Niffler and Where to Find Them von Calafinwe ================================================================================ Epilog: -------- „Percival Graves, du missratener Sohn!“ „Ma...“ „Wie kannst du es nur wagen, diesem Monster mein Silberbesteck zu geben?“ „Ma, ich hab es doch zurückgebracht.“ Violet Graves sah ihren Sohn aufgebracht an. „Bist du nicht stolz auf mich, Ma, dass ich den Fall so schnell gelöst habe?“ „Nein, bin ich nicht! Ich bin sehr wütend auf dich!“ Violet Graves ignorierte den Teller mit Bœuf à la mode, der vor ihr auf dem Esstisch stand, völlig. Richard und Raymund Graves ihrerseits konzentrierten sich vollends auf das Essen. „Ma ... Das ist gemein. Mit Edric hast du nicht so geschimpft, als er deine kostbare China-Vase zerbrochen hat. Außerdem benutzen wir das Besteck tagtäglich.“ „Die Vase ließ sich auch problemlos reparieren. Und Edric hat es nicht absichtlich getan. Du jedoch ...“ Percival sah zu Raymund hinüber, vermutete aber eher, dass Weazle ihn verpfiffen hat. Und das nach allem, was er für ihn getan hat. ‚Dieser Verräter!‘ Coffee hatte sich auf seinem Schoß zusammengerollt und schlief friedlich. Violet Graves sah ihren Zweitältesten immer noch wütend an. Percival traute sich gar nicht, den Blick von ihr zu nehmen, aus Angst, dass sie ihn in irgendetwas verzauberte. „Vater, sag doch auch mal was“, bat er. Graves senior verschluckte sich fast. Schnell schaufelte Percival sich einige Schmorkarotten in den Mund, als seine Mutter abgelenkt war. Als Richard sich wieder beruhigt hatte, fixierten ihre Pupillen wieder ihren zweitältesten Sohn. „Wenn ich nicht wüsste, dass ...“ Gekränkt schaute Percival auf seinen Teller. Seine Mutter war wirklich wütend. Das hatte er in der Sekunde gemerkt, als er zur Tür reinsparziert war und sie ihm keinen Begrüßungskuss auf die Wange gezwungen hatte. Warum sie mit ihrer Standpauke bis zum Essen gewartet hatte, war ihm jedoch ein Rätsel. Vermutlich, um Raymund vor Augen zu führen, was passierte, wenn man mit dem Erbsilber nicht vernünftig umging. „Dass du es sogar wagst, mit dem Monster am Esstisch aufzutauchen, hätte ich nicht geglaubt“, fügte Violet hinzu. „Ma, jetzt ist aber mal gut. Erstens heißt er ‚Coffee‘ und nicht ‚Monster‘, und zweitens schläft er ganz friedlich auf meinem Schoß.“ „Violet, lass gut sein“, versuchte Graves senior, seine Frau zu beschwichtigen. „Jetzt hilf du ihm nicht auch noch!“, rastete sie aus. Richard Graves zog den Kopf ein. „Mutter ...“ Violets Augen funkelten Raymund an. „Coffee hat geholfen, den Fall aufzuklären, weißt du?“ Percival nickte eifrig. „Außerdem hat er Jeffersons goldenen Füllfederhalter gefunden“, erwähnte sein Vater beiläufig. Percival nickte noch eifriger. „Was interessiert mich ein Füllfederhalter? Hier geht es schließlich um unser Familiensilber, das schon seit Generationen in unserem Besitz ist.“ „Ma, es tut mir leid.“ Violet starrte ihn noch einen Moment lang streng an und begann schließlich, ihre Portion Bœuf à la mode zu verspeisen. Die Männer am Tisch ignorierte sie geflissentlich. Coffee war inzwischen wach geworden und krabbelte unruhig auf Percivals Schoß herum. Entweder hatte er Hunger oder er wollte sich wieder etwas Glitzerndes einverleiben. Percival zerteilte ein Karottenstück mit der kostbaren Gabel vom Erbsilber, pikste es auf und hielt es dem Niffler hin. „Sohn. Wagst du wirklich, ihn mit meinem Silber direkt vom Tisch zu füttern? Von unserem Abendessen?