REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 9: Die zweite Aufgabe ----------------------------- Severus saß am Tresen des Eberkopfes. Er rauchte und trankt ein Guiness. Tief im Inneren wusste er nicht, ob sein Plan funktionieren würde. Dumbledore hatte recht als er meinte das alles sei riskant. Es war mehr als das. Wenn sie auf das falsche Pferd wetteten, dann konnten ihnen all das wie ein Sprengsatz um die Ohren fliegen. Severus mochte es nicht Potter als Lockvogel einzusetzen, doch sie hatte keine andere Wahl. Irgendjemand hatte den Jungen eh schon von vorn herein ins Spiel gebracht, dazu die Geschichte mit Barty Crouch Jr. und dem Vielsafttrank. Das alles stank so gewaltig nach einer Einmischung des Dunklen Lords. Sie mussten endlich offensiv werden. Die letzten Male hatte es sie kalt erwischt. Dieses Mal nicht. Severus trank aus und ging durch die Tür nach hinten. In der Küche stand John und wusch gerade einige Bierkrüge auf. Severus deutete auf sich und dann mit dem Finger nach draußen. John nickte und trocknete sich die Hände an einem Putzlappen ab. Hinter der Kneipe trafen sie sich in einer dunklen Ecke. „Ich will, dass du zu deiner Mutter fährst.“, sagte Severus ohne Umschweife. „Was?“, fragte John ungläubig. „Hör zu, hier wird es ungemütlich werden. Ich will nicht, dass du in die Schusslinie gerätst.“ Severus zog an seiner Zigarette. „Und du bleibst hier und hast den ganzen Spaß allein?“, sagte John. „Ich würde das nicht sagen, wenn ich es nicht todernst meinen würde.“, entgegnete Severus. „Du bist hier nicht sicher.“ „Ist das wegen Du-weißt-schon-wer?“, fragte John nun ebenso ernst. „Ich hab die Gerüchte gehört.“ „Es sind nicht nur Gerüchte.“, antwortete Severus. „Geh zu deiner Mutter und sag ihr, dass es soweit ist. Sie weiß, was zu tun ist.“ „Du glaubst also wirklich, dass Er wieder da ist?“ „Wenn ich mich irre, dann wäre ich ein wirklich glücklicher Mensch.“, sagte Severus. „Nimm das Motorrad mit.“ „Weißt du eigentlich wie lange ich gebraucht habe, um hierher zu kommen?“ „Ja, und das honoriere ich wirklich.“, entgegnete Severus. „Ich will, dass ihr euch vorbereitet. Ich muss mich bedeckt halten, also keine Abenteuer, klar?“ „Jawohl, Sir. Wie Sie wünschen, Sir.“, sagte John und tat als würde er stramm stehen. „Das ist kein Spaß, John.“ „Ja ja, verstehe.“, antwortete John. Es gefiel ihm nicht. Natürlich nicht, aber Severus würde nicht zulassen, dass sein Sohn sich in irgendwas hineinstürzte. Es reichte zu, wenn er das tat. ----------------------------------- Die zweite Aufgabe des Trimagischen Turniers fand an einem trüben Frühlingstag statt. Damit spiegelte das Wetter in etwa Severus' Gemüt wieder. Die Massen versammelten sich auf der Tribüne am See. Die Champions standen auf einem extra errichteten Podest von dem aus sie ins Wasser springen sollten. Dumbledore und Moody hatten dafür gesorgt, dass Potter mit Diantuskraut versorgt wurde. Das wäre nicht seine erste Wahl gewesen, wenn es darum ging einen Tauchgang zu unternehmen, aber gut, sie hatten ihn ohnehin zum Zuschauer verdammt. Ein Pfiff ertönte und die Champions sprangen ins das kalte Wasser. Potter stopfte sich das Diantuskraut in den Mund und platschte wie ein Frosch auf das Wasser. Die Leute lachten. Einige buhten ihn sogar aus. Es dauerte eine Weile bis das Kraut Wirkung zeigte. Potter tauchte unter. Ab da an war von keinem der Champions noch etwas zu sehen. Severus schritt in der Lehrerloge auf und ab bis Minerva ihn am Arm packte und auf den Stuhl neben sich bugsierte. Sie hatte ja recht. Es nützte