Was sie nicht wissen... von Atina ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- 04. April Mein Herz:          Kommst du heut Nachmittag bei mir vorbei? Geliebter:            Ich kann leider nicht. Pascal hat gefragt, ob wir zusammen Mathe machen. Langsam bekommt                            er Muffensausen vorm Abi. Mein Herz:          Okay. Schade.     05. April Geliebter:            Wir können uns heute wieder nicht sehen. ☹ Mein Herz:          Was ist denn los? Geliebter:            Treffen vom Abiball-Komitee Mein Herz:          Alles klar. Ist natürlich auch wichtig. Wir wollen ja einen schönen Ball haben. 😉 Geliebter:            Ich gebe mein Bestes.     06. April Mein Herz:          Du fehlst mir. Geliebter:            Du fehlst mir auch. Ich würde dich so gerne küssen. Mein Herz:          :* Geliebter:            Das reale Küssen müssen wir aber vertagen. Mein Herz:          ?? Geliebter:            Lerngruppe…. Mein Herz:          Hmmmm…     07. April Geliebter:            Hey, hey, heute habe ich Zeit. Mein Herz:          ☹ Geliebter:            Warum der traurige Smiley? Mein Herz:          Weil ich heute mit Lilli zum Zumba gehe. Ist doch immer donnerstags. Geliebter:            Ist schon okay. Dann sehen wir uns eben morgen.     08. April Geliebter:            Falls du schon auf dem Weg bist, dreh wieder um – Pascal ist spontan bei mir aufgeschlagen und will Mathe mit mir machen Mein Herz:          An einem Freitag? Geliebter:            Danach soll ich mit ihm noch ins Shining mitkommen Mein Herz:          Ich wünsche dir viel Spaß. Auch, wenn du mir unglaublich fehlst. Geliebter:            Du fehlst mir doch auch…                               Und danke. Mein Herz:          Du denkst dran, dass meine Oma morgen Geburtstag hat? Geliebter:            Verdammt. Dann sehen wir uns das ganze Wochenende nicht, weil meine Eltern am Sonntag unbedingt zu meinem Bruder nach Jena fahren wollen. Mein Herz:          Sehen wir uns dann aber am Montag? Geliebter:            Definitiv. Egal, was ansteht, es wird abgesagt. Mein Herz:          :) Du bist süß. Geliebter:            Nur halb verrückt vor Sehnsucht. Mein Herz:          Das macht dich nur noch süßer. Geliebter:            :*     Natascha, die wirklich bereits auf dem Weg zu Klaus gewesen war, schloss die Haustür auf und traf in der Küche auf ihre Mutter. „Nati, was ist los? Du siehst so traurig aus?“ „Ich wollte mich mit Klaus treffen, aber er hat spontan Besuch von einem Kumpel bekommen, der unbedingt noch mit ihm Mathe lernen will. Jetzt haben wir uns die ganze Woche nicht sehen können und morgen und übermorgen klappt es auch nicht“, antwortete Natascha. „Ihr seht euch doch in der Schule.“ „Schon, aber das ist nicht dasselbe.“ „Ach, die erste Liebe ist so schön“, schwärmte Nataschas Mutter und umarmte ihre Tochter, die nur gequält seufzte. „Ich geh mal in mein Zimmer…“ „Okay.“ Damit war Natascha die Treppe hochgelaufen und zog sich die bequemere Hauskleidung an. Am Schreibtisch überlegte sie kurz, was sie nun mit der Zeit anfangen sollte, und holte das Hausaufgabenheft aus ihrem Rucksack. Sie saß bereits eine gute Stunde am Aufsatz über Faust, als ihr Handy klingelte. „Hallo Anton.“ „Hallo Nati“, klang die Stimme aus dem Lautsprecher. „Was verschafft mir die Ehre deines Anrufes?“ „Ich wollte dich um einen ganz, ganz großen Gefallen bitten.“ „Okay. Das klingt dringend. Das hast du noch nie gemacht.“ „Kannst du heute bitte bitte bitte ausnahmsweise mit mir ausgehen?