Drawback 2 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 6: Locating (Ryo) ------------------------- Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis sich Kai wieder beruhigt hatte. Ihn wieder runterzufahren, war wirklich nicht einfach, doch nach vier Tagen hatte er es geschafft. Langsam konnte er den Braunhaarigen auf andere Gedanken bringen. Fürs Erste hatte er ihn einfach bei sich zu Hause einquartiert. In seiner eigenen Wohnung wäre er nur alleine und würde wahrscheinlich ständig an Reita denken. Und wer weiß schon, was er dann anstellen würde?! Fünf Tage nach dem Zwischenfall mit dem Zahnarzt, mussten sie alle bei ihrem Boss antreten. Wahrscheinlich mussten sie ihn jetzt auch noch milde stimmen, um nicht am Ende noch dafür verantwortlich gemacht zu werden, dass der Maskenträger nicht mehr unter ihnen weilte. Sie trafen sich mit Kazuki erst vor Ort, welcher Kai erst einmal in die Arme schloss und ihn aufmunternd an sich drückte und lächelte. „Macht euch mal keinen Kopf. Das wird bestimmt harmlos.“ Versuchte er, sie beide zu beruhigen, ehe er mit ihnen auch schon rein ging. Da war sich Ryo nicht ganz so sicher. Wenig später betraten sie das Büro des Bosses, ließen Kazuki den Vortritt, der wie immer einfach hinein marschierte, als wäre es sein eigener Raum. „Da sind wir.“ Hörte man ihren Hacker sagen. Wie bei ihrem letzten gemeinsamen Besuch, stand nicht ein einziger Stuhl vor dem Tisch, weswegen sie vor diesem stehen bleiben mussten. Nur Kazuki wusste, dass normalerweise zumindest ein Stuhl vor dem großen Tisch stand. „Ich habe mir den Bericht oft genug durchgelesen.“ Begann ihr Clan-Oberhaupt sofort, ohne großartig zu warten, oder ihnen das erste Wort zu überlassen. Und er klang sichtlich wütend. Ryo schluckte etwas und biss die Zähne zusammen. Wahrscheinlich wird es jetzt richtig Ärger geben. „Ihr wart also weiter weg?“ Fragte er sie, worauf Kazuki sofort stumm nickte. „Und ihr konntet alles mit anhören?“ Nun nickten sie alle bestätigend. Ihr Gegenüber lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ den Blick über die kleine Gruppe schweifen. „Seine Waffe habt ihr gefunden?“ Jetzt war es Kai, der nickte, da ihn der Boss direkt ansah. „Was ist passiert, Kai?“ Der Angesprochene neben ihm zuckte sofort zusammen und verkrampfte sich sichtlich. Ausgerechnet ihn zu fragen, war verdammt unfair, schließlich waren er und Reita beste Freunde. Ihm jetzt alle Details aus den Rippen zu leiern, würde Kai doch kaum verkraften! „Sein Kopfhörer war präpariert, sodass wir hören konnten, wie sich die Beiden unterhalten haben.“ Begann der Braunhaarige nun, die etwas harmloseren Details zu verraten. „Herr Onodera hatte ihm gesagt, dass er erfreut ist, das Reita alleine zu ihm kam.“ Bevor er noch ein Wort sagen konnte, stand der Boss von seinem Stuhl auf, stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und beugte sich etwas zu ihnen nach vorne und sah nun zu Kazuki. „Also hatte er seine Leute dabei?“ Kazuki, der links neben Ryo stand, nickte sofort auf diese Frage, schließlich konnte es nicht anders sein. Ryo seufzte innerlich auf, ehe er erstarrt innehielt, als er sah, wie der Blick des Bosses ihn nun fixierte. „Die Zielperson hatte also ihre Männer in der Umgebung und ihr wart im Auto?“ Nervös biss er sich auf die Lippe, nickte schwach, ehe er den Mund öffnete, um etwas zu sagen: „Ungefähr in diesem Moment begann unsere Diskussion im Auto, dass es eine Falle sein muss.