, bis dann.” und schon legte Ed auf und hing den Hörer zurück an die Station. Er hielt sich noch für einen kurzen Moment an dem Hörer fest, ließ seine Hand dann aber fast leblos auf seinen Schoß fallen. Viel zu schnell verflog sein eben noch so aufrichtiges Grinsen und ein getrübter Blick überschattete seine Miene. //»Du bist kein Alchemist mehr, das darfst du nicht vergessen«// Selbst jetzt hallten Winry’s Worte noch immer in seinem Kopf nach und er konnte nichts dagegen tun. Er ließ sich mit einem langgezogenen Seufzer zurück gegen die Lehne des Rollstuhls sinken und legte den Kopf in den Nacken, einen beinahe wehmütigen Blick starr an die Decke gerichtet. “...Das weiß ich doch…” wie konnte er das auch Vergessen, wenn er immer wieder aufs Neue daran erinnert wurde? Und wenn er ehrlich war...allmählich tat es weh. Er bereute es nicht eine Sekunde seine Alchemie für seinen Bruder aufgegeben zu haben und dennoch schien es so, als ob die Welt ihn damit nicht zufrieden lassen wollte. “Hast du mit deiner Frau gesprochen? Sie ist deine Mechanikerin, nicht wahr?” Die plötzlichen Worte rissen Edward viel zu abrupt aus seinen Gedanken und erschrak so heftig auf, dass er nicht einmal einen überraschten Aufschrei unterdrücken konnte. “J-julia? W-woher-?!” keuchte er, zuckte dann aber auch schon wieder zusammen und presste beide Hände auf die Schusswunde an seinem Unterbauch. “Autsch…” Die Kupferhaarige lachte leise auf seine Reaktion hin und kam näher, bis sie hinter dem Jüngeren stand und sich auf die Griffe des Rollstuhls lehnte. “Der Ring an deinem Finger ist nicht zu übersehen, Ed. Und dein leises ‘Liebe dich’ hab ich auch mitbekommen, da brauchte ich nur eins und eins zusammenzählen. ” Sie knuffte dem Anderen spielerisch von hinten gegen den Kopf, dass Ed aus Reflex sich leicht nach vorne lehnte. “Und wann kann sie hier sein?” Ed räusperte sich, ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen. “Ah, ja. Eh, sie ist in etwa 2 Tagen hier, dann fahre ich auch direkt nach West City.” Julia zog besorgt die Brauen zusammen als sie sich leicht über Edward’s Schulter lehnte um ihn anzusehen. “2 Tage ist bei weitem nicht genug Zeit damit deine Wunden heilen können.” Doch Ed schnaubte nur und wedelte mit seiner linken Hand. “Wird reichen müssen.” Immerhin fiel es ihm so oder so bereits schwer genug diese 2 Tage hier herum zu sitzen, während er wusste, dass Creta kurz davor stand einen neuen Krieg anzuzetteln. Julia stieß einen deutlich entnervten Seufzer aus, was Ed ein entschuldigendes Lachen entlockte. Dass er völlig unvernünftig mit seiner Einstellung war, musste man ihm nicht erst sagen, das wusste er bereits selber zur genüge. Doch es war ein Notfall...auch wenn er diese Ausrede sich selbst schon oft gesagt hatte. Aber jetzt hieß es trotzdem warten. Nachdem Julia ihn schließlich zurück in das Krankenzimmer gebracht und ihm geholfen hatte sich auf das Bett zu setzen, ließ Ed sich langsam wieder nach hinten auf die weichen Kissen sinken. Dank der Schmerzmittel hatte das unerträgliche Brennen der Wunden zwar nachgelassen, aber das stete Pochen war beinahe genauso nervenaufreibend. Jede Anspannung seiner Bauchmuskeln verursachte einen neuen Reiz des nur langsam heilenden Gewebes in seinem Unterbauch und bei jedem Versuch seinen Arm und sein Bein mehr als nur ansatzweise zu bewegen, war als stieße man ihm eine brennende Nadel in die Schusswunden. Noch nie zuvor hatte er sich so gehandicapt gefühlt. Selbst als seine Automail von Scar zerstört worden war, oder nach dem Kampf im 5. Forschungsinstitut hatte er sich ja noch anderweitig frei bewegen können, aber nun war er tatsächlich zwangsweise ans Bett gefesselt. Und er hasste es. Er konnte früher schon nicht lange still liegen bleiben und das war mit