“, fragte Anton. „Ähm…. Wo möchtest du denn hin?“ „Ins Roxx.“ „Och nee“, sagte Natascha gleich. „Ich weiß, dass du das gar nicht magst, aber bitte. Für mich“, seine Stimme klang flehend und sie konnte seinen Hundeblick genau vor sich sehen. „Warum denn nur?“ „Heute ist Discofox-Abend und du bist die einzige, die ich kenne, die das gut tanzen kann“, erklärte Anton. „Hätte ich damals bloß nicht die Tanzschule mit dir besucht.“ „Also kommst du mit?“, Anton klang hoffnungsvoll. „Du bezahlst die Drinks!“ „Mach ich“, bestätigte er sofort. „Okay. Wann holst du mich ab?“ „Halb elf.“ „Alles klar. Ich werde fertig sein“, meinte Natascha und sah auf die Uhr, sie hatte noch knapp zwei Stunden Zeit. „Du bist die Beste. Und ich schulde dir was.“ „Oh ja, das tust du. Und jetzt leg lieber auf, bevor ich es mir anders überlege.“ „Okay. Bis nachher.“ „Bis dann.“ Natascha legte das Handy beiseite und seufzte. Womit habe ich das nur verdient? Sie beendete den Aufsatz und ging dann duschen. Sie probierte zwei, drei Kleider an, bevor sie sich für ein grünes Cocktailkleid entschied, das ihre Augen hervorhob. Das Gesicht wurde dezent geschminkt und die Haare zu leichten Locken gedreht. Nur eine Strähne steckte sie zurück, damit ihr das Haar nicht ständig ins Gesicht fiel. Mit einem Lächeln betrachtete sie ihr Spiegelbild. Anton war überpünktlich und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Diskothek. Sie brauchten nur etwa zwanzig Minuten zu Fuß. Der Weg war normalerweise schneller zurückzulegen, aber in den Abendschuhen lief Natascha lieber etwas langsamer. „Wie kommt es denn überhaupt, dass du Zeit hast?“, wollte Anton wissen. „Klaus hat spontan Besuch von seinem Kumpel bekommen, der mit ihm für Mathe lernen wollte und danach wollten sie noch ins Shining.“ „Und warum bist du nicht einfach mit?“ „Naja, seine Freunde sind nicht wirklich meine Freunde, um es mal nett auszudrücken.“ „Wie jetzt? Seine Freunde mögen dich nicht?“ „Definitiv nicht“, antwortete Natascha. „Das ist ja scheiße.“ „Ach“, winkte sie ab. „So schlimm ist es nun auch nicht. Wir machen halt nichts zusammen mit ihnen, sondern ich lasse Klaus dann einfach alleine mit ihnen Zeit verbringen.“ „Hmmm. Aber wenn es dir nichts ausmacht.“ Anton bezahlte den Eintritt für sie beide und zur Bestätigung erhielten sie einen Stempel auf das innere Handgelenk. Sie gingen weiter in die Räumlichkeiten hinein und laute Musik dröhnte ihnen entgegen. An der Garderobe musste man sich zur Verständigung beinahe anschreien. „Und deshalb mag ich es hier nicht. Man kann sich nicht normal unterhalten.“ „Es gibt auch einige ruhigere Ecken. Wenn du eine Pause vom Lärm brauchst, sag Bescheid.“ „Okay.“ Der Club war bereits gut gesucht, doch die Tanzfläche war noch recht leer. Die meisten Besucher standen an den Stehtischen, warteten an der Bar auf einen Drink oder hatten eine Sitzecke ergattert. Auch Anton und Natascha reihten sich in die Wartenden an der Bar ein. Als sie die Gläser in der Hand hielten, machte Anton ein Selfie von ihnen. Beiden grinsten in die Kamera und hielten die Gläser wie zum Anstoßen aneinander. „Sieht super aus… Du siehst heute super aus“, sagte Anton. „Danke.“ Natascha nahm einen Schluck von ihrem Cocktail und sah sich im Raum um. Sie sah einige Mitschüler, mit denen sie nicht viel zu tun hatte, konnte aber Anne oder ihre Clique nicht entdecken, was sie aufatmen ließ. Anton versendete in dieser Zeit das Foto und schrieb: Gute Stimmung hier. Vielleicht hast du Lust auch vorbeizukommen? „Wem hast du das jetzt geschickt? Etwa dem Mädchen, das du magst?