Die andere Frau von Yxcyxc ================================================================================ Kapitel 12: Ein Entschluss -------------------------- Der Schweiß lief sein Gesicht herab und seine Faust schnellte zum wiederholten Male durch die Luft. Seine Arme und Beine brannten, aber der Schmerz gab ihm ein Gefühl der Genugtuung. Seit Wochen hatte er nicht die Zeit für sein Training gefunden , stattdessen hatte er sich völlig dem Mysterium gewidmet, das er in sein Haus gelassen hatte. Wieder schnellte sein Arm durch die Luft. Ein Schweißtropfen perlte in sein rechtes Auge und er wischte sich unwirsch darüber. Die körperliche Erschöpfung nach der er sich sehnte, schien auch nach den vielen Stunden des Trainings nicht eintreten zu wollen. Er konnte noch immer ihren enttäuschten Blick auf seinem Gesicht spüren. Enttäuschung. Das war es gewesen. Keine Wut, keine Verzweiflung, nur die bloße Enttäuschung darüber, dass jener Zweifel den Broly zu säen versuchte, offenbar in ihm aufkeimte. Wer war sie schon, dass seine Gedanken um sie kreisten? Dass es ihm etwas ausmachte sie enttäuscht zu haben? Sie war ein nichts. Ein Zeitvertreib. Sie zu besitzen war ein Racheakt. Sie auf seiner Seite zu wissen und sich das Gesicht seines Gegners vorzustellen, während er sie nahm, verschaffte ihm zum ersten Mal seit so vielen Jahren das Gefühl von Glück. Und dennoch war sie nicht mehr als eine Mätresse. Sie teilte sein Bett und stand deshalb unter seinem Schutz. Sie war nur die "andere Frau", neben jener die er gezwungen war an seiner Seite zu belassen. Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken. Seine Hände stützten sich auf den harten Fliesen ab. Wieso nur fühlte er sich von ihr hintergangen? Es wäre ein Leichtes sie in ihre Einzelteile zu zerlegen und Broly zukommen zu lassen. Es wäre ein Leichtes dadurch einen Krieg zu beginnen, den er gewinnen würde. Und dennoch schien es nichts zu geben, dass ihm möglich machte die Hand gegen sie zu erheben. Gegen jene blauen Augen, die ihn mal sanft, mal unnachgiebig, mal lustvoll und mal traurig ansahen und ihn so sehr an die Augen erinnerten die all das hier erst ausgelöst hatten. Broly war sein Freund gewesen, vielmehr noch sein Bruder. Für sie hatte es keinen Unterschied zwischen ihnen gegeben, nur Kameradschaft und Zuneigung. Er war so viel weniger allein gewesen, weil er den Jungen an seiner Seite gewusst hatte und die Einsamkeit die nach dessen Flucht in seinem Herzen wohnte, war nie wieder verschwunden. Vegeta hatte getrauert. Getrauert um seine Tante und seinen Bruder, den er für immer verloren glaubte. Es hatte Tage gegeben an denen er sich gewünscht hatte, dass Broly das Werk, das in der Narbe auf seiner Brust gemündet war, vollendet hätte. Dass jemand anderes seinen Platz an der Spitzes dieses Hauses eingenommen hätte. Aber mit den Jahren war jene Seite an ihm immer mehr in den Hintergrund gerückt. Seine Grausamkeit war übermächtig geworden und das Glück, das ihm fehlte, ersetzte er durch seine Feldzüge. Er wollte Macht. Macht die jene Lücke ausfüllen sollte, die er in seinen Träumen noch spüren konnte. Und plötzlich, war sie in sein Leben getreten und hatte diese Lücke mit ihrem zaghaften Lächeln gefüllt. Es war mehr als die reine Begierde nach ihrem Körper, die er fühlte. Sie gab ihm etwas, das ihn zu erfüllen schien. Und eben jenes Gefühl wollte Broly ihm nehmen. Eben jenes Gefühl sah er nun in Gefahr, jetzt da er wusste, dass seiner Warnung vielleicht im Kern eine Wahrheit innewohnte. