Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 9: Begegnung der besonderen Art --------------------------------------- Ich hole so viel Luft wie ich kann und brülle was meine Lungen hergeben. Dann steht die Welt für einige Sekunden still. Ich höre nichts, außer meinem panisch pumpenden Herz. Gerade als ich beginne zu denken, dass ich mir die Bewegung und das Rascheln im Gras nur eingebildet habe, beginnt es von neuen. In, für mich, unvorstellbaren Tempo bewegt sich etwas durch das hohe Gras in meine Richtung. Ich war mir zwar bewusst, dass genau das passieren könnte, aber jetzt wo es tatsächlich passiert verfluche ich mich selbst. Ich drehe den Kopf und registriere, dass mich die anderen auch gehört haben und zu mir zurückeilen. Allen voran Chief, was mich wundert, weil er ja eigentlich am weitesten entfernt war. Direkt hinter ihm ist Chilli. Meine Brüder versuchen mitzuhalten, was aber unmöglich scheint. Wieder drehe ich den Kopf. Dass Etwas aus dem Gras ist gleich da und erreicht mit definitiv vor den Flamara! Ich beginne unkontrolliert zu fiepen und kauere mich zusammen. Oh, bitte, bitte, sei kein Mensch! Das Gras wird aus einander gedrückt und zum Vorschein kommt … nun, es ist zumindest kein Mensch. Es ist ein anderes Pokémon, eines was ich noch nie gesehen habe, aber mir dennoch bekannt vorkommt. Es sieht aus wie … ein Wolf. Wolf? Das Pokémon ist um einiges größer wie ich und wirkt extrem furchteinflößend. Seine Augen sind zu Schlitzen verengt, die Zähne blitzen gefährlich und das Knurren grollt bedrohlich. Ich fange an zu hyperventilieren und zittere wie Espenlaub. Ich werde sterben! Ich werde sterben und meine Mutter nie wiedersehen! Mir kommen die Tränen und meine Sicht beginnt zu verschwimmen. In Erwartung meines Endes, schließe ich die Augen. Nichts geschieht. Dann verstummt das Knurren auf einmal. Vorsichtig öffne ich die Augen wieder und sehe nach oben. Das Pokémon steht da und beäugt mich. Sein Gesicht wirkt irgendwie entspannter und … ja, ein wenig freundlich. Wir sehen uns an und ich bekomme das Gefühl, dass der Wolf mir nicht wirklich etwas tun möchte. Ich entspanne mich etwas, bleibe aber weiterhin zusammengerollt – sicher ist sicher. Ehe ich wirklich dazu komme, etwas zu tun oder zu denken, kommt der Wolf schnuppernd auf mich zu. Sofort keimt erneut Panik in mir auf und mein Fell sträubt sich. Ich beginne wieder zu fiepen. Doch das Pokémon bleibt unbeeindruckt und nähert sich mir weiter. Es fixiert mich und fletscht die Zähne. Ich quietsche erschrocken und schließe die Augen erneut. Unerwartet löst sich der Druck von meiner Hinterpfote und ich fühle, wie sich das Pokémon ein wenig zurückzieht. Neugierig öffne ich die Augen und sehe an mir entlang. Huh? Die Wurzel um meine Pfote ist weg. Die Enden sind ausgefranst, was bedeutet …  Ich wende den Kopf und sehe den Wolf mit großen Augen an. „D-Danke“, flüstere ich stotternd. Das Pokémon mustert mich. Ich habe das Gefühl, dass es etwas sage möchte … „Kleines!“, brüllt Chief so laut, dass selbst der Wolf zusammenzuckt. Er hebt den Kopf und sieht in Richtung der heraneilende Flamara. Noch einmal wendet er den Blick zu mir und scheint die Stirn zu runzeln. Ehe ich noch etwas sagen kann, dreht er sich und verschwindet so schnell wie er aufgetaucht ist. Ich sitze da und starre gegen die grüne Wand in der das Pokémon verschwunden ist. Es hat mir geholfen. Einfach so. Ohne irgendeinen Grund. Ich bin zu tiefst verwirrt und weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. „Kleines“, ertönt Chiefs Stimme erneut. Er läuft die letzten Schritte und kommt schließlich neben mir zum Stehen. „Alles in Ordnung?