Was bedeutet ein Kuss? von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 2: 2. ------------- „Wir haben August. August!“ Mürrisch stampfte Daisuke mit dem Fuß auf. „Regen sollte zu dieser Jahreszeit verboten werden.“ Es war der erste August und wie jedes Jahr wollten sich die zwölf auserwählten Kinder für ihr Picknick treffen und den Tag feiern, an dem die Älteren von ihnen das erste Mal in die Digiwelt gereist waren. Ein Picknick, dass dieses Mal zuhause bei Yamato stattfand, denn seit den frühen Morgenstunden schüttete es draußen wie aus Kübeln. „Wir können halt nichts dran ändern“, meinte Hikari. Sie und Ken saßen sich gegenüber auf den beiden Sofas, die um den Wohnzimmertisch standen, und hatten sich anscheinend gerade noch über irgendetwas unterhalten. Ihre Digimon spielten zusammen auf dem Boden. „Ich weiß“, murrte Daisuke und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel war wolkenbehangen und es regnete noch immer. Es war Yamato gewesen, der sie alle nacheinander angerufen und ihnen vorgeschlagen hatte, dass sie das Picknick in seiner Wohnung abhalten könnten. Bisher waren nur Daisuke, Ken und Hikari da, plus ihre Digimon. Yamato war zum Supermarkt gelaufen, nachdem sie festgestellt hatten, dass er nicht genug Getränke auf Vorrat hatte. „Es ist trotzdem ärgerlich“, murrte Daisuke und ließ sich dann aufs Sofa neben Ken fallen. „Sollte die Hauptsache nicht sein, dass wir alle zusammenkommen?“, fragte dieser neben ihm und lehnte sich leicht an ihn. Er war so erfreut gewesen, dass Ken diesem Treffen zugesagt hatte. Daisuke wusste, dass sein bester Freund normalerweise große Menschenmengen mied und dass er nun hier war, bedeutete Daisuke alles. Er nahm sich vor, ein Auge auf Ken zu haben, um sicherzugehen, dass dieser sich wohl fühlte. Hikari nickte zustimmend. „Wir sehen uns generell schon zu wenig.“ „Deshalb ist dieses Wetter ja auch eine absolute Unverschämtheit“, beschwerte sich Daisuke und warf seine Arme in die Luft, um seine Aussage zu unterstreichen. „Ich wollte die Chance nutzen und Taichi und Yamato zum Fußballspielen herausfordern.“ „Ich weiß ja, dass du viel von dir hältst, aber denkst du nicht, dass du alleine etwas wenig Chancen hast?“ Hikari hob skeptisch eine Augenbraue an. „Nicht, wenn Ken in meinem Team spielt“, erklärte Daisuke überzeugt. „Und wer sagt, dass ich mitspielen will?“ Ken blickte ihn skeptisch an. Daisuke rollte seine Augen und streckte ihm die Zunge raus. Er wusste, dass Ken nur scherzte. Seine Körpersprache verriet es eindeutig. Trotzdem schob Daisuke seine Unterlippe vor und sah ihn mit bettelnden Augen an. „A-a-aber, Ken!“, jammerte er theatralisch. „Willst du mich nicht glücklich machen?“ Doch ehe Ken antworten konnte, klingelte es an der Haustür. Hikari sprang auf und eilte zur Tür. Stimmen waren zu hören, Rascheln und dann kamen Sora und Takeru zusammen mit Biyomon und Patamon ins Wohnzimmer. Sie begrüßten sich und dann setzte sich Sora neben Hikari, während Takeru den Platz neben Ken einnahm. Verwundert runzelte Daisuke seine Stirn. Normalerweise saßen Takeru und Hikari doch immer nebeneinander. Vor allem, seit sie vor drei Monaten angefangen hatten, miteinander auszugehen. „Sag mal Ken, was ist denn mit Takeru und Hikari-chan los?“, flüsterte er seinem besten Freund ins Ohr, nachdem er die beiden eine Weile länger beobachtet hatte. Sie vermieden es regelrecht sich anzusehen und wann immer sie es taten, wichen sie sich gleich wieder aus und blickten in die entgegengesetzte Richtung. Hatten sie sich etwa gestritten? Ken blickte ihn irritiert an. „Weißt du es denn nicht?“ „Was denn?“ „Die beiden haben sich getrennt“, erklärte Ken leise und Daisuke klappte die Kinnlade auf. „Verarsch mich nicht!“, fluchte er, vielleicht etwas zu laut, denn auf einmal hatten sich drei Augenpaare auf ihn und Ken gerichtet. „Was genau tuschelt ihr beide denn schon wieder?“, fragte Takeru neugierig. „Geht dich absolut gar nichts an“, erwiderte Daisuke. „Oh, jetzt bin ich aber auch neugierig“, warf Sora dazwischen und beugte sich vor. „Rück schon mit der Sprache raus!“ Glücklicherweise klingelte es, bevor Daisuke sich eine Ausrede ausdenken konnte. „Ich mach auf!“, erklärte Daisuke hektisch und eilte zur Tür. Hinter sich hörte er Takeru und Sora leicht grummeln, aber er beschloss, das Ganze zu ignorieren. Hikari und Takeru hatten sich getrennt. Wieso hatte er davon nichts bemerkt? Er beschloss, Ken gleich weiter auszufragen und öffnete dann die Tür. Jyou und Gomamon standen im Flur. Jyou atmete schwer, so als wäre er hergerannt. „Jyou-san, hallo.“ Lächelnd begrüßte er den Älteren. Jyou hatte leichte Augenringe, wahrscheinlich hatte er wie üblich gestern noch bis spät in die Nacht gebüffelt. „Daisuke, wie schön dich zu sehen.