Schicksalsstränge von Naumi ================================================================================ Kapitel 3: Verlust ------------------ Triggerwarnung:Gewalt, Verlust/Tod , Depression Verlust Diese hielt allerdings nur eine Sekunde an. Sein Blick flog von Kagome, die geistesgegenwärtig nach dem Kind gegriffen hatte, zu der Yōkai. Überraschung stand in deren Gesicht geschrieben und auch wenn er Tief in sich auch dieselbe Empfindung verspürte, hatte er keine Zeit, sich mit dieser Emotion zu arrangieren. Als sein Biest übernahm, geweckt von dem Geruch des Blutes seines Schützlings und blanker rasender Wut, packte er die Yōkai und riss sie aus der Reichweite seines Eigentums. Am Rande spürte er, wie sich sein Körper veränderte, doch steuerte sein inneres Ich bereits sein handeln. Es störte ihn nicht, auch wenn er es sonst immer hasste die Kontrolle zu verlieren und es ablehnte, nur von Instinkten gesteuert zu werden, begrüßte er nun das Gefühl. Natürlich wusste er am Rande, dass die Miko dem Mädchen das Leben gerade so gerettet hatte und die Krallen seines Gegners die Haut nur geritzt hatten, doch allein das reichte, um den Zorn des mächtigen Yōkai brennen zu lassen. Sie hatte es gewagt, Hand an Sein zu legen und sie hatte das Halbblut getötet. Klar hasste er ihn zu Lebzeiten zutiefst, doch gegen Ende akzeptierte er dessen Stärke und zudem war er trotz allem ein Mitglied seiner Familie. Diese galt es als Familienoberhaupt zu beschützen, egal, wie verhasst sie war. Alles andere würde ihm, Sesshōmaru, als Schwäche ausgelegt werden und war einem Kriegesakt gegen den Westen gleichzusetzen. Jetzt befanden sich in diesem Massaker noch zwei weitere Personen die es zu beschützen galt, selbst wenn eine nur angeheiratet zu seinem Clan gehörte, stellte er jetzt missbilligend fest. In seiner wahren Gestalt zerstörte er zwar einige Hütten, doch dies scherte ihn nicht. Seine Geduld war am Ende angelangt, als sie es wagte, dem Menschenkind auch nur eine Schramme zuzufügen. Sich an der Schwäche des Fürsten zu vergreifen würde sie noch bereuen, das schwor er sich und das durch ihn sprudelnde Yōki ließ bei diesen Gedanken seine Augen aufleuchten. Erschrocken wich diese jämmerliche Figur nun vor ihm zurück, doch bevor sie fliehen konnte oder wahlweise angreifen, machte er einen Satz und ihr Körper wurde unter die Rechte seiner mächtigen Vorderläufe begraben. Siegessicher verlagerte er sein Gewicht auf eben dieses Bein und spürte befriedigt wie Knochen brachen. Was eine jämmerliche Gegnerin sie doch war, ein wenig Gift, dass er in ihren Körper fließen lies, würde sicher ausreichen. Doch wie sollte er ahnen, dass Kagome bereits durch ihre Läuterung dem Dämon sehr geschadet hatte und auch der Kampf gegen Inuyasha und die daraus entstandene Verletzung der Weißhaarigen zu schaffen machte? An sich wäre eben diese Fehleinschätzung ihrer wahren Stärke kein Problem gewesen, jedoch ließ der hochmütige Daiyōkai ab von ihr, in der festen Überzeugung, die Gegnerin vernichtet zu haben. Statt einen schwachen toten Gegner zu erblicken, spürte er wie ein Schwall an brennendem Yōki auf ihn zuschoss. Die Attacke schlug ihn direkt gegen die breite Hundeschnauze und um den Schaden gering zu halten, schütze er schnell seine Augen. Es war kein Angriff, der ihm tatsächlich schaden konnte, jedoch nutze sie die Gelegenheit seiner Abgelenktheit erneut. Keine Sekunde später war sie verschwunden und ein erzürnter Hund stand in einem völlig zerstörten Dorf. Rin bekam von all dem nicht viel mit, ihr Blick haftete auf der Miko, die ihr Gewand in Stücke riss und ihre kleine Wunde an der Taille verband, während noch immer ein zartes Rinnsal beständig aus ihrer eigenen tiefen Wunde lief. Die Priesterin allerdings hatte nur für ihren Schützling Augen, zu sehr schmerzte der Gedanke an alles andere. Zu nahe schwebte sie noch immer dem Tod, ganz verstand sie nicht was passiert war. Aber interessierte es denn überhaupt? Es musste etwas mit ihren Miko Kräften zu tun haben, dass sie sich überhaupt noch bewegte. Diese Antwort genügte ihrem geschundenem Herzen und sie verweigerte sich selbst jetzt an etwas anderes zu denken, als an Rin ihre Sicherheit. „Mensch", riss sie eine kalte Stimme aus ihren Bemühungen. „Was ist?