“ „Ja.“ „Willst du sie eifersüchtig machen?“, wollte Natascha wissen und stieß ihn sanft mit dem Ellbogen in die Seite. „Erwischt. Vielleicht klappt es ja.“ „Dann drücke ich mal die Daumen, dass das für dich klappt und nicht nach hinten los geht.“     Anne griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch lag und mit einem kurzen Vibrieren anzeigte, dass sie eine neue Nachricht erhalten hatte. Sie öffnete die Nachricht und sah sich das Foto an. „Lydia?“ „Ja?“, fragte die Angesprochene. „Kommst du mal kurz mit?“ „Klar.“ Die beiden standen auf und verließen die Sitzecke im Shining, in der sie den bisherigen Abend mit ihrer Clique verbracht hatten. Auch Klaus war heute wieder einmal dabei, er hatte sich in den letzten Wochen eher rar gemacht. „Was ist denn los?“, wollte Lydia wissen, als sie in den Waschräumen angekommen waren. „Anton hat mir eben dieses Foto geschickt.“ Anne hielt ihr das Handy mit dem geöffneten Foto hin. „Ist das Natascha?“ „Ja, das ist Natascha. Und sie ist mit Anton im Roxx.“ Anne grinste hämisch, was Lydia verunsicherte. „Was hast du vor?“ „Wenn ich Anton richtig verstanden habe, dann kennt er Klaus nicht persönlich. Lass uns doch ins Roxx gehen und Klaus zeigen, dass seine Freundin zweigleisig fährt.“ „Aber ich dachte, Anton und sie sind nur befreundet.“ „Das weiß doch aber Klaus nicht.“ „Du willst also einen Keil zwischen sie treiben, falls sie denn wirklich ein Paar sein sollten“, versuchte Lydia den Plan ihrer Freundin zu verstehen. „Ganz genau.“   Antons rechte Hand lag auf Nataschas Schulterblatt, seine linke Hand hielt locker ihre Hand, während ihre andere Hand entspannt auf seiner Schulter ruhte. Ihre Körper berührten sich beinahe, bei jeder Drehung taten sie es. Sie harmonierten immer noch so, als wäre die Tanzschule erst ein paar Tage her. „Es hat mir wirklich gefehlt zu tanzen. Das wird mir jetzt erst richtig bewusst“, sagte Natascha, als sie zwischen zwei Liedern pausierten. „Du gehst doch zum Zumba.“ „Schon. Aber es ist etwas ganz anderes mit einem Partner zu tanzen. Danke, dass du mich überredet hast.“ „Manchmal brauchst du wohl einen kleinen Schubs in die richtige Richtung.“ „Scheint so. Ich versuche momentan, Klaus das Tanzen beizubringen und er wird tatsächlich mit jedem Mal besser.“ „Kann ja nicht jeder ein Meister sein wie ich“, erwiderte Anton. „Ich erinnere mich an jede Menge Tritte auf meine Füße.“ Sie lachte und ließ sich dann zum nächsten Lied über die Tanzfläche wirbeln. Etwa eine Dreiviertelstunde tanzten sie, bevor sie eine Pause machten und sich einen neuen Drink an der Bar holten. Anton sah auf seinem Handy nach Nachrichten und lächelte, als er sah, dass Anne geschrieben hatte.   Anne:                   Hab dich an der Bar entdeckt. 😊 Anton:                 Willkommen im Shining. Anne:                   Danke.                               Ich habe eine Wette mit Pascal laufen. Er sagt, du würdest dich nicht trauen, Natascha zu küssen. Anton:                 Was schließt du denn für Wetten ab?! Anne:                   Wir haben ein bisschen rumgeblödelt. Kannst du diese Wette für mich gewinnen? Anton:                 Ich weiß nicht…. Das ist irgendwie komisch, als würde ich meine Schwester küssen. Anne:                   Bitte, bitte, bitte. Ich belohne dich auch dafür. xxx Anton:                 hmmm   Anton blickte noch einmal auf den bisherigen Chatverlauf und schüttelte verwirrt den Kopf. So eine blöde Wette. Wie sind sie nur auf diese dumme Idee gekommen? Aber Nati wird es mir sicher nicht übelnehmen und wenn ich Anne damit beeindrucken könnte… „Bist du fit für die nächste Tanzrunde?