Das Licht der Finsternis von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 2: Takeru ----------------- „Tailmon, wo bist du?“ Hikari ließ Takerus Hand los und rannte einige Schritte weiter in die Schlucht hinein. Es dauerte einige Sekunden, bis ihm auffiel, dass Tailmon nicht an Hikaris Seite war. Irritiert blickte Takeru nach hinten, dort, wo der Fernseher stand. Oder eher, dort, wo der Fernseher stehen sollte. Doch da war nichts, außer Kieselsteinen.  Der Fernseher konnte doch nicht so einfach verschwunden sein. Genauso, wie Tailmon nicht einfach so verschwinden konnte.  „Hikari-chan, warte doch!“, rief er ihr zu. „Es bringt nichts, wenn du panisch losstürmst.“  Die Auserwählte des Lichts kam zum Stehen. Sie zitterte leicht und ihre Augen waren mit Tränen gefüllt.  „Tailmon ist verschwunden“, schluchzte sie. „Was, wenn ihr etwas zugestoßen ist?“  „Hikari, Tailmon kann auf sich selbst aufpassen“, erinnerte Takeru sie und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.  „Wir werden sie schon finden. Patamon, kannst du vorfliegen und die Gegend erkunden?“, fragte er sein Digimon, das nickte und dann nach einem besorgten Blick zu Hikari seine Flügel ausstreckte und davonflog. Takeru blickte ihm hinterher, ein winziger Teil von ihm fragte sich, was er machen würde, wenn Patamon ebenfalls verschwinden würde.  Er verdrängte den Gedanken, es war jetzt wichtiger, sich um Hikari zu kümmern.  Sie blickte sich noch immer besorgt um, rief laut den Namen ihres Partners.  „Vielleicht haben wir Tailmon ja zurückgelassen?“, schlug Takeru zögernd vor, um Hikari zu beruhigen. Er hasste es, sie so besorgt zu sehen.  Sie schüttelte den Kopf, ihr schulterlanges, braunes Haar hüpfte dabei hin und her.  „Sie war bei mir gewesen“, erklärte sie hektisch. „Sie hat meine Hand gehalten und …“  Sie fiel zu Boden, heftige Schluchzer ergriffen sie.  „Hör auf, Hikari!“ Wütend packte er sie an den Schultern und sah sie ernst an. „Wenn du hier zusammenbrichst, dann hilfst du Tailmon damit kein bisschen!“  Sie zuckte erschrocken zusammen und verstummte. Takeru umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und verteilte dann sanfte Küsse auf ihren Wangen. Eine Geste, die sie immer beruhigte.  „Tut mir leid, dass ich so laut geworden bin“, entschuldigte er sich. „Aber du darfst nicht einfach so aufgeben. Lass uns nach Tailmon suchen, okay?“  Sie nickte langsam und Takeru zog sie dann in eine Umarmung, die sie zaghaft erwiderte.  „Danke, Takeru“, flüsterte sie ihm zu und vergrub dann ihr Gesicht an seiner Schulter.  Sie löste sich von ihm und schenkte ihm ein schwaches Lächeln.  „Komm, lass uns weitergehen“, schlug Takeru vor. Hikari nickte und stand dann langsam auf. Freundlich hielt ihr Takeru seinen Arm hin, den sie dankend ergriff.  Schweigend gingen sie in die Richtung, in die Patamon geflogen war. Wo diese Schlucht wohl hinführen würde?  „Hast du irgendeine Ahnung, was mit Tailmon passiert sein könnte?“, fragte Takeru nach einer Weile.  Sie dachte kurz nach, ehe sie die Stirn runzelte.  „Nein, ich … außer vielleicht…“ „Was ist es, Hikari-chan?“, hakte er nach.  „Ich … ich bin mir nicht ganz sicher“, setzte sie langsam an. „Aber … nein, sicher hat es nichts zu bedeuten.“  „Aber vielleicht hilft es ja trotzdem, wenn du darüber redest?“, redete Takeru weiter auf sie ein.  „Es ist einfach nur … ich habe seit Tagen dieses merkwürdige Gefühl, dass …“ Sie verstummte und blickte ihn an.  Takeru sagte nichts, sondern wartete einfach ab. Er wollte sie nicht drängen. Sie wusste, dass sie ihm alles anvertrauen konnte.  „Ich kann es nicht beschreiben“, erklärte sie ihm. „Es kommt immer mal wieder hoch, wie ein kurzes Stechen in meinem Herzen, aber ich dachte … ich hatte gehofft, dass es nichts mit der digitalen Welt zu tun hat.“  Aber nun war Tailmon verschwunden.  „Wenn ich jemandem davon erzählt hätte, dann wäre Tailmon jetzt noch hier“, meinte Hikari niedergeschlagen.  „Das weißt du nicht“, korrigierte Takeru sie. „Aber jetzt können wir nicht darüber nachdenken, was wäre, wenn … wir werden Tailmon schon finden, mach dir keine Sorgen.“  „Bestimmt.“ Sie drückte seinen Arm und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Wie weit diese Schlucht wohl noch gehen würde?  Doch dann traten sie hinter die nächste Biegung und auf einmal waren sie am Strand. Es war der perfekte Ort für ein Picknick. Strahlend blauer Himmel, das Meer lag ruhig vor ihnen. Aber Takeru konnte die Szenerie nicht genießen. Er war zu besorgt um Hikari, die sich immer wieder umsah und Tailmons Namen rief.  „Takeru-kun! Hikari-chan!“ Patamons Stimme durchbrach die Stille zwischen ihnen. Das Digimon tauchte auf der anderen Seite des Flussbettes auf. Etwas an seinem Flug war merkwürdig. Patamon flog langsamer als sonst, so als würde es von etwas beschwert werden.  „Patamon, hier sind wir!“ Takeru ließ sie los und lief dann ans Flussufer, streckte seine Arme nach dem Digimon aus. Patamon trug wirklich etwas auf seinem Rücken.  „Ich habe Tailmon gefunden“, rief Patamon aufgeregt. Takeru seufzte erleichtert und blickte dann zu Hikari. Sicher war sie überglücklich, dass Tailmon zurück war.  Hikari machte derweil keine Anstalten sich zu bewegen, sondern blickte mit gerunzelter Stirn zu den beiden.  „Was ist los?“, fragte Takeru besorgt. „Freust du dich nicht, dass Tailmon wieder da ist?“  „Ich … denkst du nicht, dass es merkwürdig ist?“, erwiderte sie. „Tailmon verschwindet und dann wird sie einfach so von Patamon gefunden?“  „Wieso nicht? Sicher ist Tailmon einfach nur irgendwo anders gelandet. Vielleicht war auch einfach nur dein Laptop kaputt und deshalb gab es Probleme mit dem Tor“, überlegte er, doch Hikari wirkte nicht so, als würde sie überzeugt sein.  „Cat’s Eye!“ Verwundert blickte Takeru sich um. War da ein anderes Digimon in der Nähe? Doch es blieb still und er hatte anderes im Sinn. Vielleicht hatte er sich auch einfach nur verhört, denn weder Hikari noch Patamon schienen etwas bemerkt zu haben. „Trotzdem, es wirkt so … falsch“, setzte sie an. „Takeru, mein Gefühl sagt mir, dass da etwas nicht stimmt.“ Vielleicht hatte Hikari ja tatsächlich recht [alles war okay] und an der ganzen Situation war etwas falsch [alles war okay], überlegte Takeru und runzelte dann die Stirn. Wieso fühlte er sich auf einmal so merkwürdig? [alles war okay] Es war beinahe so, als wäre da eine Stimme in seinem Kopf. [alles war okay]  „Takeru-kun?“, Hikari sah ihn besorgt an, aber wieso sollte sie sich denn Sorgen machen? Alles war okay. Ihr Digimon war wieder da. Sie konnten ihr Picknick haben und er würde ihr seine Gefühle gestehen.  Er lächelte sanft. „Aber vielleicht irrst du dich ja auch?“, sprach er beruhigend auf sie ein. „Vielleicht hat dieses Gefühl wirklich nichts mit der Digiwelt zu tun?“  Immerhin herrschte nun schon seit so vielen Jahren Frieden in der Digiwelt.  „Bestimmt schläfst du einfach nur schlecht oder hast etwas gegessen, was dir auf den Magen schlägt“, versuchte er, sie zu überzeugen.  „Ich habe sie am Wasser gefunden“, erklärte Patamon aufgeregt, als es vor Takeru landete. Er griff nach dem Katzendigimon und blickte es prüfend an. Es war erschöpft, schien aber nicht verletzt zu sein.  Takeru nickte verständnisvoll.  „Hikari-chan?“ Das Katzendigimon kam langsam zu sich und blickte sich suchend nach seiner Partnerin um.  „Komm, ich bringe dich zu ihr.“ Er lächelte Hikaris Digimon freundlich an. Sicher würde Hikari sich freuen.  „Danke dir“, meinte er zu Patamon. Dafür würde es nachher die Takoyaki kriegen, die sein Digimon so sehr mochte.  Hikari hatte sich noch immer keinen Zentimeter vom Fleck gerührt.  Takeru seufzte leicht. Sie wusste doch, dass sie ihm vertrauen konnte. Jetzt wo es wieder da war, war doch alles wieder gut. Das Digimon in seinen Armen streckte sich leicht nach Hikari aus und er hielt es ihr entgegen.  „Willst du BlackTailmon nicht begrüßen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)