Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 4: Einsamkeit --------------------- In der Höhle angekommen gehen meinen Brüdern und mir kurz die Augen über. So viele Glaziola! Wo kommen die denn alle her? Das sind noch mehr wie vorhin in der Eishöhle. In dem blauweißen Gewimmel sind sehr viele unbekannte Gesichter. Doch eines erkenne ich wieder, obwohl ich es nicht dürfte. Das alte Glaziola, das wohl unser Oberhaupt ist, und es kommt geradewegs auf uns zu. „Kommt“, fordert er uns auf und dreht sich wieder um. Wir folgen ihm zur Gruppe. Als wir dort sind erklärt er uns, wie es weitergeht. „Ihr legt euch in die Mitte, der Rest legt sich um euch herum.“ „Mama?“ Meine Stimme zittert ein wenig. Ich bin immer noch fürchterlich aufgewühlt. „Alles gut, Kleines. Euer Fell ist nicht dafür geeignet, euch richtig warm zu halten bei den Temperaturen hier, daher kuscheln wir uns an euch, damit ihr es schön warm habt.“ Aufmunternd stupst Mutter mich noch mit der Nase an. Scharte legt sich als erster hin, an seinen Rücken legt sich Schnuff und ich kuschle mich an dessen Seite. Mutter legt sich halb um uns herum, das andere Glaziola auf die Seite von Scharte. Nach und nach folgen die restlichen. „Versucht zu schlafen oder seid wenigstens leise“, ertönt die Stimme des Anführers von irgendwo aus dem blauweißen Knäuel. Ich bin dankbar das Mutter neben mir liegt. Aus dem Augenwinkel sehe ich genau, dass es Schnuff unter den Pfoten brennt, mir Löcher in den Bauch zu fragen, wegen vorhin. Meine Gedanken kreisen immer noch um das, was ich gehört habe. Ich versuche zu verstehen, was los ist, aber sie schaffen es nicht. Irgendwann schließe ich die Augen und schlafe schließlich ein … Ich wache auf. Verwirrt sehe ich mich um. Was zum …?! Alle sind weg! Alle! Wirklich alle! Ich springe hektisch auf meine Pfoten. Mehrfach drehe ich mich, in der Hoffnung, doch jemanden zu sehen. Nichts. Mein Herz rast und das Blut rauscht mir in den Ohren. Was ist passiert?! Hinter mir keckert es plötzlich. Panisch drehe ich mich um. Ein Schneppke steht nicht allzu weit entfernt. Verwirrt lege ich den Kopf schief und verenge die Augen. Das hier sieht irgendwie anders aus als das, welches ich gesehen habe. Seine Augen wirken heimtückisch und der Mund grotesk verzerrt. Wieder keckert es. Ich bekomme Angst, hier stimmt etwas ganz und gar nicht! Das Schneppke schreit laut und feuert einen weißen blitzförmigen Strahl in meine Richtung. Im letzten Moment weiche ich aus und renne, was meine kurzen Beine hergeben. Wohin ist mir völlig egal, Hauptsache weg. Schneppke rennt mir nach. Immer wieder lacht es hämisch und feuert weiße Blitze. Ich renne und renne und renne. Kurz sehe ich über meine Schulter. Das Schneppke springt in die Luft und … verwandelt sich?! Eine schwarze Wolke hüllt es ein und heraus kommt ein Zubat. Ein Zubat! Wie ist das möglich?! Panisch haste ich weiter und renne über eine Brücke. Als ich etwa in der Mitte bin, kommt das Zubat von rechts angezischt. Ich kann mich nicht wegducken und es erwischt mich. Ich rolle über das Holz, über den Rand und falle. Ich falle und falle und falle ... „Kleines!“ Ruckartig hebe ich den Kopf. Zwei besorgte blaue Augen sehen mich an. Mein Puls rast immer noch und meine Atmung geht schnell. Ich bin kurz völlig orientierungslos und weiß gar nicht wo ich bin. „Ein Traum, es war nur ein Traum“, flüstert mir meine Mutter beruhigend zu und leckt mir über den Kopf. Ich drücke mich fest an ihre Seite. Langsam schießen mir Tränen in die Augen. Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt. Und das liegt nicht an diesem bizarren Traum von eben. „Alles ist gut.“ Während sie mir über den Kopf leckt, murmelt sie das immer wieder. Immer noch zitternd dämmere ich wieder weg. „Wach auf, Kleines.“ Müde blinzle ich. Ich fühle mich erschlagen, der Schlaf war nicht sehr erholsam, weder der erste noch der zweite. Träge rapple ich mich auf. „Du siehst nicht gut aus“, stellt Scharte fest und sieht mich an. Ich brumme als Antwort und reibe mir mit der Pfote über die Augen. „Kommt. Wir können jetzt gehen, die Flut ist vorüber.“ Mutter läuft los, Scharte ihr hinterher, dahinter Schnuff und ich. „Was ist passiert?“ Ich sehe Schnuff an. Er sorgt sich um ich, dass sehe ich, aber ich will ihm nichts verraten. Schlimm genug, dass es mir so furchtbar geht deswegen. „Nichts.“ Ich wünschte, ich hätte auf Mutter gehört. „Du gehst weg?!“ Fassungslos starre ich sie an. Irritiert wegen meiner heftigen Reaktion runzelt unsere Mutter die Stirn. „Ich komme bald wieder.“ „Wohin gehst du?!