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust. Seine Nägel kratzten dabei unangenehm über den steinernen Boden. Er hob sie an und ließ sie dann mit seiner gesamten Kraft zurückschnellen. Rotes Blut füllte die Risse aus, die auf der Fliese entstanden waren und bildeten dort ein beinah kunstvoll anmutendes Mosaik. Er musste sich endlich entscheiden, wem er vertrauen konnte. -- Ein Gefühl tiefer Erleichterung machte sich in ihm breit, als er jenen schmalen Zugang zu dem Grundstück seines Herrn sehen konnte. Seine Beine zitterten, weil er sie über Tage gezwungen hatte einen Schritt nach dem anderen zu gehen, ohne ihnen eine Rast zu gönnen. Die Ma-JIN waren ihm dicht auf den Fersen gewesen und er konnte es nicht riskieren ihnen erneut in die Hände zu fallen, denn das hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Nur langsam schienen die letzten 400 Meter bis zum Tor des Anwesens sich zu verringern, seine Augen hielten starr nach einer Wache Ausschau. Als er das Tor beinah erreicht hatte, seine Beine ihm in einem letzten Anfall von Kraft Zentimeter um Zentimeter nach vorne trugen, ganz von jenem Wunsch erfüllt, endlich nach Hause zurückzukehren und endlich preisgeben zu können, welch grausames Spiel im Süden gespielt wurde, spürte er einen dumpfen Schlag an seinem Kopf. Kakarott registrierte die anderen Person, war jedoch nicht mehr in der Lage etwas gegen den Angriff zu unternehmen. Er sank keine 100 Meter vor seinem zu Hause zusammen und fiel der Länge nach auf den von Kieselsteinen übersäten Weg. Seine Augen rissen sich in einer letzten verzweifelten Geste auf, als er fühlte wie jemand seinen Kopf an seinem Haarschopf brutal nach oben riss und ihm ins Gesicht grinste: "Hast du wirklich geglaubt, wir würden dich nicht finden?" Dann wurde es dunkel und er sank in einen traumlosen Dämmerzustand. -- Bulmas Augen waren gerötet als er den Raum betrat. Chichi stand neben ihr und deutet eine leichte Verbeugung an. "Lass uns allein." Chichi nickte und ging stumm an ihm vorbei. Das leise Klicken des Schlosses war zu hören und er schritt zu der Frau hinüber die ihn kaum ansah. "Deine Tränen werden sie nicht wieder lebendig machen." Bulma erwiderte nichts. Der Anblick ihrer Freundin hatte sie verstummen lassen. "Sieh mich an, wenn ich mit dir spreche." Sie hob den Kopf und blickte ihn an. "Der Tod ist etwas Unausweichliches im Krieg. Auch wenn er Unschuldige trifft." "Sie war meine Freundin." Bulmas Stimme zitterte. "Sie musste sterben, weil ich bei dir bin." Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. "Ich habe ihr Blut an meinen Händen." Vegeta setzte sich und sah sie lange an. "Das Blut deiner Feinde wird ihren Tod rächen." "Das Blut eines Menschen wird den Tod eines anderen nicht relativieren! Es wird nicht ungeschehen machen, dass ihr Freund und ihre Tochter leiden." "Und dennoch wirst du Genugtuung finden, sobald du jenen die deiner Freundin das antaten bei ihrem letzten Atemzug zusehen wirst." Bulma erhob sich in einer raschen Bewegung und trat auf ihn zu. "Ich werde niemals Genugtuung in dem Tod eines Menschen finden!" "Doch. Das wirst du." Vegeta erhob sich ebenfalls und trat an sie heran. Ihr kleiner Körper zitterte, als er sie an sich zog, aber sie wehrte sich. Sie wollte seine Nähe nicht, aber seine kraftvollen Arme zwangen sie dazu ihren Körper an seiner Brust zu belassen. "In was für ein grausames Spiel hast du mich da hineingezogen?" Ihre Stimme bebte. "Die selbe Frage könnte ich dir