Die Chroniken von Galar von Minako ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 3: Verlust und Vertrauen ------------------------------------------- „Minako..“, Cynthias Stimme war traurig und angeschlagen und das alarmierte Minako direkt. Cynthia meldete sich eher selten am Telefon und dann auch nur, wenn es wichtig war oder schlechte Nachrichten gab. Aber die Tonlage ließ das Schlimmste vermuten. „Ich hasse es, so etwas am Telefon sagen zu müssen.. … Großmutter ist gestorben..“ Die Augen der Blonden weiteten sich und Tränen begannen ihre Wangen hinab zu laufen. Sie hatte ja mit allerlei gerechnet, aber diese Nachricht warf sie nun komplett aus dem Konzept. „W-Was..? W-Wie..? Sie war doch kerngesund und noch nicht so alt..“, murmelte die Blonde traurig und umklammerte ihr Smartphone fest, während weitere Tränen herunterliefen. Professor Carolina, die Dorfälteste von Elyses und Großmutter von Cynthia war wie eine Mutter für Minako. Seit Beginn ihrer Trainerkarriere hatte sich Carolina rührend um sie gekümmert. Mehrere Jahre verlebte Minako in Sinnoh und wohnte bei ihr, die beiden pflegten ein so inniges und harmonisches Verhältnis.. Die Nachricht über den Tod dieser Frau hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen. „Sie hatte einen Herzinfarkt.. Hervorgerufen durch eine Allergiereaktion nachdem sie das Gift eines aggressiven Roserade abbekommen hatte.. Roserade sondern einen besonderen Giftstoff aus, der bisher von Forschern unentdeckt blieb, da sie ihn nur aussondern, wenn sie sich wirklich in die Enge gedrängt fühlen und ihren Nachwuchs beschützen müssen.. Großmutter hatte ein Nest gefunden und wollte es in sicherer Entfernung studieren, aber eins der Roserade hat die Nerven verloren. Sie hat tagelang im Krankenhaus ums Überleben gekämpft, aber..“, sprach Cynthia und konnte durch ihre eigenen Tränen nicht mehr weiter sprechen. „Tagelang..? Und da sagst du mir erst jetzt Bescheid..? Cynthia, ich hätte alles stehen und liegen gelassen und wäre nach Sinnoh gefahren..“ „Ich wollte dir dein Abenteuer in Galar nicht vermiesen.. Niemand von uns hat erwartet, dass Großmutter .. nicht überlebt.. Die Ärzte meinten auch zuerst, sie wäre über dem Damm, aber dann hat sich ihr Zustand so rapide verschlechtert... Und da hatte ich auch nicht mehr den Kopf dazu, anzurufen. Entschuldige..“ Minako fühlte sich schrecklich. Nicht nur wegen dem Verlust, sondern auch dass sie Cynthia so angegangen war, weil sie ihr nicht früher Bescheid gesagt hatte. „Entschuldige dich nicht.. Tut mir Leid, falls das eben so barsch klang.. Ich.. kann es nicht glauben..“, murmelte sie traurig und wischte sich durch das Gesicht. „Das geht uns in Elyses allen so.. Glaub mir.. Die.. Beerdigung ist nächste Woche.. am Mittwoch.. Dort können wir von ihr Abschied nehmen. Du.. kommst doch oder..?“ „Natürlich komme ich.. Cynthia, danke für alles, was ihr für mich getan habt. Ich werde Carolina niemals vergessen.. Wir sehen uns am Mittwoch.. Ich hab dich lieb, okay..?“ „Ich hab dich auch lieb, meine Kleine.. Pass gut auf dich auf.“ Mit diesen Worten legte Cynthia auf und Minako sackte auf die Knie, um ihren Emotionen komplett nachzugeben. Sie weinte so laut, dass ihr Bruder und seine Verlobte vom Arbeitszimmer direkt zum Zimmer der Blonden liefen und wissen wollten was los war. Es dauerte jedoch nicht lange, da fühlte sich Minako von den tröstenden Umarmungen und Worten ihrer Familie erschlagen. Sie stieß die beiden sanft von sich und stand auf. „Entschuldigt.. Aber ich wäre jetzt gerne einen Moment alleine.. Ich werde einen Spaziergang machen..“, meinte sie und lief zur Tür. „Jetzt..? Hast du mal nach draußen gesehen? Es regnet in Strömen. Nimm wenigstens einen Schirm mit.“, sprach Aki besorgt und verschränkte die Arme. „Das macht mir nichts.. Ist doch nur Wasser..Ich.. melde mich später, okay..?