REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 14: Die Rückkehr der Todesser ------------------------------------- Spinners End war das Haus in dem Severus seine frühe Kindheit verbrachte ehe seine Familie der Arbeit wegen umzog. Es erinnerte ihn an bessere Tage. Vor Voldemort und den Todessern. Er hatte das Haus vor vielen Jahren billig erstanden und führte es als seine offizielle Wohnadresse, auch wenn er hier nur wenig Zeit verbrachte. Es war ein sicherer Ort, der zudem seine Tarnung deckte. Das Haus war nicht groß. Genau genommen gab es nur ein Stockwerk und einen staubigen Dachboden. Das Wohnzimmer in dem er stand war klein und vollgestopft bis unter die Decke mit Büchern. Das meiste war Fachliteratur rund um die Themen der Alchemie oder die Dunklen Künste. In seiner Jugend hatte er viele dieser Bücher ausführlich studiert. Sie standen für einen damals noch anderen Menschen. Severus stand vor dem Bücherregal und zog an einem schwarzen Einband ohne Titel. Es war ein mechanisches Klicken zu hören und das Regal kippte zur Seite. Es offenbarte einen kleinen Hohlraum und alte Falltür. Severus zog an dem schweren Ring und öffnete sie. Dahinter führte eine äußerst schmale Wendeltreppe in den Keller. Unten fand er sich in einem kleinen Keller wieder, der mit einem Metallregal und einer Werkbank eingerichtet war auf der einige alchemistische Apparaturen standen. In dem Regal lagerten überfüllte Hefter und ein abgeschlossener Tresor. Der war nicht nur mit einem Zahlenschloss gesichert, sondern ebenfalls mit sämtlichen magischen Bannen und Schutzzaubern belegt, die es gab. Jeder, der nicht er war, konnte den Tresor nicht öffnen. Anders als ein Mensch konnten die Zauber auch Vielsafttrank erkennen. Er hatte die Magie auf ihn und nur ihn abgestimmt. Jede andere, der diesen Tresor anfasste würde augenblicklich den Tod finden. Eine extreme Sicherheitsmaßnahme, doch in diesem Tresor lagerte etwas zu Wertvolles, um es unbeschützt zu lassen. Severus öffnete den Safe und holte eine silberne Schüssel heraus in der sich eine wasserähnliche Flüssigkeit befand. Ein Denktarium. Man konnte darin Erinnerungen lagern, die man sich entweder erneut ansehen wollte, weil sie so einzigartig und schön waren oder – wie in seinem Fall -, wenn man etwas zu verbergen hatte. Severus führte den Zauberstab zu seine Schläfe und konzentrierte sich auf all das Wissen, Erinnerungen und Gefühle, die ihm gefährlich werden konnten. An einem silbern schimmernden Faden zog er das Bündel aus seinem Gedächtnis heraus und ließ es in die Schüssel gleiten, wo es sich in einem tintenartigen Nebel auflöste. Kurz schimmerten einige der Erinnerungen auf. John, Jennifer, seine über die Jahre angelegten falschen Fährten. All das, was ihm in der Gegenwart des Dunklen Lords gefährlich werden konnte. Severus verrührte die die nebligen Gestalten mit seinem Zauberstab und stellte das Denktarium zurück in den Tresor. Er verschloss ihn und kehrte nach oben zurück. Severus ließ die Falltür ins Schloss fallen und verriegelte das Regal wieder. Bei dem jetzigen Treffen würde er sich kein Risiko erlauben können. Er musste nicht nur Harry Potter oder Dumbledore schützen, sondern vor allem seine Familie. Severus nahm sich die schwarze Robe, die er über die Couch vor dem Kamin gehängt hatte und disapperierte. Er landete in dem alten Landhaus in das Voldemort sie beim ersten Mal herbeizitiert hatte. Es war alt und schäbig als habe sich seit Generationen niemand mehr darum gekümmert. Nur wenige Räume waren gereinigt worden und selbst da wiesen Spinnenweben darauf hin, dass es nicht besonders gründlich war. Severus betrat den Wohnraum mit dem blanken Parkett über das er vor wenigen Stunden noch gerutscht war, direkt vor Voldemorts Füße. Severus zählte im Gedanken die anwesenden Todesser durch. Nicht mehr als ein Dutzend waren anwesend. Das dürfte nicht einmal die Hälfte der noch auf freiem Fuß befindlichen Todesser sein. Sie trugen viktorianisch anmutende Masken, die jeweils eine andere Art Tier darstellten. Zu seiner Zeit gab es diese nicht. Als er jedoch dem Dunklen Lord diente war er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Es gab keinen Grund sich zu verstecken. Heute war das anders. Er hatte gerade erst seine menschliche Form wiedererlangt – auch wenn diese dem realen Tom Riddle kaum noch glich. Das Blutritual, dass er an sich durchführt hatte stellte ihn wohl so wieder