Nur Freunde - mehr nicht! von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 4: Speeddating ---------------------- Heißes Wasser floss in einen großen Topf mit Eiern, während Usagi auf einem Tablett Marmelade, Butter und verschiedene Brotaufstriche zusammenstellte. „Ich wollte zu dir kommen. Als ich mein Zimmer verließ, bemerkte ich Setsuna, die wohl ebenfalls dein Weinen gehört hatte...“, sagte Michiru und begann das Gespräch so belanglos, als würde sie über das Wetter sprechen. Usagi verzog ihren Mund und flüsterte: „Ja, sie hat mich getröstet!“ „Das ist gut. Aber Usagi, warum war überhaupt Trost nötig? Ich dachte Mamoru...“ „Er war nicht der Grund!!“, zischte Usagi schnell. Verlegen drehte sie sich zur Seite und öffnete einen Schrank. Amüsiert schaute Michiru Usagi dabei zu, wie sie abwesend in den Besenschrank starrte. „Das freut mich zu hören...“, plauderte Michiru weiter und setzte dabei den Topf mit den Eiern auf den Herd. „Aber einen Grund muss es geben haben...“ Zu ihrem Erstaunen schloss Usagi den Schrank, lehnte sich gegen ihn und ließ sich auf den Boden sinken. „Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht, warum ich weinen musste...“ Verwundert stellte Michiru den Herd an und drehte sich Usagi zu: „Versuch es mir zu beschreiben!“ Nachdenklich biss sich Usagi auf die Lippen. „Als ich mich gestern von euch verabschiedete und in mein Zimmer ging, da fühlte ich mich plötzlich so unendlich alleine. Ich hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen und mein Brustkorb schmerzte unaussprechlich.“ Usagi war Michiru dankbar, dass sie sich nicht zu ihr setzte. Stattdessen nahm Michiru verschiedenes Obst aus einer Schale sowie ein Messer in die Hand. Während sie eine Kiwi aufschnitt, fragte Michiru weiter: „Auf der Party hast du dich nicht alleine gefühlt?“ „Ja... nein!“, antwortet Usagi schnell und widersprach sich dabei selbst. Michiru ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Gewissenhaft richtete sie die Kiwi an und nahm sich als nächstes die Mango. „Du hast dich also einsam auf der Party gefühlt, aber es gab etwas, dass dir Geborgenheit geschenkt hat?“, fragte Michiru und analysierte damit sie ungeklärte Situation weiter. Überrascht nickte Usagi. „Ja!“ Dankbarkeit breitete sich in ihr aus. Michiru gelang es, das zwiespältige Gefühl zu benennen, dass Usagi um den Verstand brachte. Liebevoll legte Michiru aus den vierteln der Mango einen Stern. „Dann beschreibe mir bitte, wann du dich einsam und wann geborgen gefühlt hast, Usagi!“, forderte Michiru. Die Angst, ihre Gefühle mitzuteilen, hatte Usagi längst überwunden. Viel zu sehr hoffte sie, dass Michiru ihr erklären konnte, in welchem Zwiespalt sie selbst steckte. „Genau das verstehe ich nicht. Während alle um mich herum waren und sich liebevoll um mich kümmerten, fühlte ich mich einsamer als je zuvor. Ihre Fürsorge schien mich zu erdrücken! Als ich aber die Gelegenheit hatte, mich zurück zu ziehen und für mich zu sein, fühlte ich mich geborgen.“ „Warst du da alleine?“ Usagi stutzte und blickte auf. Michiru hatte das Messer zur Seite gelegt. „Nein... Setsuna war bei mir!“ Ein ungewohnt sanftes Lächeln begegnete Usagi, als Michiru fragte: „Kann es sein, dass du gestern Abend Setsuna vermisst hast?“ Tiefe Röte schlich sich auf die hellen Wangen. Zur Usagis Erleichterung nahm Michiru die Schale Obst und sprach weiter: „Lass uns den Tisch decken, ich höre oben Schritte!