Der überschattete Zweifel von Meilenstein ================================================================================ Prolog: Der geflügelte Kuriboh ------------------------------ „Cecilia, es ist so schön wie wir in diesem Meer aus purem Rot, begleitet vom sanften Rauschen des Windes, Hand und Hand dem Horizont entgegenlaufen. Wer weiß wohin uns dieser Weg führen wird…“, säuselte Maximilian Pegasus mit einem zufriedenen, entspannten Gesichtsausdruck. Mit einem glückseligen Lächeln sah er zu seiner Begleiterin. Eine zarte, blasse Schönheit, deren blondes Haar im Glanz der Sonne völlig zur Geltung kam. Ihr weißes Kleid schien unberührt von den Rosenfelder zu sein, die nahe am Wegesrand blühten. Die Blumen ließen ihre Blüten fallen, und der Wind wirbelte sie hoch. Das Licht der Sonne, das die beiden umhüllte und wärmte, zeigte den beiden den Weg, der durch das Meer aus Rosen führte. Seine Begleiterin schwieg vergnügt, schien den Moment ebenfalls zu genießen. „Es soll nicht enden…“, fügte Pegasus hinzu. Leider endete dieser wunderschöne Moment abrupt, als eine schauderhafte Stimme erklang. „Nicht so hastig mein Freund.“ Hörte Maximilian jemanden zu ihm sagen. Sofort lief es ihm eiskalt den Rücken runter, kam ihm diese Stimme doch sehr vertraut vor. Jemand griff ihm von hinten an die Schulter. Obwohl ihn eine böse Vorahnung vor Angst fast lähmte, drehte sich der Duel Monsters Schöpfer um, und blickte in das fiese Grinsen seines gefährlichsten und brutalsten Konkurrenten: Yami Bakura. Die einnehmenden dunklen Augen brannten sich ein weiteres Mal in sein Gedächtnis. Diese Angst hatte Pegasus schon längst vergessen gehabt, aber nur ein Blick dieses Mannes hatte ausgereicht und all die schrecklichen Erinnerungen waren wieder wachgerufen. Die tiefe, bedrohliche Stimme des Mannes, die bedeutete, dass nun der Spaß vorbei war, hallte durch seinen Kopf, als ob Bakuras Worte sich direkt in ihn hämmerten. Unter den plötzlichen Schmerzen im Kopf taumelte er ein paar Schritte zurück. Bakura kam auf ihn zu. „Lass uns gleich zum Punkt kommen.“ Bakura streckte seine rechte Hand aus, während der Millenniumsring um seinen Hals anfing zu leuchten. „Raus aus meinem Kopf! Ich habe doch gar nichts mehr, was du willst!“ Brüllte Pegasus völlig überwältigt, während er sich seinen Kopf hielt. Schweißüberströmt wich er weiter zurück, während sein Blick Cecilia suchte, die nicht mehr da zu sein schien.   Die Umgebung war nicht mehr mit warmen Sonnenstrahlen eingehüllt. Es herrschte nun Kälte, und ein eisiger Wind ließ die roten Rosen verwelken, während die bedrohliche Hand von Bakura langsam näher kam und immer größer wurde. „Raus aus meinem Kopf!“Flehte Pegasus erneut. Als Antwort erschallte Yami Bakuras lautes, spöttisches Lachen.   Plötzlich war der Ruf einer mystischen Kreatur zu hören. Je lauter der Ruf wurde, desto heller strahlte auch das Licht hinter Pegasus, das zusammen mit dem Ruf erschien. Es blendete Yami Bakura, sodass er zurückwich. „Was?! Was wird hier gespielt? Was soll das?“ Knurrte er, während Bakura mit seiner freien Hand sein Gesicht verdeckte. „Du bist nicht allein… bleibe stark! Bleibe standhaft!“ Hörte Pegasus jemanden wispern. Es war Cecilias sanfte Stimme, die er unter tausenden wieder erkenne würde, die sein Herz erwärmte und ihm seine Furcht nahm. Das grelle Licht, das anfangs noch hinter ihm war, glitt durch ihn hindurch und flog langsam auf Yami Bakura zu. Es formte sich zu einer Kugel mit Flügeln. Das, so erkannte er, war es, was diese mystischen Rufe von sich gab. „Was soll das? Was ist das? Was?! NEIN! NEIIINNNNNNNN!!!“ Hörte er seinen Feind noch schreien. Pegasus schlug die Augen auf. Sein Blick fiel auf die Decke. Die vertrauten Verzierungen an ihrem Rand sagten ihm, dass er wohl immer noch in seinem weichen Doppelbett im obersten Zimmer seines Schlosses lag. Es war alles nur ein Traum gewesen. Wieder einmal war Bakura aufgetaucht und hatte ihn terrorisiert. Das war für Pegasus nichts neues gewesen. Aus diesem Grund fiel es ihm mittlerweile leicht, nach einem derartigen Albtraum wieder zum Alltag überzugehen. Das Rufen dieser mystischen Kreatur war ihm definitiv vertraut gewesen, und das Bild dieser leuchtenden Kugel ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. 