“ Kurz hielt er den Atem an, als der Blick des Bosses ihn schier zu durchbohren schien. Doch er sagte kein Wort, sah wieder zu Kai und wollte scheinbar nun die nächsten Informationen hören. „Noch bevor wir reagieren konnten, haben wir Schüsse gehört und uns sofort auf den Weg gemacht.“ Erzählte dieser ihm nun weiter. Ihr Gegenüber nickte und ließ sich wieder in seinem Stuhl nieder, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir haben nichts gefunden, außer seine Waffe und…“ Kai brach neben ihm fast zusammen, so sehr zitterte er. „Es war sicherlich sein Blut, was wir dort gesehen haben.“ Beendete Kazuki nun Kais Erklärung. Ryo legte eine Hand an Kais Arm, wollte ihm zeigen, dass er für ihn da war, wollte ihn irgendwie beruhigen. Vor ihrem Boss sollte er jetzt auf keinen Fall völlig zusammenbrechen. Es herrschte eine unangenehme Stille, die Ryo nicht wirklich deuten konnte. Was würde nun passieren? War der Boss sauer, oder gar enttäuscht? Würde man sie nun alle beseitigen, weil sie ihren Job nicht vernünftig gemacht haben? „Wir wollten die Zielperson ohne Reita ausschalten, doch von ihm fehlt jede Spur. Er taucht nicht in seiner Praxis auf, ist nicht zu Hause und auch sein Wagen ist spurlos verschwunden.“ Irritiert sah Ryo zu seinem Kollegen. Was erzählte Kazuki da? Sie hatten nichts versucht, nichts unternommen! Oder bluffte er? Hatte er sich diese Geschichte ausgedacht, damit ihr Boss nicht ausflippt? Oder hatte er sich wirklich auf die Suche nach dem Zahnarzt gemacht? „Herr Onodera ist schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt versteht ihr, warum. Er ist nicht dumm und agiert äußerst vorsichtig. Sein Verschwinden und die Tatsache, dass Reitas Leiche noch nicht entdeckt wurde, lässt darauf schließen, dass er sich selber um ihn kümmert.“ Jetzt drehte sich Ryos Magen sogar um. Dann hatte sich der Kerl also erst einmal zurückgezogen? Es gab also im Moment keine Chance, ihn zu finden und sie müssten abwarten, um an ihn dran zu kommen. Abwarten… etwas, das keiner von ihnen gerade machen wollte. „Wo wurde die Leiche damals entdeckt?“ Fragte Kazuki nun, der scheinbar noch immer bei klarem Verstand war und noch genauso reagierte und agierte, wie sonst auch immer. Gut, dass sie ihn hatten! „Im See des Wadabori Parks.“ Antwortete der Boss, woraufhin Kazuki nickte und zu ihnen sah. „Wir sollten uns das mal ansehen. Vielleicht ist der Kerl dort in der Nähe.“ Das war wohl ihre einzige Chance, die sie hatten, Reita oder zumindest die Zielperson zu finden. „Ihr bekommt von mir alle Zeit, die ihr braucht, um den Kerl zu erledigen. Und wenn ihr noch etwas braucht, sagt es mir.“ Sie alle sahen zu ihrem Boss, nickten und gingen dann aus dem Büro raus. Es verlief halbwegs gut, auch wenn es ihnen viel lieber wäre, gar nicht erst in diese Situation geraten zu sein. Sie konnten es nicht ändern. „Fahren wir mit meinem Auto?“ Fragte er die Anderen Beiden. Kazuki nickte sofort. „Ich bin ohne Auto hier.“ Ryo nickte und lief mit ihnen los. Er nahm vorne hinter dem Lenkrad Platz, Kai neben sich und Kazuki hinter Kai. „Weißt du wo lang?“ Wollte Kai nun wissen, aber Ryo kannte sich gut genug in der Stadt aus, dass er ohne Hilfe und auch ohne Navi stets sein Ziel erreicht. „Ist alles in Ordnung?