“ Selbst Scharte findet das Ganze offensichtlich merkwürdig. Mutter war noch nie weg, sie hat uns noch nie allein gelassen. Also zumindest nicht so. Natürlich war sie mal nicht bei uns, aber das jetzt fühlt sich nicht so an wie sonst. Und es liegt nicht an dem was ich gehört habe, dass ich dieses Gefühl habe. Meine Brüder wissen von nichts und selbst sie scheinen aber das verhalten unserer Mutter merkwürdig zu finden. Sie seufzt genervt. „Erwachsenen-Dinge klären. Meine Schwester passt so lange auf euch auf.“ Wie auf Kommando taucht unsere Tante auf, sie grinst fröhlich. „Hey, ihr.“ Ehe wir reagieren können, huscht Mutter aus unserem Zuhause. Meine Brüder und ich tauschen Blicke aus; verwirrte, irritierte und besorgte. „Ich finde es blöd, dass wir nicht erwachsen werden konnten“, tönt es lautstark. Ich verdrehe die Augen. „Sei doch still, Scharte.“ „Findest du es denn nicht blöd, Quietschie?“, fragt er und betont seinen Kosenamen für mich extra. „Keine Ahnung, und nenn' mich nicht so!“, fauche ich zurück. Unsere Tante Missy, setzt sich zu uns. „Wisst ihr denn überhaupt, was das heißt; erwachsen werden?“ Schnuff und Scharte sehen sie mit großen Augen an und schütteln den Kopf. Ich sehe nicht wirklich auf. Eigentlich will es nicht wissen, ich habe schon zu viele karussellfahrende Gedanken, auf noch mehr würde ich gerne verzichten. Außerdem ist dieses „erwachsen werden“ offenbar der Auslöser für all die merkwürdigen Dinge. „Also“, beginnt Missy, „ihr habt bestimmt schon bemerkt, dass ihr anders ausseht wie der Rest von uns.“ Synchrones Kopfnicken, außer von mir. Ich liege demotiviert auf Boden und rühre mich nicht. „Gut. Als wir noch klein waren, sahen wir auch noch so aus wie ihr. Erwachsenwerden, heißt sich 'entwickeln'.“ „Entwickeln?“, hakt Schnuff nach. „Ja“, erklärt unsere Tante. „Ein Evoli, so wie ihr es noch seid, verändert sich, wenn es mit einem Eisstein in Berührung kommt. Es 'entwickelt' sich und wird zu einem Glaziola.“ „Oh.“ Meine Brüder machen große Augen. Und ich hebe tatsächlich neugierig den Kopf; das klingt tatsächlich ganz spannend. „Wie ist das?“, frage ich ehrfürchtig. Missy überlegt kurz. „Es fühlt sich toll an. Man ist ganz warm und spürt wie Energie durch den Körper strömt. Man merkt wie man sich verändert und stärker wird.“ „Cool.“ Schartes Augen leuchten richtig und ich kann ihn verstehen; dass klingt wirklich cool. Unsere Tante hat sich die größte Mühe gegeben uns abzulenken. Bei Scharte und Schnuff hat das auch recht gut funktioniert. Bei mir eher nicht. Ich habe mit mir gehadert, ob ich meinen Brüdern erzählen soll, was ich gehört habe. Doch was soll ich ihnen erzählen? Das es irgendein ominöses Versprechen gibt, dass scheinbar jetzt eingelöst werden soll? Dass Mutter deswegen am Boden zerstört war? Das ist nicht wirklich viel. Und, dass mit der Höhle, dass Kinder nicht ewig in der Höhle bleiben können; was meinte der Alte nur damit? Ich behalte es lieber für mich, es reicht, wenn ich mir darüber den Kopf zerbreche und Sorgen mache. Das muss ich meinen Brüdern nicht antun, zumal sie sich schon um Mutter Gedanken machen. Es ist inzwischen nämlich schon spät, die nächste Flut kommt bald und sie ist immer noch nicht zurück. „Kommst du, Charly?“ Ich muss kurz schmunzeln. Meine Tante ist tatsächlich die Einzige die mich bei meinem derzeitigen Namen nennt. Schnuff sagt Schwester, Scharte Quietschie und Mutter ruft mich Kleines. Seufzend trotte ich zu unserer Schlafstätte. Schnuff und Scharte liegen bereits dort. „Wo bleibt Mama nur?“ Selbst Scharte macht sich inzwischen einen ziemlichen Kopf. „Macht euch keine Sorgen. Eure Mutter kann auf sich aufpassen“, versucht Missy uns zu beruhigen. „Im Gegensatz zu einigen anderen.“ Schelmisch grinst Schnuff Scharte an. Dieser knurrt als Antwort. „Was habe ich denn verpasst?“, fragt Missy neugierig. Schnuff grinst. „Scharte hat Bekanntschaft mit einem Zubat gemacht.“ „Wohl eher Quietschie.“ Scharte funkelt mich an. Ich muss kurz nachdenken. „Es war Superschall, glaube ich.“ „Na ja. Ihr habt Glück gehabt, dass es kein Golbat war.“ „Golbat?“ Fragend sehe ich unsere Tante an. „Die Weiterentwicklung von Zubat ...“, erklärt sie grinsend. Sie erzählt noch eine Weile, von Georok und Seemops, von Schneppke und anderen Pokémon die hier in den Höhlen leben. „Schlaft jetzt“, sagt sie nach einiger Zeit. Liebevoll stupst Missy jeden von uns mit der Nase. „Aber … Mama?“ Man hört die Sorge aus Schnuffs Worten. „Sie kommt bald. Schlaft jetzt.“ Wir kuscheln uns zusammen. Dicht an dicht, wie schon lange nicht mehr. Es fühlt sich merkwürdig an, ohne Mutter einzuschlafen. Wir mussten noch nie ohne sie die Nacht verbringen. Das Rauschen der einsetzenden Flut dringt allmählich zu uns vor. Nach und nach fallen uns allen die Augen zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)