Kizuna III von Salada (Ewigkeit) ================================================================================ Prolog: -------- Kizuna III Ewigkeit Meine Mutter sagte einmal, dass das Leben immer etwas Unerwartetes für uns bereithält und auch wenn es manchmal nicht direkt den Anschein macht gut zu sein, so hält auch jenes Unerwartete immer etwas Positives für uns inne. Einen Glauben, den ich in Gedanken immer wieder belächeln musste, weil es sich bei genauerem Hinsehen tatsächlich immer als wahr entpuppt hat. Ich fiel durch den Brunnen und mein Leben veränderte sich schlagartig. – Es wurde aufregend. Ich zerbrach das Juwel und musste mich auf die Suche nach den einzelnen Stücken begeben. – Ich lernte neue Freunde kennen. Ich musste miterleben, wie sich ein gewisser Hanyou seine Liebste erneut traf – Ich selbst verliebte mich zum ersten Mal. Ich musste mich für eine Welt entscheiden und ließ meine Familie zurück - Um dafür jetzt mit meinem Liebsten glücklich zusammen zu sein. Kleine Hände strecken sich in meine Richtung und holen mich aus meinen abschweifenden Gedanken. Lächelnd folge ich der Aufforderung des kleinen jungen Mannes mit weißen Ohren und setze ihn auf meinen Schoß. Genießerisch drücke ich meine Nase in sein weiches, weißes Haar und sauge den Duft von Baby und Hund in meine Nase. Meine Hände streichen sanft über den zierlichen Rücken des Kindes. Oh ja. Meine Mutter hatte wirklich recht behalten. Das Leben ist manchmal unerwartet, manchmal schwer, mit vielen kleinen und großen Hindernissen. Es kann dich überschütten mit Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit Es kostet dich manchmal Schweiß, Tränen und Blut, um weiter machen zu können. Doch all das würde ich jeder Zeit und unwiderruflich abermals in Kauf nehmen, wenn es bedeutet, in diese schönen, kindlich-goldenen Augen blicken zu können, mein Leben zu diesem Punkt zu führen an welchem ich mich gerade befinde. Nichts würde mich aufhalten können, wenn es heißt, genau hier und jetzt in diesem, in meinem Leben stehen zu dürfen. Denn auch wenn mein Weg nicht einfach war, nichts mit Blümchen, klassischen Dates und romantischen Liebeserklärungen zu tun hatte, kann ich dennoch nicht leugnen, dass das, was sich in meinen Armen befindet, was ich fest an meine Brust pressen und wie einen Schatz behüte für mich bedeutet: Pures Glück Kapitel 1: Akt I - Erwachen --------------------------- Eigentlich sollte meine Geschichte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Ende gefunden haben.     ...Eigentlich...       . . .   Mein Kopf findet keinen festen Gedanken, an dem er sich halten könnte. Er summt, er ruft, er schreit schon gar um Normalität, doch ich bin nicht in der Lage irgendeine in mir verbliebene Konzentration dafür zu suchen. Es ist, als wäre alles fort… Meine Scheitelkrone juckt und ich würde mich gerne kratzen, doch meine Glieder sind schwer, wie Blei und versagen mir ihre Dienste. Selbst das Gefühl zu schlucken, fühlt sich fremd an. Doch der fade, bittere Geschmack in meine Mund verlangt danach, beseitigt zu werden. Mit jeder einzelnen Sekunde, die ich gedanklich durch meinen Körper wandere beginnt mein Herz sich meinen verwirrten, hilflosen Gedanken an zu passen und seinen Takt deutlich zu beschleunigen, bis es so stark schlägt, als dass ich den Eindruck bekomme, gerade einen Marathon gelaufen zu sein. Der Drang mich zu bewegen, mich auf zu richten und umzuschauen bekommt immer mehr Gewicht, doch selbst die bloße Aktion meine Lider zu öffnen, scheint mich absolut zu überfordern.     Was genau ist eigentlich passiert?     Mein Kopf arbeitet, doch es kommt absolut nichts Produktives bei raus. Ich erinnere mich einfach nicht. Ungeduld erfasst mich und treibt mich schnell an den Rand des Wahnsinns.  Dann ein Flackern, ein kurzer Lichtreiz, der mich daran festhalten lässt, die Kontrolle zurück zu erlangen. Die Geräusche um mich herum werden klarer, hüllen mich etwas in Entspannung, als ich das Gezwitscher der Vögel und das Knistern des Feuers wahrnehme. Meine Nase zieht gierig die Luft und den damit gemischten Duft ein und signalisiert mir, dass ich meine Umgebung kenne, mir eigenartigerweise vertraut scheint. Dann zucken meine Augenlider, unruhig und noch nicht an die helle Umgebung gewöhnt. Dennoch will ich aus einem Impuls heraus sofort aufstehen.  Der Druck wird unerträglich und füllt meinen Körper mit Schmerz. Mein Kopf dröhnt immer noch, als ich versuche mich zu rühren. Doch sogleich ich auch nur einen Muskel bewege, schüttelt mich mein Magen so heftig, dass ich mich hilfesuchend und sogleich panisch die Augenaufreiße und umblicke. Von irgendwo her wird mir eine Holzschüssel gereicht, in die ich mich würgend übergebe. Mein Körper zittert und ich fühle, wie mein Kreislauf wegsackt. Stöhnend wisch ich mir über den Mund und lasse mich zurückfallen. Erst dann komme ich dazu mich überhaupt genauer umzuschauen, während mich Scharm über meinen plötzlichen Ausbruch ergreift. Das erste, was ich erblicke ist eine holzige Zimmerdecke.  Nichts Ungewöhnliches.  Aber dennoch vertraut.  Mein Kopf neigt sich zur Seite, von der mir die Schüssel zugeschoben wurde. Eine Gestalt schiebt den besagten Gegenstand gerade hinter sich.    „Kaede“    Meine Stimme hört sich grauenhaft an.    „Willkommen zurück, mein Kind.“    Aus dem Augenwinkel regt sich etwas und meine Augen huschen nach unten an mein Fußende.    „Wie geht es dir?“    Seine Augen lassen mich im ersten Moment zusammenzucken, bringen meinen Körper dazu, sich noch eher an das Vergangen zu erinnern, als mein Geist. Szene schießen mir durch meinen mitgenommenen Kopf und ich fasse mir überfordert an die Schläfe.  „Gut.“, lüge ich, bin noch nicht bereit mich auf ein Gespräch einzulassen. Stattdessen blicke ich mich weiter um. Es ist unverkennbar, dass ich in der Hütte der alten Miko liege. Die besagte Frau verschwindet gerade durch den in die Jahre gekommenen Eingang der Unterkunft. Licht fällt durch die Strohmatte. Im kleinen Kessel über dem Feuer kocht ein Eintopf, der den Raum mit leckerem Duft füllt. Allein ein paar Krüge in der Ecke sind die einzigen Gegenstände, die diese vier Wände noch beinhalten. Das Gesamtbild ist einfach, heimisch und mir mehr als wohl bekannt. Lange habe ich mich danach gesehnt, wieder in dieser Hütte mit meinen Freunden sitzen zu dürfen. An einem sozialen Leben teilhaben zu dürfen, welches mir so lange nicht vergönnt war.    Wieso springe ich also nicht vor Freude in die Luft?   Szenen blitzen wieder vor mir auf.  Und in jeder einzelnen geht es verdammt noch einmal um ihn.  Kami, wie konnte das alles nur passieren.  Als mein Kopf mich an meine Tat, den Inhalt des Fläschchens zu trinken, erinnert, halte ich kurz inne, nur um festzustellen, dass der beißende Schmerz verschwunden ist. Allein meine Glieder fühlen sich schwer wie Blei an. Irgendwo scheine ich geblutet zu haben, denn ein Verband umhüllt meine Brust. Als ich mich zögernd aufrichte, vorsichtig darauf bedacht nicht noch einmal meinen Kreislauf zu überfordern spüre ich ein ziehen am Rücken. Ich stöhne schwerfällig darüber und versuche mir die Trägheit aus dem Gesicht zu streichen. Der leichte Schweißfilm fettet meine Finger.  Himmel, ich muss mich auf jeden Fall waschen. Inu Yasha reicht mir einen Becher mit Wasser und ich murmle ein kleines “Danke”, bin noch nicht bereit ihm wieder anzusehen. Plötzlich sind seine weißen Haare und goldenen Augen unerträglich für mich.  Das Wasser tut gut, kommt einer inneren Dusche gleich und lässt mich etwas klarer denken. Erst als ich trinke, spüre ich, wie durstig ich überhaupt war. Inu Yasha schenkt mir sofort nach und auch den zweiten Becher schütte ich gierig hinunter.  Und plötzlich ist da diese Panik.  Ich weiß nicht woher sie kommt, aber ich kann keine Sekunde länger hier drinnen bleiben.  Als ich aufstehen will, hilft mir Inu Yasha dabei und ich bin froh, dass der Schwindel sich in Grenzen hält. Dann eile ich durch die Tür.   “Kagome, du solltest nicht-”   Doch ich war schon draußen. Meine nackten Füße treten in das Weiße der Natur und erst, als ich die fast schon schmerzende Kälte wahrnehme erinnere ich mich daran, dass wir noch Winter haben. Erinnere mich daran, dass ich das letzte Mal in diesem Weiß fast umgekommen wäre. Nachdem sich meine Sicht, geblendet durch die Sonnenstrahlen die vom Schnee reflektiert werden gelichtet hat, schweift mein Blick umher. Durch die Gegebenheiten der Natur ist die Landschaft alles andere als farbenfroh. Bei dem sich stark bildenden Kontrast stechen mir die vielen kleinen Hütten des Dorfes als erstes ins Auge. Die Menschen sind geschützt mit Strohmatten und Hütten und bahnen sich mit schweren Schritten durch die mehrere Centimeter hohe Maße. Ein einfaches, idyllisches Winterbild, welches mein Herz auf schon fast schmerzhafte, viel zu rasante Weise erwärmt und mir die Tränen in die Augen schiesen lässt.   „Wie komme ich hierher?“    Wieso lebe ich überhaupt noch?   Inu Yashas Präsens schmiegt sich in meinen Rücken, als wolle er sicher gehen, dass ich alleine stehen kann.    "Ich habe dich hergebracht."    Auch wenn diese Antwort eine der vielen ist, die ich durchaus erwartet hatte, schüttle ich schon fast verständnis- und hilflos mit dem Kopf. Meine Wimpern blinzeln den Tränenschleier fort, während ich tief einatme und das Zittern meiner Brust dabei versuche zu bändigen.    „Ich hätte tot sein müssen.“   Er umschließt mich von hinten mit seinem Hakama und schützt mich vor der Kälte. Meine Füße spüre ich schon gar nicht mehr.   „Bist du aber nicht und ich habe dir geschworen, dass ich dich beschützen werde.“, er dirigiert mich zurück Richtung Hütte.   „Und jetzt geh wieder rein. Sonst bist du bald wirklich tot. So schnell, wie du immer krank wirst.“   Ich lasse mich mitziehen und lächle ihn leicht an.   „Dann machst du mir doch sicher wieder die Medizin deiner Mutter, oder?“   „Hä, hast du eine Ahnung, wie viel Arbeit dahintersteckt?“   Doch gleich darauf flüstert er mehr zu sich, als zu mir „Natürlich würde ich das machen“. Er hält mir den Vorgang beiseite und lässt mich zuerst durch.  Seitdem ich in dieser verzwickten Lage mit Kizuna geraten war, fasst er mich nur noch mit Samthandschuhen an. Schon im Schloss konnte ich mich auf seine Unterstützung verlassen, wie ein treuer Hund, der einem nicht von der Seite weicht. Ich schmunzle leicht über diesen offensichtlichen Vergleich. Er errötet prompt und gibt ein gekeiftes „Was?“ von sich.   Wie gewonnen, so zerronnen.   „Ich habe dich vermisst.“   Sein darauf noch dunkler werdendes Gesicht lässt mich nur noch mehr die trüben, nachklingenden Gefühle der letzten Geschehnisse vergessen.     Zumindest vorerst…             .     .     .             „Danke.“   Vorsichtig nehme ich der alten Miko die dampfende Schüssel aus der Hand und spüre erst jetzt meinen knurrenden Magen.   „Du musst schnell wieder zu Kräften kommen, Kind. Du wirkst mehr als nur erschöpft.“   Sie mustert mich von oben bis unten und sieht mir anscheinend die wenigen Kilos an, die ich bei Sesshoumaru verloren habe. In der Nähe einer Horde von Daiyoukais kostet das halt eine Menge Energie. Ich nicke und nehme, um sie zu beruhigen einen großen Löffel ihres Eintopfes. Himmel, schmeckt das gut.   „Ich bin froh, wieder hier zu sein.“   Ich lege mir die Schale in meinen Schoss und genieße die Wärme, die sich von dort aus ausbreitet.   „Und wir sind froh, dass du wieder da bist.“   Kaede lächelt, was ihre Falten im Gesicht hervorhebt und mir erst jetzt auffällt, wie sehr sie in dem halben Jahr gealtert ist. Doch es steht ihr. Es macht sie ungemein sympathisch und erinnert mich an meinen Großvater, der ebenfalls nun mit den gleichen Facetten gesegnet sein musste. Ich nehme mir kurz die Zeit und betrachte sie etwas genauer. Auch sie hat abgenommen, ist etwas in ihrer Haltung zusammengesackt. Ich kann mir denken, dass sie viel zu tun hat, da ich plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand. Ihre Haare sind etwas wirr in ihrem Zopf gebunden, ihre Hände sind gezeichnet von Schnitten und Blasen und ihr Gesicht ist einen Hauch blasser, als sonst.   „Kaede.“   Ich beuge mich nach vorne und greife nach Ihrer Hand. Sie ist kalt und rau.   „Ab morgen werde ich dich hier wieder unterstützen, ja?“   „Kagome, erhol dich doch erst einmal.“   Ihr Blick geht dabei zu Inu Yasha, welcher wiederum prüfend mich ansieht. Die Sorge rührt mich zwar, doch kann ich sicher keinen Moment länger Kaede mit ihrer Arbeit alleine lassen. Außerdem will ich Beschäftigung, Kami, ich will wieder eine Aufgabe haben. Ja, ich freue mich richtig auf die Pflege der Kranken, Beschaffung nützlicher Wurzeln und Pflanzen und zeremonielle Reinigungen. Zum anderen Teil ist es vor allem eine Ablenkung meiner tristen und melancholischen Gedanken, die mich bei verschriebener Bettruhe hundertprozentig einholen werden.   „Mir geht es gut, wirklich. Außerdem gäbe es für mich nichts Schöneres, als dir wieder eine Hilfe sein zu können. Ganz ehrlich.“   Ich lächle die Dorfälteste an und nicke den Hanyou auffordernd zu, welcher kurz darauf zustimmend brummt.    „Gut, mein Kind, aber lass mich vorher noch einmal deine Wunden betrachten.”   Während Inu Yasha, wie selbstverständlich die Hütte verlässt, entkleide ich mich von dem dünnen weißen Kimono, welcher lediglich als Unterhemd dient.  Der Verband erstreckt sich über meine gesamte Brust und drückt mir unangenehm die Luft zum Atmen ab. Unangenehm, aber erträglich.  Der Blick der alten Miko verdunkelt sich minimal, als die ersten Reihen des Stoffes zu Boden gleiten. Ich folge ihrem Blick. Meine Brüste sind gezeichnet von mehreren dicken Schnitten, dessen Krusten bereits dunkelrot gefärbt sind. Zudem ist meine Haut das reinste Farbenspiel, wessen Ursache die zahlreichen Prellungen und Quetschungen Seitens des - Ich verkneife mir jeden weiteren Gedanken an das Geschehen, jeden weiteren Gedanken an ihn.    „Du solltest gleich noch etwas Eintopf essen.“, spricht die alte Dame leise und entkräftet, während Ihre faltige Hand meine Rippen ertastet. Ihr Versuch die anderen Blessuren damit in den Schatten zu stellen ist gut gemeint, ist es mir doch selbst unangenehm, dass Sie sieht, wie der Lord mit mir umgesprungen war. Ich, als Neuzeit aufgewachsenes Mädchen, fühle mich dabei mehr, als nur in meinem Stolz und meinen Rechten verletzt…   „Die dämonischen Energien haben mir nur sehr stark zu schaffen gemacht. Ich werde im Nu wieder die Alte sein.“   Mein Lächeln erreicht ihr Gesicht nicht und ich frage mich direkt, was sie wohl denken mag, was sie sich wohl, all die Zeit für Gedanken um mich gemacht haben muss.   „Hätte Inu Yasha nicht behauptet, es würde dir bei ihm gut gehen, wäre ich wahrscheinlich schon vor Kummer gestorben.“, bestätigt sie mir sogleich meine leichte Vorahnung. Ihr Gesicht zerknirscht sich bei den Worten und macht sie mit ihren Fallen gleich um ein Vielfaches älter. Würde sie mir nicht gerade frische Creme auf die Wunden schmieren, hätte ich sie an mich gedrückt. Doch so bringe ich nur ein gerührtes „Kaede“ über die Lippen und streiche ihren Arm, damit sie nicht dem Drang nachgibt zu weinen.    „Inu Yasha“, rufe ich leise, weil ich weiß, dass er nicht weit weg ist. Prompt öffnet sich der Vorhang und der Hanyou betritt die Hütte. Sein Blick sucht kurz die Dorfälteste und ich spüre, wie sie sich mit stummen Blicken austauschen.    „Kagome”, fängt er an und setzt sich dabei hin. Seine Stimme ließ genau ahnen, was folgen würde.    “Was genau ist passiert?“   Der Silberhaarige durchbohrt mich schon fast auf unangenehme weise mit seinem Blick, als wolle er direkt klarstellen, dass er keine Lügen oder Lücken in meiner Erzählung akzeptieren würde.   Es ist nicht so, als ob ich das vorhätte, doch werden manche Tatsachen zu berichten, wohl sehr unangenehm werden. Allein, dass die beiden über meine Verletzungen und deren wahrscheinlicher Herkunft Bescheid wissen, stellt mich schon vor ein Problem. Deren Vermutung auch noch zu bestätigen, wird zumindest einen hier in dieser Hütte zur Weißglut bringen…   „Solltest du mir nicht eher von dem Angriff auf das Dorf erzählen?“   Der Hanyou lehnt sich ruckartig zurück, als wäre ich eine angriffslustige Schlage, die nach ihm geschnappt hat. Ertappt höre ich seinen Kiefer knirschen, während seine gelben Augen versuchen herauszufinden, wieviel ich wohl schon über die Lage wusste. Doch noch bevor ich mein Ablenkungsmanöver als geglückt verbuchen kann, reißt die alte Miko die Aufmerksamkeit an sich:   „Mein Kind, vielleicht eines nach dem anderen.“ Ihr Blick kommt der meiner Mutter sehr nahe, wenn sie keinen Widerspruch gelten lassen wollte. Der Hanyou verschränkt abwehrend die Arme und gibt der Miko ein zustimmendes Schnaufen. Ich kann nicht verhindern, wie ich schwer schlucke.   „Was bringt es, wenn ich euch davon erzähle?” Meine Schultern zucken von selbst in die Höhe.   “Passiert ist passiert…“     Ich will nicht.   Muss ich jetzt wirklich darüber sprechen?     „Aber-“   „Inu Yasha“, unterbricht ihn die Miko sanft und ich würde wahrscheinlich ihren ebenso sanften Blick sehen, wenn mich nicht die Scham ergriffen hätte, die mich ihre Augen meiden lässt.   Kurz herrscht eine unangenehme Stille und meine Körper zuckt schon vor Spannung, gerade im Begriff vor dieser Situation die Flucht zu ergreifen, als Kaede einen langen überlegenden Ton von sich gibt und dann abermals das Wort ergreift:   „Sag uns doch wenigsten, wieso es dir möglich ist zurück zu kehren?“    Ich schau sie an, erinnere mich wieder etwas mehr an die Geschehnisse vor meiner Bewusstlosigkeit. Es ist wie eine beschlagene Scheibe, dessen Bild dahinter mit jedem Wisch klarer zu werden scheint.   Und- Oh, Kami...   Habe ich wirklich das Richtige getan? Oder war alles ein großer Fehler gewesen?   Bei dem Gedanken daran klopft mein Herz wie wild und Tränen sammeln sich in meine Augen, noch bevor ich es überhaupt verhindern kann.    In einer Geste der totalen Unruhe führen ich meine aufeinander gepressten Handflächen zu meinem Gesicht, als würde ich stumm beten und versuche die Gedanken beisammen zu halten. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren.    Heilige Scheiße, er wird mich umbringen, wenn ich das nächste Mal auf ihn treffen sollte. Allein seine roten Augen, die ich noch zu gut vor mir sehen kann werden mich die kommenden Nächte verfolgen, werden mich in den Wahnsinn treiben.    Doch mein wild pochendes, schmerzendes Herz macht mich nicht allein auf der Angst in meinem Körper aufmerksam.    Mit meiner Aktion habe ich alles zerstört. Jede Chance auf ein funktionierendes Leben zwischen mir und dem Daiyoukai, habe es damit auf einen Schlag beendet, noch bevor es begonnen zu haben schien. Und auch wenn sein Handeln mich in diesem Moment mit Angst, Zorn und Demütigung gefüllt hat, sind jetzt umso mehr Zweifel über meine Taten in meinen Gedanken.    Nein. Nein. Nein.   Dieser Dämon hat mich vergewaltigt. Ich wollte es nicht! Selbst mit Kizunas Einfluss hätte jeder sehen können, dass ich mich gewehrt habe, dass mir so etwas nicht gefallen hat.  Doch mein Körper zuckt bei der Erinnerung, regt sich auf eine Art und Weise, dessen Ursprung nichts Schmerzhaftes an sich hat. Das Gefühl seines, auf mich krachenden Körpers, diese Mischung von Schmerz und Erregung, lässt meinen Glieder heiß werden.   Was?   „Kagome“   Ein Gewicht legt sich auf meine Schulter und ich zucke aus meiner Starre, lasse die Hände sinken und erblicke nach kurzem Blinzeln die grauen Augen der Miko. Ihre Hand streicht meinen Arm hinab und bestärkt mich dabei, meine Fassung wieder zu erlangen.   „Ich“ Gott, mein Mund ist ganz trocken. „habe das Band gekappt.“   „Was?“    Der Hanyou springt so schnell auf, dass ich zwangsläufig zusammenzucke und meine Augen ihn entgeistert anblicken. Als hätte er seine übereifrige Reaktion erst jetzt begriffen setzt er sich sogleich wieder hin und presst sein Schwert stattdessen an sich. Eine Angewohnheit, die er sich nach und nach bei Unbehagen angeeignet hatte.   „Als wir damals von hier aufgebrochen sind, habe ich in einem Dorf einer Frau geholfen.“    Ich erinnere mich kurz an die Ereignisse, welche nun schon gefühlt eine Ewigkeit her und nur noch verschwommen abrufbar sind. Je mehr ich jedoch die Geschichte reflektiere, desto naiver komme ich mir dabei vor.    „Als Dank gab sie mir etwas zu Essen und ein eigenartiges Fläschchen. Der Zettel der daran hang, machte mir unmissverständlich klar, dass es sich hierbei um ein Heilmittel für Kizuna handeln musste. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen, wie sie erkennen konnte, dass ich mich in dieser aussichtlosen Lage befand. Das war ein Grund, warum ich so lange gezögert hatte, den Inhalt zu mir zu nehmen…“   „Sehr merkwürdig.“, murmelt die Miko, während der Halbdämon tief in Gedanken versunken zu sein scheint. Ungewöhnlich, hätte ich doch schon damit gerechten von ihm eine Standpauke wegen meiner Leichtgläubigkeit zu bekommen. Dann plötzlich sieht er mich an.    „Und? Wie… fühlst du dich?“   Hat es geklappt?, fragen seine Augen.    Kurz lasse ich mir Zeit und wandere gedanklich durch meinen Körper. Der Schmerz ist verebbt. Nur eine leichte Taubheit meiner Glieder gibt Hinweis darauf, dass mein Körper einiges durchmachen musste.  Bei meinen Gefühlen bin ich mir nicht sicher. Mein Kopf scheint immer noch gänzlich überfordert von all den Ereignissen. Ich weiß einfach nicht, wo oben und unten ist, kann immer noch nicht begreifen, dass ich da bin, wo ich jetzt bin. Einfach so.   „Ich… weiß nicht. Zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich auf seine Nähe angewiesen bin.“   Das stimmt. Ich kann atmen, ohne dass meine Gedanken, mein Fleisch und Blut nach seinem Wesen schreien. Ein Umstand, der mich geradewegs erleichtert.  Und gleichzeitig auf mir noch unbekannte weise beängstigt.  Ich fühle mich plötzlich so ahnungslos und unwissend.    Unfrieden kaue ich mir auf meiner Unterlippe und beschließe vorerst diese Gedanken beiseite zu schieben. Es ist wahrscheinlich eh das Beste, zu beobachten, wie sich alles entwickeln wird. Zudem bleibt mir genau genommen auch nichts anderes übrig, als abzuwarten.   "Erzählt mir von dem Angriff.", hole ich mich selbst aus meinen Überlegungen heraus und blicke die beiden auffordern an. Die Mimik des Hanyous versteift sich schlagartig.   "Es geschah vor zwei Tagen", beginnt er und greift Tessaiga am Griff, als wenn jeden Moment ein erneuter Angriff bevorstehen könnte.   "Sie stürmten am frühen Morgen in der Dämmerung das Dorf. Wir konnten noch rechtzeitig die Kinder in Sicherheit bringen. Und auch die Zahl der Opfer hat sich ungewöhnlich stark in Grenzen gehalten. Es sind mehr Verletzte, als Tote."   "Sind Miroku und Sango ok?", falle ich ihm ins Wort, als ich an die Gebetskette denken, die mir Ayaka gegeben hat. Im gleichen Moment bereue ich meine Frage. War ich bereit überhaupt darauf eine Antwort zu hören?   "Ja, nur ein paar Schrammen.” Ich spürte erst, dass ich die Luft angehalten hatte, als meine Lungen brennend nach Sauerstoffverlangen. Die Worte waren Balsam für meinen Körper. Währenddessen fuhr der Hanyou fort: “Es war nur eine kleine Horde, die das Dorf überrannt hat. Wären es normale Youkai gewesen, wäre es sicher leichter gewesen, sie auszuschalten."   Ich stutze bei diesem Satz.    "Was genau meinst du damit?"   "Zuerst habe ich es nur gerochen. Aber als ich dann auf die ersten Dämonen traf, wurde mir bewusst, dass es sich um keine aus unseren Ländereien handeln konnte. Sie kamen von weit her. Und...", er bleckt die Zähne, als wenn er sich bei der Erinnerung selbst gerne gebissen hätte, " Es waren hauptsächlich katzenähnliche Youkai."   Was? Katzen?   "Aber würde das nicht bedeuten, dass...", ich traue es mich gar nicht auszusprechen.   "Ja, es war dieser verdammte Neko aus dem Osten, der uns diese Plage auf den Hals gehetzt hat."   "Das ergibt keinen Sinn."   Ich schüttle ungläubig den Kopf.    "Schließlich hat mir die Gefährtin vom Lord des Südens gedroht."    "Ha, würde mich nicht wundern, wenn die sich zusammengetan hätten. Vielleicht hat er auf eigene Faust gehandelt und es hatte gar nichts mit dir zu tun.", murmelt Inu Yasha vor sich hin und verschränkt jetzt wieder die Arme ineinander. So wie es aussieht hat sich seine Aufregung etwas beruhigt. Wo ich gerade schon dabei bin seine Person genauer zu betrachten, fällt mir mal wieder auf, wie wenig ihm anscheinend die Zeit anzuhaben scheint. Er sieht noch genauso aus, wie bei unserer ersten Begegnung. Allein sein Gesicht spricht jetzt etwas mehr Reife, weniger Trotz und Zorn. Er wirkt ausgeglichen und gerade diese Tatsache lässt ihn, wenn überhaupt, erwachsener erscheinen. Ich bin froh, ihn nach so vielen Tagen und auch nach dem Angriff unverwundet vorzufinden. Ich hätte es nicht verkraftet, wenn ihm was zugestoßen wäre. Nicht nach den Geschehnissen der letzten Tage...   "Kagome", holt mich seine ungewöhnlich sanfte Stimme aus den Gedanken.   "Eh, ja?"   "Ich habe dich gefragt, ob du das auch so sehen würdest?"   Ich streiche mir verlegen eine Strähne hinters Ohr und wende den Blick peinlich berührt von dem Halbdämon ab.    "Oh, entschuldige, was genau meintest du?", frage ich irgendwie entkräftet und überfordert. Himmel, ich bin auf einmal wieder so müde.   "Inu Yasha"   Kaede legt mir beruhigend noch einmal die Schüssel mit Eintopf auf den Schoß und streicht mir über die Schulter.   "Es wäre das Beste, wenn Kagome jetzt noch eine Kleinigkeit isst und sich dann noch etwas ausruht."   Sie wartet kurz auf einen Widerspruch von mir, doch als ich nur stumm den Löffel an die Lippen führe, fährt sie fort:   "Ich denke, wir müssen alle erst einmal die Ereignisse der letzten Tage verarbeiten. Dann schauen wir weiter..."   Gedanklich mache ich mir eine Notiz:   Ab Morgen musst- Ab Morgen wirst du neu anfangen.      Kapitel 2: Akt I - Atmen ------------------------   Die kühle Morgenluft streift meine warmen Wangen, sogleich ich leise die Hütte der weißhaarigen Priesterin verlassen.   Fast den kompletten, gestrigen Tag habe ich mit Kopfschmerzen im Bett gelegen. Auch wenn der Hanyou nicht von meiner Seite gewichen war, habe ich mich auf ungewöhnliche Art schutzlos gefühlt. Meine kreisenden Gedanken und schmerzenden Glieder haben mir letzten Endes den Rest gegeben und mich in das Land der Träume geschickt.      Erst als die Morgendämmerung einsetzt hatte, habe ich wieder die Augen geöffnet. Der Hanyou war nicht mehr da und Kaede noch im Land der Träume…     Noch etwa träge führen mich meine Schritte entlang des Flusses Richtung Dorf.   Da die Feldarbeiten bei solchen Wetterlagen nicht möglich sind ist es noch recht ruhig. Allein ab und an sieht man einzelne Schwaden von Kochstellen oder hört lachende, sowie schreiende Kinder.   Je tiefer ich in das Dorf hineingehen, desto heller wird die Umgebung von der aufgehenden Sonne bestrahlt und lasst die Spuren der Verwüstung deutlich werden. Teilweise tiefe Krater säumen die Erde und beschädigte oder ganz zerstörte Häuser stören das ansonsten schöne und friedliche Bild.   Die Frühaufsteher unter den Dorfbewohner kreuzen meine Wege, begrüßen mich freundlich und fragen nach meinem Befinden. Wenn ich daran denke, dass es meine Schuld sein könnte, dass das Dorf durch meine vorlaute Klappe beinahe zerstört worden wäre, muss ich meine niedergeschlagene Mine nach außen hin verbergen. Innerlich schwöre ich mir, dass so etwas nie wieder vorkommen darf. Ich will nicht, dass noch einmal wegen mir irgendwer leiden muss…     Der Spaziergang an der frischen Luft tut gut. Die Kälte belebt meinen tauben Körper und schüttelt ihn wach, weckt ihn aus dem tiefen und schmerzenden Schlaf.   Die Gedanken, die mich gestern noch die ganze Zeit befallen hatten sind für einen Moment vergessen.  Am großen See auf der anderen Seite des Dorfes mache ich eine kurze Pause und lasse den Blick nochmals schweifen.   Diese leise und rein wirkende Winterlandschaft hat etwas ungemein Beruhigendes an sich und ich nehme mir zum ersten Mal die Zeit die Augen zu schließen und einen tiefen Atemzug zu nehmen.     Himmel, ich habe das Gefühl, als wenn meine Lunge doppelt so groß wäre.   Nachdem ich solange dieser immensen Menge an Youki ausgesetzt und unter dieser Last fast zerbrochen war, ist es nun, als wäre ich stärker denn je. Es ist, als würde nur noch die Hälfte an Schwerkraft auf meinem Körper liegen. Meine Glieder sind vielleicht noch immer nicht ganz fit, aber bereits jetzt spüre ich, wie kräftig sie sich entwickelt haben.     „Kagome-o nee-chan“, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und ich drehe mich zu dem Ursprung dieser unbefangenen Kinderstimmen um.  Kleine Kinderfüße stapfen tollpatschig durch den Schnee. Während Ayumi als erste ihre Kleine Arme nach mir ausstreckt, landet Eri mit einem spitzen Aufschrei direkt hinter ihrer Schwester in der weißen Masse.   „Eri“ Ich nehme die kleine Ayumi auf den Arm, während ich mit meiner anderen freie Hand nach dem braunhaarigen Mädchen im Schnee angle. Wow, entweder ich bin ziemlich schwach oder aber Ayumi hat ordentlich zugelegt. Ich nehme meine Hüfte zur Hilfe, während ich das gar nicht mal mehr so kleine Kind umfasse. Eri wischt sich schniefend den Schnee aus dem Gesicht und versucht krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Als ich in die Knie gehe und anfange ihr die weiße, kalte Masse von der Kleidung zu klopfen kommt sie zögernd auf mich zu und drückt ihr Gesicht in meine Kleidung.     „Kagome-o nee-chan“     „Ja“, streiche ich ihr beruhigend über den Kopf, während ich Ayumi eine Eskimokuss gebe.    „Ich habe euch auch tierisch vermisst!“ Im Augenwinkel sehe ich Sango und Miroku, ihren beiden Rabauken folgen. Als ich ihre lächelnden Gesichter sehe laufen im gleichen Moment bereits die Tränen über meine Wangen.     „Lasst mich-”, ich schniefe.    “Nur kurz euren Eltern „Hallo“ sagen, ja?“     Ich richte mich auf, sogleich ich das kleine Mädchen von mir gleiten lasse und falle Sango direkt in die Arme. Trotz krampfhafter Bemühungen und innerem Mantra, welches sich ständig mit den Worten „nicht heulen“ wiederholt, verraten mich meine bebenden Schultern auf heimtückische Weise. Einen Augenblick später kann ich mein Schluchzen nicht länger unterdrücken.     „Ihr wisst gar nicht-“, ich löse mich von Sango und schlinge die Arme um Miroku.  „wie sehr ich euch vermisst habe.“     Es ist als wäre ich in einem himmlischen Traum, sogleich ich die beiden sehen, anfasse und ihre individuellen Gerüche wahrnehmen konnte. Ich reibe mit meiner Handfläche über meine kalte Haut im Gesicht, versuche möglichst beiläufig die Beweise meiner tiefen Freude zu kaschieren.   Bitte lass das real sein!   Sango streicht sich ebenfalls verlegen über die Wangen. Seitdem die starke Dämonenjägerin Kinder hat, wirkt sie auf mich wesentlich emotionaler. Auf eine gewisse Art und Weise unterstreicht das ihre Schönheit. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie ich auf diesen Gedanken komme, doch ihr strahlendes Gesicht mit dem Glitzer der verbleibenden Tränenspur lässt mich unwillkürlich lächeln.            ---------------------------------------------------------------------------          Meine Ohren zucken kurz, als neben mir ein Haufen Schnee hinab auf den Boden rutscht und mit einem dumpfen Geräusch einsackt. Von meinem erhöhten Sitzplatz in den Baumkronen aus, kann ich das kleine Szenarium in Ruhe verfolgen. Die überschwängliche Begrüßung der Miko lässt mich kurz zufrieden lächeln, während sich gleichzeitig mein Herz, schwer wie ein Stein in meine Brust verkeilt. Auch wenn dieses Bild für jeden so unglaublich voll von Glück geprägt zu sein scheint, lässt es mich nun einmal mehr die tiefe Trauer Kagomes erkennen. Das Salz ihrer Tränen sticht mir selbst aus dieser Entfernung in der Nase und das Schluchzen schüttelt meinen Körper, als wenn Tessaiga unaufhörlich an meiner Seite vibrieren würde. Dieser emotionale Ausbruch ist Beweis genug, wie sehr die junge Frau unter der Trennung zu ihren Freunden gelitten haben muss.   Ungehalten kaue ich mir auf der Unterlippe, als ich darüber nachdenke, dass ich sie die ganze Zeit ahnungslos in diesem Zustand habe verweilen lassen. Anstatt unentwegt nach einer Lösung wegen des verfluchten Bandes zu suchen, hätte ich dafür sorgen sollen, sie nicht  in ihrer Einsamkeit ersticken zu lassen. Sesshoumaru hat mir versprochen sie gut zu behandeln, dass es ihr an nichts fehlen wird. Somit wäre die Frage, ob wir sie besuchen dürften eigentlich geklärt…  Ein Stechen an meinem Hals lässt mich schon fast reflexartig die Hand danach ausholen lassen. Ein leises Quicken folgt unweigerlich.    „Miyouga“     Auch wenn mich das Auftauchen des kleinen Flogeistes etwas verwundert, wenden sich meine Augen nicht von der jungen Zeitreisenden ab, welche liebevoll durch die Haare der Kinder wuschelt.     „Inu Yasha-sama“    Ein Ächzen nahe meines Ohres lässt mich schließlich doch zur Seite blicken. Der Winzling lässt sich gerade auf meiner Schulter in den Schneidersitz sinken.    „Was gibt es?“    Mit zusammengekniffenen Augenbrauen verschränkt der kleine Dämon seine vier Arme ineinander und starrt mit dunkler Mimik geradeaus.     „Ihr könnt es doch auch spüren, oder?“    Oh ja. Aber ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich mich irre.     „Was genau meinst du?“, stelle ich mich dumm und bete innerlich, dass meine Vermutung falsch ist.     „Nun, es braut sich was zusammen. Diese Aura, diese bedrückende Atmosphäre… und dieser Geruch…“    „Ja“, gebe ich gedankenverloren von mir und fixiere wieder die Miko in der Ferne, während ich gleichzeitig die Schultern kreisen lasse, „ es riecht nach Blut und Zorn.“     Aus dem Augenwinkel sehe ich den alten Greis zustimmend nicken.        ----------------------------------------------------------------        „Du bist gerade erst wieder aufgewacht und hast schon den ganzen Tag Kaede bei der Arbeit unterstützt? Ist auch wirklich alles in Ordnung?“     Die Dämonenjägerin kniet sich neben ihren Mann ans Feuer nieder, die Kinder auf dem Schoß des Mönches behütet, während sie selbst Ihr Baby vom Rücken seilt und sachte anfängt, es im Arm hin und her zu wiegen.   Es ist lange her, dass ich die, für Sango typische Mischung aus Sorge und Vorwurf, hören dürft und allein die Tatsache, dass ich sie wieder um mich wissen darf, zaubert mir ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht.      „Sie wollte, egal, wie sehr wir sie zu einer Pause gedrängt haben, nicht aufhören.“, spricht bereits der Halbdämon neben mir und sieht mich kurz mit versteinerter Mimik an. Er ist immer noch eingeschnappt, weil ich mich partout nicht davon abhalten lassen wollte, der Dorfpriesterin beiseite zu stehen.     „Ihr wisst gar nicht, wie gut es sich anfühlt, wieder gebraucht zu werden.“      Das stimmt.   Der Tag war so erfrischend neu, zwar insgeheim anstrengend, aber dennoch.   Diese Eintönigkeit des Schlosses endlich entkommen zu sein, ist einfach nur befreiend. Allein der tief stechende Gedanke daran, wie alles dazu kam, ist der einzige Fleck in meinem Herzen, welcher sich nicht behelligen lassen konnte.     „Trotzdem solltest du es nicht übertreiben.“     „Vor allem weil wir nicht wissen, wie sich die Trennung eures Bandes genau auf dich auswirkt.“, spricht die ältere Miko weiter und Sango und Miroku sehen skeptisch zwischen sich und dem Halbdämon hin und her.     „Kizuna existiert nicht mehr? Wie kam es dazu?“      Ich fasse für die beiden meine Geschichte so kurz es geht zusammen und versuche auch hier die Details außer Acht zu lassen. Doch die wissenden Blicke der Miko und auch die von Sango sind mehr als offensichtlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Dämonenjägerin sich unter vier Augen noch einmal genauer nach den Geschehnissen erkunden wird.  Der Gedanke lässt mich ungehalten die Lippen zu einer dünnen Linie zusammenziehen.      „Aber“, versuche ich das Thema von Kizuna abzulenken „ich bin wirklich froh, zu sehen, dass es euch allen soweit gut geht.“     Ich schaue nach meiner Kleidung, die zwar reichlich demoliert, aber wenigstens nicht weggeschmissen worden war. Im Inneren fasse ich nach der Gebetskette.      „Gerade, als ich das hier erhalten habe, da dachte ich-“  Ich musste abbrechen, als der Kloß in meinem Hals mich zum Schlucken zwang.     Verwundert sieht der Mönch auf meine ausgestreckte Hand und auch alle anderen lehnt sich interessiert nach vorne. Klimpernd lasse ich die Kette in seine Hand fallen und hatte nicht vermutet, dass der Hoshi noch erstaunter schauen kinnte, als eh schon.     „Woher hast du die?“     „Ayaka hat sie mir gegeben.“     Der Gedanke an den Vampir lässt mich kurz beklommen schlucken. Ich hoffe ihm geht es gut. Nachdem er mir bei der Flucht geholfen hatte, müsste dies eigentlich sein Todesurteil sein.      Als ich von dem, immer noch blutverschmutzen Perlen aufblicke, ist die Mimik des Mönchen nachdenklich und auch sehr skeptisch.     „Miroku?“, fragt auch Sango nach, die das Schweigen des Mönchen ebenfalls, als ein schlechtes Zeichen deutet.     „Dieser Ayaka… ist ein Dämon?!“     Ich nicke vorsichtig und bin überrascht, weil Inu Yasha anscheinend nicht alles erzählt zu haben scheint.     „Er ist ein Vampir, ja.“     Der Mönch kaut sich unruhig auf der Unterlippe.     „Wie sieht er aus?“     „Schwarze Haare, schwarze Kleidung und rote Augen.“     „Und eine… Sense?“     Oh.      „Ja genau.“      Mirokus Blick verdunkelt sich schlagartig und ich schlucke plötzlich mit nervösem Herzklopfen.     Was ist denn jetzt los?     „Dieser Youkai. Er war am Angriff auf das Dorf beteiligt.”     Was?    “Ich habe”, fährt der Mönch fort, als er mein ungläubiges Gesicht sieht, “ gesehen, wie er den anderen Youkai Anweisungen gegeben hat. Um ehrlich zu sein war er es, der mir die Kette abgenommen hatte.”    Kami, w-was?    “Aber... Er-”, ich schüttle verwirrt den Kopf, versuche aus seinem Gesagten schlau zu werden, doch findet mein zerstreutes Hirn keine Erklärung für all dies. Welchen Sinn macht das ganze bitte? Wieso sollte der Vampir erst das Dorf angreifen, um mir dann aus dem Palast zu helfen?  “Ha”, unterbricht der Hanyou neben mir meine Überlegungen, “Ich habe dem scheiß Blutsauger von Anfang an nicht getraut. Bestätigt nur noch mehr, dass die Katze aus dem Osten hinter dem ganzen streckt. Schließlich ist diese Kalkleiste sein erster Hauptmann.”   Ja, da hat er Recht, aber...  Ich lecke mir angespannt über die trockenen Lippen, schwinge zwischen den Gefühlen verraten worden zu sein und der Trauer darüber hin und her. Ich fühle mich dumm, mein Leben anscheinen kurzzeitig auf naive Weise in die Hände meines Feindes gelegt zu haben. Ich würde niemals an Mirokus Worten zweifeln, war es somit unbestreitbar macht, dass Ayaka mich von vornerein hinters Licht geführt hatte.     „Ist es verboten die Gefährtin des sonst so kühlen Lords des Westens kennenlernen zu wollen?“    „Kagome-sama.“    „Es stört euch hoffentlich nicht, wenn ich mich nur vergewissern wollte, ob der Hund euch noch nicht aufgefressen hat.“    „Ihr müsst euch sehr einsam fühlen.“    „Kagome-sama!“    „Ich werde sie hier rausbringen.“    Kami, wenn, dann war er ein sehr guter Schauspieler oder ich einfach eine verdammte Närrin. Dennoch bleibt die Frage offen, wieso er so weit gegangen war? Sowohl die Narbe über sein Auge, als auch die unweigerlich folgende Strafe seines Herren, für die Hilfe meiner Flucht, sind Umstände, die nicht in das Bild passen.     „Inu Yasha“    Der Halbdämon wendet bei meinem mahnenden Ton den Kopf irritiert in meine Richtung.     „Er hat mich aus dem Palast gebracht. Ohne ihn, da….“      …wäre ich jetzt schon tot.      „…wäre ich jetzt nicht hier.“    Die Augen des Hanyous verziehen sich in Form stiller Machtlosigkeit und Miroku gibt eine überlegendes Brummen von sich.     „Hmm. Es ändert nichts an der Tatsache, dass ich mir hundertprozentig sicher bin, dass dieser Vampir den Angriff auf das Dorf angeleitet hat. Doch wenn ich höre, dass er dich verschont hat, würde ich die Sache nochmal genau überdenke…. Es ist schon merkwürdig, wieso er dir meine Perlenkette überreicht hat. Was war seine Intension dahinter? Hatte das der Lord des Ostens von Anfang an geplant? Was für einen Nutzen hätte es für unseren Feind, dich zu beschützen? “    Der Mönch legt seien Hand an sein Kinn und schweift mit den Augen ab.  Ich wende den Blick ab. Die Überlegungen des Priesters sind für mich nachvollziehbar, was jedoch nicht heißt, dass ich Antworten auf seine Fragen habe, auch wenn mir das Gefühl im Nacken sitzt, ich müsste dafür jetzt welche haben.   Ich habe sie jedoch nicht.   Alles was sich aus diesem Gespräch ergeben hat, war das beklemmende Gefühl von Ratlosigkeit, Rastlosigkeit, Trauer und Angst…               Die Tage vergingen und mein Leben erhielt so langsam eine Routine, die ich lange vermisst hatte. Inu Yasha half während den harten Wintertagen die Menschen im Dorf mit Medizin und erste Hilfe Maßnahmen zu unterstützen.   Naja.   Hauptsächlich half er den Dorfbewohnern beim Aufbau und Rapieren ihrer Hütten. Der Angriff hatte deutliche Spuren hinterlassen und eine ganze Zeit lang sah es so aus, als ob das Dorf nicht mehr zu seiner alten Stärke und Schönheit zurück finden würde. Als die medizinischen Kräuter dann auch langsam zu neige gingen, zog ich mit dem Hanyou los zu Jinenji, um ihn um Hilfe zu bitten. Ich fühle noch heute die Melancholie, als ich auf Inu Yashas Rücken saß und wie in alten Zeiten mit ihm über die Wälder flog. Kami, dieser Ausflug hatte in mir mehr bewegt, als ich mir hätte vorstellen können. Inu Yasha hatte meine Anspannung gespürt und strich mir während der Reise beruhigen mit dem Daumen über meinen Oberschenkel. Eine Geste, die ich unter anderen Umständen wohl eher dem Mönchen zugetraut hätte. Doch ich wusste, dass er nichts dergleichen im Sinn hatte. Er hatte mich nur beruhigen wollen, nichts weiter. Nicht einmal ein Wort hat er dabei verloren und ich war überrascht gewesen, dass er anscheinend gelernt hatte, wann es besser war, zu sprechen und wann nicht.   Oder hatte er einfach nur gelernt, was ich brauchte?  Generell fiel während dieser kurzen Reise auf, dass der Hanyou sich ungewöhnlich stark bedeckt hielt. Ich merkte zwar seine aufmerksamen, prüfenden Blicke, sobald ich in seine Nähe kam und fühlte ab und an seine vorsichtigen Berührungen, doch ließ er mir genug Freiraum, für meine eigenen Gedanken und Träumereien. Eine Tatsache, die ich, wie ich jetzt feststelle, sehr zu schätzen pflege....  Denn…  Ich schaffe es einfach nicht.   Noch nicht.   Immer wenn ich den Hanyou ansah, war es nicht er alleine, denn ich sah.   Und Kami, ich schämte mich so. Hatte ich noch vor Jahren Inu Yasha dafür verurteilt, dass er nur Kikyou in mir sah, konnte ich jetzt mehr als jeder andere nachvollziehen, wie er sich gefühlt haben musst.   Es war... schmerzhaft.   Mein Innerstes ist immer noch an etwas gebunden, von dem ich weiß, dass es nicht mehr da sein konnte. Der ganze Schmerz und das ganze Leid waren Beweis und Opfer genug, sollten mir und meinen Körper damit eindeutig zu verstehen gegeben haben, dass es vorbei war.     Endgültig.     Doch tief in mir drinnen konnte ich das Gefühl nicht abstellen, welches immer wieder an die Oberfläche zu dringen versuchte. Mehrmals erwischte ich mich dabei, wie ich lauschte. Lauschte nach diesem Zwang, nach diesem Verlangen, nach dieser Stimme, die nicht meine war.   Kizuna ist nicht mehr da und dennoch muss ich es jeden Tag prüfen, ob dies auch wirklich der Fall  ist.     Ich musste einfach.    Es ist wie ein Gebot, eine stille Notwenigkeit, um zu wissen, dass ich ok bin.   Das ich wieder ich bin.   Was auch immer das bedeuten mag.     Ich komme nicht umhin, mein jetziges Dasein mit meinem vorherigen zu vergleichen.     Kizuna hat mir viel genommen.    Meine Freunde, meine Liebe, meine Freiheit.   Als wenn mein Innerstes protestieren wollte, sehe ich eine Reihe an Erinnerungen, an Bildern von dem Daiyoukai, welche mir deutlich vor Augen führen, dass nicht alles so schlecht war. Kizuna hat mich eine Seite an dem, ach so kalten Dämonenlord sehen lassen, die mir ansonsten verborgen geblieben wäre.  Eine Seite, die mir ungefähr klar gemacht hatte, wie es dazu kommen konnte, dass er Rin nicht hatte sterben lassen.   Und dann gab es da noch all die Umstände eines Lords, der den Westen zu regieren hatte…  Ich weiß, wie wenig ich da mit Kizuna für ihn reingepasst hatte. Und dennoch hatte er nicht einen Moment gezögert, nicht einen Moment Scharm, Eckel oder Ablehnung gezeigt, sogleich er sich dafür entschieden hatte, Kizuna zu akzeptieren. Nein, er hatte mich so behandelt, wie er wahrscheinlich jede Dämonenfürstin auch ohne das Band behandelt hätte.    Ja, Kizuna hatte mir viel genommen.    Doch genauso sehr hatte sie mir etwas gezeigt, welches ich nun nie und nimmer mehr aus meinen Herzen zu verbannen vermag…        -----------------------------------------------------------------------------------------------------------           Sie macht sich gut.     Soweit sieht es zumindest danach aus.   Auch wenn ich anfangs geglaubt hatte, dass die Miko sich direkt überarbeiten würde, sehe ich jetzt, wie gut ihr die Ablenkung tut. Sie lacht wieder wie früher, spielt mit den Kindern im Schnee und redet viel mit Sango und den anderen. Nur wenn das Menschenmädchen von Sesshoumaru in der Nähe ist, kann ich beobachten, wie sich Trauer in ihren Blick mischt. Und auch wenn sie glaubt, dass keiner ihr Beachtung schenkt, dass sie gerade alleine ihren Gedanken nachhängen kann, dann erschlaffen ihren Schultern, ihre Augen wandern hoch in den Himmel.  Und dann ist sie wieder in Gedanken ganz weit fort.    Ich bin immer noch unsicher. Die Geschichte, die sie erzählt hatte, die Art und Weise, wie sie Kizuna getrennt hatte, war komisch gewesen. Das Gespräch mit dem alten Baum schlug mir dabei ungewöhnlich stark auf den Magen.     „Einige Berichte sprechen für die Wirkung, in einigen, wie die deines Vaters, dagegen.“     Unsicher kauen meine spitzen Schneidezähne an meiner Unterlippe, während ich die Miko aus der Ferne dabei beobachte, wie sie von Hütte zu Hütte streift und sich nach dem Befinden der Dorfleute erkundigt.   Wenn ich gutgläubig wäre, würde ich behaupten, dass es bei Kagome gewirkt hat. Sie ist zwar immer noch nicht hundertprozentig die Alte, doch braucht es wahrscheinlich Zeit sich von all den Erlebnissen, dem Druck und den Gefühlen zu erholen. Einfach wieder in sein altes Leben geschmissen zu werden ist nicht leicht. Sie selbst hatte mir erzählt, wie schwer es ihr gefallen war, sich plötzlich wieder mit ihrer Rolle 500 Jahre in der Zukunft zurecht zu finden. Es hat sie ein Jahr gekostet, die Trauer über unseren Verlust zu überwinden und aufzuhören, tagtäglich in den Brunnen zu springen. Ein weiteres Jahr brauchte es, um die Tatsache zu akzeptieren, Ihr Leben fortzuführen. Und ein weiteres, um zu sich zu finden und zu erkennen, was sie zu tun hat. Und als der Tag kam, an dem sich der Brunnen ein letztes Mal für sie öffnete, hatte Sie keinen Moment daran gezweifelt, was sie wollte...Das, was sie das letzte Jahr durchgemacht hatte, war nicht leicht. Die Augenblicke, in denen ich sie glücklich gesehen habe, waren rar gewesen.  Somit hat sie es jetzt mehr, als jeder Andere verdient, das zu machen, was sie erfreut. Und wenn es heißt, dass ich für sie daran glaube, dass ich sie in dem Gedanken unterstütze, dass Kizuna tatsächlich fort ist, dann soll es so sein.   Auch wenn meine Hundenase dabei anfängt zu jucken. Auch wenn ich Angst habe davor, enttäuscht zu werden, sollte sich herausstellen, dass es doch nicht der Fall war.   Denn ich spüre schleichend die Hoffnung in mir wachsen. Eine Hoffnung, doch noch mit der Miko eine Zukunft zu haben, eine Zukunft, mehr als Freunde, in der ich sie als mein bezeichnen konnte, sie vor Gefahren beschütze, mit ihr... ja vielleicht sogar die aberwitzige Vorstellung verwirklichen kann, eine Familie zu gründen.     Es ist eine gefährliche Hoffnung. Ich hatte schließlich bereits einmal die Erfahrung gemacht, wie schnell solche Wünsche platzen könnten.     Kikyou …    Ich spüre wie sich meine Hundeohren an meine Haare pressen und die Töne um mich abstumpfen.   Das Leben an der Seite der Miko vor 50 Jahren hatte mein Leben von Grund auf geändert. Plötzlich gab es Gefühle in mir, die mehr in mir bewirkt hatten, als dass es Hass, Verachtung und Zorn hätten tun können. Sie war diejenige, mit der alles angefangen hat, die mir gezeigt hatte, dass es mehr Wesen gab, die mich lieben konnten, als es bis dahin nur meine Mutter getan hatte. Damit hatte ich angefangen, mich zu verändern. Und dann...  Ich schnaube, springe von dem kahlen Baum, nur um zwei Bäume weiter mich wieder nieder zu lassen. Die Schwarzhaarige ist jetzt wieder in meinem Blickfeld. Die dunklen Gedanken kann ich mit dem Lächeln der Miko, als sie sich zu einem der Kinder hinabbeugt, vertreiben. Ja.... sie wäre sicher eine sehr gute Mutter.   