REQUIEM - 7. Akt: Das Ende aller Dinge von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 15: Der Friedhof von Hogsmead ------------------------------------- Severus hielt am nächsten Tag eine große Versammlung in der Bibliothek ab. Alle waren hier.: Harry Potter, John, Jennifer, Jason, Minerva, Mad-Eye, Kingsley, Tonks, Lupin, Jared Il Khan, Bane und natürlich Archibald Cullen. Severus war bereit alle Karten auf den Tisch zu legen. „Ich habe Euch hierher gerufen, weil ich bereit bin nach Hogwarts zurück zu kehren. Ich vermute auf dem Friedhof von Hogsmead einen der Horcruxe und einen Hinweis auf den letzten, noch Verbliebenen. Ich sage es gleich; das wird ein Höllenritt. Sobald wir dort sind wird uns Voldemort mit allem angreifen was er hat.“, sagte er. „Solange wir nicht wissen wo der letzte Horcrux sich befindet ist das doch ein Himmelfahrtskommando.“, antwortete Mad-Eye Moody. „Ja und nein.“, entgegnete Severus. „Dumbledore konnte in all der Zeit keinen Hinweis auf den letzten Standort finden. Das führt mich zu Annahme, dass es vielleicht gar keinen weiteren Standort gibt.“ „Sie meinen er hat beide Horcruxe in Hogsmead versteckt?“, fragte Mad-Eye kritisch. „Ich weiß, damit würde er von seinem üblichen Muster abweichen. Also hat er entweder zwei Horcruxe an einem Ort verwahrt oder – und das ist meine persönliche, steile These – der letzte Horcrux ist kein Gegenstand.“, antwortete Severus. „Sie meinen doch nicht etwa …?“, begann Harry. „Doch, genau das meine ich.“, sagte Severus. „Der Horcrux in Harrys Kopf – ob nun gewollt oder nicht – war vielleicht nicht der einzige, den er in einem Lebewesen verbarg.“ „Sie haben recht. Das IST eine steile These!“, entgegnete ihm Minerva. „Haben Sie eine bessere, dann raus damit!“, sagte Severus und sah sie gespannt an. Minerva schwieg. „Na schön, nehmen wir an es gibt außer mir noch einen Horcrux, wer sollte das sein?“, fragte Harry. „Tja, ich bin viele Namen durchgegangen und mir fiel kein einziger Todesser oder irgendwie mit Voldemort Seelenverwandter ein, der es wert sein könnte einen Teil der Seele des Dunklen Lords aufzunehmen. Ich bin mir fast sicher, dass der Horcrux kein Mensch ist.“, antwortete Severus. „Aber das würde bedeuten ...“, begann Tonks in einem Ton als würde sie plötzlich verstehen. „Was?“, fragte Lupin sie irritiert. „Die Schlange.“, antwortete sie in die verblüfften Gesichter ihrer Kollegen und Freunde. „Ganz genau.“, meinte Severus. „Seit ich ihn kenne ist er ganz versessen auf dieses Tier. Nagini lässt er nie aus den Augen und sie ihn auch nicht. Ich habe die Verbindung zwischen den beiden lange für irgendeinen, seltsamen Tick gehalten, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann erscheint es vollkommen logisch.“ „Wartet mal kurz!“, sagte Kingsley. „Mal davon abgesehen, dass es schon schwer genug sein wird an Voldemort ran zu kommen … wie sollen wir dann seine Schlange töten? Du hast es selbst gesagt! Sobald wir in Hogwarts auftauchen wird er alarmiert sein. Er wird uns sämtliche Todesser und das Ministerium und was weiß ich sonst noch entgegen werfen.“ „Damit rechne ich.“, sagte Severus. „Deshalb werde ich mich ihm stellen!“ „Du?“, fragte Mad-Eye zweifelnd. „Und was ist mit der Prophezeiung?“, fragte Minerva. „Sie sagt eindeutig, dass es der Auserwählte tun muss.