“ Heißes Wasser floss in kleinen Rinnsalen über Usagis Haut. Nachdenklich lehnte sie ihren Kopf an die kühle Scheibe der Dusche. Seit dem Frühstück kreisten ihre Gedanken um das Gespräch mit Michiru, welches neue Erkenntnisse gebracht hatte. Hatte sie wirklich Setsuna vermisst? Usagi wusste, dass es eine rhetorische Frage war. Den auch jetzt vermisste sie die stille Frau und aus keinem anderen Grund, hatte sie sich am Morgen so früh nach unten geschlichen. Als Usagi alleine in dem großen Bett wachgeworden war, hatte sie erneut diese schmerzliche Leere in ihrem Herzen gefühlt. Und auch hier in dem gekachelten Raum erdrückte sie die Stille und Einsamkeit, nach der sie sich vermeintlich so sehr gesehnt hatte. Dabei war Usagi zu keiner Zeit wirklich alleine gewesen. Sie war Setsuna das erste Mal bewusst in die Küche gefolgt. Die mysteriöse Frau mit dem langen dunklen Haar und der karamellfarbenen Haut umgab eine Aura der Ruhe und Stille. Doch Usagi hatte viel mehr bei ihre Gefunden als Ruhe - Geborgenheit, nach der sie sich noch viel mehr gesehnt hatte, als nach Einsamkeit. Mehrfach hatte Setsuna Usagi an den vergangenen Abend beschützt. Sie hatte Usagi aufgefangen, als diese das Gleichgeweicht verloren hatte. Sie hatte sich schützend vor Usagi gestellt, als ihre Freunde nicht bemerkten, dass Usagi einfach Ruhe brauchte. Zu Guter Letzt war Setsuna über sich selbst hinausgewachsen und hatte jedes Partyspiel mitgespeilt, für sie, Usagi. Mit einem tiefen Atemzug sank Usagi in die Duschtasse. Das warme Wasser streichelte ihre Haut. Usagi gestand sich ein, dass sie mehr als nur Wasser auf ihrer Haut spüren wollte. Ihr Innerstes schrie und hoffte, dass sich die Badezimmertür öffnete. „Nur Freunde, mehr nicht!“, wiederholte Usagi ihre eigenen Worte und begann leise zu weinen. So sehr sie flehte, die Badezimmertür blieb verschlossen. Dabei wusste Usagi, dass Setsuna nicht kommen würde. Schon nach ihrer Rückkehr, war Setsuna so unnahbar und distanziert wie immer gewesen. Schweigend hatte Setsuna ihr Frühstück eingenommen und sich anschließend mit einem Buch an den Kamin zurückgezogen. Usagi hatte ihr traurig nachgesehen. Leider war den anderen Usagis Stimmungsschwankung nicht entgangen. Keine von ihnen vermutete, dass es einen anderen Grund als Mamoru geben könnte. Schneller als Usagi abwehren konnte, fand sie sich in einem ausgeklügelten Plan wieder. Resignierend schob sie die Tür der Duschkabine zur Seite und betrachtete ein Sommerkleid, welches an der Wand hing. „Zuerst gehen wir Essen und im Anschluss findet im Gemeindesaal ein Speeddating statt! Wer weiß, vielleicht findet nicht nur unsere Usagi einen neuen Freund!“, seufzte Minako schwärmend. Jedes kleine „Aber“ oder zögerliche „Ich möchte nicht so gern!“ wurde überhört und Usagi fehlte die Kraft ihre wahren Gedanken auszusprechen. Dabei hatte Usagis Herz innerlich geschrien: „Lasst mich hier, ich möchte einfach bei Setsuna sein!“ Vielleicht fehlte Usagi nicht die Kraft, sondern der Mut. Sie hatte Angst, dass Setsuna von ihrem fesselnden Roman aufschauen würde und sie ablehnen würde. Aussprechen würde, dass sie ihre Ruhe haben möchte – vor ihr, Usagi. Zum Leidwesen der Mondprinzessin hatten sich Haruka, Michiru und auch Setsuna vom Essen und Speeddating distanziert. „Ich habe schon eine wundervolle Freundin!“, hatte Haruka argumentiert und daraufhin Michiru geküsst. Setsuna hatte erst beim zweiten Nachfragen abgewehrt, dass sie kein Interesse daran habe Small-Talk zu führen. Ihre kühle Stimme wehrte jeden Widerspruch ab. Nun stand Usagi vor dem großen Badezimmerspiegel und betrachtete sich in dem gelben Sommerkleid. Resignierend wandte sich Usagi von ihrem Spiegelbild ab und verließ das Badezimmer. Kaum hatte Usagi die Tür geöffnet, stand Minako vor ihr und betrachtete sie analysierend. „Usagi, du willst ungeschminkt gehen?