“ Hörte er Kazuki fragen, der eine Hand auf Kais Schulter gelegt hatte. „Jaja…“ Antwortete dieser nur leise und krallte sich mit seinen Händen in die Hose. Kai hatte sich Lederhandschuhe angezogen und -was Kazuki bestimmt nicht bemerkt hatte- Reitas Waffe an seinem Gürtel befestigt. Der Braunhaarige war fest entschlossen, es zu beenden. Und dafür war er jeden Tag bereit. Als er den Wagen in der Nähe des Parks abstellte, machte er den Motor aus, schnallte sich ab und musterte seine beiden Kollegen. „Ich schaue mich mal um. Ihr bleibt hier.“ Er ließ keine Widerworte zu. Sollte Herr Onodera sie wirklich gesehen haben, wird er sie sofort erkennen. Deswegen wollte er sich alleine etwas umsehen. Noch war es hell, also wird jetzt erst einmal nicht viel passieren. So konnte er sich in Ruhe alles ansehen. Wenig später lief er auch schon durch den Park und sah sich um. Es war sehr friedlich und es war der perfekte Tag, um einen kleinen Spaziergang durch den Park zu machen. Deswegen waren auch viele Leute vor Ort. Sogar ein paar Polizisten entdeckte er hier und da. Die Anwesenheit der Gesetzeshüter störte ihn persönlich nicht wirklich. Warum sollte es auch anders sein, schließlich war er unauffällig, hatte nicht gerade viel zu verbergen und lief einfach nur herum. Er sah sich jeden noch so kleinen Winkel im Park an, suchte nach möglichen Ungereimtheiten. Wenn dies der Ort war, an dem der Zahnarzt seine Leichen immer ablegt, wird doch bestimmt auch etwas darauf hinweisen. Doch sie konnten sich dieser Sache nicht sicher sein. Vielleicht hatte er schon viele Leute umgebracht und nur ihren Kollegen hier rausgeworfen. Man konnte also gerade nur hoffen, dass das die richtige Spur war. Als es anfing zu dämmern, zog er sich zurück, lief zu den Anderen zum Auto und fand die Beiden so vor, wie er sie zurückgelassen hatte. „Und? Konntest du etwas finden?“ Wollte Kai sofort wissen, doch Ryo schüttelte nur den Kopf und lehnte sich seufzend zurück. „Es sieht alles normal aus.“ Antwortete er und nun beugte sich Kazuki zu ihnen nach vorne. „Lasst uns mal gucken, wie es aussieht, wenn es dunkel ist.“ Schlug dieser vor und sofort nickte Kai. Resigniert seufzend nickte dann auch Ryo. „Wenn ihr meint.“ Er glaubte nicht daran, hier fündig zu werden. Das wäre doch ein zu schöner Zufall, oder? Mit dem Untergang der Sonne, verschwanden auch nach und nach alle Menschen, die zuvor im Park unterwegs waren. Stille legte sich über die Umgebung und es wurde immer dunkler. Kleine Laternen erhellten kleine Stücke innerhalb des Parks, während die Straßenlaternen zum Teil aus gingen. Sein Wagen stand unter einer, die für diese Nacht abgeschaltet wurde. So lag sein Auto im Dunkeln. Gar nicht so unpraktisch! Einzelne Autos fuhren an ihnen vorbei, ein paar Menschen kamen und gingen, doch sonst tat sich in dieser Nacht nicht viel. Um kurz nach 5 Uhr beschlossen sie, es gut sein zu lassen, brachen ab und fuhren zu Ryo nach Hause. Sie wollten diese Spur allerdings nicht aufgeben. Kai bestand darauf, es zumindest noch einmal zu versuchen. „Ich hab ein komisches Gefühl bei der Sache. Irgendwas ist da!“ Versuchte er immer wieder, sie zu überzeugen, dort noch nicht aufzugeben. „Und wenn es stimmt? Willst du wirklich mit ansehen, wie Reitas Leiche in den See geworfen wird?“ Fragte Kazuki ihn und sofort verstummte Kai und kaute sich auf der Unterlippe rum. „Kazuki!“ Ermahnte er den Hacker, doch dieser sah ihn nur kurz an, ehe er Kai wieder musterte. „Du wirst ihn wahrscheinlich eh nicht treffen, wenn du auf ihn schießt. Und am Ende wird dein Körper neben dem von Reita im See treiben. Denkst du, dass er das wollte?