Besondere Momente von Kittykate (Schreibzirkel) ================================================================================ Kapitel 11: Verfolgt - Teil 4 ----------------------------- Er konnte es nicht glauben, wer ihm gegenüber stand. Misstrauisch betrachtete er Kaito Corbeau. Mit ihm hatte er wahrlich nicht gerechnet. Es war nicht Snake, nicht die Schwarze Organisation – das beruhigte ihn ungemein aber was hatte die schwarze Krähe hier zu suchen und woher wusste er von dem Geheimraum? Fragen über Fragen häuften sich in Kaitos Kopf. Die Kartenpistole immer noch auf seinen Kontrahenten gerichtet. Misstrauisch blieb er in Abwehrstellung, jederzeit bereit anzugreifen. „So schnell sieht man sich wieder, Kaito Kid“, begrüßte der Magier in Schwarz den Oberschüler. „Was suchen Sie hier?!“ „Ehrlich gesagt, bin ich überrascht dich hier anzutreffen. Eigentlich solltest du um diese Uhrzeit die Schulbank drücken, nicht wahr?“ Corbeau ließ sich nicht in die Karten schauen. Dennoch schien er mehr über Kid zu wissen, als es Kaito lieb war. Er erinnerte sich an ein Gespräch vor noch nicht allzu langer Zeit. Er war ein Freund von Toichi Kuroba, das zumindest behauptete er. „Sind Sie fündig geworden?“, ignorierte Kaito die Anmerkung und blieb weiterhin misstrauisch. Der Dieb in Schwarz senkte sein Haupt. „Ich verstehe schon. Nakamoris Tochter muss mich gesehen haben.“ Er hatte seiner Aoko eine Heidenangst eingejagt. Kaito drehte in der Schule fast durch, als sie ihm schrieb das jemand in seinem Zimmer wäre. Panik durchzog seinen Körper, redete sich mit starken Bauchschmerzen aus dem Unterricht raus, eilte ins Sekretariat und ließ sich für den Rest des Tages befreien. Dadurch verlor er wertvolle Minuten. Minuten in denen er Todesangst um Aoko ausstand. Wenn Snake es gewesen wäre … sie hätten mit ihr kurzen Prozess gemacht. Und Kaito dachte ernsthaft das sie zuhause am sichersten wäre. Vermutlich musste er sie außer Landes bringen um sie wirklich in Sicherheit zu wissen. Das einzige was er in dieser Zeit tun konnte, um seine beste Freundin und sich selbst zu beruhigen, war die Bitte ihren Vater sofort zu benachrichtigen. Er rannte derweil so schnell er konnte und kam sich dennoch so unendlich langsam vor. Ihr Vater war Polizist und wenn er einen Notfall zuhause hatte, wäre er am Schnellsten bei ihr. Die nächste Gänsehaut überzog Kaito als er die Haustüre der Nakamoris offen vorfand. Die wildesten Szenarien malte seine Phantasie ihm aus. Stellten ihn auf ein gigantisches Blutbad ein und als er endlich bei ihrem Zimmer ankam und sie sicher beschützt in den Armen ihres Vaters vorfand, fielen ihm schlagartig tausende Steine von der Seele. Er war unendlich erleichtert sie in ihrem Bett lebend vorzufinden. Kaito spürte die Minuten der Angst und der Sorge allein bei der Erinnerung der letzten Stunde. Und er wurde unsagbar wütend auf die schwarze Krähe. Er spannte sich an. Eigentlich verdiente dieser eine Abreibung. „Sie haben sie zu Tode geängstigt.“ Nun hob der Dieb in Schwarz wieder seinen Kopf. Kaito meinte eine Gesichtsregung erkannt zu haben. Dann hörte er einen besorgten Unterton in den folgenden Worten: „Das lag nicht in meiner Absicht.“ „Wie auch immer, was suchen Sie hier?!“ Mit Nachdruck wiederholte Kaito seine Frage nun erneut. Seine Augen wichen wieder zum Geheimraum. Woher wusste dieser Mann von Kids Geheimraum und wo sich der Zugang dazu befand? „Möchtest du nicht mal die Kartenpistole wegpacken? Ich bin hier nicht der Feind“, wich der Dieb in Schwarz erneut der Frage aus. Kaito zog seine Augenbrauen zusammen. Er traute seinem Gegenüber immer noch nicht über den Weg. „Ich frage Sie das jetzt zum letzten Mal: Wonach suchen Sie?!“ Einige Sekunden verstrichen. Beide Kontrahenten warteten ab, musterten sich zurückhaltend. Dann bewegte sich Kaito Corbeau auf Kaito zu. „Wir beide haben die selben Feinde“, sprach die schwarze Krähe. „Daher denke ich sollten wir ehrlich zueinander sein.