“ Noch bevor Usagi antworten konnte, wurde sie zurück ins Badezimmer gedrückt. Nach zwanzig Minuten schaute Usagi in den Spiegel und musste entgegen ihrer melancholischen Stimmung eingestehen, dass Minako ihr Handwerk verstand. „Nur für das Lächeln musst du selber sorgen!“, tadelte sie ihre Freundin liebevoll. Usagi lächelte matt. Vom Wohnzimmer drangen Stimmen zu ihnen hinauf. Kaum stiegen sie die Holztreppe hinab, wurde Usagi von Komplimenten überschüttet. Während sie die Komplimente annahm, suchten ihre Augen nach Setsuna. Vertieft in ihrem Buch, blickten die dunkelroten Augen nicht einmal auf. Kurz zögerte Usagi und sagte dann: „Entschuldigt kurz!“ Sie schlängelte sich durch die Traube aus jungen Frauen und fand sich vor dem großen Sessel wieder. „Möchtest du nicht doch mitkommen...? Ich würde mich sehr freuen!“, fragte Usagi und überwand ihre Scheu. Ohne aufzublicken ließ Setsuna das Buch, welches sie nur halbherzig las, sinken und sagte kühl: „Ich habe kein Interesse daran einen Mann kennen zu lernen oder stumpfsinnige Fragen über Lieblingshaustiere und Farben zu beantworten.“ Setsunas Ehrlichkeit versetzte Usagi keinen Stich. Sie sprach aus, was Usagi dachte. Warum hatte sie diesen Mut nicht? Usagis Mund öffnete sich und wollte antworten: „Ich auch nicht, ich will niemand fremdes um mich. Ich möchte hier bei...“ Aber Usagi sollte ihre Gedanken nie aussprechen. Bevor Usagi nur eine Silbe formen konnte, wurde sie von Rei unterbrochen. Sie schnappte nach Usagis Hand und zog sie mit sich. „Komm schon, die Spaßbremsen wollen lieber hier versauern!“ Usagi ließ sich mitziehen. Dabei ließ sie Setsuna nicht aus den Augen. Doch Setsuna drehte sich nicht um, schenkte ihr keinen Blick, keinen Abschied! Freundinnen, mehr nicht! Die Haustür viel laut ins Schloss und hinterließ eine ungewohnte Stille. Erst jetzt schaute Setsuna auf und ließ das Buch zu Boden sinken. Die lang vermisste Stille um sie herum sollte nicht lange währen. „Du bist sehr herzlos!“, wurde sie von Haruka getadelt. Irritiert antwortete Setsuna: „Herzlos?“ „Ja, herzlos!“, wiederholte Haruka ihre Worte. Wütend stand Setsuna auf und baute sich vor ihrer Freundin auf. „Ich bin herzlos, weil ich einen Tag nicht den albernen Kinderkram mitmache?!“ Traurig schüttelte Haruka den Kopf. Michiru antwortete für sie: „Nein, das können wir verstehen! Was Haruka meint ist, dass Usagi deine Hilfe gesucht hat. Wie eine Ertrinkende hat sie nach einem Rettungsreifen gesucht!“ Nun herrschte wieder Stille. Doch es war keine erlösende Stille, es war eine angespannte Ruhe. „Ich koche Abendessen!“, antwortete Setsuna und verschwand mit ihrem unausgesprochenen Geheimnis in der Küche. Weder hatte Setsuna die Küche an diesem Abend verlassen, noch waren ihr Michiru und Haruka gefolgt. Mit einem Glas Rotwein hatte sich Setsuna einem aufwendigen Essen gewidmet. Dass das Kochen Setsunas Flucht war, wusste jede der verbliebenen Frauen. Immerhin waren die fünf Freundinnen vor dem Speeddating zum Essen gegangen. Trotzdem hatte sich Setsuna im Zubereiten der Zutaten verloren und holte nach Stunden zufrieden einen großen gelbgoldenen Braten aus dem Ofen. In dem Moment als Setsuna einen Schluck Wein trank, drang fröhliches Geplapper an ihr Ohr. Das laute Summen kam schnell näher. Die Küchentür ging auf und vier hungrig aussehende Frauen atmeten tief die nach Gewürzen duftende Luft ein. „Das riecht köstlich!“, lobte Makoto als erste. Erstaunt blickte Setsuna den hungrigen Trupp an. „Wart ihr nicht essen?“ Zerknirscht antwortete Rei: „Frag lieber nicht, das Essen war...