Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 42: Mutmassungen ------------------------ «Eines will mir einfach nicht so recht in den Kopf, Sir.» sagte Alphonso Mackenzie, während er sich immer wieder die Bilder aus seiner und Coulsons Headcam anschaute. Wieder und wieder spulte er die Szene ab, als Loki sie beide in einem magischen Energiekreis in Sicherheit gebracht hatte. «Warum hat Loki es damals nicht geschafft, seinen Plan zu verwirklichen?» «Seinen Plan?» Coulson war seinerseits in den Untersuchungsbericht von Jemma über die beiden Wissenschaftler vertieft, die jetzt auf der Krankenstation lagen. Seine Antwort klang daher ziemlich zerstreut. «Damals in New York, meine ich… Als er die Erde unterjochen wollte.» Mack richtete sich auf und sah Coulson eindringlich an. «Nach allem, was wir jetzt von Loki gesehen haben, werde ich das dumpfe Gefühl nicht los, dass ein Typ wie er das hätte schaffen müssen.» Damit hatte er nun Coulsons volle Aufmerksamkeit erregt. Der neue Director von SHIELD wandte sich um und fragte vorsichtig: «Worauf wollen sie hinaus, Mack?» Alphonso holte tief Luft. «Darauf, dass Loki absichtlich verloren haben könnte.» «Das ist doch Blödsinn!» Daisy, welche eben zur Tür hereinkam und die letzten Worte gehört hatte, schnaufte laut «Die Avengers waren einfach besser als er – Punkt.» «Daisy, sei mal realistisch, ja. Lokis Fähigkeiten sind unglaublich viel grösser, als wir bisher angenommen hatten. Ausserdem ist er so gut wie unverwundbar und ein so verflixt guter Kämpfer, dass er auch den besten unserer Agenten schlicht alt aussehen liesse… Entschuldige, aber da zu behaupten, die Avengers wären einfach besser gewesen, klingt für mich doch sehr naiv.» Daisy schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. «Also, der Hulk war eindeutig stärker.» Mack erwiderte das Lächeln flüchtig. «Zugegeben… das dürfte wohl stimmen. Aber davon mal abgesehen: je länger ich drüber nachdenke, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass Loki nicht mit ganzem Herzen bei der Sache war. Bei der Eroberung der Welt, meine ich.» «Schön und gut.» Daisy, praktisch wie immer, lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer wieder in die Gegenwart zurück. «Doch was hilft uns das bei der Frage, wo Loki jetzt steckt?» «Diese Frage beantwortet es sicher nicht,» erwiderte Mack ungerührt. «Aber meiner Meinung nach beantwortet es die Frage, ob er abgehauen ist oder nicht. Und die Antwort darauf ist ein eindeutiges Nein.» «Worauf genau wollen sie hinaus, Mack?» fragte Coulson ruhig. «Dass ihn jemand entführt hat.» «Loki..? Entführt?» Daisy verschluckte sich beinahe. «Das müsste aber jemand sehr Mächtiges gewesen sein!» Mack nickte ernst. «Ganz genau.» «Und wie kommen sie auf die Idee?» wollte Coulson wissen. Er widerstand dem ersten Impuls, Macks Worte als lächerlich abzutun. «Wir haben ihn doch schreien hören, nicht wahr? Kurz, bevor sich der Energiekreis auflöste und wir die zwei Wissenschaftler fanden. Selbst wenn die beiden Loki irgendwie verletzt gehabt hätten, wäre er ja wohl trotzdem noch da gewesen. Aber er war spurlos verschwunden – weshalb ich davon ausgehe, dass da noch jemand gewesen ist. Jemand, den selbst Loki nicht wahrgenommen hat. Bis es zu spät gewesen ist.» «Oder jemand, der erst in dem Moment dazugekommen ist, als die beiden Wissenschaftler wieder materialisiert wurden.» murmelte Coulson. «Oder aber…» Daisy hob herausfordernd die Augenbrauen. «Loki hat schlicht und einfach die Gunst der Stunde genutzt und sich aus dem Staub