“ Immer noch hielt Kaito die Kartenpistole auf sein Gegenüber, spannte sich sogar an, als Bewegung in die Sache kam. Doch dann schluckte er und sah mit großen Augen zu, wie Corbeau sich den Zylinder vom Kopf zog und das Monokel vom Auge nahm. Sein Herz klopfte immer stärker, seine Augen weiteten sich. Es konnte nicht wahr sein... Erinnerungen schlugen über Kaito ein. Erinnerungen aus seiner Kindheit, an die Zeit mit seinen Eltern, die Zaubershows seines Vaters, die er auch mit Aoko besuchte, der große Trick und die darauffolgende Explosion, die Tränen seiner Mutter, die bedrückte Zeit bis zur Beerdigung, das Begräbnis und die durchwachten Nächte mit vielen Tränen. Es war plötzlich surreal das er nun vor ihm stand, in voller Größe und bei lebendigem Leib. Auch wenn die Gedanken sich bereits mit dieser Situation befasst hatten, so war es nun etwas ganz anderes ihn wahrhaftig vor sich stehen zu haben. Kaito war verwirrt, überrollt von den verschiedensten Erinnerungen welche vor seinem geistigen Augen bildlich abliefen. Er spürte die unsagbare Traurigkeit und Einsamkeit der letzten Jahre und auch sein Vorhaben als Kid Rache am Tod seines Vaters zu nehmen musste er nun in Frage stellen. Es dauerte bis er sich innerlich soweit gefasst, die Gedanken halbwegs sortiert hatte. „Ich weiß das es sehr überraschend kommt, Kaito“, sprach der nicht mehr maskierte Corbeau und hob vorsichtig seine Hände, denn Kaito zielte nach wie vor mit der Kartenpistole auf ihn. „Aber alles hat seinen Grund.“ Der Oberschüler starrte den Mann an, verspannte sich erneut, als dieser seine Hände hob um ihn zu beschwichtigen. „Verdammt, wieso lebst du noch?!“, fluchte der verwirrte Junge und kämpfte stark darum sein Pokerface zu wahren. Absolut im Zwiespalt zielte er weiterhin auf sein Gegenüber. „Sag mir etwas, was nur mein Vater wissen kann“, forderte er dann auch sogleich. Er verstand nicht, wie er den schrecklichen Unfall überlebt haben konnte. Wie er seine Frau und seinen Sohn im Glauben lassen konnte, er wäre gestorben. Es konnte doch einfach nicht sein, das alles eine große Lüge ist. „Als Baby hast du mir aufmerksam bei meinen Tricks zu gesehen. Als zweijähriger hast du mit den Karten deine erste Tricks probiert, als vierjähriger hast du das erste Schloss geknackt, als sechsjähriger hast du unsere Nachbarstochter Aoko Nakamori vor dem alten Glockenturm kennen gelernt und als achtjähriger hast du mit zugesehen, wie dein Vater bei einem seiner Tricks in einer Explosion ums Leben kam.“ Kaito schluckte und starrte den Mann vor sich an. „Und wieso stehst du mir gegenüber, wenn du doch gestorben bist?“ Der Mann im schwarzen Anzug senkte tief betroffen sein Haupt. Dann blickte er dem Oberschüler entgegen. „Kaito, wir müssen uns ernsthaft unterhalten.“ Immer noch im Gefühlschaos gefangen starrte der Oberschüler seinen totgeglaubten Vater an. Letztendlich ließ er die Waffe sinken und nickte. „Ich koche uns einen Tee und du ziehst dich am Besten um. Wir treffen uns im Wohnzimmer.“ Er verließ sein Zimmer, ging die Treppe hinab und zur Küche. Während er darauf wartete dass das aufgesetzte Wasser zu kochen begann, schickte er Aoko eine Nachricht. Hey, alles gut hier. Wir reden später! Bevor sein Handy in der Hosentasche verschwinden konnte kam eine Antwort von Aoko. Auch sie schien erleichtert, dennoch würde er nicht drum herum kommen ihr zu erklären, wer die Person in seinem Zimmer war. Der Tee war fertig und er trug ein kleines Tablett mit Kanne und zwei Tassen ins Wohnzimmer. Mit großen Augen starrte er auf den breitem Rücken seines lebendigen Vaters. Dieser trug ein weißes Hemd und eine dunkle Hose und stand vor einem Sideboard. Er betrachtete alte Fotos. Kaito konnte es immer noch nicht glauben. Er