“ „...eine Katastrophe! Sowie die „Männer!“, polterte Minako weiter und lehnte sich über den Braten. „Bitte sag, dass man davon essen darf!“ Ein melancholisches Lächeln huschte über Setsunas schmalen Mund. Schweigend öffnete sie zwei weitere Töpfe mit Nudeln und Gemüse. „Guten Appetit!“ Ein Jubeln brach aus und Ami verteilte munter tiefe Teller. Setsuna nutzte die Gelegenheit und schlich sich aus der Küche. Sie selbst verspürte keinen Hunger. Erst jetzt bemerkte sie das Fehlen von Usagi. Diese war sonst nicht weit, wenn es ums Essen ging. Verwundert ging Setsuna in das fast leere Wohnzimmer. Dort angekommen, fand sie Usagi in ihrem Sessel wieder und in ihren Händen lag das Buch, welches sie selbst nur zum Schein gelesen hatte. Usagi verhielt sich merkwürdig, das konnte Setsuna nicht von der Hand weisen. Michirus Worte halten durch ihren Kopf. Ein Kampf in Setsunas Herzen entfachte. Ihr innerstes wollte endlich wieder alleine sein. Aber ihr unterdrücktes Herz zwang sie, zu Usagi zu gehen. „Es ist Essen in der Küche! Die anderen sagten, dass Essen sei nicht gut gewesen?“ Diesmal war es Usagi die nicht aufschaute und antwortete: „Danke, ich habe keinen Hunger!“ Kurz zögerte Setsuna, dann wandte sie sich ab und ging zurück zum Flur. Die Gelegenheit kam ihr nur Recht. Sie sträubte sich zu fragen, wie der Abend gelaufen war und wollte lieber schlafen. Nur noch wenige Tage, dann würde dieser Urlaub endlich enden und vielleicht würde Setsuna wirklich um eine Versetzung bitten. Weit weg von diesen Gefühlen, die sie immerzu mit einer hohen Mauer versiegelt hatte. Grade als sie die erlösenden Stufen zu ihrem Zimmer erreicht hatte, vernahm sie laute Stimmen und spürte einen Ruck. Minako hatte Setsuna an ihrer bordeauxroten Bluse festgehalten und riss sie jetzt mit zurück ins Wohnzimmer. „Setsuna, du bist doch keine alte Frau und willst schlafen gehen?“ Überrascht von sich selbst antwortete Setsuna: „Ich bin sogar sehr alt, Minako!“ Diese kicherte und schlang ihre Arme um sie. „Alt aber sehr hübsch! Du hast dich schon um das Speeddating gedrückt! Zugeben, viel verpasst hast du nicht! Aber dafür drückst du dich nicht um diesen Abend.“ Setsuna fragte sich nach einer Stunde, ob Minako als Nebenberuf Partyanimateurin war oder warum die Anführerin der Inner-Senshi unerschöpflich viele Spiele kannte. Ein Schnaufen wich durch Setsunas Nase, als sie auf die Spagetti zwischen sich und Haruka blickte. Rei war es, die ihren Gedanken aussprach. „Du stellst dich doch mit Absicht ungeschickt an!“ Genau genommen nuschelte sie ihn, da sie ihre Zähne nicht auseinander machen konnte. Doch galt das Necken nicht Haruka, sondern Usagi. Durch den Raum halte Musik und Setsuna war hoch konzentriert, Harukas unkoordinierten Schritten zu folgen. Dabei konnte die Kriegerin des Windes gut tanzen, das wusste Setsuna. Ziel des Tanzspieles war es, die rohe Spagetti Stange zwischen ihnen nicht zu zerbrechen. Gelang dies nicht, so mussten sie mit dem längeren, verbliebenen Stück weiter tanzen. Das Paar mit der längsten Spagetti gewann. Haruka allerdings wollte es anscheinend lieber auf einen Kuss ankommen lassen, als gewinnen zu wollen. Denn dies war die Strafe, wenn die Spagetti zu klein wurde. Ein weiteres Indiz für Setsunas Vermutung war die Tatsache, dass sich Haruka zu Beginn des Spiels in Windeseile vor sie gestellt hatte. Eigentlich hatte Setsuna mit Usagi tanzen wollen. Immerhin hatte sie ihr versprochen, sie zu beschützen. Zwar war Usagi auch nicht die beste Tänzerin, aber Harukas Entengang hätte sie nicht toppen können. Der dünne Stab brach zum dritten Mal und Setsuna fauchte durch unmissverständlich ihre Zähne: „Ich mache dir das Leben zur Hölle!