REQUIEM - 5. Akt: König, Dame, As, Spion von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 8: Die schlimmste Erinnerung ------------------------------------ In den nächsten Tagen bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen und Umbridge wurde zur neuen Schulleiterin ernannt. Ihre Anordnungen und Auflagen wurden quasi stündlich immer strenger und schon bald glich Hogwarts mehr einem Gefängnis als einer Schule. Umbridge führte ihr Regiment gnadenlos und Schüler spionierten und denunzierten sich gegenseitig. Severus erinnerte es an eine Zeit, die lange her schien. Er versuchte Umbridges neue Schreckensherrschaft für seine Schüler möglichst angenehm zu gestalten, was fast unmöglich war in dieser enormen Atmosphäre des Misstrauens. Zu seiner eigenen Überraschung kam trotz allem Potter immer noch zu den Okklumentikstunden. Er war fürchterlich kleinlaut als würde er in Scham versinken wegen dem was passiert war. Gut so. , dachte Severus. Dann würde er vielleicht einmal darüber nachdenken, was er falsch gemacht hatte. „Legilimens.“, sagte Severus und drang einmal mehr in Potters Geist ein. Er suchte sich gezielt Erinnerungen aus, die dem Jungen wichtiger waren in der Hoffnung er würde sich dann mehr anstrengen. Severus sah Potter wie er bei seiner Ankunft im Grimmauldplatz Sirius umarmte, anschließend wie er wieder bei dem Mädchen stand und sie küssen wollte. Ihm fiel auf einmal auf, dass sie eines der Ravenclaw-Mädchen war, die Umbridge in Dumbledores Büro angeschleppt hatte. Seine Freundin war wohl nicht so loyal wie er geglaubt hatte. „Argh!“, machte Potter und taumelte zurück. „Das geht Sie nichts an!“ „Dann sorge dafür, Potter!“, schnauzte Severus ihn an. „Wir machen das hier schließlich nicht zum Spaß!“ „Nicht zum Spaß! Natürlich!“, murmelte Potter. „Willst du irgendetwas sagen?“, fragte Severus ihn. „Vielleicht das es hier jemanden gibt dem Vergnügen bereitet in meinem Kopf herumzufuhrwerken!“, knurrte Potter ihn an. „Du kleiner, undankbarer ...“ Severus bremste sich. „Ich mache das hier nicht für mich!“ Potter funkelte ihn böse an sagte aber nichts. „Legilimens!“, sagte Severus und drang erneut in den Kopf des Jungen. Dabei landete er bei dem jungen Harry Potter von vor vier Jahren wie er in den Spiegel Nehegeb blickte und seine Eltern sah. Severus wusste nicht, dass er damals derartig mit dem Spiegel in Berührung gekommen war. Aber sei es drum. Es ging hier ja schließlich darum ihn herauszufordern damit er endlich mal aus Knick kam, was seine Verteidigung anging. Er spürte wie Potter versuchte ihn heraus zu drängen, es aber nicht schaffte. Severus brach die Verbindung ab und sah wie sein Gegenüber sich schwer atmend auf die Knie stemmte. Potter war einfach ein hoffnungsloser Fall. Was sollte er denn noch tun damit er sich endlich wehrte? Wie tief sollte er noch graben? „Ich kann nicht mehr!“, schnaufte der Junge erschöpft. „Ich weiß nicht, was dein Problem ist, Potter! Warum strengst du dich nicht an? Glaubst du es macht mir Spaß in deiner Unterwäsche zu wühlen?“ „Ja, genau das glaube ich!“, sagte der Junge und richtete sich auf. Severus schüttelte den Kopf. „Wenn der Dunkle Lord in deinen Kopf eindringt, dann kippst du nach einer Sekunde um!“ „Und Sie nennen Ihn immer noch den Dunklen Lord! Woher weiß ich eigentlich, dass Sie mich nicht mürbe machen sollen?“, sagte Potter mit erhobener Stimme. Severus rutschte die Hand aus. Er gab Potter eine gepfefferte Ohrfeige. „Das du es wagst …!