nichts. Sie würden warten müssen. Eine quälende Stunde lang. Severus sah immer wieder auf seine Armbanduhr. Das Publikum wurde währenddessen mit Ansagen über den aktuellen Stand der Dinge bei Laune gehalten. Als erstes tauchte Viktor Krumm wieder aus dem Wasser auf. Er hatte einen Haikopf und Ms Granger im Arm. Es dauerte nicht lang, dann kam Fleur Delacour aus dem Wasser. Sie war sichtlich aufgeregt und hatte niemanden mitgebracht. Schließlich tauchte Mr Diggory auf, der ein Mädchen aus dem Wasser hievte. Der Name war Severus gerade entfallen. Wieder sah Severus auf die Uhr. Die Stunde war schon fast um und kein Zeichen von Harry Potter. Mit jeder Minute die extra verstrich wurde er nervöser. Severus hoffte inständig, dass sie nicht Potters Leiche aus dem See fischen mussten. Wenn ja, wusste er wen er dafür verantwortlich machen würde. Schließlich, nach fast zwei Stunden, kam Potter endlich ins Ziel. Er hatte seinen Freund Weasley und das kleine Mädchen aus Beauxbatons in den Armen und schleppte sie an Land. Severus fiel zwar ein Stein vom Herzen, doch das war wieder so typisch für diesen Jungen. Natürlich musste er wieder alle retten und konnte sich nicht mal auf die Aufgabe konzentrieren. Fleur Delacour fiel ihrer Schwester in die Arme und fing plötzlich an Potter zu küssen und danach Weasley. Einige Mitarbeiter des Ministeriums kamen an und wickelten alle drei in dicke Handtücher als seien sie kurz vorm Erfrieren. Dann hallte die magisch verstärkte Stimme des Ministers über den Strand. „Und nun das Endergebnis: Mr Krumm belegt den ersten Platz, gefolgt von Mr Diggory. Außergewöhnlichen Umständen ist es jedoch zu verdanken, dass Mr Potter nicht nur Mr Weasley, sondern auch Ms Delacour rettete und damit eine Niederlage eher in kauf nahm als das zurücklassen eines Freundes. Damit ist Mr Potter zwar Vorletzter geworden, doch durch seine moralisch vorbildliche Handlung verleihen ihm die Punktrichter eine Extranote, wodurch er den zweiten Platz für sich beanspruchen kann.“ Jubel brach auf der einen Hälfte der Tribüne aus, während die andere anfing mit Buh-Rufen zu starten. „Was? Das ist eine eindeutige Bevorzugung, Dumbledore! Potter ist Letzter!“, begann sich Karkaroff zugleich zu ereifern. „Aber, aber, Igor, sie vergessen die Wirkung des moralischen Vorbilds.“, entgegnete Albus im Plauderton als habe er Karkaroffs Anschuldigungen gar nicht gehört. Severus verschränkte die Arme vor der Brust. Moralisches Vorbild? So so. Potter hatte eine eindeutige Affinität sich ins Risiko zu stürzen. Das hatte weniger mit Moral zu tun als damit, dass er ständig seinen gesunden Menschenverstand vergaß. Sonst wäre er vielleicht auf die Idee gekommen, dass sie den Wassermenschen keine Schüler zum Fraß vorwerfen würden, nur weil die Champions ihr Ziel nicht erreichten. Severus erhob sich in dem allgemeinen Trubel und ging. Hinter der Tribüne wurde er plötzlich Karkaroff aufgehalten. „Was wollen Sie denn schon wieder?“, fragte Severus gereizt. „Finden Sie es nicht merkwürdig, dass Potter, obwohl er Letzter wurde dann doch so frenetisch gefeiert wird?“ „Das ist immer so.“, sagte Severus. „Das ist eine Verschwörung, sage ich Ihnen. Euer Ministerium möchte sich unbedingt profilieren, auf die Kosten aller anderen.“ Severus verdrehte die Augen. „Wir wissen doch beide, dass das Ministerium viel zu blöd für derartiges wäre.“, sagte er. Karkaroff griff sich instinktiv an den Arm. „Also glaubst du mir endlich?“, fragte Karkaroff. „Ich glaube, Sie sollten sich nicht so aufspielen.“, antwortete Severus. „Aufspielen?