“ Sprach er weiter auf den Braunhaarigen ein. „Ich glaube eher, dass Reita gewollt hätte, dass wir ihn umbringen. Und zwar auf die sicherste und effektivste Art und Weise, die uns möglich ist.“ Kai schluckte merklich, nickte stumm und zog sich mit zitternden Händen die Handschuhe aus. „Wie gut kannst du schießen?“ Fragte der Fahrer nun Kazuki, der sich gerade an seinem Küchenfenster eine Zigarette angemacht hatte. „Bisher musste ich eher selten schießen. Vielleicht dreimal?“ „Getroffen, oder nicht?“ „Getroffen.“ Jetzt grinste Kazuki ihn an und scheinbar verstand er nun, was er wollte. „Dann mach ich es!“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Kazuki trifft, war größer als die, dass Kai das Ziel erwischt. Dennoch gab dieser nur widerwillig Reitas Waffe ab, ehe er sie in der Küche alleine ließ. „Willst du auch erst einmal hier bleiben? Wenn wir nachher eh wieder losfahren, würde es dir Zeit ersparen.“ Schlug Ryo nun vor und Kazuki nahm das Angebot dankend an. Keiner von ihnen sollte jetzt alleine sein. Nicht, wo sie ihrem Ziel näherkamen. Zumindest glaubte Ryo, dass sie sich auf einem guten Weg befanden. Bis sie aufbrechen müssten, legte sich noch einmal jeder schlafen. Kazuki durfte seine Couch in Anspruch nehmen, während sich Ryo sein Bett mit Kai teilte. Der Schwarzhaarige hatte extra einen Wecker gestellt, damit sie nicht zu spät wach werden, machte noch für jeden einen Kaffee fertig und so saßen sie, kurz bevor es losging, noch in der Küche. „Ich werde wieder etwas herumlaufen, mir einen schnellen Überblick verschaffen und falls sich etwas tut, melde ich mich. Kai wird den Wagen fahren, komme, was wolle. Und du…“ Er sah zu Kazuki und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Waffe, die er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. „… du wirst schön bereit sein. Und hoffentlich nicht mich erschießen.“ Der Angesprochene grinste, nickte aber. „Was bedeuten eigentlich die Kerben?“ Fragte er dann, während er die Waffe an sich nahm und sie am Gürtel befestigte. „Die am Lauf sind für jeden erledigten Auftrag.“ Erklärte Kai, der an seinem Kaffee nippte und nicht von der Tasse aufsah. „Und die am Griff?“ Wollte ihr Hacker jetzt natürlich auch noch wissen. „Ruki.“ Antwortete Kai nur leise und stellte die leere Tasse ab. „Wir sollten uns auf den Weg machen.“ Der Rest trank den Kaffee noch leer und dann ging es auch schon wieder los. Sie kamen kurz vor Sonnenuntergang am Park an und wieder lief Ryo in diesen hinein. Wenn auch nur eine einzige Person hier war, die am vorigen Tag schon im Park war, könnte sie ihn entdecken und sofort kapieren, was los war. Er hoffte einfach, dass ihn niemand entdeckt hatte. Und falls doch, musste er darauf vertrauen, wie ein ganz normaler Bürger zu wirken, der einfach diesen Park mochte und gerne ein paar Runden in eben diesem drehte. So auffällig es auch war, dass er es an zwei Tagen hintereinander tat. „Hört ihr mich?“ Checkte er nun seinen Kopfhörer und bekam sofort von den Beiden im Auto die Bestätigung, dass ihre Technik wie immer funktionierte. Gut! Dann konnte soweit erst einmal nicht viel schief gehen. Selbst, als es dunkel war, lief er weiter herum, versteckte sich hin und wieder an einem Ort, wartete eine Weile und lief dann weiter. Dabei den See immer in Sicht. „Bei uns ist gerade ein Auto in den Park reingefahren!