“, giftete Severus ihn an. „Dumbledore und all die anderen riskieren ihre Leben für dich!“ Potter machte einige Schritte von ihm weg. Er sah Severus mit einer seltsamen Mischung aus Furcht und Zorn an. „Wann begreifst du das endlich?“, fragte Severus nicht minder wütend. Er hob seinen Zauberstab. „Legilimens! „Protego!“ Severus hätte mit allem gerechnet, aber nicht, dass Potter ihn mit einem einfachen Schutzzauber abwehrte. Er hatte keine Zeit sich selbst zu schützen und sein eigener Zauber erwischte ihn mit voller Härte. Ob es Potter wollte oder nicht er war in Severus' Geist eingedrungen und bekam Dinge zu sehen, die nie für ihn bestimmt waren. Severus war wieder Fünfzehn und saß unter der großen Eiche am See von Hogwarts. Er war wie so oft in ein Buch vertieft als die lärmenden Stimmen von James Potter und Sirius Black ihn aufsehen ließen. „He, sieh mal, unser Schniefelus!“, sagte James Potter. Severus erhob sich und wollte weg gehen, doch Black stellte sich ihm in den Weg. „Wo soll es denn hingehen?“, sagte er lachend. Severus zog seinen Zauberstab. „Expilliarmus!“, rief James und Severus flog sein Zauberstab im hohen Bogen aus der Hand. „Der war gut, James!“, rief jemand im Hintergrund. Black stieß ihn gegen den Baum. „Na, hast du dich heute schon gewaschen?“, sagte er gehässig. „Vielleicht müssen wir ihn ja mal zum Baden zwingen!“, entgegnete James. „Ratzeputz!“, rief James und Seife quoll Severus aus dem Mund. Er spuckte weißen Schaum und würgte, ob des scharfen säuerlichen Geschmacks. Eine Traube von Schülern versammelte sich mittlerweile um die Szenerie. Einige davon johlten und feuerten die Beiden an. „Levicorpus!“, rief Black. Severus wurde von den Füßen gerissen und schwebte an einem Bein hängend in der Luft. Black verbeugte sich tief vor seinem Publikum. „Na, wer will sehen wie ich unserem Schniefelus die Hosen runter ziehe?“, fragte James. Ohne zu zögern zog er Severus die Hosen herunter und entblößte seinen nackten Hintern. „HE!“, rief die Stimme eines Mädchens. Sie hatte langes, rotes Haar und kam schnellen Schrittes auf die Gruppe zugelaufen. „Lasst ihn sofort runter!“ Es war Lily. „Und was, wenn nicht?“, fragte Black süffisant. „Gehst du dann mit mir, Evans, na?“, sagte James Potter. „Ihr Ekel!“, sagte sie und trat Black gegen das Schienbein woraufhin er Severus fallen ließ. Er schlug im Dreck auf und versuchte seine Hose möglichst so hochzuziehen, dass niemand seine Genitalien sah. Ohne Erfolg. Das Lachen der Schüler um ihn herum wurde immer lauter. Lily wollte ihm aufhelfen, doch er stieß sie fort. „Lass mich in Ruhe, du elendes Schlammblut!“ Der reale Severus Snape überwand seinen Schock über diese alte Erinnerung und drängte Harry Potter mit voller Wucht aus seinem Kopf. So sehr, dass es sie beide von den Füßen riss. Schwer atmend lag Severus auf dem Boden seines Büros. Er brauchte einige Augenblicke, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Potter rappelte sich auf und sah seinen Lehrer verängstigt an. Severus verspürte Wut und Scham ohne zu wissen, ob es seine realen Gefühle waren oder lediglich eine emotionale Übertragung aus der Erinnerung. „Wenn du das auch nur einem Menschen erzählst …!“, begann Severus und baute sich bedrohlich vor Potter auf. Er packte den Jungen am Kragen. „Nein! Ich …!“, stammelte Potter und entwand sich seinem Griff. „Waren das …? War das wirklich?“ „Raus!