“ „Na klar“, erwiderte Natascha und stellte ihr leeres Glas zurück auf den Tresen der Bar. Sie schlängelten sich zurück auf ein freies Stück Tanzfläche und begannen den nächsten Tanz.   „Ist das da unten etwa Natascha?“, fragte Anne in die Gruppe, die an der Brüstung des oberen Tanzbereiches stand. Ihre Freunde sahen sich um, auch Klaus‘ Aufmerksamkeit war geweckt. Er entdeckte seine Freundin unter den Tanzenden. Sie trug ein enganliegendes, grünes Kleid, das ihr unglaublich gut stand und trug ihr Haar offen, was er an ihr liebte. „Sie kann ja sogar ganz gut aussehen“, warf Christian ein. „Naja, im Rahmen ihrer Möglichkeiten“, erwiderte Steffi spitzfindig. Klaus nahm die Kommentare nur verschwommen wahr. Seine Augen ruhten auf Natascha, die in den Armen eines anderen Mannes lag und eng mit ihm tanzte. Wer ist dieser Kerl? Warum hat sie mir nicht gesagt, dass sie herkommt? „Oh, es ist wohl ihr Freund“, kommentierte Lydia das weitere Geschehen und zwinkerte Anne zu. Anton hatte Annes Anfrage wahr gemacht und küsste Natascha mitten auf der Tanzfläche. Was zum Teufel…? „Ich brauche mal etwas frische Luft“, sagte Klaus und verschwand zwischen den Umstehenden in Richtung Ausgang. Lydia und Anne sahen sich verschwörerisch an, der Plan ging wohl auf.   „Anton? Was sollte das denn?“ Natascha war von dem Kuss völlig überrumpelt worden. „Entschuldige. Bitte sei nicht sauer. Es war eine Wette, die an mich herangetragen wurde. Und ich will dieses Mädchen wirklich beeindrucken“, versuchte Anton zu erklären. „Dann ist deine Angebetete auch hier?“ „Ja. Entschuldige.“ „Dein Schuldenberg an Gefallen wird immer größer. Ich hoffe, das ist dir klar.“ „Das ist es. Du bist wirklich die Beste. Und sooo schlimm war der Kuss doch gar nicht, oder?“, fragte Anton mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Klaus küsst besser“, antwortete Natascha und streckte ihm die Zunge heraus.  Sie verbrachten noch etwa zwei Stunden im Roxx und auf der Tanzfläche, doch dann überkam beide langsam die Müdigkeit. Anton begleitete Natascha nach Hause und sie verabschiedeten sich recht schnell. „Danke fürs Mitkommen.“ „Danke fürs Mitnehmen“, meinte Natascha lächelnd und umarmte Anton zum Abschied. „Bis demnächst. Und eine gute Nacht.“ „Dir auch eine gute Nacht. Schlaf dann schön.“   Als Natascha im Bett lag, griff sie nach ihrem Handy und sah, dass sie Nachrichten von Klaus hatte.   Geliebter:            Wir sind jetzt im Shining angekommen.                               Was machst du?   Geliebter:            Etwa schon am Schlafen?   Anbei war ein Foto, auf dem der Tisch mit den ganzen Drinks und Cocktails zu sehen war. Mindestens acht Leute waren mit dabei. Sie betrachtete das Foto und wurde etwas wehmütig. Sie gingen, wenn denn überhaupt, zu zweit weg. Es war auch schön, natürlich, aber in einer Gruppe hatte man auch Spaß.   Mein Herz:          Hey Schatz. Ein Freund hatte mich gefragt, ob ich mit ihm Discofox tanzen komme. Das Handy hatte ich zuhause gelassen und vorher vergessen dir zu schreiben. Sorry.                               Bist du schon zuhause?                               Du fehlst mir…   Als sie keine Antwort erhielt, legte sie das Telefon beiseite. Entweder schläft er schon oder ist noch unterwegs und schaut nicht aufs Handy. Sie schloss erschöpft vom langen Abend die Augen und schlief schnell ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)