“ Karkaroff entglitten die Gesichtszüge. „Aufspielen?“ „Sehen Sie, Sie tun es schon wieder.“, sagte Severus. Karkaroff drehte sich auf dem Absatz um und stampfte in Richtung seines Schiffs davon. Severus war es recht so. Der alte Todesser versuchte ihn seit ihrer ersten Begegnung für sich einzunehmen, aus Angst vor dem, was hier geschah. Ihn ein wenig zu provozieren und von seinem hohen Ross zu holen verschaffte Severus eine gewisse Genugtuung. ---------------------------------- John packte seine Sachen. Es gefiel ihm nicht, doch er würde tun, was Severus ihm gesagt hatte. Das war ohnehin eine Seltenheit. Er wollte allerdings seiner Mutter die Nachricht überbringen. Sollte sein Vater nicht nur einen komischen Anfall von Paranoia erlegen sein, dann hätten sie allen Grund sich abzusichern. John hatte einige Veränderungen an dem Motorrad vorgenommen, die Severus sicher nicht gefallen hätten. Er war nicht ganz bei der Wahrheit geblieben als er sagte er sei durch einen Portschlüssel nach Hogwarts gekommen. In Wirklichkeit hatte er wochenlang reichlich waghalsige Experimente durchgeführt bei denen er Flohpulver durch den Verbrennungsmotor jagte. Damit konnte er während er fuhr eine Abkürzung durch das Flohnetzwerk nehmen. Sowas wie Lichtgeschwindigkeit in Sci-Fi-Filmen. Man startete am einen Ende und kam am anderen, wie bei einem Hypersprung, wieder raus. Seiner Mutter hatte er nichts davon erzählt. Sie hätte sich nur unnötig Sorgen gemacht. Er hatte nur immer noch Probleme die richtigen Koordinaten zu treffen. Auf seinem Weg nach Hogwarts war er mindestens ein halbes Dutzend Mal nicht dort gelandet wo er wollte, allerdings kam er mit jedem Sprung seinem Ziel einen Schritt näher. In den Wochen, die er hier war hatte er weiter daran gefeilt. Mit etwas Glück würde er auf dem Nachhauseweg nicht mehr als zwei bis drei Sprünge brauchen. Anfangs hatte er einfach das Flohpulver in den Tank gekippt. Ohne irgendeine Form der Steuerung hatte sich das jedoch als ziemlich gefährlich erwiesen. Man konnte sprichwörtlich im Nirgendwo landen. Das Flohnetzwerk war nicht auf diese Art des Reisens ausgelegt. Normalerweise stand man still und der Zauber transportierte einen lediglich zum richtigen Punkt. Das hier war als würde man mit tausend Sachen auf einer Straße entlang rauschen und dabei versuchen einen sich bewegenden Punkt mit einer Kugel zu treffen, die sich ebenfalls bewegte. Es brauchte also mehr als ein Wort oder Zauber. John war auf die schräge Idee gekommen, das Flohpulver-Benzingemisch im Tank mit einem GPS-Gerät am Lenker zu verbinden. Das war etwas anderes als einen Wingardium Leviosa auf ein Auto zu legen und es so zum Fliegen zu bringen. Er verband die Elektrik direkt mit der magischen Komponente. Entweder war er also genial oder komplett durchgeknallt. John saß auf dem Motorrad und zog sich die Motorradbrille über. Er stand auf einer Schräge etwas Abseits von Hogsmead. Leider hatte er nach wie vor Probleme mit der Zündung, weshalb er das Motorrad am Berg anrollen lassen musste. John nahm die Füße hoch und rollte bergab. Die Strecke war lang genug damit er wenigstens auf dreißig Meilen pro Stunde kam. Er legte einen grünen Schalter am Lenker um und mit einem Mal wurde er in den feurigen Strudel gezogen, den das Flohpulver erzeugte. Er schoss durch den von grünen Flammen umwirbelten Korridor, der sich um ihn bildete. Eine rote Leuchte blinkte an seinem GPS-Gerät auf und er legte den Schalter erneut um. Er landete mit quietschenden Reifen auf der Straße und hätte beinahe einen ihn entgegen kommenden LKW