“ Severus verdrehte die Augen. „Wir wissen beide, dass Harry nicht in der Lage ist jemanden zu töten. Nichts für ungut. Davon abgesehen glaube ich nicht an Prophezeiungen und diesen ganzen, albernen Unsinn!“ „Wie kannst du das ignorieren?“, fragte Minerva ihn. „Die größte Schwäche, die Voldemort hat ist sein verfluchter Aberglaube. Deswegen dachte er, er muss Harry vernichten, um seine Macht zu sichern. Deshalb glaubt er übrigens auch, dass er auserkoren ist die Welt zu beherrschen und alle zu unterjochen. Er ist ein Okkultist bis ins Mark. Der obendrein noch dreist genug ist zu glauben, er sei der direkte Erbe Slytherins und damit quasi durch die Vorsehung bestimmt. Blah, blah, blah! Ich kenne jedoch die Wahrheit über ihn. Er ist ein Betrüger, der sich die Unsterblichkeit und die Treue seiner Anhänger durch Lügen und Mord erkauft hat. Solange alle glauben, er sei eine Art Messias oder ein unsterbliches Monstrum, solange hat er Macht. Ich werde ihm diese Macht nehmen indem ich ihn vor aller Welt blamiere, weil er von einem wir mir getötet wird!“ Alle sahen ihn an. Langes Schweigen. „Und wie lautet dein Schlachtplan, General?“, fragte der Zentauer Bane auf einmal. Severus atmete genervt aus. Wie immer, wenn ihn jemand mit diesem Titel ansprach. „Während wir ...“ Er machte eine ausschweifende Geste in Richtung Harry, Jennifer, Jason und John. „... den Horcrux vernichten, greift ihr das Schloss an. Am besten im Schutz des Waldes vom Ostufer aus. Dort ist es am einfachsten, insofern sie die Verteidigung nicht verstärkt haben. Sie werden sicher starke Schutzzauber aufgebaut haben. Sollte aber mit genug Feuerkraft kein Problem sein. Ihr müsst sie lange genug beschäftigen damit ich beide Horcruxe vernichten kann. Danach ist Voldemort nur noch ein Mensch wie jeder andere.“ „Hmm, wird sicher schwierig den Berg hoch zu rennen, während einem alles um die Ohren fliegt.“, meinte Jared. „Die Gründer wussten schon warum sie das Schloss genau da hin bauen. Die einzigen, anderen Zugänge sind nur noch das Aquädukt und die Brücke nach Hogsmead. Beides für einen Angriff keine Option.“, sagte Severus. „Da hat er recht.“, antwortete Bane. „Der Wald gibt uns genug Deckung, auch falls wir uns zurückziehen müssen.“ „Also sind wir das Kanonenfutter?“, grollte Mad-Eye. „Irgendjemand ist immer das Kanonenfutter.“, entgegnete Severus. „Ich sagte ja, dass es ein Höllenritt wird.“ „Na schön, General, dann zeigen Sie mal, was Sie drauf haben!“, sagte Minerva. In ihrem Unterton lag etwas seltsam Sarkastisches. Das kannte er so von ihr ja gar nicht. „Dann los.“ Severus nickte ihnen zu und die Bibliothek leerte sich. Einzig Harry blieb sitzen. „Sie haben recht.“, sagte der Junge zu ihm. „Wobei?“, fragte Severus. „Ich kann niemanden umbringen.“ Severus ging um den Tisch herum und setzte sich zu ihm. „Du bist kein Mörder. Anders als ich.“, entgegnete Severus. „Und das ist gut so. Man denkt oft Rache sei irgendwie befriedigend, aber das ist sie nicht. Sie zieht immer nur noch mehr Rache nach sich. Das endet nie. Vergebung hingegen … Vergebung ist schwer und verlangt Größe. Als du mir den Tod von Dumbledore vergeben hast warst du besser als ich es je sein werde, Harry Potter.“ Harry sah ihn mit großen Augen an. „Ich bin ein Mann des Krieges. Ich habe nie was anderes gekannt. Sei froh, dass du zögerst, wenn es darum geht ein Leben zu nehmen.