Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 22: Geplatzte Party --------------------------- Die Hydra-Basis war ausgelöscht, das Zepter gesichert, die feindlichen Agenten den hiesigen Behörden übergeben. Man befand sich auf dem Heimweg in die Staaten. Alle waren erleichtert, dass die Sache so gut gelaufen war – wenn man von Clint absah, den es als einzigen erwischt hatte. Dieser war inzwischen wieder wach und konnte immer noch nicht fassen, dass er seine Rettung ausgerechnet Loki verdankte. Den Avengers ging es da zwar gleich, aber sie hielten sich zurück. Nur Thor war nicht wirklich überrascht, wie Melinda feststellte. Sie fühlte Scham in sich aufsteigen: der blonde Donnergott hatte offenbar mehr Vertrauen in seinen Bruder gesetzt als sie... Und das, obwohl sie Loki... liebte? Die Erkenntnis durchzuckte sie siedendheiss, aber es liess sich nicht leugnen. Was sie für ihn empfand, ging schon längst weit über blosse Faszination oder Leidenschaft hinaus. Er war ihr erster Gedanke wenn sie morgens aufwachte und der letzte, wenn sie abends die Augen schloss. Sie konnte – und wollte – sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Sie beobachtete ihn, wie er abwinkte, als die anderen ihm alle zu seinem beherzten Eingreifen – nicht nur was Barton, sondern auch sie, Melinda, anbelangte – gratulieren wollten und wie er fast bescheiden meinte, dass dies ja wohl selbstverständlich gewesen sei. Wieder erntete er ziemlich ungläubige Blicke, und wieder war Thor der einzige, auf dessen Gesicht ein warmes, wissendes Lächeln lag. Das war der Grund dafür, dass Melindas Wut auf den Donnergott dahinschmolz wie Butter in der Sonne. Hätte sie ihm noch vor wenigen Tagen am liebsten gründlich die Leviten gelesen für das, was er Loki angetan hatte, konnte sie jetzt nicht anders, als Dankbarkeit zu empfinden. Thor hatte ganz offensichtlich erkannt, dass sein Bruder sich gründlich verändert hatte – und er nahm den 'neuen' Loki so selbstverständlich an, als habe es nie eine dunkle Seite an ihm gegeben. Tony Stark riss sie aus ihren Überlegungen. «Ich weiss, das Zepter gehört laut Loki nach Asgard. Aber wenn du einverstanden bist, Thor, würde ich es mir gerne noch ein wenig genauer ansehen. Nur so ein, zwei Tage. Wäre das okay für dich?» Thor warf einen raschen Blick auf Loki, der jedoch kaum merklich den Kopf schüttelte. 'Deine Entscheidung,' signalisierte er. Da nickte der blonde Riese. «Einverstanden, Stark. Du kannst das Zepter untersuchen. Schliesslich ist es nur fair, dass du die gleiche Chance bekommst wie die Hydra-Leute. Aber danach bringe ich es umgehend zurück nach Asgard.» «Alles klar!» Tony wandte sich an Banner. «Du hilfst mir doch?» Der Arzt und Wissenschaftler nickte. «Natürlich.» «Und morgen Abend schmeiss ich dafür 'ne Party für uns.» Stark war wieder ganz in seinem Element als Millionär und Playboy. «Ich lade alle ein, die wir kennen. Auch Maria Hill, Rhodey und... wie heisst noch mal dein Freund, Steve? Du weisst schon: der mit den Flügeln.» Steve Rogers lachte. «Sam Wilson.» Tony wandte sich schon an Jarvis: «Verschick gleich die Einladungen, mein Freund. Wir haben echt was zu feiern.» Er stockte kurz und meinte dann zu Loki: «Sie sind natürlich auch eingeladen.» Dieser lachte flüchtig. «Nein danke, Stark. Ich will euch eure Feier nicht ruinieren.» «Sie würden nicht...» setzte Tony an, aber Loki unterbrach ihn. «Sollten sie nicht vielleicht noch ein paar Tage warten, bis ihr Patient hier wieder auf den Beinen ist?» Er deutete auf Hawkeye. «Mister Barton wird schon in ein paar Stunden wieder ganz der Alte sein,» versicherte Jarvis elektronische Stimme. «Seiner Teilnahme steht also nichts im Wege.» Natasha, die bisher auffallend schweigsam gewesen war, wich keine Sekunde von Clints Seite. Entgegen Jarvis Worten wollte sie schon zum dritten Mal wissen, ob es ihrem Freund wirklich gut ging. Barton wurde es schliesslich zu bunt. Ein wenig genervt versicherte er der Black Widow, dass er schon beinahe wieder einsatzbereit sei. «Allerdings...» fügte er leiser hinzu und warf Loki einen sehr langen und nachdenklichen Blick zu, «...würde das wohl anders aussehen, wenn er nicht dafür gesorgt hätte, dass man mich da