ging zum Wohnzimmertisch und stellte das Tablett ab. Sein Vater rührte sich nicht, daher beschloss Kaito zu ihm zu gehen. Auf dem Sideboard standen ein paar Familienfotos. Kaito war auf diesen noch sehr klein. Eigentlich gab es so gut wie keine Familienfotos mehr, seit sein Vater … gestorben trifft es nun nicht mehr ganz … für tot gehalten wurde. Seine Augen folgten den großen Händen mit den langen Fingern zu einem Foto. Es war viele Jahre her und wurde kurz vor Toichi Kurobas letzten großen Auftritt aufgenommen. Die Familie hatte sich einen Kurzurlaub gegönnt. Vorsichtig nahm sein Vater das [B)Urlaubsfoto in die Hände und betrachtete es ausgiebig. Kaito wusste ohnehin was darauf zu sehen war. Seine Mama, sein Papa und er selbst, zwischen seinen Eltern, lagen bäuchlings im Sand und hatten per Selbstauslöser ein Foto gemacht, mit dem Meer im Hintergrund. Alle drei lachten glücklich und unbeschwert in die Kamera. Kaito liebte dieses Foto, denn es war das einzige das ihm eine perfekte und glückliche Familie zeigte. Danach war plötzlich alles anders. „Wie konntest du dieser Explosion entkommen?“ Toichi Kuroba seufzte und stellte das Bild wieder zu den anderen zurück. „Ich habe gespürt, das etwas bedrohliches in der Luft liegt. Nenn' es siebten Sinn oder Bauchgefühl. Etwas war anders, als bei der letzten Probe. Die Show musste aber beginnen, so ignorierte ich alles um mich herum und saß gefesselt in der Achterbahn. Diese fuhr los, die Zeit lief. Während ich mich befreite, sah ich sie wie sie in der Menge standen. Da wurde es mir sofort klar – ich schwebte in Lebensgefahr. Schneller als in der Probe schaffte ich es die Fesseln zu lösen und im nächsten Moment gab es diese gewaltige Explosion. Gerade rechtzeitig konnte ich aus dem Wagen springen, wurde durch die gewaltige Druckwelle weggeschleudert und landete hart im Gebüsch der Achterbahn. Ich weiß nicht wie es mir gelungen ist mich noch wegzuschleifen, als mir ein älterer Herr plötzlich aufhalf, mich stützte und versteckte. „Herr Nezu.“ Toichi Kuroba nickte, stellte das Bild zurück und ging zur Couch. Dort setzte er sich hin, schenkte sich eine Tasse Tee ein und trank einen Schluck. „Ich war schwer verletzt. Hatte mir das Schlüsselbein gebrochen und die Schulter ausgerenkt. Auch mein Arm war gebrochen. Mehrere Prellungen an den Rippen und an den Gliedmaßen kamen hinzu und nicht zu vergessen hab ich diese Brandnarben am Rücken. Herr Nezu verarztete mich. Ihm war scheinbar klar, was es mit der Explosion auf sich hatte und das er mich so nicht in ein Krankenhaus bringen könnte. Die Organisation wäre dann sofort auf mich aufmerksam geworden.“ Er sah zu Kaito auf. „In der Presse wurde ich sehr schnell für tot erklärt.“ Seine Augen drückten tiefe Traurigkeit aus. „Ich wollte dir und Chikage nicht solche Schmerzen bereiten. Aber dann hielt ich es für besser abzutauchen. Wenn sie schon herausfanden wer ich wirklich bin, so wärt ihr erst recht in großer Gefahr. Also habe ich mich ruhig verhalten und als ich gesundheitlich flugfähig war, bin ich mit Herrn Nezu nach Amerika gegangen. In Las Vegas fand ich dann sogar ein paar Jahre später auch wieder auf die Bühne.“ „Las Vegas?“ Kaito horchte auf. Seine Mama war in Las Vegas, schon ziemlich lange Zeit. Toichi nickte. „Ich habe lange nichts von den Vorgängen hier gewusst und vor ein paar Wochen wurde dann auch plötzlich dort bekannt, das Kaito Kid in Japan aktiv ist und das sogar sehr erfolgreich.“ „Darum bist du zurückgekommen“, vermutete Kaito. „Ja, ich wollte der Sache auf den Grund gehen, wollte erfahren warum mein Sohn in meine Fußstapfen des Meisterdieb getreten ist. Ich habe dich beobachtet und ich habe dich getestet“, gestand Toichi. Seine blauen Augen ruhten auf seinem Sohn. Dieser erwiderte trotzig den Blick. „Du bist sehr gut, Kaito! Und du hast viel gelernt in den letzten Jahren. Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn!“ Kaito staunte. „Warum bist du wirklich hier?“ Und seine Augen hingen an dem Mann, der sein totgeglaubter Vater war. Aoko saß in ihrem Bett und las in einem Buch. Seit ihr Vater zuhause war, fühlte sie sich sicher und nach Kaitos Nachricht beruhigten sich ihre flattrigen Nerven. Sie war unendlich erleichtert, dass ihm nichts passiert ist. Es klingelte an der Haustüre, aber da ihr Vater zuhause war blieb sie einfach in ihrem Bett sitzen. Wenig später klopfte es an ihrer Türe und Hakuba steckte seinen Kopf ins Zimmer. Dicht gefolgt von Akako. „Hallo Saguru, Akako, wie schön euch zu sehen“, freute sich Aoko und klappte ihr Buch zu. Schon traten die beiden Mitschüler ein und setzten sich zu ihr aufs Bett. „Wie geht es dir?“, fragte Akako und deutete auf ihr eingebundenes Bein. „Ein bisschen besser“, gestand Aoko. „Aber was macht ihr denn hier?“ „Wir bringen dir die Hausaufgaben“, erklärte Hakuba und reichte ihr die Blätter. „Nachdem du heute nicht in die Schule gekommen bist und Kaito mit starken Bauchkrämpfen nach Hause geschickt wurde, haben wir dir die Aufgaben mitgenommen.“ „Das ist sehr nett, vielen Dank“, antwortete Aoko. „Hast du Kaito heute schon gesehen?“ Mit großen Augen blickte sie ihren Mitschüler an. Er verdächtigte Kaito seit langem Kid zu sein und zum ersten Mal fragte sie sich was er mit dieser Information eigentlich machen würde. Hakuba war bei weitem nicht dumm und er hatte sofort von der Krawatte auf Kaito geschlossen. Aber dann fragte sie sich, warum er behauptete es wäre sein Krawatte. Hakuba, der Lügen verabscheute, log ihren Vater an um Kaito zu schützen. Warum? „Nein“, antwortete sie, aber sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen. Ganz anders waren da der Detektiv und ihr bester Freund. „Warum fragst du?“ Hakubas Augen durchbohrten Aoko regelrecht und sie wusste das er ihr nicht glaubte. „Er war ziemlich abgelenkt heute, viel mit seinem Handy beschäftigt. Nach Bauchkrämpfen sah das eher nicht aus. Ich dachte du wüsstest vielleicht was mit ihm los ist?“ Aoko senkte die Augen. „Nein.“ Und sie wusste wirklich nichts. Seit dem Vortag herrschte komplettes Chaos in ihrem Kopf. Es war so ein schöner Tag. Sie wollten einfach nur picknicken und verabredeten sich vor dem Wald und dann plötzlich wurde auf sie geschossen. Ihr Bein puckerte wieder. Sie wurde angeschossen. Sie verloren Akako und Hakuba auf der Flucht. Und dann war da noch Kaito, ihr bester Freund, wie er ihr Bein verband, ihr seine Liebe gestand und sich danach in Lebensgefahr begab, nur um diese schießwütigen Monster von ihrer Spur abzubringen. Hatte sie bis dahin noch nicht ganz verarbeitet dass er Kid war, dass ihr bester Freund sie seit so langer Zeit anlog, so hielt ihnen ihr Vater auch noch den Beweis direkt vor Augen. Sie hätte es sagen müssen, eigentlich... Sie hätte ihm die Wahrheit über Kid sagen müssen, aber sie konnte es nicht. Und Hakuba... Ihre Augen richteten sich auf den Mitschüler... hatte es auch nicht gesagt. Ob er es auch nicht konnte? Aber warum hat er es nicht gesagt? Stattdessen erfand er diese haarsträubende Geschichte, die ihr Vater dennoch schluckte. Akako mischte sich plötzlich in die eingekehrte Ruhe ein. „Wir wollten doch eh noch kurz zu Kaito und nach ihm sehen. Dann kannst du dich gleich selbst davon überzeugen, wie sehr er leidet.“ Nach starken Bauchkrämpfen sah er heute nicht aus, aber er hatte Paps ja erklärt das er sich befreien ließ. Und Aoko kannte den Grund dafür. Er sorgte sich um sie. Ein leichter Rotschimmer zeigte sich auf ihren Wangen, während sie an seine Umarmung dachte, seine liebevollen Worte und seinen Kuss auf ihrer Stirn. „Er kommt nachher zu uns zum Essen, da kann ich sie ihm auch mitgeben“, flunkerte sie erneut. Akako verzog ihren Mund, aber dann nickte sie und legte nochmal ein paar Blätter dazu. „Gute Besserung“, wünschte die schöne Mitschülerin und stand auf. „Danke für deinen Besuch, Akako.