“ Er mustert mich besorgt und … schleckt mir über die Stirn. Völlig perplex sehe ich ihn an. Mit einer derart fürsorglichen Geste habe ich wirklich nicht gerechnet, eher mit einer Ermahnung, weil ich mal wieder Probleme gemacht habe. „J-Ja, alles gut, denke ich.“ Chilli trudelt ein und ist im Gegensatz zu Chief ein wenig außer Puste. „Was ist passiert?“ „Ich …“ Ich sortiere meine Gedanken und atme kurz durch. „Ich hing in der Wurzel fest und kam nicht mehr los und dann war da etwas im Gras und ich hatte Angst …“ „Quietschie …“ „… Schwester.“ Schnuff und Scharte kommen nun auch an, allerdings sind sie noch in einiger Entfernung und gehen eher, als dass sie rennen. Chief sieht sich meine Pfote. Als er mit der Nase sacht dagegen stupst, verziehe ich das Gesicht. Es tut weh; nicht so schlimm, dass es nicht auszuhalten wäre, aber der weitere Fußmarsch wird bestimmt nicht angenehm. „Das war sehr nett, von dem Magnayen“, spricht er vor sich hin, während er die Wurzel begutachtet. „Magnayen?“, frage ich nach. Meine Brüder kommen endlich an und schnaufen mächtig. Chilli nickt vor sich hin. „Das Pokémon war ein Magnayen.“ Sie wendet sich an Chief. „Es hatte bestimmt Angst vor uns.“ Ich verziehe das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Es war definitiv furchteinflößender wie ihr.“ Ein leicht angesäuertes Räuspern ertönt und ich drehe mich zu Chief. „Darum geht es nicht. Freie Pokémon leben eigentlich friedlich untereinander. Allerdings könnte das Magnayen unser Auftreten fehlinterpretiert haben und da wir zu zweit …“ „Hey!“, empört sich Scharte. „… sind, wird es seine Chancen eher gering ausgelegt haben“, erzählt Chief ungerührt weiter. „Noch dazu, wo es der Annahme gewesen sein könnte, es vielleicht mit besorgten Elterntieren zu tun zu bekommen“, ergänzt Chilli. Ich sitze da und glotze doof. Ich bin irritiert und verwirrt und weiß nicht so recht. Das Magnayen hat mich erst angeknurrt und bedroht. Doch dann hat es mir geholfen und die Wurzel scheinbar durchgebissen. Es wirkte irgendwie unsicher und … hm. Es wollte mir etwas sagen; doch was? Es hat scheinbar nicht mitbekommen, das ich nicht alleine unterwegs war und wollte mir wohl nur helfen. Die heranstürmenden Flamara haben ihm wohl Angst gemacht, was ich verstehen kann. Chief sah wirklich beängstigend aus … Moment! Elterntiere?! Schlagartig drehe ich den Kopf zu Chilli. „Wie meinst du das?“ Sie sieht mich sanft an. „Naja, wir sind Flamara und du ein Evoli. Das Magnayen könnte gedacht haben, dass wir deine Eltern sind. Und niemand legt sich mit wütenden Eltern an“, erklärt sie zwinkernd. Ratter, ratter, ratter … Ja, das macht Sinn. Flamara entwickeln sich ja aus Evoli, also werden ihre Kinder auch Evoli sein. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. „Au!“ Wütend sehe ich zu meiner Pfote. Schnuff hat dagegen gestupst, nur das er nicht so vorsichtig war wie Chief vorhin. Entschuldigend sieht mich er an. Ein tiefes Seufzen ertönt und wir alle wenden unsere Aufmerksamkeit auf unseren Anführer. „Wir müssen unbedingt weiter! Hier ist es nicht sicher.