Und die Hoffnung kämpft gegen die Unsicherheit in meiner Brust, vor allem, als die Miko nur einen Moment später Rin gegensteht und sich ihre Augen trüben, wahrscheinlich unweigerlich meinen Halbbruder vor sich sehen.     Ja.      Sie macht sich gut.         Doch für eine Zukunft mit mir reicht es noch lange nicht...  Kapitel 3: Akt I - Fühlen -------------------------     Es ist bereits dunkel und Inu Yasha ist noch nicht zurückgekehrt.    Nichts wirklich Ungewöhnliches, da es momentan unruhige Zeiten sind und er, auch wenn er es nicht zugeben möchte, beunruhigt ist.  Seine mittlerweile eingespielten Patrouillenrundgänge sind unbewusst Routine geworden und ziehen sich, je nach Atmosphäre unterschiedlich in die Länge. Ich habe die Vermutung, dass seine dämonische, instinktgesteuerte Hälfte ihn mehr dazu antreibt, als sein eigentliche menschlicher Verstand. Während des Tages alleine, kann ich immer häufiger beobachten, wie sein Blick die Umgebung abgrast, seine Ohren nach fremden Geräuschen lauschen und seine Nase nach Feinden wittert. Hätte es nicht zwischenzeitig eine Maß erreicht, in welchem es ungewöhnlich häufig auftritt, wäre es mir mit Sicherheit nicht mal aufgefallen.    Ich habe lange überlegt, ob ich ihn darauf ansprechen soll, doch letzten Endes sehe ich keinen Sinn darin. Die Situation ist nicht zu ändern und die Energie, mich mit seinen Instinkten auseinander zu setzen, fehlt mir auch.  Stöhnend schließe ich kurz die Augen und lasse meine verkrampften Schultern passend zu meinen Gedanken mehrmals kreisen. Energie ist momentan ein seltenes Gut. Auch wenn mir körperlich nichts fehlt, wache ich fast jeden Tag auf und fühle mich einfach nur erschlagen.  Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich für einen Burnout Kandidaten halten… Doch von was bitte sollte ich überarbeitet sein?  Die Tätigkeiten einer Miko geben mir momentan als Einziges das Gefühl mich überhaupt ablenken und entspannen zu können.  Frustriert schmeiße ich ein Stück Feuerholz in die Flamen und beobachte die rote Hitze dabei, wie sie sich ihr frisch gewonnenes Opfer einverleibt. Die Wärme brennt mir dabei im Gesicht und lässt mich den plötzlich kühlen Zug in meinen Nacken zu allzu deutlich spüren. Das Rascheln des Vorhangs verrät mir, das der Hanyou seinen Rundgang beendet hat.        "Und? Irgendetwas auffäll-", ich stocke, als ich mich leicht nach hinten drehe und über die Schulter blicke.        Was zum-?   Mein Herz setzt aus.   Meine Lungen verweigern ihre Arbeit.    Mein Mund wird trocken.       Vor mir steht nicht Inu Yasha.   Silbernen Haare und die goldenen Augen.   Ja.   Aber kein Inu Yasha.     "Sessh-", mir bleibt der Rest seines Namens im Halse stecken, als er innerhalb einer Sekunde vor mir ist, mir vor Schreck der Arm weg knickt und ich mit einem dumpfen Knall auf den Rücken aufschlage.    Seine monströse Gestalt ergreift instinktiv die Gelegenheit und baut sich angsteinflößend über mir auf. Eine seiner Strähnen gleitet über seine Schulter, streift meine Wange und entfacht ein Kribbeln in meinem Körper, welches bis dahin aus geblieben ist.    Ich zucke automatisch zusammen, während ich gleichzeitig abermals den Atem anhalte und auf mein innerstes horche. Doch scheinbar hat dieser Kontakt nicht ausgereicht, um Kizuna zurückkehren zu lassen. Stattdessen überzieht ein Beben meinen gesamten Körper, welcher eindeutig von der extremen Fassungslosigkeit über dieser plötzlichen Situation hervorgerufen wurde.        Was macht er hier?        Mein Adrenalinrausch wird noch weiter angeheizt, als sich auch Angst mit einmischt, bei dem Gedanken, er könne das zu Ende bringen, was Inu Yasha noch vor einigen Wochen verhindern konnte. Sein dominantes Auftreten würde eindeutig dafür sprechen. Sogleich ich versuche die Kontrolle meiner Muskeln zurück zu erlangen, um vor dem mächtigen Wesen zurück zu weichen realisiere ich, wie ausweglos meine Situation bereits ist.    Ich bin alleine in dieser kleinen Hütte, vor mir das wahrscheinlich mächtigste Wesen des westlichen Reiches und ich, menschlich und momentan völlig unbewaffnet. Das Wissen über meine heiligen Kräfte ist nutzlos angesichts der Tatsache, dass sie bei ihm schlichtweg wirkungslos sind.   Schwer schluckend akzeptiere ich meinen Zustand, blicke ihm jetzt fest in seine stechend gelben Augen, um mein vorzeitiges Ende wenigsten mit Würde entgegen zu sehen. Mein Mund wird noch eine Spur trockener, als ich seine wilden, nach Wald und Freiheit, schmeckenden Duft erhasche und ich seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüre.  So abnormal meine Gedanken mir jetzt auch erscheinen, bei Kami… ich habe ihn vermisst.  Auch wenn Angst, Unsicherheit und Panik von mir besitzt genommen haben, aber ich kann nicht leugnen, auch eine gewisse Freude zu empfinden.     Innerlich könnte ich mich dafür prügeln.   Kagome, dieser Dämon wollte dich umbringen.    Er wollte dich tot sehen.        Ja, verdammt.        Und dennoch.        Der Gedanken, dass ich auch meinen Teil zu dieser verfahrenen Situation beigetragen habe ist mittlerweile nicht mehr zu verdrängen. Ich habe ihn aufs Äußerste gereizt, habe seine Autorität vor seinem Personal untergraben und mich seinen Anweisungen wiedersetzt. Zur Krönung des Ganzen habe ich in diesem ganzen Desaster, während seines emotionalen Zustandes das Band zwischen uns, die mich eigentlich schützende Verbindung gekappt und somit mein sicheres Todesurteil unterschrieben. Rückblickend wären meine Aktionen allesamt katastrophal gewählt. Doch diese Kurzschlussreaktionen sind nun mal menschlich.     Die ungewöhnlich anhaltende Stille lässt meine Aufmerksamkeit zurückkehren. Bisher hat sich keiner von uns gerührt, keiner hat nur einen Laut von sich gegen oder gar geblinzelt.    Allein unsere beiden, leicht beschleunigten Atemzüge und das prasselnde Feuer sind Hinweise darauf, dass die Zeit nach wie vor weiter läuft.    Leicht irritiert versuche ich ihn einzuschätzen, doch die gewohnt leichte Einteilung seines Gemütszustandes stellt sich Dank des Fehlens von Kizuna plötzlich als größere Herausforderung dar. Sein ausdrucksloser Bick sagt mir nichts, seine Aura ist lediglich geprägt von dämonischer Macht und Dominanz. Egal wie häufig ich mit meinen Augen sein Profil scanne, bleibt mir weiterhin verwehrt, seine Intensionen einschätzen zu können. Ich kann es einfach nicht.   Ich fühl mich hilflos. Schwach.       Kami, was geht hier nur vor?       Wenn mich sein Anblick nicht alleine schon dermaßen aus dem Konzept bringen würde, würden es jetzt spätestens die ganzen Fragen in meinen Kopf tun. Seine Gestalt, ein einziges Fragezeichen, macht mich wahnsinnig.    Das Gefühl, ihm plötzlich so fern zu sein, obwohl er nur wenige Millimeter vor mir ist zerreißt mich.        Was denkt dieser Daiyoukai, der mich vor kurzem noch umbringen wollte gerade?       Ich weiß es nicht.   Werde es wahrscheinlich auch nie genau wissen.       Außer...       Meine Lippen formen sich zu einer schmalen Linie, als sich mir der nächste Gedanke in den Kopf pflanzt, wie hässliches Unkraut. Doch unvermeidlich kann ich die Neugier bei dieser Nähe zu ihm kaum unterdrücken, kann die Idee nicht einfach wieder Beiseite schieben, als wäre es ein Ding der Möglichkeit. Doch nach gefühlten unzähligen Minuten des Wartens erschleicht sich mir der Gedanke, dass der Hundedämon auf der Lauer liegt. Er macht weder den Anschein mir etwas zu Leide zu tun, noch mich anderweitig zu berühren.    Er wartet.  Auf was auch immer.    Und es macht mich zunehmend nervös. Seine Körperwärme fängt an meine eigene zu umschlingen, mir zu schmeicheln und mich in wolligen Wellen zu umkreisen. Ich schlucke den angesammelten Speichel hörbar runter, ermahne mich um Fassung, versuche meine zuckenden Finger still zu halten.        "Sesshoumaru", versuche ich es vorsichtig.        Keine Reaktion. Er ist immer noch über mir gebeugt, seine schmalen Iden auf mich geheftet.      Ich beiße mir auf die Lippe und überlege fieberhaft nach einer Möglichkeit dieser misslichen Situation zu entkommen. Zugleich regt sich in der hintersten Ecke meines Herzen ein Teil, den ich akribisch versuche zu ignorieren, als meine Augen überseine porzellan-ähnliche Haut wandern. Ich traue mich kaum, mich überhaupt zu rühren, da jeder Millimeter verheerende Folgen mit sich bringen könnte. Doch vielleicht ist es genau dieser Zustand, der mein Herz so unentwegt zum schlagen bringt. Es wäre nichts Ungewöhnliches, nichts Schreckliches, wenn die Erkenntnis, dass mir seine Nähe, je länger wir so verweilen zunehmend gefällt, mich gar in Hochstimmung versetzt, dahinter stehen würde. Ein Umstand der mich insgeheim erst schockiert, dann mehr und mehr verärgert, aber zweifelsohne besteht. Ich habe sogar den Eindruck, dass selbst meine sich hebende Brust sich dem Lord entgegenstreckt, geradezu expandiert, um vielleicht den Kontakt zu seinem Körper zu finden.        Ich würde lachen, wenn das Ganze nicht so verfahren wäre, wenn nicht so viel auf dem Spiel stehen würde.        Aber eigentlich willst du es doch.       Kurz stutze ich, habe ich doch den Anschein, dass plötzlich, nach so langer Zeit die alt bekannte Stimme Kizunas in meinen Ohren wiederhalt.    Doch bei genauerem hinhören bin ich mir sicher, dass es meine eigene Stimme ist.    Die, die ich so vehement versuche zu unterdrücken.        Ich stöhne lautlos, als seine Augen mich immer noch ruhig anblicken, jetzt mehr als deutlich auf eine Reaktion meinerseits warten.    Nervös hebe ich meine zitternden Finger und führe sie langsam zu seinem Gesicht. Mein pochendes Herz lässt meine Bewegungen unruhig wirken und zerknirscht ziehe ich die Lippen zwischen die Zähne.        Nur noch ein Stück.       Die plötzliche Euphorie überrollt mich so stark, dass ich überrascht nach Luft schnappe und abermals kurz zögere.        Soll ich wirklich?      Es gibt kein zurück mehr, wenn Kizuna abermals von uns besitzt ergreifen würde.    Der Tatsache bewusst, blicke ich von meiner Hand zu seinen Augen und versuche seine Meinung zu dem ganzen einzufangen. Doch nach wie vor finde ich lediglich Monotonie in seinem Gesicht. Ein Zustand der mich zugleich anspornt, wie auch innehalten lässt.   Ihm wäre es also recht, wenn Kizuna wieder da wäre?   Nach all dem was passiert ist?       Ich kann weder spüren, wie er denkt, noch fühlen, ob sich mit der nächsten Bewegung schlagartig alles ändern wird.        Ich habe so lange gebraucht, um dieses verdammte band zu überwinden, um von ihm los zu kommen.    Mein Leben im Dorf ist harmonisch und stabil.       Aber du bist nicht glücklich.        Die Erkenntnis ist hart und brutal und sofort schleicht sich ein schlechtes Gewissen in mein Herz, wenn ich an all die Zuwendung und Liebe denken muss, die ich von dem Hanyou und meinen Freunden in diesen schweren Zeiten bekommen habe.    Kann ich das wirklich alles vergessen und wieder zurück?    Zurück zu einem Leben, welchem ich so dringlich entsagen wollte?       Als ich Tränen in meinen Augenwinkeln spüre, die sich langsam lösen und meine Haut kitzeln, wünsche ich mir, wie so häufig in letzter Zeit, dass das alles nicht so schwierig wäre.    Ein Leben welches mich nicht ständig zerreist. Aber wahrscheinlich bin ich es lediglich, die sich selbst im Wege steht.       Ich schließe kurz die Augen, horche in mich hinein.    Stille, dann ein Summen, dann eine Flüstern, bis die Stimme ganz klar in meinem Ohren schwingt.        Du liebst ihn.       Ich atme aus, zitternd unruhig, aber entschlossen.      Als ich meine Augen öffne und seinem Blick fest begegne, hebe ich meine gesunkene Hand abermals um die wenigen Zentimeter zu seiner Haut zu überwinden, während die Zeit für diesen einen Augenblick anfühlt, als würde sie still stehen.     Und dann…       “Kagome?”       Irritiert blinzle ich und erblicke die nackte Holzdecke im matten Feuerlicht. Meine Hand streckt sich dem Nichts entgegen.   Aus dem Augenwinkel sehe ich Inu Yashas rote Gestalt zucken. Die Erkenntnis, die kalte harte Realität schlägt plötzlich auf mich nieder, wie ein dreckiger Felsbocken.    “Kagome?”, wiederholt sich der Hanyou, als ich anfange zu schluchzen und meine immer noch erhobene Hand zittert. Mit ein paar tiefen Atemzügen lege ich mir meinen Unterarm über die Augen, weiß jedoch, dass der Halbdämon dennoch meine Tränen bemerken wird.    “Schon gut.”   Ich schlucke schwer und schniefe.    “Nur ein böser Traum.”         …             Ich versuchte den Traum zu vergessen und für eine kurze Zeit schien das auch zu klappen. Die ersten Wochen vergingen ohne Probleme und der Winter findet zu einem stabilen, eintönigen Rhythmus zurück. Dabei wurde es zu einem kleinen Ritual, dass Sango und ich uns ab und zu, zu den heißen Quellen stahlen, um wenigsten kurzzeitig der eisigen Kälte zu entgehen.  Und auch heute hat mich Sango mit Kiara abgeholt. Zu meinem Erstaunen, wusste Inu Yasha bereits Beschied.  “Er ist sehr aufmerksam geworden, wenn es um dich geht.”, holt mich Sango aus meinen abschweifenden Gedanken. Sie sieht mich über den Dunst des warmen Wassers hinweg an. Ihr Gesicht ziert ein verständnisvolles, ehrliches Lächeln. Mir ist bewusst, dass ich das Gespräch mit ihr, nachdem ich diesem seit mehreren Wochen aus dem Weg gegangen bin, nicht länger meiden konnte. Bisher hatte sie es vermieden, irgendetwas tiefgreifenderes anzusprechen.  “Wie war dein Tag heute?”, “Ist das Baby von Shizune nicht süß?” oder “Du bist heute wieder richtig fleißig.” waren oberflächliche Sätze, mit denen sie mir meinen Freiraum ließ.   “Ja”, antworte ich ihr und lächle ebenfalls, überlege, wie weit ich selbst die Initiative in dem Gespräch ergreife und vertiefen soll.  “Er hat sich sehr zum Positiven verändert.”  Vielleicht konnte ich das Thema eher auf den Hanyou lenken anstatt bei Gefühlen zu landen, die ich nicht beschreiben oder gar in Worte fassen kann. Noch nicht... “Es scheint, als habe er auch seinen Kindskopf etwas ablegen können, was?” Sie zuckt mehrmals mit den Augenbrauen nach oben und ich lache.  “Hätte mir das jemand noch vor ein paar Jahren gesagt, hätte ich das nie geglaubt.”, stimme ich ihr zu.  “Naja, du bist ihm halt sehr wichtig, Kagome.” Mein Mund beendet das so seltene Grinsen in meinem Gesicht und findet zu den stumm zusammen gepressten Lippen zurück, die sich jedes Mal auftuen, sobald es um etwas ging, was mir unangenehm war. In meiner Zeit, bei ihm, musste ich nie über Gefühle sprechen, wenn ich es nicht wollte. Innerlich hätte ich nie gedacht, diese Tatsache einmal zu vermissen. Sango scheint meine Reaktion richtig zu deuten, denn sie räuspert sich leicht gerötet und lächelt dann etwas aufbauend, wollte mich wissen lassen, dass es ok ist, nicht darüber zu reden.  Ja. Im Palast musste ich nicht über mich sprechen. Weil es niemanden interessierte.  Doch hier war das anders...  “Er … ist mir auch sehr wichtig.” Ich weiß ich sollte dankbar für die Freundschaft zu Sango sein, aber … es war nur so schwierig darüber zu sprechen... vor allem, weil ich niemanden verletzten will.  “Es ist sicher nicht leicht nach Kizuna sich über seine Gefühle im Klaren zu sein, oder?” Sango rückt etwas näher. Ich tippe Unterwasser nervös meine Zeigefinger aneinander.  “Ja, es ist... schwierig. Manchmal gibt es Momente, da bin ich mir sicher, dass das, was ich fühle echt ist und im nächsten Augenblick hinterfrage ich alles wieder. “  Ich lasse niedergeschlagen die Schultern sinken. Die Hand der Dämonenjägerin legt sich mitfühlend sofort auf diese.  “Macht dir nicht so sehr einen Kopf darum, was echt oder unecht sein könnte. Wenn es sich gut anfühlt und es dich glücklich macht, dann ist es gut, so, wie es ist.” Ihre Hand fährt über meinen angespannten Muskel.  “Ich kenne niemanden, Kagome, der es mehr verdient hätte, glücklich zu werden.” Mein Lächeln stirbt bei Ihrer Aussage.    “Doch”, und meine Augen wenden sich traurig von ihren ab.   “Inu Yasha hätte es.”       ------------       Der Spruch: “Zeit heilt alle Wunden” war etwa, was jemand mit einem gebrochenen Herzen, nie gerne gehört hat. Aber selbst in meinem Fall konnte ich nicht abstreiten, dass es stimmte.    Ich fühle mich besser.    Nicht gut, aber deutlich besser, als noch vor ein paar Wochen.    Und während mir diese Tatsache bewusst wird, weiß ich im gleichen Moment auch, welcher Hauptursache dahinter steckt. Ich habe wieder eine Aufgabe in meinem leben. Ich helfe den Menschen, ich genieße das Zusammensein mit meinen Freunden und füge mich in die Rolle der nächsten Miko des Dorfes ein. Mein Dasein hat endlich wieder einen Sinn.   Und mit dem Sinn kommt auch die Hoffnung und der Mut nach vorne zu blicken.    Und mit dem Mut folgen auch Taten.    Sanft lasse ich mich gegen die warme Schulter des Hanyous sinken, während wir auf einem umgefallen Baumstamm sitzen und die letzten Sonnenstrahlen genießen. Der kommende Frühling lässt nun auch den restlichen Schnee langsam und allmählich schmälzen und hüllt das Bild vor uns in frischen und fröhlichen Farben, nimmt die Winterdepression mit sich.  Etwas hatte sich geändert.  Es waren nur Kleinigkeiten, aber für mich bedeuteten sie einen Fortschritt.    Eine Besserung.    Ob ein sanftes Streichen über den Rücken oder ein neckendes Stupsen mit dem Ellenborgen… Es waren Kleinigkeiten, die aber gleichzeitig so wichtig waren. Immer noch war die Spannung zwischen uns greifbar und auch nicht definierbar. Wir wussten beide nicht recht, was das zwischen uns war, was sich da aufbaute und an das wir uns festhielten. Wussten nicht ob es überhaupt das Richtige war, an das wir uns klammerten.  Ich für meinen Teil konnte nur sagen, dass es sich gut anfühlte, dass es mir half zu mir zu finden und ich es schätze, zu wissen, dass ich mich an schlechten Tagen stützend an jemanden lehnen konnte.    Es waren kleine, unsichere und ungewisse Schritte.  Aber es waren Schritte und das war alles, was zählte.      ------------------     Und mit eine Mal kamen die Träume wieder. Um genau zu sein ist es nur ein Traum, der mich heimsuchte. Nur ein Dämon, der mich in meinem Schlaf qäult.  Und es macht mich langsam, aber sicher wahnsinnig.  Als hätte meine Seele Antikörper gegen diese aufkommenden Gefühle zu dem Hanyou entwickelt, foltert er mich mit diesem Traum, der immer gleich endet.  Imme auf diese schreckliche, unbefriedigende Weise endet, indem ich es nie aber auch nie schaffe, meine Hand an seine Wange zu legen.  Und es macht mich wütend und traurig. Ich-   „Kagome? Alles in Ordnung?“, fragt der Halbdämon, der nun neben mir auf die Lichtung tritt. Natürlich hatte er meine Veränderung bemerkt, mein Ablehnung und Abwesenheit zu spüren bekommen. Doch bisher hat er es vermieden mich darauf anzusprechen, war weiterhin nur für mich da gewesen, hat seine Ratlosigkeit hinten angestellt.   Für mich.    Wut und Trauer wird zu Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Und plötzlich reißt anscheinend der letzte drünne Faden an logischem Denken, als ich mich völlig überstürzt zu dem Hanyou umdrehe und mich gegen ihn fallen lasse. Instinktiv fängt er mich auf, schließt seine starken Arme dabei um mich. Mit leichten Tränenschimmer blicke ich ihn an, strecke mich ihm entgegen, noch bevor vor mir selbst zurückweichen konnte.   Als seine Lippen auf die meine Treffen lege ich sämtliche Konzentration in diese Berührung. Jedes noch so kleine Detail will ich mir einprägen und nie mehr vergessen. Sein Geruch nach frisch gefallenen Laub gemischt mit frischem Quellwasser. Das Gefühl seiner leicht rissigen Lippen, die über meine kratzen und dennoch eine Zärtlichkeit übertragen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Seine harte Brust, die sich an meine drückt, während seine Krallen meinen Rücken entlangwandern. Doch noch während mir meine Sinne all diese Feinheiten bewusst machen, fällt mir auf, was mich dennoch hier dran so immens stört. Das starke, wilde Schlagen meines Herzens bleibt aus. Das Kribbeln in den Fingerspitzen ist nicht da. Die vielen Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen nicht. Ich fühle nichts. Gar nichts. Und das ich noch schlimmer, als das Gefühl der Schuld, auf das ich mich wenigstens vorbereitet hätte. Es würde wenigstens einen Anfang bedeuten. Ob Scham, Reue oder schlichtweg ein Selbstvorwurf, wäre immerhin noch besser, als das. Immer noch besser, als nicht zu wissen, wo man ansetzten kann.  So ein Mist.   Anscheinend war es egal. Egal was ich tat, es würde wohl nicht darauf hinauslaufen, das ich glücklich werde. Ich kann nicht zurück und anscheinend kann ich wegen diesem Traum auch nicht nach vorne.  Was bleibt mir jetzt also? Vielleicht wäre es gut, sich nicht auf sich selbst zu konzentrieren. Vielleicht wäre es gut, jemanden anderen in seinen Fokus zu setzen. Denn was bleibt mir schließlich auch noch übrig, als wenigstens jemanden glücklich zu machen, der es so, so sehr verdient hat?   Was bleibt mir anderes übrig, als irgendwie weiter zu machen?   Auch wenn es für mich keinen Sinn mehr haben könnte.            Aber bekanntlich „stirbt die Hoffnung ja zuletzt“…         -----------------------------------------------       Der Winter neigt sich dem Ende und langsam kommt Farbe zurück in die Welt. Es würde mich kaum kümmern, würde ab jetzt nicht die Zeit eine Rolle in meinem Leben spielen. Trotz des bevorstehenden Kriegs, habe ich Azumi vor ein paar Tagen in ihr Dorf geschickt. Ohne jeglichen Widerstand ist sie dieser Aufforderung nach gekommen, schien teilweise sogar erleichtert darüber. Mein Wesen ist unruhig. Ich könnte es auf die plötzlich entwickelte Rastlosigkeit meines Dämons schieben, jedes Mal wenn es um die Menschenfrau ging. Doch ich bin mir bewusst, dass nicht länger nur mein inneres Biest so empfindet.    Empfindet.   Wieder ein Wort, welches vorher keinerlei Bedeutung für mich inne wohnte. Es ist unverkennbar, wie stark Kizuna sich bereits vorgefressen hat. Welches Chaos das Resultat aus dem allen ist. Unwillkürlich gleitet mir der Rücken meines alten Herren in Gedanken vorüber, kurz bevor er sich dazu entschlossen hatte sein Leben für das eines Weibs und eines Halbblutes zu geben.    Vater.    Mir war durchaus bewusst, das Kizuna ihn damals befallen hatte, doch habe ich es als Lappalie abgestempelt. Heute werde ich wieder eines besseren belehret… Mein Kiefer spannt sich an, als ich versuche die Erinnerung zu vertreiben.  Schluss damit. Ich werde nicht genau das gleiche Schicksal teilen, wie dies meines Vaters. Kizuna ist Geschichte. Somit ist das Thema nicht länger zu bedenken.  Ich unterbreche eine von Ungeduld geprägte Geste meiner Krallen, die über die Innenseite meiner Handflächen kratzen. Ich kann die Hebiyoukai schon wittern. Sie ist nicht mehr weit entfernt.    „Sesshoumaru-sama“   Ich wende mich dem Drachendämon zu und erlaube ihm damit meine Räumlichkeiten zu betreten. Auch wenn Naoki seine Gedanken sehr gut verbergen kann, spüre ich dieses mal genau, wie sehr ihm die Unruhe im Geiste herumspuckt.   „Es wurde mir berichtet, dass sich Lord Fuzakerus Truppen sammeln. Er plant definitiv einen Angriff.“   Seine Augen treffen mich und ich sehe seinen Kampfwillen ansteigen. Er hasste schon immer diese stinkende Katze. Und mir ist auch durchaus bewusst wieso.    „Berate dich mit deinen Leuten. Halte dich jedoch bedeckt.“   Als er nickt und sich gerade erhebt betritt die Schangenyoukai den Raum. Ihr Blick wandert kurz zu dem Drachen, dann zu mir.   „Sesshoumaru-sama“, flüstert sie verbeugt sich zugleich. Was mich jedoch wundert ist ihr unregelmäßiger Atem. Sie scheint gerannt zu sein.    „Kagome-sama… ist wohl auf.“ Sie beißt sich auf die Lippen und ich verenge meine Augen zu schlitzen um ihr Zögern sogleich im Keim zu ersticken.   Ich dulde keine Verschleierung.   „Und?“ Ihre Augen suchen sich einen Punkt auf dem Holzboden vor mir. Ihr Puls beschleunigt sich hörbar.   „Es scheint, als… versuche sie die Beziehung zu eurem Halbbruder wieder auf zu nehmen…“    Etwas rührt sich in mir, aber ich ignoriere es.    „Das tut nichts mehr zur Sache. Geht jetzt.“   Ich halte mitten in der Drehung meiner Person inne und werfe den Beiden noch mal einen prüfenden Blick zu, als sie sich wortlos erheben und sich untereinander skeptisch beäugen. Es ist mir ein Rätzel wieso sich die Youkai so verhalten. Der Drache zeigt leichte Anzeichen von Sorge bezüglich der Schlange. Es ist nicht das erste Mal, dass mir solch ein Verhalten auffällt.  Mehr, als lästig.    „Naoki.“   Der Dämon blickt mich an, in seinem Blick ein Glimmen von Scham und Reue.    „Nimm Azumi zu der Deinen.“   „Sesshoumaru-sama?“   „Ich entbinde Azumi aus Ihren Pflichten.