♠ The Painscreek Killings ♠ von Weatheria (Zwei Journalisten und eine Wahrheit) ================================================================================ Kapitel 1: ♠ Verlassen ♠ ------------------------   ♠ Verlassen ♠         Am Tor zum Dorf blieb Nami schließlich stehen und näherte sich rechts zur Gittertür. Sie warf einen kurzen Blick darauf und erkannte ein kleines Schild, auf dem „Geschlossen für immer“ stand. Heute hörte das „für immer“ auf. Zumindest für die beiden Journalisten.   Mit dem Schlüssel, den sie vorher verspielt um ihren Finger schwingen ließ, schloss sie das Tor auf und ging sogleich hinein. Diesmal schien Law sich Zeit zu nehmen und folgte ihr mit einem größeren Abstand. Ihr sollte das egal sein. Ihre ganze Aufmerksamkeit erhielt die Brücke, unter der sich ein Fluss befand. Sie überquerten die Brücke, während vor ihnen die kahlen Häuser des Dorfes ragten.   Nami fischte aus ihrem Rucksack die Karte heraus, während Law schon mal weiter ging und einen kurzen Blick ins kristallklare Wasser warf. Der Wind heulte auf den Pflastersteinen, der ebenfalls die umliegenden Bäume wiegte und an den kalten Wände der Häuser nagte. Nami musterte seinen Rücken. Er trug ein schwarzes Langarmshirt mit Kragen und einer blauen Jeans mit seltsamen, schwarzen Punkten. Er bewegte sich nicht, stand einfach dort herum und ließ scheinbar nachdenklich seinen Blick umherschweifen. Die Spitze eines großen Gebäudes auf einem Hügel, etwas links von ihnen, erregte wohl seine Aufmerksamkeit.     »Wo möchten Sie ihre Suche beginnen?«, fragte er dunkel.   Namis orangene Brauen hoben sich verwundert. Der dunkle Ton seiner Stimme ließ sie aus irgendeinem Grund zögern, bis sie etwas ungeschickt stammelte.     » . . . Im Anwesen des Bürgermeisters. Dort . . . dort lebte Viola schließlich. . . «   Sein kaum merkliches Nicken entging ihr nicht und sie zwang ihre Aufmerksamkeit auf die Karte in ihren Händen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sich quälend langsam zu ihr umdrehte, doch sie richtete ihren Blick nicht von der Karte.     »Wir müssen der Straße vor uns folgen, bis wir an einer Gablung rechts lang müssen.«   Langsam riskierte sie ein Blick in seine Richtung, sah aber unter dem Schatten seiner seltsamen Plüschmütze nicht viel. Es vergingen paar Augenblicke, bis er seinen Kopf zur Straße neigte, als würde er sie stumm auffordern, mit der Karte zu führen. Diesmal formten sich ihre Lippen zu einer glatten Linie. Entweder sollte sie wegen der Karte führen, oder er wollte weiterhin auf ihren Hintern starren. Viel lieber wäre es ihr, wenn er vorangehen würde, weit entfernt von ihr. Ohne dauernd seinen stechenden Blick hinter sich spüren zu müssen. Mit einem tiefen Seufzen nahm sie es hin, warf den Rucksack um ihre Schulter und spazierte an ihm vorbei, nicht ohne ihm einen bissigen Blick zu schenken. Der größere Mann erwiderte zu ihrer Überraschung dazu nichts und folgte ihr diesmal nicht unweit von ihrer Seite. Angenehm überrascht, dass er ihr diesmal keine verstohlenen Blicke in den Rücken bohren konnte, gingen beide mit respektablen Abstand nebeneinander die Straße hinauf.   