“ Er sieht Chilli an. „Ich denke wir sollten einen anderen Weg nehmen.“ Sie wendet sich mir zu und sieht mich grübelnd an, dann wendet sie sich wieder an Chief. „Hm. Glaubst du, sie schafft das, mit der Pfote?“ Hallo! Reden die gerade über mich, als wäre ich nicht da?! Wütend verziehe ich das Gesicht und höre Scharte leise lachen, was mich gleich noch wütender macht. „Sie muss, es geht nicht anders!“ Die Stimme klingt streng und ermahnend und ich sinke in mich zusammen. Das war nicht meine Schuld! Bockig drehe ich den Kopf leicht zur Seite um die beiden Flamara nicht ansehen zu müssen. „Los jetzt“, treibt Chief uns an und wir erheben uns alle. Wir setzen unseren Weg fort, allerdings in andere Reihenfolge. Chilli geht voran, dicht von Schnuff und Scharte verfolgt. Ich trotte, leicht humpelnd, dahinter und Chief … ja, Chief läuft leicht schräg hinter mir. Er hat quasi ein Auge auf mich. Uhrg. Peinlich und unangenehm. Betrübt lasse ich den Kopf hängen und hinke vor mich hin. Nach einiger Zeit erreich wir dichtes Gehölz. Chief läuft es ab, also würde er etwas Bestimmtes suchen und bleibt dann stehen. Er schiebt den Kopf unter den tiefhängenden Ast eines Busches und drückt ihn hoch. „Woah!“, tönen meine Brüder zeitgleich. Ja, das unterschreibe ich so. Hinter dem Ast befindet sich ein Pfad. Es wirkt ein wenig, als würde sich ein Tunnel im Unterholz befinden. Man kann gar nicht sehen, wohin er führt; was wiederum meine Neugier weckt und mich, zumindest für den Moment, meine Bewachung und die schmerzende Pfote vergessen lässt. „Kommt.“ Chilli klingt irgendwie selber ganz aufgeregt und ein bisschen kindlich. Sie geht voran und Schnuff und Scharte folgen ihr. Die beiden wirken ein wenig verunsichert, vor allen Scharte. Sie schleichen in Zeitlupe in den Tunnel. Ich gehe zum Eingang und schaue mit großen leuchten Augen hinein. „Cool!“ Ein bisschen wie … bei Alice; wer auch immer das sein mag. „Beeil dich“, knurrt Chief ungeduldig und reißt mich wieder aus meiner Euphorie. Wieder ein wenig kleiner und geknickter gehe ich den Tunnel. Es ist eher dunkel und die hellen Flecken, die das Sonnenlicht verursacht, tanzen lustig. Der Gang ist recht eng, gerade breit genug, dass die Flamara hindurch passen. Es knackt und knarzt überall. Es riecht zunehmend muffig und feucht. Chief brummt hinter mir ein wenig ungeduldig und seufzt. Er sagt nichts, aber ich weiß, was er damit meint; ich bin zu langsam. Mein Fuß beginnt allerdings wieder schmerzhafter zu werden. Das Klettern und das ungleichmäßige Aufsetzen, machen mir zunehmend zu schaffen. Schließlich gebe ich nach, „Ich brauche eine Pause.“ Verärgert knurrt es hinter mir. Wieder ein Seufzen. „Es ist nicht mehr weit. Wir sind gleich raus“, sagt er schließlich mit erstaunlich sanfter Stimme. Ich hole kurz Luft und versuche mich noch ein wenig zusammenzureißen. Weiter geht es durch den Tunnel aus Holz und Wurzeln. Kurz nach meinem Durchhänger kommt eine Biegung und … wir sind raus! Erschöpft lasse ich mich auf den Bauch fallen und verschnaufe erstmal. Ich spüre wie Chief neben mir stehen bleib. „Geht es?“ Ich brumme und er lacht kaum hörbar. „Quietschie! Sieh dir das an!“, ruft Scharte ganz aufgeregt. Mürrisch hebe ich den Kopf und bekomme große Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)