“ Auch Saguru stand auf. „Gute Besserung, Aoko.“ Auch hier bedankte sie sich und wünschte den beiden einen guten Heimweg. Sie konnte sich jetzt nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren, aber auch nicht mehr auf ihr Buch. Gebannt blickte sie auf die Uhr. In zwei Stunden würde sie zu Kaito gehen und dann würde sie ihm all die Fragen stellen, die sie beschäftigten. Vater und Sohn wechselten vom Wohnzimmer in die Küche. Toichi erklärte seinem Sohn, was es mit der Organisation und Snake auf sich hatte. Es war an der Zeit die letzten Schritte in Angriff zu nehmen und dem ganzen nun endgültig ein Ende zu setzen. Kaito hörte aufmerksam zu, während er sich in dieser surrealen Situation befand. Sein Vater und er kochten zusammen ein Abendessen. Das hätte er niemals für möglich gehalten. Die Haustüre wurde geöffnet und eine helle Stimme grüßte fröhlich ins Haus. „Kaito! Ich bin wieder zuhause!“ Überrascht hielten beide Männer inne. Toichi schnitt gerade das Gemüse, während Kaito einen Topf mit Wasser auf die Herdplatte stellte. „Ich nehme an, du hast sie in Las Vegas aufgesucht...“, hakte Kaito nach. Ehe sein Vater antworten konnte, näherte sich Chikage fröhlich plappernd der Küche. „Mein Junge, ich hab dich so vermisst!“ Schon erschien sie im Türrahmen, blickte von Mann zu Sohn, ungläubig in welch friedlicher Eintracht die beiden in der Küche das Abendessen vorbereiteten. „Dass du Essen kochst, hätte ich gar nicht erwartet. Aber ich wusste Aoko würde einen guten Einfluss auf dich haben.“ „Hi Mom“, begrüßte Kaito sie, dabei hob er die Hand zum Gruß. „Chikage“, begrüßte Toichi seine Frau ebenso als wäre es das normalste der Welt hier zu sein. Immer noch wanderten ihre Augen von Vater zu Sohn und zurück. Eine seltsame angespannte Situation entstand, die keiner der drei Kurobas bereit war zu durchbrechen. Dann aber lehnte sich Chikage gegen den Türrahmen, verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sprach: „Klärt mich auf, wieso finde ich euch beide so friedlich vor?“ „Was hast du denn erwartet vorzufinden?“, hakte Toichi ungerührt, fast ein wenig belustigt nach. „Die Wohnung ist ordentlich aufgeräumt, Kaito hat das Haus noch nicht verlassen und ihr beide steht gemeinsam in der Küche und kocht. Ich meine, nach deiner überraschenden Nachricht, dass du am Leben bist, hätte ich zumindest erwartet das unser Sohn durch die Decke geht. Immerhin kommt er nach dir.“ Beinahe entsetzt schüttelte Toichi seinen Kopf. „Ich bitte dich, ich bin doch die Ruhe in Person. Und wie du sicherlich erkennst, hat unser Sohn diese Eigenschaft von mir. Du bist doch diejenige, die mit dem Kopf immer durch die Wand will. Besonnenheit gehört nicht gerade zu deine Stärken.“ „Ach, ist dem so?“, forderte Chikage ihren Mann heraus. Kaito sah sich in seinem Verdacht bestätigt und nun wusste er, warum seine Mama ihren Las Vegas Aufenthalt ständig verlängerte. „Dass du mir auch das verheimlicht hast, verzeih ich dir nicht so schnell, Mutter!“ „Kaito, wann hätte ich dir das sagen sollen? Während eines unserer kurzen Gespräche? Das hat einfach nicht gepasst“, rechtfertigte Chikage sich. „Das ein Mann im Spiel war, hab ich mir fast gedacht. Das dieser Mann mein totgeglaubter Vater ist....“ Das Läuten an der Haustüre durchbrach das Familiengespräch. Überrascht blickten Kaitos Eltern auf. „Erwarten wir noch Besuch?“ Kaito ging zu seiner Mutter, die leicht angespannt im Türrahmen stand. „Ja, ich habe Aoko eingeladen.“ Überraschte Gesichter. Nicht nur seine Eltern hatten Geheimnisse, dachte Kaito sich und eigentlich hätte er es von Anfang an wissen müssen. Diese Familie konnte nicht ohne Geheimnisse existieren. Aber er hatte nun endgültig genug davon. Und das verkündete er auch. „Ich werde das tun, was ich für richtig halte.