her wie er wirklich war. Sein krankhafter Geist bekam dadurch eine Form. Der Mensch Tom Riddle war regelrecht ausgelöscht worden. Vielleicht war es besser so. Wenn sich Severus daran erinnerte wie er versucht hatte den besessenen Quirell bereits zu transformieren … Der Lehrer war jedoch zu schwach gewesen. Seine Versuche eine tatsächliche Gestalt zu erlangen hatten nur die groteske, entstellte Form hinterlassen zu der Quirell schlussendlich geworden war. Das hier jedoch war etwas anderes, etwas viel mächtigeres. Severus ging durch die Reihen der Todesser bis er vor seinem ehemaligen Meister stand. Er kniete nieder. „Ich habe Euren Auftrag ausgeführt.“, sagte Severus ohne Voldemort anzublicken. „Ja, ich habe es schon gehört. Sehr gut, Severus. Damit bist du offiziell wieder in die Familie aufgenommen.“ Voldemort lächelte gefährlich. „Hier für dich.“ Der Dunkle Lord übergab ihn eine schmale Truhe aus dunklem Holz. Severus öffnete sie und sah darin eine Maske, die dem Kopf eines Raben ähnelte. Er nahm sie an sich. „Ich danke Euch.“, sagte Severus und erhob sich. „Nun, da wir endlich wieder zusammengefunden haben, will ich euch sagen, was wir zuerst tun werden. Findet die Verräter, die Drückeberger und Feiglinge, die es gewagt haben mir den erneuten Dienst zu verweigern. Tut das und lässt die bezahlen. Die Welt soll wissen, dass ich mich nicht verkaufen lasse. Severus, für dich habe ich etwas Spezielles. Ihr Anderen geht.“, sagte Voldemort. Die Todesser disapperierten nacheinander bis nur noch Severus und der Dunkle Lord da waren. Severus bemerkte die gigantische Schlange, die sich gerade zwischen seinen Beinen hindurch schlängelte. Nagini. „Ihr besitzt Sie noch?“, fragte Severus. „Nagini war es, die mich in meiner Isolation gefunden hat. Keiner meiner Anhänger, sondern Sie, die mir immer treu zur Seite stand.“, sagte Voldemort. Er nahm die Schlange und legte sie sich wie einen Schal um den Hals. Voldemort flüsterte ihr etwas auf Parsel zu. Die Schlange antwortete und der Dunkle Lord begann zu lächeln. Nicht dieses gefährliche Lächeln, dass er seinen Anhängern gegenüber an den Tag legte, sondern ein zufriedenes Lächeln, als würde er sich gerade über etwas amüsieren. „Nun, Severus, du hast mir gezeigt, dass du weiterhin bereit bist mir zu dienen. Das ist gut. Auf dich konnte ich mich stets verlassen, daher vertraue ich dir eine Mission äußerster Wichtigkeit an.“, sagte Voldemort und setzte sich zusammen mit seiner Schlange in den Sessel vor dem Kamin. Er wies mit der Hand auf den Sessel ihm gegenüber. Severus ging darauf ein und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Erinnerst du dich noch an diesen bedauerlichen Vorfall in Godrics Hollow?“, fragte Voldemort. „Natürlich. Wer nicht?“, antwortete Severus. „Wenn ich danach gehe, wer mir weiterhin die Treue hält und wer nicht, dann ist es wohl erstaunlich vielen entfallen.“, entgegnete der Dunkle Lord. „Ich war lange genug ein Schatten, doch wenn auch körperlos, so ist mir einiges zu Ohren gekommen. Etwa darüber wie es ein Kind, dass nicht einmal stehen konnte mich besiegen konnte. Es war seine Mutter. In dem Augenblick als Sie sich vor ihn warf und sich opferte erschuf sie den ultimativen Schutz. Das hätte ich voraussehen müssen, doch das tat ich nicht. Aber sei es drum, ich bin wieder, wahr und leibhaftig. Ich habe mir Potters Blut einverleibt und dieser neue Körper wird dem widerstehen, was Potter ist. Alldem zum Trotz gibt es immer noch ein Problem, vor dem ich stehe. Erinnerst du dich an die Zeit davor? Vor der Prophezeiung und dem Jungen?“ Severus nickte. Wie hätte er die Jahre, die er unter ihm diente, je vergessen können? All das, was er getan hatte? „Meinen damaligen Zustand? Die obskuren Veränderungen in meinem Geist? Du dachtest es sei auf die Art zurückzuführen wie ich Magie anwendete, richtig?“, fragte Voldemort. „Ja.“, sagte Severus knapp. Er erinnerte sich wie die Schwarze Magie, die der damalige Tom Riddle anwendete seinen Geist und seinen Körper nach und nach zerstörten. Es war als ob verschiedene Personen in ihm wohnten. Es gab den gewitzten, durchaus verständlichen Thomas Riddle und es gab Lord Voldemort, den sadistischen Schwarzmagier, der keine Gnade kannte und sich alles und jeden Untertan machte. Severus hatte nie sagen können welcher der beiden Persönlichkeiten er gegenüberstand. Bis zu jenem Tag an dem er Begriff, dass sie ein und der selbe Mensch waren. „Das Ritual, dass meinen Körper wiederhergestellt hat, hat auch den Riss, der meinen Geist verzerrte, geschlossen. Ich bin nun wie ich hätte immer sein sollen. Doch es gibt ein kleines Detail dessen ich nicht habhaft werden kann. Die Prophezeiung!