“ Kais Stimme riss ihn aus seiner Konzentration und sofort sah er sich panisch um. Verdammt, er konnte sich gerade nicht verstecken! Er sah auf seine Armbanduhr. 23:48 Uhr. Meine Güte, war es wirklich schon wieder so spät? Die Zeit verging tatsächlich wie im Flug, wenn man etwas zu tun hatte! Als er den Wagen hörte und die Scheinwerfer sah, duckte er sich weg, sprang regelrecht zur Seite und rutschte unter eine Bank. Eine andere Möglichkeit hatte er einfach nicht. Das Auto fuhr an ihm vorbei, den kleinen Schotterweg entlang und auf den See zu. Durfte er sich jetzt freuen, weil sie den richtigen Riecher hatten? Oder saß da vielleicht nur einer von der Stadt drin, der den See sauber halten musste? „Kazuki? Komm sofort her.“ Forderte er nun Verstärkung an und sah dem Auto hinterher. Ein Mercedes Vito. Theoretisch ein super Fahrzeug, mit viel Platz. Ein typisches Kidnapper-Auto. Zufall, oder nicht? „Bin unterwegs.“ Antwortete Kazuki, der ein wenig gehetzt klang. Ryo robbte sich wieder unter der Bank hervor, klopfte sich etwas den Dreck von der Kleidung und sah sich um. Kurze Zeit später war Kazuki bei ihm, zog bereits die Waffe und entsicherte sie. „Denkst du, er ist es?“ Fragte dieser ihn, doch Ryo zuckte nur mit den Schultern. „Wenn nicht, hauen wir einfach wieder ab. Aber für den Fall, dass er es ist…“ Den Satz musste er nicht beenden, denn Kazuki wird es schon verstanden haben. Zu zweit machten sie sich auf den Weg, liefen langsam zum See, an dem der Wagen stehen geblieben war. Noch tat sich dort nichts. „Und wenn da drin jetzt ein Pärchen sitzt und…“ „Halt die Klappe! An sowas will ich nicht denken!“ Sofort schüttelte sich Ryo, kniff die Augen zusammen um etwaige Bilder schön aus seinem Kopf zu halten. Er hörte Kazuki neben sich leise lachen. War klar, dass der das witzig fand. Der Motor des Fahrzeuges schien aus zu sein, denn es war nichts zu hören, lediglich die Scheinwerfer waren noch an und erhellten den Rand des Sees ein wenig. Sie kamen dem Auto immer näher, doch sie hörten nichts. Sie hockten sich hinter Sträuchern, die den See einrahmten, und warteten ab. Bis sich die Fahrertüre öffnete und ein Mann ausstieg. Die Person wirkte kräftig, war ziemlich muskulös gebaut und lief nun zur Seitentüre des Autos, die er aufschob. Ryo runzelte die Stirn und besah sich das Szenario. „Scheiße…“ Entwich es Kazuki, noch bevor Ryo überhaupt irgendwas zu dem sagen konnte, was er da sah. Er hielt die Luft an, hörte sein eigenes Herz schlagen und befürchtete fast schon, dass Andere es auch hören konnten. Der Kerl am Auto hatte gerade Platz gemacht, hielt die Türe fest und ließ jemanden aussteigen, der tatsächlich eine Person aus dem Wagen zog. Der Körper landete leblos neben dem Wagen auf dem Boden, ehe die Türe wieder zugezogen wurde. Nun kam noch jemand um den Wagen gelaufen. „Das ist er.“ Hauchte Ryo leise und Kazuki nickte sofort und hob die Waffe an. Herr Onodera ließ sich wirklich im Park blicken. „Erschieß erst den Zahnarzt!“ Ryo wollte den Kerl als erstes tot sehen. Die zwei Anderen konnte man danach noch erschießen. Wieder nickte Kazuki neben ihm und zielte. Innerlich betete der Schwarzhaarige, dass sein Kollege ihn auch trifft! Bitte, schieß nicht daneben! Der erste Schuss fiel und Ryo war trotz, das er vorbereitet war, kurz so erschrocken, dass er zusammenzuckte. Nach nicht einmal einer Sekunde folgte der nächste Schuss, dann ein dritter, ein vierter und dann senkte Kazuki die Arme. „Kai, komm mit dem Auto her. Folg den Spuren auf dem Schotter.