rausholte.» Natasha, die bisher auffallend schweigsam gewesen war, wich keine Sekunde von Clints Seite. Immer wieder wollte sie wissen, ob es ihm wirklich den Umständen entsprechend gut ging, und nach der dritten Nachfrage meinte der Patient ein wenig genervt, dass er schon wieder fast der Alte sei. «Allerdings...» fügte er leiser hinzu und warf Loki einen sehr langen und nachdenklichen Blick zu, «...würde das wohl anders aussehen, wenn er nicht dafür gesorgt hätte, dass man mich da rausholte.» «Es tut mir so leid, Clint!» sagte Natasha zerknirscht. «Ich hätte in deiner Nähe bleiben sollen. Aber ich dachte, du wärst...» «Du bist doch nicht mein Babysitter, Tasha!» fuhr Barton dazwischen. Er grinste schwach. «Umgekehrt hättest du das auch nicht gewollt.» Sie nickte und deutete unmerklich auf Loki. «Hast du dich schon bedankt?» Clint biss sich auf die Lippen. «Ich weiss nicht wie, Tasha. Um ehrlich zu sein...» Seine Stimme wurde noch leiser, damit ihn niemand hören konnte. «...ich versuche, dagegen anzukämpfen, aber der Kerl stürzt mich in völlige Verwirrung. Ich würde gerne behaupten, dass er irgendeinen Zweck damit verfolgte, mich zu retten, aber so viele Möglichkeiten ich auch in meinem Kopf herumwälze: mir fällt keine ein, bei der meine Rettung für Loki ein Vorteil gewesen wäre. Was dann wohl bedeutet, dass er mir einfach nur... helfen wollte. Aber genau das macht es so verflixt schwer für mich.» «Wie meinst du das?» «Ach komm, du weisst doch sicher, wie ich das meine. Ich habe ihn wie ein Stück Dreck behandelt, seit er hier ist. Alle anderen haben sich immerhin soweit zusamengerissen, dass sie ihn ihre Abneigung nicht deutlich haben spüren lassen. Aber ich...» «Clint!» Natasha legte ihm begütigend die Hand auf den Arm. «Jeder hier versteht, dass du die grösste Wut auf Loki hast. Wenn du mich fragst, sogar Loki selbst. Also mach dir keinen Kopf und bedank dich einfach bei ihm.» Sie grinste flüchtig. «Wie ich dich kenne, wirst du dir das sonst nie verzeihen, wenn du's nicht tust.» Clint brummelte etwas Unverständliches und schloss dann die Augen. Natasha begriff: er brauchte noch einen Moment Zeit. Nun, sie würde die letzte sein, die ihn zu etwas drängte. Zurück im Stark Tower verschwanden Stark und Bruce sofort mit dem Zepter. Tony allerdings nicht, bevor er Jarvis noch die Anweisung gegeben hatte, Thor und Loki jeweils ein Gästezimmer zuzuweisen. Loki grinste in sich hinein. So war das also: vollbringe eine gute Tat und du wirst nicht mehr wie ein Gefangener, sondern wie ein Gast behandelt. Nicht, dass er sich darüber hätte beschweren wollen! Er hätte sich beinahe entspannen können, aber wenn er ehrlich sein wollte, gefiel es ihm gar nicht, dass Tony mit dem Zepter herumspielte. Er kannte Starks Neigung zum Gebrauch von Dingen, die eigentlich ein wenig zu gross für ihn waren, und irgendwie wurde er das ungute Gefühl nicht los, dass sich was zusammenbraute. Da er aber niemandem konkrete Befürchtungen hätte nennen können, behielt er seine Gedanken für sich. Vielleicht war seine übertriebene Unruhe ja auch nur eine Folge seines neuen Daseins, eine Art typische Problematik von Sterblichen, die sich ja schliesslich durch alles Mögliche bedroht sehen konnten. Immer öfter ertappte sich Loki auch dabei, dass er an jene Zeit denken musste, wo er Thor quasi zu einem Leben als normaler Sterblicher auf Midgard verurteilt hatte. Klar, dass Odin den Bruder gleich ohne seine Kräfte hierher verbannen würde, nachdem er sich in anmassender Weise gegen die Befehle des Vaters gestellt hatte, hatte Loki wirklich nicht vorausahnen können. Aber natürlich war es ihm nur zu Recht gewesen, damals, wie die Dinge sich entwickelt hatten. Und als Odin dann auch noch in den Odinsschlaf gesunken und somit in Asgard nur noch ein möglicher König übrig geblieben war, hatte Loki die Gelegenheit mit beiden Händen gepackt. Ohne sich im Mindesten Gedanken darüber zu machen, wie es Thor wohl gehen mochte, hatte er den Bruder schliesslich auf Midgard besucht und behauptet, dass Odin gestorben und eine Rückkehr für ihn, Thor, aufgrund des Friedensabkommens mit Jotunheim leider unmöglich sei. Ja, er war sogar soweit gegangen zu behaupten, dass ihre Mutter selbst