“, lächelte die Blonde traurig und hob ihre Hand zum Abschiedsgruße, bevor sie einfach so in den Regen hinaus stürmte. Aki schüttelte den Kopf und ließ sich auf die Couch des Hotels fallen. Derzeit waren sie in Engine City. „Mir war nie bewusst, wie innig das Verhältnis zwischen ihr und Professor Carolina gewesen ist. Ihr Tod trifft sie so hart, als wäre ein Familienmitglied gestorben.“, meinte die Rothaarige leise. „Für meine Schwester war sie das auch.“, begann Mamoru traurig. „Als Minako damals in Sinnoh gelebt hat, weil es Zuhause zu viel Streit gab, hat sich die Frau Professor wie eine Mutter verhalten. Sie hat Minako anstandslos bei sich aufgezogen, Cynthia und sie wurden quasi wie Schwestern. Und Professor Carolina war die fürsorgliche Mutter, die unsere Mutter zu der Zeit nicht sein konnte. Ich verstehe sie also, dass sie der Tod so mitnimmt..“, erklärte er. „Sollten wir ihr dann nicht folgen und für sie da sein?“, wollte Aki dann wissen. Mamoru schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Sie hat ja gesagt, dass sie jetzt alleine sein will. Meine Schwester ist stark. Sie wird schon keine Dummheiten machen. Geben wir ihr etwas Zeit. Und wenn sie sich gefangen hat, wird sie wieder herkommen und dann können wir immernoch für sie da sein.“, lächelte der Blonde zuversichtlich. „Wenn sie sich bis dahin nicht schon eine Lungenentzündung eingefangen hat.“, seufzte Aki leicht. Mamoru schmunzelte traurig. „Dann dürfen wir ihr aber keine Vorwürfe machen. Das kann sie gerade am wenigsten gebrauchen.“ Minako lief ziellos einige Minuten im Regen herum, bis die Kraft sie verließ und sie sich auf einer nassen Bank hinsetzte. Ihre Kleidung war durchnässt und ihre Haare klebten in ihrem Gesicht, sodass sie kaum etwas sehen konnte. Das war ihr aber gerade alles ziemlich egal. Sie zog ihre Knie an und legte die Arme darum, als sie den Kopf an ihre angezogenen Knie lehnte und leise hinein schluchzte. Sie konnte sich noch nicht einmal von Carolina verabschieden.. Sie wollte ihr noch so viel sagen, so viel zeigen.. So viele Dinge waren unausgesprochen.. Zum Beispiel wie dankbar sie ihr war, sie so herzlich aufgenommen zu haben.. Wieviel sie von ihr gelernt hatte und wie gerne sie noch ein letztes Mal Weihnachtsplätzchen mit ihr gebacken hätte.. das war nun alles vorbei. Dieser Gedanke wollte einfach nicht in ihren Kopf. Minuten verstrichen. Aus den Minuten wurden Stunden und der Regen wollte einfach nicht aufhören. Es war, als weinte der Himmel mit ihr. Nicht, dass es irgendwie geholfen hätte, denn ihre eigenen Tränen wollten einfach nicht stoppen. Irgendwann hörte sie nur noch der Regen, aber er schien sie nicht mehr zu treffen. 'Sind meine Sinne so taub geworden, dass ich den Regen nicht mehr auf mir spüre..?', dachte sie sich bitter und blickte dann auf. Minako blinzelte perplex, als ein rotes Cape über ihr aufgespannt war. Sie sah Delion, der sein großes Cape schützend über sie und ihn hielt und sie damit quasi beide vor dem Regen schützte. „Da hast du dir aber keinen guten Tag ausgesucht, um hier draußen zu sitzen.“, lachte Delion leicht, bis er sah, dass nicht nur Regenwasser ihr Gesicht benetzt hatte. Ihre vertränten Augen ließen sein Lächeln schwinden und er hielt das Cape großzügiger über sie. „Hast du.. geweint..?“, fragte er dann leise. Normalerweise hätte sich Minako gefreut, ihn hier zu treffen, aber unter den momentanen Umständen, brachte sie kein einziges Wort heraus. Stattdessen biss sie sich auf die Lippe, um weitere Tränen zu unterdrücken. Erfolglos wie es schien, denn weitere Tränen liefen nun wieder ihre Wangen hinunter und ließen die junge Frau als Antwort nur leise schluchzen. Delion schien etwas überfordert zu sein. Wie sollte er sich nun verhalten? Noch nie hat jemand in seiner Gegenwart geweint, vor allem keine Frau. Der Lilahaarige sah sich hilfesuchend um, bis er bemerkte, dass das Hotel, in dem er momentan war, nicht weit von hier war. „Du musst nicht sprechen, aber wir sollten erstmal ins Trockene, meinst du nicht auch?