stellen. Bist du denn nicht der Grund für all das? Glaubst du deine Freundin wäre noch am Leben, wenn ich dich nicht gesucht hätte?" Er schob sie leicht von sich und blickte ihr ins Gesicht. "Vermutlich wärst du zusammen mit ihr gestorben. Vermutlich wäre jeder den du kennst sinnlos ermordet worden." Seine Arme sanken herunter und gaben sie frei. "Ich wäre lieber mit ihnen zusammen gestorben, als zu wissen, dass ich der Grund für all das bin." Sie senkte den Blick. "Dein Tod wäre nur der Anfang gewesen und nicht das Ende." Seine Hand wanderte an ihre Gesicht und fuhr eine Tränenspur nach die auf ihrer Wange glitzerte. "Diese Botschaft war nicht an dich gerichtet. Sie galt alleine mir." "Das ändert nichts daran, dass..." "Es ändert eine Menge." Er fuhr mit seiner Hand an ihr Kinn und drückte es nach oben. Wieder waren es die blauen Augen, die ihn an jenen letzten Blick seiner Tante erinnerten. "Ich habe beschlossen dir zu vertrauen. Ich zweifle nicht länger daran, dass Broly dich nur benutzt, um Zweifel in mir zu streuen." Er entließ sie aus seinem Griff, aber ihre Augen blieben beharrlich auf sein Gesicht gerichtet. "Ich habe eine Entscheidung getroffen." Vegetas Blick verfinsterte sich. "Ich werde in den Süden reisen. Allein. Ich werde mich Broly ausliefern und darauf hoffen, dass er einen Kampf zwischen uns stellvertretend für einen Krieg annimmt. Ich werde ihm gestatten sein Werk zu vollenden, sofern er stark genug dazu ist." Bulmas Augen weiteten sich. "Du...nein...das ist Selbstmord!" "Er ist ein Ma-JIN. Er kennt unsere Regeln. Er hat nach ihnen gelebt. Er wird mir die Gelegenheit geben als Stellvertreter meiner Familie den Tod Vieler durch einen Kampf zu verhindern." "Er hasst dich! Er wird sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, dich zu töten. Selbst wenn er verliert wird er..." "Dann soll es so sein." "Du kannst nicht..." "Es ist beschlossen. Es ist meine Aufgabe als Familienoberhaupt die Mitglieder der Saiya-JIN zu schützen. Ich reise in drei Tagen ab." In Bulmas Kopf formten sich Worte des Widerspruchs, aber sie wusste, dass es aussichtslos war sie auszusprechen. Stattdessen nickte sie und presste ihren Körper erneut gegen seinen. Es war das erste Mal, dass sie jene Gefühle die sie für den Mann vor sich hatte, deutlich spüren konnte und sie bemerkte wie sich deshalb eine quälende Angst vor seinem Verlust in ihr breit machte. -- Ihre kalten Augen ruhten auf seinem Gesicht, dann nickte sie. "Was wird passieren, wenn du stirbst?" "Sei unbesorgt, ich gedenke nicht zu verlieren." "Es gibt keinen Erben. Niemand wird das Haus legitim regieren können." Sie ballte ihre Hände zusammen. "Was wird aus mir werden? Ich habe keine Berechtigung..." "Die Nachfolge ist geregelt. Auch ohne einen Erben. Die Familie wird zusammen bleiben und dich schützen, auch ohne mich als deinen Ehemann." "Aber..." "Du wirst deine Stellung verlieren, aber nicht deinen Platz bei den Saiya-JIN." "Wieso tust du das?" "Weil es meine Pflicht ist. Die Gefahr ist zu groß. Sie wissen um unseren Sitz hier, sie könnten jederzeit mit ihren Männern hier eindringen. Es ist unnötig das Blut meiner Familie vergießen zu lassen, wenn..." "Sie werden kommen und uns holen! Sie werden deinen Tod nicht als..." "Schweig!" Vegeta sah sie erzürnt an. "Glaubst du wirklich ich würde das riskieren?! Er ist einer von uns, er kennt die Regeln und wird danach handeln." "All das nur wegen einer Hure die du von der Straße geholt hast?" Ihre Lippen umspielte ein abfälliges