gerammt. John Wisch aus und kam schlingernd genau vor der Hausmauer eines Pubs zum Stehen. Es roch nach verbranntem Gummi. John sah auf die Koordinaten im GPS. Immerhin, er war in London. Auch wenn Whitechapel genau die andere Seite der Stadt war. Er hatte somit die fünfhundert Kilometer zwischen Hogwarts und der Stadt in weniger als einer Minute zurückgelegt. Das war selbst für einen Magier ein Rekord. Schneller ging es wohl nur durch Apparieren – aber dafür musste man wenigstens schon einmal am Zielort gewesen sein. Hinzu kam das Problem mit den eventuellen magischen Barrieren, die irgendjemand eingerichtet hatte. Die Apparierbarriere von Hogwarts etwa war ein Umkreis von satten dreißig Kilometern. John war so überwältigt, dass er für einen kurzen Moment sogar vergaß warum er diesen Irrsinn überhaupt zusammengebaut hatte. Er schaltete das GPS und den „Flohpulverzentrifugator“ - so nannte er das Teil mit dem er die Verbrennung des Pulvers im Motor regulierte – ab und fuhr den Rest der Strecke ganz normal. Das Haus seiner Mutter lag in einem Londoner Vorort. Ein Einfamilienhaus mit einem kleinen Garten und einem Schuppen. John fuhr den Weg bis zu ebenjenen, öffnete das Schloss mit einem Wink seines Zauberstabs und stellte das Motorrad dort ab. Er hängte die Brille über den Lenker und verwuschelte sich die Haare. Dabei bemerkte er das er sich, bei dem Ritt durch das Flohnetzwerk, die Haare versenkt hatte. Er brauchte unbedingt einen Helm. John ging aus dem Schuppen und rein ins Haus. Seine Mutter, Jennifer Franco, stand in der Küche und wusch auf. Sie trug ganz leger T-Shirt und Jeans. Überrascht drehte sie sich zu ihm um als er eintrat. Jennifer umarmte ihn herzlich. „Du bist wieder da.“, sagte sie als fiele ihr ein Stein vom Herzen. „Severus hat mich hergeschickt.“, antwortete John erklärend. „Severus?“, fragte seine Mutter. „Warum?“ „Er glaubt, dass Er tatsächlich wieder da ist. Er meinte du wüsstest was zu tun ist.“ „Mehr hat er nicht gesagt?“, fragte sie. „Nein.“, antwortete John. „Was meint er damit?“ Jennifer setzte sich an den Küchentisch und John tat es ihr gleich. „Ich und dein Vater haben vor langer Zeit eine Abmachung getroffen. Sollte Er je wieder kommen, dann würden wir alles dafür tun, um dafür zu sorgen, dass es das letzte Mal sei. Wenn Severus meint die Zeit sei gekommen, dann stehen uns schlimme Tage bevor, John.“ John zuckte nur mit den Schultern. Sein Vater war nie ein Mann großer Worte, geschweige denn Erklärungen. „Was sollen wir tun?“, fragte John. „Untertauchen. Fürs Erste.“ „Untertauchen?“, fragte John als habe er sich verhört. „Wir hatten fünfzehn Jahre lang Zeit.“, sagte seine Mutter nur. „Genug Zeit, um sich zu überlegen, was wir tun, wenn der Fall der Fälle eintritt.“ John hatte nie daran gedacht, dass sein Vater je irgendetwas plante. Er wusste zwar von seiner Vergangenheit, doch in Hogwarts hatte er einfach nie den Eindruck, dass Severus Snape mehr tat als nur seinen Groll zu kultivieren. „Vertrau ihm. Vertraue uns.“, sagte seine Mutter. John zog die Augenbrauen auf eine Art hoch, die ihm selbst nur allzu bekannt vorkam. Er ließ es gleich wieder. Severus Vertrauen. Das war nach all den Jahren nicht gerade die leichteste Übung. Er hegte zwar vielleicht keinen offenen, pubertären Verdruss mehr für seinen Vater, aber das Stadium des Vertrauens hatten sie längst noch nicht erreicht. „Das heißt ich muss auf ihn hören, oder?“, fragte John. „Zumindest in einigen Dingen.“, antwortete Jennifer. Das würde harte Arbeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)