“   Die Atmung der Beiden stockt mit einem Mal. Für einen Moment stellen sie beide mit ihrer Reglosigkeit meine Entscheidung in Frage, warten auf eine weitere Erklärung. Die Youkai regt sich als Erste. Ihr Kimono raschelt, als sie sich erhebt.   „Sesshoumaru-sama, wenn ich Euch in irgendeiner Form verärgert habe, dann…“   „Es stellt sich als eine Last heraus, dich während des Daisho an meiner Seite zu wissen. Naoki wird sich ab   sofort um dich kümmern. Ich dulde keine weiteren Ablenkungen.“   Ich drehe mich um und hoffe mit meinen Blick das Gespräch für beendet zu erklären. Ich hätte den Beiden etwas mehr Verständnis zugetraut. Es war schließlich offensichtlich, wie sie zueinander stehen.    Dachten sie wirklich, ich würde es nicht bemerken?  Lächerlich.   Naoki schaltet schnell, richtet sich auf und verbeugt sich, während mich die Schlange mit weit geöffneten Augen anblickt und dann lächelt.    „Kagome-sama hatte also Recht. Sie hat vermutet, dass Ihr so denken würdet.“    Damit verbeugt sie sich ebenfalls und verlässt zusammen mit dem Drachen meine Räumlichkeiten.    Das Weib hat davon gewusst?   Soviel Aufmerksamkeit hätte ich ihr nicht zugetraut. Doch die Tatsache, dass sie meine Einstellung dazu bereits erahnen konnte ist ein Faktum, dem ich noch weitaus weniger von ihr erwartet hätte. Ist es nur Kizuna geschuldet oder besitzt sie wirklich die Fähigkeit hinter die Facetten der Wesen vor sich blicken zu können?   Mit einem leisen Schnauben unterbreche ich meine Gedanken, die eh nichts, als Sinnlosigkeit hervorbringen werden.    Es spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.       Es ist vorbei. Kapitel 4: Akt I - Erkennen ---------------------------       „Was ist das?“, höre ich die Schwarzhaarige verwundert fragen. Nachdem der Frühling nun allmählich vollkommen Einzug genommen hat, ist die Kräutersuche wesentlich leichter geworden und nach einem harten Tag des Pflückens, um die Vorräte wieder aufzustocken, haben wir uns in der Hütte der alten Miko eingefunden.    Anstatt Kräuter in einer Truhen zu finden, holt die Zeitreisende einen runden flachen Gegenstand mit Griff hervor.    „Ein Spiegel.“     Kaede schweigt kurz, doch der Klang ihrer Stimme verrät mehr.     „Er gehörte deiner Schwester, oder?“, spricht die junge Miko und ich bekomme das Gefühl, dass sie bewusst diese Bezeichnung für Kikyou gewählt hat. Es wurde so häufig übersehen, was für ein Familienverhältnis die Beiden hatten und noch bis über den Tod hinaus haben werden.   Kagome wartet kurz, bis die alte Miko nickt und besah sich dann in dem Gegenstand. Meine Hundeohren zucken aufmerksam, als ich sie dabei beobachte, wie sie sich Stück für Stück selbst betrachtet.   Von ihren Haaren, bis zu einen längeren kritischen Blick über ihre Gesichtszüge.   Man sah ihr an, wie sie selbst ein bisschen erschrocken über ihr Erscheinungsbild zu sein scheint. Ihre Hand streicht stumm über ihre blasse Haut, nimmt wahrscheinlich ihren fahlen Farbton wahr. Auch wenn sich ihr Zustand deutlich gebessert hat, nachdem sie nun schon mehrere Monate wieder hier ist, ist es nicht abzustreiten, dass ihr Körper noch etwas mehr Zeit braucht, um sich vollständig zu erholen.     Zeit oder vielleicht auch etwas anderes.      Meine tristen Gedanken werden unterbrochen, als sich plötzlich ihre braunen Augen weiten und ihre Hand zitternd ihren Hals ertastet.    Das Mal meines Bruder prangt dort in matter Erscheinung.    Matt aber vorhanden.     Mein Atem stockt gleichzeitig mit der, der Schwarzhaarigen.     Verdammt!    Mir war bisher gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie vielleicht überhaupt nicht von der Existenz des Mals wusste. Vielleicht hatte sie es vergessen, vielleicht sogar gehofft, dass es gar nicht mehr vorhanden war.     Innerlich verfluche ich dieses Dreckteil. Ohne dieses Abbildung würde ich jetzt nicht diesen trüben Schleier über Kagomes Augen vorfinden. Ohne dieses Kennzeichnung müsste ich sie jetzt nicht bebend hier sitzen sehen.     Und es gibt einfach nichts, was ich dagegen tun kann, damit es verschwindet. Es wird ihr nicht erspart bleiben, sich jedes Mal an meinen Bruder zu erinnern, wenn sie ihre Erscheinung in dem Spiegel oder irgendeiner Wasseroberfläche vorfindet.   Mist! Am liebsten würde ich dieses Mistding von Spiegel packen und gegen die nächste Wand schleudern.  Verdammt, was kann ich tun? Was?    Doch anstatt in Tränen auszubrechen oder sonstige Regung zu zeigen, legt Kagome lediglich ruhig und kontrolliert den Spiegel beiseite und widmet sich unkommentiert ihren Kräutern. Ich blicke neben mich und erwische Kaedes ebenfalls kritische Augen auf ihrer Nachfolgerin. Dann treffen sich kurz unsere Blicke und ich gebe ihr stumm zu verstehen, was ich von ihr verlange.    „Kind, könntest du mir bei denen hier vielleicht helfen. Die Blätter sind so schwer vom Stiel zu lösen.“    Ach wenn unsere Ablenkungsmanöver ziemlich offensichtlich und auch simpel sind, geht Kagome jedes Mal bedingungslos darauf ein. Insgeheim denke ich, dass sie uns dankbar dafür ist. Sie nimmt jede helfende Hand, die sie dabei unterstützt, meinen Bruder zu vergessen, die Geschehnisse im Palast soweit es geht aus ihren Erinnerungen zu verbannen. Doch jedes Mals wenn ich glaube, dass sie sich wieder mehr und mehr zu der wandelt, die sie war, bevor Kizuna entstand, kommt wieder ein Tag, wieder irgendein Ereignis in die Quere.       Und auch wenn es sich eher so anhört, als ob ich für mein eigenes Glück hoffe, dass sie meinen Bruder vergisst und ich wieder voll und ganz ihr Herz erobern kann, leide ich mehr unter dem Anblick, Kagome nicht glücklich zu sehen.     Sie hat diesen ganzen Mist einfach nicht verdient.    Sie hat alles Gute, was diese Welt zu bieten hat verdient, aber nicht das hier.       Wenn es helfen würde, würde ich zu den Kamis beten, würde für Ihr Glück und ihre Gesundheit beten.  Doch ich weiß bereits aus meiner Kindheit, dass die Kamis sich einen Scheißdreck um irgendetwas scheren.       Sonst wäre mein Leben sicher nie so gelaufen, wie es gelaufen ist.      Und erst recht nicht ihres.                    -------------------------------------------------------------------------------------                   Es ist still und dunkel und nur ganz langsam, noch ziemlich weit entfernt höre ich ein Feuer prasseln.     Innerlich wappne ich mich bereits auf das Kommende.     Es hat sicher drei Mal gebraucht, eher ich begriffen hatte, dass dies hier nicht real ist.     Dieser Traum sucht mich nun schon mehrere Nächte heim und bisher habe ich es nicht geschafft, ihn zu berühren. Jedes Mal, egal, wie schnell ich auch agieren mag, wache ich vorher auf. Das Gefühl von Enttäuschung und Frustration ist alles, was bleibt. Auch wenn ich mich zu Beginn immer freue, ihn in diesem Trugbild wieder zu sehen, überwiegt allmählich die darauf folgende Entrüstung dem freudigen Ereignis.     Ich seufze schwer, sogleich ich die Augen öffne und wie erwartet seine Gestalt tief über mir gebeugt vorfinde. Meine Sicht braucht ein, zwei Sekunden, ehe ich ihn scharf fokussieren kann und seine bernsteinfarbenen Seelenspiegel auf mir vorfinde. Ich verziehe den Mund in Form stillen Ärgers und beschließe es schnell hinter mich zu bringen. Je eher ich hier aufwache, desto besser.     Also hebe ich schnell die Hand und bereite mich auf die gleich kommende Schwärze vor.     Doch plötzlich zucken die Mundwinkel des Daiyoukais verdächtig nach oben und ich halte unwillkürlich in meiner Bewegung inne.         Ein kurzer Augenblick bleibt mir, um dieses skurrile Bild, dieses aus der Routine gerissene Geschehen zu beobachten, ehe die Stille mit einem Mal gebrochen wird, als der Lord sich fallen lässt, sein Gesicht feste in meinen Nacken und seine harte Brust gegen meine gepresst.    Meine Herz scheint fast zu explodieren. Aber entgegen der Annahme, dass es von dem plötzlichen Gewicht des Hundes hervorgerufen wird ist es viel mehr der Strom an Adrenalin, der meine Lungen zum bersten bringen.     Japsend hol ich Luft, während meine Hand, erstarrt zu Stein, immer noch erhoben ist. Doch sogleich sich der Lord rührt und seine Hände über meinen Körper wandern lässt, als müsste er jeden Zentimeter an mir erkunden, fängt mein Leib an zu kribbeln, bis es schon in ein leichtes Beben übergeht, welchem ich unwiderruflich erlegen bin.        Ich blinzle, als ich immer noch gänzlich überfordert versuche das Geschehene zu begreifen.       Doch mein Körper entscheidet anders.      Noch ehe ich mich versehe, noch ich es überhaupt begreife schlinge ich meine Arme um seine athletischen, breiten Rücken, stöhne ergeben, als ich nach so vielen Malen endlich seinen Körper spüren kann.    Seine Muskeln sind angespannt und lassen ihn wie ein Raubtier sich über mich bewegen. Die Körpermitte streicht dabei aufreizend über mich und bringt mein Blut in Wallung. Instinktiv spreize ich die Beide uns bringe ihn damit noch näher an mich. Noch während ich die Augen genießerisch schließe horche ich in mein Inneres, versuche unter all den immensen Gefühlen zu analysieren, ob Kizuna, ob dieser rote Faden zwischen uns wieder hergestellt ist. Doch weder höre ich eine Stimme, noch kann ich entscheiden ob diese Gefühle echt oder unecht sind.     Wie könnte ich auch.      Kami, ich bin diesem Dämon schlichtweg verfallen...      Das reißen von Stoff, gefolgt von einer kühlen Brise verrät mir, dass meine Kleidung seinen Klauen erlegen ist…        Japsend öffne ich die Augen, finde mich in meiner gewohnten realen Umgebung wieder. Mit tiefen Atemzügen lege ich meine Hand auf mein wild schlagendes Herz, welches immer noch gefangen von meinem Traum ist. Einen Traum, der mich unweigerlich zu der Erkenntnis bringt, welche mein Ende bedeuten würde.     Ich schlucke schwer und streiche mir die Tränen von den Wangen, während ich mich zur Seite rolle um Inu Yashas musternden Blick zu entgehen.    Die Feuchte zwischen meinen Beinen versuche ich dabei zu ignorieren.               ---------------------------------------------------------             Der Abend neigt sich dem Ende. Meine Füße führen mich, wie von selbst den Hang hinauf, ihren Geruch dabei in der Nase. Es ist keine Seltenheit sie hier zu finden. An manchen Tagen, an dem sie nicht länger diese glücklich wirkende Maske aufrecht erhalten kann, flüchtet sie regelrecht hier her. Ohne, dass sie davon weiß, habe ich sie beobachtet. Sie sitzt da, ungeachtet, ob das noch vom letzten Regen feuchte Grass ihre Sachen durchweicht und sie frieren lässt. Sie starrt lediglich in Gedanken über die Landschaft hinweg, lächelt ab und an, ehe sie meistens mit einem traurigen und verzerrten Gesicht aufsteht und abschließend nochmal tief einatmet, um Kraft zu sammeln und Ihre Mauer neu zu errichten. Ich kann nur erahnen, was in ihr vorgeht…  Doch heute werde ich dem ein Ende bereiten. Es kann nicht länger so weiter gehen. Nicht so. Nicht mit uns. Seitdem sie mich vor wenigen Wochen geküsst hat, hat ich kurz Hoffnung. Doch nach dem dritten oder vierten Mal sah ich ihre zusammengekniffenen Augenbrauchen, konnte den betrübten Schleier in Ihren Augen ausmachen und ihren viel zu ruhigen Puls hören. Die Anzeichen für die fehlende Liebe wurden immer offensichtlicher.  Und auch wenn es sich für mich gut anfühlt, ich ihre Zuwendungen schätze und sie mit allem was ich habe zu Seite stehen möchte, ist es plötzlich etwas ganz anderes, was mich ihre Nähe suchen lässt.  Alles andere, als die Sache klar zu stellen, auszusprechen, was wir schon längst beide wissen, wäre damit eine schlichte Lüge. Sie ist nicht glücklich und es sieht nicht danach aus, als würde sie es noch werde… Zumindest… nicht bei mir.  Der Gedanke versetzt mir einen Stich, doch ich ignoriere es. Kagome verdient es glücklich zu sein. Und ich werde diesem nicht entgegen stehen, nur weil mein Egoismus mich dazu drängt. Ich will sie, mehr als alles andere. Aber es wird mir wohl nicht vergönnt sein…  Was mich ein klein wenig beruhigt ist der Punkt, dass dieser Schmerz bei weitem nicht so groß ist, wie der, den ich gespürt hatte, als sie mir von Kizuna berichtet hatte. Damals wäre ich fast durchgedreht. Doch ihr Anblick, ihr tränenverschmiertes Gesicht und ihre geröteten Wangen waren ein Bild, welches ich mir in diesem Moment geschworen hatte nie wieder an ihr sehen zu wollen. Doch ihr aktueller Zustand ist nicht gerade eine Besserung.   Verdammt, was für ein Dreck.  Auch wenn ich persönlich nichts an ihrer Lage zu ändern vermag, kann ich wenigstens mit offenen Karten spielen.     Und außerdem…      [quote=]Meine Füße jagen durch den Schnee und selbst meine dämonische Hälfte kann die Kälte nicht gänzlich fern halten. Doch wenigstens habe ich Ihren Geruch in der Nase. Und den ihres Blutes. Scheiße. Meine Sprünge nehmen trotz des Windes zu. Keine Zeit verlieren. Auch, wenn ich nicht weiß, was genau passiert ist vibriert die Luft geradezu.     Gefahr.     Der Dämon in mir fängt an zu knurren. Schneller.   Verdammt. Wenn er sich regt endet es meist nie gut.   Plötzlich etwas Schwarzes unter mir und eine bedrohliche Aura direkt vor mir. Meine Beine erstarren, während mein Körper in eine instinktive Abwehrhaltung verfällt. Zuerst konnte ich es gar nicht glauben, aber die roten Augen und der dominante Geruch gehören eindeutig zu Sesshoumaru. Angriffslustig steht er vor mir, die Klaue zum Schlag gehoben, seine Krallen deutlich länger. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich blecke die Zähne. Ein Blick über die Schulter verrät mir, dass Kagome es ist, wessen Haar meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Reglos liegt sie dort, halb bedeckt vom Schneesturm. Ihr Atem ist flach, aber momentan bedeutet es wenigstens, dass sie nicht tot ist. Mein Herz schlägt schneller und ich schnaufe, wie ein wildes Tier.     Was zum Teufel ist hier los?    Es ist mehr, als offensichtlich, dass die aggressive Haltung des Arschlochs der jungen Frau hinter mir gilt.    Was geht hier bitte ab? Er dürfte gar nicht in der Lage zu sein, sie zu verletzten.    „Sesshoumaru, du…“  Ich weiß gar nicht, was ich ihm zuerst an den Kopf knallen soll. Mein Körper will lieber alles andere, als reden und zugegebener weise haben meine Worte ihn nie gekümmert, mein Schwert allerdings schon…   Das Einzige, was mich momentan von meinem inneren Kampfwillen ablenkt, sind die abertausenden Fragen nach dem „Wieso“ und die mehr als angeschlagene Miko hinter mir. Mein Kopf neigt sich nach hinten über meine Schulter. Ihre zierliche Gestalt wirkt in dieser dicken Schneemasse so zerbrechlich, dass ich schwer schlucke. Die Mikotracht hat sich an manchen Stellen mit ihrem Blut vollgesogen. Ein Bild welches unwillkürlich Erinnerungen an frühere Zeiten weckt.   So ein Dreck. Dieses Gewand steht unter keinem guten Stern…Hat es nie, wird es nie.     Eine Regung vor mir lässt mich zusammenzucken und instinktiv nach meinem Schwert greifen. Der Dreckskerl von Halbbruder hat seine Klaue sinken lassen und auch seine Augen haben ihre ursprüngliche Farbe angenommen.    „Nimm sie mit dir.“    „Was?“    „Es ist besser so.“    „Sag mir verdammt nochmal, was hier eigentlich los ist.“, meine Augen verengen sich zu Schlitzen, doch dieser arrogante Daiyoukai beachtet mich nicht einmal. Seine Augen betrachtet stumm die Schwarzhaarige hinter mir. Auch wenn ich nicht sagen kann, was genau er denken mag in diesem Moment, beruhigt sich mein Wesen, als wäre die vorher so gefährliche Anspannung nie existent gewesen.     „Du hast mir versprochen, ihr nichts zu tun.“    „Und dieses Versprechen werde ich hiermit halten, also verschwinde endlich.“    „Und du bis dir sicher?“    „Ist es überhaupt möglich?“ wollte ich eigentlich fragen, doch weiß ich sehr wohl, dass er mir darauf nur ein dumme Kommentar geben würde. Wenn ich Kagome hier weg gebracht habe, werde ich wahrscheinlich meine Neugier und Aufregung bei ihr lindern können.   Ich beobachte ihn noch einmal genau, doch seine Mimik bleibt verschlossen. Dann schnaubt er und richtet seinen, immer noch haftentenden Blick auf die Miko, mit seiner vor Spott gehobene Augenbraue in meine Richtung.    „Sie stört hier eh nur.“     Dieser Wichser.  Als er sich umdreht und damit wohl die Situation als beendet erklärt ringe ich mit der Wahl, nicht locker zu lassen oder aber die junge Miko zu schnappen und zu verschwinden. Letzteres gewinnt, nachdem ich feststelle, wie blass die junge Frau bereits geworden ist.    „Inu Yasha“    Ich drehe mich noch einmal zu Seite, während ich die viel zu kalte Frau anhebe und in meine Haori wickle. Er hat sich nicht umgedreht. Seine silberwehendes Haar zieht viel zu rein aus,  für so einen elenden Bastard, wie er es ist.      „Sorge dafür, dass sie nie wieder in meine Nähe kommt.“    „Darauf kannst du Gift nehmen!“    Ich habe häufig an dieses Geschehen zurück denken müssen und bin mir mittlerweile nicht mehr all zu sicher, ob ich seine Beweggründe damals richtig eingeschätzt habe. Nach Kagomes Erzählungen hat es die Zeit davor gut zwischen den Beiden funktioniert. Sie haben sich ausgetauscht, saßen beieinander und spendeten sich gegenseitig Kraft. Und auch wenn Kagome vor Zorn und blinder Wut das Band zwischen ihnen gekappt hat, so würde ich Sesshoumaru nicht für jemanden halten, der aus diesem Grund jemanden tötet. Kagome ist überzeugt davon, dass er es tun wollte, um eine mögliche, erneute Verbindung zwischen den Beiden zu verhindern. Er war eindeutig dazu fähig.     Und dennoch…  Sein Blick, mit der er die Schwarzhaarige angesehen hat, war anders. Ich kann nicht genau sagen, was und will auch nichts sehen, was vielleicht gar nicht da war.     Und trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass er es für sie getan hat. Ich will nicht glauben, nachdem ich immer noch sehen kann, das Kagome in diesen Dämon verliebt ist, er sie auf brutalste Weise einfach abgeschlachtet hätte, wie irgendein Vieh. So eine einseitige Liebe, nachdem sie so viel durchgemacht hat, hätte sie nicht verdient. Nicht schon wieder. Nicht nach dem ganzen Mist zwischen ihr, mir und Kikyou.     Ohne es genau mitbekommen zu haben, stehe ich plötzlich vor der Schwarzhaarigen, welche mich verwirrt mustert.    „Inu Yasha?“    „Kagome, wir müssen reden.“    Sie ist nicht verwundert über meine Bitte. Stattdessen nickt sie wissend.    „Ja, ich weiß. Ich-“, spricht sie leise und muss angespannt schlucken.     „Inu Yasha, du weißt ich will dich nicht verletzten. Du bist mir so wichtig, wie kein anderer aber…“    Sie bricht den Blickkontakt ab und schaut beschämt zur Seite. Entgegen der Annahme, dass ihre Worte mich verletzten, sind sie jetzt jedoch mehr eine … Erleichterung. Dass sie ebenfalls eingesehen hat, dass das zwischen uns nicht funktionieren wird, erspart mir eine Menge erklärender Worte. Und verdammt, ich war noch nie gut in solchen Sachen…      „Ich weiß.“, sag ich und sehe, wie ich ihr etwas Last von der Schulter nehme.     „Es ist in Ordnung.“    Sie sieht mich einen Moment erstaunt an, ehe sich ihre Augen zusammenkneifen und ihre Unterlippe anfängt zu beben. Dann bricht sie in Tränen aus und schmeißt sich in meine Arme.     „Inu Yasha“, kommt es ihr immer wieder zitternd über die Lippen. „Es tut mir so leid.“    Alles was ich machen kann, ist ihr beruhigend über den Rücken zu fahren. Zwar ist der Geruch ihrer Tränen, wie ein Messerstrich in meine Nase, aber ich weiß, dass ich momentan nichts an der Situation ändern kann, als sie einfach über mich ergehen zu lassen. Und komischerweise ist es, als ob sie mit ihren Heulkrampf auch gleichzeitig meine Seele damit beruhigt. Und zum ersten Mal seit langem, bin ich mir sicher eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich-    „InuYasha! Kagome!“    Mein Blick schießt nach oben, als mir die bekannte und gleichzeitig unbekannte Stimme ins Ohr schießt. Kagome hält ebenfalls inne und wischt sich über ihr tränennasses Gesicht.     „Jaken?“, kommt ihr schneller die Erkenntnis, als mir.    In weiter Entfernung sehe ich die kleine grüne Gestalt auf dem zweiköpfigen Drachen.  Kagome löst sich von mir. Bis auf ein leichtes schniefen, ist von ihrem Emotionalen Ausbruch nichts mehr zu sehen. Stattdessen ist ihr Wesen jetzt mit Verwunderung und Neugier gefüllt.     Jaken landet direkt vor uns. Seine glatte, grüne Haut glänzt mit Schweiß und stinkt nach Algen. Angeekelt verziehe ich die Nase.    „Kagome. Inu Yasha“, wiederholt er sich, außer Atem und mitfahrigen Schwingen seines Stocks.    „Es Ist schrecklich. Die Lords, sie haben sich verschworen. Und Armen sind auf den weg, wenn wir nicht-”    „Langsam, langsam, Jaken. Eins nach dem anderen.“, unterbricht Kagome und geht leicht in die Knie, um auf Augenhöhe zu sein. Jaken schluckt schwer und stöhnt.    „Der Lord des Südens und des Ostens haben Sesshoumaru-sama den Krieg erklärt. Ihre Armen sind bereit fast am Palast angekommen. Ich weiß, Sesshoumaru würde nie nach eurer Hilfe verlangen, aber ich bitte dich.”    Sein Blick bohrt sich in den meinen.    “Inu Yasha, du musst deinen Bruder unterstützen!“    „Was, wie?“, bracht die schwarzhaarige statt der meinen fassungslos von sich.    „Wie, zur Hölle, hat er es hinbekommen, direkt zwei Lords zum Feind zu machen?“    Jaken schnaubt erbost.    „Ist doch egal! Wenn wir uns nicht beeilen, dann ist alles aus. Gegen einen hätte mein großer Herr ja noch eine Chance, aber ich glaube kaum, dass zwei Lords für seine Truppen zu bewältigen sind.“    Ich knurre unzufrieden, gebe dem Gnom aber insgeheim recht. Sesshoumaru wird es nicht packen. Naraku war ja noch eine Sache, aber das hier sind Mächte, die aufeinanderprallen, von einer ganz anderen Spezies. Dass die behinderte Katze alles nutzen würde um einen Krieg anzufangen, war mir schon beim ersten Anblick klar gewesen, aber der verdammte Vogel? War es das, was die Drohung der Schwänin innegehalten hatte? Wusste sie, dass es zu diesem Krieg kommen würde?     "Inu Yasha“    Ich blicke nach unten und Kagome begegnet mir mit so einen festen Blick, so einer Entschlossenheit, dass ich nicht anders kann als verstohlen zu grinsen. Es ist lange her, dass ich einen guten Kampf hatte und lange her, dass ich mit Tessaiga zeigen konnte, was ein Hanyou alles drauf hat.       Kagome richtet sich auf und wir nicken uns beide zu.       Die beschissenen Lords können sich schon einmal warm anziehen.  Kapitel 5: Akt II - Aufbruch ---------------------------- “ Verspürt ein Dämon Angst?”    “Woher diese nichtsnutzige Frage?”    “Ich dachte- Ich... bin einfach neugierig.”    Der Dämon unter mir schnaubt kurz, ehe er seine Nase in meine Halsbeuge presst.     “Diese Emotionen sind Eigenarten der Menschen. Dämonen handeln instinktiv.”, spricht er ruhig und knabbert an meiner Haut. Ein angenehmer Schauer zieht durch meinen unverhüllten Körper. Wohlwollend lasse ich meine Hand durch sein Silber gleiten. Eine Angewohnheit, eine Schwäche für dieses seidige Gefühl zwischen meinen Fingern. Es beruhigt mich auf eine angenehme Art und Weise, lässt mich diesen Moment mit dem sonst so unterkühlten Dämon etwas mehr genießen.    “Meines Wissens nach gehört Angst zu den Instinkten.”    “Ist es das, was man euch in deiner Zeit beigebracht hat?”    “Ja”    “Auf Grundlage von Dämonen?”  Ich atme schwer, als mir bewusstwird, dass der große Dämonenherrscher keine Ahnung davon hat, dass in 500 Jahren die Youkai so gut wie ausgelöscht sein werden. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie sehr das seinen Stolz verletzen würde.     “Nein.”    “Hm.”     Meine Finger gleiten aus seiner Mähne und streichen jetzt bestimmt über seine Schulterpartie. Er knurrt leise, als ich einen seiner verkrampften Muskeln reibe.     “Du weißt, was Menschen unter Angst verstehen. Hast du jemals etwas dergleichen verspürt?”  Kurz entsteht Stille zwischen uns und ich bin leicht erstaunt, dass er anscheinend ernsthaft über meine Frage nachdenkt.   “Nein”, kommt dann nüchtern.     Ich seufze leise, war ich mir doch bereits sicher gewesen, diese Antwort zu erhalten. Selbst wenn, der Inuyoukai so etwas wie Angst jemals empfunden hätte, ist er wahrscheinlich zu stolz, als dass er es zugeben würde...      Ich weiß nicht warum ich mich gerade heute an dieses Gespräch zwischen mir und ihm erinnere. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich insgeheim fragen, ob er immer noch keine Angst, angesichts der bedrohlichen Situation empfindet. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das Gefühl bekomme, sollte er es nicht empfinden, dass ich es für ihn tat.   Denn ich habe Angst.   