'Das ist es...', dachte Maximilian,  '...ich muss es verewigen, bevor die Erinnerungen daran verblassen!' Schnell zog der Mann sich an und eilte zu seiner aufgestellten Leinwand, die seelenruhig an ihrem angestammten Platz im Eck des Zimmers stand. Er feuchtete den Farbpinsel an und bemalte die Leinwand mit blassblauer Farbe. Wie viel Zeit verging, dies konnte Pegasus nicht sagen, aber als er fertig war, stand die Sonne schon über dem Horizont. Die Muse, die ihn geküsst hatte, hatte ihn ein Bild erschaffen lassen, das ihn von Grund auf zufrieden stimmte. Ein Kuriboh mit Flügeln auf blauem Hintergrund und mit solch detailreichen Augen, dass der Betrachter glaubte, dass das Bild ihn beobachten würde.   „Genau so habe ich es mir vorgestellt.“ Sagte er begeistert zu sich selbst. Plötzlich begannen große Wolken die Sonne zu verdunkeln, und im Zimmer wurde es düster. Pegasus´ Lächeln schwand ob dieses abrupten Umschwungs. Dann klopfte es an der Zimmertür. „Ich bin wach Croquet, du kannst das Frühstück anrichten. Ach, und schick mir… diesen Burschen, diesen hellen Kopf, der jetzt das ganze Marketing für mich macht.“ „Sehr wohl, Sir“, antwortete eine ältere, männliche Stimme.    Als Maximilian nach seiner täglichen Morgenroutine einen Blick in den Spiegel warf, klopfte es erneut an der Tür. „Das Frühstück ist angerichtet und ich habe den gewünschten Mann mitgebracht, Sir.“ Verkündete ihm Croquet. „Treten Sie ein.“ Befahl Pegasus, und die hölzerne Türe öffnete sich. „Sie haben gerufen, Mr. Pegasus. Ist es ein neues Kunstwerk, welches Sie mir zeigen wollen?“ Erklang die Stimme eines jungen Mannes, der mit seiner starken Aura aus positiver Energie und Zufriedenheit den Raum füllte. Ein fast schon arrogantes Grinsen haftete auf seinem Gesicht, und seine blonden, hoch frisierten Locken baumelten von seinem Kopf herunter. Der Anzug, den er trug, ließ den jungen Mann professionell wirken, seine Haltung hingegen war ein wenig zu lässig. „Wenigstens einer am Morgen, der nicht so aussieht, als müsste er zum Lachen in den Keller gehen.“ Bemerkte Pegasus kühl mit Seitenblick zu Croquet. Seine linke Hand verwies auf die Leinwand. „Ich möchte, dass dieses Kunstwerk noch heute zu den Zeichnern kommt und daraus eine wunderschöne Duel-Monsters-Karte angefertigt wird. Die Beschreibungen liefere ich noch nach, aber es ist wichtig, dass Sie sich beeilen!“ Betonte Pegasus streng. Pegasus‘ Gegenüber rieb sich die Hände, den Blick weiterhin auf das Kunstwerk gerichtet. Es schien ihm sehr zu gefallen. Er riss die Hände hoch, und als der junge Mann sich dem Bild etwas weiter näherte konnte er seine Begeisterung nicht mehr verbergen. „Wunderschön! Einfach wunderschön! Wie heißt dieses Kunstwerk?“ „Ich nenne es…“ Maximilian überlegte einen Moment.  „...ich nenne es den geflügelten Kuriboh!“ Kurz war es still, bis der junge Mann vor der Leinwand erfreut in die Hände klatschte: „Genial! Ein weiterer Kuriboh, der bei seinen Wurzeln bleibt, aber dennoch über seine Artgenossen hinauswächst!“ Der junge Mann sah sich das Bild nun aus nächster Nähe an, um die Detailtiefe zu untersuchen. „Welche Rarität soll ich dieser Karte verleihen? Soll es ein Einzelstück bleiben?“ „Es soll vorerst nur eine Karte von ihr geben… und ich möchte, dass Sie diese Karte Yugi Muto schicken. Überreichen Sie ihm diese Karte als Geschenk“ Trug Maximilian seinen Willen vor. „Wird sofort erledigt, Mr. Pegasus.“ Sagte der Jungspund. Er wickelte die Leinwand vorsichtig in Stoff ein, nachdem er sorgfältig überprüft hatte, ob die Farbe schon trocken war. Dann verschwand er mit dem Bild. Zufrieden sah Pegasus für einen Moment aus dem Fenster. Dabei beobachtete er, wie die Sonne weiter emporstieg, als Croquet ihn höflich darin erinnerte, dass das Frühstück angerichtet war. „Stehen heute noch große Termine an, Croquet?“ Fragte er seinen Angestellten, während er sich durch die Tür auf den Gang hinaus begab. „Heute Nachmittag werden sie sich mit Kanzler Sheppard treffen, denn die neuen Absolventen der Duellakademie stehen fest. Die letzten Prüfungen haben in der vergangenen Woche stattgefunden. Es sollen talentierte junge Künstler dabei sein, die den Wunsch hegen für die Industrial Illusions zu arbeiten. Zurzeit sind noch drei Stellen bei uns unbesetzt. Wir bitten Sie um eine Sichtung und Einschätzung der jungen Absolventen, um anschließend einen unter ihnen zu empfehlen, in dem Sie einen fähigen Arbeiter sehen. Wir wollen schließlich nur die besten.“ „Immerhin besser, als diese langweiligen Besprechungen.“ Antwortete Pegasus mit Galgenhumor. Es schien mal wieder ein langer Arbeitstag zu werden. Hosted by Animexx e.V. 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