“ Makoto und Minako gewannen das Spiel, während Michiru der deutlich verschämten Ami einen innigen Kuss schenkte. Setsuna sehnte sich nach ihrem Bett. Bei dem Titel des nächsten Spiels hoffte Setsuna, dass sie es ohne Schwierigkeiten überstehen könnte. Die Regel war ganz einfach, man durfte nicht lachen. „Ein Kinderspiel!“, dachte Setsuna genervt. Alle außer Rei, die die Witze erzählte oder Videos abspielte, mussten ein Pokerface aufsetzten. Diejenige, die lachte schied aus dem Spiel aus. Minako war die erste, die laut loslachte, als eine Katze (sie sah Artemis ähnlich) von einer Sofalehne fiel. Die Verlierer mussten in den Flur gehen und einen Zettel aus einem Glas ziehen. Auf diesem stand eine Aufgabe, die sie erfüllen mussten. Eben diese Aufgaben waren der Grund, warum Setsuna nicht schon in der ersten Runde mit Absicht, das Spiel verlassen hatte. Die Küche rief mit jedem Spiel nach ihr. Setsuna schwante Übles als Minako ohne Shirt und nur mit einem BH gekleidet zurückkehrte. Haruka musste ihr prompt als Nächste folgen. Das lustige Kind auf dem Fernseher war nicht schuld, sondern Minakos Snoopy BH. Zu Setsunas Verwunderung kam Haruka mit einem siegessicheren Grinsen zurück. Sie blieb vor der überraschten Ami stehen und küsste sie zärtlich auf den Mund. Tiefes Mitleid für Ami machte sich in Setsunas Bauch breit. Nach und nach brachte Rei jede der Frauen zum Lachen. Auch Michiru kicherte, als Makoto in einem zitronengelben Kleid in der Tür stand. Die Kriegerin des Meeres kam mit einem verschmitzten Lächeln zurück und bleib vor der erstaunten Usagi stehen. Setsuna wandte sich ab, als sich die beiden Lippenpaare berührten. Grade als sie sich fragte, wie viele Zettel noch in dem Glas waren, kam Makoto in Unterwäsche rein und murrte: „Das war der letzte Zettel.... ich würde sagen Setsuna und Usagi sind Sieger!“ Die anderen Frauen klatschten und Setsunas Körper entspannte sich. Erst jetzt viel ihr auf, dass auch Usagi nicht gelacht hatte. Besorgt musterte Setsuna Usagi, die ebenso angespannt wie sie dagesessen hatte. War es wie gestern Nacht? Seit wann umhüllte Usagi diese Aura aus Melancholie? Minakos neckische Stimme holte Setsuna aus ihren Gedanken. „Ich habe Setsuna bei den Zetteln vergessen! Aber sie und Usagi sind ja eh Kuss erprobt! Ich würde sagen das Siegespaar wird mit einem Kuss gekrönt!“ Setsuna spürte, wie ihr das Blut aus dem Körper wich. „Von wegen Kuss-erprobt! Die beiden wollten nur ihre Ruhe. Sie sind nur Freundinnen, mehr nicht“, ahmte Haruka Usagi schmerzlich treffend nach. „Ach...?“, fragte Rei nach. Haruka erläuterte das Ende der Party. Setsuna spürte zugleich Erleichterung und das Bedürfnis in Nebel aufzugehen. Die Frauen hatten zwar Minakos Vorschlag vergessen, aber einmal mehr wurde betont: „Wir sind Freunde, mehr nicht!“ Schweigend nahm Setsuna ihr Glas und murmelte: „Ich brauche frische Luft!“ Sie schob die Trassentür auf und trat ins Freie. Niemand bemerkte ihr Verlassen der Party, noch ihre Traurigkeit. Alle diskutierten lieber, welches Spiel als nächstes gespielt werden sollte. Nur Usagi schaute Setsuna besorgt nach. Kurzentschlossen folgte sie ihr in die kühle Abendluft. Vorsichtig schlich Usagi über den Holzboden. Eine Zeitlang beobachtete Usagi Setsuna. Diese war von ihrer eigenen Welt umhüllt. Ihre dunkelroten Augen vermischten sich mit dem hellen Licht der Sterne. Innerlich fragte sich Usagi, wie diese Welt wohl aussehen möge. „Geht es dir gut??