“, sagte Severus. Er stand auf und klopfte Harry auf die Schulter. -------------------------------------- Severus versammelte alle im Wald. Sie waren vielleicht ein paar hundert Leute. Ob das genug sein würden wusste er nicht. Er hatte die letzten Jahre damit verbracht Menschen, Halbmenschen, Zentauren und Vampire für genau diesen Augenblick zu vereinen. Jetzt war es also soweit. Sie würden in den Krieg ziehen. Jennifer stand neben ihm. Sie hatte einen Patronengurt um ihre Schulter hängen und trug eine Schrotflinte bei sich. Severus würde sie nicht hindern zu kämpfen. Er selbst trug die Tasche mit dem Schwert bei sich. In seiner Hand ruhte sein Zauberstab. Severus hatte um sie herum die Linie für den Massenteleport gezogen. Dieses Mal wäre es eine Reise ohne Wiederkehr. Severus trat in ihre Mitte, hob den Zauberstab und rammte ihn wie schon einmal in den Boden. In einer Wand aus grünem Nebel verschwanden sie und tauchten nur Sekunden später im Verbotenen Wald wieder auf. Einige der Leute übergaben sich. So ein Massenteleporter war schließlich noch eine Spur schlimmer als richtiges Apparieren oder ein Portschlüssel. Severus verabschiedete sich von Minerva und den anderen und trennte sich mit seiner kleinen Gruppe von der Armee, die nun zielstrebig in Richtung des Schlosses davon marschierte. Im Gedanken wünschte er ihnen viel Glück. Severus führte sie an den Rand des Waldes in Richtung Hogsmead. Der Friedhof lag ein ganzes Stück ab vom Schlag. Er stand hier angeblich schon seit der Gründerzeit und war umgeben von einer hohen Schiefermauer. Ein altes, rostiges Tor lag vor ihnen. Severus tippte es vorsichtshalber mit dem Zauberstab an, doch nichts geschah, also öffnete er es. „Wonach suchen wir?“, fragte Harry. „Wenn ich das wüsste.“, gab Severus zurück. Drinnen gab es keine gewöhnlichen Grabsteine, sondern vier große Krypten, die jeweils mit dem Zeichen der Schlange, des Löwen, des Raben und des Dachses versehen waren. „Jetzt ist mir klar warum das Voldemort gefallen hätte.“, sagte Jason. „Welches Grab?“, fragte Harry. „Na, welches wohl?“, sagte Severus und deutete auf die mit der Schlange versehene Krypta. „Das ist zu einfach.“, gab John zum Besten. „Wenn das die sagenumwobenen Gräber der Gründerväter sind, dann wäre es nur logisch, dass er sich für Slytherin entschieden hat. Schließlich ist er ja nach seinen eigenen Worten sein Erbe.“, entgegnete Severus ungehalten. „Ich mache mir keine Illusionen. Wahrscheinlich wird uns alles da drinnen töten wollen.“ Severus zog das Schwert aus seiner Tasche. „Lumos.“, sagte er und eine kleine Lichtkugel erschien an der Spitze seines Zauberstabs. Sie betraten die Krypta. Vorsichtig gingen sie hinein. Das Gemäuer war uralt. Ein schmaler Weg führte über eine Wendeltreppe nach unten. Dort befand sich ein langer Gang in dessen Wände Einbuchtungen gab in denen die Skelette verstorbener lagen. Einige von ihnen umgriffen rostige Schwerter. Am Ende des Gangs lag ein großer Steinsarkophag, der von zwei steinernen Figuren bewacht wurde. Sie sahen aus wie Ritter. In ihren Händen ruhten grobe Schwerter. „Ist das das Grab von …?“, begann Harry. „Nein.“, antwortete Severus. „Das echte Grab von Salazar Slytehrin entdeckten wir vor sechs Jahren in der Kammer des Schreckens. Das hier ist ein Fake. Und das beunruhigt mich jetzt ehrlich gesagt.