seine Rückkehr verboten hatte. Loki zuckte zusammen, als das Objekt seiner Überlegungen nach flüchtigem Klopfen den Kopf zur Tür hereinstrecke. «Willst du wirklich nicht mitkommen?» fragte Thor und schaute ihn aufmunternd an. «Melinda würde sich sicher freuen, wenn du dabei wärst.» «Ein Grund mehr, hierzubleiben,» erwiderte Loki ernsthaft. «Es ist sicher besser für sie, wenn nicht gleich jeder mitbekommt, dass wir...» Fast verlegen brach er ab. Was sagte er denn da? Thor lachte erfreut. «...zusammen seid? Sprich es ruhig aus. Und was das 'mitbekommen' anbelangt: glaubst du ernsthaft, dass die anderen noch nichts gemerkt haben?» «Die Avengers vielleicht. Aber es werden ja noch ein paar Gäste mehr da sein.» Loki machte eine unwirsche Geste, als Thor wieder den Mund öffnete. «Jetzt schwirr schon ab. Ich hab' ohnehin keine Lust auf Party heute Abend.» Mit einem Seufzer verschwand der Blonde. Nach wenigen Minuten erklang sanfte Barmusik. Loki, der es sich gerade auf dem Bett mit einem Buch gemütlich gemacht hatte, schrak hoch. Starks Angewohnheit, jeden noch so winzigen Raum mit seinem Netzwerk zu verlinken, war ja schon fast krankhaft. Er wollte gerade zum Monitor neben der Tür gehen, um ihn auszuschalten, als sein Blick auf Thor und einigen Partygästen hängen blieb. Auch Barton war dabei, und wer ihn sah, hätte nie geglaubt, dass er am Vortag noch von einem Streifschuss getroffen worden war. Jetzt behauptete er gerade, die Sache mit Thors Hammer, den niemand ausser ihm heben konnte, sei ein Trick. Loki musste grinsen. Das versprach amüsant zu werden. Was es auch wurde. Barton hatte natürlich keinen Erfolg, und nach ihm versuchten es Tony, dieser Typ namens Rhodey, Steve Rogers und Bruce Banner – keiner schaffte es, den Hammer auch nur um ein paar wenige Zentimeter zu bewegen. Loki konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Hatten die ernsthaft geglaubt, dass sie das persönliche Spielzeug des Donnergottes heben konnten? Wo das ja nicht einmal ihm, Loki, gelungen war? Er wollte sich eben umdrehen, als ein schriller Pfeifton erklang. Was war das denn? Stimmte mit dem Monitor etwas nicht? Aber ein rascher Blick auf den Bildschirm verriet ihm, dass er nicht der einzige war, der den Ton gehört hatte. Auch Stark und seine Gäste schraken alle zusammen. Sofort schlugen sämtliche Instinkte in Loki Alarm, und das ungute Gefühl, das ihn schon die ganze Zeit unterschwellig begleitete, verdichtete sich zu einer bösen Ahnung. Eine Ahnung, die sich leider wenige Sekunden später bestätigte, als nämlich eine der Türen zu Starks grosser Empfangshalle aufschwang und ein riesiger Roboter sichtbar wurde. Er sah zwar etwas zerlumpt aus – so hingen mehrere Drähte noch an ihm herunter – aber Loki beging nicht den Fehler, ihn für harmlos zu halten. «Würdig...» griff das Ding Thors letzte Worte auf, der den Freunden, die erfolglos seinen Hammer zu heben versucht hatten, erklärt hatte, dass sie eben nicht würdig seien. «...natürlich seid ihr nicht würdig! Ihr seid schliesslich alle Killer.» Loki hatte genug gesehen. Was immer dieses Ding war – es war keine von Starks Konstruktionen. Leise schlich er sich aus dem Zimmer und machte sich auf zur grossen Halle. Unbemerkt vom Roboter, wie er hoffte. Aber sicher war er sich da nicht, denn irgendeine innere Stimme sagte ihm, dass dieses Ding mit Starks Netzwerk verlinkt war. Was natürlich bedeutete, dass es seine Augen und Ohren überall hatte. Als Loki den Raum, wo die Party stattfand, erreichte, sah er gerade, wie Stark verzweifelt versuchte, Jarvis zu erreichen. Dieser gab jedoch keine Antwort. Der Roboter sagte etwas wie 'ich musste ihn töten', woraufhin Thor seinen Hammer hob, Melinda Crave und Maria Hill nach ihren Schusswaffen griffen und auch die Avengers sich kampfbereit machten. Eine Sekunde später zerschnitt ein lauter Knall die Stille, und mehrere von Starks Robotern kamen herein geflogen. Sie standen ganz offenbar nicht mehr unter der Kontrolle ihres ursprünglichen Schöpfers, sondern unter der dieses unheimlichen Roboters. 'Das dürfte wohl das Ende der Party sein,' dachte Loki zynisch, ehe in dem Raum das reinste Inferno losbrach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)