“, sagte Voldemort. „Was ist mit ihr?“, fragte Severus. „Ich habe sie damals womöglich missverstanden und einen schweren Fehler begangen. Dummer Weise sind mit meinem alten Körper auch Teile meines Gedächtnisses verschwunden.“, sagte Voldemort und Severus ging plötzlich ein Licht auf. „Ihr könnt Euch nicht erinnern?“, fragte er. „Ich meine zu wissen, was in ihr enthalten war, doch ich brauche sie Wort für Wort, um meinen alten Fehler zu korrigieren.“ „Wie wollt Ihr das anstellen?“, fragte Severus. „Und da kommst du ins Spiel.“, sagte Voldemort und begann zu grinsen. „Du, Severus, stehst Dumbledore am nächsten.“ „Dumbledore hat die Prophezeiung nicht mehr.“, sagte Severus und das entsprach komplett der Wahrheit. „Das Ministerium muss sie haben.“ „Und da bist du dir sicher?“, fragte Voldemort. „Zu neunundneunzig Prozent.“, antwortete Severus. „Dann lass dir etwas einfallen wie sie in unseren Besitz gelangen kann.“ „Natürlich.“, sagte Severus. „Geh und zeige mir, dass ich Recht habe, wenn ich dir vertraue.“, entgegnete Voldemort. Severus nickte und erhob sich. Beim rausgehen begegnete er einem untersetzen Mann in einem deutlich abgegriffenen Anzug mit braunem Haar. Peter Pettigrew. Dumbledore hatte also recht. Er lebte noch und Black war unschuldig. Ihre Blicke kreuzten sich, aber außer einem verschreckten Quieken brachte Pettigrew nichts zustande. Er ignoirierte ihn und disapperierte. --------------------------------------- John Franco und seine Mutter saßen in einer Wohnung irgendwo in London. Sie waren Severus' Anweisungen gefolgt. Jennifer hatte ihm offenbart, dass sie eine konspirative Wohnung in einem Sozialblock besaßen. Sie war unaufspürbar außer für diejenigen, die wussten, wo sie war. Sie hatten schon vor Jahren ein sicheres Versteck angelegt für den Fall, dass sich all ihre Befürchtungen bewahrheiteten. Es klopfte drei mal kurz und zwei mal lang an der Tür. John ging zur Tür und öffnete. Vor ihm stand Severus. Sichtlich erschöpft. Ohne ein Wort trat sein Vater ein. Er und Jennifer umarmten sich. Sie waren nur froh sich zu sehen. „Stimmt es?“, fragte John. „Ich fürchte ja.“, sagte Severus und löste sich aus der Umarmung mit seiner Frau. Sie setzten sich auf die Couch im Zimmer. John wollte lieber stehen und lief auf und ab. „In der Zeitung hieß es jemand sei gestorben.“, sagte John. „Ja, Cedric Diggory.“, antwortete Severus. „Und noch mehr werden sterben. Ich kann euch nicht beschützen, wenn ich zwischen Dumbledore und Voldemort gerate – und das werde ich auf lange Sicht.“ „Was sollen wir tun?“, fragte Jennifer. Severus holte einen Brief aus der Innentasche seines Jacketts. „Das sind Anweisungen und ein Ort an dem ihr untertauchen könnt. Ich weiß nicht wie lange London noch sicher sein wird. Ohne Zweifel wird es zum Krieg kommen. Wenn ihr dort seid wartet jemand auf euch, dem ihr vertrauen könnt. Er ist ein alter Freund von mir. Sein Name ist Jason Murlahey.“ Severus gab den Brief Jennifer. Sie umarmte ihren Mann und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. „Wehe du stirbst mir!“, sagte sie. „Das werde ich tunlichst vermeiden.“ Severus drückte sie mit sanfter Gewalt von sich fort. „Kommst du nicht nach?“, fragte John. „Ich werde euch kontaktieren, wenn es mir möglich ist, aber Dumbledore wie auch der Dunkle Lord glauben ich sei auf ihrer Seite. Das soll möglichst lange auch so bleiben.“ „Sag wenigstens, dass du einen Plan hast.“, sagte John. „Oh, den habe ich, auch wenn es manchmal nicht so scheint.“, entgegnete Severus. „Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte.“, antwortete John. „Ich weiß, aber wenn ich euch zum jetzigen Zeitpunkt mehr sage, dann bringt das nur alles in Gefahr.“ Für Johns Ohren klang das seltsam beschwichtigend. So kannte er seinen Vater gar nicht. Severus küsste Jennifer und erhob sich. Er trat auf John zu und umarmte ihn so wie es nur ein Vater tun konnte. „Passt auf euch auf.“, sagte er und blickte sie nacheinander an. „Wir sehen uns.“ Severus ging aus der Wohnung und disapperierte vor der Tür. John blickte in die Nacht hinaus. Hoffentlich hatte er Recht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)