“ Hörte er Kazukis Worte. Erst jetzt realisierte Ryo, was gerade eigentlich genau passiert ist. Er blinzelte, sah zum Mercedes, neben dem nun vier reglose Körper lagen. „Hast du…?“ Fragte er leise und sah Kazuki an. „Der letzte hatte sich zu schnell geduckt, aber den habe ich auch erwischt.“ Konnte man nur zu gut sehen! Vorsichtshalber warteten sie, bis Kai mit dem Auto bei ihnen ankam. Vorher bewegten sie sich nicht vom Fleck. Falls noch jemand in der Nähe war, würden sie zur Zielscheibe werden, sollten sie sich bewegen. Doch es tat sich nichts mehr und auch, als Kai dazukam, passierte nichts. Dann hatten sie es tatsächlich geschafft? Er deutete Kai an, den Wagen zum Vito zu fahren, während sie ihm hinterherliefen. Die drei Männer, die Kazuki erschossen hatte, waren Herr Onodera und zwei seiner Gefolgsmänner. Sehr gut. Dann hatten sie den Auftrag doch noch erledigen können. Kai sprang aus dem Wagen, kam zu ihnen und drängte sich an ihnen vorbei. Bis zum Schusswechsel konnten sie nicht genau sehen, wen sie aus dem Wagen gezogen hatten. „Reita!“ Entwich es Kai geschockt und sofort schubste er Ryo und Kazuki zur Seite, rannte zu ihrem Kollegen, warf sich regelrecht in den Dreck und hob dessen Kopf an, zog ihn an sich und schluchzte leise. Stumm blieb Ryo stehen und hielt Kazuki am Handgelenk zurück, als dieser zu Kai gehen wollte. „Warte.“ Sagte er zu ihm und sah dann wieder zum Braunhaarigen. „Rei… Rei, wach auf.“ Sagte Kai leise und sah zu ihnen rüber. „Was hat er mit ihm gemacht?“ Erst jetzt ging Ryo zu ihm und hockte sich neben Kai. Wow! Man hatte zwar immer gewisse Vorstellungen, was passieren könnte, wenn man als Yakuza-Mitglied entführt wird, doch das man danach so zugerichtet war, wusste wohl keiner. Reita hatte seine Lederjacke nicht mehr, lag im Shirt vor ihnen, dass nicht mehr weiß, sondern rot war. Man sah, wo er getroffen wurde, als beim letzten Treffen die Schüsse fielen: Ein Streifschuss an der Hand. Wahrscheinlich, um ihm die Waffe aus der Hand zu feuern. Eine Kugel schien seinen Oberschenkel getroffen zu haben und der dritte Schuss ging in seine rechte Schulter. Sie hatten ihn völlig bewegungsunfähig gemacht. Präzise und schneller, als man mit der Wimper zucken konnte. Jede Stelle, die frei von Anziehsachen war, war voll von Spuren der letzten Tage. Man hatte ihm seine Maske abgenommen und ihn ganz schön zugerichtet. Hatten sie ihn dazu bringen können, zu reden, oder konnte er standhaft bleiben und hat geschwiegen? Selbst wenn er etwas ausgeplaudert hätte, würde es niemand mehr wissen, denn Herr Onodera war tot, wurde selber zum Schweigen gebracht. „Er atmet!“ Riss ihn Kais Stimme aus seinen Gedanken und fragend sah er zu ihm. „Bitte was?“ Entwich es Kazuki hinter ihm und sofort hockte sich dieser dazu. Kai hatte seine Hand an Reitas Gesicht gelegt. „Er atmet!“ Wiederholte der Braunhaarige und sah sie mit verheulten Augen an. Plötzlich hörten sie Sirenen in der Nähe. Verdammt, irgendwer musste die Schüsse gehört haben. „Bringt ihn ins Auto!“ Ryo sprang sofort auf, setzte sich ans Steuer und startete den Motor. Kai nahm hinten Platz, zog Reita neben sich und hatte dessen Kopf auf seinem Schoß, während Kazuki vorne mit einstieg. Kaum, dass die Anderen im Auto saßen, fuhr Ryo los. Keiner wird sie kriegen! Nicht an diesem Abend! Da musste die Polizei schon eher aufstehen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)