“ Ein enttäuschter Blick ging zu seiner Mutter und weiter zu seinem Vater. „Denn ich habe genug von der ganzen Heimlichtuerei!“ Schon trat er an seiner Mutter vorbei in den Flur und ging zur Haustüre. Überrascht über die Erkenntnis aus seinen Worten eilten Toichi und Chikage ebenfalls in den Flur. „Kaito“, wollten beide ihren Sohn zurückhalten, doch der Oberschüler öffnete in diesem Moment die Türe und erblickte Aoko. Nervös und absolut unsicher stand Aoko vor seiner Türe und zögerte den Klingelknopf zu betätigen. Nach einem tiefen Atemzug drückte sie diesen und wartete. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihre Wade schmerzte und am liebsten wäre sie davon gerannt. Es dauerte etwas bis Kaito öffnete, doch schon stand er ihr gegenüber. „Hey, komm rein“, begrüßte er sie freundlich und ließ sie eintreten. Sie humpelte an ihm vorbei ins Haus, klammerte sich an den Hausaufgabenblättern fest. Sie spürte seinen besorgten Blick, während er die Türe wieder schloss. Dann stand sie ihm etwas verlegen gegenüber, wusste nicht so recht wie sie ihn begrüßen sollten. Im Wald hatte er sie auf den Mund geküsst, heute Vormittag auf die Stirn, aber auch auf die Lippen. Auch wenn dieser zweite Kuss nur ein Hauch von einer Berührung war. Ihr Herz donnerte aufgeregt, während ihre Augen in seine sahen. So blau und tiefgründig und voll Wärme. Sie räusperte sich. „Hier sind die Hausaufgaben. Akako und Saguru haben sie mir vorhin vorbeigebracht und für dich haben sie diese auch mitgenommen.“ Überrascht riss Kaito seinen Blick von ihrem Gesicht auf die Blätter, nahm sie entgegen und lächelte schief. „Hakuba war bei dir zuhause?“ Aoko schluckte, blickte ihm ins Gesicht und hörte die Verunsicherung in seiner Stimme. Sie spürte dass ihm das nicht passte, aber ändern gar verhindern hätte sie es nicht können. Sie wusste ja nicht einmal das ihre Mitschüler ihr einen Krankenbesuch abstatten würden. „Wir müssen wirklich reden“, murmelte sie mehr zu sich als zu ihm und zog sich ihre Schuhe aus. Im nächsten Moment wurden die beiden Oberschüler aus ihren Gedanken gerissen. „Aoko, Kind, was ist dir denn passiert?!“ Überrascht drehte das angesprochene Mädchen ihren Kopf in die Richtung der Stimme und erstarrte. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass Kaitos Mutter zurück war. „Chikage“, rief sie überrascht aus und stockte als sie den Mann hinter der Frau entdeckte. Sie glaubte einem Trugbild aufzulaufen. Wie erstarrt starrte sie den großgewachsenen dunkelhaarigen Mann mit dem Schnurrbart an und konnte es nicht glauben. Unsicher suchte sie nach Kaito, der sich neben sie stellte, ihren Arm nahm und diesen sich um seine Schulter legte. Den anderen schlang er um ihre Hüfte um sie zu stützen. „Du siehst richtig, Aoko. Mein Vater lebt.“ Er lebte... Toichi Kuroba lebte. Er war gar nicht tot. Aber die ganzen Erinnerungen an die Beerdigung, das Grab, Kaitos und Chikages Tränen, all die traurigen Wochen, die sie stumm in Kaitos Zimmer verbrachten und Aoko versuchte ihrem besten Freund Halt zu geben. Es hatte ihm damals den Boden unter den Füßen weggerissen. Wie konnte sein Vater diese Explosion nur überlebt haben und wo war er all die Jahre? Warum hat er nie ein Lebenszeichen von sich gegeben? Kaito stützte Aoko und führte sie zu seinen Eltern. „Was ist mit deinem Bein?“, fragte Chikage bestürzt nach. Aoko winkte ab, sah kurz zu Kaito. Er hatte ihnen scheinbar nichts erzählt. „Ein dummer Unfall.“ Kaito blickte von seinem Vater zu seiner Mutter. „Wir sind in meinem Zimmer.