“, lächelte er dann und Minako nickte leicht, als sie aufstand. Unter dem Schutz seines Capes rannten sie dann ins Hotel. Beim Eintreten rief Delion der Dame vom Empfang zu, bitte frische Kleidung und ein Handtuch aufs Zimmer zu bringen. Und einen heißen Tee. Die beiden gingen zum Aufzug und fuhren in die Etage, wo sein Zimmer war. Dort angekommen, nahm Delion das Handtuch und rubbelte damit erst ihr Haar etwas trockener. Dann klopfte es an der Tür und der Zimmerservice hatte einen Morgenmantel gebracht, in den Minako vorerst schlüpfen konnte. Delion nahm den Morgenmantel dankend an und überreichte ihn der jungen Frau. „Ich gehe mal nach dem Tee schauen. Also kannst du dich in Ruhe umziehen.“, lächelte er und tätschelte ihren Kopf leicht, bevor er aufstand und das Zimmer verließ. Minako blickte ihm leicht nach. Die Tränen stoppten zwar endlich, aber sie fühlte sich noch immer miserabel. Obwohl eine weitere Emotion in ihrem Herzen keimte. Eine warme, angenehme.. Sie war froh, dass sich jemand um sie kümmerte im Moment.. und er war so umsichtig. Einige Minuten verstrichen, bis es an der Tür klopfte. „Ich bin's.“, meinte Delion. „Kann ich reinkommen?“, fragte er nach, da er nicht mitten beim Umziehen herein platzen wollte. Minako dankte ihm sehr für seine zuvorkommende Art. „J-Ja. Ich bin schon fertig mit Umziehen. Komm ruhig rein.“, sprach sie etwas gebrochen. Die Tür öffnete sich und Delion hielt ein kleines Tablett in der Hand, auf der der Tee war. Er erblickte Minako auf dem Hotelbett. Das Handtuch um ihre Schultern und in dem weißen Morgenmantel des Hotels. Er lächelte etwas, denn sie wirkte nun nicht mehr ganz so fertig. Nachdem er das Tablett am Nachttischchen abgestellt hatte, setzte er sich zu ihr. „Wie geht es dir?“, wollte er dann wissen. „Furchtbar..“, erwiderte die junge Frau leise. „Aber besser als vorhin.“, fügte sie hinzu, um Delion ein wenig die besorgte Miene zu nehmen. „Magst du jetzt reden, was passiert ist?“, fragte er weiter und sah sie dabei an. „... Die Frau, die mich quasi großgezogen hat.. und wie eine Mutter für mich war.. ist gestorben.“, murmelte sie leise und merkte, wie durch das Erklären wieder Tränen ihre Augen verließen. Sie wischte sich die neuen Tränen weg und schluchzte leise. „Sie war ein so wunderbarer Mensch.. Warum musste sie so früh sterben..“ Delion schwieg kurz und sah dann traurig zu Boden. Seine Hände ballten sich zur Faust und er wusste gar nicht, wie er reagieren sollte. „Professor Carolina..?“, tippe Delion, da er ja schon einiges über ihre Vergangenheit wusste. Minako nickte traurig und Delions Gesicht wurde trauriger. „Das.. tut mir wirklich Leid.. Mein aufrichtigstes Beileid..“, meinte er dann traurig. „Danke..“, murmelte die Blonde und umarmte sich selbst im Versuch etwas Wärme zu finden. „Wenn ich irgendwas für dich tun kann.. Sag es mir.“, bot er ihr dann an und Minako blickte neben sich. Sie schluckte leicht und seufzte. „Kannst du.. mich einfach nur in den Arm nehmen..?“, fragte sie dann leise. Delion blinzelte leicht. Die beiden hatten sich zwar schon einige Male getroffen, physischen Kontakt hatten sie allerdings bisher kaum. Außer einer kurzen halbherzigen Umarmung zur Begrüßung. Diesmal war es anders. „Natürlich.“, antwortete er sofort und legte die Arme um ihren zitternden Körper, um sie nah an sich heran zu ziehen. Minako vergrub ihr Gesicht direkt in sein Trikot und schlang die Arme um seinen Bauch. „Ich danke dir..“, flüsterte sie leise gedämpft und spürte, wie er ihr beruhigend über den Rücken streichelte. „Nicht dafür.“, sprach er und drückte sie an sich, um ihr den größtmöglichen Komfort zu geben. Minako und Delion verweilten schweigend in dieser Umarmung. Das Schluchzen von ihr wurde immer leiser und ihre Atmung ruhiger. Irgendwann bemerkte der Lilahaarige dann, dass ihre Augen geschlossen waren. Sie war wohl eingeschlafen. Delion lächelte etwas und legte sie richtig auf das Bett, bevor er sie zudeckte und ihre Wange streichelte. Anschließend sah er auf sein Smartphone, der kurz davor war ihn an einen Termin zu erinnern. Er stand auf und wollte los, da merkte er, wie sie nach seiner Hand griff und ihn am Gehen hinderte. „Minako..?