“, rief Severus voller Wut. Potter stockte. Sein Gesicht war voller Verwirrung. „ICH HABE GESAGT, DU SOLLST VERSCHWINDEN!“, schrie Severus ihn an. Als Potter nicht sofort reagierte schnappte er sich eines der Einmachgläser im Schrank und warf es mit voller Wucht nach ihm. Der Junge wich erschrocken aus und rannte aus dem Büro. Severus ließ sich auf den Boden sinken. Unbewusst liefen ihm Tränen über die Wange. Es dauerte lange Minuten ehe ihm vollständig klar wurde in was für eine Katastrophe sich diese Stunde Unterricht gerade verwandelt hatte. -------------------------------------- Severus saß auf der Couch in seinen Gemächern. Vor ihm eine halbleere Falsche Whiskey. Wie immer wenn es ihm schlecht ging begann er zu trinken und zu rauchen. Er dachte über das nach, was an diesem Abend passiert war. Es war ja nicht einfach, dass Potter gesehen hatte wie sein zukünftiger Vater ihn aufs derbste erniedrigte. Nein, an diesem Tag hatte Severus seine damals einzige und beste Freundin aufs schlimmste beschimpft. Er war mit Lily seit ihrem ersten Tag in Hogwarts befreundet und das sie eine Muggelgeborene war hatte nie eine Rolle gespielt. An diesem Nachmittag jedoch sah die ganze Schule zu wie er mit heruntergelassenen Hosen ausgelacht wurde. Vermutlich dachte er damals er könne vor seinen Slytherinkumpels so noch halbwegs das Gesicht wahren. Diesen Tag hatte Severus lange bereut. Auch das Lily hinterher kein Wort mehr mit ihm wechselte. Ihr Tod warf ihn später komplett aus der Bahn. In seinem Unterbewusstsein lauerten diese alten Schuldgefühle immer noch, obwohl dieser Tag schon fast zwanzig Jahre her war. Severus wusste nicht, was er tun sollte. Potter weiter zu unterrichten kam jedoch gar nicht in Frage. Nach dem, was der Junge gesehen hatte, war das einfach unmöglich. Severus ließ sich betrunken auf die Seite fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Er hatte Dumbledore ja gesagt, dass das alles in einer Katastrophe enden würde. Noch weitaus schlimmer würde es jedoch werden das alles vor dem Orden zu erklären. Severus rieb sich die Augen und erhob sich schnaubend. Zeit ins Bett zu gehen. ------------------------------------ Die Nocturnegasse war ein düsterer Ort und doch weitaus lebhafter als das Treiben in der Winkelgasse mit ihren Erste-Klasse-Läden. Hier traf sich der Pöbel der Zaubererschaften. Das Proletariat, wenn man so wollte. Es war alles ein bisschen heruntergekommener, aber auch billiger. Und es gab hier all das wofür sich die Händler in der Winkelgasse zu fein waren. Manche Leute behaupteten hier würde vor allem Schwarze Magie angeboten und es sei ein Hort für Tiermenschen und Todesser. Fakt war hier lebten und arbeiteten diejenigen, die in den Hochglanzprospekten des Ministerium nie eine Stimme hatten. Halbmenschen, Unterklasse-Magier, Arbeiter, die nicht das Glück hatten von einem dicken Ministeriumsgehalt leben zu können. Severus saß in einer dieser typischen Pubs der Nocturngasse, die so weit herunter gekommen waren, dass sie einen Hauch von East End ausstrahlten. Mit schlichter Einrichtung und Ziegelsteinwänden, die mit Plakaten und Graffitis überzogen waren. Mit Billardtischen an denen Hehler und andere Gangster spielten. Säufer, die allein in der Ecke saßen oder Leute beim Poker. Severus saß an einem der Tische bei einem Bier und ihm gegenüber ein Halbtroll, der aufpassen musste, dass er sich mit dem Kopf nicht an der Decke des Raumes Stieß. Er trug eines dieser klassischen, weißen Unterhemden und eine zerrissene Jeans. Klamotten in Trollgröße waren allgemein schwer aufzutreiben. „Also Snape, was kann ich für dich tun?