Die Temperatur war angenehm warm und die Sonnenstrahlen kribbelten beruhigend an Namis Haut. Sie trug ein enganliegendes, dunkelblaues T-Shirt, das ihre Kurven perfekt definierte. Darunter eine schwarz-weiß gestreifte Stoffhose und High Heel Sandaletten. Ihr T-Shirt war nicht lang genug, weshalb ein wenig Haut an ihrem Bauch und Rücken frei standen. Während sie sommerlich gekleidet war, wirkte Laws Kleidung eher winterlich. Passend zu seiner Art, dachte Nami und erinnerte sich an die kalten Schauer, die sie ihm zu zu verdanken hatte. Um sich auf das wesentliche zu konzentrieren, analysierte sie ihre Umgebung. Die Häuser waren kahl, jedoch wurde ihr schnell deutlich, dass das Dorf doch nicht so winzig war, wie sie es sich zu Beginn vorgestellt hatte. Sie waren eng aneinander gereiht und es gab viele Gassen, die zu anderen Häuserreihen führten. Manche führten einige Treppen weiter hinauf, manche einige hinunter. Die unheimliche Stille und die Tatsache, dass hier schon eine ganze Weile niemand mehr zu leben schien, ließ sie dann doch innerlich danken, dass sie nicht alleine hier suchen musste. Sie konnte sich nicht vorstellen alleine in eines dieser verlassenen Häuser zu gehen, um dort irgendwelche Hinweise zu suchen. Sie schielte von der Seite zu ihm hinauf. Trotz allem wirkte er ihr nicht vertrauenswürdig. Sie kannte ihn nicht, noch hatte sie irgendeine Bindung zu ihm. Er war vorher und jetzt nur ein Arbeitskollege. Fast ein Fremder, wenn sie bedachte, dass sie so gut wie gar nichts von ihm wusste.   Law beobachtete seine Umgebung mit milder Interesse. Ruhig aber aufmerksam. Die Häuser waren nicht dunkel oder äußerlich beschädigt, wie es in Filmen oder Romanen manchmal von verlassenen Dörfern dargestellt wurde. Ganz im Gegenteil, sie waren hell und in einem noch extrem guten Zustand. Jetzt wo Nami darüber nachdachte fiel ihr auf, dass auch die Straßen sauber und frei von jeglichem Laub waren.     »Dafür, dass hier eine ganze Weile niemand mehr wohnt«, warf Nami bedenklich ein, »ist auf den Straßen weder Laub noch sonst was.« Der neben ihr her laufende Mann antwortete eine Weile lang nicht. Erst eine Weile später, nachdem Nami seine Stille akzeptiert hatte, sah er auf sie hinab.     »Das ist mir auch aufgefallen. Wohl möglich kommt vielleicht alle paar Wochen jemand zur Stadtreinigung aus den umliegenden Dörfern.« Mit dieser Antwort gab sich der große Mann zufrieden und beide kamen bei der großen Gablung an. In der Mitte thronte ein Baum und unter jenem ein dunkelblaues Fahrzeug. Neugierig bewegten sich Namis Füße zum Fahrzeug, vergessen war das Gesprächsthema. Unverblümt lugte sie durch die Fenster in das Fahrzeuginnere und sie machte auf dem Beifahrersitz ein Notizblock und andere Blätter aus. Mit der Ausrede, dass hier eh niemand mehr lebte und somit diese Notizen nicht vermissen würde, griff sie subtil an der Tür, die sich allerdings nicht öffnen ließ. Etwas enttäuscht versuchte sie von hier draußen die Wörter auf den Blättern zu entziffern, scheiterte aber schnell daran. Als sie von dem Fahrzeug abließ, sah sie Law vor einem Gebäude stehen. Aufmerksam folgte sie seinem Blick und las auf der Wand über dessen Eingang „Annes Innenhof, Gasthaus und Suiten“.     »Das sieht interessant aus. Vielleicht sollten wir, nachdem wir beim Anwesen des Bürgermeisters waren, auch hier vorbei schauen.«   Der Mann zuckte nur mit den Schultern und ging zu ihrer Verwunderung in die Gablung zur rechten Straße. Eilig lief sie nach, darauf bedacht nicht zu hastig zu wirken. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn einholen konnte, da er mit seinen längeren Beinen schneller war, als sie mit ihren High Heels. Diesmal schien sich seine Haltung ihr gegenüber erneut verändert zu haben. Vorhin hielt er ohne Probleme mit ihrem gemächlichen Tempo schritt und nun schien er nicht im Traum daran denken zu wollen, sich extra für sie zu verlangsamen oder erneut neben ihr herzulaufen. Als würde er sie abschütteln wollen. Ihre Stirn legte sich tief in Falten. Sie verstand diesen Mann nicht.     »Law! Nicht so schnell . . . ! Warte doch mal!« Der besagte Mann knurrte leise und verlangsame seinen Gang. Schnaufend holte sie ihn ein und strich die orangenen Locken vom Gesicht, bevor sie ihm einen wütenden Blick zuwarf. Ihr Blick durchbohrte ihn urverwandt, bis er ihr eine plausible Erklärung geben sollte.     »Sie sind zu lahm, Nami-ya. Je schneller wir die nötigen Informationen finden, desto eher sind wir wieder zu Hause.«     »Ich trödel nicht, ich untersuche und durchsuche. Während du bequem einige Schilder bewunderst, versuche ich irgendwas zu finden, das uns helfen kann!«   Sie war sich nicht einmal sicher, ob ihm die Notizen im Fahrzeug aufgefallen waren, doch sollte er tatsächlich diese übersehen haben, würde sie ihn darauf sicherlich nicht aufmerksam machen. Einige Dokumente weniger, die er sich in seine dämliche Jeanstasche stecken konnte.   Von der Seite warf der große Mann ihr einen abschätzigen Blick zu. Bis er seinen intensiven Blick von ihr nahm, sie zur Straße richtete und mit ihr weiter rechts abbog.     »Was haben Sie bis jetzt so gefunden, dass uns helfen könnte?« Diesmal schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht, das vor Selbstgefälligkeit nur triefte.   Sie legte ihren Kopf schief und summte betont nachdenklich.   »Nun, da wären einmal da die Karte vom Dorf . . . Ah, und eine Taschenlampe! Leider habe ich für dich weder den Code für die Schublade, noch ein Schild zum bewundern entdeckt.«   Sein Atmen streifte ihr Ohr, als sie bemerkte, dass er sich gefährlich nah zu ihr runter beugte. All das Selbstbewusstsein und der Mut lösten sich in diesem Moment auf und hinterließen eine Gänsehaut an ihrem Nacken.     »Ich meinte bezüglich des Falls, Nami-ya. Zudem könnte ich aus jeder Ecke eine solche Karte besorgen. Eine Taschenlampe ist keine Mangelware, wenn man bedenkt, dass sie in vielen Haushalten zu finden sein sollte.«   Nami schnaubte spottend. Entrüstet schob sie ihn von sich weg und blitze ihn mit ihren zusammengekniffenen Augen scharf an. Wut brodelte in ihrem Magen, aber sie hielt sich zurück. Was für ein arrogantes Arschloch! Es war nicht so, als ob er besser wäre als sie. Ehrlich gesagt war sie sich nicht mal sicher, ob er das Ganze ernst nahm oder seine Zeit damit vergeudete auf super schlau zu tun und sie runter zu machen. Oh, sie würde es ihm noch zeigen, sie würde diesen Fall aufklären, nicht er. Langsam redete sich Nami vor Empörung ein, dass dieser Typ ihr den Fall aus den Nägel reißen wollte, um am Ende selbst die Lorbeeren zu ernten. Oh nein, SIE hatte Smoker unzählige Male versucht zu überreden, SIE war es, die Smoker immer wieder Gründe und Vorteile vorzeigte, damit er IHR den Fall endlich anvertrauen konnte. SIE hatte Nachforschungen getrieben und sich bei der Stadtregierung die Genehmigung zur Untersuchung beschafft. Nicht er. Er wurde ihr nur zugeteilt. Als Begleitperson. Als ein mieses Arschloch, der sie kritisierte und selbst nur dumm herum stand.   Zwischen zusammengepressten Zähnen holte sie zittrig Luft.   »Wir werden sehen, wer von uns beiden diesen Fall am Ende knacken und die Beweise in den Händen halten wird.«   Von der Seite feixte er sie an und seine goldenen Augen blitzten amüsiert auf. Beide liefen mittlerweile auf einer Straße den Hügel hinauf, die das Dorf hinter sich gelassen hatte.   »Auf dieses Ergebnis freue ich mich schon, Nami-ya.