“, fragte Usagi unsicher. Die dunkelroten Augen kehrten in das hier und jetzt zurück und blickten in die Augen ihrer Prinzessin. Warum war sie hier? Warum war sie nicht bei den anderen und suchte sich einen Mann in Reis Dating Portal aus? Warum erlöste sie sie nicht endlich aus dieser unbeschreiblichen Qual? „Usagi, warum interessiert dich das?“, fragte Setsuna kühl und blickte weiterhin in die treuen azurblauen Augen. Sie konnte die Verwirrung im Blick ihrer Prinzessin erkennen. Obwohl ihr Herz flehte, Usagi einfach bei der Hand zu nehmen und mit ihr fort zu laufen, blieb Setsuna kühl. Abwehrend verschränkte sie ihre Arme. „Ich… Weil ich dich mag Setsuna, du bist doch einer meiner engsten Freundinnen und ich habe das Gefühl, dass du traurig bist!“, antwortet Usagi zögerlich. Sie schenkte Setsuna ein Lächeln. Setsuna drehte sich weg und schaute hinauf zu den Sternen. Wäre Setsuna nicht mit ihrem eigenen Schmerz beschäftigt gewesen, hätte sie vielleicht bemerkt, dass es das erste Mal in diesem Urlaub gewesen war, dass Usagi wirklich lächelte. „Deine engste Freundin also. Usagi, welche Hobbys habe ich?“, fragte Setsuna abweisend. „Du… liest gerne, du magst die Sterne und…“, versuchte Usagi die Frage zu beantworten. Während Usagi versuchte Setsunas Hobbys aufzuzählen, wurde ihr bewusst, dass sie die Antwort nicht wusste. Usagi traf die bittere Erkenntnis, dass sie Nichts von der stillen und melancholischen Frau vor ihr wusste. Genau diese Erkenntnis sprach Setsuna aus, nachdem sie ihr Weinglas auf das Geländer der Veranda abstellte. „Du kennst mich nicht Usagi! Du weißt nicht, wie ich fühle und was ich denke! Ami, Minako, Rei und ja auch Haruka und Michiru sind deine Freundinnen. Ihnen bist du nah, mit ihnen verbringst du deine Zeit. Mit manchen mehr und mit manchen weniger. Freundschaft ist etwas sehr Wertvolles. Du gibst so viel Liebe und bekommst sie ebenso erwidert. Du hast unbeschreibliches Glück, Usagi. Alle Menschen um dich lieben dich und du sie. Ich kann es sehen, wenn du mit Haruka tanzt, wenn du Rei ärgerst und Makotos Kochkünste lobst.“ Während ihrer Ansprache drehte Setsuna sich nicht zu Usagi. Ihre Augen ruhten auf der großen weißen Scheibe am Himmel. Dadurch entging Setsuna, dass Usagis gespielt fröhliche Fassade endgültig zerbrach. Zitternd hielt Usagi ihr Glas fest und suchte nach Worten. Doch stattdessen suchten sich stumme Tränen ihren Weg. Setsuna war bewusst, dass sie Usagi von sich schob. Aber nur so war es ihr möglich den unausgesprochenen Schmerz in ihrer Brust zu ertragen. Ihr Herz wollte Usagi halten, aber ihr Verstand wollte endlich, das was sie so sehr liebte, loslassen. „Mein Leben lang war ich alleine am Tor zu Raum zu Zeit. Keine Stimmen, keine Gerüche… nur…“ Setsuna schüttelte den Kopf und sprach weiter. „Bitte interpretiere, in meine Pflicht zu dir, nicht mehr hinein als wirklich ist! Nur weil du meine Traurigkeit bemerkst, macht dich das nicht automatisch zu meiner Freundin! Erspar mir dein Mitleid und geh zu den anderen. Lass mich endlich allein!“ Die Arme Usagi war in den Sturm des angestauten Unmuts Setsunas geraten. Wütend drehte sich Setsuna Usagi zu. Usagi stand zitternd vor ihr. Das Gesicht überströmt von Tränen. „Es… es tut mir so leid…. Setsuna!“, schluchzte Usagi. Usagis Glas rutschte aus den zitternden Händen und viel splitternd zu Boden. Dann wandte sich Usagi ab und rannte in das belebte Wohnzimmer. Setsuna hörte mehrere erschrockene Stimmen. „Mondgesicht... was ist passiert? Wo willst du denn hin?“, rief Haruka. Dann konnte Setsuna die Haustür hören. Beschämt schaute Setsuna zu Boden. Was hatte sie nur getan? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)