“, fragte sie nach und merkte erst jetzt wie sehr ihre Hände zitterten, roch den süßlichen Geruch von den Leichen, der ihren Magen rebellieren ließ. Dennoch hörte sich ihre Stimme mindesten genauso schneidend und kalt an wie die des Daiyōkai. Ein Knurren verlangte nach Aufmerksamkeit, doch sie verwehrte sie ihm und strich den Dreck von dem Kimono der sprachlosen Rin. Zu tief steckte deren Schock um auch nur eine weitere Silbe von sich zu geben. „Sieh‘ mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche, Onna.“ Zischend drehte sich die Miko nun um und all der Schmerz war ihr deutlich abzulesen. Der Blick aus den goldenen Augen brannte sich tief in ihre geschundene Seele und erinnerte sie zu sehr an den keine drei Meter entfernten toten Hanyō. Sesshōmaru hatte wieder seine menschliche Gestalt angenommen. „Was willst du!“, stieß sie mit letzter Kraft aus, da sie der Zorn übermannte, da er es wagte, sie in ihrer Aufgabe zu unterbrechen. Hatte er nicht besseres zutun? Es war ihn zuwider und erneut stieß er einen Laut der Drohung aus, und dennoch musste er anerkennen, dass sie sehr feine Sinne hatte die er nun gebrauchen konnte. „In welche Richtung liegt ihr Yōki?“, fragte er schnell, bevor sein Stolz es nicht mehr zuließ und knirschte mit den Zähnen. Überrascht weiteten sich die Augen der Priesterin doch blieb ihr jegliche Verwunderung auf der Zunge stecken den ein entsetztes Keuchen unterbrach ihre Überlegung. Als die beiden allerdings den Blick zu Rin schnellen ließen und diese musterten, konnten beide nur verwundert feststellen, dass diese hyperventiliert. Kagome verstand zwar nicht, was so plötzlich in diese gefahren war, hatte aber nur zu gut im Kopf, dass die Jüngere in Ohnmacht fallen könnte, wenn ihr Körper weiterhin diesen Stress ausgesetzt war. „Beruhig dich, es ist alles gut, Sesshōmaru- sama hat sie verscheucht", murmelte die Miko jetzt darauf bedacht respektvoll über ihn zu reden, wusste sie doch, wie wichtig er dem Kind war und was für eine hohe Meinung sie von dem Daiyōkai hatte. Doch flachte die Panik nicht ab. „Sprich!“, forderte nun auch noch der angespannte Dämon ihre Aufmerksamkeit. Nun war die junge Frau endgültig überfordert und die Worte verließen unbedacht ihren Mund. „Denkst du denn wirklich, dass ich im Moment auch nur eine Kleinigkeit verspüre?“, wisperte sie. Während sie sprach hatte sie sich ihm wieder zugewandt und den anderen Menschen losgelassen. Zu spät verstand sie, dass seine Nerven zu zerreißen gespannt waren und noch weniger begriff sie, dass sie seinen Stolz zutiefst verletzt hatte. Die Erniedrigung sie fragen zu müssen um dann mit so einer Frechheit behandelt zu werden, brachte das Fass seiner zurückgedrängten Aggression zum überlaufen. Die Frau landete in Dreck, über ihr sein Gewicht, dass sie fester in den blutbesudelten Boden drückte. Doch weder sah er Schock in ihrem Blick, noch Angst, nur Resignation begegnete seinen Augen. Dieser Umstand ließ ihn innehalten in der Bewegung, die Klaue erhoben um sie unerbittlich in ihre Brust zu stoßen, registrierte er am Rande, wie Rin ihn von hinten umklammerte um ihn von der Miko zu ziehen. Doch ihr Blick ließ ihn noch immer stutzen, ließ ihn erstarren und als sie schließlich ihren Mund öffnete und flüsterte verstand nur er sie. „Wenn du mich töten willst, dann nur zu, doch das bringt ihn auch nicht zurück.