«       Es dauerte - Gott sei dank – keine Minute, bis sie oben auf dem Hügel vor einem riesigen Tor ankamen. Nami wüsste nicht, wie sie mit dieser angespannten Stille umgegangen wäre. Denn ihr Magen und ihre Hände kribbelten immer noch vor Wut und Spannung. Es war Law, der das Tor nach vorne schob und Nami war überrascht, dass es nicht verschlossen war. Sie traten nacheinander ein und beobachten die Villa vor ihnen. Dass ein Bürgermeister eines kleines Dorfes ein solches Anwesen besitzen konnte, hätte Nami bis jetzt nicht gedacht.   Vor ihnen ragte ein vertrockneter Springbrunnen, der von Vogelmist und Laub verdeckt wurde. Innen sah sie sogar grüne Algen. Rechts und links an den Gehweg sollte sich wohl ein Grüner Garten befinden, aber davon übrig waren nur noch harte Erde und Unkraut. Auch das Grass war an manchen Stellen gelb und trocken, aber auch ungepflegt. Zu ihrer Überraschung befanden sich allerdings hinter den Mauern um das Anwesen riesige Bäume und Tannen, die unzählige Schatten auf die Pfaden warfen. Das Anwesen an sich war zwar riesig, aber kahl und grau.   Ohne auf ihren Begleiter zu achten, ging sie um den Brunnen Richtung Eingang. Dabei erkannte sie, dass ein weitere Pfad nach rechts führte, aber sie wollte zuerst die Treppen hinauf zum Eingangstor. Hinter sich hörte sie Laws Schritte, die ihr nachliefen. Nachdem sie zur braunen Holztür gelang, legte sie ihre zierliche Hand an das vergoldete Metall des Griffs und schob diese sogleich auf. Die schwere Tür quietschte auf und vor sich erstreckte sich ein ein riesiger Gang zum Wohnzimmer. Als sie hinauf blickte, sah sie, dass man in den zweiten Stock schauen konnte. Langsam trat sie hinein und ihre High Heels klapperten auf dem glatten, aber mittlerweile dreckigem Holzboden wie Schüsse. Die Möbel wurden von weißen Laken verdeckt, damit sie vom Staub - für den Verkauf - geschützt wurden. Rechts von ihr sah sie einen braunen Esstisch mit umliegenden Stühlen. Gegenüber davon erstreckte sich ein weiterer Gang mit riesigen Fenstern. Links vom Eingastor führte eine Treppe hinauf und gerade aus von ihr erstreckte sich das Wohnzimmer und zwei weitere Gänge. Während die Verkleidung der Wände ockerfarben gehalten wurden, standen der dunkelbraune Holzboden mit der weiß-grauen Decke im Kontrast. Sie ging die Stufen ab zur gegenüberliegenden Säule, an dem sich ein Lichtschalter befand. Erfreut über noch vorhanden Strom ging sie weiter nach links in eines der Gänge. Weiter im Gang befand sich ein großer Türbogen, der zu einer kleinen Bibliothek führte. Die Regalen waren zwar mehr oder weniger völlig leer, doch auf dem Boden oder auf den Tischen lagen einige Kartons aufeinander gereiht, bei denen es sich beim näheren Anblick um Bücher handelte. Auf eines dieser Kartons sah Nami eine Zeichnung. Ein Bauplan vom Anwesen, den vielleicht einer der Inspekteure für die Versteigerung hier gelassen hatte. Darin wurde der zweiten Stock abgebildet. Erfreut darüber, dass sie sogar beschriftet wurde und sie dadurch wusste, welches Zimmer wem unterteilt war, faltete sie die Karte zusammen und steckte es diesmal in ihre Stoffhose, damit sie schnell darauf zugriff hatte.   Nachdem sie sich weiter im Raum umsah und nichts weiter, außer viele Kisten und verpackte Kartons fand, schlich sie sich wieder hinaus zum Wohnzimmer. Über einem Kamin lehnte ein großes Gemälde, das goldig umrahmt wurde. Neugierig näherte sich Nami dem Gemälde und sah vier Personen darin abgebildet, die breit grinsend in die Kamera sahen. Das musste die Familie des Bürgermeisters sein. Er selbst stand weit links, hatte kurzes blondes Haar und trug eine seltsame Brille mit orangen Gläsern. Sein Arm lag um die Schulter einer kleineren Frau, dessen