“ „Bitte geh jetzt nicht.. Ich.. will nicht.. alleine.. sein..“, stotterte die junge Frau mit halboffenen Augen. Ihre Iriden glänzten von dem vielen Weinen und Delion blickte sie verzweifelt an. Er dachte an seinen Termin und seufzte. Dann legte er seine andere Hand auf ihre und lächelte. „In Ordnung. Ich bleibe bei dir.“, meinte er und setzte sich wieder auf das Bett. Minako lächelte dankbar und drückte seine Hand an ihre Wange. „Vielen Dank..“, murmelte sie leise und hielt dann ihre andere Hand auf, mit der Bitte, dass er sich zu ihr legte. Delion lächelte und legte sich zu ihr, um sie in seine Arme zu ziehen und an sich zu drücken. Die beiden sahen einander eine Weile an, bevor sie die Augen schlossen und einschliefen.. Am nächsten Morgen wurde Minako durch Delions Stimme wach. Er klang nicht wütend, aber etwas lauter als sonst. Und er schien sich mit jemandem zu unterhalten. Die Blonde öffnete ihre Augen und blinzelte, als sie Delion das Zimmer auf und ab laufen sah. „Ich sagte es Ihnen doch Olivia. Ich konnte den Termin mit Präsident Rose nicht wahrnehmen, weil es einen Notfall gab. … Einen privaten Notfall. Nein, er betraf mich nicht persönlich, aber.. … Nun hören Sie mir doch bitte zu.“, seufzte Delion und fuhr sich genervt durch sein Gesicht. Mit dieser Frau konnte man einfach nicht vernünftig reden. „Natürlich sind mir die Konsequenzen bewusst, wenn ich wichtige Termine ohne wichtigen Grund nicht wahrnehme. Der Grund war mir aber wichtig. Und es ist mir egal, ob Sie es anders sehen. … Ja, dann richten Sie Präsident Rose aus, dass wir den Termin auf nächste Woche verschieben.“, er legte auf und seufzte noch einmal tief durch. „Mit dieser Frau würde ich nicht arbeiten wollen..“, murmelte er dann leise und drehte sich um. Dabei sah er, dass Minako wach war und ihn geschockt anblickte. „Oh.. wie lange bist du schon wach..?“, fragte er. „Du hattest gestern einen Termin mit Präsident Rose..?“, wollte sie wissen und Delion sah schuldbewusst zur Seite. „Warum hast du nichts gesagt..? Ich hätte dich doch nicht hier festgehalten, wenn ich gewusst hätte, dass du einen wichtigen Termin hast..“, meinte die junge Blonde leise und richtete sich auf. „Du hast jemanden gebraucht.“, war seine Antwort, als er sie wieder ansah. Seine Worte ließen Minako nur noch geschockter sein. „Du hast mein Wohl über deine Termine gestellt..?“, fragte sie ungläubig und hielt sich die Hand vor den Mund. Delion lächelte und lief auf sie zu, als er seine große Hand auf ihren Kopf legte. „Natürlich. Termine kann ich immer nachholen oder verschieben. Aber deine Gefühle kannst du nicht kontrollieren. Darum.. war es mir auch wichtiger, für dich da zu sein, als mit Rose ein weiteres dummes Interview zu geben, warum ich der unschlagbare Champion bin.“, sprach er charmant lächelnd. Die junge Frau fühlte sich, als würde sie gleich wieder anfangen zu weinen. Diesmal allerdings nicht vor Trauer. Die Wärme dieses Mannes nahm einfach jede Faser ihres Körpers ein und sie warf sich regelrecht in seine Arme nach diesen Worten. Delion blinzelte perplex, bevor er die Arme um sie legte und erneut umarmte, als Minako ihre Nase in seine Halsgrube vergrub. „T-Tut mir Leid, nur wegen mir ist dein Terminplan nun durcheinander geraten.. Ich mache es wieder gut, versprochen.“, meinte sie dann leise. Delion lachte sanft, bevor er sich etwas löste und ihre Wange streichelte. „Wenn du es wieder gut machen willst, dann.. wüsste ich da ein kleines, gemütliches Eiscafe. Das serviert die BESTEN Pokusan-Eisbecher in Galar. Na, wie hört sich das an?“, fragte er und zwinkerte. Minako lächelte und ihre Trauer war für diesen Moment fast vergessen. „Hört sich gut an.“ Seit diesem Tag war die Freundschaft der Beiden auf einem neuen, intimeren Level angelangt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)