Lächeln. "Dafür gibst du all das hier auf?" "Du solltest aufpassen wie du mit mir sprichst, Lazuli. Mach mich nicht wütend." "Meine Familie gab dir ihr Geld. Du hast versprochen mir einen Erben zu schenken und mich als Frau an deiner Seite zu behalten. Und jetzt reist du in den Süden, wo man dich töten wird, um eine andere Frau zu schützen? Und du erwartest, dass ich dir dafür Respekt zolle?" Sie lachte kurz auf, ehe sie seine Hand an ihrem Gesicht spürte und ihr die Luft wegblieb. Schmerzhaft umfasste er ihr Kinn und drückte sie zu Boden. "Sie ist keine Hure. Eine Hure verkauft sich selbst für Geld. So wie es deine Eltern mit dir taten. Ich dulde es nicht, dass du mir keinen Respekt zollst. Ich habe dich stets gut behandelt, ich habe dir beigewohnt und bei Gott versucht einen Erben zu zeugen. Ich war liebevoll und habe dir alles gegeben was du wolltest. Ich warne dich also ein letztes Mal: Stell meine Entscheidung nie wieder in Frage." Er entließ ihr Kinn und richtete sich wieder auf, dann verließ er ohne ein weiteres Wort ihre Räumlichkeiten. Die blonde Frau blieb zunächst reglos zurück, ehe sich auf ihrem Gesicht langsam ein Lächeln ausbreitete. Sie erhob sich und trat an eine Kommode heran, aus dessen oberster Schublade sie ein Handy herauszog. Sie nahm es an sich, schritt dann zu einem kleinen Tisch in der Ecke des Raumes und öffnete eine darauf befindliche Schatulle, aus der sie eine kleine Chipkarte zog. Noch immer war ihr Gesicht von einem Lächeln gezeichnet, ehe sie sich an den Tisch setzte, an dem sie eben noch mit jenem Mann gesessen hatte, den sie mehr als alles andere hasste. Vorsichtig schob sie die kleine Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz des Handys, wartete dann bis dieses sich in Betrieb gesetzt hatte und gab einen Code ein. Nach einigen Sekunden drückte sie auf das Display. Das Gerät hatte nur eine einzige Nummer im Speicher. Sie hörte das Freizeichen zweimal ertönen, ehe sie seine Stimme am anderen Ende hörte. "Schwester. Endlich." "Er wird in zwei Tagen abreisen." Sie sprach mit gedämpfter Stimme. "Hat er dir das gesagt?" "Er hat sich von mir verabschiedet." "Sehr gut. Das bedeutet, dass bislang alles nach Plan verläuft." "Geht es dir gut?" "Man hat mich in den Stand eines Ma-JIN erhoben." "Das beantwortet nicht meine Frage." "Es geht mir gut. Sei unbesorgt. Es wird nicht mehr lange dauern, ehe wir uns wiedersehen." "Ich vermisse dich." "Und ich vermisse dich." Stille trat ein, dann hörte die blonde Frau ein Seufzen am anderen Ende und schloss die Augen. Sie hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen. Sie vermisste seine Berührungen. "Wann?" Fragte sie dann tonlos. "Sobald er erledigt ist komme ich um dich zu holen. Trag nur Sorge dafür, dass die andere Frau dann bei dir ist. Du darfst sie unter keine Umständen aus den Augen lassen." "Ich werde Sorge dafür tragen, dass sie am Tag deiner Ankunft hier ist." Wieder trat Stille ein. "Ich liebe dich." "Und ich liebe dich." Erneut hörte sie ein Seufzen, ehe die Verbindung beendet wurde. Die blonde Frau sah noch einen Augenblick auf das Display, schaltete das Telefon dann ab, entnahm die Karte und verstaute sie wieder in der Schatulle. Dann trat sie an die Kommode und legte das Telefon zurück, schob die Schublade zu und setzte sich dann erneut an den Tisch. -- Bulma erwachte schweißgebadet. Irritiert schaute sie sich um. Die Sonne war bereits untergegangen. Sie musste am Mittag eingeschlafen sein. Einen Augenblick glaubte sie all das Unglück nur erträumt zu haben, redete sich ein, dass sie gleich zu ihrer Schicht in die Bar aufbrechen würde, wo Maron auf sie wartete und sich wie so oft immer und immer wieder dafür entschuldigte, dass sie früher gehen musste. Dann registrierte sie den Geruch um sich herum. Es roch fremd. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie noch immer in diesem Albtraum gefangen war. In diesem Traum war sie eine Gefangene, eingesperrt in einem Haus, dass man zu stürzen versuchte, ein kaltes Gebäude in dem die Leiche ihrer Freundin lag und aus dem sie nicht entfliehen konnte, ein Heim das einem Mann gehörte, der offenbar genug von diesem Spiel hatte. Am Ende- da war sie sicher- würde dieser Ort hier ihr Grab werden. Es klopfte und Bulma erhob sich. Eine der schwarzhaarigen JIN-Frauen kam herein. "Vegeta-sama schickt nach dir. Du sollst ihm bei seinem Abendessen Gesellschaft leisten. Das hier..." Sie hob einen Kleidersack hoch "...wünscht er sich an dir zu sehen." Sie trat einige Schritte in den Raum hinein und legte den Sack über einen Sessel. "Du hast eine Stunde." Ohne weitere Erklärung verließ sie das Zimmer wieder und ließ Bulma zurück. Es dauerte nur kurz ehe die Tür ohne ein Klopfen erneut geöffnet wurde und jene blonde Frau die Bulma nur ein einziges Mal gesehen hatte eintrat. Ihr kurze Haare waren akkurat frisiert und an ihrem Körper fiel ein langes seidiges Kleid entlang. Ihre blauen Augen musterten Bulma. "Du musst wissen, dass ich noch nie ein Wort an eine Geliebte gerichtet habe." Stille trat ein. Bulma wusste nicht was sie erwidern sollte. "Ich bin gekommen um zu sehen, für wen mein Ehemann den sicheren Tod wählt." Bulma schluckte schwer. Die Betonung ihrer Worte verriet, dass dies kein höflicher Besuch war. "Also?" Bulma schluckte erneut. Die Frau durchschritt da Zimmer und setzte sich auf einen Sessel. Ihr Blick war kühl und fragend. "Bist du stumm?" Sie lächelte süffisant. Bulma fasste sich wieder, schritt dann ebenfalls durch den Raum und setzte sich auf einen zweiten Sessel. "Verrätst du mir deinen Namen?" "Bulma." "Ich bin Lazuli." Sie lächelte noch immer. "So allerdings darf mich nur mein Mann nennen. Für dich bin ich C18." Wieder trat Stille ein. Bulma hatte noch nie jemanden getroffen der derart kühl wirkte. Sie verstand plötzlich was Vegeta gemeint hatte, als er über seine Frau gesprochen hatte. "Vegeta wird in den Süden reisen und ich habe den leisen Verdacht, dass er das deinetwegen tut." Ihre Augen verengten sich. "Wenn er stirbt erleiden wir dasselbe Schicksal." Sie legte den Kopf etwas schief, hob dann einen Arm und fuhr sich mit der Hand durch ihr seidig anmutendes Haar. "Daher hielt ich es für klug dich zu warnen." "Wovor?" "Davor was man tun wird, wenn wir keine Berechtigung mehr haben den Schutz der JIN in Anspruch zu nehmen." "Ich gedenke nicht den Schutz deiner Familie in Anspruch zu nehmen." "Als ob du eine Wahl hättest." Sie lachte kurz auf. "Glaubst du, du könntest hier einfach herausspazieren und all das hinter dir lassen, sobald Vegeta tot ist?" Wieder lachte sie auf. "Dir wird es wie mir ergehen, nur das du kein echter Teil dieser Familie bist." Wieder taxierte sie Bulma mit ihren Augen. "Ich bin deshalb hier um dir ein Angebot zu machen." Bulma versuchte ihrem Blick standzuhalten. "Im Gegensatz zu dir wird man mich auch nach Vegetas Tod dulden. Meine Stellung ist zwar von keinem Erben abgesichert, aber ich wäre immerhin die Witwe des Familienoberhauptes. Vielleicht wird man mich