“ Er lächelte leicht und schlüpfte dann aus seinen Schuhen. „Siehst du, Gomamon, ich habe dir doch gesagt, dass wir nicht die letzten sind“, meinte Jyou, als die drei das Wohnzimmer betraten. Sein Digimon murrte etwas von „Wenn ich nicht so gedrängt hätte, dann würdest du immer noch über deinen Büchern hängen“ und gesellte sich dann zu den anderen Digimon. Daisuke setzte sich wieder neben Ken und Jyou setzte sich auf den einzelnen Sessel, ehe er von Takeru gefragt wurde, wie das Medizinstudium lief. „Hast du das eben ernst gemeint?“, fragte Daisuke leise. Ken nickte. „Hast du das echt nicht mitbekommen?“, wunderte er sich. Daisuke dachte angestrengt nach und schüttelte dann seinen Kopf. „Nun, jetzt weißt du es ja“, meinte Ken und deutete dann zu Hikari hin. „Und?“ Daisuke sah ihn verwundert an. „Sie ist gerade Single. Du könntest die Chance nutzen und sie nach einem Date fragen. Vielleicht sagt sie dieses Mal zu.“ „Oh.“ Daisuke blinzelte überrascht. Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass Hikari ja jetzt wieder sozusagen ‚auf dem Markt war‘. Verstohlen warf er ihr einige Blicke zu. „Wenn ich ehrlich bin, dann will ich sie nicht fragen“, gestand er leise. Kens Augen weiteten sich überrascht. „Naja, sie haben sich doch gerade erst getrennt“, beeilte Daisuke sich zu sagen. „Da will ich Hikari halt-chan Zeit geben und so…“ Und wenn er ganz ehrlich mit sich war, dann wollte er Hikari überhaupt nicht nach einem Date fragen. Jetzt wo er die Chance dazu hatte, war ihm auf einmal klar geworden, dass da keine Gefühle mehr für sie waren. Beinahe verrückt, wo er doch noch vor einem Jahr mit Ken ‚Küssen‘ geübt hatte, für den Fall, dass Hikari endlich einem Date mit ihm zusagte. Ken hob skeptisch eine Augenbraue, so als ahnte er, dass da mehr dahintersteckte, und Daisuke schüttelte seinen Kopf. Er wollte jetzt nicht darüber reden. Später, wenn sie alleine waren. Ken nickte verständnisvoll. Es faszinierte Daisuke immer wieder aufs Neue, dass sie sich ohne Worte unterhalten konnten. Jemand steckte von außen den Schlüssel in das Türschloss und drehte diesen um. Dann wurde die Tür geöffnet und Yamatos Stimme erklang. „Bin wieder da!“ Sora und Daisuke sprangen auf und eilten zur Wohnungstür, um ihrem Freund zu helfen. Er trug mehrere vollgepackte Einkaufstüten. „Sora, du bist ja auch da!“ Grinsend begrüßte Yamato sie. „Denkst du etwa, ich würde unser Treffen verpassen?“ Sie streckte ihm neckend die Zunge entgegen, ehe sie nach zwei Tüten griff. „Okay, was genau hast du da drin?“ „Naja, ich dachte mir, dass ich gleich meinen Wocheneinkauf erledigen kann“, meinte er. „Stell es einfach in die Küche, ich räume es dann später ein.“ Sora nickte und verschwand dann Richtung Küche. Daisuke griff nach einer einzelnen Tüte. „Die hier auch in die Küche?“ „Ah, nein. Da sind Knabbersachen und Getränke drin, also bring sie am besten gleich zu den anderen.“ „Okay.“ Daisuke ging zurück ins Wohnzimmer. „Leute, ich habe Getränke!“, verkündete er. „Wird auch Zeit“, jammerte Hikari. „Ich hole gerade mal Gläser für uns alle.“ „Warte, ich helfe dir beim Tragen.“ Ken stand ebenfalls auf, während Daisuke in seine Richtung ging, um die Tüte neben dem kleinen Wohnzimmertisch abstellen zu können. Und genau dann nutzte V-mon die Gelegenheit und lief genau zwischen Daisukes Beine hindurch. Die Einkaufstüte rutschte ihm aus der Hand und plumpste auf den Boden. Daisuke selbst stürzte auf Ken drauf, der überrascht von dem plötzlichen Sturz sein Gleichgewicht ebenfalls nicht halten konnte und nach hinten aufs Sofa stürzte. Sein Kopf landete direkt auf Takerus Schoß und dann prallten Daisukes und Ken Münder aufeinander. Ihre Freunde lachten laut und hektisch sprang Daisuke von Ken runter. „Scheiße, habe ich dir wehgetan?“, fragte er besorgt und half ihm beim Aufstehen. Seine Lippen schmerzten ebenfalls – er war sich sicher, dass Ken ihn versehentlich gebissen hatte – aber Kens Wohlergehen war ihm wichtiger. „Nein, ist schon in Ordnung“, meinte Ken. Seine Unterlippe war leicht geschwollen. „Lasst mich das mal angucken“, bat Jyou sie und nach einem kritischen Blick erklärte er, dass definitiv alles in Ordnung wäre, sie aber trotzdem ihre Lippen etwas kühlen sollten. „Leute, was macht ihr denn für Sachen?“, fragte Yamato, der gerade ins Wohnzimmer kam. „Ich glaube, Daisuke und Ken wollten uns von ihrer Beziehung erzählen“, neckte Takeru die beiden. „Oh, wirklich?“ Yamato pfiff anerkennend. „Ich bin einfach nur über V-mon gestolpert und auf Ken draufgefallen“, erklärte Daisuke verärgert, während Ken einfach nur mit rotem Gesicht danebenstand und nichts sagte. „Mehr war da nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)