“ Schon führte er seine beste Freundin die Treppe hinauf zu seinem Schlafzimmer. Aoko spürte die Nähe, seine wärmenden Hände. Er war so vorsichtig und darauf bedacht ihr keine Schmerzen mehr zuzufügen. Dennoch spürte sie dass dieses Gespräch wohl das schlimmste in ihrem ganzen Leben würde. Er versprach ihr alles zu erklären. Nun würde sie in wenigen Minuten erfahren, wie groß dieses “alles“ war und wie lange er es schon vor ihr verheimlichte. Aoko trat in das Zimmer und Kaito führte sie zu seinem Bett. Als sie aber in der Mitte des Zimmers standen, sah sie das seltsam verdrehte Portrait von Kaitos Vater. Sie stoppte und entdeckte einen Raum dahinter. Kaito blieb jetzt auch stehen und als würde ihm es erst jetzt wieder einfallen, sprach er. „Der Mann, der dir heute so einen Schrecken eingejagt hat, war mein Vater. Toichi Kuroba war Kaito Kid der erste und das ist der Zugang zum Geheimraum“, erklärte er ehrlich. Unsicher blickte Aoko zu ihrem Freund auf. Den Jungen, den sie bereits so viele Jahre kannte und doch nie wirklich kennengelernt hat. Der ein große Geheimnis vor ihr barg und wer wusste schon wie viel er ihr noch verschwieg. „Möchtest du erst den Geheimraum ansehen oder sollen wir uns erst aufs Bett setzen und ich erzähl dir erst mal alles?“ Er überließ ihr die Entscheidung. Er würde das tun, was sie verlangte. Und sie spürte, dass es ihm wirklich wichtig war sie in alles einzuführen und sein größtes Geheimnis mit ihr zu teilen. Aoko blickte ihm in die blauen Augen und sah wie wichtig es ihm war mit ihr hier zu sein. „Ich würde ihn gerne sehen. Du kannst ja schon mal anfangen zu erzählen.“ Der Durchgang war zu schmal um gemeinsam in den Raum zu treten, somit löste Aoko sich und humpelte von selbst in den Raum. Überrascht stellte sie fest, das er fast leer war. Eine Jukebox stand an der gegenüberliegenden Wand, ein Stuhl davor. Ein Schrank mit Kids Kostüm, dessen Türen offen standen. Je näher sie dem Stuhl kam, desto mehr erfasste sie in dem Raum. Sie blickte zurück und sah das Kaito im Durchgang stehen blieb und ihr nicht weiter folgte. Neben dem Eingang stand ein großes Regal mit all den Utensilien, die Kid während eines Coups brauchte. Hier plante er seine Raubzüge. Aoko fühlte sich unwohl, sah kurz zu ihrem besten Freund. Sie kannte ihn nicht, wusste nichts von diesem Raum, von dieser Identität, von seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten. War alles ein Farce? Sie wollte nicht an der Freundschaft zweifeln und sie wollte ihm Vertrauen entgegenbringen, nur das war doch etwas schwieriger als erhofft. Wie ehrlich war er all die Jahre ihr gegenüber? Wann hatte ihr bester Freund aufgehört ehrlich zu ihr zu sein? Wann hatte sich all das verändert? Sie hinkte zum Stuhl, setzte sich hin und entspannte ihr Bein. Jeder Schritt dehnte den Muskel, und jede Dehnung zog an der Wunde. Bald würde es besser werden, das hatten die Sanitäter ihr versprochen. Sie wollte dem glauben und war froh das es nur ein Streifschuss war und nichts schlimmeres. Kaum das sie saß kam Bewegung in die Jukebox. Eine Platte wurde aufgelegt und abgespielt. Eine tiefe männliche melodiöse Stimme erfüllte den Raum und erzählte etwas über einen Trick. Es war die Stimme von Kaitos Vater, der über diese Platte mit seinem Sohn Kontakt aufnahm, ihn lehrte und in die Verantwortung Kids einbezog. Sie warf einen Blick zurück zur Türe. Kaito stand unverändert im Durchgang, lehnte an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt. Auch er lauschte der Stimme, der Anweisung, den Tipps und dem Trick. Alles Worte von Toichi Kuroba seinem Vater, seinem Lehrmeister. Die Stimme verstummte. Die Jukebox ging aus. Aoko ließ die Worte auf sich wirken, lauschte in die Stille hinein und wusste nicht so recht mit welcher Frage sie beginnen sollte. „Ich fand den Geheimraum vor etwa zwei Jahren. Durch einen Zufall bin ich hier hinein gestolpert und saß auf diesem Stuhl und lauschte überrascht den Worten meines Vaters. Ich erfuhr, dass er Kid war und mit gefährlichen Männern aneinander geriet. Um die Wahrheit herauszufinden, fasste ich den Entschluss