“ Hätte das Grab in der Kammer einen Horcrux beherbergt, dann hätte Dumbledore es sicher bemerkt. Nein, der Horcrux musste hier sein. Die Frage war, was er auslösen würde. Bei den ganzen Skeletten und Steinstatuen überkam Severus ein ungutes Gefühl. „Okay, haltet euch bereit. Ich habe keine Ahnung, was da drin ist.“, sagte Severus. Mit einer Bewegung seines Zauberstabs schob er den zentnerschweren Deckel des Sarkophags beiseite. Krachend fiel er zu Boden und offenbarte ein großes Nichts. Neugierig sahen Severus die anderen über die Schulter. „Was?!“, fragte John als könne er es nicht fassen. Als würden sie auf seine Frage antworten wollen, begannen sich die Steinstatuen zu bewegen. Sie hoben ihre Schwerter. „Ich hab's gewusst!“, fluchte Severus. Jennifer, die neben ihm stand, hob ihre Schrotflinte und schoss dem Golem den Steinschädel weg. Den Golem jedoch hinderte das nicht im Geringsten. „Na ja, einen Versuch war es wert.“, meinte sie. „Ähm, Leute ...“, sagte Jason mit einem Blick hinter sich. Severus drehte sich um. Wie er befürchtet hatte waren die Skelette aus ihren Gräbern auferstanden und kamen nun mit erhobenen Schwertern auf sie zu. Er hasste es so sehr, wenn er recht behielt! „Boah, sind wir hier bei Armee der Finsternis, oder was?“, sagte John. „Das ist nicht hilfreich!“, ermahnte seine Mutter ihn, die mit ihrem Gewehr auf die Skelette zielte. „Haltet euch bereit!“, sagte Severus. „Wofür?“, fragte Jennifer. „Dafür!“, rief Severus. Er stieß seinen Zauberstab nach vorn und eine Welle purer Kraft schlug den Golem vor ihm in tausend kleine Brocken. In diesem Augenblick kreischten die Skelette auf und rannten nun mit erhobenen Waffen im Anschlag auf sie zu. Jennifer, John, Jason und Harry feuerten alles auf sie ab, was sie hatten. Währenddessen schoss Severus einen weiteren Stoß gegen den zweiten Golem ab. Dieser zerbröselte und gab etwas Glänzendes frei, dass sich offenbar in seinem Inneren verborgen hatte: Ein Diadem. Severus nahm es und spürte sogleich den dunklen Griff des Horcruxes nach ihm. „Severus?“, rief Jennifer, die eines der Skelette mit dem Schaft ihres Gewehres nieder schlug. Severus ließ das Diadem auf den Boden fallen und holte mit dem Schwert aus. Er wunderte sich für einen Augenblick, dass der Horcrux ihn nicht angriff, dann trieb er der Schwert in das Schmuckstück. Auf einmal wurden sie alle von den Füßen gerissen. In ihren Köpfen ertönte das hohle Lachen Voldemorts und ein fürchterlicher Schmerz durchfuhr ihre Glieder. Vor seinem geistigen Auge sah Severus Nagini, die mit offenen Maul und gebleckten Giftzähnen auf ihn zusprang. Er zuckte heftig zusammen und begriff erst jetzt, dass die Schlange nur in seinem Kopf war. „Was war das?“, fragte Harry, der sich gerade erst wieder vom Boden aufrappelte. Severus sah sich um. Die Skelette waren von der Welle, die der Horcrux ausstrahlte, ebenfalls von den Füßen gerissen und in all ihre Bestandteile zerlegt worden. „Das bestätigt, dann wohl meine Theorie.“, antwortete Severus. „Das muss eine Art Rückkopplung mit dem letzten, verbliebenen Seelenteil gewesen sein.“ Severus hob das verbogene Diadem vom Boden auf und betrachtete es. Warum hatte Voldemort es in dem Golem verborgen, während die anderen immer offen zur Schau gestellt wurden? Noch so ein Bruch im Muster. „Kommt, wir haben noch eine Schlacht zu schlagen.“, sagte Severus. Gemeinsam verließen sie die Krypta und brachen im Schutz des Waldes zum Schloss auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)