“ „Ma! Er muss schließlich auch was essen! Außerdem weiß ich noch nicht, was er am liebsten frisst. Ich muss ihm verschiedene Dinge anbieten, und ...“ Coffee leckte nur einmal über die Karotte und fixierte dann die Gabel. Percival legte sie schnell wieder weg. „Es ist ja nur bis Montag. Dann wird Percival ihn bei Biberfeldt abgeben und hier wird wieder Ruhe einkehren“, beschwichtige Graves senior. Percival sah gekränkt zu seinem Vater. „Eigentlich will ich ihn behalten ...“ Jetzt war es an Richard Graves, aus der Haut zu fahren. Seine Gattin hatte resigniert das Besteck gesenkt. „Percival Graves, wenn du in diesem Haus wohnen willst, wirst du die Hausregeln befolgen. Keine Monster im Hause Graves.“ „Wir haben Hauselfen ...“, konterte er. „Das kannst du nicht vergleichen!“ „Wie willst du das überhaupt machen?“, mischte sich nun auch noch sein Bruder ein. „Du kannst ihn nicht mit in die Arbeit nehmen. Ihn alleine zu Hause lassen, geht auch nicht.“ „Ich überleg mir was.“ „Percy, das ist doch kein Leben für Coffee“, versuchte Raymund es erneut. „Stell dir nur vor, er sitzt die ganze Zeit angelein an deinem Schreibtisch im Büro. Jemand könnte aus Versehen auf ihn treten.“ „Hast du schon vergessen, was mit dem anderen ... Niffler bei MacKinley passiert ist?“ „Vater! So verantwortungslos bin ich nicht.“ „Trotzdem ist er bei Biberfeldt im Amt zum Schutz Magischer Wesen besser aufgehofen. Percival, du wolltest doch Auror werden und nicht Hüter magischer Spezies, oder nicht?“ „Doch. Es ist nur ...“ Pikiert sah er auf Coffee. Percival hatte sich immer ein Haustier gewünscht, aber nie eines bekommen. Nicht einmal eine Katze. „Sieh es doch mal so, Oscar gestattet dir bestimmt, ihn zu besuchen. Dann musst du dich nicht um seine artgerechte Haltung kümmern, kannst aber trotzdem Zeit mit ihm verbringen“, schlug Raymund vor. Percival nickte abwesend, sah schließlich seinem Vater ins Gesicht, dann seiner Mutter, und zuletzt seinen Bruder. „Ihr entschuldigt mich.“ Er stand auf und ging. Zum Glück kam keiner von ihnen auf die Idee, ihm zu folgen. Coffee quengelte auf seinem Arm. Als er in seinem Zimmer war, ließ er den Niffler auf den Boden und leinte ihn ab. Sofort machte sich Coffee auf die Suche nach Kostbarkeiten. Percival warf sich frustriert auf sein Bett. Er hatte es kommen sehen, dass es wegen Coffee Streit geben würde. Dass er den Niffler nicht behalten konnte, war ihm im Unterbewusstsein klar gewesen. Doch zu sehr hatte er sich inzwischen an die dunklen Kulleraugen und das samtige Fell von Coffee gewöhnt. Coffee lief auf dem Boden hin und her. Percival setzte sich auf sein Bett und nahm dann den zweiten Kragenknopf ab. Der Erste befand sich nach wie vor in dem Niffler. Der Auror warf den Knopf etwa einen Meter weit und beobachtete dann, wie Coffee sich darauf stürzte. „Das gefällt dir, was?“ Der Knopf war in Windeseile verschwunden. Danach kam Coffee zu ihm gehopst und bettelte um mehr. Percival nahm ihn hoch und kraulte ihn am Kopf. „Und das nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben.“ Er würde Coffee sehr vermissen.   ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)