auch erneut verheiraten. Vielleicht wird das neue Oberhaupt mich als die einzig annehmbare Frau an seiner Seite sehen. Vielleicht nehme ich auch den Platz einer oberen Dienerin ein. In jedem Fall aber wird man mich in Frieden leben lassen." Sie lächelte erneut süffisant. "Du hingegen bist nur eine Geliebte und damit Freiwild sobald der Tod meines Mannes eintritt. Da es dann niemanden gibt der ein Recht an dir hat, werden die Männer sich auf dich stürzen. Sie werden dich benutzten wie es ihnen beliebt. Solange bist du das Zeitliche segnest." Sie lächelte noch immer. "Natürlich kannst du fliehen. Aber man wird dich finden. Von daher kannst du es auch gleich bleiben lassen." Sie verstummte kurz und studierte Bulmas ausdruckslose Miene. "Du musst wissen, dass ich dein Leid teile und deshalb gewillt bin dir zu helfen." "Inwiefern?" "Du bist ebenso wenig freiwillig hier wie ich es bin. Das eint uns." Ihr Lächeln wurde jetzt sanfter, erreichte aber ihre Augen nicht. "Ich biete dir also an dich zu schützen, sobald du deine Stellung als Geliebte verlierst." "Wieso?" "Ich sagte doch: Wir sind beide nicht freiwillig hier. Ich erkenne an, dass du unverschuldet in dieser Situation steckst. Ich will dich davor bewahren einen Fehler zu machen." Wieder lächelte sie sanft. "Bevor du also auf die Idee kommst zu fliehen, weil du nicht als Hure der unteren Riege enden willst, biete ich dir an dich mir anzuschließen. Man wird mir als Witwe des Obersten einige Dinge zugestehen und ich werde verlangen, dass man dich in meine Obhut überstellt." Sie erhob sich jetzt. "Meine Familie hat den JIN einen hohen Preis gezahlt. Und sie werden bereit sein es wieder zu tun, um meine Stellung hier abzusichern. Du kannst dir also sicher sein, dass die Verhandlungen um meine neue Stellung sehr gut für mich verlaufen werden. Ich werde unter anderem deine Unantastbarkeit verlangen. Wenn du willst kannst du dir einen der Männer als deinen Gefährten wählen." Sie blickte Bulma noch einmal an und bewegte sich dann in Richtung der Tür. Als sie diese erreicht hatte, drehte sie sich ein letztes Mal um. Ihre Augen waren noch kälter als zuvor. "Ich hoffe du denkst über meinen Vorschlag nach. Es wäre schade um dich." -- "Du bist zu spät." Seine dunklen Augen sahen sie strafend an und deutete auf einen Stuhl ihm gegenüber. "Ich habe Besuch bekommen." Bulma setzte sich und betrachtete die ausladend gedeckte Tafel, die dem Anlass einer Henkersmahlzeit wenig entsprach. Vegeta zog fragend eine Augenbraue hoch. "Deine Frau war bei mir." Bulma beobachtete wie sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte. "Was wollte sie?" "Sie..." Bulma schüttelte ungläubig den Kopf während sie weitersprach "...warnte mich und hat mir angeboten mir zu helfen." "Was genau hat sie gesagt?" "Sie hat mir gesagt, dass ich, solltest du sterben, in diesem Haus keine Berechtigung mehr habe und damit zu Freiwild werde. Und sie bot mir an mich unter ihren Schutz zu stellen." Vegeta blieb stumm und schenkte ihr einen ungläubigen Blick. "Sie riet mir davon ab dieses Haus zu verlassen und zu versuchen vor deinen Leuten zu fliehen. Sie sagte sie sehe eine Ähnlichkeit zwischen uns und deshalb wolle sie mir helfen." "Eine Ähnlichkeit?" Bulma nickte. "Sie sagte wir seien beide nicht freiwillig hier und das sie mir an meiner Stellung hier keine Schuld gibt. Deshalb bat sie mir ihre Hilfe an, um mir ein schlimmeres Schicksal zu ersparen." "Ich verstehe." Sein Gesichtsausdruck wurde wieder weicher. "Es ist