gemacht.» Als Mack sie mit einem leicht finsteren Blick bedachte, fügte sie fragend hinzu: «Was spricht dagegen?» «Die Tatsache, dass Loki gar nicht erst mit uns hätte mitkommen müssen.» antwortete Coulson anstelle des Schwarzen. Daisy öffnete den Mund… und schloss ihn wieder. «Okay Jungs, die Runde geht eindeutig an euch. Bleibt also die Frage: wo steckt er? Und wer hat ihn?» «Finden wir’s raus!» ------------------------------------------ Die Wissenschaftlerin Dr. Lucy Bauer war endlich aufgewacht, und Coulson konnte seine Ungeduld, sie zu befragen, kaum noch zügeln. Jemma Simmons bestand jedoch darauf, dass er ihr wenigstens die Möglichkeit gab, sich erst in der neuen Situation zurecht zu finden. «Lassen sie mich ihr erst einmal alles in Ruhe erklären, Sir.» sagte sie bestimmt. «Danach können sie gleich zu ihr.» «Wieso? Es geht ihr körperlich doch gut?» «Ja. Jetzt wieder. Aber sie sollten nicht vergessen, dass sie über Monate lang keinen richtigen Körper hatte und verzweifelt versuchte, sich wieder zu materialisieren. Dass es nun so überraschend schnell geschehen ist, könnte ein kleiner Schock sein.» Coulson lenkte ein. Aber er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief, auch wenn er nicht hätte sagen können, weshalb. Er hoffte, dass die Wissenschaftlerin ihnen berichten konnte, was da genau in diesem Stollen vorgefallen - und weshalb Loki verschwunden war. Denn da gab es etwas, das Coulson seinen Leuten nicht gesagt hatte: nämlich dass er ahnte – nein, spürte! – dass Loki in Gefahr war. Nicht, dass ihn das normalerweise besonders aufgeregt hätte... Wäre da nicht gleichzeitig die erschreckend sichere Vermutung gewesen, dass sie Loki unbedingt brauchten. Wofür... da hatte er allerdings keine Ahnung! Diese seltsame Verbindung mit Loki... Coulson fragte sich wiederholt, ob sie ihn vielleicht langsam verrückt werden liess. Und er hatte erst recht keine Ahnung, ob er sie als Segen oder als Fluch betrachten sollte... «Sie können jetzt zu ihr.» holte ihn Jemmas Stimme aus seinen Gedanken. «Ihr Mann ist immer noch sediert, da seine Gehirnströme äusserst unruhig und seine Herzfrequenz gefährlich erhöht ist. Doch sie ist ansprechbar.» «Danke, Jemma.» Coulson richtete seine Krawatte und folgte der jungen Ärztin ins Krankenzimmer. Was er dann allerdings von der Wissenschaftlerin zu hören bekam, erschien ihm zunächst schlicht zu fantastisch, um glaubwürdig zu sein. Ihren Worten zufolge waren plötzlich, nachdem Loki es geschafft hatte, sie und ihren Mann wieder vollständig zu materialisieren, weitere ‘Geister’ aufgetaucht. «Echte Geister!» wie sie, immer noch sichtlich geschockt, berichtete. «Es waren mehrere... Ich habe sowas noch nie gesehen. Und dieser Mann, der uns gerettet hat...» Sie stockte, unterbrach sich. «Wenn ich gewusst hätte, dass Hilfe so einfach möglich wäre, wäre ich gleich zu SHIELD gekommen. Der schwarzhaarige Agent, der uns unsere Körper zurückgegeben hat, ist einer ihrer Inhumans, richtig? Er ist unglaublich gut... und mächtig.» «Loki ist vieles... aber ganz sicher kein Mensch: weder ein Inhuman noch ein gewöhnlicher!» Die Augen der Frau wurden gross. «Loki..?» Der Name schien ihr entfernt bekannt vorzukommen. «Sie wollten uns erzählen, was dann passiert ist?» «Richtig.» Sie versuchte, sich zu konzentrieren, doch es fiel ihr offenbar noch schwer. «Wie gesagt, auch ihr Ag.... äh, dieser Mann, war überrascht. Das konnte ich deutlich sehen. Doch was dann passiert ist...» Sie zuckte leicht die schwachen Schultern. «Das Letzte, was ich mitbekommen habe, war