Kaito Kid wieder zum Leben zu erwecken und in Aktion zu treten. Ich hoffte die Feinde meines Vaters hervorzulocken und es gelang mir auch. Als ich ihnen gegenüber stand, erfuhr ich worauf diese Organisation es abgesehen hatte. Ein Diamant in einem Edelstein, der einem zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ewiges Leben schenken könnte. Eine Legende, eine Geschichte, dessen Wahrheitsgehalt unklar ist. Um es diesen Männern so schwer wie möglich zu machen und sie aus der Finsternis hervorzulocken, wie auch um die Polizei auf deren Machenschaften aufmerksam zu machen, entschied ich mich die Feinde zu reizen. Ich provozierte sie, in dem ich mich selbst auf die Suche nach diesem berüchtigten Edelstein machte und ich lockte sie stetig mehr hervor. Mit den Edelsteinen selbst konnte ich nicht viel anfangen, darum hab ich diese immer wieder an deinen Vater zurückgegeben. Bei ihm waren die Wertobjekte in guten Händen und kehrten zu ihren Besitzern zurück. Ein Zeitlang tat sich dann überhaupt nichts mehr, aber in letzter Zeit kommen sie wieder aus den Schatten hervor. Sie werden unruhig und auf diesen Moment habe ich lange gewartet. Wer unruhig wird, macht Fehler. Meine Provokationen haben gewirkt.“ „Waren das diese Leute im Wald, die uns verfolgt und auf uns geschossen haben?“ Aoko lauschte den Worten mit gemischten Gefühlen. Vor zwei Jahren … Unfassbar, dass Kaito sich in solch große Gefahr begab und sie war erschüttert darüber wie locker er alles nahm. Entsetzt, dass er sein Leben so leichtfertig aufs Spiel setzte und überrascht, dass er es ihr erzählte als würden sie sich in diesem Moment über das Wetter unterhalten. „Ja.“ Woher wussten sie von ihm und seinen Freunden? Kaito hob seine Stimme. „Ich muss es bald beenden. Ihr seid in Gefahr. Es wird Zeit diese Verbrecherorganisation einzusperren.“ „Das ist viel zu gefährlich“, sprang Aoko wütend auf, den Schmerz ignorierend, und drehte sich um. Ihre Augen hingen an seiner Statur. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er im Durchgang und blickte sie nun überrascht an. „Du bist kein Polizist und auch nicht vom Geheimdienst. Du bist ein Oberschüler, der bald seinen Abschluss macht und dann in ein Leben eintritt, das noch weit größer als der Horizont ist. Lass die Polizei diese Arbeit machen, bitte, Kaito. Die Polizei ist dafür ausgebildet.“ Kaito betrachtete sie seinerseits, dann wandte er sich ab und ging zu einem Regal seitlich. Gedankenverloren betrachtete er seine ganzen Utensilien und besondere Hilfsmittel. „Ich habe in den letzten zwei Jahren viel gelernt, habe meine Grenzen kennengelernt und viel Risiko auf mich genommen. Ich habe mit jedem einzelnen Coup dazu gelernt und ich habe immer mehrere Pläne in der Tasche, falls etwas schief geht. Wenn überhaupt jemand diese Monster aufhalten kann, dann ist es Kaito Kid.“ „Du redest dummes Zeug“, fauchte Aoko. Ihr ganzer Körper war angespannt. „Du hast meinen Vater die ganze Zeit vorgeführt, du hast ihn und auch mich für deine Raubzüge ausgenutzt. Du hast mich angelogen und du riskierst dein Leben leichtfertig, als wäre es nichts wert.“ Sie holte Luft: „Du hättest von Anfang an zu meinem Vater gehen sollen.“ Kaito zuckte bei jedem Wort zusammen. Dennoch konnte er sich nicht umdrehen und sie ansehen. „Er hätte mir nicht geglaubt. Aoko, bitte, wer würde überhaupt so eine Geschichte glauben?“ Aoko setzte für Widerworte an, als Chikage sie zum Essen rief. Er drehte sich um und hob leicht den Mundwinkel. „Es gibt Spaghetti a la Kuroba.“ Er trat zu ihr, sah sie an und versprach. „Wir reden später weiter.“ Wenig später saßen sie gemeinsam mit Kaitos Eltern am Esstisch und aßen Spaghetti. Welch unwirkliche Situation für alle Beteiligten. vorgegebene Wörter: Urlaubsfoto Schwefelsäure Lügner Spagetti Krankenhaus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)