“ Nach einigen stummen Sekunden in denen das Kind weiterhin an ihm zerrte, löste er seinen Blick von ihren tot wirkenden Iriden und erhob sich. Sein Yōki ebbte innerhalb einer Sekunde ab und der reißende Strom der Aggression legte sich. „Rin wir gehen", meinte er dann wieder unterkühlt, als ihn Rin zwangsläufig losließ und erleichtert zu der Älteren herabsah. Doch schon zuckte sie ungläubig zusammen, als sie die Worte ihres Meisters begriff. „Aber-“, wollte sie ansetzten, wurde aber rüde von einem Schnauben seinerseits unterbrochen. „Dieser Sesshōmaru wünscht nicht mit dir zu diskutieren", für ihn war das Thema damit abgeschlossen und das Menschenkind war schlau genug dies, sowie ihre verbale Niederlage, zu erkennen. Die letzte Stunde war für die Kleine mehr als nur traumatisierend und sie war nicht dazu in der Verfassung, ihrem Ziehvater in diesem Moment zu widersprechen. Entschuldigend senkte sie ihren Blick auf die Priesterin die noch immer am Boden lag, doch Kagome verstand und versuchte sich mit einem kurzen bestätigenden Lächeln. Rin sollte nicht denken, dass sie ihr sauer war. Der Inuyōkai hatte unterdessen kurz prüfend Tenseiga gezogen, nur einige Zentimeter aus seiner Scheide, doch konnte er keine Diener des Todes über dem Hanyō ausmachen. Das verärgert ihn nur mehr, schließlich hätte er nun keine Chance mehr seinen Halbbruder selber zu töten. Doch damit hielt er sich nicht lange auf, er überbrückte entschlossen einen weiteren Meter in dem Versuch, ihre Fährte aufzunehmen, doch schon jetzt wusste er, das es nicht in seiner Macht lag den, weiblichen Dämon zu finden. Der Mangel eines Geruchs hatte ihn erst dazu verleitet sich zu erniedrigen und den Mensch zu fragen. Seine Hoffnung, dass diese durch ihr Reiki eine klarere Vorstellung davon hatte, wohin sein Gegner geflohen war, wurde jedoch von deren Unfähigkeit zerschlagen. Und dann auch noch ihre erdreistung was den Grund seines Handelns betraf- Das Halbblut war ihm völlig egal- Eigentlich müsste er sie dafür töten- Aber er wusste, dass er damit dem Kind, dem Menschen, dem Wesen, dass er als einziges an seiner Seite wirklich respektierte, einen Stich versetzten würde, dass sie ihm nicht verzeihen könnte. Nur das allein sorgte dafür, dass er zusammen mit Rin das zerstörte Dorf verließ ohne sie zu zermalmen, so redete er es sich selber ein. Die Miko allerdings lag einfach da, unfähig aufzustehen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur Taubheit die jegliche Gefühle unterdrückte war ihr einziger beständiger Begleiter. Über jeden Atemzug der verging, jeden Windzug der über ihre zerfetzte Tracht streichelte, wurde er intensiver. Erst Minuten später, vielleicht auch Stunden nachdem der Herrscher der Hundedämonen das Dorf verlassen hatte, brach sich der Sturm der Gefühle durch die schützenden Mauern ihres Herzens. Ihre Schmerzenslaute durchbrachen die Nacht, als der jungen Frau mit einem Mal klar wurde, dass ihr Leben mit einem Schlag zerstört wurde und die Liebe ihres Lebens für immer verloren schien. Es war kein Weinen, es war ein Wehklagen. Lange und dann wieder abgehakte Schreie die aus der Tiefe ihrer zerfetzten Seele kamen. Kaum verließen sie ihren Mund, wurden sie schon weggeweht, verließen sie wie alles andere sie verlassen hatte und wurden den Himmel hinaufgetragen. Nur die Kamis allein sollten sie hören, auch wenn ihr mildes Interesse an ihrem Schicksal nicht ausreichte, um etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu unternehmen. Die Größe ihres Verlustes lag unbegreiflich vor ihr. „Bei dem größten Verlust müssen wir uns sogleich umherschauen, was uns zu erhalten und zu leisten übrig bleibt.“ Johann Wolfgang von Goethe Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)