Unsere Feinde, diese Daiyoukai sind stark. Das konnte man sofort spüren und das, obwohl sie sich noch nicht einmal im Kampf beweisen mussten, noch nicht einmal ihre Kräfte vollständig frei gelassen haben.     „Das heißt, wir werden in den Kampf ziehen?“, holt mich Mirokus eiserne Stimme aus meinen Gedanken.    Wir sitzen in der kleinen Hütter unserer Freunde.  Sango sieht ihren Mann skeptisch an, doch widerspricht sie ihm nicht. Ich, zu meinem Teil, bin doch leicht erschrocken über die indirekte Aussage, die sich in seiner Frage verbirgt.   „Miroku, ihr habt Kinder...“    Ah.    Inu Yasha scheint meine Sorgen zu teilen. Er und Jaken haben den Beiden zusammen mit Kaede die Geschehnisse mehr oder minder ausführlich erzählt. Für mich und Inu Yasha stand sofort fest, dass wir uns dem Kampf an Sesshoumarus Seite anschließen werden. Doch als der Halbdämon begann zu erzählen, bekam ich dann doch ein leicht ungutes Gefühl. Ich kenne unsere Freunde und auch wenn sie sich mit den Jahren eine Familie aufgebraut haben, waren sie sich nie zu schade, zum Kämpfen.     „Sesshoumaru stand uns im Kampf gegen Naraku zur Seite. Und so wie ich es verstehe, darf dein Halbbruder auf keinen Fall verlieren. Sonst wird es den Westen, so wie wir ihn kennen, nicht mehr geben.”    Sango nickt zustimmend.    „Ich weiß, dass Kohaku auch gerne mitkämpfen würde, doch ich versuche ihn zu überreden auf das Dorf und die Kinder aufzupassen. Vielleicht können wir Shippo ausfindig machen und ihn bitten, ebenfalls auf das Dorf Acht zu geben.“    „Sango“, flehe ich leise. Meine beste Freundin als dreifache Mutter in einen Krieg ziehen zu lassen, von dem wir nicht wissen, wie er ausgehen wird, lässt mich innerlich fast zerbrechen. In dem Wissen, dass es in meiner Zeit anders gelaufen wäre, treibt mir fast die Tränen in die Augen.     Das hier ist nicht deine Zeit.    Das hier ist das Mittelalter.    Hier ist es normal, um sein Leben zu kämpfen.    Die Dämonenjägerin sieht mich wissend an und nickt mir aufbauend zu.  Ich nickte ihr zurück, nicht ohne auf meiner Unterlippe zu kauen.    „Jaken“    Der Frosch blickt mich mit einem fragenden Laut an.    „Du wirst auch hierbleiben und auf das Dorf Acht geben.“    „Was? Du-“    „Ich wette Sesshoumaru wäre äußerst erbost, sollte in der Zwischenzeit etwas mit Rin passieren... Hier... so völlig unbewacht ohne uns…“  Jakens Schnabel gibt einen kratzigen Laut von sich, als er in seinen wahrscheinlich beleidigenden Worten innehält. Er räuspert sich, während ihm der Schweiß von der Schläfe tropft, als er mit sich zu ringen scheint. Nach einer gemurmelten Debatte mit sich selbst dreht er sich schließlich trotzig weg.    “Na, schön. Mit mir im Dorf ist die Sicherheit so gut, wie gewährt.”    “Danke, Jaken. Da bin ich mir sicher.”, schmunzle ich leicht und auch die Dämonenjägerin kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.      Und somit steht die Sache.      Am nächsten Tag, kam Kohaku ins Dorf. Überraschenderweise war Miyouga an seiner Seite, der sich in Kiaras Fell versteckt hatte. Der kleine Flohgeist konnte uns nicht wirklich viel mehr zu den Geschehnissen am oder im Palast des Westens erzählen, doch berichtete er von der generellen Unruhe der Youkai. Ich selbst konnte ebenfalls irritierte Schwingungen in der Luft wahrnehmen, als habe sich die komplette Atmosphäre verändert. Die Auswirkungen auf eine solche Art zu spüren lässt mich nur innerlich erschaudern.     Das hier war so groß und so unsagbar wichtig.     Wenn wir diesen Krieg verlieren, ist alles verloren.     Doch abgesehen von dem Krieg an sich plagen mich noch andere Unklarheiten.   Ist Akeno wirklich an dem Angriff auf das Dorf beteiligt gewesen? Wieso ziehen jetzt zwei Kriegsherren gegen Sesshoumaru in die Schlacht? Wie ist es überhaupt zu einer Kriegserklärung gekommen? Welchen Grund gab es dafür?    Und vor allem... wie geht es Sesshoumaru?   Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass er ebenfalls unter dem Brechen von Kizuna gelitten hatte. Seine schmerzverzerrte Mimik ist mir, wie eingebrannt. Es war so ein skurriles und falsches Bild, den großen Herrscher des Westens, einen Mann von Stolz und Ehrgefühl, so niedergeschmettert am Boden zu sehen. Allein der Gedanke beschert mir immer noch Gänsehaut. Ich bin mir sicher, dass er mich alleine schon dafür hasste. Dass ich, eine Menschenfrau, ihn mit dem Gegenmittel in die Knie zwingen konnte, war eine Tatsache, die er sicher nicht verzeiht.     Und trotzdem konnte ich die Sorge um ihn nicht abstreiten.   Ging es ihm gut? Wie kommt er mit der aktuellen Lage zurecht?     Jaken hat nur Grobes erzählen können und ich wusste, dass er innerhalb des Palastes keinen sonderlich hohen Rang hatte, der ihm mehr Informationen liefern konnte. Auch über die genaue Kriegserklärung wusste er nicht Bescheid. Ich konnte mir vorstellen, wie Sesshoumaru ihn mit einem Lediglichen “Es wird Krieg geben” abgespeist hatte. Somit blieben meine Fragen traurigerweise vorerst unbeantwortet.    Zumindest konnten wir Miyouga darum bitten, nach Shippo zu suchen, während wir uns für den Krieg rüsteten und das Dorf aufklärten...    “Mein Kind, sei vorsichtig.”, spricht Kaede, während sie meine Hände schützend in ihre kalten bettet.     “Das werde ich. Wir sind bald wieder zurück.”    Es bleibt mir nicht verborgen, dass Ihr Gesicht bei meinen Worten nicht so zuversichtlich schaut, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Doch momentan gibt es nichts, was ich daran ändern kann. Wir können alle nur hoffen, dass wir das Kommende gut überstehen werden...          ------------------------            Ein paar Stunden sind vergangen und auch wenn die Nostalgie, wie in alten Tagen umherzustreifen, mich zuerst etwas beflügelt hat, macht sich doch schnell Traurigkeit breit, bei dem Gedanken an den Grund des Ganzen. Den Anderen scheint es nicht anders zu gehen. Sango und Miroku sind deutlich angespannt. Mehrmals streicht der Mönch seiner Frau beruhigend über den Oberschenkel in Form stillen Beistandes. Kiaras Fell ist ungewöhnlich stark aufgestellt und Ihre Pupillen sind eine Spur enger zusammengezogen, als sonst. Allein inu Yasha scheint, wie auf Autopilot geschaltet zu sein. Seine Sprünge sind gleichmäßig, wie bei einem eingespielten Programm und nur selten bewegt er sich aus der Reihe, indem er meine Beine ein Ticken fester packt oder seine Nase in den Wind hebt. Es ist ungewöhnlich, den sonst so aufgewühlten und so gar nicht in sich gekehrten Halbdämon mit so einer ruhigen und konzentrierten Ausstrahlung zu erleben. Selbst Miroku wirft dem Hanyou verwunderte Blicke zu. Insgeheim bin ich Inu Yasha dankbar dafür. Hätte ich auch noch seine Nervosität gespürt, würde ich wahrscheinlich selbst durchdrehen.   Doch nicht nur darüber empfinde ich Erleichterung. Unser Gespräch auf der Lichtung hatte so viel Druck von meinem Herzen genommen. Ich hatte so lange mit mir gerungen, mich gequält und mich selbst verurteilt, darüber, dass ich die Beziehung zu dem Hanyou nicht in das verändern konnte, in welches ich es mir gewünscht hätte.    Unabhängig von den Träumen, liebe ich Sesshoumaru nach wie vor.   Ob mit oder ohne Kizuna macht keinen Unterschied.     Und damit stand ich ein weiteres Mal vor der schmerzhaften Aufgabe, Inu Yasha das Herz zu brechen.   Doch verdammt, ich war so feige gewesen, hatte mich so lange an einer schon längst gestorbenen Hoffnung geklammert, dass sich alles noch irgendwie zum Guten ändern würde.   Doch es war sinnlos.   Und Inu Yasha hat es gesehen.   Natürlich hat er es. Es war dumm von mir anzunehmen, dass er es nicht tun würde. Wir kennen uns so lange und er ist so erwachsen und aufmerksam geworden.   Doch ich hätte niemals gedacht, dass er auf mich zukommen würde.   Dass er sagen würde, es sei in Ordnung.     Vielleicht zeigt mir das auch nur, wie egoistisch ich war, wie lange ich es hingenommen habe, ihn leiden zu lassen, bis er schließlich selbst einsah, dass es ihm nur Schmerz brachte. Bei der Vorstellung wird mein Herz vor Reue ganz schwer.  Doch es war nicht mehr zu ändern und es ist nun gut so, wie es ist. Die Fronten sind geklärt, was jedoch keinesfalls heißt, dass mir der Hanyou jetzt weniger wichtig ist, als zuvor. Um ehrlich zu sagen, finde ich unsere “neue” Beziehung auf angenehme Art und Weise noch vertrauter, als bisher. Wir sind so weit gekommen und haben einen Punkt erreicht, an dem wir uns blind miteinander verständigen können und uns vertrauen.   Und nicht nur zu Inu Yasha fühle ich so. Auch zu Sango und Miroku empfinde ich tiefe Verbundenheit. Ein Band, welches nichts im Vergleich zu Kizuna ist.  Weil wir es selbst geknüpft, gepflegt und gestärkt haben.   Etwas, was unbezahlbar und einmalig ist.    “Kagome?”    Ich schmunzle kurz, als ich mir die Träne von der Wange streiche.     “Schon gut. Ich bin nur froh, dass du an meiner Seite bist... Dass ihr an meiner Seite seid.”, flüstere ich in sein zuckendes Hunde Ohr.  Er zischt abfällig, eher er nur ein “Ist doch selbstverständlich” murmelt.     “Nein, ist es nicht und genau deswegen bin ich so dankbar.”        ---------------------          Zwei Tage später hat uns der alte Schwertschmied Totosai gefunden. Er berichtete, dass Sesshoumaru seine Truppen an die Grenzen zum Westen und in das Territorium des Ostens geschickt haben sollte.     “Ist es nicht ratsam, beide Grenzen, die zum Osten und die zum Süden zu beschützen?”, kommt es mir in den Sinn, wenn ich an Lord Fukutsu im Süden denke. Es hätte nicht schlimmer kommen können, als von beiden Seiten angegriffen zu werden.    “Gerüchte sagen, dass die Truppen von dem Herrn der Kraniche bei weitem nicht so groß und stark sind, wie die der Katze. Ich denke Sesshoumaru weiß, dass er seine Leute zusammenhalten muss, um nicht von beiden Seiten komplett niedergerannt zu werden.”, vermutet Totosai.     Ja, das ist verständlich. Trotzdem wird mir bei dem Gedanken schlecht, was für ein Schaden der Süden an der Grenze zum Westen anrichten könnte. Wie viele Dämonen und Menschen sind dem Feind wohl dort restlos ausgeliefert?    Meine Gedanken werden unterbrochen, als sich der Hanyou neben mir plötzlich anspannt. Ich drehe mich in die Richtung, in die seine Gold/Gelben Augen starren. Von weiten erkenne ich den altbekannten, aber deutlich abgeschwächten Wirbelsturm. Seitdem der Dämon keine Juwelensplitter mehr in seinen Beinen trägt, hat sein Tempo deutlich nachgelassen Wenige Sekunden später steht der Wolfdämon vor uns.    „Koga?“    Die Augen des Wolfes nehmen mich mit einem derart ernsten Ausdruck ins Visier, wie ich es von ihm in den nur aller seltensten Momenten kenne.     „Ich habe gehört, was ihr vorhabt. Ich werde mit euch kämpfen.“     „Aber… Woher bitte weißt du davon?“     „Ich traf auf diesen Fuchsjungen…”     „Bist du dir sicher?“    Inu Yasha tritt an mir vorbei und betrachtet den Youkai mit einer ernsten und gleichzeitig ruhigen Mine. Die Zeiten der beiden streitlustigen Chaoten, die sich gegenseitig vor allen Anderen an die Gurgel gesprungen sind, scheinen plötzlich wie weggeblassen.  Der Wolf richtet sein Augenmerk auf den Hanyou und stemmt entschlossen seine Hände in die Hüfte.    „Du selbst spürst doch die Bedrohung. Dein Bruder braucht uns.“    „Du hast Familie.“      Inu Yashas Worte überraschen mich, hätte ich doch nie gedacht, dass er sich um das Rudel des Wolfes in erster Linie sorgt. Seine Fürsorge schenkt mir ein kleines Lächeln, bin ich mir doch im Grunde immer sicher gewesen, dass auch wenn die Beiden für andere wie die größten Rivalen wirkten, sie im Grunde einander akzeptieren und auch respektieren. Schließlich durften sie mehrere Male gegeneinander, aber auch miteinander kämpfen. Anscheinend werden auch mal die größten Kindsköpfe erwachsen…    „Ja, Köter, genau deswegen. Ayame passt auf die Kleinen auf, während ich uns den Arsch rette.“    Er grinst den Silberhaarigen frech entgegen und plustert seine Brust auf, während dieser angriffslustig die geballte Faust anhebt.     Soviel zu Erwachsen werden…     Doch bevor das altbekannte Gezanke seinen Lauf nimmt zuckt Kogas Nase wild hin und her, eher er mich mit deutlich angehobenen Augenbrauen ins Visier nimmt.     „Kagome“     Er kommt zögerlich auf mich zu und schnuppert nochmals.     „Ich weiß ja, dass ständig der Geruch des Köters an dir hängt, aber irgendwie, also kann es sein…“, er errötet bis hin zur Nasenspitze und ich tu es ihm wahrscheinlich sofort gleich, als ich begreife, worauf sein Satz hinausläuft.     „Unerhört … Ihr mit eurem verdammten Geruchssinn.“     Schwungvoll drehe ich mich um, vermeide so den aufdringlichen und zutiefst bohrenden Blick des Wolfes, der zu Recht völlig verwirrt seiner Nase im ersten Moment nicht trauen kann.  Was glaubt er eigentlich? Das ich ihm ernsthaft eine Antwort darauf gebe? Das geht ihn nun wirklich absolut nichts an!     „Koga“     Die Dämmerung gibt nur schwaches Licht auf die Wolfsgefährten und deren restliches Rudel, die sich uns nähern.  Seitdem er Ayame geheiratet hat und Frieden nach Naraku eingekehrt ist scheinen sich die Wölfe gut erholt zu haben. Bestimmt 15 gut gewachsene Wolfsmänner kommen im Laufschritt auf uns zu, gefolgt von mindestens der doppelten Anzahl an Wölfen.    Du meine Güte, so viel Pelz.    Ich stöhne leicht, als die Horde uns erreicht, muss aber sogleich ein Kichern unterdrücken, als ich Inu Yashas geschocktes Gesicht erblicke. Seine Begeisterung springt ihm regelrecht aus dem Gesicht. Ich leg ihm zaghaft meine Hand auf die Schulter. Sofort erfassen mich seine bernsteinfarbenen Augen.     „Wir sollten dankbar sein. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“    Er kaut unzufrieden auf seiner Unterlippe und verschränkt die Arme vor der Brust, nickt jedoch zu meiner Überraschung zustimmend. Ich dreh mich zu dem Wolfsdämon um.     „Koga?“     „Hm?“     „Hab vielen Dank.“  Kapitel 6: Akt II – Vorsturm ----------------------------   Das prasselnde Feuer ist das einzige Geräusch, was in dieser Nacht wohl überdeutlich zu hören ist. Betretenes und unruhiges Schweigen zieht sich über das Nachtlager, wie ein alter, verbrauchter Kaugummi. Der Punkt, an dem man das Gefühl hat, man müsste etwas sagen, um die unangenehme Stille zu brechen, ist längst überschritten. Jeder einzelne hängt momentan in seinem eigenen Netz aus Ängsten, Wünschen und auch Erwartungen in Angesicht dieses grässlichen Kriegs. Ich muss gestehen, dass auch ich mich aktuell nicht aus dem großen, dunklen Loch an Gedanken hochziehen kann. Immer wieder plagen mich meine schlimmsten Befürchtungen, die mit jedem Schritt, der mich näher an unser Ziel bringt, realistischer zu werden scheinen. Ich bemerke beiläufig, dass meine Hände, wie um mich selbst zu beruhigen, über meine Arme streichen. Leise seufzend lasse ich mein Kinn auf meine angezogenen Knie sinken, während ich nebenbei durch die Runde blicke. Die nachdenklichen Gesichter würdigen mir keinerlei Beachtung und bestätigen mir meine stille Vermutung. Alle sind sie angespannt. Die Dämonen unter uns sowieso. Die Ruten der Wölfe schlagen zuckend über den Boden, während einige lauernd in den dunklen Wald blicken.    „Es ist schwierig zu so einer Zeit zur Ruhe zu kommen, nicht wahr?“     Das Klimpern des Stabs lässt mich kurz zusammenzucken. Ein Gefühl des Ertappt seins schleicht sich über mich und ich kann meine beschämte Mimik dem Mönchen gegenüber wohl nicht ganz verbergen. Dieser blickt mir jedoch gelassen mit viel Verständnis entgegen.    „Ja, sieht so aus.“, murmle ich gegen meine Knie.     Es fällt mir schwer, mich jetzt auf ein Gespräch zu konzentrieren, plagen mich doch immer noch so viele Gedanken. Gedanken an ihn.    „Was wirst du tun, wenn du auf ihn triffst?“    Eine Frage, die ich nicht kommen sah und mich demnach abermals kurz zögernd zu dem Mönchen blicken lässt. Innerlich frage ich mich kurz, ob Miroku eine gedanken-lesende Fähigkeit bekommen hat oder mir meine Überlegungen tatsächlich so offen ins Gesicht geschrieben stehen.  Nichts desto trotz, lasse ich mir Zeit bei meiner Antwort. Was hätte der Mönch davon mir eine so private Frage zu stellen, die unbestreitbar auf einen nicht erfreulichen Widerhall stoßen wird. Gut möglich, dass der Hoshi mich auf das Kommende vorbereiten möchte... oder vielleicht sich selbst.      Es ist schwierig. Mehr als schwierig.  Und gleichzeitig überhaupt nicht. Ich weiß, was ich am liebsten machen würde.   Doch …    „Eine bedeutendere Frage wird wohl sein, was er tun wird…“     Ja, was wirst du tun, wenn du mich siehst, Sesshoumaru?    Und abermals nehmen mich meine Fantasien gefangen, von denen ich nicht weiß, welche sich als Realität entpuppen wird.   Ich knabbere mir ungehalten auf den Fingernagel meines Daumens rum, als mir auffällt, wie schlecht die Chancen für ein „positive“ Wiedersehen stehen.     Kami, was mache ich nur?    „Ich denke nicht, dass er sich zu Zeiten des Krieges leisten kann, unsere Hilfe auszuschlagen.“    Sango setzt sich neben ihren Mann und blickt an ihm vorbei, um mich aufmunternd an zu lächeln.    „Sesshoumaru ist nicht dumm. Er weiß, dass wir nicht schwach sind. Und wir werden sicher nicht zulassen, dass er dir weh tun wird, Kagome. Und wenn- Du verdammter Lustmolch! Steigen dir die alten Zeiten etwa zu Kopf?“    Ein Klatschen und Miroku hält sich mit einem verschwitzten Lächeln die Wange.    “Ahh, immer noch dieses Feuer!”, murmelt er leise und ich komm nicht umhin zu kichern. Er zwinkert mir zu. Eine Geste, die ich nur zu gut kenne. Er nimmt der Atmosphäre damit etwas mehr Spannung. Für diese Eigenschaft bin ich ihm gerade in solchen Situationen äußerst dankbar.     Mein Lächeln verweilt noch etwas in meinem Gesicht, doch erlischt es schnell wieder, als sich die zukünftigen Aussichten nicht bessern wollen.       „Sollten wir diesen Krieg gewinnen, wird Sesshouamru mich jagen. Sollte der Westen fallen, werden wir alle sterben.“, sagte ich möglichst sachlich, als hätte ich mich meinem Schicksal bereits ergeben.    Huh? Habe ich das?    Mein Herz schmerzt, doch scheint es mir nicht zu widersprechen. Liebe macht wohl wirklich blind, hm? Ich lächle und verstecke meine selbstzerstörerischen Gedanken hinter meiner Fassade, muss ich meinen Freunden nicht noch mehr Kummer bereiten, als eh schon. Von weiter weg höre ich ein paar Wölfe widerwillig knurren und auch ihr Anführer bleckt die Zähne.     “Als ob ich zulassen würde, dass dieser Königspudel dir auch nur ein Haar krümmt.”    Gleichzeitig murmelt der Hanyou leise vor sich hin und wirkt dabei ziemlich ausweichend. Ungewöhnlich schießt es mir durch den Kopf, weshalb ich den Hanyou genau unter die Lupe nehme. Er windet sich geradezu unter meinem Blick.     “Bitte, was hast du gesagt, Inu Yasha?”, fordre ich jetzt laut auf.     Er dreht angespannt den Kopf beiseite, gibt aber nach.     „Er wird dich nicht töten.“, murmelt er abermals, wirkt aber von seinem Gesagten reichlich überzeugt. Zu überzeugt, wenn man bedenkt, wie der Halbdämon mich vorgefunden haben musste. Bewusstlos, im Schnee liegend, so gut wie halb erfroren, lag ich vor ihm und-  Ich stoppe unwillkürlich in meinen Gedanken, als mir auffällt, dass der Hanyou nie genau erzählt hat, wie er mich vom Palast des Westens zurück ins Dorf geholt hat.  Musste er gegen seinen Halbbruder kämpfen?   Oder ist er einfach nur schnell geflohen, als Sesshoumaru mit den Schmerzen zu kämpfen hatte?    Inu Yasha weicht meinem nun reichlich skeptischen Blick aus.   Mein Misstrauen wächst.       „Wieso bist du dir da so sicher?“    Meine Augen wachen aus ihrem leichten Dämmerzustand auf und ich hebe das Kinn von meinen Knien, um Inu Yasha noch eingehender zu betrachten. Seine Ohren zucken unruhig auf meine steigernde Aufmerksamkeit. Er windet sich leicht, ringt um die richtige Antwort. Sein offensichtlicher Fehler, der mir zeigte, dass er etwas vor mir verbirgt, ist ihm jetzt scheinbar bewusst geworden. Ein ergebenes Schnaufen seinerseits bezeugt seine Niederlage.     „Er hat mir aufgetragen dich wieder mit ins Dorf zu nehmen. Er wollte dich nicht töten.“    Seine Augen wenden sich beschämt von mir, können mein Taxieren nicht länger ertragen oder aber der werte Halbdämon hat Angst vor meinen Zorn, welcher tatsächlich anfängt in mir hoch zu kochen.    „Sprich weiter!“    Meine Stimme lässt ihn deutlich zusammenzucken und selbst Koga blickt irritiert zu mir, als er meinen Tonfall bemerkt. Sango und Miroku hüten sich ebenfalls einen Mucks von sich zu geben. Plötzlich wirkt die Atmosphäre zum Zerreisen gespannt.    „Inu Yasha“, gebe ich warnend von mir und der Halbdämon legt die Ohren an den Kopf.    „Es wirkte zwar im ersten Moment so, als wolle er dich zur Strecke bringen”, beginnt er zögernd. “Aber ich glaube nicht... Also.... er hatte sich ziemlich schnell beruhigt und meinte dann, dass ich dich ins Dorf zurückbringen soll, weil du-“    “Wieso hast du mir das nicht gesagt?”, unterbreche ich ihn und springe auf die Füße. Plötzlich macht das alles für mich so viel mehr Sinn.    Wieso Sesshoumaru nicht ins Dorf gekommen ist, um das zu beenden, was er angefangen hat....  Wieso Inu Yasha sich anscheinend deswegen keine Sorgen gemacht hat...  War das alles geplant gewesen?   Wusste der Daiyoukai, dass ich das Mittel gegen Kizuna die ganze Zeit bei mir hatte?   Hat er deswegen so gehandelt und mich-    “Kagome”    Sangos Hand legt sich auf meine Schulter und erst als ich ihre verschwommene Gestalt ins Auge fasse, bemerke ich, dass ich angefangen habe zu weinen.   Ich wisch mir die Tränen bei Seite und schniefe einmal.     “Kami ich bin... so verwirrt. Ich-”    Ich bin so wütend.     “Kagome.”    “Nein!”, speie ich aus, als der Hanyou einen Schritt auf mich zu macht. Mein Reki schlägt aus, bevor ich es stoppen kann.    Wollte ich es überhaupt stoppen?    Es zischt und blitzt um den Hanyou und er verzieht sein Gesicht in eine leidende Mimik.     “Ich will kein Wort hören. Lass mich einfach in Ruhe.”    Und damit schnappe ich mir meinen Köcher mit Bogen, drehe ich mich um und laufe ziellos in den Wald hinein, trotz der nahenden Dunkelheit. Ich höre Inu Yashas nackte Füße hinter mir her tapsen. Ich schnaufe verärgert, doch halte ich nicht an.  Das Risiko wäre zu groß. Ich kann in diesem Moment nicht garantieren, in mein altes Schema zurück zu fallen und Inu Yasha solange “Sitz” machen zu lassen, bis mir die Puste ausgehen würde.     “Kagome, warte!”    “Sitz”    Ahhh, zu spät.     Doch bevor ich abermals mein liebstes Hundekommando brülle, reist mich ein bedrückendes Gefühl aus der Trance.             ---------------------------------------------------------------------              Das altbekannte Gefühl von harter Erde und moosigem Geruch umgibt mich, gefolgt von dem unglaublich markanten Schmerz der durch meinen Rücken zieht. Doch selten habe ich wahrscheinlich dabei gedacht, dass ich diese Folter verdient habe. Ich habe meinen Fehler bereits gerochen, noch während Miroku Kagome die wohl bedeutungsschwere Frage stellte, die ihr wohl momentan auf der Seele lastet.     Ich bereute es in diesem Moment, nicht vorher Kagome über mein Wissen in Bezug auf meinen Halbbruder aufgeklärt zu haben. Doch als ich es vorhatte, kam mir der widerlich grüne Handlanger des Daiyoukai in die Quere. Und ab dem Zeitpunkt hatten andere Sachen Vorrang.     Tss.     Hüllte ich mich gerade in Ausreden?  Hätte ich ihr während der Reise über die damaligen Geschehnisse berichten sollen?  Hätte ich ihr Herz in noch größeres Chaos stürzen sollen?  Mit jedem Schritt den wir bisher zurückgelegt hatten, habe ich die Nervosität einen Hauch intensiver um uns gerochen. Gerade bei Kagome schien die Rastlosigkeit ihre Grenze schon längst überschritten zu haben. Immer wieder ist sie unruhig ein paar Millimeter auf meinem Rücken hin und her gerutscht, hat mit ihren Fingern auf meinen Schultern getippt oder den Blick von der einen zur anderen Seite gewechselt. Ihr Puls war einen Tick lauter gewesen, als sonst und ihr Schweiß hat mir eine Mischung aus Aufregung, Freude, sowie Angst geboten. Ich habe ihr diesen Zustand nicht verdenken können. Bereits seit Wochen war sie unglücklich gewesen, konnte sich nicht eingestehen, immer noch an meinem Bruder zu hängen und schließlich hat sie erfahren, dass er in einen der wahrscheinlich größten Kriege überhaupt verwickelt ist.  Beruhigend hatte ich meinen Daumen über ihre Beine gleiten lassen, hab versucht ihr wenigsten meinen Beistand zu vermitteln. Sie hat es mir mit einem kurzen drücken meiner Schultermuskeln gedankt.    Hätte ich ihr in diesem Moment noch mehr unruhige Gedanken in den Kopf pflanzen sollen?   Oder hätte sie mein Wissen beruhigt?  