ein flammender Kreis und dann ein Blitz aus den Händen dieser Geister, der uns bewusstlos schlug.» «Also ist nicht Loki dafür verantwortlich, dass sie das Bewusstsein verloren hatten?» hakte Coulson nach. Tief in sich drin hatte er es bereits gewusst. «Nein, nein. Er hat nicht anderes getan, als uns zu helfen. Auch wenn Jake und ich...» Sie deutete auf ihren immer noch besinnungslosen Mann auf der anderen Liege, «...das zunächst nicht begriffen. Wir dachten, er wollte uns angreifen, und haben versucht, uns zu wehren, indem...» Eine feine Röte überzog ihr Gesicht, und Coulson wusste, was sie nicht aussprechen wollte: die ‘Abwehr’ der beiden Entmaterialisierten hatte jeweils darin bestanden, durch andere Menschen hindurch zu gehen – und sie damit in den Wahnsinn zu treiben. «Das hat bei Loki wohl nicht funktioniert, wie?» fragte Coulson mit einem leicht bissigen Lächeln. Die Frau blieb ernst. «Nein, hat es nicht.» «Also haben diese Geister Loki entführt?» fragte Coulson – es klang jedoch, als spräche er mehr zu sich selbst. «Wer sonst? Bevor die auftauchten, sagte dieser... Loki noch, dass jetzt alles in Ordnung käme. Wir würden wieder feste Körper haben und...» Ihre Augen richteten sich erwartungsvoll auf den Agenten, «Und er sagte, dass er uns zu SHIELD bringen würde, wo man uns helfen könnte, uns wieder in unseren... sozusagen neuen Körpern zurechtzufinden.» Sie hob ihre Hand und betrachtete sie staunend. «Er hatte Recht: es ist gar nicht so einfach, sich wieder daran zu gewöhnen...» «Sie haben früher für Hydra gearbeitet.» warf Jemma ein. Es war eine Feststellung, keine Frage. Lucy Bauer schloss beschämt die Augen. «Ja. Und wir hatten auch Zugang zum Darkhold... Wir wurden damit beauftragt, die Geheimnisse dieses Buches zu entschlüsseln. Doch je mehr wir darin eintauchten, desto klarer wurden zwei Dinge: erstens – Hydra durfte dieses Wissen niemals bekommen. Und zweitens...» Tiefe Röte überzog auf einmal ihr Gesicht. «Zweitens...» Lucy Bauers Stimme brach. «Zweitens wurden sie so sehr von dem Buch verreinnahmt, dass sie ihr Wissen schlicht auch mit niemandem mehr teilen wollten.» vollendete Coulson den Satz für sie. Als die Frau ihn verdattert anstarrte, lächelte er ihr begütigend zu. «Wir haben von der dunklen Gefahr gehört, die vom Darkhold ausgeht. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie.... vereinnahmt wurden. So sehr, dass sie sich selbst niemals aus diesem Bann hätten lösen können.» «Danke.» hauchte Lucy Bauer schwach. «Wissen sie: bis gestern noch waren meine Gedanken völlig verworren und irrational. Obwohl ich zwischendurch Momente hatte, in denen ich klar erkennen konnte, dass mein Tun der reine Wahnsinn war... Aber diese Momente wurden immer wengier. Doch jetzt – ich fühle mich wie neu geboren.» «Das sind sie in gewisser Hinsicht auch.» erwiderte Jemma und legte Coulson die Hand auf den Arm. «Wir sollten sie jetzt wieder etwas ausruhen lassen.» Als die beiden Agenten wieder unter sich waren, fragte Jemma: «Also wurde Loki tatsächlich entführt und ist nicht... einfach abgehauen?» «Es sieht ganz danach aus.» Coulsons Antwort klang trocken. «Aber Sir, das bedeutet...» Jemma wusste nicht recht, wie sie es formulieren sollte, und beschloss dann, geradeaus zu sagen, was in ihr vorging. «Das bedeutet, dass er uns wirklich geholfen hat.» «Ja, das bedeutet es dann wohl.» Coulson holte tief Luft. «Und deshalb werden wir jetzt ihn zu finden.» «Und wie?» «Indem wir da anfangen, wo er verschwunden ist.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)