Haut schön gebräunt war und die Haare wie dunkle Schokolade lockig ihren Rücken runter flossen. Eine wahrhafte Schönheit. Besonders die bernsteinfarbenen Augen wirkten wie glühender Honig. Das war die Frau, die ermordet wurde. Die ex-Frau vom Bürgermeister, Viola. Nami schauderte und richtete ihren Blick auf die zwei anderen, die neben Viola standen. Eine junge Frau mit rabenschwarzem Haar, dunkelblauen Augen und roten Lippen. Die Tochter der beiden; Bea. Direkt daneben schaute ein großer Mann mit blasser Haut und strohblonden Haaren, die seine Augenbrauen verdeckten. Das war der jüngere Bruder des Bürgermeisters, Corazon.   Eine seltsame Kälte überkam Nami und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie sah um sich und stellte stumm fest, dass Law nicht an ihrer Seite war. Seit wann hatte er sie unbemerkt verlassen? Etwas unruhig suchte sie den Raum nach ihm ab und horchte währenddessen in die unangenehme Stille. Nichts. Nicht einmal seine Schritte konnte sie vernehmen. Ihr Magen fühlte sich plötzlich hohl an und ihre Schultern spannten sich an. Obwohl sie sich denken konnte, dass er sicherlich entschieden hatte, sich alleine umzusehen, um vor ihr an die Informationen zu gelangen, fühlte sie sich plötzlich armselig allein. Alles in diesem Anwesen war so leise, dass sie ihren Herzschlag pulsieren hören konnte.   Bedrückt von der eisigen Stille um sich herum, kramte sie flach atmend nach ihrer Kamera. Sollte dieser Mistkerl nur suchen. Sie würde es ohne ihn schaffen. Wofür brauchte sie ihn schon? Sie kam ohne ihn viel besser zurecht. Zumindest versuchte sie es sich einzureden und schoss vom Familiengemälde ein Foto. Bedacht darauf ihre Schritte leise wie möglich zu halten und die selbe Genugtuung Law zu erwidern, ging sie weiter zur rechten Wand des Wohnzimmers zu einem niedrigen Tisch, auf dem sie eine gelbe und alte Zeitung von 1995 (also vor vier Jahren) aufhob und sie nachdenklich überflog.     »Dr. Hogback fand man ertrunken im Grund des Cherry Creek Lakes. Ein Schwimmer, der Anonym bleiben möchte, fand das rote Fahrzeug, in dem sein Körper immer noch am Fahrersitz angeschnallt war, unter Wasser. Die Autopsie ergab, dass seine Leiche zwischen 10 bis 15 Tagen unter Wasser war [. . .] «   Nami verstaute die Zeitung in ihrer Mappe und entschied, die Kamera um ihren Hals baumeln zu lassen. In ihrem Hinterkopf kam ihr die Erinnerung, dass es in dem Jahr 1995 mehrere Tode gab. Der Mord an Viola war einer davon. Dieser war wohl der zweite. Die Taschenlampe, die neben der Zeitung lag, die sie eben aufhob, holte sie verärgert zurück in die Gegenwart.     »Eine Taschenlampe ist keine Mangelware, wenn man bedenkt, dass sie in vielen Haushalten zu finden sein sollte.«   Aufgebracht schnaubte die Frau und schlug - gegen all ihre Vernunft - mit ihren Schuhen gegen den niedrigen Tisch. Dieser quietschte auf, während die Taschenlampe nach hinten rollte und zwischen der Wand und dem Tisch irgendwo dort unten verschwand. Verlegen und zugleich beruhigt schob sie einige freche Strähnen vom Gesicht und regulierte ihre Atmung. Was tat ihr dieser Mann an?   Kopfschüttelnd und beschämt von sich selbst, versuchte sie sich auf das wesentliche zu konzentrieren und trat in eine Küche ein, die direkt neben dem Wohnzimmer war. Die Küche war vergleichsweise zu den anderen Räumen klein, fast schon winzig, aber vielleicht lag es auch an den vielen Kartons, die beinahe so hoch gestapelt wurden, wie Nami selbst. Einige Kartons wurden beschriftet und teilten mit, dass in einigen Gläser, Becher oder Teller verstaut wurden. Ihnen schenkte Nami nur wenig Beachtung, sie war sich auch nicht sicher, ob sie Ärger bekommen würde, hätte sie angefangen die Kartons zu öffnen. Diesen Ärger wollte sie sich selbst und Smoker ersparen, also beobachtete sie die Küche eher Oberflächlich. Alles was sie fand, war eine gelbe Notiz, die am Kühlschrank klebte.       »An Samstagen gibt jeder Essen an die Kirche ab, bitte schließe alle Türe ab und leg den Schlüssel unter dem Blumentopf, bevor ihr die Kirche verlässt.« Die Schrift war lustlos und beinahe unleserlich, dennoch gelang es Nami, sie zu entziffern. Für den Fall, dass sie den Ort des versteckten Schlüssels vergessen sollte, steckte sie für alle Fälle die Notiz in ihre Mappe. Etwas besorgt runzelte Nami die Stirn. Bis jetzt ließ sich nichts wertvolles finden. Aber sie würde langsam anfangen und sich hoch bis in die Zimmer der verstorbenen ex-Frau arbeiten. Sie durfte nicht hetzten und fahrlässig werden. Alles hatte seine Zeit. Tief ein und ausatmend munterte sie sich auf. Genau, sie durfte nicht wegen Law aus dem Konzept gebracht werden!   Der (Ehr-)Geiz wuchs im Körper der Frau und verdrängte die Kälte des Hauses.   Vorübergehend.   In die Stille horchend verließ sie dich Küche und ging den rechten Gang weiter entlang. Kurz überlegte Nami, ob sie weiter dem linken Gang folgen oder rechts in die weiße Tür treten sollte. Achselzuckend schwang sie die weiße Tür zur rechten auf und fand sich in einer kleinen Waschküche wieder. Hier wurde scheinbar die Wäsche gewaschenen. Kurz war sie versucht, die Tür wieder zu schließen, erinnerte sich aber daran, ihre Arbeit nicht zu vernachlässigen und trat in den nach Reinigungsmittel stinkenden Raum hinein. Der Raum war schlicht, hier und da einige Kartons oder halb leere Chemikalien und an den Wänden einige Besen sowie Waschmops. Zur rechten Seite befanden sich zwei Waschmaschinen, zu dem sich die Frau hinbewegte, als sie ein Buch auf diesem liegen sah. Ohne Umschweife hob sie diesen auf und wischte mit ihrer freien Hand die Staubschicht weg.   Energisch schlug sie sogleich die Seiten auf und überflog den Inhalt. Das Buch gehörte einer Bediensteten, die über die Bewohner dieses Anwesen berichtete. Erfreut über diesen Fund, steckte sie diesen in ihren Rucksack. Das selbe wie beim Notizbuch des Sheriffs, wollte sie diese dicken Bücher erst dann lesen, wenn sie der Meinung war, genug in diesem Anwesen gesammelt zu haben. Alles hatte seine Zeit. Grinsend jubelte sie innerlich, erfreut , dass dieses Buch nicht in die Hände von Law gelandet war.   Langsam verließ sie den Raum, nachdem sie noch mal widerwillig die alte Wäsche durchwühlt hatte. Auf versucht leisen Fersen lief sie nun den linken Gang entlang. Es wurde dunkler und Nami war fast versucht, ihre verfluchte Taschenlampe zu benutzten, doch sie fand, dass es noch aus haltbar war. Zwei Türe erstreckten sich auf der linken Seite und sie versuchte sich an der ersten. Sie ließ sich nicht öffnen und verwundert hob Nami die Brauen. Das selbe versuchte sie mit der zweiten, allerdings schloss sie diese langsam wieder zu, als sich nichts außer einer Treppe nach oben dahinter finden ließ. Nami wollte ungern alleine im Dunkeln die Treppen hinauf. Kalter Schweiß machte sich auf ihrem Rücken bemerkbar und sie zwang sich den Gang weiter voran. Vor dem Eingang zu einer Galerie blieb sie stehen.   Ein Lauter knall folgte danach und Nami zuckte instinktiv zusammen, als sich ihr roter Schopf in die Richtung drehte, aus der dieser markerschütternder Knall herkam.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)