Hätte es ihr womöglich Kraft und Hoffnung gegeben?     Ich weiß es nicht.... Vielleicht.   Und vielleicht wäre genau das fatal gewesen. Immerhin müssen wir gegen Daiyoukai kämpfen, gegen Wesen, weitaus bedrohlicher, als Naraku es gewesen war.   Und keiner weiß, wie dieser Kampf enden wird.   Und um ehrlich zu sein, kann ich nicht hundertprozentig meine Hand für Sesshoumaru ins Feuer legen. Ich kenne das Gefühl von Kizuna und was es mit einem macht nicht. Die Möglichkeit, dass er tatsächlich Kagomes Tod in Betracht zieht, um sein wiederholendes Schicksal zu entgehen, will ich nicht ausschließen.    Doch wie der Wolf bereits erwähnt hat, werde auch ich Kagome nicht irgendwelchen Gefahren kampflos aussetzen.   Ich werde sie beschützen und wenn es mich mein Leb-    Mein Körper bebet plötzlich alamierend.    „Da kommt was.“    Der widerliche Wolf, tritt neben mich und ich stehe schnell auf, als die schwankende Atmosphäre näherkommt.   Ich schiele zu Koga, welcher seine Nase in den Wind hält. Eine Sekunde später rieche ich ebenfalls den Gestank aus Moos, faulem Wasser und Feuer.    Was zur verdammten Hölle?    „Was ist das?“    Ich mustere die Umgebung. Der Geruch kommt näher. Koga spannt sich an und fixiert im selben Moment, wie ich unsere rechte Seite.    „Ich spüre eine große Dämonenaura.“    Kagome angelt langsam nach einem Pfeil, ohen den Blick abzuwenden.  Ungeduldig ziehe ich ebenfalls mein Schwert und fixiere die Ferne, in der ich bereits eine sich noch unförmige bewegende Massen ausmachen kann. Nach weiteren Sekunden, in denen der Faden meiner Geduld schon fast zu reißen droht, klärt sich die Sicht.    „Das ist…“    Kagome neben mir zieht verwundert die Luft in die Lungen.  Tessaiga vibriert aufgeregt in meinen Händen, doch aus anderen Gründen, als ich zuerst annehme.    „Was zum Teufel…?“    Die Erde erzittert unter den Füßen, die sich gezielt auf uns zu bewegen. Allmählich ist zu erkennen, dass nicht ein einzelner Dämon auf uns zu kommt, sondern eine ganze Horde im Gleichschritt auf uns zu marschiert. Unwillkürlich erinnert mich dieser Haufen aus allerlei unterschiedlichen Dämonen an Naraku, dessen Körper ebenfalls die reinste Dämonenmischung innehielt. Die Ähnlichkeit lässt mich die Zähne fletschen. An der Spitze des ganzen geht stolzen Schrittes eine kleine, menschenähnliche Youkai. Ihre dicken, zu einem Zopf gebundenen Haare schwingen bei jedem Schritt hin und her. Ihr Blick ist starr auf uns gerichtet.    „Inu Yasha“    Kagomes Hand legt sich auf meinen Oberarm und drückt meine erhobene Kling hinab.     „Azumi?“    Das Auftauchen der Schlage ist wohl das, womit wir beide am wenigstens gerechtet hätten. Dass sie hier ist und nicht an Sesshoumarus Seite in Zeiten des Krieges, ist eine Tatsache, die mich skeptisch werden lässt. Und anscheinend bin ich nicht der Einzige. Ein Blick auf Kagome bestätigt mir die Freude und zugleich die tiefsitzende Verwirrung.    “A-Azumi? Was machst du hier?”    Und plötzlich war da noch der beißende Geruch von Furcht.    Ja, zur Hölle.   Dass die Schlage hier ist, ist wirklich kein gutes Zeichen.        ----------------------------------------------------------------------   Naokis Rüstung klappert lauter, als sonst.   Ein Zeichen, dass auch er sich vorbereitet.   Es kann also nicht mehr lange dauern.    “Die Truppen stehen bereit. Laut den Spähern, wird der Feind morgen eintreffen.”    Er nicke lediglich.   Der Katzenherrscher hat noch nie lange auf sich warten lassen, wenn es um einen guten Kampf ging.   Doch wenn er glaubt, Der Westen sei unvorbereitet, so hat er sich gewaltig getäuscht. Die Truppen des Ostens sind vielleicht um das doppelte größer, doch niemand, der sich in der Kriegsführung auskannte, der sich mit den Katzen auskannte, würde sagen, dass das bereits den Kampf entscheiden würde.   Die unruhige Atmung seines ersten Offiziers lässt ihn aus seinen Gedanken streifen.    “Wann wolltest du mir sagen, dass deine Gemahlin nicht länger bei uns ist?”    Er hört, wie der Drache angespannt den Atem anhält und sein Schwert seine Rüstung streift, als er sich ergeben hinkniet.     “Verzeiht mir Herr, ich wusste selber nichts- Ich weiß nicht wo sie ist, noch was ihr Aufbruch für einen Zweck innehält.”    “Hm. Ich hätte dich für schlauer gehalten. Oder kennst du dein Weib so schlecht?”    “Mein Herr?”    Er wendet sich von der großen, breiten und verdorrten Lichtung ab, die unweigerlich morgen das Schlachtfeld sein wird. Der Drache erhebt sich und folgt ihm. Immer noch umgibt ihn der Geruch von Verwirrung, doch ist er nicht gewillt die Dummheit des Hauptmannes Erhellung zu verschaffen. Wenn er nicht weiß, was die Schlange im Schilde führt, war es vielleicht doch ein Fehler, ihm ihre Hand zu geben.     Dummer Drache.  Nur gut in der Kriegsführung und der Ausbildung seiner Männer.       “Sesshoumaru”      Er hält ungewollt inne, als er ihre Stimme in seinem Kopf hört. Es ist, als wollte sein eigenes Wesen ihn daran erinnern, was er getan hat.   Wen er verstoßen hat...    Du bist nicht besser, als dieser Drache.  Dummer Hund.      Hm.    Er runzelt die Stirn über sein instinktgesteuertes Wesen, welches nach wie vor, sich ihrer annehmen will.   Doch das ist nun nicht mehr Thema.     Er hat einen Kampf zu führen, einen Krieg zu gewinnen.   Allerlei Fortpflanzungsdrang oder Paarungsangelegenheiten mussten warten.   Er würde einen Weg finden sein Wesen zu beruhigen.     Irgendwie.    Aber nicht jetzt.             -----------------------------------------------------------              “Du sammelst Truppen?”    Die hübsche Youkai nickt zustimmend.     “Der Lord mag vielleicht nicht darüber reden, aber ich habe Naoki angesehen, dass er sich wegen der Truppengröße Sorgen macht. Und so, wie wir damals an der Seite des großen Vaters der Hunde in die Schlacht gezogen sind, werden wir auch dieses Mal die Youkai aus den Wäldern, Bergen und Sümpfen versammeln und kämpfen lassen. Zumindest-”, spricht sie nun leiser und verzieht das Gesicht. “Die, die ihren Stolz noch nicht verloren haben.”    Ich kann mir bei Leibe vorstellen, welche Erfahrungen sie hinter ihrer letzten Aussage gesammelt haben muss.     Ich blicke an ihr vorbei. Etwas entfernt harren sich die Dämonen. Allerlei unterschiedliche Arten und Rassen sind darunter. Manche sehen klein und unbedeutend aus, andere so immens, dass sie dominant ins Blickfeld rücken. Einige haben sogar die Gestalt von Menschen. Es sind nicht viele. Vielleicht ein gutes vier Dutzend. Ihre Energien lassen mich an die Zeit zurück im Palast erinnern, auch wenn diese hier deutlich schwächer sind. Miroku rutscht neben mir angespannt auf seinen Waden hin und her. Sangos Blick hat sich scheinbar kein einziges Mal von der Dämonentruppe gelöst.     Das wird keine erholsame Nacht werden.    “Ich will unseren Herrscher nicht verärgern, indem ich ihm unterstelle, dass seine Krieger nicht ausreichen den Kampf zu gewinnen, doch-” Sie stöhnt etwas geschafft und lässt ihre Schultern sinken. Ihre kriegerähnliche Rüstung klappert dabei.     “Ich verstehe dich. Ich will auch keine Risiken reingehen.”    Ich lächle und hoffe, ihr damit etwas Mut zuzusprechen.   Sie blickt nun ihrerseits über meine Schulter und nickt zu Koga und den anderen.     “Willst du etwa auch mitkämpfen?”    “Ja!”, kommt es ohne zu zögern von mir.     Sie blickt tatsächlich kurz irritiert und zieht ihre dicken, markanten Augenbrauchen zusammen.    “Aber, er hat dich- Ich meine... Würdest du nicht lieber and der Seite des-?”, sie unterbrach sich, als ich selber merke, wie sich mein Gesicht bei ihrer Aussage verzieht. Ich kann mir unter ihren Worten mehreres zusammenreimen:    Wir nahmen an, er hätte dich verjagt.  Hat er dich nicht verletzt?  Willst du deine Zukunft nicht dem Hanyou verbringen?      “Es mag sein, dass wir mit viel Groll, Trauer und Schmerz auseinander gegangen sind. Und auch wenn ich diese Gefühle immer noch nicht ganz beiseiteschieben kann, weiß ich, dass ich an diesen Umständen ebenso viel Schuld trage, wie er. Also ist es nach wie vor auch meine Pflicht, den Westen zu beschützen.”      Ja.   Genau.  Ich hätte es wohl nicht besser ausdrücken können.        Und auch wenn ich mir anfangs nicht sicher war, so spüre ich jetzt, dass jedes dieser Worte meine volle Überzeugung in sich trägt.     Auch wenn ich nicht mehr die Gefährtin des Herrschers des Westens bin.   Auch wenn ich nicht mehr offiziell an seiner Seite stehen mag.   Ich habe ich nie mehr dem Westen gegenüber verpflichtend und verbunden gefühlt wie in diesem Moment.       Weil ich hier meine Freunde getroffen habe.       Weil hier unser Abendteurer begann.       Weil es hier Menschen, Hanyous und Dämonen gibt, die ich liebe.      Weil es mehr, als nur ein Land ist.           Es ist Heimat.   Kapitel 7: Akt II - Auftackt ----------------------------   Aufmerksam lasse ich meinen Blick über die Landschaft schweifen, welche allmählich die Ankunft des Frühlings preisgibt.   Immer mehr Farben lassen auf mildere Temperaturen hoffen, die die Nächte nicht mehr so unsagbar kalt werden lassen.  Das kräftige Grün der ersten Pflanzen lassen meine Finger in die Innenseite meines Haokis gleiten, welche sogleich ein vertrautes Stoffsäckchen hervorholen.   Kritisch begutachte ich den Inhalt meines Beutels, welcher mir nur eine magere Auswahl an Heilkräutern und Salben offenbart.      Es ist nicht untypisch, dass die Arzneien im Winter rage sind, doch konnte ich bisher diese Zeit immer mit Hilfe meiner neuzeitigen Medikamente überbrücken, ohne mir deswegen Gedanken machen zu müssen.   Heute sieht das schon anders aus und innerlich schüttle ich über mein planloses Handeln den Kopf, hätte ich doch in Kaedes Dorf nach weiteren Hilfsmitteln fragen sollen, bevor wir aufgebrochen sind.      Während meine rastlosen Finger in gleichmäßigem Rhythmus auf meine nun verschränkten Arme tippen schaue ich weiterhin über die Landschaft, in der Hoffnung irgendwo eine Lösung zu erhaschen ohne mich groß dabei anstrengen zu müssen. Denn bis auf die nagende Unruhe, welche mich immer wieder fragen lässt, wie wohl das Aufeinandertreffen mit dem Daiyoukai werden wird, findet sich sonst kaum Platz in meinem Kopf für andere Sachen.   Erst bei meinem zweiten Abscannen der Umgebung fallen mir die leichten Dampfschwaden westlich im Walde auf. Es dauert einen weiteren Moment, um zu begreifen, dass mir dieses Bild nicht unbekannt ist.    „Alles in Ordnung?“, holt mich Inu Yashas Stimme aus meiner Beobachtung. Er ist vorsichtig, tritt nur zögernd neben mich.    “Ich bin immer noch sauer auf dich.”, gebe ich ihm direkt zu verstehen. Er muss nicht wissen, dass meine Wut von meinen Sorgen und Ängsten was erstickt ist. Doch ich habe es ihm nie leicht gemacht und habe nach wie vor das Gefühl, ihn in Manieren und Umgangsformen immer noch “erziehen” zu müssen. Es ist zwar kein Vergleich zu damals, aber immer noch ausbaufähig.  Seine Ohren zucken bei meinen Worten und legen sich dann reuevoll an seinen Kopf.     “Ich weiß.”, brummt er. “Ich hätte es dir nicht verschweigen sollen.”    Er rechtfertigt sich nicht und etwas daran ärgert mich. Ich hätte gerne den Grund dahinter erfahren, aber noch mehr habe ich das Bedürfnis diese Angelegenheit hinter mich zu bringen. Deswegen sage ich nichts, gebe ihm die geschlagenen dreißig Sekunden, die er braucht, um die nächsten Worte herauszuwürgen. Doch ich wusste, dass sie kommen würden und Inu Yasha wusste, dass ich sie hören wollte.    “Es tut mir leid, ok?”, gibt er ungehalten von sich und sieht mich fast schon vorwurfsvoll an.     Als ob es meine Schuld wäre, dass er sich entschuldigen muss.    Ich nicke und lächle leicht, um ihn meine Dankbarkeit über sein Nachgeben zu zeigen. Dann lass ich das Thema mit meiner nächsten Frage fallen:  „Wir sind in der Nähe eines Dorfes, oder?“, will ich erst sicher gehen, bevor ich meine restlichen Gedanken mit ihm teile.     Er hebt sein Kinn leicht und streckt seine Nase in den entgegenkommenden Wind.     “Ja, es ist nicht weit entfernt.“  „Ich kenne das Dorf.“     Kurz kaue ich nochmal abschätzend auf meine Unterlippe, obwohl ich eigentlich schon längst meine Entscheidung getroffen habe.    „Ich werde hingehen und um ein paar Kräuter bitten. Vielleicht noch etwas Verpflegung.“  „Ich werde dich begleiten.“  „Nein.“     Ich blicke ihm fest in die Augen, dann über meine Schulter nach hinten. Er folgt kurz darauf meinem Blick. Die Dämonen sind nicht zu sehen, doch weiß ich, dass ihr Gehör nicht zu unterschätzen ist.     „Du solltest hier bleiben.“     Als ich ihm eindringlich in seine goldenen Iden blicke, sehe ich den Widerwillen, wie zu erwarten. Doch entgegen meiner Vermutung legt sich sein Widerstand so schnell, wie er gekommen ist.   Ich denke, ihm gefällt der Gedanke eine Horde Dämonen alleine zu lassen ebenso wenig, wie mir.     „Ich werde so schnell es geht zurück sein.“          .    .    .         Köpfe strecken sich aus den Häusern, als sich durch lautes Getuschel meine Ankunft verbreitet. Situationshalber versuche ich die aktuell mich plagenden Gedanken beiseite zu schieben und setze ein Lächeln auf, welches sich mehr als ein Bisschen gekünstelt anfühlt.  Grüßend hebe ich die Hand und winke einem Bauern zu, von dem ich sicher bin ihn behandelt zu haben. Nach kurzer Zeit folgen schon die erhofften Ausrufe der Begrüßung.     “Kagome-Sama, es ist lange her.“    Der Dorfälteste läuft mir in gemächlichen Schritten entgegen, während im Gegensatz dazu seine Umgebung schier mit Hektik erfüllt ist. Vor mir verbeugt er sich ungewöhnlich tief.  Während ich es ihm gleich tu, begutachte ich das Spektakel.    „Ist etwas passiert?“  „Es ist passend, dass Ihr erscheint. Wir bereiten gerade den Aufbruch vor. Bitte.“     Er deutet mit der Hand hinter sich und ich folge ihm, während ich gleichzeitig versuche, zu verstehen, was genau er meint.   Die Männer schultern Stoffbeutel und greifen sich allerlei unterschiedliches Werkzeug angefangen von Schwertern bis hin zur altbewerten Mistgabel. Es erinnert stark an eine Hexenjagt.    „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“    All diejenigen, die meine Ankunft bemerken stoppen in ihrem Handeln und blicken uns aufmerksam an.  Als der Dorfherr schließlich in Mitten der Schar an Leuten stehen bleibt, bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob es eine kluge Entscheidung war, Inu Yasha zurück zu lassen.    „Die Nachricht, dass Ihr die Gefährtin des Daiyoukais des Westens seid, hat sich wie ein Laubfeuer verbreitet.“     Seine bedeutend schwere Pause lässt mich unwillkürlich Schlucken, sogleich ich in Gedanken abschätze, was diese Aussage für Folgen mit sich zieht. Mein Blick wandert umher, sucht  nach einem Fluchtweg, der nicht existiert. Würde Inu yasha mich hören, wenn ich schreie?  Gleichzeitig schüttelt mein innerer Kampfgeist den Kopf über mich. Schließlich stand ich schon weitaus gefährlicheren Gegnern gegenüber.      „Es ist mir egal, was ihr darüber denken mögt, aber wenn Sesshoumaru diesen Kampf verliert, welcher bereits da draußen tobt, sind wir alle so gut wie Tod!“    Das Schweigen welches den vorher noch so unruhigen Ort nun befällt lässt mein Nervenkostüm bis zum Anschlag spannen.     „Das wissen wir.“, spricht der Herr und verschränkt seine Arme vor der Brust, wie als ob er sich vor dem ganzen verstecken möchte.   „Deswegen wollen wir euch unterstützen!“    Bitte?     Ich blinzle verwirrt, während sich im selben Moment die Menge teilt und Akeno in voller Kampfausrüstung vor tritt.   Seine Mimik ist ernst, hellt sich aber kurzzeitig auf, als er sich tief vor mich verbeugt und ich ihm zulächle.   Zuerst hätte ich ihn fast nicht erkannt, was wohl an seiner Aufmachung liegt. es ist ein merkwürdiger Anblick, weiß ich doch, dass er ansonsten als Bauer auf dem Feld schuftet.     „Wir werden dieses Mal nicht tatenlos zusehen.“, richtet er das Wort erst an mich, wobei er sich im nächsten Moment besinnt und seinen Blick umherschweifen lässt.     „Der Lord hätte bereits einmal im Kampf gegen die Katzen unsere Hilfe benötigt und auch damals gegen Naraku waren Kagome-sama und ihre Freunde so mutig gewesen und haben dieses Land verteidigt.  Ich weiß, die Dämonen und die Menschen führen zu jeher ihre eigenen Kriege. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich keiner darin einmischt, zumal die Dämonen allein schon zu unseren Feinden zählen.“     Er pausiert kurz, dreht sich um die eigene Achse und nimmt sich die Zeit jedem einzelnen in seinen Blick zu verwickeln.     „Doch die Zeiten ändern sich.  Die Personen und Wesen ändern sich.  Zeigt uns nicht Kagome-sama, die ohne getrübte Augen voranschreitet, dass eine Welt, in der Dämonen, Menschen und Hanyous gleichermaßen leben können, funktionieren kann?  Sollten wir uns nicht auch weiter entwickeln, neue Wege ausprobieren und unvoreingenommen voranschreiten?  Was für ein Leben hatten wir denn bisher schon genossen? Angst und Schrecken standen uns im Gesicht vor jedem möglichen Angriff unsere Feinde. Wäre es nicht an der Zeit umzudenken? Vielleicht nicht direkt aus Feinden Freunde machen, aber wenigstens ein Abkommen oder eine Partnerschaft in Betracht zu ziehen?  Auch wenn diese Gedanken ebenso beängstigend sind, wie unser Leben geprägt ist von allerlei Gefahren. Ich sage euch, wir müssen es wagen. Kagome-sama zieht in den Krieg, ohne zu zögern. Sie kämpft für uns alle, nicht nur für sich, nicht nur für die Menschen. Auch wenn manche behaupten, Mikos und Hoshis sollten nichts mit Dämonen zu tun haben, so sehe nicht weniger in ihr, als ein Vorbild, als eine kluge, weiße Frau, welche mehr Anstand und Ehre in sich  trägt, als so mancher Dienstherr mit dem höchsten Titel.“      Als bereits einige zustimmende Ausrufe erklingen unterbricht der braunhaarige seine Rede kurz und blickt mich mit stolzer Brust und leuchtenden Augen an. Die Röte in meinem Gesicht ist wahrscheinlich für jeden jetzt deutlich sichtbar.     „Bei Kami, und wenn die Dämonen unsere Stärke verspotten, so ist jetzt der Augenblick gekommen Ihnen zu zeigen, dass wir nicht schwach sind, dass auch unsere Schwerter scharf sein können und wir mehr sind, als das Futter welches sie in uns sehen. Wir werden ihnen alle beweisen, wie mächtig wir zusammen sein können. Sollen sie doch alle kommen: Die Dämonen aus dem Norden, Süden und Osten. Niemand nimmt uns unser Land weg und frisst sich durch unsere Dörfer, als wäre es eine prallgefüllte Tafel.“     Aus den Zurufen werden Kriegsschreie und mehrere Männer heben bereits in voller Euphorie Ihre Waffen. Doch selbst ich muss zugeben, dass Akeno mit seinem Auftreten, seiner Stimme und seiner Rede ein Talent besitzt, Menschen zu vereinen und mitzureißen.      „Heute ziehen wir los und zeigen es allen, die an uns zweifeln, uns unterschätzen und verachten.   Für unser Land, für unsere Familien und für unsere Ehre.“     Mit einem kräftigen Schwung zieht er sein Schwert aus der Scheide und endet seine Rede mit einem lauten Kampfesschrei, welcher ringsherum in gefühlt der doppelten Lautstärke erwidert wird. Meine Brust bebt, als mich die Erleichterung und gleichzeitige Rührung packt und ich vor Freude mein Lachen nicht länger unterdrücken kann. Akeno sieht mich an, während alle anderen noch wild umherbrüllen und die Erde damit zum Beben bringen. Als sich seine Augen erst mit Erstaunen, dann mit Stolz und Begeisterung auf meine heften wissen wir beide, wie bedeutend dieser Moment ist…       .    .    .       „Kagome“    Inu Yasha kommt uns mit großen Schritten entgegengesprungen. Seine Augen sind weit aufgerissen, als er die Horde an Männer hinter mir erblickt.    „Was zum Teufel…?!“    Ich lege ihm beruhigend die Hand auf den Oberarm und drehe mich zu Akeno um.     „Sie wollen uns helfen. Sie wollen mit uns kämpfen, Inu Yasha.”    Seine Augen blicken durch die Reihen der vielen unterschiedlichen Männer, welche stumm stehen geblieben sind und auf die Reaktion des Hanyous warten.     „Warum?“   „Weil es auch unser Land ist.“, Akeno nickt dem Hundehalbdämon wohlgesonnen zu und dreht sich dann zu seinen Leuten.    „Nicht wahr?“    Die Antwort kommt prompt in Form eines einzigen, einheitlichen Brüllens. Inu Yashas Ohren legen sich lediglich kurz an seinen Kopf.  Sein armes Gehör…    „Ihr seid sehr viele für ein einziges Dorf…“    Prüfend lässt er weiterhin ziemlich ausdruckslos seine stechend gelben Augen über die Schar an Kampflustigen gleiten. Dabei hat er plötzlich ziemlich viel Ähnlichkeit mit seinem Halbbruder.   Ein etwas ältere Herr mit jedoch beachtlich kräftigen Körperbau tritt vor und stellt sich an die Seite Akenos.    „Wir haben die Nachbardörfer um ihre Unterstützung gebeten. Wir waren selbst überrascht, wie viele sich uns anschließen wollten.“     „Ihr wisst“, spricht Inu Yasha nach kurzem Überlegen mit lauter Stimme, „dass ihr an Seiten von Dämonen kämpfen werdet?“    „Ja!“, kommt es einheitlich zurück.  „Und ihr wisst auch, dass ihr gegen viele, fremde und sehr starke Youkai kämpfen werde?“  „Ja!“   „Und Ihr wollt trotzdem kämpfen, auch wenn einige von euch das Zeitliche segnen werden?“  „Ja!“     Auf dem Gesicht des Hanyous schleicht sich sein typisch kampflustiges Grinsen, ehe er sich mir zu wendet und ähnlich, wie Akeno vorhin seine Augen zu blitzen anfangen.    „Na dann mal los.“      ----------------------------------------------------        „Was hat das zu bedeuten?“    Azumi tritt mit verschränkten Armen nach vorne, was mich bereits die Zähne mahlen lässt.  Die dumme Youkai wird alles zu Nichte machen, sollte sie sich wirklich weigern mit den Menschen zusammen zu arbeiten.  Klar hatte ich am Anfang auch Zweifel, doch Kagome hat mir selbst versichert, dass wir Akeno trauen können.  Und wenn sie es tut, dann werde auch ich nicht vor dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit zurückschreiten.     „Sie werden uns in dem Krieg unterstützen.“  „Was?“  „Ein Skandal!“  „Menschen haben in diesem Krieg nichts zu suchen.“     Die Ausrufe der Youkai  waren absehbar und wir haben bereits darüber diskutiert, dass es nicht leicht wird, diese in ihrer Ehe verletzten Dumpfbacken zu überzeugen.   Die Männer hinter mir bleiben ruhig, wissen bereits, dass die folgenden Szenen entscheidend sind für den weiteren Verlauf. Wenn diese beiden Seiten aufeinander losgehen sollten ist mehr verloren, als gewonnen.  „Azumi“, wendet sich die schwarzhaarige neben mir an die kleine, kurvige Youkai.    „Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.“    Die Schlange hat nach wie vor die Arme verschränkt und betrachtet die Miko kritisch, ehe ihr Blick über die Menge an Menschen wandert. Doch das Schweigen hält weiter an.     „Was ist schon dabei, wenn sie sich uns anschließen?“, brüllt der Wolf plötzlich in die Menge.     „Oder wisst ihr etwa, was uns da draußen erwartet? Auf wie viele Feinde wir treffen werden?“    Er dreht sich zu uns herum und grinst mir provokant entgegen.     „Sollen sie es doch ruhig versuchen, wenn sie meinen dafür bereit zu sein…“    Dieser miese...  „Ha, die werden keine einzige Sekunde da draußen überleben…!“, spricht ein großer Zweibeiniger mit Pferdekopf und Stoßhörnern. Seine Stimme sprudelt über vor Spot und Abschaum.    „Du…“, höre ich verdächtig angesäuert hinter mir und ich will bereits die junge Stimme ermahnen still zu sein, als bereits dieser Akeno dazwischen schreitet.    „Dann solltet ihr ja kein Problem damit haben. Wir kämpfen mit euch und wenn alles gut läuft habt ihr zwei Feinde weniger…“    Dieser Bursche ist gar nicht mal so doof. Ich grinse und lasse meinen Blick über die Horde wild gemischter Dämonen wandern, welche, jetzt deutlich ruhiger, abschätzende Blicke untereinander austauschen.  Manche schnaufen noch immer ziemlich störrisch und widerwillig. Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, dass ich bis vor ein paar Jahren noch zu ihnen gehört hätte. Auch ich wollte nichts mit dieser Rasse zu tun haben.  Doch dann… Mein Blick landet auf die Person, die mein Leben grundsätzlich verändert hat. Sie sieht leicht verärgert auf die Dämonen, ihre braunen Augen zeigen mir das Feuer, welches egal ob bei Menschen oder Youkai immer hervortritt, sobald ihr etwas nicht passt.      „Das ist doch…“, ihre kleinen Hände verkrampfen sich zu Fäusten, während sich Ihre Schultern zornig zu Ihren Schultern heben.     „Ihr vergisst wohl, worum es hier geht. Sesshoumaru braucht Unterstützung. Ich für meinen Teil werde ihm helfen. Sollte irgendjemand nicht die gleiche Absicht haben, ist er hier fehl am Platz.