den Jahren auch nicht viel besser geworden. “Du scheinst dein Ziel ja tatsächlich erreicht zu haben, was?” Die scheinbar völlig kontextlose Frage von Julia, riss Edward komplett aus den Gedanken und ließ ihn überrascht aufschauen. “Eh?” Er brauchte einen Moment, ehe er den Inhalt ihrer Worte wirklich verstanden hatte. “Ja. Al hat auch seinen Körper zurück.” ein leises, stolzes Lachen entwich dem Jüngeren. Er hatte fast schon vergessen, dass Julia über ihn und seinen Bruder Bescheid wusste und da er seinen Arm zurück hatte, musste sie wohl darauf geschlossen haben. “Wirklich? Das ist ja großartig, herzlichen Glückwunsch.” Julia grinste erleichtert, doch es verschwand schnell und an dessen Stelle trat ein eher verwirrter Ausdruck. “Aber was ist mit deinem Bein? Konntest du das nicht zurückholen?” sie neigte leicht den Kopf, doch auch dieses Mal lachte Ed nur leicht und legte seine Hand locker auf sein linkes Bein. “Ich will es als Mahnung an mich selbst behalten. Als Erinnerung an unsere Abenteuer und unsere Fehler.” er hielt kurz inne als sei ihm etwas eingefallen, bevor er schmunzelnd hinzu fügte, “Außerdem würde Winry nur rumjammern, wenn ich keine Automail mehr hätte.” Er zog die Schultern beinahe beiläufig an. Nun war es aber Ed, der ein wenig neugierig wurde. “Wo wir gerade bei Zielen sind. Eigentlich wollte ich ja hierher kommen um zu wissen, wie es euch ergangen ist. Konntet ihr euch gegen Creta und Amestris durchsetzen?” Auf seine Frage hin grinste Julia schon fast stolz. Sie stand auf und ging zur Fensterfront hinüber, wo sie sich gegen den Fenstersims lehnte und auf ihre blühende Stadt hinunter blickte. “Wir haben Milos wieder zu seinem alten Glanz verholfen. Auch wenn vieles nicht mehr so sein kann wie früher, aber es ist endlich wieder eine Heimat für uns geworden. Mit Creta und Amestris haben wir inzwischen Abkommen geschlossen, dass, solange wir uns nicht in die politischen Gegebenheiten der beiden Länder einmischen, sie uns im Gegenzug in Frieden lassen. Das Wissen über den Stern von Milos ist auch nun endgültig verloren, also hat das Land hier keinen Nutzen mehr für Creta und Amestris. Daher lassen sie uns in Ruhe.” Sie drehte sich schwungvoll zu Ed um und er konnte deutlich die grenzenlose Erleichterung in ihrem Blick erkennen, was er nur allzu gut nachvollziehen konnte. Er hatte gesehen wie sehr die Menschen von Milos im Tal zwischen den Grenzen zu leiden hatten, wie furchtbar sie behandelt wurden und es war unbeschreiblich zu sagen wie sehr er sich für sie freute ihre Heimat zurück zu haben. “Das klingt ja wunderbar.” “Ist es auch...aber…” Julia stockte abrupt und verstummte einen Moment lang. Das eben noch so heitere Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand auf einmal viel zu schnell, als dass Ed die Richtung gefallen könnte, in die das Gespräch wohl gehen würde. Er zog besorgt die Brauen zusammen. “Was ist los?” Julia biss sich auf die Unterlippe, als würde sie mit sich hadern und ihr Blick wanderte für einen Moment gen Boden. “Weißt du...als ich vorhin von dir gehört hatte, das Creta einen Krieg mit Amestris anstrebt…ich glaube, da steckt noch mehr dahinter.” ihre Finger verkrampften sich, als sie den Saum ihres Oberteils umklammerte. Sofort wurde Ed hellhörig, als ihn Julias Worte auf einen Gedanke brachten, der ihm absolut nicht gefiel. “Sie würden keinen Angriff aus dem Nichts starten, wenn sie nicht sicher wären, dass sie auch Gewinnen können.