überaus freundlich von ihr derart besorgt um dich zu sein, auch wenn ich nicht glaube, dass du wirklich in Gefahr bist." "Freundlich...ja..." Bulma schluckte. "Ich halte sie eher für..." wieder unterbrach sie sich, unwissend, ob sie eine Grenze überschritt "... berechnend." "Was meinst du damit?" "Ich gebe zu, dass ihr Angebot freundlich klingt, fast schon großzügig. Aber ihre Geste spiegelte sich nicht in ihren Augen wider. Es schien mir eher, als wolle sie mich davon abhalten die Flucht anzutreten, weil mein Verbleib hier für sie nützlich sein könnte." "Wieso sollte sie einen Nutzen davon ziehen? Sie hat bereits eine Scharr an Dienerinnen und daran wird sich nach meinem Tod kaum etwas ändern. Selbst wenn sie herabgestuft wird, wird man sie hier immer gut behandeln. Dich unter ihren Schutz zu stellen könnte ihrem Ansehen eher schaden. Alleine der Umstand, dass sie das Wort an dich gerichtet hat ist in den Augen der JIN eigentlich eine Untat." "Weil ich nur deine Geliebte bin?" "So könnte man es sagen." Vegeta griff nach einem Weinglas das vor ihm stand und erhob es. "Lass uns das Thema wechseln. Ich gedenke diesen letzten Abend mit dir zu genießen und nicht mit Gesprächen über meine Frau zu verschwenden." Bulma sträubte sich und besah das gefüllte Weinglas vor sich zweifelnd. "Vegeta, ich glaube das wir dieses Verhalten nicht unbeachtet lassen sollten. Sie hasst mich. Das habe ich in ihren Augen gesehen. Und..." Sie sah ihn wieder an. Er hatte das Weinglas zurückgestellt und seine Stirn in Falten gezogen. "...sie hasst dich ebenfalls." "Ich sagte dir bereits, dass ich den Abend nicht damit verbringen will über meine Frau zu sprechen." "Aber was ist, wenn deine Reise sinnlos ist, weil jemand genau das bezweckt?" Bulma richtete sich auf ihrem Stuhl auf und sah ihn hilfesuchend an. "Sie kommt zu mir um mir ihren Schutz anzubieten? Wozu das? Es könnte ihr ebenso egal sein, was mit mir geschieht und dennoch scheint es sie zu kümmern. Sie hat mich ein einziges Mal gesehen. Ein einziges Mal bei dem sie dir einen Blick zuwarf der hasserfüllter nicht hätte sein können. Sie wartet den Zeitpunkt ab an dem ich vielleicht meine Flucht plane? Welcher Tag wäre besser als der morgige um von hier zu fliehen? Und das soll Zufall sein?" Vegeta atmete deutlich hörbar ein und aus. "Mein Besuch gestern wird sie aufgewühlt haben. Vielleicht gab das den Auslöser für ihr Handeln. Sie ist - wenn auch zu Unrecht - besorgt was aus ihr wird, wenn mir etwas geschehen sollte." "Ich glaube nicht, dass sie auf deine Rückkehr hofft. Du selbst hast gesagt, dass sie kalt und grausam ist. Dass sie dir keine Gefühle schenkt und du es hasst bei ihr zu sein, weil sie es mindestens genauso verabscheut." "Genug jetzt." Vegeta griff abermals nach dem Weinglas und sah Bulma jetzt eindringlich an. "Da ich nicht verlieren werden, wirst du ihren Schutz niemals brauchen. Damit ist ihr Angebot - egal wieso sie es dir gemacht hat - so oder so hinfällig. Ich bitte dich also ein letztes Mal diesen Abend nicht mit sinnlosen Gesprächen über meine Frau zu zerstören." Bulmas Kiefermuskeln schmerzten, als sie ihre Zähne aufeinanderpresste um die Wut über seine Ignoranz herunterzuschlucken. Etwas an dieser ganzen Situation stimmte ganz und gar nicht und wenn sie es Recht bedachte, war der Untergang Trojas auch erst besiegelt, als jemand die Stadt verlassen hat, um das hölzerne Pferd vor den Toren der Stadt in Augenschein zu nehmen. -- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)