“    „Die Menschen hassen uns Dämonen, sowie wir sie hassen! Es wurde nie zusammen Krieg geführt. So etwas wäre wider die Natur. Und du bist nur ein Menschenweib. Was willst du schon ausrichten.“    Mein Verstand setzt aus, als dieser kleine Wurm von einem Käferyoukai mit deutlich spürbarem Hass diese Worte Kagome entgegen speit. Tessaiga liegt schneller an seiner dreckigen Kehle, als er blinzeln kann, während ich ihn laut anknurre. Auch die Schlange hat ihr Schwertgezogen und rammt es Millimeter vor ihm in den Boden.    „Du wagst es-”  „Ich denke“, unterbricht die Stimme der Zeitreisenden hinter mir das Geschehen, „dir selbst ist bewusst, dass Inu Yasha dich ohne weiteres töten könnte.“    Die Miko braucht nicht zu wissen, wie sehr dieses Mistvieh nach Angst stinkt. Das Schweigen und sein verärgerter Blick in meine Augen sprechen für sich.    „Es ist komisch, dass ein Hanyou, ein Wesen wider die Natur, dich, einen vollwertigen Youkai bezwingen kann, oder?“    Ich blicke zur Seite, als sie sich neben mir in die Hocke lässt und mit festem Blick dem Krabbler ansieht. Ihr Reiki züngelt um ihre Gestalt.     „Also frage ich dich: Ist es wirklich wider der Natur, oder aber einfach nur wider deiner Vorstellung?“    Oh, mist.  Sie ist stinksauer. Selbst mir läuft bei Ihrer Aura eine Gänsehaut über den Rücken und ich muss den Drang unterdrücken meinen Kloß im Hals lautstark runter zu schlucken.  Diese Frau…    Als sich wieder erhebt und ich von dem Youkai ablasse richtet sie Ihren festen, unanfechtbaren Blick in die Menge.     „Hier geht es nicht um Rivalitäten, hier geht es auch nicht darum, aus Feinden Freunde zu machen. Hier geht es allein darum, dieses Land und seinem Herrn beizustehen und mit allem was man hat zu verteidigen. Geht von mir aus danach wieder alten Feindschaften nach, rauft und tötet euch, wenn ihr noch die Kraft dazu besitzt. Aber erst, wenn dieser Krieg vorbei ist. Erst, wenn wir der eigentlichen Gefahr den Gar ausgemacht haben. Erst wenn der Westen gezeigt hat, wie mächtig er ist und sich die Feinde da draußen zweimal überlegen müssen, uns anzugreifen.”    Brüllen und Knurren geht durch die Reihen der Dämonen, während die Menschen zustimmend ihre Waffen auf den Boden hauen.     „Wer die Ehre und den Stolz dazu besitzt, zeigt, dass er Teil davon ist.   Der Westen ist mehr, als die anderen Länderrein je sein können.   Er ist mehr, als nur ein Land.   Er ist mehr als nur eine Rasse!  Er ist eine Einheit!   Und er ist in jedem Einzelnen von uns!“     Kagome holt nach ihrer Ansage kurz Luft, sieht sich um, prüft die Situation. Ich muss fast grinsen, als sie scheinbar nach dieser Ansage immer noch Zweifel darüber hegt, ob das hier ein Desaster oder eine Revolution ist.   Die Mengen, Youkai und Menschen gleichermaßen, toben gerade zu.  Und das meine ich nicht im negativen Sinne.   Als kurz Ruhe einkehrt und alle Blicke sich auf Kagome richten, sich kann ich die Nervosität und Aufregung an ihr nur zu deutlich riechen. Ihr Gesicht gibt von diesen Emotionen jedoch nichts preis.  Ich habe sie nie stärker gesehen, als in diesem Augenblick.     „Ich frage euch also nun“, spricht sie etwas lauter.    „Wofür lohnt es sich sonst zu kämpfen, wenn nicht für das?“    Und das Grölen hallt über die Lichtung, wie ein Kriegsschrei in der Morgendämmerung...  Kapitel 8: Akt II - Beben -------------------------     Niemals hätte ich gedacht, mich mal als Anführerin zu sehen. Doch es steht einfach zu viel auf dem Spiel, als unsicher zu sein. Die Nacht ist angebrochen und wir werden morgen laut Azumis Aussage das Schlachtfeld erreichen. Die dämonische Aura die ich bereits jetzt schon wahrnehmen kann und mit jedem Schritt ins Unermessliche zu steigen scheint, lässt mich das Schlimmste erahnen. Noch ein Grund mehr tapfer zu bleiben und mit allem zu rechnen.   Den Rastplatz, welchen wir uns für heute Nacht ausgesucht haben, könnte man aufgrund der Größe wohl eher als Truppenquattier bezeichnen. Während meine Schritte mich langsam durch die wild gemischte Menge an Youkai und Menschen führen, spüre ich, wie ich von zahlreichen Augenpaaren verfolgt werde. Es ist lange her, dass ich solche stechenden Blicke spüren durfte und irgendwie kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, als sich in meiner Brust ein Gefühl von Nostalgie und Vertrautheit breit macht. Jetzt bin ich froh, dass ich bei Sesshoumaru auch mit solchen Umständen konfrontiert worden bin. Noch vor einem Jahr wäre ich das reinste Nervenbündel schlechthin gewesen.   Inu Yasha geht hinter mir, lässt mich die Führung übernehmen und die Befehlsübergabe, die mir plötzlich irgendwie auferlegt worden ist.   Oder wohl eher habe ich sie mir einfach genommen.   Als Gefährtin von Sesshoumaru, trotz der sich abgespielten Ereignisse sehe ich es als meine Pflicht an ihn und das Land zu unterstützen. Und auch wenn ich selbst nicht weiß, wie er auf die bunte Mischung seiner Unterstützung reagieren wird, so gehe ich dennoch eher das Risiko ein ihn zu kränken, anstatt diesen Krieg zu verlieren. Zwei Lords gegen einen und einer, der sich nicht dazu geäußert hat. Die Chancen stehen somit wahrlich schlecht. Vor allen, dass wir sowohl von Osten, als auch von Süden angegriffen werden. Wir sind eingekreist und damit deutlich im Nachteil.      Doch wenn ich durch die Reihen sehe, Dämonen, Menschen und sogar den ein oder anderen Hanyou erblicke, festigt sich die restlich gebliebene Hoffnung in mir, dass wir das alle irgendwie heil überstehen werden.  Mein Blick streift über die gefüllte Lichtung, welche sich im Scheine von Lagerfeuern und Fackeln zeigt.     "Sind wir… mehr geworden?", wende ich mich an den Hanyou hinter mir, als mir die Größe der Truppe merkwürdig vorkommt.    "Ja. Über diese Arme wird viel geredet und auf unserem Wege bis hierher haben sich einige weitere angeschlossen."    "Achso", murmle ich abwesend, während ich weiter durch die Reihen gehe, den ein oder anderen Neuankömmling entdecke und ihm höfflich zunicke. Zwar sind die Augen der Dämonen immer noch kritisch und teilweise auch mit Abneigung gefüllt, doch wagt es sich keiner, mir nicht seinen Respekt zu zollen.       Gut so.   Ich brauche nicht ihr vollstes Vertrauen, Verständnis oder Wohlgesonnen. Das ist es nicht, was ich von ihnen verlangen kann und auch gar nicht möchte.   Allein ihre Treue zu dem Westen und ihren Willen für diesen zu kämpfen ist hierbei erforderlich.       Nicht mehr und nicht weniger.       Jeder Krieger, der an unserer Seite stehen wird, ist einer, der unseren Feind ein Stück mehr in die Knie zwingen kann.      Und mag diese Armee noch so verkorkst und falsch in den Augen der anderen Lords sein, so wird sie dennoch keinen Unterschied darin machen, wie mächtig sie sein wird.       Denn obwohl diese derartige Mischung so manche Skepsis und Verunsicherung hervorrufen mag, bin ich davon überzeugt, dass morgen auf dem Schlachtfeld Geschichte geschrieben wird.       Und wer weiß…  Vielleicht mag sie sogar der Beginn einer neuen Ära für das Zusammenleben von Youkai, Hanyous und Menschen sein...          .  .  .      Ihr Körper ist derart angespannt, so wie ich es zuletzt unter dem starken Yoki der Lords gesehen habe.  Zwar verwehrt mir ihre schwarze Mähne den größten Teil ihres Rückens, doch sehe ich dennoch die verhärteten Muskeln hervorblitzen. Zudem schimmert ihr Reiki unruhig hin und her. Es ist ein Anblick, den ich ungerne so hinnehme, doch fehlt es mir selbst schwer im Hinblick auf diese vielen Auren entspannt zu sein. Doch bevor ich sie dazu bitten kann, sich bei unseren Freunden schlafen zu legen, weht mir eine Brise um die Nase, die mich irritiert die Augenbrauen verziehen lässt.   Kagome bleibt stehen und scheint ebenfalls verwirrt. Dann, aus heiterem Himmel, bricht  plötzlich die Wolkendecke auf und ein riesiger Hund saust herab.  Mein Atem stockt mir fast im Halse, doch meine dämonische Hälfte macht mir sofort klar:  Das ist nicht Sesshoumaru!      Und dennoch…  Etwas ist komisch an diesem Geruch.        Aufruhr geht durch die Runde und hinter mir höre ich Schritte und das Klappern eines Mönchsstabs.     "Inu Yasha, ist das-?"    "Nein.", unterbreche ich Sango direkt, welche neben mir zum stehen kommt.     Kagome ruht sich nicht, doch ihre Aura ist derart ruhig und konzentriert, dass es mich unruhig auf ihren Rücken blicken lässt.    "Kagome-"  "Ich weiß.", sagt sie leise, doch ich kann es trotzdem hören. "Er ist es nicht."    Und da verschwimmt die Gestalt des Hundes in einen dünstartigen Nebel, welcher zielstrebig vor der Miko auf dem Boden aufschlägt. Schützend stelle ich mich neben die Schwarzhaarige, bereit an zu greifen, wenn nötig.  Hinter dem auflösenden Nebel kommt eine Youkai zum Vorschein, welche mir mit ihrem Anblick zum zweiten mal den Atem raubt.    "Sie sind-", flüstert die Miko und die weißhaarige lächelt.    "Sesshoumaru's Mutter. Es freut mich, die Gefährtin meines Sohnes persönlich kennenlernen zu dürfen.", spricht sie mit ruhiger Stimme, doch macht keine Anstalten sich mit ihren Worten respektvoll zu verbeugen.  Und sofort schreit etwas in mir auf, dass diese Youkai viel eher einer Schlange gleicht, als diese Azumi. Doch ein Blick auf die Miko neben mir, sagt mir, dass von der Frau keine Gefahr aus geht.     "Ich wollte euch lediglich informieren, dass ich mit meinen Kriegern so lange wie möglich versuche den Süden des Landes zu schützen.", sagt sie mit einem Lächeln, bevor sie es hinter ihrem großen Kimonoärmel versteckt.  Die Atmosphäre ist angespannt, als alle mit angehaltenem Atem das Geschehen beobachten. Kagome mustert die ältere Yokai genau, lässt sie nicht einmal aus den Augen. So wie ich sie einschätze wägt sie ab, ob sie ihr trauen kann oder nicht. Ich zu meinem Teil kann die eingebildete Hündin keinen Deut leiden, doch ihr Geruch bestätigt mir, dass sie nicht lügt. Sie ist ohne Zweifel Sesshoumarus Mutter. Als hätte die Miko an meiner Seite ähnliche Bedenken sieht sie prüfend zu mir. Ich bestätige mit einem Nicken, dass keine Fälschung vor uns steht.   “Herrin”, kam es da von hinten und Azumi trat hervor, kniete sogleich nieder.       Die ältere Dämonin nickt und blickt dann wieder Kagome mit ihrem viel zu falschen Lächeln entgegen. Ihre Hand wandert dabei zu ihrer Kette.      “Mein Meidostein”, fing sie an und deutete auf die blaue Fläche in der goldenen Umrandung. “verrät mir, dass euch etwas besonderes verbindet.” Ihr Blick schnellte zwischen mir und der Miko hin und her. “Und das dieses euer Leben in gewisse Weise auch verlängert.”      Als ich aus dem Augenwinkel Kagomes fragenden Blick auf mir bemerke, kann ich nichts anderes machen, außer diesen zu erwidern. Der Schmuckstück an der Youkai leuchtet kurz auf und die Dämonen blickt wissend in das Gestein.      “Sollte euer Leben in Gefahr sein, gäbe es nichts, womit man euch retten könnte.”  Betretene Stille herrschte über der Lichtung und ich bin mir nicht ganz sicher, was ich  mit dieser Aussage anfangen sollte. Tenseiga ist nicht mehr und welche andere Möglichkeit, gäbe es ein Leben aus dem Totenreich zu holen?   Kagome trat einen kurzen Schritt nach vorne.      “Vielen Dank für die Informationen und Ihre Unterstützung. Mögen wir alle möglichst ohne Schaden diesen Krieg überstehen.”      “Huh?”, kam der belustigte Laut auf der Dämonen. “So eine naive Hoffnung kann auch nur ein Mensch innehalten.”      Tss. Diese Tussi.   Trotz ihrer Worte verbeugt sie sich leicht, ehe sie in Wolken-ähnlicher Form in den Himmel schießt und in Hundegestalt verschwindet.       Wieder überkommt Stille die Lichtung, während alle noch verstohlen in den Himmel starren.       “Was könnte sie gemeint haben?”, fragte Azumi sogleich Kagome, während sie sich aufrichtet.   “Ich weiß es nicht.”, antwortet die Miko ohne ihren Blick von der einkehrenden Nacht zu nehmen, doch ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie sehr wohl eine Vermutung zu haben schien. Ihre Schweigsamkeit nehme ich vorab in Kauf, will einen Moment abwarten, welcher uns etwas mehr Privatsphäre bietet. Vielleicht ist das der Grund, wieso sie ihre Überlegungen nicht mit uns teilt….        ------------------------------------------------       „Wie geht es ihm?“     Aus irgendeinem Grund schaff ich es einfach nicht, ihr in die Augen zu sehen.  Ich kann kaum abschätzen ob es daherkommt, dass ich leichte Scham ihr gegenüber empfinde, da ich mich in erster Linie nicht nach ihrem Befinden erkundigt oder aber ich Angst vor ihrer Antwort habe.      „Er stolz und stark, wie eh und je.“     Ihre Antwort lässt mich nun doch hochblicken. Abschätzend betrachte ich ihre Augen, suche darin nach dem, was sie unausgesprochen gelassen hat. Das „aber“ dahinter hat man nämlich deutlich gehört.     Sie verschränkt die Arme vor der Brust und setzt ihre sture Mimik auf, während sie mich ebenfalls kritisch mustert.    „Ich habe dich gesehen.“, ihr Blick richtet sich über das Lagerfeuer hinweg, „mit dem Hanyou.“     Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht deutliche Abneigung gegenüber Inu Yasha zu empfinden, doch war ich mir nie sicher ob es wegen seiner Herkunft oder wohl eher wegen dem Verhältnis der beiden Brüder bedingt ist. Doch gerade jetzt benutzt sie das Wort „Hanyou“, wie das schlimmste Schimpfwort auf der Welt.  Ich folge ihrem Blick und sehe, dass Inu Yasha uns sehr wohl belauscht. Seine Bernsteine sind zu schmalen Schlitzen verengt auf die Hebi gerichtet. Ich wende mich der besagten Schlangenfrau wieder zu. Kurz überlege ich, mich zu rechtfertigen, aber sie hat Recht mit dem, was sie sagt und gesehen hat. Dafür gibt es keine Entschuldigung.  Irritierenderweise werden ihre Gesichtszüge nach kurzer Zeit wieder weich.     „Und dennoch kann ich ihn nicht vollständig an dir riechen.“     Ich muss schlucken bei ihrem offenherzigen Kommentar, welches sie ausspricht, als wäre es das Normalste der Welt und ich bin teilweise erleichtert, dass sie die Tatsache, die dahintersteckt, nett umschrieben hat.     Ich kreise mit den Stäbchen gedankenverloren durch den Reisbrei, welche mit dampfenden Schwaden antwortet. Bei dem Gedanken, dass Inu Yasha ebenfalls ihren Satz gehört hat, würde sich normalerweise von Scharm und Mitleid geplagt sein. Doch nachdem wir beide verstanden haben, dass das zwischen uns keinen Sinn mehr hat und wir den Gedanken an ein „Wir“ endgültig abhacken konnten, geht es mir und ich glaube auch ihm wesentlich besser.  Um meine Gedanken Bestätigung zu schenken lasse ich meine Augen zum besagten Hanyou gleiten, welcher mich, als er meinen Blick bemerkt ebenfalls ansieht. Dann zieht er eine seiner Mundwinkel zu seinem frechen Grinsen in die Höhe. Ich gebe ebenfalls ein belustigtes Schnaufen von mir, bin zugegeben erleichtert über seine Reaktion, auch wenn ich nicht abstreiten kann, dass dieses neue Verhältnis zwischen uns noch etwas gewöhnungsbedürftig ist.    Gewöhnungsbedürftig, aber gut.    Mit nun mehr Appetit widme ich mich meine Schüssel, während ich aus dem Augenwinkel beobachten kann, wie sich die Hebi deutlich interessiert nach vorne lehnt und ihren Kopf in ihre Handfläche stützt. Ihr Ellenbogen findet dabei halt auf ihrem kurzen breiten Oberschenkel. Generell kann ich sagen, dass sie sich kaum verändert hat. Ihre Figur ist nach wie vor eher klein, etwas kräftiger, aber keineswegs dickleibig. Ihre Haare trägt sie immer noch in einem schönen elegant geflochtenen Zopf. Allein ihre Kleidung hat sie gegen einen schlichten Kimono getauscht, über welchem eine dunkelgraue Rüstung angebracht ist. Sie schützt lediglich ihre Brust, sowie ihre Schultern. Ihre Beine bevorzugt sie wohl eher mit möglichst viel Freiheit.  Ihre vollen dunklen Lippen zucken leicht, als sie meine, wohl doch mittlerweile auffällige Musterung bemerkt.     „Ich hätte nicht gedacht, dass du ihm helfen willst. Nicht nachdem, wie ich dich zuletzt gesehen habe...“     Sie zieht eine ihrer dicken geschwungenen Augenbraue in die Höhe, während ich mich an den letzten Augenblick mit ihr erinnere. Damals war ich panisch, nahezu heimgesucht von Todesangst und getrieben von unsagbaren Schmerzen. Ich muss wahrlich keinen schönen Anblick abgegeben haben.  Ich nicke mit einem leichten Lächeln und fahre mir etwas zerstreut durch die Haare.     „Ich hatte viel Zeit nachzudenken und … festzustellen, was richtig und falsch ist. Was ich will und was ich brauche.“     „Du hast keine Angst auf ihn in zu treffen?“     „Durchaus.“, ich schlucke und spüre tatsächlich die leichte Nervosität bei dem Gedanken.     „Aber wenn er mich lässt, werde ich ihn so gut es geht unterstützen. Auch ohne Kizuna. Er hat uns schließlich auch im Kampf gegen Naraku geholfen, auch wenn es ihm wahrscheinlich viel mehr um seine Ehre gegangen war.“, Inu Yasha gibt einen spottenden Laut von sich und ich blicke ihn ermahnend an, „Egal wie es für mich ausgehen sollte, aber ich bin fest entschlossen ihm beiseite zu stehen und diesen Krieg zu beenden. Ich habe sicher an dem ganzen Desaster auch meinen Beitrag geleistet. Und wenn es nur-“     „Es geht ihm schlecht.“, unterbricht mich die Schlangenfrau hart und ihre Miene versteinert sich plötzlich, als wenn sie ihre sichere Maske abgesetzt hätte.     Ich schüttle verständnislos mit dem Kopf und sie sieht seufzend zu Boden.     „Er leidet, Kagome. Man sieht es ihm zwar nicht direkt an, aber sein Wesen ist unruhig und geschwächt. Auch wenn das Fehlen von Kizuna scheinbar keinen körperlichen Einfluss auf dich hat, aber auf ihn...“     Sie zieht ihre vollen Lippen zwischen die Zähne und schweift mit dem Blick zum Feuer, als ob sie in Gedanken sich sein Bild vor Augen rufen müsste. Ich dagegen bin immer noch sprachlos und bevor ich überhaupt über eine Reaktion meinerseits nachdenken kann tritt Inu Yasha bereits an meine Seite.     „Du willst sagen Sesshoumaru ist schwächer, als vorher?“     Der giftige Blick der Schlange paart sich mit einem schnellen Zucken ihrer Zunge, die sie in einem Anflug von Anspannung zwischen ihre Lippen hinausgleiten lässt.     „Bist du froh darüber?“     Inu Yasha hebt seine geballte Faust, wie zur stummen Drohung.     „Und wenn es so wäre?“     Als die Hebi aufspringt, tue ich es ihr sofort gleich und stelle mich zwischen die beiden Streithähne.    „Schluss damit.“     Mein Reiki schnellt aus und fegt über Beide hinweg, lässt die Energien in Form von blauer Energie sichtbar werden, während ein Zischen dieses Szenario begleitet. Azumi sieht mich mit einer Mischung aus Stauen und Strecken an, während Inu Yasha knurrt und sich, deutlich beleidigt, abwendet. Ich stöhne genervt, ehe ich mich wieder der Schlange zuwende und meine Energie beruhige.     „Erzähl mir alles, was du weißt.“     Es sind seltene Momente, in denen ich meine Aufforderungen ohne Widerspruch geltend mache.  Doch nachdem unsere Aufruhe die volle Aufmerksamkeit der halben Dämonen- bzw Menschenschar um uns herum auf sich gezogen hat, kann ich mir keine Nettigkeiten leisten. Azumi blickt sich kurz um, ehe sie sich ergeben wieder hinsetzt und mich kurz mustert. Als ich ebenfalls meinen Blick umherschweifen lasse, wenden sich die vielen Augenpaare nach und nach wieder ab und widmen sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten. Erst, als ich sicher bin, dass sich die Lage wieder entspannt hat, setzte auch ich mich und blicke die Hebi eindringlich an. Inu Yasha währenddessen setzt sich im Schneidersitz direkt neben mich und signalisiert damit mehr als deutlich, dass auch er wissen will, was Sache ist. Azumi kaut erst unsicher auf ihrer Unterlippe, ehe sie wieder betreten ins Feuer blickt.     „Es begann bereits, nachdem du uns verlassen hattest. Sein ganzer Körper hatte gezittert, nahezu gebebt immer wieder in einzelnen Schüben. Er hatte sich sofort in seine Räume zurückgezogen. Naoki hatte versucht auf ihn einzureden. Schließlich war es riskant, in solch einem Zustand den anderen Daiyoukais entgegen zu treten. Er hatte vorgeschlagen die Verhandlungen aufgrund von innerländlichen Angelegenheiten zu verschieben, doch Lord Sesshoumaru-sama hat darauf bestanden, dass alles so ablaufen sollte, wie es geplant war.“    Sie verschränkt die Arme vor der Brust, sodass man genau erkennen kann, was sie von seinem Verhalten hält. Mir selbst kommt ihre Beschreibung nur allzu bekannt vor. Bereits damals konnte ich sehen, wie sich der Inhalt des Fläschchens auf mich und so wie es scheint auch auf ihn ausgewirkt hat. Wir beide sind wohl zu diesem Zeitpunkt an unsere Grenzen gestoßen…     „Auf jeden Fall“, holt mich Azumi aus meinen abschweifenden Gedankengängen, „wurde natürlich auch während den Verhandlungen über deinen Verbleib diskutiert. Schließlich hattest du als Gefährtin anwesend zu sein.“     Ihr Blick bohrt sich nur eine Millisekunde auf unangenehme, nachtragende Weise in den meinen.     „Sesshoumaru hat lediglich angedeutet, dass dieses Bündnis zwischen euch aufgehoben wurden ist und du nicht länger in dem Palast anwesend sein wirst. Doch natürlich beließen es die Lords nicht dabei. Vor allem Fusakeru war außer sich und hat nicht lockergelassen.“     Oh, Kami, dieser Panterdämon.     Unruhig wische ich mir den Pony von der mittlerweile schweißnassen Stirn. Allein meine Fantasie reicht mir schon völlig aus, um mich in noch mehr Aufruhe zu versetzen, wenn ich über die möglichen Varianten nachdenke, mit der die Schlange fortfahren könnte.    „Naoki meinte, dass der Lord dieses Theater jedoch schnell beendet hat, indem…“, ihr Blick fällt jetzt einen Moment zögernd auf mich.    „Indem er was?“, fällt Inu Yasha ungeduldig dazwischen und die Mimik der Schlange verdunkelt sich sofort.    „Mach Platz.“     Nostalgie umhüllt mich, als ich das vertraute Knallen neben mir nur einen Moment nach meinem Ausruf wahrnehme kann und ich seufze, sogleich das Gemecker des Hanyous folgt. Azumi Gesichtsausdruck erhellt sich spürbar und im nächsten Moment prangt auf ihrem Gesicht ein Grinsen, welches ihrer Rasse mehr als gerecht wird. Ich hebe auffordern die Augenbraue, während sie sich kurz räuspert und vergebens versucht ihre Belustigung zu unterdrücken.     „Indem er andeutete, dass dies nichtmehr möglich sei. Da dein Blut noch überdeutlich an seiner Klaue zu riechen war, war unmissverständlich klar, worauf er anspielte. Selbst wir haben einige Zeit in diesem Glauben gelebt.“     Sie streicht sich eine Strähne hinters Ohr und überschlägt die Beine, während sie mich schon fast entschuldigend anblickt. Doch das macht mir nichts. Es passt doch eindeutig zu Sesshoumaru, den anderen auf diese Weise meinen Tod zu präsentieren. Und auch wenn ich nicht weiß, ob er diese Äußerung nur für sein eigenes Wohlergehen aussprach, bin ich doch gerührt, dass er mich mit dieser Aktion unweigerlich aus der Schusslinie der Lord gezogen hat. Mein bescheuertes, sich nach Liebe verzerrendes Herz schlägt bereits bei der bloßen Vorstellung, er habe es für mich getan.   Ich bin wirklich eine Idiotin…     „Haben die Lords seinen Zustand bemerkt?“     „Naoki ist sich nicht sicher. Wenn er es vorher nicht gespürt hätte, wäre es ihm anhand seines Verhaltens nicht aufgefallen. Allein sein Wesen schwankte ab und an stark durch den Raum.“, knirscht sie mit den Zähnen.    “Doch die Kriegserklärung spricht wohl für sich.”    Wieder schüttle ich den Kopf.  “Ich verstehe das einfach nicht.”    “Tss. Wenn sie wirklich mitbekommen haben, wie geschwächt der Herr war... Wann wäre sonst eine ideale Gelegenheit in Sicht, den starken Westen anzugreifen?”    “Aber wieso? Was für ein Grund sollten sie haben?”    “Tss”, zischt Azumi abermals schlangenähnlich und schaut mich leicht spöttisch an. “Es sind machthunrige Dämonen von denen du da sprichst. Es wundert mich, dass der Lord des Nordes nicht ebenfalls den Krieg erklärt hat.”   Ein Bild des ruhigen und zurückhaltenden Lords der Bären gleitet innerlich durch meinen Kopf.     “Könnten wir ihn nicht bitten, uns zu unterstützen?”, versuche ich es, doch werde ich wieder mit einem skeptischen Blick beäugelt.     “Lord Tadashi würde nur im aller größten Notfall zu Gewalt greifen. Auf seine Hilfe kannst du nicht bauen.” Sie kichert leise. “Wahrscheinlich wartet er darauf, dass sie sie Lords gegenseitig abschlachten und er in aller Ruhe hinterher ganz Japan einnehmen kann.”    Entkräftet lasse ich die Schultern sinken, weiß einfach nicht, was wir noch an unserer Situation ändern können. Gedanklich spiele ich verschiedene Szenarien noch einmal durch, doch komme ich zu keinem Punkt der nennenswert wäre. Allein das dumpfe Dröhnen in meinem Schädel ist das einzige Resultat dessen.    “Wir sollten uns hinlegen und schlafen. Morgen werden wir jede Energie benötigen, die wir kriegen können.”, spricht der Hanyou neben mir, der mich musternd betrachtet. Die Kraftlosigkeit ist mir anscheinend ins Gesicht geschrieben.    Seufzend lege ich mich ans Lagerfeuer, blicke noch einmal durch die Runde zu meinen Freunden, die etwas abseits bereits schlafen.  Ich bete zu allen Kamis, dass ich sie morgen am Ende des Tages genauso gesund und wohlbehalten wiederfinden werde...    ----------------------------------------------    Der Morgengrauen zog sich noch übers Land, als wir in der Ferne Kampfe schreie ausmachen konnten.  Meine Finger verkeilen sich unweigerlich in Inu Yashas Schultern, als wir die letzten Meter in direktem Vormarsch vorpreschen.    Ich brauche keine Anweisungen zu geben. Bevor wir aufgebrochen sind, haben wir die Strategie und die mögliche Lage vor Ort erörtert. Die Menschen sollen sich vorerst zurückhalten und möglichst nur aus der Ferne oder in Gruppen angreifen. Azumi und die dämonischen Truppen werden die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie versuchen die Feinde auf direktem Wege einzukreisen und zusammenzukehren, was den Angriff für die Menschen vereinfachen sollte.   Soweit der Plan. Nichts Überragendes, aber dafür, etwas besser umsetzbar, wenn man nicht weiß, worauf man sich gefasst machen muss.     Doch was mich wenige Stunden später am Schauplatz erwartet, war mehr, als das, worauf ich mich innerlich vorbereitet hatte.     Der Gestank von Rauch und verbranntem Fleisch ist das erste, welche mir vom Wind zugetragen wird. Doch das ist nur der schreckliche Vorbote, von dem, was sich mir einen Moment später offenbart. Mit einem einzigen Sprung überwindet der Silberhaarige die Baumkronen, welche die heile Welt von dem Schlachtfeld trennt. Unwillkürlich fühle ich mich bei diesem so abrupten Kontrast zurückgeschleudert in die Zeit, in welcher ich noch zwischen den beiden Welten hin und her reisen konnte. Doch das hier übertrifft diesen scheinbar harmlosen Vergleich.    „Oh Kami“, entfährt es mir hauchdünn.    Das Land liegt in Schutt und Asche. Das Schlachtfeld, so groß, dass es über den Horizont hinaus geht, erstreckt sich mit Tod, Feuer und Blut. Die Flammen züngeln an manchen Stellen Meterhoch, während andere Plätze tiefen Krater und massiven Felsbrocken säumen. Horden an Youkai fallen übereinander her, kaum zu erkenne, wer Freund und wer Feind ist.  Kriegsrufe, aufeinandertreffende Klingen und Todesschreie hallen über den Ort, bringen meine Nackenhaare in eine aufrechte Position und mein Blut zum Gefrieren.  Ich habe schon viel in dieser Epoche an Grausamkeit kennenlernen dürfen.  Aber das hier übertrifft alles.  Nach dem ersten Schock wandern meine Augen panisch über das Kriegsfeld.   Wo bist du?    Doch schnell erkenne ich, dass bei dieser Schar an Dämonen kaum eine Möglichkeit besteht, den Daiyoukai auszumachen. Körper fallen übereinander her, verschmelzen zu einer großen Menge und lassen Feine und Freunde unerkennbar werden. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man den leichten Unterschied. Rüstungen und Waffen stehen in Kontrast zueinander. Rassen, dessen Herkunft unverkennbar ist, kristallisieren sich heraus. Die Massen toben gegeneinander, drücken und pressen. Dabei sieht man, dass eine Seite von beidem leicht unterliegt.  Unsere.    Mist.   Wieder suchen meine Augen panisch weiter.     Bitte! Es muss dir gut gehen!     Als Inu Yasha landet und mir damit die Übersicht über den Kampf genommen wird, spüre ich mich selbst in Panik verfallen.   Kami, ich bette, dass wir nicht zu spät gekommen sind.  Nur einen Moment gönne ich mir, nehme einen tiefen Atemzug und versuche mich zu sammeln, mich vorzubereiten auf etwas, von dem ich nicht weiß, für wen es gut oder böse enden wird.     „Wir müssen ihn finden.“     Ich sehe Inu Yashas Hinterkopf nicken, während er einen Arm von meinem Bein löst und Tessaiga zieht.     „Halt dich fest.“, sagt er und will erneut zum Sprung ansetzten, doch ich verkeile mich abermals in seiner Schulter.   „Warte.“     Ich blicke nach hinten, sehe die Dämonen und Menschen das Schlachtfeld betreten, die Waffen gezogen, die Kampfhaltung eingenommen.  Als ich meinen Bogen anhebe, wird es einen kurzen Moment, einen kleinen bedeutenden Augenblick unglaublich still.  Dann halt Kampfesgebrüll über den Platz und das Heer stürmt nach vorne.  Inu Yasha setzt zum Sprung an und begrüßt die feindlichen Truppen mit seinem Kaze no Kizu. Gleichzeitig höre ich die Freudesrufe der Dämonen aus dem Westen.  Die Erde erzittert hinter uns und ich erspare es mir mich um zu drehen, nur um damit noch mehr Schmerz und Wut zu erblicken, als mich bereits umgibt.  Ich unterdrücke auch den Drang mich zu übergeben, als mir ein Schwall anfaulendem Fleisch und Blut entgegenschlägt.  “Reiß dich verdammt nochmal zusammen”, fahr ich mich innerlich an und konzentriere mich darauf, den Hundedaiyoukai zu finden.    Dann schnellt ein heller, grüner Blitz über die Lichtung und lässt mein Herz kurz stoppen.    Bokuseiga.     „Inu Yasha.“     „Ja!“     Er erhöht das Tempo, schnellt durch die Feinde, wie ein Messer durch weiche Butter.  Dann in der Mitte des grauenhaften Schauplatzes kann ich einen einzelnen Youkai erspähen. Um ihn herum grüne Blitze, eine dreckige Pelzschlange, während sein Haar so rein und Silber leuchtet, als wären sie frisch gewaschen. Hätte die Tatsache allein, ihn nach über einem halben Jahr der Qual endlich wieder zu sehen nicht ausgereicht um mein Herz schmerzhaft schneller schlagen zu lassen, so hätte es spätestens der Umstand getan, dass er am Boden kniet und von Dreck und Blut befleckt ist.     Bei Kami.     Es genügt ein Blick um mir zu zeigen, wie schlecht es um ihn steht. Denn das Bild, den Lord des Westens kniend vorzufinden, habe ich bisher nur in den aller schlimmsten Momenten meines Lebens mitansehen dürfen.  Doch dieses Mal stellt sich mir die schmerzhafte Frage: War ich das? Ist das meine Schuld?  Nie hätte der stolze Dämon vor seinen Feinden gekniet.  Nie wäre er so einer Schwäche erlegen.  Außer es steht wirklich schlimm um ihn.     „Scheiße.“     Inu Yashas Stimme ist gefüllt von Wut und leichter Panik, als er ebenfalls die Situation realisiert. Er hebt Tessaiga empor und ich spüre seine mächtige Energie, als seine Klinge verdächtigt funkelt und beim nächsten Schwerthieb hunderte Diamanten über die Lichtung fegen lässt. Die Feinde werden zerschmettert, bevor sie den Lord erreichen können, welcher langsam seinen Kopf in unsere Richtung dreht und seine bernstein-farbenden Augen fast sofort die meine finden.  Tränen sammeln sich, als mich der Hanyou schließlich einige Meter vor dem Daiyoukai absetzt und ich ungehalten los sprinte.  Nichts könnte mich jetzt aufhalten.  Nicht einmal die Angst davor, dass er mich abweisen könnte.  Himmel, ich habe mich so nach ihm gesehnt, wollte ihn so lange schon wiedersehen, ungeachtet davon, wie absurd diese Logik erscheint, nachdem, was alles passiert ist.  Und jetzt bin ich dem so nahe.     „Sesshoumaru“     Seine Augen sind weit aufgerissen und rot gesprenkelt. Ein Anblick der mich fliehen lassen sollte, aber stattdessen strecke ich meinen Arm nach ihm aus.  Erst als er nach vorne schnellt, direkt auf mich zu, schnappe ich erschrocken nach Luft und stoppe. Doch egal, was ich jetzt tun würde, ich bin dem Daiyoukai bereits restlos unterlegen.  Im Hintergrund höre ich Inu Yasha entsetzt meinen Namen rufen, gibt meinen ängstlichen, verstörenden Gedanken nur noch mehr Nahrung.  Lässt mich zögern, lässt mich zweifeln.     Aber er kann doch nicht wirklich…     Seine, mit Blut verschmierte Klaue streckt sich zu mir aus, während sich sein Maul öffnet und seine spitzen Fängen entblößt.  Meine Kehle schnürt sich zu und abermals nehmen Tränen mir die Sicht.     „Sesshoumaru, bitte-“     Doch weiter komme ich nicht.  Die Luft zum Atmen wird mir abgeschnitten, vollends genommen.  Alles wird einen kurzen Augenblick ganz still, nur mein wild klopfendes Herz verrät, dass ich noch nicht Tod bin.  Das ich noch lebe.     Meine Lippen zittern, beben geradezu vor dem plötzlichen, so unerwarteten Gefühl, welches auf mich einwirkt. Sanfte Haut presst sich auf meine. Ein bekannter Duft, so intensiv durch diese eindringliche Nähe, umhüllt mich. Und noch ehe ich es überhaupt wirklich realisieren kann, reagiert mein Körper von ganz alleine und erwidert den sanften und zugleich energischen Kuss des Daiyoukais. Bevor ich es hinterher bereue, öffne ich meinen Mund und lecke über seine zarte Haut bettle geradezu um Einlass, gebe ihm alles, was mir möglich ist, zu geben. Er öffnet seine Lippen langsam und zögernd. Sogleich ich die Chance bekomme koste ich ihn, kann immer noch nicht glauben, was hier gerade passiert. Fast könnte ich diese Gefühle mit einem Schleudertrauma vergleichen. Von Angst und Panik hin zu Verlangen und überdimensionales Glück. Auch wenn sich seine milde Süße mit dem metallischen Geschmack von Eisen und Blut mischt kribbelt mein gesamter Körper bei dieser Zärtlichkeit.     Dann löst er sich.  Viel zu schnell.  Viel zu abrupt.     Immer noch gefangen und leicht wehleidig öffne ich die Augen und sehe in die seinen. Er hat sich nicht völlig von mir abgewendet, blickt mich stattdessen mit einem festen Ausdruck an, hält etwas inne, was ich auf skurrile Art sofort identifizieren kann.   Eine Mischung aus Entschlossenheit, Erleichterung und Genugtuung.    Es ist alles, was ich in diesem Moment brauche, um zu wissen, dass wir ok sind.  Dass, was auch immer kommen mag, wir das zusammen durchstehen werde.    Mein euphorisches Herz schlägt mit nun mehr Willensstärke und Unnachgiebigkeit. Und wieder bete ich zu den Göttern, dass meine Zuversicht nicht einreisen wird. Doch mit einem abermaligen Blick zu meinem Gefährten, fällt es mir schwer Zweifel zu empfinden.     Denn er ist bei mir und ich bei ihm.     Und auch wenn es klischeehaft erscheint, aber:     Das ist gerade irgendwie alles, was zählt!  Kapitel 9: Akt III - Aufeinandertreffen --------------------------------------- Mein Herz schlägt immer noch wie wild. Mit Adrenalin vollgepumpt lecke ich mir fahrig über die Lippen, schmecke ihn an mir, wie ein frischer, herber Tee am Nachmittag. Der Geschmack wird sich auf Ewig in mein Gedächtnis einbrennen. Nur für alle Fälle...    Seine Augen, so unglaublich nahe leuchten mir entgegen, während seine Präsenz sich mit meiner mischt. Es ist fast unheimlich, wie harmonisch sich unsere Auren kreuzen, umeinander züngeln und umkreisen. Fast wie ein alt vergessener Tanz.  Wären die Umstände nicht so verkehrt und schrecklich, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt. Doch um uns tobt der Kampf und ich bin überrascht, dass es niemand gewagt hat, unsere Unachtsamkeit auszunutzen.     Er richtet sich auf, löst sich von mir, fährt jedoch mit seiner Klaue dabei ungewöhnlich sanft über meinen Rücken, unmerklich für andere, aber ein deutliches Zeichen für mich. Eine Zuneigung, die nur mir vergönnt ist und die auch nur für mich alleine sichtbar sein soll.   Als er sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet hat, sieht er bereits schon wesentlich gesünder aus. Seine Haltung ist stolz, stark und seine Aura dominant und gefüllt mit Energie.   Ich habe kaum Zeit mir darüber Gedanken zu machen, kann kaum meine glücklich benebelten Gedanken sortieren und mich fragen, ob Kizuna zwischen uns wieder hergestellt ist oder nicht. Mein Bewusstsein kehrt nur langsam wieder zurück zu dem vollen Spektrum des Schauplatzes und gleichzeitig aus meinem kurzzeitigen Seelenfrieden.    „Geh jetzt. Das hier ist mein Kampf.“, spricht er, während ich mich immer noch sammeln muss.     Ich lache leise.    „Immer noch derselbe.“, murmle ich vor mich hin, während ich über die Schulter blicke und Inu Yasha und die anderen bereits stolz und energisch kämpfen sehe. Selbst nach dieser kurzen Zeit ist schon deutlich erkennbar, dass der Kampf nun nicht mehr eindeutig entschieden ist.  Wir sind zwar nicht überlegen, aber sehr wohl ebenbürtig.   Mein Blick richtet sich nun wieder nach vorne, zu der Horde an fremdartigen Dämonen, welche teilweise skeptisch und ängstlich unsere Personen inspizieren. Als Sesshoumaru Bokuseiga kampfbereit anhebt schrecken die ersten vor ihm zurück.    „Damit das klar ist“, beginne ich und ziehe den ersten Pfeil aus meinen Köcher, „ich werde dir nicht im Wege stehen, aber abhauen, werde ich auch nicht.“  Ich lasse den Pfeil los und zerschlage damit eine Schar an Dämonen, die auf mich zugestürmt kommt.   Sesshoumaru schnellt nach vorne und fegt mit einem Hieb die Dämonen beiseite, als wären es lästige Insekten. Seine neu gewonnene Kraft umgibt ihn jetzt in bedrohlichen, pulsierenden Schwingungen, welches auch seine Feinde zu bemerken scheinen. Die vor Schrecken geweiteten Augen der Dämonen weichen keine Sekunde von dem Hund.     Plötzlich verdunkelt sich der Himmel zu einem dunklen Strudel. Dann, keinen Augenblick später schießt ein heller Blitz zu Boden und verfehlt den Hund nur knapp. Doch bevor mich Erleichterung über diese Tatsache erfassen kann, öffnen sich die Tore des Himmels und lassen eine gewaltige Katze mit großen Säbelzähnen zum Vorschein kommen. Der Anblick der Riesenkatze erinnert mich unweigerlich an die Begegnung mit den Panterdämonen und ihren Meister. Die dämonische Energie schlägt, wie ein plötzlich aufkommender Sturm auf mich nieder. Ich erkenne dieses Youki sofort.     Lord Fukutsu.     „Mistkerl“ flüstere ich die für mich längst überfällige und durchaus passende Anrede für ihn. Unter allen Lords, war er der Einzige mit deutlichem Hass gegenüber Sesshoumaru. Kein anderer hätte mehr Freude daran, ihn zum Kampf herauszufordern.   Die Neko saust dem Boden mit gehobener Klaue dem Daiyoukai entgegen. Als dieser sich keinen Millimeter rührt und er mit lautem Getose von dem Lord des Ostens unter dessen Pfote begraben wird, bleibt mir kurzzeitig das Herz stehen. Einen kurzen Moment rührt sich nichts. Dann das Summen aufsteigender Energie.  Es leuchtet und kracht unter der mächtigen Pfote, ehe Lichter unter dieser hervorsausen, sich sammeln und Sesshoumaru nun selbst in seiner immensen Dämonengestallt hervortritt. Sein Jaulen hallt über die Lichtung, wie ein Klang der Heimkehr.   Die zwei Rivalen sehen sich an, mustern sich ein paar Sekunden, ehe der Kampf beginnt. Unter den Schritten der Großtiere bebt die Erde und ich spüre die Vibration bis tief in meine Knochen.    Neben mir versammeln sich einige der Menschen.    “Das ist... der Herr des Westens?”, flüstert einer der Bauern mit geweiteten Augen.    “Das ist ja...”, gibt ein anderer fassungslos von sich.     Mir ist bisher nicht in den Sinn gekommen das viele Menschen gar nicht persönlich mit dem Lord der Hunde in Kontakt gekommen sind. Einige hier sehen die Daiyoukais und ihre Mächte zum aller ersten Mal.      Ich schüttle den Gedanken schnell beiseite, als ich sehe, wie sich unsere Feinde nähern.    “Die Bogenschützen suchen Schutz am Waldrand und konzentrieren sich vorerst auf die Gegner in der Luft, alle anderen treiben die Katzen zusammen. Inu Yasha und die anderen werden sie besser bezwingen können.”    “Ja”, rufen mehrere gleichzeitig aus und eilen davon, um die restlichen Männer zu informieren. Selbst einige Dämonen beteiligen sich an der Strategie.     “DU!”, grollt es plötzlich, wie von Donner gerührt vor mir und ich erblicke Naokis angeschlagene Gestalt. Er richtet seinen wütenden funkelnden Blick auf mich und schnaubt. Eine schwarze Rauchwolke steigt aus aufgeblähten Nasenflügeln des Drachens hervor.     Seine offensive Feindseligkeit mir gegenüber überrascht mich, haut mich kurzeitig völlig aus dem geschehen und nur gerade so verfehlt mein Pfeil nicht die entfernte Masse an feindlichen Gegenern.    Was?  Ich? Aber wieso?    Lag es daran, dass ich Sesshoumaru mit meiner Tat geschadet hatte? Lag es daran, dass ich Mitschuld an diesem Krieg trage? Sah er mich als Verräter?    Es gab erschreckenderweise zu viele mögliche Gründe, warum er solchen Hass mir gegenüber empfinden konnte. Die Erkenntnis liegt mit plötzlich so schwer im Magen, dass es mir unaufhaltsam übel wird.     “Naoki-dono!”, fang ich mit möglichst viel Kraft in der Stimme an. Auch wenn er mit allem, was er mir wahrscheinlich an den Kopf werfen würde, Recht behalten wird ist jetzt nicht die Zeit sich vor ihm runterbuttern zu lassen.     “Wir sind nicht eure Feinde!”, betone ich extra stark und gehe zielstrebig auf ihn zu.     Er lacht.     “Ihr nicht, Kagome-sama, aber er durchaus!”    Und da erkenne ich erst, dass seine zu Schlitzen geformten Augen nicht mich ins Visier genommen haben. Ich schaue über meine Schulter und finde Akeno in erstarrter Form und mit Schrecken gefüllten Blick.    “Verschwinde von hier, Menschenabschaum!”  Die Augen des Truppenführers funkeln. Mit seinem blutbefleckten Gesicht könnte er glatt einem Serienkiller gleichkommen.    “Der Westen ist auch mein Zuhause. Und ich kämpfe für ihn.”   Akeno wirkt trotz seiner Worte unsicher. Seine lockigen Haare hängen ihm im geneigten Gesicht. Unruhig kaut er auf seinen bereits kaputten Lippen. “Eure Schwester hätte ebenso gehandelt.”  “Du wagst es über meine Schwester zu sprechen, du Dreckskreatur.”    Meine Aufmerksamkeit wird von einer Horde Youkai auf sich gezogen und schnell errichte ich einen Schutzwall, ehe Inu Yasha mit seinem Kaze no Kizu bereits zur Seite steht. Erst nachdem sich der Staub gelichtet hat, erblicke ich wieder die beiden streitenden Männer, die sich gefährlich feindselig gegenüberstehen.     “Hey, was soll das? Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu bekriegen, ihr Vollidioten!”, schreit der Hanyou neben mir und marschiert auf die Beiden zu. “Konzentriert euch auf die richtigen Feinde!”  Doch Naoki sieht den jungen Menschen immer noch verächtlich an. Seine schuppige Haut schimmert in einem drohenden Rot.     “Wegen dieser Missgeburt, hat meine Schwester mir den Rücken gekehrt. Wegen ihm ist sie-”    “Das spielt hier jetzt keine Rolle, Naoki-dono.”, schreite ich ein und lege den beiden die Hand auf die Schulter. “Wir müssen jetzt Sesshoumaru beiseite stehen. Wenn wir nicht schnell-”    Plötzlich erfassen meine Augen etwas.   Etwas vertrautes. Eine Frau in Umhang.  Sie steht inmitten der kämpfenden Horde an Dämonen, scheint aber wie aus einer anderen Sphäre zu kommen. Der Wind weht ihre Kapuze zurück und zum Vorschein kommt eine wilde lockige Mähne und haselnussbraunen Augen mit so viel Leid und Schmerz gefüllt, dass ich unwillkürlich schlucken muss.     "Kagome?”, fragt der Hanyou, nachdem er einen Dämon niedergeschlagen hatte, bevor ich ihn überhaupt bemerken konnte.    “Sie ist es”, entfährt es mir von den Lippen.    “Wer?”, fragt er irritiert nach, doch ich bin zu sehr in Gedanken, als dass ich ihm antworte. Ihr Auftauchen kann nur eines bedeuten. Und ich spüre, wie mich Scham und Wut über meine eigene Dummheit, über meine eigene Naivität einzuhüllen beginnt.    “Es war von Anfang an eine Falle gewesen.” Ich schüttle den Kopf, versuche den Klos in meinem Hals und die Tränen in meinen Augen runterzuschlucken. Doch es hilft nichts.     “Kagome, wer ist das?”, bohrt Inu Yasha nach, doch da höre ich schon ein starkes Zischen von meiner anderen Seite.     “Sazume?”    Ich habe selten die Stimme des Offiziers so leise und vorsichtig gehört. Instinktiv wende ich meinen Blick von der Gestalt und sehe den Ryu-Youkai an. Sein Gesicht ist von einer ziemlich ähnlichen Mischung an Gefühlen der Dämonin vor uns verzerrt.   Dann ein abermaliger erschrockener Laut und Akeno tritt neben den Drachen.    “Liebste?”    Liebste?    Ich drehe mich zur Seite.  Akenos Augen sind mit Schock und Grauen gefüllt, passen irgendwie nicht zu dem liebenden Ausdruck, den er gerade noch hauchzart von sich gegeben hatte.    Die , die nun deutlich zu erkennende Dämonin tritt näher an und heran und ich komme nicht umhin, meinen Bogen fester zu umschließen.  “Feind”, schreit mir meine innere Stimme zu, doch hält mich ihre mit Tränen gefüllten Augen davon ab, den Pfeil zu spannen.    “Akeno...”, flüstert sie mit glockenähnlicher Stimme und blickt dann zum Drachen. “Bruder”    Bruder? Oh Kami...    “Du bist.. am Leben?!”, entfährt es dem braunhaarigen Menschen. Seine Augen sind mit Unglauben geweitet. Neben ihm zischt der Drache.     “Was glaubst du denn? Wegen dir hat sie unser Land überhaupt erst hintergangen und sich dem Osten angeschlossen. Wegen dir hat mich meine Schwester zurückgelassen.”  Immer noch entgeistert richtet sich der Blick fragend auf den Hauptmann. “Was... aber du hast doch gesagt “Es sei zu spät”! Was bitte sollte ich denn anderes darunter verstehen, als dass sie gestorben ist? Vor allem, da ich sie nicht mehr wahrnehmen konnte...”  Der Drache gibt einen spöttischen Laut von sich und wehrt einen Feind mit seiner Klinge ab. Mir selbst fällt es schwer, das Geschehen mitzubekommen, muss ich doch selbst auf die Gegner in diesem Krieg achten.     “Du erbärmlicher Mensch. Deine eigene Dummheit hat sich dazu verleiten lassen, dass zu glauben.”     Akenos Blick richtet sich wieder auf die junge Dämonin vor uns, dieses Mal mit mehr Skepsis und einem leichten Vorwurf in der Stimme.  “Sazume, du hast mir einen Brief hinterlassen, indem du mir sagtest, dass du so nicht weiterleben kannst. Und weil ich gespürt habe, wie das Band gerissen war, habe ich geglaubt-”    “Band?”, fährt es aus meinem Mund, weil das nur eines heißen konnte, oder? Es konnte sich nur um Kizuna handeln, oder etwas Vergleichbares. Wie sonst hätte diese Dämonin von meiner und Sesshoumarus Verbindung wissen können?    Weil sie der Feind ist!    Ich schüttle den Gedanken ab und bin geschockt, als die Dämonin vor uns zwei säbel-ähnliche Klingen zieht. Ohne ein Wort schießt sie auf Akeno zu. Naoki holt zischend Luft, zu überrascht um zu reagieren.   Akeno pariert überraschenderweise erfolgreich, schlägt jedoch nicht zurück.     “Wieso bist du hier?”, entfährt es der Ryu-Youkai, ihre schuppenähnliche Haut tritt nun deutlich hervor.   “Wieso kämpfst du in einem Krieg der Dämonen? Du musst von hier verschwinden!”  Wieder lässt sie ihre Klingen auf den Menschen niedersausen. Doch bevor ich nur in irgendeiner Form agieren konnte, höre ich ein Zischen und sehe Inu Yashas Gesicht, welches sich rapide mit blankem Entsetzen füllt. Dann werde ich plötzlich gepackt und weggerissen.   Schmerz breitet sich in meiner Schulter aus, als sich spitze Krallen darin hineinbohren. Ein Schrei entfährt meiner Kehle, während meine Füße den Boden unter sich verlieren und ich in die Luft getragen werde. Ein Blick nach oben eröffnet mir weiße Federn. Ein langer, schwarzer Hals streckt sich über mich. Der Schwan neigt den Kopf und giftgrüne Augen bohren sich in die meinen. Instinktiv weiß ich sofort, wer mich vom Schauplatz des Geschehens fortschafft.     Masami.        ------------------          Panik überkommt mich, als ich mitansehe, wie die Miko von der riesigen Hakucho verschleppt wird.   “Kagome!”, rufe ich instinktiv, versuche abzuschätzen, ob ich sie mit einem Sprung noch erreichen kann, doch der verdammte Schwan hatte bereits zu viel Auftrieb erlangt. Ich ärgere mich über meine Nachlässigkeit. Durch den Gegenwind habe ich sie nicht kommen gemerkt, doch ist ihre Größe, nicht gerade unscheinbar. Sie könnte dem verdammten Waschbären von Miroku Konkurrenz machen.     Ich nehme schnell die Verfolgung auf, lasse das Dreiergespann hinter mir. Wenn diese Dämonin wirklich die Liebhaberin dieses Menschen ist, wird er schon klarkommen. Zumindest habe ich keine Spuren von Aggressivität oder Wut an der Ryu riechen können. Nur Leid und Kummer....    Ich schieße über die Lichtung. Rechts von mir kann ich ausmachen, wie Sango und Miroku versuchen, mich zu erreichen, doch werden sie von der plötzlich einkehrenden Horde an Youkai, die den Himmel in Dunkelheit hüllen aufgehalten. Dann erfasst mich ein Geruch und im nächsten Moment weiche ich hellen, gelben Blitzen aus.     “Oi, Hanyou, hast du mich vermisst?”     Ich knurre, als sich mir eine widerlich bunte Rüstung in den Weg stellt. Lange Nägel richten ein verschnörkeltes Schwert auf mich, während mich grüne Augen amüsiert ins Visier nehmen.    Ich könnte kotzen, als mir eine Brise seines abartig süßen Duftes zuweht. Doch das sind alles nur Faktoren, die mich dazu anheizend den Lord des Südens heute mein Schwert spüren zu lassen. Zusätzlich zu dem, dass er mir den Weg zu Kagome versperrt.    Dieser gottverdammte Vogel, würde heute das letzte Mal singen, soviel stand fest...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)