“, sagte der Halbtroll mit rauer Stimme. „Ich brauche ein Treffen mit deinem Boss, La Hook.“, sagte Severus. „Das lässt sich arrangieren, die Frage ist nur welchen Preis du bereit bist zu zahlen.“ „Ihr Gangster wollt immer nur Geld? Fein.“, antwortete Severus und holte einen kleinen Lederbeutel aus seiner Jackentasche und klatschte ihn auf den Tisch. Der Halbtroll La Hook nahm den Beutel in seine übergroßen Pranken und öffnete ihn. Er holte eine der Galleonen heraus und biss darauf. „Sieh es als Gefahrenzulage.“, fügte Severus hinzu. „Dein Ruf ist hier in gewisser Weise legendär.“, sagte La Hook. „Aber du weißt ja, solche geheimen Treffen. Da gibt es immer Auroren zu schmieren und Zeugen zu beseitigen.“ „Es wird sich für euch lohnen. Ich habe nämlich ein Angebot zu machen.“ „Oh, da bin ich ja schon gespannt.“, sagte La Hook und grinste breit. „Ich melde mich bei dir in ein paar Tagen.“ „Nicht über die Post.“, sagte Severus. „Die wird von Umbridge kontrolliert.“ „Seh ich vielleicht aus als wär' ich blöd?“, entgegnete La Hook ungehalten. „Ich sage es für alle Fälle.“, antwortete Severus. Er sah auf die Uhr. „Ich muss los. Trink mein Bier, wenn du willst.“ „Immer wieder eine Freude Geschäfte zu machen.“, sagte La Hook und nickte ihm zu. Severus erhob sich und verließ den Pub. Er hatte noch eine Verabredung mit dem Orden und die würde sehr unangenehm werden. ---------------------------------- „Sie haben WAS?“, rief Albus Dumbledore entrüstet. Er saß am Fuß des langen Tisches in der Küche des Grimmauldplatzes. Alle führenden Mitglieder des Ordens waren anwesend. Severus saß ihm schräg gegenüber und erwartete mehr als nur eine Standpauke. „Das muss ich wohl kaum wiederholen.“, antwortete Severus. „Das ist absolut inakzeptabel!“, sagte Albus aufgebracht. „Ja.“, entgegnete Severus knapp. „Ja? Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?“ „Ich habe Sie gewarnt Albus und zwar mehr als einmal! Diese ganze Sache war absolute Zeitverschwendung!“ „In der Tat.“, hörte er Sirius Black leise kommentieren. Severus stand auf und blickte Black zornig an. „Bei allem, was gerade passiert passt es schon ziemlich gut, oder?“, sagte Black. „Nicht wahr, Snape?“ „Das sagt der Mann, der nichts beizutragen hat außer seinen üblichen Anschuldigungen!“ „Ach ja, wenigstens ist meine Loyalität immer klar gewesen!“, rief Black nicht weniger aufgebracht als Severus. „Meine Loyalität liegt hier, aber es muss schon ein Wunder geschehen damit Potter seinen Kopf behält.“ Ohne Vorwarnung zückte Sirius seinen Zauberstab. Ein ungesagte Fluch traf Severus und schleuderte ihn geradewegs in das Regal hinter ihn. Lupin und Kingsley stürzten sich auf Black damit er nicht noch einmal auf ihn feuern konnte. Dumbledore rieb sich sichtlich genervt die Schläfe. Severus rappelte sich auf und rieb sich das Genickt. „Ich bin hier fertig, Dumbledore.“, grollte er in Richtung des ehemaligen Schulleiters und verschwand durch die Tür nach draußen. Severus stampfte zornig durch den Flur als ihn jemand von hinten am Arm packte. Es war Minerva. „Lassen Sie das!“, giftete er sie an. „Severus ...“, begann sie, doch er hörte ihr nicht zu. Stattdessen ging er aus dem Haus und disapperierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)