“ murmelte Ed beinahe tonlos, als ihm die Tragweite dieser Tatsache bewusst wurde. Kein Land, das bislang in militärischer Hinsicht unterlegen war, würde einfach einen neuen Krieg anzetteln. Es sei denn, sie hätten etwas in der Hinterhand, was ihren Sieg gewährleisten würde. “Ich habe ein ganz übles Gefühl, Ed. Seit einiger Zeit kommen immer wieder seltsame Gerüchte über Creta auf, das irgendetwas Unheilvolles im Militär dort vor sich gehen soll. Keiner weiß was genaues, aber es kann nichts Gutes sein.” Julia sah mit besorgtem Blick zu Ed hinüber, der wie vom Blitz getroffen auf seinem Bett saß und angestrengt auf das Bettlaken starrte. Seine ganze Körperhaltung spannte sich so sehr an, dass er fast schon anfing zu zittern. Edward ballte seine Hände zu Fäusten. “Es wäre ein zu großer Zufall, wenn diese Gerüchte und der bevorstehende Angriff nichts miteinander zu tun hätten.” stimmte Ed mit finsterer Miene zu. Was steckte dahinter? Verdammt, wenn er vorsichtiger gewesen wäre, hätte er vielleicht mehr herausfinden können. Was sollte er jetzt machen? So sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bemerkte Ed nicht einmal, dass sich Julia vom Fenster entfernt und sich neben ihn aufs Bett setzte. Erst, als er ihre Hand auf seiner spürte, sah er überrascht auf. “Es sind bisher nur Gerüchte und keiner weiß mehr darüber…” sie strich mit dem Daumen über seinen Handrücken, was den ehemaligen Alchemisten langsam wieder aus seiner völlig angespannten Haltung löste. Ed atmete einmal tief ein, soweit es seine Prellungen zu ließen, bevor er seinen Atem in einem langgestreckten Seufzer wieder ausstieß. “Auch wenn es nur Gerüchte sind...das kann einfach kein Zufall sein…” er schüttelte den Kopf noch bevor er seinen Satz beendet hatte. “Aber es bringt nichts mir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Wenn ich zurück im West Hauptquartier in Amestris bin, kann ich Breda zumindest warnen.” Er lehnte sich vorsichtig zurück in seine Kissen und schloss einen Moment die Augen, bevor er an die Decke sah. “Ich muss es einfach rechtzeitig schaffen.” raunte er leise und wandte seinen Blick zu Julia, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. “Danke.” Verwirrt starrte sie ihn bei dem knappen Wort an. “Danke? Wofür?” Ed stieß ein leises Lachen aus. “Für heute. Allgemein.” Julia erwiderte das knappe Lachen und schnippte dem Jüngeren gegen die Stirn. “Genug geredet jetzt. Du brauchst Ruhe, damit deine Wunden heilen können.” Sie stand auf, zog die Vorhänge wieder zu, hinter denen die Sonne bereits am Untergehen war und ging schließlich zur Tür wo sie kurz stehen blieb. “Es ist schön dich mal wieder zu sehen Ed. Du bist erstaunlich groß geworden.” Sie schenkte ihm ein amüsiertes, neckisches Grinsen und verschwand aus dem Raum, sodass Ed nun alleine zurück blieb. Er konnte nicht anders als auf ihre Stichelei mit einem knappen Lachen zu reagieren. Es war schon lange vorbei, dass er sich wegen einer Anspielung auf seine damals noch wirklich...geringe...Größe…so aufgeregt hatte. Ein leiser Seufzer entkam ihm dann aber doch, als er zurück in eine liegende Position rutschte und den Blick zur Decke gehoben hatte. Auch wenn er zuvor gesagt hatte, dass er sich keinen Kopf mehr darüber machen sollte, konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken automatisch zurück zu dem Gespräch flogen. Was hatte Creta, das sie so sicher waren, dass ihr Angriff gelingen würde? Es musste etwas sein, womit Amestris’ Militär nicht rechnen würde...oder nicht kontern konnte. Etwas unbekanntes? Oder neu entwickeltes? Es gab zu viele Möglichkeiten und zu wenig Fakten, als das Ed auch nur erahnen könnte, was es war. Ed schüttelte innerlich den Kopf. Mist...es brachte wohl wirklich nichts sich noch weiter darüber Gedanken zu machen und außerdem hatte Julia Recht. Er war wirklich erschöpft und brauchte die Ruhe dringend. Vor allem wenn er in zwei Tagen wieder los wollte. Er zog die weiche Bettdecke weiter über seinen Körper und es dauerte wirklich nicht lange, bis er eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)